Was ist neu

Warum der Happy Loser Club wegen 5 Euro aufgelöst wurde

Seniors
Beitritt
08.01.2002
Beiträge
5.176
Zuletzt bearbeitet:

Warum der Happy Loser Club wegen 5 Euro aufgelöst wurde

Kennen Sie das? Sie stecken tief in irgendeiner Lebenskrise. Sie wissen weder vor noch zurück und alles ist dumpf und grau. Und dann kommt einer dieser esoterisch angehauchten Menschenengel vorbei und salbadert mit erleuchteten Augen was von positivem Denken und Bla und Blubb und davon, dass jede Krise eine Chance ist.

Eigentlich möchte ich mich vor so viel Lebensweisheit verbeugen, dabei mit dem rechten Fuß kräftig ausholen und mit gehörigem Schwung das Schienbein dieses Helferengels in eine Fortbewegungskrise versetzen.
"Na so was“, möchte ich danach höflich tadelnd dem schmerzverzerrten Gesicht sagen, „da muss ich mich nun aber wundern. Wieso bedanken Sie sich nicht für die Chance, die ich Ihnen grad beschert habe?"
Zu meinem Unglück habe ich bis heute an den Resultaten meiner guten Kinderstube zu leiden. Sonst hätte ich gewiss schon so manchem Allwissenden zu neuen Erkenntnissen verholfen.

Aus Trotz oder besser gesagt, gerade deswegen, gründeten Wolfgang und ich den Club der Happy Loser.

Clubmaxime: Egal was vorfällt, wir machen aus allem das Beste!

„Sag mal, du hast doch auch in deinem Bücherregal diesen Quark mit dem positiven Denken rumstehen, nicht?", sagte Wolfgang damals. "Was hältst du von diesen Ratschlägen?“
Ich zuckte die Schultern.
"Also, ich kann mit dem Scheiß nix anfangen“, resümierte Wolfgang.
„Könnt ja sein, es funktioniert", erwiderte ich, "aber beurteilen kann ich das nicht. Die Ratschläge hab ich nie so richtig befolgt.“
So beschlossen wir, einfach mal auszuprobieren, wie das ist, wenn man voller Glück drei Zentimeter über dem Boden schwebt.

Regelmäßig Mittwochnachmittag fanden wir uns im Café Knacks an einem runden Tischchen ein. Wir erwählten dieses Café nicht wegen seines bezeichnenden Namens, sondern weil dort die köstlichsten Konditortorten herumlungerten. Schmausend hielten wir Hof, um über unsere Chancen zu reden, also unsere Krisen, die jeweils die Chancen in sich bargen, na, Sie wissen schon. Das Seltsame war jedoch, dass wir uns nichts zu berichten hatten. Offensichtlich litt keiner von uns an einer Krise.

"Na?", sagte Wolfgang wie üblich, "wie schaut’s bei dir aus? Kriselt es wo?" Und ich zuckte die Schultern als hörte ich diese Vokabeln das erste Mal in meinem Leben. Desinteressiert blickte ich durch die Scheibe auf den kaugummivertrampelten Fußweg.

Eigentlich war Wolfgang nicht die Idealbesetzung für den Happy Loser Club.

Er rückte nämlich selbst nie mit der Sprache raus und erwartete, so wie eben, dass ich zuerst beginne.
Aus sicherer Quelle wusste ich, dass er vor zwei Wochen seinen Job verloren hatte. Ich wusste, dass sein geliebtes Aktienpaket sich gerade in die Erdoberfläche drückte und ich wusste, dass sein Rasseweib Helen ... aber lassen wir das. Die Torten im Café Knacks waren jedenfalls unwiderstehlich.
Wolfgang hatte es geschafft, innerhalb von vier Monaten noch dicker zu werden. Über seinem Hosenbund wölbte sich mittlerweile ein draller Wanst. Ich witterte unsere erste dicke Krise, also besser gesagt, ich erblickte Wolfgang. Meine vorfreudigen Augen auf sein deutlich eingelaufenes Jackett geheftet, begann ich mich ranzutasten. Er hatte seine Arme angewinkelt und ich hörte die Schmerzensschreie der berstenden Ärmel.
"Sag mal, du hast zugenommen in letzter Zeit, nicht wahr?"
"Hm, kann sein", Wolfgang blickte abwesend aus dem Fenster, während ich mir genüsslich eine Gabel mit hochaufgetürmter Schwarzwälder Kirschtorte in den Mund schob.
"Also mir kommt es so vor", schmatzte ich durch einen weiteren Sahnehaufen in meinem Mund hindurch.

Wolfgang hatte plötzlich diese ich-hau-dich-gleich-ungespitzt-in-den-Boden-Augen.
"Es gibt eben sonne und solche Menschen und während du dir täglich drei Sahnestücke in den Schlund ziehen kannst, ohne was anderes zu sein als ein dünnes Gerippe, setzt sowas bei mir tüchtig an. Kann ich da was für?"
Ich schwieg. Soviel hatte Wolfgang schon lange nicht mehr auf einmal geredet. Seine Tonlage hatte allerdings mit jedem weiteren Wort den Klangbereich des Happy Loser Clubs verlassen und war zur offenen Gewaltszene übergelaufen. Wolfgang sabberte, wenn er erregt war.
Er hatte mir eine recht steile Vorlage gegeben und es wäre nun an mir gewesen, ihm auch etwas zu gestehen. Zum Beispiel, dass ich nach jedem Stück Torte das Klo aufsuche und dort keineswegs meine vorgeblich schwache Blase entleere. Aber finden Sie nicht auch, dass ihn das Geheimnis meiner Schlankheit nichts angeht?

Also versuchte ich mich in den Klangfarben unserer Clubmaxime, als hätte ich nix gerafft. "Aber Wolfi, das ist doch die Gelegenheit, jetzt Happy Clubformat zu beweisen."
Für eine Sekunde schaute er mich irritiert an, dann schnappte er nach Luft und ich überlegte mir schon, ob ich bei meiner Flucht unter den Tisch den Kuchenteller mitnehmen sollte. Im Cafe Knacks waren die Torten nicht nur köstlich, sondern auch üppig. Na, Sie wissen schon, ich hatte noch nicht alles aufgegessen.
Aber diese Entscheidung musste ich nicht treffen, denn Wolfgang hatte sich irgendwie verschnappt. Er röchelte dramatisch, um dann in feuchten Husten auszubrechen. Diese Sorte Husten, bei der der grüne Schleim in dicken Placken von der Lunge gerissen wird, um mit der Schnelligkeit einer Gewehrkugel ins Freie zu schießen. Mir verging der Appetit, nein besser, mir wurde schon jetzt schlecht während ich meine Schwarzwälder vertilgte. Das war rundweg praktisch, dachte ich positiv, weil ich ja sowieso gleich aufs Klo wollte. Man musste eben aus allem das Beste machen.
Ich ließ meine Gabel über den leergeräumten Teller kratzen, um auch noch die winzigen Schokoladeplättchen zu erwischen, mit denen die Torte hochwandig kaschiert war, weil dahinter pure Sahne lauerte. Ich glaube, Wolfgang hatte nicht nur ausgeröchelt, sondern auch vergessen, weswegen er nach Luft geschnappt hatte. Mich keines wütenden Blickes würdigend schlürfte er aus seiner Kaffeetasse klangvoll wie ein Verdurstender.
"Du hast 'nen ganz schönen Zug am Leib", setzte ich beherzt unser Thema fort, aber Wolfgang ging darauf nicht ein, sondern hatte so einen komischen Blick in Richtung meiner Bluse. Unwillkürlich, eigentlich wollte ich da ja nicht hingucken, musste ich aber doch seinen Fixpunkt anschauen.
"Is da was?", fragte ich Interesse heuchelnd. "Nee, da is nix", antwortete Wolfgang trocken und seinem Gesicht war keine besondere Regung abzulesen. Und dann schob er punktgenau nach:
"Das ist ja das Problem."
Dieses Arschloch! Er spielte auf meine fehlenden Titten an. Das Reizthema Nr. 1 in meinem Leben. Was würde ich drum geben, vollbusig zu sein. Seit drei Jahren sparte ich jeden Cent, um mir chirurgisch mein Brustbrett aufpolstern zu lassen.
"Ich mach dir einen Vorschlag, Wolfi."
Er stierte einer vorbeigehenden Kellnerin auf den Rock, in dem ein praller Po verpackt war.
"Wenn du jeden Mittwoch das Tortefressen weglässt und die 7 Euro in meinen Titten-OP-Fond zahlst, kannste in zwei Jahren auf eine dicke Wölbung meiner Bluse glotzen. Da haben wir beide was von: du wirst endlich schlanker und ich an zwei Stellen dicker."
Ich glaube mein Lächeln, das ich am Ende aufgesetzt hatte, war ein wenig schief geraten. Aber Wolfgang hatte eh nicht geguckt. Umständlich hatte er seine Brieftasche rausgezogen und ich dachte schon, er wird jetzt zahlen und dann vorzeitig gehen. Das macht er gerne, wenn ihm die Worte fehlen.
Doch dann schob er mir mit seiner dickfleischigen Patschhand einen Fünfeuroschein rüber.
"Was ist damit?" fragte ich. Seine entspannte Gesichtsmiene verhieß irgendetwas Hinterhältiges.
"Davon kannste dir ein paar Socken kaufen. Stopf sie dir in den BH. Das ist billiger als die Gummibeulen.“
Mir blieb die Spucke weg. Nicht, dass ich vorgehabt hätte, irgendetwas mit meiner Spucke zu machen, aber mir blieb auch die Sprache weg.
„Du bist gemein“, presste ich nach unendlich elend langen Sekunden des bitteren Schweigens hervor. Mehr fiel mir nicht ein, was noch schlimmer als die Stille zwischen uns war.
„Wieso gemein? Ich halte mich nur an die Clubregeln.“ Wolfgang sprach gelassen wie ein Dreitonnenbuddha. „Aus allem das Beste machen, nich? Und mit ein paar Socken erreichst du lässig dasselbe Ergebnis in deiner Bluse.“
Das reichte. Den Happy Loser Club gab es ab sofort nicht mehr.
Ich stand auf und verließ wortlos das Cafe. Aber zuvor ging ich noch auf’s Klo.

 

Zwei kaputte Menschen, von denen keiner an Selbsthilfegruppen glaubt, gründen eine ebensolche. Lustig, konnte auch nur schiefgehen.

Sie unterhalten sich über Belanglosigkeiten wie Kaugummis am Asphalt, statt ihre wirklichen Probleme anzusprechen. Frustriert, dauergereizt und -gestresst, rundum unzufrieden, brauchen die zwei eindeutig einen besseren Blick auf das Leben, reden sich aber dennoch nur noch unglücklicher.

Was mir auffiel:

Wir fanden uns regelmäßig Mittwochnachmittag im Café Knacks an einem runden Tischchen ein. Wir erwählten dieses Café nicht wegen seines bezeichnenden Namens, sondern, weil dort die köstlichsten Konditortorten herumlungerten.
Wir...Wir... Eine kleine Stilsünde. :)

Ich schwieg,. Soviel hatte Wolfgang schon lange nicht mehr auf einmal geredet. Seine Tonlage hatte allerdings mit jedem weiteren Wort den Klangbereich des Happy Loser Clubs verlassen und war zur offenen Gewaltszene übergelaufen. A propo übergelaufen: Wolfgang sabberte, wenn er erregt war.
A propos. Gefällt mir nicht so gut. Wirkt, aber irgendwie gezwungen.

Meine Augen auf sein deutlich eingelaufenes Jackett geheftet, begann ich mich ranzutasten. Er hatte seine Arme angewinkelt und ich hörte die Schmerzensschreie der berstenden Ärmel.
"Sag mal, du hast zugenommen in letzter Zeit, nicht wahr?"
"Hm, kann sein", Wolfgang blickte abwesend aus dem Fenster, während ich mir genüsslich eine mit Schwarzwälder-Kirschtorte hochaufgetürmte Gabel in den Mund schob.
"Also mir kommt es so vor", schmatzte ich durch einen weiteren Sahnehaufen in meinem Mund hindurch.
Köstlich unsympatisch, die Protagonistin.

ich dachte schon, er wird jetzt zahlen und dann vorzeitig gehen. Das macht er gerne, wenn ihm die Worte fehlen.
sehr nett, zumal sie selbst am Ende die Flucht ergreift.

 

Hallo Anton von Mi,

dankeschön fürs Lesen und die Textarbeit. Ich werde die Korrekturen sogleich vornehmen.

Freut mich, dass die Geschichte inhaltlich richtig ankam.

Lieben Gruß
lakita

 

Hallo lakita,

Nach der, in meinen Augen immer etwas belästigend wirkenden, Anrede des Lesers eine leichte, schöne Geschichte.

Die "Selbsthilfegruppe" besteht nur aus einem Mann (Wolfgang) und einer Frau (der IchErzählerin)? Zu einer Gruppe gehören doch mindestens drei. Und speziell hier war das Hollywoodsyndrom, die angewöhnte Gewissheit, dass da noch "mehr" kommen müsste, gar nicht fern von meiner Denke. Aber vielleicht, das wird nicht so richtig klar, waren/sind die beiden auch verheiratet. Irgendwie hat das mich ein voll, krass bisschen irritiert.

"Is da was?", fragte ich Interesse heuchelnd. "Nee, da is nix", antwortete Wolfgang trocken und seinem Gesicht war keine besondere Regung abzulesen. Und dann schob er punktgenau nach:
"Das ist ja das Problem."
:lol:

Nette Geschichte, nicht überragend, aber nett,

-- floritiv.

 

Lieber floritiv,

also eigentlich solltest du besser das verdammt angenehme Frühlingswetter ausnutzen und in der Sonne sein oder hat man Berlin bei der Verteilung vergessen? :D

Auf jeden Fall danke ich dir herzlich für die Zeit, die du mir dennoch geschenkt hast, obwohl es bessere Alternativen gegeben hätte, selbige zu verbringen.
Ja, es sollte nur eine kleine leichte Story werden, ohne tragischen Tiefgang oder so, eher etwas bissig.

Dass dich das stört, dass der Club nur aus zwei Personen besteht, hab ich verstanden oder hab ich das falsch verstanden? Das ist schon richtig, dass zu einem Club mehr gehören.
Mal sehen, vielleicht sollte ich an einer geschickten Stelle einflechten, dass beide nur miteinander befreundet sind. Ich dachte, es sei von daher klar, dass die Erzählerin berichtet, dass man sich mittwochs immer im Cafe trifft, das würden Ehegatten jetzt eher nicht treffen nennen, sondern gemeinsam verbringen oder gemeinsam hingehen.

Lieben Dank und Grüße

lakita

 

Hallo lakita,

ein nettes Sahnhäubchen für zwischendurch servierst Du uns - luftig und lecker.

Wer nicht mit Krisen umgehen kann, sollte eben keine an die Oberfläche reden, solange sie gut unter Schwarzwälder Kirsch begraben im Verborgenen schlummern :D.
Und: von manchen Problemen weiß man nicht einmal, dass man sie hat, bis man darauf hingewiesen wird.

Der Vollständigkeit halber noch ein wenig Lob und Kritik in Kürze:
Zahlen werden in literarischen Texten ausgeschrieben.
Ein

5 Euroschein
geht ja mal gar nicht :aua:.
"Aber Wolfi, das ist doch die Gelegenheit (Komma) jetzt Happy Clubformat zu beweisen."

Dafür macht "salbadern" glücklich für einen Tag und einen halben :).

LG, Pardus

 

Lieben Dank Pardus,


fürs Lesen, Loben und die Kritik.

Die Sache mit den Zahlen habe ich im Duden nicht so richtig gefunden, habs hier aber auch schon einige Male so gelesen, dass sie bis 12, glaube ich wars, ausgeschrieben werden sollen in líterarischen Texten.

Den Fehler mit den Euros ändere ich sofort, das Komma, klaro auch.

Den Titel möchte ich aber so lassen, ich denke, dass es auch nicht falsch ist, weil ich meine,dass Kurse mit der Ziffer angegegeben werden können. Aber eben da bin ich etwas unsicher und der Duden nicht hilfreich oder ich zu blöd, die richtige Stelle, wo es steht, zu finden.

Lieben Gruß
lakita

 

Hallo lakita,

den Kummer runterschlucken, aber nicht verdauen können. Bei Wolfgang setzt er sich fest im Fett, die Prot. kotzt ihn aus, um erneut Platz zu schaffen, damit der Neue nachkommen kann. Sehr schönes Bild, schöne Idee.

All ihren Kummer servierst Du, in locker Torte eingebacken, wohlschmeckend unterhaltsam, die Ironie rundet das Mahl ab, wie das Sahnehäubchen oben drauf.

Sprachlosigkeit und weglaufen, als Merkmal beider, im tröstenden Gedanken, mein Gegenüber ist noch beschissener dran, anstatt selbst aktiv zu werden. Die Busen-OP als Krönung, die Ärzte (also wieder die Dritte) werden die Probleme lösen. Fehlt nur noch die Erwähnung, dass -klar- auch die Anderen schuld an den Umständen sind :).

Sie reden da (wenn sie denn reden), über Äußerlichkeiten, nie über innere Befindlichkeiten. Ich hab mich schon gefragt, wie gerade diese beiden Typen Freunde werden konnten, aber sie scheinen dann ja doch einiges gemeinsam zu haben :idee:.

Kennen Sie das? Sie stecken tief in irgendeiner Lebenskrise. Sie wissen weder vor noch zurück und alles ist dumpf und grau.

Erinnert mich irgendwie herrlich an nächtliche Verkaufsendungen.

Eigentlich möchte man sich vor so viel Lebensweisheit verbeugen, mit dem rechten Fuß kräftig ausholen und mit gehörigem Schwung das Schienbein dieses Helferengels in eine Fortbewegungskrise versetzen.
"Na so was“, möchte man danach höflich tadelnd dem schmerzverzerrten Gesicht sagen, „da muss ich mich nun aber wundern. Wieso bedanken Sie sich nicht für die Chance, die ich Ihnen grad beschert habe?"
Zu meinem Unglück habe ich bis heute an den Resultaten meiner guten Kinderstube zu leiden. Sonst hätte ich gewiss schon so manchem Allwissenden zu neuen Erkenntnissen verholfen.

"Na so was“, ... Wieso bedanken Sie sich nicht für die Chance, die ich Ihnen grad beschert habe?" :D

Was mich an diesem Abschnitt jedoch irritiert hat, war der schnelle Wechsel von der 3. Person zur Ich- Erzählerin.

köstlichsten Konditortorten herumlungerten

In meinen Augen beißt sich hier köstlich mit herumlungern.

Schmausend hielten wir Hof, um über unsere Chancen zu reden, also unsere Krisen, die jeweils die Chancen in sich bargen, na, Sie wissen schon.

"Schmausend hielten wir Hof ..." Genial!!

" ... die jeweils die Chancen in sich bargen, na, Sie wissen schon." Ja, ich weiß schon. Ich persönlich finde, der Satz könnte nach Krisen auch gut zu Ende sein.

... innerhalb von vier Monaten noch dicker zu werden als er so schon war.

Dafür findet sich doch bestimmt ein wunderbares Bild a la lakita ...

Na, Sie wissen schon, ich hatte noch nicht alles aufgegessen.

Hab ich mir doch fast gedacht, dass ein leeren Teller sie nicht zur Rettung desselbigen veranlassen würde.
Schön wäre auch gewesen, er war noch nicht abgeleckt :silly:.

Genug der Salbaderei (super schönes Wort) meiner Eindrücke.

Ich hab sie gern gelesen und wenn sie schon nicht miteinander reden, mich haben sie gut unterhalten :).

Vielen Dank für diesen kurzweiligen Spaß
Fliege

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe Fliege,

ich danke herzlich für Lob und konstruktive Kritik, die ich auch gerne umsetzen werde bis auf die "köstlichen Konditortorten, die herumlungern", das werd ich so lassen, der Widerspruch soll so sein.

Ob ich die Sabbeligkeit, die ja aus sich wiederholenden Worthülsen besteht, mit "na Sie wissen schon", wegradiere, weiß ich noch nicht so genau. Inhaltlich bringen diese Sätze nicht weiter, das stimmt, aber sie sagen etwas über die Protagonistin aus. Das lass ich noch auf mich wirken.

innerhalb von vier Monaten noch dicker zu werden als er so schon war.
stimmt das ist total abgegriffen, da such ich was Erfrischenderes. *versprochen* (1)

Nochmals lieben Dank für die Mühe und

lieben Gruß
lakita

(1) Ich nehm erstmal, bis ich noch was Idealeres gefunden habe:

"Über seinem Hosenbund wölbte sich mittlerweile eine dralle Wulst."

 

Danke, ich habe herzlich gelacht. "Fortbewegungskrise" - :-D :-D :-D

"Das ist ja das Problem." Am Besten an der Geschichte hat mir gefallen, wie überzeugend du die Charaktere gezeichnet hast. So überzeugend, dass ich mich am Ende fragte, wie die beiden überhaupt so zueinander gefunden hatten, also, wie hat ihre Beziehung zueinander begonnen und was für eine Beziehung ist das eigentlich?
Eine angedeutete Erklärung hätte mich vielleicht schon befriedigt. Aber das ist auch das einzige, was mir aufgefallen ist.

 

Hallo Milchkännchen,

ja, das stimmt, darüber, was die beiden überhaupt verbindet, hätt ich noch was bringen können. Mir ginge es wohl auch so, wenn ich die Geschichte nicht selbst geschrieben hätte.
Danke daher für den Hinweis.

Vielleicht fällt mir dazu noch was ein, was inhaltlich kurz, aber dennoch systemimmanent passend ist.

Lieben Dank für dein Lob. Tut gut !

Lieben Gruß und frohe Ostern und so

lakita

 

Hallo Lakita,

schön, dass du dich so schnell wieder "aufgerappelt" und eine neue kg geschrieben hast. Und da ich wegen meiner letzten Kritik noch den Schatten eines schlechten Gewissens mit mir herumtrage, freut es mich umso mehr, dir jetzt ein dickes Lob aussprechen zu können.

Schon wirklich seltsam, denn in dieser Geschichte ist von den Punkten, die ich an deinem letzten Text auszusetzen hatte, kaum etwas enthalten. Ist natürlich ein ganz anderes Gebiet und legitimiert auch zu einem anderen Stil, aber dennoch war ich wirklich verblüfft wie heiter und ungezwingen diese Geschichte daherkommt.

Insbesondere das erste Drittel ist wirklich richtig spritzig und ich musste wiederholt schmunzeln. Auch das zweite Drittel ist originell. Das letzte, naja, da geht dem Text die Puste aus, aber es zestört keinesfalls den Gesamteindruck. Dennoch würde ich persönlich da noch mal feilen.

Detailkram:

Aus Trotz oder besser gesagt, grad deswegen, gründeten Wolfgang und ich den Club der Happy Loser.

.

das kannst du ruhig aussschreiben

Clubmaxime: egal was vorfällt, wir machen aus allem das Beste!
groß
Sag mal“, sagte Wolfgang damals, „du hast doch auch in deinem Bücherregal diesen Quark mit dem positiven Denken rumstehen, nicht? Was hältst du von diesen Ratschlägen?“
Ich zuckte die Schultern.
Also, ich kann mit dem Scheiß nix anfangen“, resümierte daraufhin Wolfgang.
„Könnt ja sein, es funktioniert", sagte ich, "beurteilen kann ich das nicht. Die Ratschläge hab ich nie so richtig befolgt.“
korinthisch, aber ich würde da feilen.
Generell würde ich mir überlegen, ob der Dialog diesen ganzen Schmuck überhaupt braucht. Würde er nicht spritziger wirken, ohne die Begleitsätze? Oder wenisgtens mit verknappten ...

Wir erwählten dieses Café nicht wegen seines bezeichnenden Namens, sondern, weil dort die köstlichsten Konditortorten herumlungerten. Schmausend hielten wir Hof, um über unsere Chancen zu reden
PUNKT
, also unsere Krisen, die jeweils die Chancen in sich bargen, na, Sie wissen schon. Das Seltsame war jedoch, dass wir uns nichts zu berichten hatten. Offensichtlich litt keiner von uns an einer Krise.
hier würde ich zwei Einheiten draus machen.
Das doofe am fetten Satz ist natürlich, dass du damit den Witz des Ganzen vorweg nimmst. Könnte man auch streichen, damit der nächste Absatz mehr Durchschlagskraft besitzt.

"Na?", sagte Wolfgang wie üblich, "wie schaut’s bei dir aus? Kriselt es wo? Irgendwelche Probleme?" .
bremst aus. Das Kriseln reicht und ist auch lustiger.
Und ich zuckte die Schultern als hörte ich diese Vokabeln das erste Mal in meinem Leben
Hier müsste, wenn du meinem Vorschlag folgst, jetzt natürlich eingefügt werden, dass sie eigentlich nie irgendwelche Krisen zu besprechen haben. EinSatz reicht vollkommen

Ich witterte unsere erste dicke Krise, also besser gesagt, ich erblickte Wolfgang.
das ist gut. Würde ich ruhig noch mit etwas Vorfreude auspolstern.

Seit drei Jahren sparte ich jeden Cent, um mir chirurgisch mein Brustbrett aufpolstern zu lassen. Aber mir fehlten noch rund 2000 Euro für die OP.
uninteressant. EIn Satz, dass sie spart reicht vollkommen. Diese Details haben keine Relevanz. Es würde sogar reichen nur vom Reizthema zu sprechen. Das mit dem Fond kommt ja dann noch.

Das reichte. Den Happy Loser Club gab es ab sofort nicht mehr.
das ist etwas plump gelöst. Das könnte etwas witziger daherkommen, eine Verbindung zum Titel könnte auftauchen. Oder wenigstens noch einen Spruch zur Krisenbewältigung

Zum Ende:
Es passt ncht ganz, dass sie fragt "was ist damit?" als er das Geld rüberschiebt. Immerhin hat sie eben von Geld gesprochen. Hier könntest du die Situation sogar noch steigern.
Vll freut sie sich erst
"Oh Wolfi." Sie strahlte. "Endlich arbeiten wir gemeinsam an unseren Krisen. Ich wusste doch, es war eine gute Idee mit dir diesen Club zu gründen. 5 Euro sind zwar keine 7 Eu-"
"Mehr gibt´s nicht."
Das Strahlen erlosch.
"Kauf dir davon Socken ..."

Sowas in der Art. Natürlich funktioniert es aber auch so. Dieser Film ging nur gerade bei mir ab und ich dacht, ich teil ihn mit dir ;)

Joa, ansonsten frage ich mich, was das Teil in Alltag sucht. Das gehört ja eigentlich schon in Humor. Aber wie du willst.

Also, insgesamt habe ich die kg gerne gelesen, musste schmunzeln und fühlte mich gut unterhalten. Gut finde ich auch, dass du dich nicht zu sehr in diesem positiven-Denken-Mantras ergangen hast. (Zu ausführliche ) Schelten dieser Art gibt es genug.

Jetzt aber genug von mir :)

grüßlichst
weltenläufer

 

Hallo weltenläufer,


oh jeee, was hab ich bloß für einen furchtbaren Eindruck bei dir hinterlassen, wegen der vorangegangenen vermurksten Geschichte? :shy:

Wie auch immer, bitte fühle dich in meinen Geshichten gerne wie zu Hause und kritisiere bitte weiterhin frisch und frei von der Leber weg. Lernen und besser werden kann ich doch nur, wenn niemand ein Blatt vor den Mund nimmt.

Ich danke dir ganz herzlich für die lobende, aber noch mehr für die konstruktive Kritik. Einige deiner angesprochenen Punkte sehe ich genauso, so z.B., dass die Geschichte zum Ende hin nicht ihre Stärken hat. Vielleicht fällt mir im Laufe der Zeit dazu ja noch was Eloquenteres ein.

Dass mit ihrer Frage" Was ist mit dem Geld" wollte ich ansich so lassen, werde aber auf jeden Fall drüber nachdenken. Ihre Frage kann ja beeinhalten, dass sie schon ahnt, dass was mit dem Geld los ist, was sie nicht erfreuen wird.

Ob ich die quasi inhaltlichen Vorwegnahmen, die sich in der Geschichte an meiner Meinung nach drei Stellen befinden, verändern werde, weiß ich noch nicht, der Text lebt ja nicht unbedingt davon, dass laufend Überraschungen passieren, sondern, dass man sich an der Art und Weise erfreut, wie die beiden miteinander umgehen.

Auf jeden Fall werde ich den Text noch nacharbeiten, und insoweit danke ich dir für die Tipps und Hinweise.

Lieben Gruß

lakita

 

Salü lakita,

mach Dir man keine Sorgen wegen der Anzahl Mitglieder in der Gruppe 'Krise in der Chance' - *ups*, den Verschreiber lass ich stehn. Leidenschaftlich besuchte Selbsthilfegruppen enden meistens zu zweit bei Schwarzwälder Kirschtorte.

Deine Geschichte hat mich gefreut und derart 'gluschtig' gemacht auf die 'hinter Schokosträusseln versteckte Sahne', dass ich direkt Heimweh bekomme nach Norddeutschen Konditortorten. Herrlich, wie punktgenau Du die Szene beschreibst und das eingebettet in all den Frust über die Chance in der Krise der eso-angehauchten Menschenengel.
Ist flüssig zu lesen, hat mir gut gefallen!

Lieben Gruss,
Gisanne

 

Hallo Gisanne,

"Krise in der Chance" :lol: GUT !!!

Das würde in die Geschichte prima passen als Versprecher.

Stimmt, diese Selbsthilfegruppen enden oft zu zweit. Dabei fällt mir ein, dass ich auf diese Weise meinen Mann kennen gelernt habe. Wir waren zu dritt und wollten während der ersten Studiensemester ein verdammt langweiliges, aber, wie man uns weißmachte, unerlässliches Buch über Verfassungs- und Verwaltungskunde durcharbeiten. Selbst zu dritt sind wir über die ersten 80 Seiten nie hinaus gekommen. :D

Dankeschön für dein Lob, liebe Gisanne.

Lieben Gruß
lakita

 

Hallo lakita,

ich muss dir ein wenig danken. Zuerst wollte mir die Geschichte nicht so richtig gefallen. Zu einfach, dachte ich mir. Zu simpel. Ich las sie noch einmal. Und da wurde mir klar, dass genau das ihre Stäkre ist. Du hättest auch alles mit schweren Sätzen auskleiden können, die ein wenig behäbig, wenn auch kraftvoll daherkommen und uns das Leid der Prots stilistisch aufs Brötchen schmieren. So aber verpackst du ihre Probleme in einer lockigen Geschichte, unter deren Oberfläche einiges mehr schlummert, als man zuerst erwartet. Warum ich jetzt danke? Weil ich in letzter Zeit versucht habe alle meine Geschichten eben möglichst mit dicken Wörter zu bepflastern. Und ich jetzt sehe, dass es auch anders geht; dass es auch besser geht.
Hat mir gefallen, deine kg. Und vor allem hat sie mich dazu veranlasst an meinem eigenen Stil zu arbeiten :)

Einen lieben Gruß...
morti

 

Hallo morti,

da komm ich von einem Gerichtstermin ins Büro zurück, schalte den PC an und finde deine lobenden Worte vor. Welch Freude! Vielen Dank für dein Feedback. Trotzdem fällt es mir ein wenig schwer, das ganze Lob anzunehmen.

Eine Freundin, der ich diese Geschichte, bevor ich sie hier postete, zu lesen gab, fragte, ob ich für dieses Werk länger als 30 Minuten gebraucht hätte. :D

Sie hatte und hat mit ihrer Einschätzung auch nicht ganz Unrecht, denn ich habe diese Geschichte mehr oder wenig drauflos geschrieben, so ohne lange nachzudenken. Allerdings hab ich dafür deutlich mehr als 30 Minuten gebraucht. Ich schreibe dir das alles deswegen, weil ich deine Sorgen in puncto Schreibstil ja nur selbst zu gut kenne.
Geschichten, die ich ersinne, für die ich lange recherchiere, die ich konstruiere und mehr oder weniger hart erarbeite, ernten manchmal kaum Erfolg, obwohl in ihnen sehr viel mehr Fleiß, Schweiß und Bemühen steckt.

Und dann fliegen einem so ein paar ansich erstmal blöde Sätze zu und man packt sie und man verpackt sie zusammen mit anderen Sätzen und es kommt so eine Geschichte dabei heraus. Irgendwie ist das ungerecht, aber auch bezeichnend.
Mir zeigt das und vielleicht kannst du davon auch etwas für dich entdecken, dass immer nur dann, wenn ich sehr sehr locker bin während ich schreibe, auch etwas Annehmbares rauskommen kann. In den anderen Fällen verstell ich mir vermutlich selbst den Weg, weil ich so viel von mir verlange und mich komplett überfordere. So genau kenn ich mich da auch nicht, ich vermute es nur.
Ich glaube also nicht, lieber morti, dass du an deinem Stil arbeiten musst, du hast bereits einen sehr guten Schreibstil, sondern vielleicht ist es bei dir auch nur die Herangehensweise, die (Über-)Anstrengung, die du dir auferlegst. Ich kenne dich nicht, ich psychologisiere hier nur wild in der Gegend rum, aber vielleicht passt es ja doch ?

Gut finde ich und da schließe ich mich gerne an, dass du dir die Selbstzweifel erhalten hast oder nennen wir es Selbstkritik. Wie sagt man so schön: aller Fortschritt kommt von der Unzufriedenheit und solange wir mit unseren Geschichten nicht gänzlich zufrieden sind, werden sie und können sie nur besser werden.

Lieben Gruß
lakita

 

Hallo lakita,

auch von mir, der ich schon eine Weile nicht mehr im Forum war, ein Lob, die Geschichte macht beim Lesen großen Spaß und das ist ja schonmal nicht schlecht 
Ich mag die beiden Protagonisten mit ihren Nickeligkeiten gerne, finde die Charaktere gut beobachtet und kann mir vor allem die Protagonistin gut vorstellen, wie sie in Berlin in irgendeinem Café sitzt, die Gabel in die Torte haut, affektiert vor sich hinschnattert und allen Umstehenden auf die Nerven geht, bis sie wieder in Richtung Toilette verschwindet.
Die „herumlungernden“ Torten haben mich ehrlich gesagt auch etwas gestört und die Ernsthaftigkeit der Brust-Op nehme ich der Prot. nicht so ganz ab, aber das macht ja nüsch.
Freue mich auf weitere Geschichten!

Gruß
TeBeEm

 

Hallo TeBeEm,

wie sie in Berlin in irgendeinem Café sitzt, die Gabel in die Torte haut, affektiert vor sich hinschnattert und allen Umstehenden auf die Nerven geht, bis sie wieder in Richtung Toilette verschwindet.
YES !!! Gotcha!!! :D

Danke für die positive Kritik.

Die herumlungernden Torten werde ich mir nochmals durch den Kopf gehen lassen, weil du ja nun schon der Zweite bist, der diesen Ausdruck nicht so gelungen findet.
Woran hapert es bei der Brust-OP, dass du sie ihr nicht abkaufst? Bin ich da zu oberflächlich gewesen? *grübel*

Lieben Gruß
lakita

 

Hallo Lakita,

eine unterhaltsame, bissige Geschichte, die ich gern sehr gelesen habe. Zwei gescheiterte, unzufriedene Existenzen die sich an den Defiziten des Anderen aufpolieren. Das wahre Leben halt....:lol:

Die Charaktere sind schön herausgearbeitet und wirken wunderbar unsymphatisch.

Hier noch ein ein paar Kleinigkeiten:

Kennen Sie das? Sie stecken tief in irgendeiner Lebenskrise
Die direkte Ansprache an den Leser stört mich ein wenig. Ist aber Geschmackssache.

Über seinem Hosenbund wölbte sich mittlerweile eine dralle Wulst.
Wulst erinnert mich so an Geschwür. Als Gegenvorschlag vielleicht "sein draller Wanst"?

Wie gesagt. Kleinigkeiten, denn das war es auch schon.

Lieber Gruß
GR

 

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom