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Warum?

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14.11.2020
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Warum?

Endlich war Sophie am Kino angekommen. Vorsichtig stellte sie das neue Fahrrad, ihren ganzen Stolz, in einen Fahrradständer und schloss es sorgfältig ab. Aufgeregt betrat sie das große Kino, schon seit ungefähr einem Jahr freute sie sich auf die Fortsetzung ihres Lieblingsfilms.
"Was darf ´s sein?", fragte der korpulente, schlecht gelaunte Mann hinter der Kasse.
"Ein Ticket für Raum 3, bitte!", sagte Sophie uneingeschüchtert. Doch die schlechte Laune des Mannes konnte die Vorfreude von Sophie nicht trügen.
"Gibt ´s Extrawünsche?", fragte der Mann ohne aufzusehen.
"Was meinen Sie?"
"Na, ob du ´nen bestimmten Platz willst?", er wurde immer genervter. Sophie wurde rot und schaute sich kurz um, als sie niemand entdeckte, trat sie näher an die Kasse heran und stellte sich auf Zehenspitzen, um vernünftig mit dem Mann reden zu können.
"Etwas Günstiges wäre mir ganz recht."
"Okay!", sagte der Mann leicht irritiert, er schien sich zu fragen, warum sie sich so umguckte, während er ihr Ticket über den Tresen schob.
"Das macht dann 7,45€!", nuschelte er wieder in aller Gelassenheit. Sophie kramte in ihrem Geldbeutel, dann schob sie das Geld dem Mann zu, dieser seufzte, als er das ganze Kleingeld sah und begann zu zählen, es schien zu stimmen. Gerade wollte sie den Kinosaal betreten, als Kinder aus ihrer Klasse auf sie zu kamen, sie hatten jede*r einen großen Softdrink und Popcorn.
"Schaust du dir auch den Film an, Sophia?", fragte ein großer Junge aus der Gruppe hämisch. Sophie wurde schon wieder rot.
"Ja, ich freu mich schon voll, aber eigentlich heiße ich Sophie..", meinte sie schüchtern, doch der Junge unterbrach sie.
"Du hast ja nicht mal Popcorn!", lachte er. Sophie erschrak, nicht das schon wieder, sie wollte der Situation um jeden Preis aus dem Weg gehen.
"Oh, du hast Recht, ich hab es wohl vorne vergessen, ich hole schnell neues!", schob sie sofort hinterher.
"Schon klar", sagte ein Mädchen, "haben deine Eltern nicht ein bisschen zu wenig Geld für zweimal Popcorn?"
Nervös lachte Sophie, ohne zu wissen warum. Sie wollte die Coole spielen, irgendetwas machen, das zur Abwechslung nicht peinlich war, doch ihr fiel nichts ein. Schnell rannte sie nach vorne, die aus ihrer Klasse lachten und klatschten ab.
Vorne angekommen, schaute Sophie in ihren Geldbeutel, ihr letzter Rest Taschengeld würde vielleicht noch für eine ganz kleine Tüte reichen.
"Eine kleine Tüte Popcorn, bitte!", sagte sie wieder zu dem Mann. Als er wieder einen Haufen Kleingeld sah, rollte er mit den Augen, gab ihr dann aber ihr Popcorn.
"Danke!", rief sie ihm zu, während sie wegrannte, woraufhin er nur brummte. Wahrscheinlich waren die anderen längst im Saal. Vielleicht hatte sie die Chance, ungesehen an ihren Platz zu gelangen. Doch als sie an den Toiletten vorbeikam, hörte sie gedämpftes Lachen. Zu spät! Die Kinder aus ihrer Klasse hatten in der Toilette auf sie gewartet und stürmten auf einmal aus ihren Verstecken. Der große Junge und ein anderer hatten einen ganzen Eimer Wandfarbe dabei, Sophie ahnte Übles. Auf Kommando leerten sie den ganzen Eimer über Sophie aus, die Farbe durchtränkte alles, ihre Klamotten, ihre Haare, das Popcorn.
Wer schon einmal ganz alleine Nachts auf den Straßen gewesen ist, kennt vielleicht dieses Gefühl von kompletter Einsamkeit. Ein Knoten im Bauch, der einen nach unten zu ziehen scheint, eine Klaue, die sich um einen schließt, das Gefühl, erdrückt zu werden. Von einem Moment zum anderen wechselten Sophies Gefühle von Glück, Vorfreude und Lust auf den seltenen Snack zu diesem einen Gefühl. Um sie herum regten sich Leute, Erwachsen, die ihre Mitschüler fragten, was das sollte, Aufseher, die sich um die Farbe auf dem Boden kümmerten, doch für Sophie blieb alles stehen. Sie wollte stark sein, nicht weinen, ihren nicht geben, was sie wollten, doch die Trauer übermannte sie. Ihre Augen wurden feucht und nacheinander lösten sich einzelne Tränen und rollten ihre Wangen herunter. Gedemütigt rannte sie aus dem Kino, zu ihrem Fahrrad, nur um festzustellen, dass auch dieses über und über mit Farbe beschmutzt war. Geschockt und zugleich wie betäubt fuhr sie die zehn Minuten nach Hause. Immer wieder spürte sie irritierte Blicke auf sich, Kleinkinder zeigten auf sie, doch sie blendete die Welt um sich herum aus.
Als sie die Haustür des riesigen, grauen, Neubaublocks aufschloss und die Treppen zur Wohnung hochlief, tropfte sie alles mit Farbe voll. Das würde Ärger mit dem Hausmeister geben, auch das noch! Zuerst wollte sie beim Aufschließen der Wohnungstür leise sein, damit ihre Eltern nichts merkten, doch ihr fiel ein, dass sie noch bis spät abends arbeiten waren. Im Spiegel des Eingangsbereichs schaute sie sich an und musste sofort wieder anfangen zu weinen. Warum quälten die anderen sie so? Was hatte sie ihnen denn getan? Wenn wirklich alle dachten, sie sei blöd, entsprach es vielleicht der Wahrheit.
Sie hatte keine Lust, sich umzuziehen, wahrscheinlich war sie ihrer Klamotten gar nicht wert. Schwerfällig schob sie die Glastür des kleinen Balkons auf, von dem Farbgeruch bekam sie Kopfschmerzen, Umziehen wäre vielleicht doch keine schlechte Idee gewesen, aber vielleicht verdiente sie das. Von dem Balkon hatte man eine tolle Aussicht, ihre Wohnung war schön weit oben, man konnte über den ganzen anliegenden Park gucken und weiter. Langsam glitt ihr Blick weiter nach unten. Der Balkon war hoch, sehr hoch, aber unter Höhenangst hatte sie noch nie gelitten, was für ein Adrenalinschub das wohl auslösen würde, wenn sie sprang. Warum nicht ausprobieren? Sie hatte nichts zu verlieren, ihre Klasse hasste sie, Omas und Opas hatte sie nicht und ihre Eltern wären sicher besser ohne sie dran, ohne so eine Versagerin. Mit einer Hand hielt sie sich an der Wand fest und mit der anderen am Geländer, erst schwang sie das rechte und dann das linke Bein über das Geländer. Jetzt war es doch etwas sehr hoch, wenn sie jetzt sprang, würde sie niemals mehr den Film gucken können. Was dachte sie da? Sie war feige, genau wie die anderen sagen. Was brachte es schließlich noch zu leben, wenn einem eh nur alle weh taten? Vielleicht war sie woanders besser aufgehoben. Vorsichtig ließ sie sich noch ein weiteres Stück nach vorne gleiten, fast wäre sie vornüber gefallen, die Farbe war glitschig. Sie musste nur loslassen, dann war alles vorbei, doch irgendwie gelang es ihr nicht. Es war wohl wie beim ersten Sprung vom drei Meter Brett, es gelang einfach nicht, obwohl man wusste, dass man es eigentlich wollte. Wahrscheinlich musste sie es so lösen, wie sie es damals auf dem Brett getan hatte, einfach machen und nicht nachdenken. Sie probierte noch einmal die Freude in sich zu sammeln, die sie vor dem Film empfunden hatte, doch sie musste nur sofort wieder an die Farbe und ihr komplett versautes Fahrrad denken, sie hatte es doch gerade erst zu Weihnachten bekommen, schon wieder musste sie weinen.
"Da habt ihr es, ist das, was ihr wolltet?", schrie sie hinaus, kurz dachte sie an ihre Eltern, "Ich habe euch lieb, Mama und Papa!"
Und mit diesen Worten ließ sie los.

 

Guten Morgen @Helene

Deine Geschichte ließ sich wunderbar mit der ersten Tasse Kaffee heute morgen kombinieren:dozey:

Du schreibst flüssig und zügig, wirst nicht zu ausschweifend und trotzdem hab ich das Gefühl, ein gutes Bild deiner Figuren und deren Umgebung vor Augen zu haben.
Gegen später im Text, hätte ich mir persönlich mehr Absätze gewünscht.

Du erzählst eine Geschichte aus den letzten Stunden eines Mädchens, das nichts als Ablehnung von der Welt erfährt und am Ende nur einen Ausweg sieht: nämlich springen.
Auch wenn die Geschichte tragisch ist, hat sie mich leider nicht gepackt. Es mag daran liegen, dass ich ab dem Moment, ab dem ich verstanden habe dass Sophie gemobbt wird, schon einen möglichen Ausgang der Geschichte vor Augen hatte. Weil schon zu oft gelesen.

Ich fand den Einstieg mit dem Kino sehr gelungen. Sophie brennt für etwas, scheint in meinen Augen zumindest in der Fantasie Zuflucht zu finden. Doch mit dem Auftauchen der mobbenden Mitschüler, wird die Geschichte generisch.
Die Aktion mit der Wandfarbe empfand ich auch als "verbraucht", zumal ich mich gefragt habe woher die anderen im Kino plötzlich einen Eimer Farbe hatten und ob das heutzutage noch die Art ist, jemanden bloßzustellen (fies, keine Frage, aber auch plump).

In deiner Sophie steckt, so hab ich es zumindest gelesen, noch ein nicht erloschener Funke und mich lässt das Gefühl nicht los, dass es für sie ein anderes Ende geben könnte, als zu springen. Aber darüber bestimmst natürlich einzig und allein du.

Ich hoffe, du kannst aus meinem Leseeindruck etwas für dich mitnehmen.

Viele Grüße

 

Hallo @Helene

Ich finde, du bist talentiert, dies mal vorneweg. Du erzählst anschaulich, als Leser kann ich mir das alles gut vorstellen. Die Sätze lassen sich flüssig lesen. Was mir gut gefallen hat, ist, wie du den Mechanismus aufzeigst, der vom Mobbing der anderen dazu führt, dass man den eigenen Selbstwert verliert:

Was hatte sie ihnen denn getan? Wenn wirklich alle dachten, sie sei blöd, entsprach es vielleicht wirklich der Wahrheit...
Auch die Armut als Ansatzpunkt für das Mobbing hast du gut eingearbeitet.

Woran könntest du arbeiten? Hier ein paar Vorschläge:

"Okay!", sagte der Mann leicht irritiert, warum hatte sie darum so einen Aufstand gemacht?
Ich finde, du wechselst jeweils sehr gut von der Aussenperspektive in die Innenperspektive, zum Beispiel mit einer Frage. Hier aber wechselst du die Perspektive hin zum Mann. Das irritiert die Leser, würde ich hier also weglassen. Was der Mann denkt, müssest du indirekt und aus der Perspektive von Sophie zeigen oder ihn den Gedanken aussprechen lassen.
Wer schon einmal ganz alleine Nachts auf den Straßen gewesen ist, kennt vielleicht dieses Gefühl von kompletter Einsamkeit. Ein Knoten im Bauch, der einen nach unten zu ziehen scheint, eine Klaue, die sich um einen schließt, das Gefühl, erdrückt zu werden.
Die Beschreibung des Gefühls finde ich gut. Den Wechsel in die Innensicht könntest du hier, denke ich, eleganter gestalten. Erstens wäre es besser, auf die (indirekte) Anrede zu verzichten und direkt mit dem Gefühl starten. Das passt nämlich nicht so recht um übrigen Text. Zweitens ist es nicht unbedingt nötig, das Gefühl zu benennen (komplette Einsamkeit).
Leute guckten sie irritiert oder belustigt an, Kleinkinder zeigten auf sie, doch sie interessiert sich nicht für sie.
Sind da wirklich Dreijährige nachts auf der Strasse?
Sie musste irgendwie cool tuen
tun
die aus ihrer Klasse lachten und schlugen sich ab.
Da dachte ich an eine Prügelei. vielleicht: "klatschten ab"?
Nicht ohne einem Augenrollen seinerseits, als sie ihm wieder einen Haufen Kleingeld gab, reichte er ihr das Popcorn.
Der Satz ist vermurkst. Vorschlag: "Als sie ihm wieder einen Haufen Kleingeld gab, reichte er ihr augenrollend das Popcorn." Oder: "Als er den erneuten Haufen Kleingeld sah, den sie ihm gab, rollte er mit den Augen und reichte ihr das Popcorn."
"Danke!", rief sie ihm noch bei wegrennen zu, worauf hin er nur brummte.
beim Wegrennen. woraufhin. Besser aber: "rief sie ihm zu, während sie wegrannte, woraufhin er nur brummte."
die Farbe durchdrängte alles, ihre Klamotten, ihre Haare,
durchtränkte
Ihre Augen wurden feuchte und nach einander lösten sich einzelne Tränen
feucht. nacheinander
dass auch dieses über und über mit Farbe wahr.
war
ihre Wohnung wahr schön weit oben,
war
würde sie nie Mals mehr den Film gucken können.
niemals
war sie wo anders besser
woanders
vorne geiten, fasst wäre sie vorüber gefallen
fast

Zum Inhalt:
Es ist schwierig, wenn man für ein Publikum schreibt, das vieles schon gelesen hat. Und Selbstmordgeschichten gehören zu den häufigsten Texten, die Neueinsteiger, vor allem junge Menschen hier einstellen.
Das Problem ist, dass das krasseste Ergebnis (der Tod) nicht automatisch eine interessante Geschichte ergibt. Der Inhalt an sich ist kein Garant dafür, dass Menschen von einem Text berührt werden. Vor allem für eine Kurzgeschichte ist der Suizid nicht so spannend, weil sie dem Weg, dem Kampf, dem Innenleben der Figur mit so wenigen Worten kaum gerecht werden kann. (Wobei ich finde, dass du das hier vergleichsweise gut gemacht hast). Den Anschlag mit dem Farbeimer fand ich zudem etwas oldscool und überzeichnet.
Das Thema an sich finde ich spannend. Mich würde aber mehr interessieren, wie das heutzutage tatsächlich abläuft. Cybermobbing, zum Beispiel. Was wird da geschrieben, gepostet? Ist das wirklich so häufig, wie man sagt? Und wie wirkt sich das auf die Betroffenen aus - ohne gleich die krasseste Variante ins Spiel zu bringen. Ich denke, du bist in einer Position, aus der du einiges mitkriegst, aus der du einiges erzählen könntest, was Leserinnen, die da keinen Zugang haben, interessieren würde. Das muss natürlich kein Tatsachenbericht sein, aber vielleicht etwas stärker in der Lebenswelt wurzeln, in der du dich bewegst, so wie der Anfang deiner Geschichte.

Lieber Gruss
Peeperkorn

 

Hallo @Helene

ich habe Deine Geschichte gelesen und mit Sophie gelitten. Ich mag Deine Protagonistin, sie berührt mich. Allerdings sind sehr viele sprachliche Haken in Deinem Text. Das hat mich immer wieder aus dem Lesefluss gerissen.

Hier einige Anmerkungen:

Aufgeregt betrat sie das große Kino, schon seit ungefähr einem Jahr freute sie sich auf die Fortsetzung ihres Lieblingsfilms.

Das kannst Du streichen. Kinos sind ja in der Regel immer groß

"Ein Ticket für Raum 3, bitte!", sagte Sophie uneingeschüchtert, die schlechte Laune des Mannes konnte noch lange nicht die Vorfreude von Sophie überwiegen.

"Ein Ticket für Raum 3, bitte!", sagte Sophie uneingeschüchtert. Die schlechte Laune des Mannes konnte ihre Vorfreude auf den Film nicht trügen.

"Etwas günstiges wäre mir ganz recht."

Günstiges

"Okay!", sagte der Mann leicht irritiert, warum hatte sie darum so einen Aufstand gemacht? Der Mann schob ihr Ticket über den Tresen.
"Das macht dann 7,45€!", nuschelte er wieder in aller Gelassenheit.

Klingt holprig.
Vorschlag:
"Okay!", erwiderte er leicht irritiert, während er ihr ein Ticket über den Tresen zuschob. "Das macht dann 7,45 €", nuschelte er wieder in aller Gelassenheit.

rst suchte Sophie etwas in ihrem Geldbeutel, dann schob sie das Geld zu dem Mann, dieser seufzte, als er das ganze Kleingeld sah und begann zu zählen, es schien zu stimmen.

Sophie kramte in ihrem Geldbeutel, dann schob sie ihm das Geld zu.
Der Mann seufzte, als er den Haufen Kleingeld erblickte und begann zu zählen. Es schien zu stimmen.

Gerade wollte sie den Kinosaal betreten, als Schüler*innen aus ihrer Klasse auf sie zu kamen, sie hatten jede*r einen großen Softdrink und Popcorn.

Das würde sie doch so niemals denken.
Es reicht, wenn Du schreibst: Gerade wollte sie den Kinosaal betreten, als einige Klassenkameraden auf sie zukamen. Jeder bewaffnet mit einem großen Softdrink und Popcorn.


Sie musste irgendwie cool tuen, irgendwas machen, dass zur Abwechslung mal nicht peinlich war, doch ihr viel nichts ein.

Das klingt holprig.
Vorschlag: Sie wollte die Coole spielen, irgendetwas machen, das zur Abwechslung nicht peinlich war, doch ihr fiel nichts ein.

Schnell rannte sie nach vorne, die aus ihrer Klasse lachten und schlugen sich ab.

Schnell rannte sie nach vorne, registrierte, wie ihre Mitschüler lachten und sich abschlugen.

Vorne angekommen, schaute Sophie in ihren Geldbeutel, ihr letzter Rest Taschengeld würde vielleicht noch für eine ganz kleine Tüte reichen.

Vorne angekommen, schaute Sophie in ihren Geldbeutel, ihr letzter Rest Taschengeld würde vielleicht noch für eine ganz kleine Tüte reichen.

Nicht ohne einem Augenrollen seinerseits, als sie ihm wieder einen Haufen Kleingeld gab, reichte er ihr das Popcorn.

Er rollte mit den Augen, musterte die Münzen, reichte ihr schließlich das Popcorn.

"Danke!", rief sie ihm noch bei wegrennen zu, worauf hin er nur brummte.

beim Wegrennen

Die anderen waren wahrscheinlich schon im Kino, vielleicht hatte sie eine Chance, dass sie sie nicht sahen, doch als sie an den Toiletten vorbei kam, hörte sie gedämpftes Lachen, zu spät.

Wahrscheinlich waren die anderen längst im Saal. Vielleicht hatte sie die Chance, ungesehen an ihren Platz zu gelangen. Doch als sie an den Toiletten vorbeikam, hörte sie gedämpftes Lachen. Zu spät!

Die Kinder aus ihrer Klasse hatten in der Toilette auf sie gewartet und stürmten auf einmal aus ihren Verstecken.

Sie hatten auf sie gewartet, stürmten aus ihrem Versteck.

Wer schon einmal ganz alleine Nachts auf den Straßen gewesen ist, kennt vielleicht dieses Gefühl von kompletter Einsamkeit. Ein Knoten im Bauch, der einen nach unten zu ziehen scheint, eine Klaue, die sich um einen schließt, das Gefühl, erdrückt zu werden. Von einem Moment zum anderen wechselten Sophies Gefühle von Glück, Vorfreude und Lust auf den seltenen Snack zu diesem einen Gefühl.

Mit einem Mal fühlte Sophie sich unendlich einsam. Sie hatte einen Knoten im Bauch, spürte eine Klaue, die sich um sie schloss, sie erdrückte. Ihre Vorfreude war dahin. Das andere Gefühl plötzlich übermächtig.

Um sie herum regten sich Leute, Erwachsen, die ihre Mitschüler*innen fragten, was das sollte, Aufseher, die sich um die Farbe auf dem Boden kümmerten, doch für Sophie blieb alles stehen.

Sie registrierte einige Erwachsene, die ihre Mitschüler fragten, was das sollte. Ein Aufseher kümmterte sich um den verschmutzten Boden. Für Sophie stand die Zeit still.

Ihre Augen wurden feuchte und nach einander lösten sich einzelne Tränen, rollten ihre Wangen herunter und nahmen Teile der Farbe an.

feucht
Den letzten Teil würde ich streichen. Das registriert sie doch selbst nicht.

Gedemütigt rannte sie aus dem Kino, zu ihrem Fahrrad, nur um festzustellen, dass auch dieses über und über mit Farbe wahr.

Mit Farbe beschmutz war.

Geschockt und zugleich wie betäubt fuhr sie die zehn Minuten nach Hause, Leute guckten sie irritiert oder belustigt an, Kleinkinder zeigten auf sie, doch sie interessiert sich nicht für sie.

Geschockt und zugleich wie betäubt fuhr sie die zehn Minuten nach Hause. Immer wieder spürte sie irritierte Blicke auf sich, Kleinkinder zeigten auf sie, doch sie blendete die Welt um sich herum aus.

Als sie die Haustür des riesigen, grauen, Neubaublocks aufschloss und die Treppen zur Wohnung hoch lief, tropfte sie alles mit Farbe voll, das würde Ärger mit dem Hausmeister geben, auch das noch.

Als sie die Haustür des riesigen, grauen Neubaublocks aufschloss und die Treppen hochlief, tropfte sie alles mit Farbe voll. Das würde Ärger mit dem Hausmeister geben. Auch das noch!

Warum taten das die anderen? Was hatte sie ihnen denn getan? Wenn wirklich alle dachten, sie sei blöd, entsprach es vielleicht wirklich der Wahrheit...

Warum quälten die anderen sie so? Was hatte sie falsch gemacht? Wenn wirklich alle dachten, sie sei blöd, entsprach es vielleicht der Wahrheit.

Sie hatte keine Lust, sich umzuziehen, wahrscheinlich war sie ihrer Klamotten gar nicht wert. Schwerfällig schob sie die Glastür des kleinen Balkons auf, von dem Farbgeruch bekam sie Kopfschmerzen, Umziehen wäre vielleicht doch keine schlechte Idee gewesen, aber vielleicht verdiente sie das.

Die Gedanken sind krass. Normalerweise müsste sie sich umziehen, duschen. Doch sie ist wie gelähmt. Das hast Du gut beschrieben.

Langsam fuhr ihr Blick nach weiter unten, der Balkon war hoch, sehr hoch, aber Höhenangst hatte sie noch nie gehabt, was für ein Adrenalin das wohl auslösen würde runterzuspringen... warum nicht ausprobieren?

Langsam glitt ihr Blick weiter nach unten. Der Balkon war sehr hoch, aber sie hatte noch nie unter Höhenangst gelitten. Was für einen Adrenalinschub es wohl auslösen würde, wenn sie sprang. Warum nicht ausprobieren?

Sie hatte nichts zu verlieren, ihre Mitschüler*innen hassten sie, Omas und Opas hatte sie nicht und ihre Eltern wären sicher besser ohne sie dran, ohne so eine Versagerin.

Sie hatte nichts zu verlieren. Ihre Mitschüler hassten sie. Sie hatte weder Omas noch Opas und ihre Eltern wären sicherlich ohne sie besser dran. Wer wollte schon etwas mit einer Versagerin zu tun haben?

Da leide ich richtig mit. Sie scheint aus einem armen Elternhaus zu kommen, die Eltern sind bei der Arbeit spät abends. Sie hat keine Bezugspersonen, niemanden, dem sie sich anvertrauen kann. Das hast Du gut charakterisiert.

Mit einer Hand hielt sie sich an der Wand fest und mit der anderen am Geländer, das erste Beim lies sie über das Geländer gleiten und dann das andere, jetzt war es doch etwas sehr hoch, wenn sie jetzt sprang, würde sie nie Mals mehr den Film gucken können.

Mit einer Hand hielt sie sich an der Wand fest, mit der anderen am Geländer. Sie schwang das rechte Bein über das Geländer, dann das Linke. Uff! Das war schon richtig hoch. Sie hielt den Atem an. Wenn sie jetzt sprang, würde sie nie mehr den Film gucken können.

Was redete sie da? Sie war wirklich feige, genau wie die anderen sagen.

Sie redet doch nicht.
Was dachte sie da? Sie war feige, genau, wie die anderen sagten.

Vielleicht war sie wo anders besser aufgehoben. Vorsichtig ließ sie sich noch ein weiteres Stück nach vorne geiten, fasst wäre sie vorüber gefallen, die Farbe war glitschig.

vornüber

Sie probierte noch einmal die Freude in sich zu sammeln, die sie vor dem Film empfunden hatte, doch sie musste nur sofort wieder an die Farbe und ihr komplett versautes Fahrrad denken, sie hatte es doch gerade erst zu Weihnachten bekommen, schon wieder musste sie weinen.
"Da habt ihr es, ist das, was ihr wolltet?", schrie sie hinaus, kurz dachte sie an ihre Eltern, "Ich habe euch lieb, Mama und Papa!"
Und mit diesen Worten ließ sie los.

Das Ende hat mich tief getroffen. Es ist tragisch, dass sie so verzweifelt ist. Ich hätte mir gewünscht, dass sie kämpft.

Ganz liebe Grüße und einen schönen Tag,
Silvita

 

Hallo Helene!

Ich kriege, je älter ich werde, zunehmend Probleme mit Geschichten, die mit Kindesleid zu tun haben. Ich ertrage sie schlicht nicht mehr, obwohl ich selbst ein paar geschrieben habe. Deine kurze Darstellung eines gemobbten Mädchens mit suizidalem Ende hat mich dementsprechend gerührt. Es tat weh.
Kindern ist oft nicht bewusst, wie verletzend sie sind, wenn sie andere quälen und was sie damit anrichten können. Gemeinsam lässt sich gut blöken. Auch regiert meist der Gruppendruck, so gut wie immer gibt es einen Leithammel.
Du kannst durchaus erzählen und Stimmung machen, da und dort zeichnest du die Innenwelt dieses gequälten Mädchens, sie wird spürbar, andernorts fehlt es noch etwas an Präzision und erzählerischem Umfang. Talent hat dir bereits Peeperkorn bescheinigt, ich schließe mich seiner Ansicht an. Es gibt noch einiges zu lernen, aber das wird schon: Weiterschreiben, weiterlesen, weiterkommentieren.

Nur ein Beispiel, weil es sich um den wichtigen Eröffnungssatz handelt:

Endlich war Sophie am Kino angekommen, vorsichtig stellte sie ihr neues Fahrrad, ihren ganzen Stolz, ab und schloss es sorgfältig an einen Fahrradständer.
Ich würde diesen Satz teilen und das nachgeschobene "ab" ans Ende des 2. Satzes verschieben.
Vorschlag:
Endlich war Sophie vor dem Kino angekommen. Vorsichtig stellte sie das neue Fahrad, ihren ganzen Stolz, in einen Fahrradständer und schloss es sorgfältig ab.

Nette Grüße! :)

 

Hallo ihr Lieben,
Danke schön für euer Feedback! Ich verstehe natürlich, dass es das Thema schon oft gab, aber es freut mich, dass es trotzdem manche berührt hat.
Viele hatten sich über den harten Wechsel von der Szene mit der Farbe zu der Beschreibung des Gefühls beschwerte allerdings würde ich es gerne so lassen, da sie ja wirklich kurz wie aus der Welt rausfliegen soll. Alle bewegen sich um sie herum, doch sie registriert es nicht wirklich.
Gerade vielen dank an Silvita, für die ganzen Formulierungshilfen, daran muss ich wirklich noch arbeiten, wahrscheinlich durch viel Übung, und auch vielen an Peeperkorn für die Formulierungstips und Rechtschreibkorrektur. Den anderen bin ich natürlich auch sehr dankbar für das Lob und die Kritik und anderem.
Doch noch ein letzter Punkt:

Sind da wirklich Dreijährige nachts auf der Strasse?
Nein, natürlich nicht. Es spielt auch gar nicht in der Nacht, vielleicht kamst du darauf, weil ich ihr Gefühl mit einem in der Nacht verglichen habe.

Herzliche Grüße, Helene

 
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Zuletzt von einem Teammitglied bearbeitet:

Alles in allem eine Geschichte, die berührt.
Ich schließe mich wohlwollend meinen Vorrednern an.

Das Schreibtalent wurde Dir mehrfach attestiert und das will ich Dir nicht absprechen.
Jedoch ist da ein Punkt, der meines Erachtens sein Potenzial nicht voll ausschöpft.

In der einleitenden Szene stellst Du den Kassierer bereits als schlecht gelaunt dar, doch statt spitzfindiger Dialoge, frönt er weiter seiner Gelassenheit.

Das erinnert mich an ein Sprichwort; wenn Du einen Revolver in die Geschichte einbaust, dann benutze ihn. Und ein schlecht gelaunter Charakter bietet reichlich Zündstoff.
Das muss nicht gleich heißen, dass er über den Tresen springt und ihr an die Gurgel geht.
Aber ein bisschen mehr Show don't tell ist nicht verkehrt.


Noch eine Anmerkung zum inflationären Gebrauch eines Redebegleitsatzes.

Wenn ein Dialog verfasst wird, der aus zahlreichen Reden und Gegenreden besteht, liest es sich sehr holprig, wann immer ein Begleitsatz verwendet wird. Hier kann weniger mehr sein.

Dies ist lediglich ein Beispiel, es finden sich noch einige solcher Stellen im Text wieder.

Hier ist bereits klar, dass der Mann spricht.

"Etwas Günstiges wäre mir ganz recht."
"Okay!", sagte der Mann leicht irritiert, er schien sich zu fragen, warum sie sich so umguckte, während er ihr Ticket über den Tresen schob.

Und so könnte es aussehen, wobei ich das Adjektiv "leicht" auch streichen würde.
"Etwas Günstiges wäre mir ganz recht."
"Okay!", er war leicht irritiert und schien sich zu fragen, warum sie sich so umguckte, während er ihr Ticket über den Tresen schob.


"Das Potenzial steckt in allem, wie auch der Sinn des Lebens bedeutet, was Du am Ende daraus machst, besitzt eine Klaviernote das unendliche Potenzial einer Verkettung harmonischer Klänge."

Hashimoto Noriko


Mag sein, dass mein Kommentar wenig Gewichtung hat, aufgrund der Tatsache, dass ich selbst noch keine Beiträge geliefert habe, doch seid Euch dessen gewahr, mein Magnum Opus wird folgen.

:)


Gruß

Die Terrasse zum Meer

 

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