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Was der Schnee so alles bedeckt

Beitritt
10.09.2005
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Was der Schnee so alles bedeckt

Sie wartete schon seit 1 Stunde und 7 Minuten. Es schneite. Ihre Füße waren kaum noch zu spüren. Das Bushaltehäusschen war außer ihr leer. Sie saß zusammengemummelt in ihrer dicken Winterjacke und wartete weiter. Sie war nicht sauer, sondern eher traurig: Hatte er sie vergessen? Es war doch so ein besonderer Tag!
Vor einem Jahr war sie mit ihrem Freund zusammengekommen. Ein Jahr lang waren sie glücklich gewesen und sie waren es immer noch. Mit ihm konnte sie über alles reden, selbst ihre beste Freundin wusste nicht so viel über sie wie er. Sie hatten eine Band gegründet. Am Anfang hatte sie das nicht gewollt, doch nach einiger Zeit hatte sie sich doch getraut, alles in Bewegung gesetzt und sie hatten angefangen Musik zu machen. Jetzt waren sie ein gutes Team und schrieben ihre eigenen Songs. Für das Weihnachtsfest, das morgen anfangen würde, hatten sie für den ersten Weihnachtstag klassische Stücke für Klavier und Gesang eingeübt.
Damals hatten sie einander aus der Patsche geholfen und sich selbst gefunden, mit der Unterstützung des anderen. Sie hatten Lieben gelernt, sie liebten sich und sie bekam keiner auseinander. Das wussten sie und das wusste auch der Rest der Welt. Sie waren ein zusammengeschweißtes Pack gegen den Rest der Welt, ihnen konnte keiner was anhaben, denn ihre Liebe war stärker als alles auf der Welt, was sie schon alles erlebt hatten, in einem Jahr. Ihre gemeinsamen Ferien in Wales und Brasilien und alle möglichen Ausflüge...Sie liebte es über dieses vergangene Jahr nachzudenken, es lenkte auch ein wenig von der Kälte ab.
Sie fing an zu summen, das Lied, dass sie ihm zum Geburtstag geschrieben hatte, er hatte geweint, als sie es ihm vorgesungen hatte. Dieses Liebeslied kannten nur sie und er, niemand anders hatte es je gehört und würde es je hören. Es war nur für ihn persönlich und es war eines ihrer vielen kleinen schönen Geheimnisse.
Wie auch das Gedicht, dass er ihr damals geschenkt hatte, als sie zusammengekommen waren. Sie kannte es schon auswendig und hatte es immer dabei, sie ging nie ohne es aus dem Haus. Die Computerseiten waren schon sehr abgegriffen nach diesem einen Jahr. Er hatte es ihr so oft noch mal vortragen müssen, sie liebte es wenn es aus seinem Mund kam, dann hatte es die richtige Betonung und war einfach zauberhaft und nahm einen mit in die Welt und Sprache der Poeten.
Ja, er war wunderbar! Sie konnte ihr Glück, dass sie zusammen hatten meist selbst nicht fassen. Manchmal dachte sie, es wäre alles nur ein Traum und sie würde gleich aufwachen und alles wäre weg. Das letzte Jahr war so schön, natürlich gabs auch einige Krisen, aber Krisen waren dazu da sich hinterher noch besser zu verstehen. Die Versöhnungen, die von beiden Seiten kamen, waren meist das wunderbarste in der Welt.
Als sie sich kennenlernten, hätten sie nie gedacht, dass sie einander später wiedersehen, doch dann wurden sie wieder zusammengeführt und alles fing an. Sie würde das nie vergessen, dieses Kribbeln. Manchmal fuhr es heute noch durch ihren Körper, urplötzlich und total aufregend, bei einem tiefen Blick in seine Augen oder wenn er auf sie zu kam, und auf sie zuschritt, wie ein Engel, der einen in den Himmel heben will und eine wunderbare Ausstrahlung hat.
Sie schaute raus in den Schnee, er fiel gleichmäßig und ruhig, aber schnell und es waren dicke Flocken, die sofort liegen blieben als müssten sie etwas hässliches schnell bedecken. Sie hörte ein Brummen und knattern, das war der Bus. Sie sprang auf und ging auf den Bürgersteig. Die Lichter des VW-Buses der Familie ihres Freundes blendeten sie und fuhren langsam auf sie zu. Der Bus bleib stehen, doch hinterm Steuer saß nicht ihr Freund, der Bruder ihres Freundes saß dort mit verheultem und geshocktem Gesicht. Sie riss die Tür auf: "Was ist los? Warum holt er mich nicht ab? Wo ist er?" Sein Bruder sah starr nach vorne: "Komm erst mal rein." Sie kletterte in den Bus auf den Beifahrersitz und zog die Tür zu. Was sollte dieses dämliche Getue? Der Bruder wannte ihr den Kopf zu, er sah schlimm aus, so ein Gesicht hatte sie noch nie gesehen. Er holte Luft und sagte mit leiser Stimme "Er hatte einen Unfall auf dem Weg zu dir...er ist tot." Sie war geschockt. In ihr wurde alles leer, mit ihm war auch sie gestorben. Der Schnee fiel immer noch gleichmäßig und ruhig, doch auch schnell und in dicken Flocken, denn in dieser Nacht musste er zwei liebende Tote bedecken.

 

heho....wow, deine geschichte hinterlässt ein ziemlich starkes gefühl in mir.
:crying:

 

hey, du :read: ! Ich hätte nicht gedacht so eine positive Antwort auf meine erste geschichte zu bekommen! Danke! und schöne Grüße an dich ;)

ein paar Infos zur Geschichte: Die ist meinem Freund gewidmet, der der liebste und wunderbarste von allen ist und wenn das geschehen würde was in der Geschichte passiert, wären es wirklich zwei Tote. aber ich bin keine Schwarzmalerin (also nicht immer ;) ), meinem Freund soll es auf Ewigkeit gut gehen, zumindest wünsche ich mir das von Herzen :D
Und allen Kurzgeschichten-fans, keep on reading :read:

 

hi du!
mir gefällt dein Einstieg sehr gut! Es ist keine lange Herumrederei, sondern es startet mitten im Geschehen. Ich zb. mag diese Art von Anfängen lieber als so etwas wie: "ES war an einem kalten Wintertag mitten im Dezember, als... " ES ist dieser direkte Einblick in das Leben dieses fremden Mädchen, der den Leser/die Leserin schon zu Beginn neugierig macht.
Ein paar Flüchtigkeitsfehler sind drinnen, zb. Wortwiederholungen oder dass du einen Buchstaben vergessen hast.
Ich habe jetzt leider keine Zeit, sie aufzulisten, ich muss gleich weg, aber wenn du noch einmal drüberlist, fällt dir sicher der eine oder andere auf!
lg avia

 

Hallo Eleonora und herzlich willkommen: :)

Ja, keine schlechte Einstandsgeschichte. Du vermittelst die Liebe, die kalte Atmosphäre. Der Schluss allerdings könnte mE noch stärker sein, hier erzählst Du sehr kurz und im Vergleich zu dem anderen Teil auch irgendwie emotionslos, irgendwie ... einfach, wie dahingeschrieben. Der Schluss nahm mich nicht mehr mit. Insgesamt: Zahlen bis mindestens 12 ausschreiben. Und "Computerseiten" ?? das habe ich nicht kapiert.

schöne Grüße
Anne

 

Hallo Eleonora,

eine schöne Geschichte, um bei KG.de einzusteigen. Und daher auch ein Herzlichwillkommen von mir.

Die Geschichte ist sehr gefühlvoll geschrieben und liest sich recht flüssig.
Das Einzige was ich bei den Rückblenden hasse, das sind die "hatte- getan-Formulierungen".

Hier mal eine allgemeine Frage:
Weiß jemand wie man das umgehen kann? Kann man hier einfach auch in der Vergangenheit weiterschreiben? Das würde mich persönlich mal interessieren.

Meine Fragen haben insofern auch mit deiner Geschichte zu tun, denn beim Lesen bin ich jedes Mal über diese Formulierungen gestolpert. Das soll jetzt keine negative Kritik an deiner Story sein. Ich glaube ich hätte da auch meine Probleme, wie ich es formulieren könnte. Deshalb versuche ich immer, Rückblenden zu umgehen.
Doch hier bei deinem Erzählstil ist es wohl nicht anders möglich.

Einige Fehler sind mir noch aufgefallen:

Sie wartete schon seit 1 Stunde und 7 Minuten.

muss es so genau sein. Reicht nicht auch "Sie wartete schon über eine Stunde."?

Das Bushaltehäusschen war außer ihr leer.

Bushaltehäuschen

Wie auch das Gedicht, dass er ihr damals geschenkt hatte, als sie zusammengekommen waren.

... das Gedicht, das ....

Sie konnte ihr Glück, dass sie zusammen hatten meist selbst nicht fassen.

... ihr Glück, das....

Die Versöhnungen, die von beiden Seiten kamen, waren meist das wunderbarste in der Welt.

das Wunderbarste

..., die sofort liegen blieben als müssten sie etwas hässliches schnell bedecken.

etwas Hässliches

Sie hörte ein Brummen und knattern, das war der Bus.

Sie hörte ein Brummen und Knattern, ...

Die Lichter des VW-Buses der Familie ihres Freundes blendeten sie und fuhren langsam auf sie zu.

Lichter fahren eigentlich nicht. Wie wäre es mit "und kamen langsam auf sie zu"?

..., der Bruder ihres Freundes saß dort mit verheultem und geshocktem Gesicht.

geschocktem

Der Bruder wannte ihr den Kopf zu, er sah schlimm aus, so ein Gesicht hatte sie noch nie gesehen.

wandte
Hier würde ich das Aussehen ein bisschen beschreiben.

Zusammenfassend fand ich die Geschichte recht gut geschrieben.

@ Maus: Auf den Computerseiten war das Gedicht geschrieben, das sie ständig bei sich trug. Daher war es inzwischen schon recht abgegriffen.

Viele Grüße
bambu

 

Hallo Eleonora,

bei dieser Geschichte kann ich mich dem Lob nicht anschließen. Sie ist nicht schlecht geschrieben, inhaltlich aber ein typischen Jungmädchengeschichte mit Hang zur durch plötzlichen Tod ausgelösten Tragik.
Und da, wo die Geschichte wegkommen könnte von diesem typischen Plot, von dieser gewollten Schocküberraschung, da beendest du sie natürlich, wie es fast jeder tut. Dabei ist es doch interessant, wie ein Leben weiter geht, wie das innerliche Sterben durch den Verlust überwunden wird und ein neues Leben beginnen kann.
Mir ist das Muster der Geschichte zu eindeutig. Der Freund und die Liebe werden so sehr in den Himmel gehoben, dass ich schon dachte, es reicht jetzt mal, dann die Hiobsbotschaft, dann der Cut.
Das ist Fast Food für die schnelle Betroffenheit ohne Auseinandersetzung. Tod als McDonaldsmenü und mir deshalb zu wenig.
Ein paar Details:

Das Bushaltehäusschen war außer ihr leer.
Außer ihr war niemand im Bushäuschen - In deinem Satz ist der Bezug zu außer falsch
Sie hatten Lieben gelernt, sie liebten sich und sie bekam keiner auseinander.
den letzten Teil würde ich der Klarheit wegen umdrehen. sie liebten sich und keiner bekam sie auseinander
saß dort mit verheultem und geshocktem Gesicht
geschocktem
Der Bruder wannte ihr den Kopf zu
wandte
"Er hatte einen Unfall auf dem Weg zu dir...er ist tot."
Leerzeichen vor und nach den Auslassungspunkten

Stilistisch gut, inhaltlich absoluter Mainstream.

Sorry und lieben Gruß, sim

 

Hey du!

Leiderleider muss ich sim rechtgeben. Nicht nur für dich, sondern für mich. Denn sein Komentar lässt mich erkennen, dass die Geschichte, die ich gerade schreibe, genauso typisch-normal-jungmädchenhaft ist. Anderes Thema, anderer Stil, anderer plot und trotzdem gleich: Momentaufnahme - Erinnerungen - Auflösung (schrecklich dramatisch, natürlich!). Macht nichts, ich mag so geschichten :) Bekomm sie ja immer vorgesetzt. Alle Jungmädchenbücher sind so ähnlich aufgebaut, nicht? (ohne die Erinnerungen in der mitte...) Egal.
Aber deine Geschichte hat mich logisch nicht überzeug. Warum ruft sie denn nicht an? Ich mach ja viel und warte auch echt lange, aber ich würde NIE, niemals eine Stunde in eisiger Kälte stehen. Spätestens nach einer halben greift man zum Handy. Ich auf jeden Fall. Und ich bin gar nicht so sicher, ob denn nach einer stunde schon die Familie von einem Unfall weiß... allein bis der Krankenwagen Feuerwehr und so angerückt sind dauert es oft schon ewig.
Vielleicht sollte ich große Gefühle nicht so logisch sehen?

glg, Jägerin

 

Hallo Eleonora!

Schöne Einstiegsgeschichte!
Als ich sie so gelesen hab, hab ich mich schon über mein Single-Leben geärgert ;)
Die Geschichte endet sehr traurig, vor allem weil man mit der Zeit davor immer mehr sich wünscht, dass er jetzt kommt und man ihn auch kennenlernt.
Aber das Ende ist mir zu abgehackt.
Da muss noch ein wenig mehr rein für meinen Geschmack. Eine genauere Gefühlsbeschreibung, da du davor auch sehr genau auf Einzelheiten eingegangen bist.
Vielleicht fügst du auch noch dieses Gedicht von ihm ein, oder ein Gespräch, weil sonst sind es zu viele Fakten auf einmal!

Aber sonst, schöne bzw. traurigschöne Geschichte :)
Gefällt mir, sowas lese ich gerne :)

MfG

 

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