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Copywrite Was die Späher fanden

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01.01.2015
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Was die Späher fanden

Severins Blick springt zwischen weißen Margeritenblüten und der langsam dichter kommenden Schneefront hin und her. Während noch Bienen und Hummeln schwirren, bildet sich am Bachlauf eine Eisschicht, geht die Sonne hinter einem im Raureif glitzernden Baum auf.

Mit sorgenvoller Miene tritt der Anführer des Spähtrupps aus dem Zelt. Wo bleibt nur Malte, er war heute früh aufgebrochen, um den besten Weg zu erkunden? Die fünf Späher haben den Auftrag für ihr Dorf Wanderfels den Osten zu erkunden. Es fehlt an Nahrung und auf Dauer ist das Leben auf dem schwebenden Felsen zu unsicher, denn niemand versteht die Magie der goldenen Adern. Noch hebt Wanderfels jedes Mal ab, wenn Gefahr droht, die Natur sich gegen die Menschen wendet. Doch früher haben die Menschen auch auf dem Boden gelebt, sich nicht auf die Götter verlassen. Severin wischt sich über die Stirn, sucht mit den Blicken die anderen der Gruppe. Grübeln bringt nichts.

Eva tritt aus dem Schatten der Bäume. Sie hält seit einer Stunde auf der Ostseite der Lichtung Ausschau nach Malte. Der Älteste in ihrer Runde kümmert sich um alle, schlichtet und sorgt sich ständig.
Gestern Abend gab ein Wort das andere und schon lagen Severin und Smutje auf dem Boden. Während Severin versuchte dem kleineren Mann nicht unnötig weh zu tun, hatte Smutje wiedermal alle Tricks genutzt. Als er anfing, schmutzige Bemerkungen über Eva und ihren Lebenswandel fallen zu lassen, schritt Malte ein. Es hat Smutje einfach daran erinnert, dass er noch immer bei seiner Mutter lebt. „Du hast doch genug damit zu tun, selbst eine Frau zu finden, oder?“ Ein ruhiger Blick von oben herab, lässt den sowieso eher feigen Smutje auf sicheren Abstand gehen.
„Aber die Götter sind gegen diese Erkundung, lasst uns umkehren.“
„Ach, Du willst unter die Röcke deiner Mutter flüchten? Vor ein bisschen Kälte?“ Severin schlägt sich theatralisch auf die Brust.

Malte schob Finn auf die andere Seite der Feuerstelle und schüttelte den Kopf. „Er ist frisch verliebt, lasst ihn.“ Dabei rollt er in Severins Richtung mit den Augen, ohne das Finn es sehen kann. Der Anführer winkt ab. Es lohnt nicht, Finn steht im Rang soweit unter ihm, er sollte darüberstehen. Aber er kann es nicht ertragen, wenn über Eva hergezogen wird. Ziehen in Severins Bauch lässt ihn an vergangene Nächte mit der schönen Frau denken, aber das ist Monate her. Sie hat sich für den Priester entscheiden, jedenfalls sagen das die Stimmen im Dorf. Und aus diesem Grund musste er sie auch mitnehmen – als Vertreterin des Glaubens.

„Er kommt!“ Evas Ruf schallt über die Lichtung und alle Blicke wenden sich ihr zu. Neben ihr taucht eine taumelnde Gestalt auf, schwankt und fällt in den Schnee. Alle hasten auf den am Boden liegenden Malte zu. Mit offensichtlich letzter Kraft, steckt der ihnen eine geschlossene Hand entgegen, atmet stockend aus und erstarrt. Eva streicht vorsichtig über Maltes Haare. Sie splittern, Eiskristalle wuchern im Bart und an den Augenbrauen.
Eva fällt auf die Knie, fleht zu den Vieren und bittet um Schutz, doch tief in ihr klingt die Frage, wovor?

Gemeinsam tragen sie Malte ins Zelt, das Schneetreiben wird mit jeder Minute heftiger. Finn und Smutje sammeln die Ausrüstung zusammen. Sie versinken bereits knöcheltief im Schnee, des Zeltdach senkt sich unter der Last. Eva schnuppert, Veilchenduft wabert durchs Zelt. Unmöglich, und doch ist es dieser Frühlingsbote, der aus Maltes Hand bröselt – starr, eisig und genauso tot wie er. Schnell schlägt sie ein Schutzzeichen, tastet nach Severins Hand.

„Wir müssen zurück, das Dorf warnen.“
„Nein, wir haben die Pflicht, herauszufinden, was hier los ist. Und wenn wir dabei sterben.“ Severins Gerede reizt Eva zum Widerspruch, doch sie beißt sich auf die Lippe.
Sie schaut die andern an, fleht mit den Augen um Unterstützung. Die Männer wenden sich ab. Mühsam zerreißt sie ein buntes Tuch zu Streifen, knotet je einen an die Rucksäcke. Die bunten Stoffbänder sollen die Götter von dem Verstorbenen wissen lassen und um Hilfe für die Trauernden bitten.

„Wir müssen ihn bestatten. Oder ihn nach Wanderfels zurückbringen.“ Immer wieder blickt sie zurück auf Malte. „Finn, Smutje, sagt doch auch endlich was!“ Die beiden Angesprochenen ziehen die Köpfe ein.
Finn schaut sie böse an. „Du und deine Götter, ihr habt es nicht verhindert.“
Eva blinzelt die Tränen weg. „Das waren nicht die Götter, die Natur hat ihn genommen.“
„Wäre ich gegangen, ich hätte es geschafft.“
Alle schauen ihn erstaunt an, Malte ging freiwillig, denn eigentlich war das Los auf Finn gefallen. Der hatte ängstlich gezaudert.
Smutje macht ein Schutzzeichen gen Himmel und murmelt was von Helden werden und dem Winter in den Arsch treten.

Eva schüttelt den Kopf und schaut aus dem Zelt. Dort, wo gestern Abend noch Hasen über eine frisch grüne Wiese hoppelten, breitet sich eine geschlossene Schneedecke aus. Der Wasservorrat im Hirschmagen ist gefroren, der Himmel fällt ihnen in dicken Flocken auf die Köpfe. Es ist Juni.
„Wir brauchen wärmere Kleidung, in unseren Sommersachen erfrieren wir.“
Severin runzelt die Stirn und nimmt einen der gestern erlegten Hasen aus dem Vorratskorb. „Zum Abbalgen reicht die Zeit nicht, also müssen sie unsere Köpfe schützen. Mit diesen Worten zieht es sich den steifen Hasen über seine langen blonden Haare, bis tief über die Ohren. Keinem der Späher ist zum Lachen zumute. Zusätzlich wickeln sie sich in ihre Schlafdecken.
Der Winter folgt ihnen seit ihrem Aufbruch aus Wanderfels.

„Das ist nur ein kurzes Aufbegehren von Väterchen Frost. Die Götter strafen uns für irgendetwas.“
Severin zeigt auf einen Berghang weit vor ihnen. „Dort taut es, seht, die Bäche stürzen über die Berghänge.“
„Dann dreh dich mal um, wie erklärst du das?“ Eva zeigt auf die weiße Wand aus Schnee hinter ihnen, undurchdringlich für ihre Blicke. „Finn sagt, er hat Wanderfels abheben sehen.“
„Der sagt viel, wenn er mit Weibern spricht.“ Smutje, der vierte des kleinen Spähtrupps grinst, weicht aber Evas Blick aus.
„Und warum gehen wir nicht zurück?“ Wieder bleibt Eva stehen und zwingt die Männer sie anzusehen. „Wanderfels hebt nur ab, wenn der Winter zurück ist und sie das Dorf retten wollen.“
„Genau und deshalb können wir nicht zurück, wir müssen helfen, das Dorf zu retten.“ Severin drängt sie weiter. „Harlan hat uns beauftragt, den Osten nach Wild und anderer Nahrung zu erkunden. Und das machen wir!“
„Aber Malte hat sich nicht einfach schlafen gelegt!“ Eva wedelt mit dem bunten Stoffstreifen vor seiner Nase.
„Nein, aber er hat nach Osten gezeigt, dahin sollen wir uns wenden.“
„Oder uns vor etwas fürchten,“ murmelt Smutje.

„Auf! Wir werden beweisen, dass die Vier auf unserer Seite sind, dass wir dem Winter trotzen.“ Ihr Häuptling Harlan hatte sich mit seinem Bruder, dem Priester über den günstigsten Zeitpunkt für die Erkundung beraten. Laut dem Orakel standen die Sterne gut, die Vier würden ihnen helfen. Wobei? Beim Sterben? Severin flucht leise, er will jetzt keine Schwäche zeigen, doch die Situation ängstigt ihn. Kein Gott wird ihnen hier beistehen, sie müssen sich selber helfen. Vor vier Tagen waren sie im Frühsommer aufgebrochen und nun liefen sie vor einem eisigen Winter davon. Davon ja, aber wohin?

„Spinnt ihr? Die Götter sagen eindeutig, dass wir heim sollen.“ Smutje deutet mit den Armen auf all das braune Laub an den Buchen, die am Wegesrand liegenden steifen Glockenblumen und die aus einem Nest gestürzten Jungvögel – alles erfroren. „Zurück zu unseren Lieben ist das einzig Richtige.“ Eva nickt heftig, doch die Männer schütteln den Kopf.
„Du weißt genau, dass wir am Erdboden einen Winter nicht überleben, uns bleibt nur, schneller als der Frost zu sein, vielleicht finden wir einen anderen schwebenden Felsen.“ Severin beharrt auf seiner Führungsrolle und drängt sie vorwärts. Der zügige Laufschritt lässt sie schnaufen, sie treiben sich gegenseitig an. Manchmal schaffen sie es in noch nicht gefrorene Regionen vorzudringen, ein Hoffnungsschimmer, solange sie sich nicht umdrehen. Doch die kürzeste Rast bringt eisige Nebel und knirschende Kristalle an den Pfützenrändern. Der Winter folgt ihnen nach Osten.

Sie hasten bis zur Dämmerung durch unwegsames Gelände. Eine Ricke flieht mit letzter Kraft vor ihnen, dass gerade erfrorenes Rehkitz sammelt Eva widerstrebend als Proviant auf. Wasser tragen sie mittlerweile unter der Kleidung, um es flüssig zu halten. Niemand traut sich zu diskutieren, Severins ernste Blicke halten sie ab. Die Nacht zieht auf, immer dringlicher suchen ihre Blicke einen geschützten Rastplatz.
„Hier draußen werden wir die Nacht nicht überleben, der Wind peitscht den Tod übers Land.“ Smutje wischt die Eiskristalle von den Wimpern, versucht seine tränenden Augen vor dem Wind zu schützen.
Severin hält die Karte hoch, um das letzte Tageslicht einzufangen.
„Hinter der Klamm dort liegt eine Höhe. Es muss Höhlen geben, die Sagen erzählen von einem Labyrinth.“
Eva beugt sich in Richtung der zerfledderten Karte. „Und von riesigen Gefahren und dem Tod.“
„Du bist doch diejenige, die an die Vier glaubt, die den Priester umschwärmt. Fang an zu beten!“ Er würde sie so gerne trösten, aber das darf er nicht mehr. Eva wirft einen hilfesuchenden Blick zu Smutje, normalerweise verwehrt er sich gegen ketzerische Reden. Doch auch er schaut voll Zweifel, alle fühlen sich von den Göttern verlassen.

Endlich liegt der Eingang zu dem Höhlensystem vor ihnen. Trotz des schnell schwindenden Lichtes ist Eva das Warnzeichen, ein geviertelter Kreis, nicht entgangen. Die Männer zucken nur mit den Schultern, ein Blick in das Schneegestöber hinter ihnen zeigt, dass es keine Alternative gibt.
Sie drängen in den schmalen Tunnel, schieben sich gegenseitig den abfallenden Weg in die Finsternis hinunter. Sie bleiben stehen, tauschen verwirrte Blicke. Hier dürfte es nicht so warm sein. Smutje zeigt tiefer in die Höhle, ruft mit sehnsüchtiger Stimme: „Dort ist Licht. Und Wärme.“ Mit weit ausholenden Schritten stürmt er vorwärts, lässt sein Gepäck und die schützende Decke fallen, reißt sich den Hasenkadaver vom Kopf und strebt dem warmen Schimmer entgegen.

Ein Brüllen zerreißt die Luft. Erschrocken lassen sich die Zurückgebliebenen zu Boden fallen, schützen ihre Köpfe. Smutje verschwindet in einer Wolke aus Qualm und herumfliegenden Gesteinssplittern.
Eva liegt noch mit über dem Kopf gekreuzten Armen auf dem Boden und schnuppert. Veilchenduft? Vogelgezwitscher? Kurz vergisst sie ihre Trauer um Malte, richtet sich mit einem Lächeln auf. Sofort drückt Severin sie nieder. Einen Finger auf die Lippen gepresst, zeigt er mit weit aufgerissenen Augen nach vorne. Smutjes Stiefel liegen mitten im Weg. Nur seine Stiefel.

Eva schnappt nach Luft, schluckt den aufsteigenden Schrei herunter. Gemeinsam mit Finn und Severin kriecht hektisch rückwärts. Sie verharren, wenn die brummenden und schmatzenden Geräusche leiser werden, bewegen sich vorsichtig. In Evas Kopf schwirren die Gedanken durcheinander, wo ist Smutje, was schmatzt da, wer spricht …?
Eigentlich will sie es aber gar nicht wissen.

Hinter der Tunnelbiegung, kurz vorm Höhlenausgang stößt sie rückwärts gegen Severin. Erschrocken fährt sie herum, will schreien, schluckt ihre Panik aber tapfer herunter, als sie Severins weißes Gesicht sieht. Finn sitzt neben ihm. Er wiegt sich vor und zurück, wimmert leise in seine Fäuste. Eva kriecht dichter an ihren Anführer heran. Lässt zu, dass er sie wortlos umarmt. Fast tonlos wispert sie: „Und nun?“

Sie lauschen. Die Schmatzlaute sind verklungen, Schaben und Knirschen begleitet Stimmen. Finn hat sich zu einer Kugel zusammengerollt und brabbelt leise vor sich hin. Irritiert schaut Eva zu ihm. Sie hat ihn noch nie beten hören, doch offensichtlich fleht er die Vier um Rettung an. Aber wovor?
Eva versucht den Duft zu erfassen, atmet tief ein. Veilchen! Aus den Tiefen der Höhle erklingt neben Vogelgezwitscher das Blöken von Lämmern. Verwirrt schauen sich Severin und Eva an. Mit Handzeichen verständigen sie sich auf vorsichtiges Anschleichen. Erst jetzt nehmen sie die feinen Adern im Gestein wahr. Auf Wanderfels erstrahlen breite Bänder in Gold, doch hier laufen Fäden in Rot und Grün, blaue Bäche und mächtige Adern in Honiggelb durch den Felsen. Eva fährt mit den Fingerspitzen eine blaue Linie entlang, erschrocken zieht sie die Hand zurück, pustet auf die Fingerspitzen und klemmt sie sich unter die Achseln. Doch schon reckt sie ihr Gesicht wieder dichter an die Steine, eine rote Ader verströmt sanfte Wärme, lässt darüber rinnendes Wasser verdampfen. Was ist das hier?

Sie schieben sich sachte bis hinter eine Steinmauer, lauschen und versuchen einen Blick auf das Geschehen in der sich weit öffnenden Höhle unter ihnen zu erhaschen. Im Moment dringt die Stimme eines Jünglings herauf, auch wenn sie nur einzelne Wörter aufschnappen. „Winter gestraft,“ und „Regeln der Natur akzeptieren“. Eva zuckt mit den Schultern, sucht Severins Blick. Das Wort „Opfer“ lässt sie zusammenzucken. Endlich gibt Severin das Zeichen zum Rückzug. Außer Stimmen und Geräuschen von Frühling haben sie nur einen Blick auf einen Baum erhascht. Einen Baum voll roter Äpfel.

Zurück am Höhleneingang suchen sie Finn. Eine Schleifspur Richtung Ausgang und das Flattern eines Lederfetzens zeigen seinen Fluchtweg – raus in die Kälte. Das Aufeinandertreffen milder Höhlenluft auf die eisigen Winde der Außenwelt lässt eine wabernde Nebelwand entstehen. Eva drängt Finn zu helfen, ihn zurückzuholen, doch Severin schüttelt resignierend den Kopf.
Beide schauen hin und her, es gibt keinen richtigen Weg. Vor ihnen die unheimlichen Geschehnisse, hinter ihnen der Winter. Severin packt seinen Stock fester, geht mit langsamen Schritten voran. Eva murmelt ein Bittgebet an die Vier.

Der Weg schraubt sich in sanften Kurven zum Höhlenboden, der Wärme und den Stimmen entgegen.

„Kommt näher, ihr könnt Eurem Volk dienen und sterben.“ Eine warme Frauenstimme tönt zu ihnen herauf, begleitet von Wellenrauschen und dem Duft reifen Getreides. Eva dreht sich immer wieder um, will fliehen oder sich verstecken, doch Severin fasst nach ihrer Hand, zieht sie mit sich. Er betet nicht, brummt etwas von Pflicht und Feigheit und geht aufrecht weiter. Aber Eva zieht die weißen Knöchel und die verkrampften Finger am Wanderstab. Nach der letzten Kurve bleiben sie stehen und versuchen zu erfassen, was vor ihnen liegt. Die Höhle erscheint geviertelt, ein Schneegestöber und das Klirren von Eiszapfen, grüne Büsche und Vogelgezwitscher, warmes Sonnenlicht mit dem Duft reifen Getreides und raschelndes Laub mit schwertragenden Apfelbäumen. Panisch schlägt Eva ein Schutzzeichen, reißt sich los, hastet den gewundenen Weg zurück.

„Halt!“, donnert es ihr hinterher und gleichzeitig verwandelt sich der felsige Weg in einen reißenden Bach. „Ihr seid freiwillig ins Reich des Jahres gekommen. Niemand geht ohne unseren Willen.“ Eva schreit, ruft die Vier um Schutz und schlägt haltlos gegen die Felswände. Die Fluten begraben sie.

Severin versucht zu ihr zu gelangen, brüllt ihren Namen, klammert sich an die Zweige der Birken. Eine Sturmböe faucht auf ihn zu, wirbelt Laub vor sich her, wirft ihn um.
Eva findet sich in der Mitte einer Lichtung wieder, umgeben von sattem Grün, Unmengen an Blumen und summenden Insekten. Eine Hitzewelle drückt sie nieder, Wind zerrt an den Haaren und nur mühsam kommt sie zu Atem. Endlich erreicht Severin sie und Rücken an Rücken stellen sie sich, nach allen Seiten sichernd, auf. Leise, mit ruhiger Stimme fragt Severin in die Höhle hinein: „Was können wir tun?“

Eva runzelt die Stirn, doch aus der Höhlenmitte erklingt ein Stimmgemurmel.
„Überraschend!“, „Trick“ und „… probieren?“, lassen sich heraushören.
Bevor Severin nachfragen kann, faucht die Frauenstimme: „Die Menschheit hat doch schon genug getan, Dankeschön!“
„Was …?“ Weiter kommt Severin nicht.
„Ihr habt in eurem blinden Glauben an Geld, Macht und seltsame Götter den Planeten fast auseinandergerissen, die Überreste hängen außerhalb aller Naturgesetze herum, nichts folgt mehr den gegebenen Regeln. Doch niemand widersetzt sich auf Dauer der Natur!“ Eine Windhose erfasst die beiden letzten Späher, wirbelt sie hoch. Ihre Glieder verdrehen sich, jegliche Orientierung verliert sich im Fauchen des Windes. Dann nichts mehr. In der Stille der weiten Höhle schlagen sie hart auf den Felsen.
Eva entweicht ein zartes „oh“, der Kopf knickt in einem scharfen Winkel weg, ihre Augen bleiben starr auf Severin gerichtet.

„Nein!“ Auf allen vieren robbt er auf die leblose Gefährtin zu, wimmert und klagt. „Warum sie auch noch, habt ihr nicht genug genommen?“ Seine Hände krallen sich in den Boden, reißen Pflanzen und Blüten aus.
„Nein, noch lange nicht.“ Donnernd vereinen sich drei Stimmen und drücken ihn mit ihrer Gewalt zu Boden. „Geh und berichte es den Deinen. Winter ist schon dort, doch auf ihn hören sie schon lange nicht mehr.“

Severin wiegt Evas Körper, die letzte der ihm anvertrauten Späher und sein Haar ergraut. Das Gesicht verwischt hinter Falten, der Rücken beugt sich und nichts erinnert mehr an den dynamischen Mann.
Er stemmt sich hoch, ächzt. Ein letzter Blick auf die Überreste von Evas Körper, den bereits Wurzeln des Waldes umfangen, Käfer und Larven verzehren.
Langsam, ohne Kraft schleppt sich Severin zum Ausgang der Höhle. Die Hände voll Schlamm und blauen Blüten. Der Nebel ist gewichen, das Land liegt friedlich verschneit vor ihm. Ein schwerer Schatten fällt auf ihn, lässt ihn den Kopf einziehen. Dicht neben ihm schleifen die schweren Metallglieder der Ankerkette vorbei, die Wanderfels bei jedem Abheben in Position gehalten hat. Ein Pfeifen, Rauschen und immer wieder schlägt Eisen auf Fels. Dann erbebt die Erde, Schnee und Fels spritzen in einem Ring hunderte Meter in die Höhe, es reißt Severin von den Füßen.
Am Horizont schlägt die Felsplattform mit Wanderfels auf. Severin stützt sich schwer auf den Wanderstock und humpelt heim. Die Veilchen in seiner Hand duften.

 

Liebe @greenwitch,

endlich geht es mit mir wieder Berg auf und heute ist ein guter Tag, also kann ich auch endlich mein Versprechen einlösen.
Meine Güte, warum immer diese Dystopien? Ist denn nicht alles schon furchtbar genug? Na gut, ist kein Wunschkonzert und ich muss gestehen, die Vorlage habe ich jetzt noch nicht gelesen.

Severins Blick springt zwischen weißen Margeritenblüten und der langsam dichter kommenden Schneefront hin und her. Während noch Bienen und Hummeln schwirren, bildet sich am Bachlauf eine Eisschicht, geht die Sonne hinter einem im Raureif glitzernden Baum auf.
Mach mich fertig :D. Schneefront und Blumen und Blüten, okay Klimawandel. Aber das da ne Schneefront kommt, sprich der Himmel dunkel wird und gleichzeitig die Sonne aufgeht - das krieg ich als Bild nicht mehr im Kopf klargestellt.

Mit sorgenvoller Miene tritt der Anführer des Spähtrupps aus dem Zelt. Wo bleibt nur Malte, er war heute früh aufgebrochen, um den besten Weg zu erkunden?
Wie jetzt? Früh ist schon vorbei? Ich mein, Malte ist in der Früh aufgebrochen, nicht in der Nacht - ja nee - nun geht die Sonne auch noch zweimal auf

Es fehlt an Nahrung und auf Dauer ist das Leben auf dem schwebenden Felsen zu unsicher, ... Noch hebt Wanderfels jedes Mal ab, wenn Gefahr droht, die Natur sich gegen die Menschen wendet.
Cool! Ich mein, tragisch natürlich - aber so ein schwebender Felsen ist schon sehr praktisch.

Eva tritt aus dem Schatten der Bäume. Sie hält seit einer Stunde auf der Ostseite der Lichtung Ausschau nach Malte. Der Älteste in ihrer Runde kümmert sich um alle, schlichtet und sorgt sich ständig.
Ist Malte der Älteste? Aber ist das nicht eigentlich der Job von Serverin, dem Rudelführer? So wie der Satz jetzt da steht, könnte er auf beide zutreffen. Wenn er sich auf Malte bezieht, wäre ein: »Ausschau nach Malte. Als Ältester in ihrer Runde« - weniger verwirrend für so Typen wie mich.

„Wir müssen zurück, das Dorf warnen.“
Sagt wer? Drei Zeilen später denk ich, Eva.

Die beiden Angesprochenen ziehen die Köpfe ein.
Finn schaut sie böse an. „Du und deine Götter, ihr habt es nicht verhindert.“
Kopf einziehen und böse gucken + Wut passen nicht zusammen. Smutje zieht den Kopf ein. Finn schaut sie böse an ...

„Wäre ich gegangen, ich hätte es geschafft.“
Alle schauen ihn erstaunt an,
Wer? Wen?

„Du bist doch diejenige, die an die Vier glaubt, die den Priester umschwärmt. Fang an zu beten!“ Er würde sie so gerne trösten, ...
Hier würde ich auch direkt Severin sagen, damit der Leser nicht das "er" erst mal zuordnen muss. Kann er, macht er, kein großes Ding, aber es fließt grad so schon, lass ihn in Ruhe treiben ;).

Ein Brüllen zerreißt die Luft. Erschrocken lassen sich die Zurückgebliebenen zu Boden fallen, schützen ihre Köpfe. Smutje verschwindet in einer Wolke aus Qualm und herumfliegenden Gesteinssplittern.
Ja, es ist Dir ernst. Du lässt sie nicht nur leiden, Du killst deine Figuren gleich. Böse! :D

Eva drängt Finn zu helfen, ihn zurückzuholen, doch Severin schüttelt resignierend den Kopf.
Da waren es nur noch zwei ...

Ey, ey, ey, da wird also das Ende der Menschheit verkündet. Es ist vorbei, die letzte Chance vertan. Eine Heldenreise, auch, wenn der Held am Ende nicht der Rettung wegen gefeiert wird, sondern nur den Untergang verkünden kann und ich auch keine Entwicklung bei ihm so recht erkenne. Wie gesagt, nicht mein Genre, ich fühl mich nicht wirklich in der Lage, zu so Abenteuersachen irgendwas Gescheites beizutragen. Ich kann Dir aber sagen, dass ich mich nicht wohlgefühlt hab im Text, deine Endzeitstimmung bei mir also durchaus ankam.
Ich finde, du machst es Dir selbst schwer, indem Du alle vier Späher zu Protagonisten erklärst, ihnen allen eine Hauptrolle zugedenkst. Dadurch bekommen sie natürlich auch alle nicht viel Raum und Platz, ich sehe ihnen zu, aber sie kommen mir nicht nah. Ich leide nicht mit ihnen, sie sterben, okay, das bleibt ja in diesen Textgefilden nicht aus. Ich guck denen seltsam von außen zu, zum Teil verwundert, ob des schrägen Settings, in dem ich mich aber ob der Kürze der Darstellung gut zurechtfinde. Das finde ich wirklich gut gemacht.
Und Du traust Dich was mit diesem Text, wovor ich respektvoll meinen Hut ziehe, bist ja sonst auch eher im alltäglichen Zuhause, mal abgesehen von deinem Monsterausflug.
Ja, für mich sind die Figuren zu wenig ausgearbeitet, allerdings bei Vieren auch ein großes Unternehmen. Eva glaubt an ihre Götter, Serverin ist/war in sie verknallt, die anderen beiden laufen so mit, bekommen aber den gleichen Raum eingeräumt. Glaube, da liegt noch viel Potential brach. Und wenn sie mir näher gewesen wären, ja, dann hätte ich auch mehr gelitten. Ja, Du tust ihnen weh und wenn das nicht gewesen wäre, dann wäre auch die Spannung geringer, insofern tut das dem Text wirklich gut. Sprachlich habe ich mich sehr wohl gefühlt. Ich mag deine Art einfach sehr gern.

Liebe Grüße, Fliege

 

Moin, moin du Liebe und ganz dickes Dankeschön, dass du einen noch rahen, guten Tage mit mir verbringen möchtest.

endlich geht es mit mir wieder Berg auf und heute ist ein guter Tag, also kann ich auch endlich mein Versprechen einlösen.
Ich hätte mir das "Versprechen " auch für eine spätere Geschichte aufgehoben.

Schneefront kommt, sprich der Himmel dunkel wird und gleichzeitig die Sonne aufgeht - das krieg ich als Bild nicht mehr im Kopf klargestellt.
Ja, viele Deiner Kritikpunkte beziehen sich auf meine zerfledderte Perspektive. Ich bin gerade hatt am Üben, schreibe einen Textabschnitt in alles mögliche um und versuche die Mechanismen zu kapieren. Da war ich bisher einfach zu blauäugig ...

ja nee - nun geht die Sonne auch noch zweimal auf
Auch unsauber, gehe ich am Wochenende nochmal ran ...

Aber ist das nicht eigentlich der Job von Serverin, dem Rudelführer? So wie der Satz jetzt da steht, könnte er auf beide zutreffen.
Perspektive, Mist! Wenn du eine Idee für mich hast, aus welches Sicht oder Perspektive es am innigsten wäre. Gefühlt Severin, der überlebt halt auch. Oder auktorial?

Kopf einziehen und böse gucken + Wut passen nicht zusammen. Smutje zieht den Kopf ein. Finn schaut sie böse an ...
:Pfeif:

Da waren es nur noch zwei ...
Mir war ja klar, das fünf Späher zu unübersichtlich sind, also wollte ich sie reduzieren :sealed:
Dabei habe ich natürlich völlig übersehen, das der Leser vorher keine Beziehung aufbauen kann. Ich suche noch nach einer Lösung. Mein persönlicher Plan an dieser Geschichte war tatsächlich Spannung und Konflikt - du siehst, da geht noch was ...:crying:

Ich kann Dir aber sagen, dass ich mich nicht wohlgefühlt hab im Text, deine Endzeitstimmung bei mir also durchaus ankam.
Naja, zumindest Stimmung hat geklappt. Am meisten ärgere ich mich, dass ich die Charaktere so vernachlässigt habe, das war bisher immer mein Plus.

ihnen allen eine Hauptrolle zugedenkst. Dadurch bekommen sie natürlich auch alle nicht viel Raum und Platz, ich sehe ihnen zu, aber sie kommen mir nicht nah.
Das sehe ich jetzt voll ein, hab aber noch keinen Plan, wie ich es löse. Kann ich einfach im Nebensatz einen Teil der Gruppe sterben lasse, das ist doch doof. Aber die Vorlage von @Meuvind hat nunmal fünf Späher.

sind die Figuren zu wenig ausgearbeitet,
Ja, ich arbeite dran, der bisherige Ansatz mit mehr Szenen ist aber nicht gelungen.

Das du meine generelle Erzählart magst, verbuche ich als lieb und tröstend in den Arm genommen, Dankeschön. Ich bleibe dran.

Dir gute Besserung und auf ein baldiges Wiedersehen
Sorry, falls viele Tippfehler drin sind, ich sitze im schönen Ammerland und warte auf den Start einer Weiterbildung
Liebe Grüße
Witch

 

Perspektive, Mist! Wenn du eine Idee für mich hast, aus welches Sicht oder Perspektive es am innigsten wäre. Gefühlt Severin, der überlebt halt auch. Oder auktorial?
Es muss Serverin sein, die anderen könnten die Geschichte ja nicht zu Ende erzählen. Auktorial muss man mögen, als Leser und Autor. Ich habe mich schwer damit.
Und Fünf Erzähler sind zu viel für eine KG. Kannste in einer Novelle/Roman machen, denn Fünf Leute brauchen auch Platz für Fünf :D
Ich glaube, Serverin personal erzählen zu lassen, ist gar nicht so viel Arbeit. Schön fände ich noch, wenn Du einbauen könntest, warum ihm diese Expedition so wichtig ist, warum er seine Gefährten bewusst in Todesgefahr bringt, um das Dorf zu retten. Hat er eine Schuld einzulösen? Oder ist das Dorf seine Familie? Hat es ihm mal das Leben gerettet? Wartet dort jemand auf ihn? Irgendwas, was seine Motivation klar macht und ihn als Person den Leser näher bringt.

Das du meine generelle Erzählart magst, verbuche ich als lieb und tröstend in den Arm genommen, Dankeschön. Ich bleibe dran.
Das war kein Trostbonbon! Das war voll mein Ernst. Tse!

Sorry, falls viele Tippfehler drin sind, ich sitze im schönen Ammerland und warte auf den Start einer Weiterbildung
Haste Dir mal meinen Komm angeschaut? Und ich habe nicht so eine tolle Ausrede.

Liebe, liebe Grüße und hoffentlich ist die Weiterbildung nicht so dröge, dass Du Dir ständig die Zeit vertreiben musst :D

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe Witch,

sehr spannend, dass unsere Unterhaltung hinter den Kulissen eigentlich parallel hier entlangläuft, wie cool. :gelb:

Aber die Vorlage von @Meuvind hat nunmal fünf Späher.
Ja, aber er hat fünf Figuren, keine fünf Protagonisten, denke ich mal.

Fünf Figuren ist doch völlig im Rahmen: einen Prota, zwei runde Nebenfiguren, zwei flache Nebenfiguren. Die beiden runden können sterben, wenn du das willst - grad las ich bei VanderMeer, dass ein Tod nur dann sinnvoll ist, wenn er den Leser wirklich hart trifft. Also sollte keine flache Nebenfigur sterben, das trivialisiert den Tod.

Flieges Hinweis mit der Hierarchie war super. Focus auf eine Person (ja, der Überlebende liegt nahe, bei personal bleibt dir auch nix anderes übrig, außer, du lässt einen als Geist weiterreden) wäre nämlich eine sehr gute Zusatzübung, die Themen hängen ja zusammen.

Ich bin gerade hatt am Üben, schreibe einen Textabschnitt in alles mögliche um und versuche die Mechanismen zu kapieren. Da war ich bisher einfach zu blauäugig ...
Dann schreib doch gar nicht an dem Textteil weiter, den ich dir zur Übung gegeben hab, sondern einfach diesen ganzen Text hier in eine andere Haltung. ;):peitsch:

Dein auktorial dort hatte mir wesentlich besser gefallen als dein personal, allerdings wäre hier die personale Perspektive natürlich eine viel bessere Übung. Du schaffst das! Bist doch schon super weit gekommen, trag das doch einfach hier in den Faden und schaue, was andere sagen. Ich wär sehr gespannt.

Liebe Grüße,
:-) Katla

 

Hallo Helsinki, ja, da sagst Du was - ich komme um das Thema nicht mehr drum herum. Nachdem mein Kopf jetzt voll Unternehmerproblemen und zum Glück auch Lösungen von der Weiterbildung rabbelt, ist es bestimmt eine gute Idee, heute Abend mal auszuspannen, sprich, sich personale Perspektive anzutun.

Aber die Vorlage von @Meuvind hat nunmal fünf Späher.
Ja, aber er hat fünf Figuren, keine fünf Protagonisten, denke ich mal.
Ja, das ist ein guter Hinweis. Manchmal sehe ich halt nur Bäume ...

Fünf Figuren ist doch völlig im Rahmen: einen Prota, zwei runde Nebenfiguren, zwei flache Nebenfiguren. Die beiden runden können sterben, wenn du das willst - grad las ich bei VanderMeer, dass ein Tod nur dann sinnvoll ist, wenn er den Leser wirklich hart trifft. Also sollte keine flache Nebenfigur sterben, das trivialisiert den Tod.
Ja, das würde sich falsch anfühlen, wahrscheinlich habe ich deshalb auch alle gleichbehandelt (wenn auch schlecht)

Flieges Hinweis mit der Hierarchie war super. Focus auf eine Person (ja, der Überlebende liegt nahe, bei personal bleibt dir auch nix anderes übrig, außer, du lässt einen als Geist weiterreden)
Ja, da hat es bei mir auch Klick gemacht, da hat @Fliege einen gravierenden Fehler entdeckt, warum die Gruppe so undeutlich rüber kommt. Muss ich nachschärfen.

Dann schreib doch gar nicht an dem Textteil weiter, den ich dir zur Übung gegeben hab, sondern einfach diesen ganzen Text hier in eine andere Haltung. ;):peitsch:
Naja, es ist schon ein Stückchen schwieriger, die ganze Geschichte in den Griff zu bekommen, wenn wir uns einig sind, das der Textabschnitt in personal noch Mist war. Aber ich werde es probieren ...
Ist ja immer schön, wenn man den Wortkriegern was zum zerfetzen liefern kann :aua:

Dein auktorial dort hatte mir wesentlich besser gefallen als dein personal, allerdings wäre hier die personale Perspektive natürlich eine viel bessere Übung. Du schaffst das!
Jam ich bin hat ein verdammt verkopfter Mensch, da geht klar und "oberflächlich" eindeutig einfacher, als tiefer rein. Aber deshalb will ich es ja lernen ...
Also Danke fürs Motivieren, ich starte damit ins Wochenende
Liebe Grüße
witch

 

Liebe @greenwitch ,

tut mir leid, dass so lange nichts von mir kam, und wirklich viel mehr wird es heute auch nicht, aber ich wollte immerhin ein Signal senden, dass ich in der Zwischenzeit nicht vollkommen untergegangen bin :D ich habe in letzter Zeit alles stehen und liegen gelassen und mich ausschließlich um mein Leben außerhalb von Wohnung und Studium und Bildschirm gekümmert, und das hat mir nach 1,5 Jahren Abstinenz richtig gut getan. Ich hätte eine Menge zu erzählen, aber das ist für einen Stammtisch, vielleicht sogar mal für ein Treffen in Person, daher mülle ich das Internet nicht weiter zu. Wollte dich nur wissen lassen, dass ich dein Copywrite trotzdem nicht vergessen habe. Nur, naja, ignoriert. Ich schaue, dass ich am Sonntagmorgen Zeit für einen Kommentar finde.

Liebe Grüße und bleib gesund
Meuvind

 

Lieber @Meuvind , wie lieb von dir. Mach dir keine Sorgen, mich hindert auch das wahre Leben an der ordentlichen Überarbeitung, mach dir also keinen Stress. Ich kenne dich gut genug, um zu wissen, dass Du einen Copypartner nie ohne Komm stehen lassen würdest. Genieße das Leben

 

Liebe @greenwitch , hier der angedrohte Kommentar. Das Copywrite ist jetzt seit einer ganzen Weile vorbei, aber ich habe bisher keine Zeit gefunden. Nicht in einem schlechten Sinne, denn ich mache viele andere schöne Dinge, die in letzter Zeit auf der Strecke geblieben sind, aber dafür muss ich eben wieder auf anderes verzichten.

Genug gelabert.

der langsam dichter kommenden Schneefront hin und her.

Kann etwas langsam dichter kommen? Entweder dichter werden oder näher kommen, aber so bin ich unsicher, was du ausdrücken möchtest.

Wo bleibt nur Malte, er war heute früh aufgebrochen, um den besten Weg zu erkunden?

Das sind für mich zwei Sätze, die du in einen gedrückt hast. Würde das Fragezeichen nach Malte setzen und einen neuen Satz beginnen.

Die fünf Späher haben den Auftrag für ihr Dorf Wanderfels den Osten zu erkunden. Es fehlt an Nahrung und auf Dauer ist das Leben auf dem schwebenden Felsen zu unsicher, denn niemand versteht die Magie der goldenen Adern. Noch hebt Wanderfels jedes Mal ab, wenn Gefahr droht, die Natur sich gegen die Menschen wendet. Doch früher haben die Menschen auch auf dem Boden gelebt, sich nicht auf die Götter verlassen.

Ich glaube, hätte ich die Vorlage nicht selbst geschrieben, würde ich hier ausschließlich Banane verstehen :D :D du führst einen sehr harten Anfang, indem du alle Informationen reindrückst. Ich habe die anderen Kommentare nur überflogen, daher weiß ich nichts mit Sicherheit, aber ich kann mir denken, dass der oder die eine oder andere verwirrt war. Vielleicht würde es sich lohnen, entweder sanfter anfzufangen und einen Großteil der Informationen über den Text zu strecken, oder sogar ganz drauf zu verzichten. Wanderfels kommt schließlich nie selbst vor, also wieso so detailliert beschreiben?

Es lohnt nicht, Finn steht im Rang soweit unter ihm, er sollte darüberstehen.

Zweimal unterstehen bzw. drüberstehen. Würde ich mal ein Auge drauf werfen.

Mit offensichtlich letzter Kraft, steckt der ihnen eine geschlossene Hand entgegen, atmet stockend aus und erstarrt.

Ich bin mit nicht vollkommen sicher, aber ich glaube, das Komma nach Kraft muss weg. Außerdem streckt anstatt steckt und besser er statt der.

Eva fällt auf die Knie, fleht zu den Vieren und bittet um Schutz, doch tief in ihr klingt die Frage, wovor?

Hier hast du eine Perspektivwechsel, eben noch sprichst du aus Severin und auf einmal bist du bei Eva im Kopf.

Die bunten Stoffbänder sollen die Götter von dem Verstorbenen wissen lassen und um Hilfe für die Trauernden bitten.

Das fand ich schön, empfinde ich ohnehin als eine der Stärken deines Textes: ich hatte wirklich das Gefühl, obwohl es deine Geschichte ist, mich noch weiter innerhalb "meiner" Welt zu bewegen, wenn du verstehst. Du nimmst die richtigen Sachen auf und strickst sie weiter, das mag ich. Eine Ausnahme gibt es, auf die gehe ich weiter unten noch ein, aber davon kannst du auch nichts gewusst haben.

„Genau und deshalb können wir nicht zurück, wir müssen helfen, das Dorf zu retten.“ Severin drängt sie weiter. „Harlan hat uns beauftragt, den Osten nach Wild und anderer Nahrung zu erkunden. Und das machen wir!“

Ich fände es schön, wenn du anstatt Wild einen anderen Grund zum Spähen anführst. Du könntest so direkt eine Brücke schlagen zum Winter. So werden deine Späher einfach überrascht und wissen selbst nicht, was ihnen geschieht; wenn du dem Severin einen geheimen Auftrag gibst, den er beizeiten der Gruppe erzählt, kannst du ein wenig Exposition reinschmuggeln.

Severin beharrt auf seiner Führungsrolle und drängt sie vorwärts.

Naja, im Dialog davor hast du das gezeigt, was du hier behauptest. Kann raus.

Auf Wanderfels erstrahlen breite Bänder in Gold, doch hier laufen Fäden in Rot und Grün, blaue Bäche und mächtige Adern in Honiggelb durch den Felsen. Eva fährt mit den Fingerspitzen eine blaue Linie entlang, erschrocken zieht sie die Hand zurück, pustet auf die Fingerspitzen und klemmt sie sich unter die Achseln. Doch schon reckt sie ihr Gesicht wieder dichter an die Steine, eine rote Ader verströmt sanfte Wärme, lässt darüber rinnendes Wasser verdampfen. Was ist das hier?

Das finde ich richtig geil. Auch so ein Punkt, wo du meine Gedanken nimmst und weiterentwickelst. Stellt dadurch ja die Magie als Ganzes in ein anderes Licht: Was ist Wanderfels? Wo ist da eine Verbindung, etc. Ich lese nicht unglaublich viel Fantasy, aber ich finde, dass das Genre oft über solche Brücken funktioniert, um Exposition und die eigene Fantasywelt zu etablieren. Der Kult von bla bla, betet bla bla an, kommen aus bla bla, wenn du verstehst.

Eva entweicht ein zartes „oh“, der Kopf knickt in einem scharfen Winkel weg, ihre Augen bleiben starr auf Severin gerichtet.

Aus welche Perspektive stirbt sie hier? Eben noch warst du bei ihr im Kopf, dann stirbt sie (was mMn ganz sicher nicht aus ihrer Perspektive geschrieben wurde, denn du beschreibst dabei ihr Aussehen), dann wieder Severin. Du wechselst öfter mal im Text die Perspektiven, aber hier hat es nicht gut funktioniert.

Im Türrahmen steht ein Mann. Er hat scharfe, kantige Gesichtszüge und blasse Wangen, in denen sich das Licht der Goldfäden spiegelt. Schneeweiße Haare fallen ihm über die Schultern und über einen zerschlissenen Mantel. In der Hand hält er einen kahlen Wanderstock. Frost überzieht seine Fingerkuppen und seine faltigen, alten Hände.

Das habe ich damals geschrieben. Ich finde es interessant, dass du Severin zu diesem Mann machst. In meinem Kopf hatte ich immer die Geschichte, dass der alte Mann der Winter selbst ist, der Winter um ihn herum lebt, und da wo der Mann hingeht, geht auch das Wetter hin. Quasi eine Personifizierung des Winters, nur habe ich das nie ausdrücklich im Text angedeutet. Jetzt hast du Severin zu diesem Mann gemacht und damit die Lücke gefüllt.

Ich würde dir empfehlen, mindestens eine Person rauszuwerfen, vielleicht zwei. Meine Wahl würde auf Finn und Smutje fallen, einfach, weil sie am ersetzbarsten sind. Dann hast du mehr Raum, um deine anderen Figuren zu formen. Gerade Eva und Severin brauchen mehr Platz; du beschreibst zwar, was zwischen ihnen war und ist, aber du schreibst es nicht. Für mich gab es keine Szene, die mir die Gefühle der beiden wirklich gezeigt hat. Das sehe ich als die große Schwäche hier, denn damit versinkt ein kompletter Konflikt (im Schnee, höhö).

Hoffe, du kannst ein wenig was mit meinen Gedanken anfangen. Tut mir leid, dass das so lange gedauert hat, aber besser spät als nie.

Liebe Grüße und bleib gesund
Meuvind

 

Moin @Meuvind,

hier der angedrohte Kommentar
ein bisschen Bange ist mir ja schon und genaugenommen hatte ich gehofft, endlich mit der Überarbeitung weiter zu kommen, aber im Moment siegt hier auch das wahre Leben.

Nicht in einem schlechten Sinne, denn ich mache viele andere schöne Dinge
Das freut mich sehr für Dich, genieße es aus den Vollen, hier ist es nur Arbeit und nochmal Arbeit (zum Glück macht die mir Spaß)

der langsam dichter kommenden Schneefront hin und her.
Kann etwas langsam dichter kommen?
Ich komme dicht an jemanden heran. Und ja, das kann ich auch langsam machen? Dennoch, ich schaue es mir noch einmal an ...

Wo bleibt nur Malte, er war heute früh aufgebrochen, um den besten Weg zu erkunden?
Das sind für mich zwei Sätze, die du in einen gedrückt hast. Würde das Fragezeichen nach Malte setzen und einen neuen Satz beginnen.
Ich glaube, das ist wirklich nicht die einzige Stelle. Leicht mache ich es meinen Lesern wohl nicht und das ist natürlich doof, Lesen soll ja Vergnügen sein.

Ich glaube, hätte ich die Vorlage nicht selbst geschrieben, würde ich hier ausschließlich Banane verstehen :D :D du führst einen sehr harten Anfang, indem du alle Informationen reindrückst. Ich habe die anderen Kommentare nur überflogen, daher weiß ich nichts mit Sicherheit, aber ich kann mir denken, dass der oder die eine oder andere verwirrt war.
Na, da hat Du eindeutig Glück, viele sind gestolpert oder im Schnee versackt (hach, der ist so herrlich platt :lol:)

Vielleicht würde es sich lohnen, entweder sanfter anfzufangen und einen Großteil der Informationen über den Text zu strecken,
Ja, ich habe schon angefangen es ruhiger zu erzählen, möglichst ohne Perspektivwechsel und klareren Verortungen.

Es lohnt nicht, Finn steht im Rang soweit unter ihm, er sollte darüberstehen.
Zweimal unterstehen bzw. drüberstehen. Würde ich mal ein Auge drauf werfen.
Grins, was sich da noch so findet ... Dankeschön!

Mit offensichtlich letzter Kraft, steckt der ihnen eine geschlossene Hand entgegen, atmet stockend aus und erstarrt.
Ich bin mit nicht vollkommen sicher, aber ich glaube, das Komma nach Kraft muss weg. Außerdem streckt anstatt steckt und besser er statt der.
Oh man, das muss in einer Überarbeitung passiert sein, das hätte ich bestimmt schon um die Ohren bekommen.

Hier hast du eine Perspektivwechsel, eben noch sprichst du aus Severin und auf einmal bist du bei Eva im Kopf.
Ja, Perspektive ist echt eine Baustelle, ich bin dran, aber da hilft wohl wirklich nur viel schreiben, um es auszuschleifen.

Du nimmst die richtigen Sachen auf und strickst sie weiter, das mag ich. Eine Ausnahme gibt es, auf die gehe ich weiter unten noch ein, aber davon kannst du auch nichts gewusst haben.
Dankeschön, ich bin ja schon zufrieden, das Du das generelle Herangehen abgenickt hast, finde ich beim Copy immer schwierig, immerhin fuscht man im "Baby" eines anderen Autors herum.

Ich fände es schön, wenn du anstatt Wild einen anderen Grund zum Spähen anführst. Du könntest so direkt eine Brücke schlagen zum Winter. So werden deine Späher einfach überrascht und wissen selbst nicht, was ihnen geschieht; wenn du dem Severin einen geheimen Auftrag gibst, den er beizeiten der Gruppe erzählt, kannst du ein wenig Exposition reinschmuggeln.
Das ist eine gute Idee, ich fand es auch knapp, vielleicht kriege ich darüber seine Motivation auch deutlicher hin.

Auf Wanderfels erstrahlen breite Bänder in Gold, ... lässt darüber rinnendes Wasser verdampfen. Was ist das hier?
Das finde ich richtig geil. Auch so ein Punkt, wo du meine Gedanken nimmst und weiterentwickelst. Stellt dadurch ja die Magie als Ganzes in ein anderes Licht: Was ist Wanderfels? Wo ist da eine Verbindung, etc. Ich lese nicht unglaublich viel Fantasy, aber ich finde, dass das Genre oft über solche Brücken funktioniert, um Exposition und die eigene Fantasywelt zu etablieren. Der Kult von bla bla, betet bla bla an, kommen aus bla bla, wenn du verstehst.
Ich lese ja seltsamer Weise sogar viel Fantasy, kann es nur überhaupt nicht schreiben. Aber so mag ich es, einfach als gegeben die Welt etablieren und sich als Leser darauf einlassen. Aber man verliert natürlich die Logiker ...

Eva entweicht ein zartes „oh“, der Kopf knickt in einem scharfen Winkel weg, ihre Augen bleiben starr auf Severin gerichtet.
Aus welche Perspektive stirbt sie hier? Eben noch warst du bei ihr im Kopf, dann stirbt sie (was mMn ganz sicher nicht aus ihrer Perspektive geschrieben wurde, denn du beschreibst dabei ihr Aussehen), dann wieder Severin. Du wechselst öfter mal im Text die Perspektiven, aber hier hat es nicht gut funktioniert.
Ja, wie gesagt, ich bin dran, dass muss ich unbedingt mehr üben. Komisch, gefühlt war das ganz am Anfang meiner Schreibversuche kein Problem, jetzt stolpere ich ständig.

Das habe ich damals geschrieben. Ich finde es interessant, dass du Severin zu diesem Mann machst. In meinem Kopf hatte ich immer die Geschichte, dass der alte Mann der Winter selbst ist, der Winter um ihn herum lebt, und da wo der Mann hingeht, geht auch das Wetter hin. Quasi eine Personifizierung des Winters, nur habe ich das nie ausdrücklich im Text angedeutet. Jetzt hast du Severin zu diesem Mann gemacht und damit die Lücke gefüllt.
Ich hatte es bei Dir auch so gelesen, der alte Mann als Winter. Aber ein bisschen weg vom Original wollte ich dann doch und irgendwie hatte ich Lust auf einen Kreisschluss. Schön, dass Du mit dieser Version auch leben kannst.

Ich würde dir empfehlen, mindestens eine Person rauszuwerfen, vielleicht zwei. Meine Wahl würde auf Finn und Smutje fallen, einfach, weil sie am ersetzbarsten sind. Dann hast du mehr Raum, um deine anderen Figuren zu formen. Gerade Eva und Severin brauchen mehr Platz; du beschreibst zwar, was zwischen ihnen war und ist, aber du schreibst es nicht. Für mich gab es keine Szene, die mir die Gefühle der beiden wirklich gezeigt hat. Das sehe ich als die große Schwäche hier, denn damit versinkt ein kompletter Konflikt (im Schnee, höhö).
Ja, entweder raus oder wirklich nur als Nebenrollen. Wobei ich dann nicht so recht weiß, ob ich die auch sterben lassen kann, wäre so "nebenbei" nämlich doof. Ich überlege noch. Aber langsamer auserzählen und damit meinen Prots gerecht werden will ich auf alle Fälle .
Tut mir leid, dass das so lange gedauert hat, aber besser spät als nie.
Kein Problem, wir machen das ja hier alle aus Spaß an der Textarbeit und dem Schreiben an Sich. Schön, das es gepasst hat, ich bin noch dran, aber zur Zeit einfach gefangen im Arbeitsloch. Wir lesen uns! Und noch besser, irgendwann gibt es wieder ein Treffen und viel Zeit zum klönen.

Beste Wünsche für Dich
witch

 

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