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Was vom Himmel fällt

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19.05.2015
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Anmerkungen zum Text

Was vom Himmel fällt

Als sie sich schlafen legt, beobachtet Agafja eine Weile das verglühende Holz. Sobald das letzte Licht erlischt, lauscht sie in die Dunkelheit, hört den Stimmen zu, dem Rascheln der Blätter, den heulenden Wölfen, dem Rauschen des Yerinats. Bevor sie wegdämmert, den Träumen entgegen, weckt sie ein Geräusch auf, ein Knall, den sie anfangs für den Teil eines Traums hält. Sie öffnet die Augen und nimmt den beißenden Geruch wahr, der nicht zu dem würzigen Duft aus Harz und Rinde passt, der sonst die Luft erfüllt. Agafja schreckt hoch und tritt vor die Hütte. In der Ferne, dort, wo Berge und Wälder aufeinandertreffen, entdeckt sie das Feuer, ein rotglühender Punkt in der Finsternis, als säße jemand an einem Lagerfeuer, als wäre etwas vom Himmel gefallen. Eine Eule schreit. Agafja erschrickt. Graue Schwaden steigen auf. Sie läuft auf und ab, stochert mit einem Ast auf der Erde, betrachtet den kargen Sternenglanz, hört hinaus und hinein. Das Ächzen der Bäume, Gerüche, die der Wind über Fluss, durch Äste und Kronen treibt, das Blinken der Sterne, mit all dem ist sie vertraut. Ein fahler Sichelmond wirft etwas Licht auf die Welt. Er zieht über die Gipfel hinweg und bald wird er hinter dem Bergkamm verschwinden, wie in so vielen Nächten zuvor. Was sie jetzt wahrnimmt, bedroht die festgefügte Ordnung, das, was war, was ist, was sein wird. Was, wenn sich das Feuer ausbreitet? Wenn sie mit einer Fackel loszieht, lockt sie Tiere und Geister an. Sie schaut genauer hin. Der Rauch breitet sich weiter aus. Was, wenn die Sterne herabfallen? Agafja schließt die Augen, spricht ein Gebet, aber kein Gott antwortet und den Engeln kann man nicht vertrauen.

Dennoch geht sie zu dem Verschlag, wo sie die Utensilien für den Notfall aufbewahrt. Der Lauf des Bärengewehrs fühlt sich kalt an, als sie es aus dem Sack zieht. In einer harmlosen Schachtel liegen sie sauber aufeinandergestapelt. Trotz der Finsternis schimmern die Kugeln. Sie lässt ein paar in die Jackentasche gleiten. Ein Tier huscht an ihr vorbei ins Freie. Eine Maus, ein Burunduk? Der Schatten verliert sich im grauen Gras. Als sie alles beisammen hat, setzt sie sich auf das abgesägte Stück der Buche, die sie im letzten Sommer gefällt hat; ein schöner Baum, gerade gewachsen. Sie senkt den Kopf, drückt die Augenlider fest zusammen, bewegt sich nicht. Lange bleibt sie sitzen. Aber der Rauch verschwindet nicht, sie kann ihn nicht besiegen. Sie hält die Hände vor den Mund, formt eine Höhle, presst Luft hindurch, sodass ihr Ruf durch den Wald hallt. Als Echo kommt das Pfeifen zurück. Ach, wenn die guten Geister ihr doch schnell antworteten! Eine vage Hoffnung, denn diese Wesen brauchen Zeit, bis sie aus der Bewusstlosigkeit erwachen. Also steht sie auf und geht zur Hütte, samt Gewehr und Munition. Dort legt sie Reisig, etwas Holz in den Ofen, reibt und dreht den Stein, entzündet das Feuer. Ein Holzscheit fällt ihr aus der Hand. Der Schmerz sendet Wellen über Fuß und Bein, verklingt nach und nach. Fackeln liegen irgendwo draußen unter dem Dach. Nicht jede Dunkelheit besiegt das Licht. Manche Rätsel löst nur Gott. Menschen sind auf die Helligkeit des Tages angewiesen. Keiner kennt die Geheimnisse, die einem Gott vorbehalten sind. Auch wenn ein Halbgott, Prometheus hatte die Mutter ihn genannt, den Menschen das Feuer gebracht hat. Aber das ist eine Sage. Gott ist groß, gut, verbrennt, zerstört, löscht aus, damit Platz gemacht werde für neues Leben.

Ein Rascheln dringt zu ihr durch, ein Wesen schleicht am Haus vorbei. Obwohl sie auseinanderhalten kann, was sich in der Taiga bewegt, kann sie das Geräusch nicht einordnen. Weder das Rauschen des Flügelschlages einer Fledermaus, noch das eines verirrten Erdmännchens, eines Rehkitzes, das seine Mutter sucht, noch die Schritte eines Bären, schwer und dunkel, noch das eines Erdgeistes, der aus einem Loch hervorkriecht. Manche Wahrnehmungen sind trügerisch, andere kündigen eine Veränderung an, etwas, das hier im Wald vor sich geht. Aber das sind Fantasien, der Abgeschiedenheit geschuldet, Dinge, die in ihrem Kopf stattfinden, aber nicht in der Wirklichkeit, so weit man das unterscheiden kann. Als sie aus der Erstarrung erwacht, wirft sie einen letzten Blick nach draußen. Die Schwaden haben sich nicht verzogen, aus schwarzem Rauch wurde weißer, die Sterne stehen am Himmel.

Unter der Decke kehrt die Wärme zurück. Am besten wäre zu vergessen, was sie gesehen hat. Morgen folgt ein neuer Tag. Und dann wieder einer und immer so fort. Die Schatten verlieren ihre Klarheit, lösen sich in der frischen Luft auf. Was man in der Nacht wahrzunehmen geglaubt hat, zerrinnt in den Träumen. Sie schläft tief. Im Traum hört sie die Worte ihrer Mutter, aber versteht nicht, was sie ihr sagt. Ein Gewicht, das auf ihr lastet, weckt sie auf. Die Rote balanciert auf ihrem Bauch, sucht nach Halt. Agafja erkennt das Grün in den Katzenaugen, einzelne Punkte in den Pupillen. Ihre Tatzen kratzen auf der Wolle, ihr Schnurren wird lauter. Nach einer Weile beruhigt sich die Rote, lässt sich auf ihr nieder, und streckt sich aus, bis Agafja sie vertreibt, um aufzustehen.

Der Morgen zeigt sich müde, fahl. Nebel liegt über dem Wald. Der Rauch steigt mittlerweile schwarz empor und der fremde Geruch hat sich festgesetzt. Agafja führt ihre Tagesrituale durch, betet und stellt sich vor, ein Kind zu sein, das im Gras herumschweift und den Blumen beim Wachsen zuschaut. Das Wasser des Yerinat schmeckt wie an jedem anderen Tag, ein gutes Zeichen. Nachdem sie sich erfrischt und Grütze gegessen hat, sucht sie nach der Spinne. Sie entdeckt das merkwürdige Wesen draußen vor der Tür, nahe am Eingang, wie es unermüdlich seine Bahnen zieht. Agafja greift nach einer Holzdose, schüttelt sie. Reste von Nüssen oder Kräutern fallen zu Boden. Ein, zwei schnelle Schritte, dann steht sie direkt vor der Spinne und bückt sich. Sie stülpt die Dose über das Geschöpf mit den acht Beinen, dreht sie um, verschließt sie und nimmt sie gefangen. Mitten auf den Tisch stellt sie das Gefäß.

Danach bereitet sie vor, was sie braucht. Aus der Holzkiste mit den Utensilien, die man ihr gegeben hat, wenn sie in Not gerät, holt sie das Gewehr, mit dem man Bären töten kann, schultert es, steckt Langmesser und Signalpistole in die Tasche des Mantels und zupft das Kopftuch zurecht. Mutter Erde, die Geister des Waldes und der große Gott, der alles sieht, alles weiß, lenkt sie.
Auf dem Pfad für Mensch und Tier läuft sie zum Wald. Am Yerinat entlang, führt er empor, den Bergen entgegen. Beim Gehen singt sie. Die Beine schreiten kräftig aus.

Weshalb wohl in Russland die Birken so eigentümlich sind?
Weshalb wohl die Bäume mit der weißen Rinde alles verstehen?
Sie stehen am Wegesrand und schwanken im Wind.
Es fallen fallen die Blätter herab, wo sie traurig vergehen..

Ich gehe auf der Straße, die Weite des Landes macht mich munter,
Nur eines möchte ich in meinem Leben noch wissen:
Weshalb fliegen die Blätter so traurig herunter,
liebkosen die Haut unter meinem Hemd, wie ein wärmendes Kissen?

Und wieder und wieder wird es ums Herz so heiß,
und wieder und wieder ich keine Antwort weiß.
Ich bin wie das Blatt, das auf die Schulter fällt:
Losgerissen und getrennt von der übrigen Welt.

Und wieder und wieder wird es ums Herz so heiß,
und wieder und wieder ich keine Antwort weiß.
Ich bin wie das Blatt, das auf die Schulter fällt:
Losgerissen und getrennt von der übrigen Welt.

Währenddessen setzt sich eine Hummel auf Agafjas Arm und krabbelt auf und ab. Sie bewegt sich unbeholfen, ein Brummer, schwarz, weißbestäubter Hintern, versucht davonzuflattern, aber es gelingt nicht. Sie rennt und rennt, kann aber nicht abheben. Vielleicht sind die Flügel verklebt, vielleicht fürchtet sie sich, in den Fluss zu fallen und in der Fremde zu ertrinken. Mit dem Zeigefinger streichelt sie den Körper des Insekts, pustet es an, ermutigt es in den Bemühungen, nicht nachzulassen. Jedes Lebewesen ist mit jedem anderen verbunden, die Schöpfung ein Wunder aus Gemeinsamkeit. Agafja weiß, wo sich das Nest befindet, unter einem Felsen, der von Farbadern durchzogen ist. Gerade als sie beschließt, die Hummel dorthin zu bringen, fliegt sie steil zum Himmel empor, sonnenumfluteten Blumen entgegen, dem Nektar des Lebens.

Der fremde Geruch verstärkt sich, je näher sie zu ihrem Ziel kommt. Hoch wächst das Gras, Gestrüpp wuchert. Die Bäume stehen dicht beieinander, eine stumme Familie, über Wurzeln miteinander verbunden. Sie stolpert über Steine, die aus der Erde ragen. Bevor die Höhenlinien beginnen, werfen die Berge ihre Fänge aus, mächtige Findlinge, mit Moos bewachsen. Im Gestein des Felsmassivs ist so manches eingeschlossen. Der Vater hat hier nach Salzadern gesucht. Höhlen hat er gefunden, Lapislazuli, Säle mit Tropfsteinen, lichtdurchflutet, dunkel, fledermausbehangen. Bären überwintern hier, Wölfe ziehen ihre Jungen groß, graben ihre Bauten so, dass sie darin enden oder dort beginnen, je nachdem, wie man es sieht.
Immer den Rauschwaden entgegen. Agafja erschrickt als ein Tannenhäher sich vom Ast einer Zirbelkiefer in die Luft erhebt. Sie ist jetzt ganz nah, entdeckt Glutnester, sieht glühende Metallstücke, rot und weiß. Zwischen zwei Buchen klemmt ein Stahlstück. In den Boden gerammt, beinahe baumhoch. Es hat beim Fallen Äste mit sich gerissen, abgeknickt, der Boden aufgerissen, sodass ein kleiner Krater entstanden ist, von dem Hitze ausgeht. Was vom Himmel fällt, kann gut und böse sein, je nachdem. Es muss einen Grund dafür geben, dass es ausgerechnet im Sayan-Gebirge, am Yerinat, gelandet ist. Aber welchen? Nichts geschieht zufällig.
Sie schaut sich auf dem Gelände nach Spuren um. Nirgendwo sonst im Wald entdeckt sie Rauch. Keine Spur von Menschen, keine Schreie. Wenn ein Flugzeug oder Hubschrauber abstürzt, muss der Rumpf irgendwo liegen, weiter entfernt, mag sein. Damals war sie selbst mitgeflogen, in riesigen stählernen Särgen. Irgendwo müssten mehr Stücke verstreut sein, aber da ist nichts, kein Feuerschweif hinter den Bergen.

Agafja nimmt einen der Äste, stochert in der Erde, kratzt hier und dort, sucht nach Zeichen, nach Chiffren, die etwas über die Herkunft verraten. Außer ein paar kyrillischen Buchstaben, die halb und halb sichtbar sind, aber keinen Zusammenhang erkennen lassen, ein lebloses Nichts. Das Ding wirkt verdreht, die Kanten an einzelnen Stellen gerade, an anderen abgerundet, das Metall geschmolzen, von Zufall oder Schöpfer zu bizarren Figuren verdreht, als wüsste der Urheber nicht, welche Form das Gebilde annehmen solle, als sei es nicht geschaffen für die Welt, auf die es stürzte, ein Engel, ein Stern, der hier im Wald verglühte, in einer verlassenen Gegend, die kaum einer kannte. Geschmolzenes Metall riecht nach Tod, nach den kalten Fängen des Winters, schmeckt nach dem bitteren Hunger der Tage, an denen Gott fern ist.
Agafja spürt Hitze auf der Haut. Ihre Verwirrung wächst. Sie stampft auf den Boden. Aber die Erde gibt nicht nach, bleibt fest, unnachgiebig wie zuvor.
Die Männer des Gouverneurs haben ihr die Waffe gegeben. „Damit du dich wehren kannst, wenn du in Bedrängnis gerätst. Du musst den Schaft fest an die Schulter pressen. Wegen des Rückschlags. Der kann dir das Schlüsselbein zerschmettern, wenn du nicht aufpasst.“
Sie streicht über den kalten Lauf des Gewehrs, bewundert die gerade Linie. Sechs große Patronen stecken im Magazin. Es klickt, als sie es einrastet. Sie legt an. Auf eine Zielscheibe hat sie geschossen. Den Bären hat sie verfehlt.
Sie zielt. Mitten ins Herz des Wesens, das vom Himmel fiel. Im letzten Moment reißt sie den Lauf nach oben. Der Schuss geht in die Luft und ein lauter Knall dringt durch den Wald. Danach gleitet ihr das Gewehr aus der Hand ins Gras. Nach einer Weile hebt sie es auf und lehnt es an eine durch den Absturz verletzte Esche. Das Metallstück regt sich nicht. Man kann es nicht erschießen. Man darf überhaupt nichts erschießen. Etwas geht vor, etwas verändert sich.

Dann macht sie sich an die Arbeit, drückt Moos und Wurzeln fest, richtet die Äste der jungen Bäume auf. Am Firmament hängen ein paar zerfledderte Wolken, dazwischen endloses Blau. Die Berge sehen aus wie immer, Zeugen der Ewigkeit, des Unvergänglichen, weit entfernt, ganz nah. Furcht und Panik eines winzigen Menschenwesens bedeuten nichts dagegen. Gerade jetzt gilt es, all ihre Kraft einzusetzen, nicht nachzulassen, Glaube, Liebe und Hoffnung zu bewahren. Was, wenn das erst der Anfang war, die Apokalypse nahte, die Sterne auf die Erde fielen, millionen, abermillionen Lichtgebilde herabstürzten? Und schließlich der Himmel selbst, mitsamt dem Paradies versank, die Sonne verschwand, vollständige Dunkelheit herrschte, Armageddon begann?
Wer standhaft bleibt, besiegt die Kälte, hält dem Sturm stand, erträgt den Hunger. Agafja reißt sich los, schnappt sich, was sie mitgebracht hat, und entfernt sich von dem Fremdkörper. Sie schreitet den Bergen entgegen, blickt nicht zurück. Wind streicht über sie hinweg. Je weiter sie geht, desto friedlicher hört sie dem Rauschen und Rascheln der Welt zu, die sie umgibt. Als sie am Hummelbau ankommt, beobachtet sie wie die Insekten aus- und einfliegen, einem gemeinsamen Willen verpflichtet, eine Familie, die füreinander sorgt, in der jeder seine Aufgabe hat, sammelt, was die Natur schenkt, zu nähren und zu schützen das Volk, die Königin und ihre Nachfahren.

Sie schiebt den Vorhang aus Ataman-Gras beiseite, der den Eingang der Höhle bedeckt. Glattnasen hängen an den Wänden, beachten Agafja nicht, ruhen sich aus, bevor sie sich in der Nacht fallen lassen, die Schwingen ausbreiten und zum Jagen bereit machen. Feuchtigkeit überzieht den Fels der Höhle an einigen Stellen wie eine Haut. Von dem Gestein, das draußen so kalt und unnahbar erscheint, geht Wärme aus, als wenn es von innen, vom Kern der Berge beheizt würde. Langsam gewöhnt sie sich an das fahle Licht. Sie blinzelt, gewöhnt sich an den scharfen Geruch der Fledermäuse. Niemand wird sie in ihrer Zuflucht finden, niemand.
Sie durchquert den Saal, erreicht die Stelle, die zum nächsten Raum führt, bückt sich. Wurzeln ragen aus dem festen Boden. Tropfsteine wachsen, schimmern hell. Blaue Adern durchlaufen das Gestein. Von irgendwoher fällt Licht ein. Inmitten der Halle, auf einer ebenen Fläche, steht der Holzbottich, in dem sie zur Welt gekommen ist, bedeckt von einem wiesenfarbenen Tuch, das Agafja selbst gewebt hat. Eine alte Esche mit mächtigem Stamm habe der Papa geschlagen, ausgehöhlt, die Astlöcher geschliffen, geschmirgelt, poliert, damit ein Behältnis entsteht, in dem man baden, ein Tier ausweiden und eben gebären konnte.
Agafja berührt das Holz und steigt in den Zuber. Eine Weile verharrt sie, atmet ein, atmet aus, schließt schließlich die Augen und zieht die Beine an. Gerade jetzt sucht sie nach Rat, braucht die Verbindung zu den Seelen all der Verstorbenen. Es vergeht nur ein Moment, dann hört sie die Stimme ihrer Mama.

Ihr müsst wissen, dass der Teufel ein Engel ist, eine Lichtgestalt, die von Gott abgefallen ist, die Finsternis aus freien Stücken gewählt hat. Auch ein Engel hat einen eigenen Willen, kann sich entscheiden. So wie wir Menschen uns für das Gute oder das Böse entscheiden, in jedem einzelnen Augenblick ja oder nein sagen können.
Damit ihr eure Sinne schärft, erzähle ich euch vom Teufel. Als ich ihn zum ersten Mal gesehen habe, kam er als Maus zu mir. Ich war ein kleines Mädchen, wälzte mich im Stroh, fand keinen Schlaf, kratzte mich am Kopf, weil die Läuse zwischen den Haaren ihre Nester einrichteten, als etwas an meinem rechten Zehen knabberte. Ich zuckte zusammen, fuhr hoch und streifte die Decke ab, um zu sehen, was es war. Da bemerkte ich, dass eine Maus mich fixierte. Nahezu bewegungslos lief sie langsam, ohne den merkwürdig intensiven Augenkontakt aufzugeben, über die Beine, den Bauch entlang bis zu meiner Brust, wo sie verharrte. Ich blieb ruhig, ohne zu wissen, warum. Die Maus war nicht besonders groß, eigentlich eine ganz normale Maus, nur die Augen erschienen mir im Verhältnis zum Körper überdimensioniert. Sie sprach nicht und dennoch verstand ich, was sie mitteilte, ja ich verstand das Flüstern klar und deutlich.
„Ich wollte dir einmal einen Besuch abstatten, ganz freundschaftlich. Dich quälen die Läuse, die Flöhe und die Wanzen. Und das Stroh sticht dir die Haut auf. Habe ich recht? An sich nicht weiter schlimm. Aber du schläfst schlecht und es kitzelt dich, stimmt’s? Ich kann dir helfen.“
„Du, eine kleine Maus?“
„Heute siehst du mich als Maus, später bin ich vielleicht ein Bär. Und wenn ich kein Bär mehr bin, dann bin ich selbst eine Laus. Und wenn ich keine Laus mehr bin, ein Adler.“
„Und ein Mensch, kannst du auch ein Mensch sein?“
„Nicht einer, viele, Frauen, Männer, Kinder, Bauern, Beamte, Zaren, Priester und Bettler.“
Ich nahm allen meinen Mut zusammen, ließ mir aber nichts anmerken, deshalb schwieg ich, als die Maus weiterredete.
„Du weißt längst, wer ich bin. Aber ich versichere dir, es sind Lügen, die sie über mich verbreiten. Ich bin weitaus wohltätiger, als der, den ihr Herr nennt, zu dem ihr betet. Wenn ihr Gott um einen Gefallen bittet - und wenn es nur ist, dass er euch von den Flöhen und Läusen befreit - dann grinst er und erzählt von den Plagen, die der Mensch ertragen muss, damit seine Seele umso reiner und unschuldiger zum Himmel aufsteigt, dass das Leid die Bedingung für das Paradies sei. Und ihr, wenn ihr ihn hört, versteht nicht, was er meint. Er will euch knechten. Er macht euch sein Paradies schmackhaft, einen Ort, wo Honig und Wein fließen, wo ihr euch in ewigem Müßiiggang die Bäuche vollschlagen dürft. Aber er erzählt euch nicht, dass alles, was Freude bereitet, an dem verheißenen Ort verboten ist. Beten und betteln müsst ihr, erstarren vor der Majestät. Lachen könnt ihr vergessen. Im Paradies wird nicht gelacht, das stört die Andacht nur. Und die Engel, was glaubst du, wie die sich benehmen? Sie sind seine Generäle, kommandieren. Die kleineren, unbedeutenderen unter ihnen passen genau auf, was ihr tut, sagt, sogar was ihr denkt. O nein, der Himmel ist kein Vergnügen. Ich kann dafür sorgen, dass du ein gutes Leben führst, ein richtig gutes, eines, von dem du nie zu träumen gewagt hast, ein Paradies auf Erden. Ach, was sind die niedlich, die Läuse, so hübsche Tierchen. Ich werde mich um sie kümmern, damit sie von alleine verschwinden, nicht wahr, das willst du?"
Der Wortschwall hörte nicht auf, ein Monolog wie das endlose Sprudeln aus der Quelle eines großen Flusses, eine Woge heißer Luft, die dich versengt, wenn du dich nicht irgendwo verkriechst. Ich riss mich los, zwang mich zu handeln. Jetzt oder nie, jetzt, oder ich erlag dem Wesen, das zu mir sprach, all den Worten, dem Strom aus Lügen, Halbwahrheiten, Verlockungen. Ich umfasste die Maus mit der Hand, sie zu würgen, ersticken, zum Schweigen zu bringen, aber gerade, als ich zudrücken wollte, bemerkte ich, dass da nichts mehr war, mein Krafteinsatz nutzlos. Ab diesem Moment war ich mir sicher, dass mir der Teufel höchstpersönlich einen Besuch abgestattet hatte. Ich bekreuzigte mich, betete. Seltsamerweise fühlte ich mich glücklich, besonders aber als ich das leise Flüstern des Windes hörte, aus dem Gott sprach, ohne dass ich die Bedeutung verstanden hätte. Diese Prüfung war vorerst bestanden. Aber weitere würden folgen.

Die Worte der Mama verklingen. Agafja öffnet die Augen, streckt sich, als wäre sie auf aus einem langen Traum erwacht. Nach einiger Zeit entsteigt sie dem Gefäß, in dem sie einst den Schrei nach Leben ausgestoßen hat. Als sie die Höhle verlässt, zupft sie die Kleider zurecht und blickt zum Himmel. Die Wolken ziehen langsam vorbei, dazwischen das Frühlingsblau ungetrübt. Der Rauch wird sich nach und nach verziehen. Während sie tänzelnd den Pfad entlang nach Hause geht, hört sie den Geräuschen des wachsenden Grases zu.

In der Hütte angekommen, nimmt sie die Dose, schüttet den Inhalt aus und zertritt die Spinne, stampft sie in den Lehmboden, bis die Überreste sich in eine Form verwandeln, die der des Metallstücks ähnelt, das vom Himmel fiel.

 
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Als sie am Hummelbau ankommt, beobachtet sie die Insekten, aus- und einfliegen, einem gemeinsamen Willen verpflichtet, eine Familie, die füreinander sorgt, in der jeder seine Aufgabe hat, sammelt, was die Natur schenkt, zu nähren und zu schützen das Volk, die Königin und ihre Nachkommen.

Na, wenn das mal nicht eine Anspielung auf den modernen Ameisenstaat ist … aber im Ernst, besonders die Auseinandersetzung mit dem Teufel gefällt mir, denn nicht von ohngefähr ist Luzifer eine Lichtgestalt und wo Licht ist, fallen bekanntlich Schatten. Mir ist die Vorstellung Gott & Teufel als Antipoden alles andere als fremd.

Aber kurz zum Text,

lieber Ise,

warum immer zum einen reflexive Formulierungen, sei es hier ein „sich greifen“ und des „sich befindens“

Sie greift sich im Regal eine Holzdose, schüttelt sie, um herauszufinden, ob sich darin noch Reste von Nüssen oder Kräutern befinden.
wobei „sie (er)greift eine Holzdose im Regal“ und ein schlichtes „ob darin noch Reste … sind“, denn da wird eine Gebildetheit vorgegaukelt, die A. so fremd ist wie das vornehme Gehabe aller Hochwohlgeborenen und sich hochwohlgeboren Wähnenden, die zudem Natur der Eigentumsordnung unterordnen wollen und in der "Freiheit" des Eigentums wie auch der bekannte Hamster im Tretrad nun eine Hummel kollegial begrüßen können - aber das Tier kann wohl nicht anders

Die Hummel bewegt sich unbeholfen, ein Brummer, schwarzer Körper, weißbestäubter Hintern, und versucht die Flügel auszubreiten, aber es gelingt nicht. Sie rennt und rennt, kann aber nicht abheben. Vielleicht sind die Flügel verklebt, vielleicht fürchtet sie sich in den Fluss zu fallen und in der Fremde zu ertrinken.
Da wird jede Kultur ihre eigenen Symbole haben.

Und dann doch ein Einwand wider den modernen Aberglauben

Ein fremder Geruch hatte sich eines morgens unter die gewohnten gemischt, verdorben, metallisch, eine minimale Veränderung.
Ich weiß nicht, aber ich bin mir sicher, dass nicht nur Eisen keinen eigenen Geruch abstößt … was ja schon die alten Römer im Satz „Geld stinkt nicht“ darstellten (wenn auch aus übertragenen Gründen).

Ich lass mich da gerne in eine Hexenküche verführen und keine bange, seit Januar 1981 bin ich in keinem Labor mehr als Laborant gewesen … (als Mitarbeitervertreter selbstverständlich immer noch ...)

Setnemides hat übrigens auch vor Jahr und Tag über Sibirien erzählt. Ich guck mal nach, ob ich sein gelungenes Werk finde ...

Tschüss & bis bald

Friedel


PS: Eine Geschichte von Set gefunden unter

https://www.wortkrieger.de/threads/sibirische-löcher.55759/
lohnt sich auf jeden Fall, selbst wenn ich die Problematik bis in die Eifel transportiert hab und in Groningen und dem benachbarten nördlichen Niedersachsen vor kurzem die Erde bebte, weil ausgebeutete Gashölen sich verändern ...

 
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Hey @Isegrims

Zunächst ein paar Details:

Sie greift sich im Regal eine Holzdose, schüttelt sie, um herauszufinden, ob sich darin noch Reste von Nüssen oder Kräutern befinden.
Vielleicht: greift nach einer Holzdose, ...
Sie riecht den Waldgeruch, als sie den Deckel hebt.
Vielleicht eine Formulierung, die ohne das riechen auskommt?
Das Spinnenwesen zieht weiter seine Bahnen
Das ist offensichtlich wieder ein Auszug aus einem grösseren Projekt. Aber du musst dir schon die Mühe machen, daraus eine echte Kurzgeschichte zu formen! :peitsch: Also: Ein Spinnenwesen zieht seine Bahnen.
Das Spinnenwesen zieht weiter seine Bahnen, kerzengerade, bis es von den Wänden aufgehalten wird, in genau abgemessenem Abstand zur Seite schwenkt und in die Gegenrichtung läuft.
von mehrereren Wänden gleichzeitig? Dann ist es in eine Ecke gelaufen? Was heisst hier genau abgemessener Abstand? Wer hat ihn abgemessen? Und wenn es nur zur Seite schwenkt, kann es nicht in die Gegenrichtung laufen. Also, insgesamt kriege ich da gar kein Bild zusammen.
Danach schließt sie die Tür zur Hütte
Unnötig, da du einen neuen Abschnitt begonnen hast.
und nimmt auf dem von Mensch und Tier benutzten Pfad den Weg zum Wald.
Empfand ich als sperrig.
Geologen, Wanderer, Studenten, die sich in den letzten Jahren in der Wildnis blicken lassen,
Präsens. Also eher: seit einigen Jahren.
klagen über die Insektenstiche:
Diese Verknüpfung fand ich etwas subobtimal. Hummeln können zwar stechen, tun es aber fast nie.
und versucht die Flügel auszubreiten, aber es gelingt nicht. Sie rennt und rennt, kann aber nicht abheben.
eines lässt sich vielleicht streichen.
vielleicht fürchtet sie sich in den Fluss zu fallen
wohl ein Komma nach "sich".
Jedes Lebewesen ist mit jedem anderen verbunden, die Schöpfung ein Wunder aus Gemeinsamkeit.
"der" klänge natürlicher.
Agafja freut sich und geht weiter.
Die Beschreibung der Hummel geht ja in die zart-feinfühlige Richtung. Fand ich okay. Aber dieser abschliessende Satz war mir dann etwas zu rosa und kindlich-kitschig.
Auf dem Weg kommt sie an dem Stahl vorbei, das vom Himmel gefallen ist.
der
Die Berge werfen ihre Wurzeln, bevor die Höhenlinien beginnen, nach oben führen, dorthin, wo mächtige Felsen ihre Wurzeln schlagen.
Ich würde das Bild nicht zweimal verwenden.
Eingänge zu den Wolfsbauten verstecken sich unter Gestrüpp.
Würde ich streichen.
Trotzdem hatte sie nach gefährlichen Zeichen gesucht, nach Chiffren, die seine Herkunft offenbarten.
Rückfall ins PQP, obwohl du schon im Präteritum bist.
der hier im Wald verglühte, in einer verlassenen Gegend, die kaum einer kannte, sich selbst überlassen wurde, dem gehörte, der sie zu nutzen wusste.
Das empfand ich als herausgezoomt aus der Szene, nicht aus der Figur heraus gedacht, eher an die Leserschaft gerichtet
Was, wenn das erst der Anfang war, die Apokalypse nahte, die Sterne auf die Erde fielen, Millionen, Abermillionen Lichtgebilde herabstürzten? Und schließlich der Himmel selbst, mitsamt dem Paradies versank, die Sonne verschwand, vollständige Dunkelheit herrschte, die Apokalypse begann?
Das kam für mich etwas aus dem Nichts. Erst im Zusammenhang mit der Rede der Mutter ergibt sich ein Zusammenhang. Ich glaube, mir hätte es besser gefallen, wenn da bloss stünde: Was, wenn das erst der Anfang war?
Ihr müsst wissen, dass der Teufel ein Engel ist, eine Lichtgestalt, die von Gott, abgefallen ist, die Finsternis aus freien Stücken gewählt hat.
John Milton lässt grüssen.
Bewegungslos lief sie langsam, ohne den merkwürdig intensiven Augenkontakt aufzugeben, über die Beine, den Bauch entlang bis zu meiner Brust, wo sie verharrte. Ich blieb ruhig, ohne zu wissen, warum.
Könnte man variieren.
Die Maus war nicht besonders groß, eigentlich eine ganz normale Maus, nur die Augen erschienen mir im Verhältnis zum Körper überdimensioniert.
passt nicht so recht ins Sprachregister.
jetzt oder nie, jetzt, oder ich erlag dem Wesen
erläge (Oder frag Friedel)
Dort nimmt sie die Dose, schüttet den Inhalt aus und zertritt die Spinne, stampft sie in den Lehmboden, bis die Überreste sich in eine Form verwandeln, die der des Metallstücks ähnelt, das vom Himmel fiel.
Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, wie du die beiden Teile zusammen bringen willst, und war hier ein wenig enttäuscht. Das ist etwas husch-husch. Ich kann da nicht so recht andocken.

Mir gefällt das Setting, mir gefällt der Stahl im Wald (hat mich an die Cola-Flasche in Die Götter müssen verrückt sein erinnert, aber bei dir ist das erdiger). Auch der Teufel als Maus gefällt mir. Also, das ist schon ein schönes Universum und ich vermute, dass sich das im grösseren Kontext denn auch gut zusammenfügt. Aber hier empfand ich die Motive als zu lose verbunden. Konkret: Dass die Spinne irgendetwas mit Teufel o.ä. zu tun haben könnte, hat sich für mich nicht abgezeichnet. Ich hatte die am Ende ehrlich gesagt auch schon wieder vergessen, die Hummel nimmt viel mehr Platz ein. Danach habe ich den Stahl im Kontext einer Kultur - Natur - Gegenüberstellung gelesen und da hat mich das Apokalyptische etwas überrascht. Ich habe da zuerst eher an Sci-Fi-Apokalypse gedacht und nicht an einen religiösen Kontext - der bis auf den Ausdruck "Engel" zu diesem Zeitpunkt ja auch nicht etabliert ist. Vielleicht bin ich aber auch nur müde und wenig fix im Kopf. Aber ich denke, das könnte noch stärker aufeinander bezogen werden. Der Sturz Satans, der Sturz des Stahls auf die Erde, da müsste die religiöse Thematik stärker in den ganzen Text eingewoben werden, vielleicht auch das Bedrohliche der Spinne angedeutet, die Naturbeschreibungen entsprechend eingefärbt werden. Ja, vielleicht sehe ich da auch nicht so richtig eine Verbindung, weil der Sturz Satans am Anfang aller Zeiten steht und die Apokalypse am Ende, ich habe da die beiden Bilder nicht zusammengebracht, erst nachträglich, in der Reflexion. Auf alle Fälle müsste der Schlusssatz, der die Spinne mit dem Stahl und beides zusammen mit dem Teufel in Verbindung bringt, sich stärker ankündigen, meiner Meinung nach. Vielleicht so sehr, dass der Satz selbst überflüssig wird. Mit der Thematik hast du mich aber natürlich und ich habe das gerne gelesen.

Lieber Gruss
Peeperkorn

 

Hallo @Isegrims,

die Geschichte ist interessant aufgeteilt: zu Beginn ruhig und entspannend, am Ende werden unerwartete Themen behandelt.
Was mir noch fehlt, ist Klarheit bezüglich der Spinne. Sie wird ganz am Anfang und am Schluss erwähnt, der Kreis schließt sich also. Das ist gut, aber man erfährt kaum etwas über das Wesen. Oder ist es sogar eine Art Roboter? Hier fehlt mir noch der Kontext, es fühlt sich so an, als hätte ich etwas verpasst.

Zur Geschichte selbst sind mir noch diese zwei Kleinigkeiten aufgefallen:

Sie hatte am Horizont den merkwürdigen Rauch bemerkt, nicht vergleichbar mit dem Nebel, der sonst zwischen Wald und Bergen hing.
Statt nicht vergleichbar mit dem Nebel würde der anders als der Nebel war vielleicht besser passen. So wird der Gegensatz deutlicher. Wenn etwas erwähnt wird, was gar nicht da ist, kann man schnell abgelenkt werden, so kann das eventuell verhindert werden.

In der ersten Halle ist es hell genug. Vor den blaugeäderten Wänden steht der Holzbottich.
Unter Halle kann ich mir hier nicht viel vorstellen. Wie ist zum Beispiel die Beschaffenheit der Wand? Glatt, rau, gekrümmt, eckig oder ganz anders?
Die Holzhütte am Anfang wird zwar auch kaum beschrieben, aber davon kann man sich viel leichter ein Bild machen. Hier ist es noch schwierig.

Viele Grüße
Michael

 

Lieber Friedel,

Na, wenn das mal nicht eine Anspielung auf den modernen Ameisenstaat ist … aber im Ernst, besonders die Auseinandersetzung mit dem Teufel gefällt mir, denn nicht von ohngefähr ist Luzifer eine Lichtgestalt und wo Licht ist, fallen bekanntlich Schatten.
Ohne das Ameisenhafte der Ansammlung von Menschen in Städten und Organisationen, gäbe es auch keine wie auch immer geartete Moderne, die doch ohne den Teufel nicht auskommt.
wobei „sie (er)greift eine Holzdose im Regal“ und ein schlichtes „ob darin noch Reste … sind“, denn da wird eine Gebildetheit vorgegaukelt, die A. so fremd ist wie das vornehme Gehabe aller Hochwohlgeborenen und sich hochwohlgeboren Wähnenden, die zudem Natur der Eigentumsordnung unterordnen wollen und in der "Freiheit" des Eigentums wie auch der bekannte Hamster im Tretrad nun eine Hummel kollegial begrüßen können - aber das Tier kann wohl nicht anders
Die Stelle habe ich etwas verändert, haben die anderen auch angemerkt.
Ich weiß nicht, aber ich bin mir sicher, dass nicht nur Eisen keinen eigenen Geruch abstößt … was ja schon die alten Römer im Satz „Geld stinkt nicht“ darstellten (wenn auch aus übertragenen Gründen).
ok, braucht es nicht, das metallisch, das ohnehin keinen Geruch verströmt. Andererseits symbolisiert das Metall eben auch ein ganzes Zeitalter, die Abkehr vom Archaistischen, in dem Agafja lebt.

Setnemides hat übrigens auch vor Jahr und Tag über Sibirien erzählt. Ich guck mal nach, ob ich sein gelungenes Werk finde ...
Sehr interessant, werde ich lesen.

Vielen Dank, das war wieder aufschlußreich!

Lieber @Peeperkorn

die meisten deiner präzisen Anmerkungen habe ich genutzt. Ich ärgere mich oft genug, dass ich im Schreibfluss, selbst beim Überarbeiten, selbst mithilfe von Software, manches stilistische Detail übersehe: ein ewiger Prozess, den du vielleicht kennst.

Vielleicht eine Formulierung, die ohne das riechen auskommt?
geändert
Das ist offensichtlich wieder ein Auszug aus einem grösseren Projekt. Aber du musst dir schon die Mühe machen, daraus eine echte Kurzgeschichte zu formen!
Stimmt natürlich, ist ein Anzug aus einem größeren Projekt, den ich veröffentlicht habe, weil ich wissen wollte/will, wie das eine oder andere funktioniert. Der Sinnzusammenhang, die Bedeutung der Spinne, wird in dem hier veröffentlichten Teil bisher nicht deutlich. Ich habe deshalb jetzt einiges aus dem vorhergehenden Agafja-Kapitel eingefügt.
von mehrereren Wänden gleichzeitig? Dann ist es in eine Ecke gelaufen? Was heisst hier genau abgemessener Abstand?
auch die Stelle habe ich geändert
Diese Verknüpfung fand ich etwas subobtimal. Hummeln können zwar stechen, tun es aber fast nie.
Ich verstehe die Anmerkung. Was ich zeigen will: wie assoziativ Agafja denkt, da spielt es dann mMn keine so große Rolle, wie wahrscheinlich es ist, dass Hummeln stechen, aber ich merke mir den Gedanken
Die Beschreibung der Hummel geht ja in die zart-feinfühlige Richtung. Fand ich okay. Aber dieser abschliessende Satz war mir dann etwas zu rosa und kindlich-kitschig.
auch geändert, hast recht: ist immer eine Gefahr beim Blumigen zu Überpacen
Das kam für mich etwas aus dem Nichts. Erst im Zusammenhang mit der Rede der Mutter ergibt sich ein Zusammenhang. Ich glaube, mir hätte es besser gefallen, wenn da bloss stünde: Was, wenn das erst der Anfang war?
bisschen wie oben: da schießen die Gedanken aus ihr heraus, eins kommt zum anderen, das charakterisiert auch ihre Denkweise, meine ich.
Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, wie du die beiden Teile zusammen bringen willst, und war hier ein wenig enttäuscht. Das ist etwas husch-husch. Ich kann da nicht so recht andocken.
Am Anfang habe ich einiges eingefügt, sodass ihr Handeln am Ende besser motiviert ist, auch, glaube ich, nicht unbedingt mehr Erklärung braucht. Zerstören müssen ist eine Enttäuschung, wenngleich eine Notwendigkeit.
Mir gefällt das Setting, mir gefällt der Stahl im Wald (hat mich an die Cola-Flasche in Die Götter müssen verrückt sein erinnert, aber bei dir ist das erdiger). Auch der Teufel als Maus gefällt mir. Also, das ist schon ein schönes Universum und ich vermute, dass sich das im grösseren Kontext denn auch gut zusammenfügt. Aber hier empfand ich die Motive als zu lose verbunden. Konkret: Dass die Spinne irgendetwas mit Teufel o.ä. zu tun haben könnte, hat sich für mich nicht abgezeichnet.
Nach den Ergänzungen am Anfang hoffe ich, den Bezug Spinne, Teufel, Metall besser herausgearbeitet zu haben. Die echte Agafja fürchtet sich zum Beispiel auch vor Strichcodes, die gefährliche Zahlenfolgen enthalten, nein eigentlich vor allen Zeichen.
Danach habe ich den Stahl im Kontext einer Kultur - Natur - Gegenüberstellung gelesen und da hat mich das Apokalyptische etwas überrascht. Ich habe da zuerst eher an Sci-Fi-Apokalypse gedacht und nicht an einen religiösen Kontext - der bis auf den Ausdruck "Engel" zu diesem Zeitpunkt ja auch nicht etabliert ist. Vielleicht bin ich aber auch nur müde und wenig fix im Kopf. Aber ich denke, das könnte noch stärker aufeinander bezogen werden. Der Sturz Satans, der Sturz des Stahls auf die Erde, da müsste die religiöse Thematik stärker in den ganzen Text eingewoben werden, vielleicht auch das Bedrohliche der Spinne angedeutet, die Naturbeschreibungen entsprechend eingefärbt werden. Ja, vielleicht sehe ich da auch nicht so richtig eine Verbindung, weil der Sturz Satans am Anfang aller Zeiten steht und die Apokalypse am Ende, ich habe da die beiden Bilder nicht zusammengebracht, erst nachträglich, in der Reflexion.
Wenn du den religiösen Kontext ansprichst, klar, der schein augenscheinlich. Und Agafja ist auch eine religiöse Figur, aber ich glaube, das ist nicht der einzige Kern. es stellt sich auch die Frage nach dem Paradies und wo es zu finden ist, was das Paradies gefährdet.
Stan stützt vom Himmel, ein Verstossener, wenn der Teufel aber die Paradiese auf Erden angreift, dann naht Endzeit.
Mit der Thematik hast du mich aber natürlich und ich habe das gerne gelesen.
das ist gut, freut mich sehr

Das war jetzt viel, ein Kommentar, der mir was bedeutet, wichtig war, danke dir!

Hallo @Michael Weikerstorfer

freut mich, dass du kommntierst, Dankeschön.

Was mir noch fehlt, ist Klarheit bezüglich der Spinne. Sie wird ganz am Anfang und am Schluss erwähnt, der Kreis schließt sich also. Das ist gut, aber man erfährt kaum etwas über das Wesen. Oder ist es sogar eine Art Roboter? Hier fehlt mir noch der Kontext, es fühlt sich so an, als hätte ich etwas verpasst.
Die Spinne hat ja jeder erwähnt: ich habe den Text deshalb erweitert, wie ich oben schon angezeigt habe.
Statt nicht vergleichbar mit dem Nebel würde der anders als der Nebel war vielleicht besser passen. So wird der Gegensatz deutlicher.
stimmt, habe ich übernommen.
Unter Halle kann ich mir hier nicht viel vorstellen. Wie ist zum Beispiel die Beschaffenheit der Wand? Glatt, rau, gekrümmt, eckig oder ganz anders?
mm, eigentlich hast du recht, vielleicht mache ich an der Stelle noch was, aber vorerst denke ich, dass es nicht zu viele Reize sein sollten, die Höhle könnte eine eigene Geschichte schreiben.

Viele Grüße aus dem grauen Taunusabend an euch alle, das hat mir sehr geholfen
Isegrims

 

Hey @Isegrims,

cool, dass du Auszüge hier im Forum hochlädst.

Ich mag das Thema des Textes, also diesen Konflikt von Moderne und Natur aus Sicht von Jemandem, der offensichtlich sehr naturnah lebt. Die Erzählstimme klingt für mich naiv und abergläubisch, aber man manchen Stellen dann doch sehr wissend. Beispielsweise habe ich mich bei dem Teil über den Hummelbau gewundert, dass dann ja doch einiges theoretisches Wissen über die Struktur eines Hummelvolks da zu sein scheint. Findet man das einfach so heraus, wenn man viel in der Natur unterwegs ist?

Ich mag auch die Feindlichkeit gegenüber Technik bzw. moderner Gesellschaft, die du mit der Parallele zwischen Flugzeugturbine und Satan darstellst. Ich habe es jetzt so verstanden, dass Satan versucht sie zu überzeugen, der modernen Gesellschaft beizutreten, indem er ihr ein bequemeres, läusefreies Leben anbietet. Sie lehnt ab, allerdings nicht aus persönlicher Präferenz ihrem Lebensentwurf gegenüber, sondern aus religiösem Dogmatismus, wobei ... vielleicht ist auch eher die Verbundenheit zu ihren Vorfahren der Grund?

Sehr wichtig finde ich, dass du schreibst auf der Turbine wachse Moos und dass der Teufel in der Gestalt von Tieren, also in der Natur, auftritt. Sonst fände ich es zu ... offensichtlich?

Noch ein paar kleinere Dinge:

n einer fließenden Bewegung stülpt Agafja die Dose über die Spinne und nimmt sie gefangen.
Hier fehlt ein I

Gerade als sie beschließt, die Hummel dorthin zu bringen, fliegt sie steil zum Himmel empor, wird auf irgendeiner Lichtung landen, an einer sonnenumfluteten Stelle, wo sie den Nektar aufnimmt.
Zweimal sie, allerdings meint es einmal Agafja und einmal die Hummel. Den Bezug könnte man hier klarer machen, denke ich.

kommt sie an dem Stahl vorbei
liegt die Turbine
Dadurch, dass du die Turbine zuerst als Stahl bezeichnest, bin ich davon ausgegangen, dass sie nicht weiß, welche Funktion das Artefakt hat. Aber dann nennt sie es Turbine, also weiß sie es. Weiß nicht, ob man das unbedingt ändern muss, aber mich hat es beim Lesen etwas verwundert.

Gerne gelesen.

Beste Grüße
Klamm

 

Hey @Isegrims

nahe dem Saum der Berge, liegt die Turbine, die eines Nachts herabgestürzt ist, vor gar nicht langer Zeit.
Mir ist nach meinem Kommentar noch was durch den Kopf und daher melde ich mich nochmal. Im Nachhinein denke ich mir, dass es - zumindest im Rahmen des grösseren Projekts - nachhaltiger wäre, die erste Begegnung mit der Turbine direkt zu schildern und nicht nachzuerzählen. Die Geschichte hier ist ja eher plotarm. Frau fängt Spinne, geht spazieren und nimmt ein Bad. :D Das ist völlig okay, weil der innere Plot zählt, Agafjas Gedanken und Gefühle, ihre Auseinandersetzung mit der Welt. Aber auch innere Plots können dramaturgisch mehr oder weniger packend erzählt werden. Der Punkt hier ist, dass Agafjas Puls nicht höher geht, während wir Leser von der Turbine erfahren. Da ist keine Gleichzeitigkeit, das relevante Ereignis wird erzählt, nachdem es kognitiv und emotional bereits verarbeitet wurde. Im Kontext eines Romans würde ich diese Szene direkt schildern, ich denke, da würde ich locker 20 Seiten oder mehr lesen wollen und zwar gerne. Geräusche in der Nacht, Agafja schreckt auf. Dann am Morgen der Rauch und der Nebel zwischen den Bäumen. Langsame Annäherung. Was ihr da alles durch den Kopf geht!

Lieber Gruss
Peeperkorn

 

Hi @Klamm

freue mich über deine Anmerkungen, hilft weiter, weil sie zeigen, dass einiges bereits gut funktioniert innerhalb des Agafja-Erzählstrangs.

cool, dass du Auszüge hier im Forum hochlädst.
wenn's passt
Die Erzählstimme klingt für mich naiv und abergläubisch, aber man manchen Stellen dann doch sehr wissend. Beispielsweise habe ich mich bei dem Teil über den Hummelbau gewundert, dass dann ja doch einiges theoretisches Wissen über die Struktur eines Hummelvolks da zu sein scheint. Findet man das einfach so heraus, wenn man viel in der Natur unterwegs ist?
Ich selbst stamme aus einem kleinen Dorf und habe als Kind viel Zeit im Wald verbracht, nicht auf die Weise wie Agafja, nicht isoliert, auf mich alleine gestellt. Wer neugierig auf die Natur ist, der hebt schon mal Steine hoch, schaut sich an, wie Ameisen- oder Hummelbauten aufgebaut sind, so finde ich nicht verwunderlich, dass Agafja über das Zusammenleben der Hummeln Bescheid weiß.
Ich habe es jetzt so verstanden, dass Satan versucht sie zu überzeugen, der modernen Gesellschaft beizutreten, indem er ihr ein bequemeres, läusefreies Leben anbietet. Sie lehnt ab, allerdings nicht aus persönlicher Präferenz ihrem Lebensentwurf gegenüber, sondern aus religiösem Dogmatismus, wobei ... vielleicht ist auch eher die Verbundenheit zu ihren Vorfahren der Grund?
wahrscheinlich ist das die Ursache, ich schätze ja, wenngleich diese tiefe Verwurzeltheit eine große Rolle spielt, denke ich.
Sehr wichtig finde ich, dass du schreibst auf der Turbine wachse Moos und dass der Teufel in der Gestalt von Tieren, also in der Natur, auftritt.
auch der Teufel ist in dieser Vorstellung Teil der Natur
Dadurch, dass du die Turbine zuerst als Stahl bezeichnest, bin ich davon ausgegangen, dass sie nicht weiß, welche Funktion das Artefakt hat. Aber dann nennt sie es Turbine, also weiß sie es.
ja, erwischt und doch auch nicht. Aghafja hat Kontakt zur Außenwelt und da ich das Herabfallen des Stahls aus der Vergangenheit heraus schildere, hat sie sich mittlerweile erzählen lassen, dass die Turbine Teil einer Rakete war, die in Baikanur gestartet war.

Vielen Dank, bringt das Projekt weiter, der Kommentar


Hi @Peeperkorn

Im Nachhinein denke ich mir, dass es - zumindest im Rahmen des grösseren Projekts - nachhaltiger wäre, die erste Begegnung mit der Turbine direkt zu schildern und nicht nachzuerzählen.
Da sagst du was, triffst genau den Punkt, an dem ich dramaturgisch den richtigen Weg suche. In diesem Kapitel wollte ich neben ein paar Andeutungen und der Bedrohung durch die Zivilisation in Form des Stahls auch die verschiedenen Zeitebenen etablieren, die das Denken Agafjas ausmachen. Die Gegenwart ist Teil der Vergangenheit und einer möglichen Zukunft, sie begegnet ihren Erinnerungen auf Schritt und Tritt.

Die Geschichte hier ist ja eher plotarm. Frau fängt Spinne, geht spazieren und nimmt ein Bad. :D Das ist völlig okay, weil der innere Plot zählt, Agafjas Gedanken und Gefühle, ihre Auseinandersetzung mit der Welt.
Im Roman gibt es einen zweiten Erzählsprung: Leo, der aus der Zivilisation aus aufbricht und von Zufällen getrieben in Sibirien ankommt. Er durchmisst den Raum, lebt im Jetzt. Agafja lebt auf wenig Raum und durchlebt verschiedene Zeiten.
Den Turbinenfund szenisch zu zeigen ist verführerisch, ja, verstärkt das Blitzlichtartige, das Agafjas Leben beleuchtet.

Der Punkt hier ist, dass Agafjas Puls nicht höher geht, während wir Leser von der Turbine erfahren. Da ist keine Gleichzeitigkeit, das relevante Ereignis wird erzählt, nachdem es kognitiv und emotional bereits verarbeitet wurde. Im Kontext eines Romans würde ich diese Szene direkt schildern, ich denke, da würde ich locker 20 Seiten oder mehr lesen wollen und zwar gerne.

Wenn ich umsetze, die Szene so zu gestalten wie du es vorschlägst, müssen sich LeserInnen darauf einlassen, aber warum nicht, ich schlaf drüber, sehr guter Gedanke

War jetzt sehr wichtig, danke für das Nachhaken!


Liebe Grüße aus den Rest der Sonne hier
Isegrims

 

So; Ich habe eure Kommentare und insbesondere die Anmerkungen von @Peeperkorn aufgegriffen, den Text komplett überarbeitet, ausgeweitet, die Geschichte vor allem unmittelbarer erzählt.

 

Hallo @Isegrims,

was ein Schinken. Habe mich natürlich ran getraut. Musste gelesen werden.
Ich gestehe, der Einstieg fiel mir schwer, ich verlor häufiger die Verbindung zur Geschichte und musste einige Sätze zwei mal, drei mal, viermal lesen. Am Ende kam ich aber gut durch. Dass die Spinne den Teufel verkörpert (wenn das jetzt tatsächlich richtig verstanden wurde meinerseits) hätte ich tatsächlich nicht rückgeschlossen.

Ich habe mal einige Punkte mir rausgesucht:

Als sie sich schlafen legt, beobachtet Agafja eine Weile das verglühende Holz. Sobald das letzte Licht erlischt, lauscht sie in die Dunkelheit, hört den Stimmen zu, dem Rascheln der Blätter, den heulenden Wölfen, dem Rauschen des Yerinat.
Super Einstieg, hat mir sehr gut gefallen.
In der Ferne, dort, wo Berge und Wälder aufeinander treffen, entdeckt sie das Feuer, ein rotglühender Punkt in der Finsternis, als säße jemand an einem Lagerfeuer, als wäre etwas vom Himmel gefallen.
Sehr gutes Bild erzeugt.
Der Rauch breitet sich weiter aus
Sieht man wirklich den Rauch? Ich war mir an der Stelle nicht ganz sicher, wenn es so weit weg ist, dass das Feuer nur als ein rot glühender Punkt erscheint..
Agafja schließt die Augen, spricht ein Gebet, aber kein Gott antwortet und den Engeln kann man nicht vertrauen.
Coole Stelle
schimmern trotz der Finsternis
Warum schimmern die Patronen? Womit sind sie befüllt? Mit Licht?
Als sie alles beisammen hat, setzt sie sich auf einen das abgesägte Stück der Buche, die sie im letzten Sommer gefällt hat, ein schöner Baum, gerade gewachsen, gleich neben dem Blaubeerbusch.
Hier sind wohl zwei Gedanken ineinander geraten und ein Satz daraus entstanden, vielleicht schaust du da nochmal drüber.
Weder das Rauschen des Flügelschlages einer Fledermaus, noch dsas einer verirrten Erdmännchens, eines Rehkitzes, das seine
das*

Sie ist jetzt ganz nah, entdeckt Feuernester, sieht glühende Metallstücke, rot und weiß.
Glutnester?
Das Ding wirkt verdreht, die Kanten an einzelnen Stellen gerade, an anderen abgerundet, das Metall geschmolzen, von Zufall oder Schöpfer zu bizarren Figuren verdreht, als wüsste der Urheber nicht, welche Form das Gebilde annehmen solle, als sei es nicht geschaffen für die Welt, auf die es stürzte, ein Engel, ein Stern, der hier im Wald verglühte, in einer verlassenen Gegend, die kaum einer kannte.
Holla die Waldfee, das ist ein Satz.
Sie zielt. Mitten ins Herz des Wesens, das vom Himmel fiel. Im letzten Moment reißt sie den Lauf nach oben. Der Schuss geht in die Luft und ein lauter Knall dringt durch den Wald. Danach gleitet ihr das Gewehr aus der Hand ins Gras. Nach einer Weile hebt sie es auf und lehnt es an eine durch den Absturz verletzte Zirbelkiefer[PUNKT] Das Metallstück regt sich nicht
Auch dieser Abschnitt nur ein Satz. Diese und vergleichbare Stellen haben mir das Lesen an manchen Stellen schon schwierig gemacht.
Sie zielt. Mitten ins Herz des Wesens, das vom Himmel fiel. Im letzten Moment reißt sie den Lauf nach oben. Der Schuss geht in die Luft und ein lauter Knall dringt durch den Wald. Danach gleitet ihr das Gewehr aus der Hand ins Gras. Nach einer Weile hebt sie es auf und lehnt es an eine durch den Absturz verletzte Zirbelkiefer Das Metallstück regt sich nicht.
Was hier passiert ist, habe ich auch nicht ganz verstanden

Sie schiebt sie den Vorhang aus Ataman-Gras beseite, der den Eingang der Höhle bedeckt.
ein "sie" zu viel
Ihr müsst wissen, dass der Teufel ein Engel ist, eine Lichtgestalt, die von Gott[Kein Komma] abgefallen ist, die Fin[s]ternis aus freien Stücken gewählt hat

Anspruchsvoller Text, der mich aber dennoch zum bis zum Ende lesen verleitet und festgehalten hat.

Danke dafür, gerne gelesen!

Viele Grüße
Napier

 

Hey @Napier

Freut mich, Deine Anmerkungen zu lesen. Einiges habe ich aufgegriffen, danke auch fürs Lektorat. :)

was ein Schinken. Habe mich natürlich ran getraut. Musste gelesen werden.
Ich gestehe, der Einstieg fiel mir schwer, ich verlor häufiger die Verbindung zur Geschichte und musste einige Sätze zwei mal, drei mal, viermal lesen. Am Ende kam ich aber gut durch. Dass die Spinne den Teufel verkörpert (wenn das jetzt tatsächlich richtig verstanden wurde meinerseits) hätte ich tatsächlich nicht rückgeschlossen.
Super Einstieg, hat mir sehr gut gefallen.
Sehr gutes Bild erzeugt.
Ich weiß schon, dass der Text Ausdauer verlangt, dass man sich auf das Fremde einlassen muss, das beschrieben wird. Zum Glück kannst du ihn genießen.
Gerade die langen Satzperioden bewirken was, fordern von LeserInnen Aufmerksamkeit, verhindern auch Antiziperen.
Aber ich denke, dieser Stil passt zu der Szene, die ich beschreibe.

Sieht man wirklich den Rauch? Ich war mir an der Stelle nicht ganz sicher, wenn es so weit weg ist, dass das Feuer nur als ein rot glühender Punkt erscheint..
gute Frage, merke ich mir, die Stelle lasse ich aber vorerst, wie sie ist.
Warum schimmern die Patronen? Womit sind sie befüllt? Mit Licht?
Für Agafja schimmern sie. Der Text ist aus personaler Perspektive heraus geschrieben.
Was hier passiert ist, habe ich auch nicht ganz verstanden
Mm, auch da muss ich noch mal nachdenken. Beschreiben wollte ich folgendes: Sie zielt auf das Metallstück, reißt im letzten Moment den Lauf hoch und schießt in die Luft.
Anspruchsvoller Text, der mich aber dennoch zum bis zum Ende lesen verleitet und festgehalten hat.
Wenn der Text dich mitgenommen hat, einen gewissen Sog entwickelt hat, dann ist das schon was, danke!

Liebe Grüße aus dem Taunus
Isegrims

 

Hallo Isegrims,

ein bildgewaltiger Text; an manchen Stellen zu viel Beschreibung. Ich mache mir gerade ein Bild von der Location, dann strömen noch weitere Beschreibungen hernieder, reihen sich an, erweitern das Setting, doch ich als Leser komme in dem Tempo nicht immer mit. Hätte mir einen langsameren Aufbau gewünscht, damit ich das alles nach und nach verarbeiten und es sich festigen kann.

Bevor sie weg dämmert, den Träumen entgegen, weckt sie ein Geräusch auf, ein Knall, den sie anfangs für den Teil eines Traums hält.
wegdämmert

wo Berge und Wälder aufeinander treffen,
aufeinandertreffen

Agafja schließt die Augen, spricht ein Gebet, aber kein Gott antwortet und den Engeln kann man nicht vertrauen. Dennoch geht sie zu dem Verschlag, wo sie die Utensilien für den Notfall aufbewahrt.
Ein Part, der gut den Gottesglauben beschreibt/einleitet.

In einer harmlosen Schachtel liegen die Kugeln, sauber aufeinandergeschichtet und schimmern trotz der Finsternis.
Müsste da nicht ein Komma vor dem "und" oder Gedankenstriche hin? So passt der Satzaufbau irgendwie nicht.
Vorschlag (bin da aber wg. Komma unsicher):
In einer harmlosen Schachtel liegen die Kugeln, – sauber aufeinandergeschichtet – und schimmern trotz der Finsternis.

Als sie alles beisammen hat, setzt sie sich auf einen das abgesägte Stück der Buche
ein Wort zu viel

ein schöner Baum, gerade gewachsen.
geradegewachsen

Gleich daneben wächst ein Blaubeerbusch.
Wofür ist das wichtig?

Der Schmerz sendet Wellen über Fuß und Bein, verklingt nach und nach. Fackeln liegen igendwo draußen unter dem Dach. Trotzdem beschließt sie, hierzubleiben. Nicht jede Dunkelheit besiegt das Licht.
"Trotzdem": Was meinst du damit?
Trotz Schmerzen bleibt sie da.
oder: Obwohl Fackeln unter dem Dach liegen, bleibt sie da.

Nebel liegt über dem Wald, Der Rauch steigt
Wald. Punkt.

Nachdem sie sich erfrischt und Grütze gegessen hat, sucht sie nach der Spinne.
Ich muss da wohl etwas überlesen haben. Wurde die Spinne schon vorher erwähnt?

Sie stülpt die Dose über das Geschöpf mit den acht Beinen, dreht sie um und nimmt sie gefangen. Mitten auf den Tisch stellt sie das Gefäß.
Sie schließt die Dose nicht mit dem Deckel, da kann die Spinne doch wieder raus ...

holt sie das Gewehr, mit dem man Bären töten kann,
Wurde der Bärentöter nicht schon vorher erwähnt? Dann kämm man sich die Beschreibung sparen.

der große Gott, der alles sieht, alles weiß, lenket sie.
"lenket"?

Sie rennt und rennt, kann aber nicht abheben. Vielleicht sind die Flügel verklebt, vielleicht fürchtet sie sich, in den Fluss zu fallen und in der Fremde zu ertrinken. Sie streichelt mit einem Finger den Körper des Insekts,
Würde das zweite "sie" durch ihren Namen ersetzen.

Im Gestein des Felsmassivs ist so manches eingeschlossen..
Ein Punkt zu viel.

Agafja erschrickt als ein Tannenhäher sich vom Ast einer Zirbelkiefer in die Luft erhebt.
erschrickt KOMMA als

Bewgungslos
e

was sie mit mitteilte
mir

Und wenn ich keine Laus mehr bin ein Adler.
bin KOMMA ein

das willst du?
das fehlen Gänsefüßchen am Ende.

Eine schön beschriebene Szene. Durch die Beschreibungen kann ich gut eintauchen, mit ihr mitfühlen. Doch gerade am Anfang werde ich durch die vielen Beschreibungen überwältigt.

Als sie sich schlafen legt, beobachtet Agafja eine Weile das verglühende Holz. Sobald das letzte Licht erlischt, lauscht sie in die Dunkelheit, hört den Stimmen zu, dem Rascheln der Blätter, den In einer harmlosen Schachtel liegen die Kugeln, – sauber aufeinandergeschichtet – und schimmern trotz der Finsternis. Wölfen, dem Rauschen des Yerinat. Bevor sie weg dämmert, den Träumen entgegen, weckt sie ein Geräusch auf, ein Knall, den sie anfangs für den Teil eines Traums hält. Sie öffnet die Augen und nimmt den beißenden Geruch wahr, der nicht zu dem würzigen Duft aus Harz und Rinde passt, der sonst die Luft erfüllt. Agafja schreckt hoch und tritt vor die Hütte. In der Ferne, dort, wo Berge und Wälder aufeinander treffen, entdeckt sie das Feuer, ein rotglühender Punkt in der Finsternis, als säße jemand an einem Lagerfeuer, als wäre etwas vom Himmel gefallen. Eine Eule schreit
Hier ist es, was ich meine.
Ein Overkill an Substantiven, Adjektiven, relativ viel Sehen, Hören, Riechen in dem kurzen Stück.
Mag vielleicht nur mein Eindruck sein. Aber wie gesagt, fände ich hier weniger mehr.

Was ich ein wenig vermisse, ist, dass am Ende etwas anders ist als am Anfang. Eine tatsächliche Veränderung, Entwicklung.
Soll die Spinne nun die Gestalt des Teufels sein? Das müsste m.E. stärker ausgebaut sein.

Ansonsten gerne gelesen.

Wünsch dir einen tollen Sonntag.
Liebe Grüße, GoMusic

 

Lieber @GoMusic

lange nichts mehr von dir unter einem meiner Texte gelesen. Umso mehr freut es mich, deine präzisen Anmerkungen zu lesen. Vielen Dank dafür und für die Zeit, die du investiert hast, das schätze ich sehr.
Die meisten, der von dir genannten Änderungsvorschläge habe ich umgesetzt.

ein bildgewaltiger Text; an manchen Stellen zu viel Beschreibung. Ich mache mir gerade ein Bild von der Location, dann strömen noch weitere Beschreibungen hernieder, reihen sich an, erweitern das Setting, doch ich als Leser komme in dem Tempo nicht immer mit. Hätte mir einen langsameren Aufbau gewünscht, damit ich das alles nach und nach verarbeiten und es sich festigen kann.
Mm, verstehe ich gut. Ich wollte Unruhe in dem Text, Schlaglichter. Auch um das Fremde zu zeigen, diese eigenartige, uns gar nicht vertraute Welt Agafjas, fernab der Zivilisation.
Wofür ist das wichtig?
schade, aber den Blaubeerbusch habe ich gestrichen.
"Trotzdem": Was meinst du damit?
Trotz Schmerzen bleibt sie da.
oder: Obwohl Fackeln unter dem Dach liegen, bleibt sie da.
auch den Satz habe ich geändert.
Sie schließt die Dose nicht mit dem Deckel, da kann die Spinne doch wieder raus ...
stimm, also habe ich das ergänzt
Wurde der Bärentöter nicht schon vorher erwähnt? Dann kämm man sich die Beschreibung sparen.
auch hier: gestrichen. Gibt schon ein paar inhaltliche Dopplungen, muss ich mir ein zweites, ein dritte Mal anschauen.
Hier ist es, was ich meine.
Ein Overkill an Substantiven, Adjektiven, relativ viel Sehen, Hören, Riechen in dem kurzen Stück.
Mag vielleicht nur mein Eindruck sein. Aber wie gesagt, fände ich hier weniger mehr.
Ja, mag sein, aber das ist einerseits mein Stil, andererseits eine Kamerafahrt durch Agafjas Welt. Ich werde mir den Punkt aber merken, um Redundanzen zu vermeiden.
Was ich ein wenig vermisse, ist, dass am Ende etwas anders ist als am Anfang. Eine tatsächliche Veränderung, Entwicklung.
Oh ja, da ist was anders: die Spinne ist terstörtt, Agafja hat ihre Welt wieder in Ordnung gebracht.
Soll die Spinne nun die Gestalt des Teufels sein? Das müsste m.E. stärker ausgebaut sein.
tja, das dürfen LeserInnen bei sich selbst entscheiden.

Viele Grüße aus dem Taunus sendet und eine angenehme Woche wünscht
Isegrims

 

Was mich bei Durchsicht dieses umgestalteten Kapitels anspringt,

lieber Isegrims,

ist die eher seltsam anmutende Frage, ob der Yerinat keinen Genitiv kennt – was ich bezweifel, was des Rheines und des Maines Recht ist, sollte dem ...

Sobald das letzte Licht erlischt, lauscht sie in die Dunkelheit, hört den Stimmen zu, dem Rascheln der Blätter, den heulenden Wölfen, dem Rauschen des Yerinat.

(musstu den gesamten Text nochmals durchschauen!
Suchfunktion nutzen, Yeriant eingeben und abklappern!)

Ach, wenn die guten Geister ihr doch schnell antworteten.
Schon allein der Ausruf vorneweg lässt mich mehr als eine bloße Aussage vermuten … Rettet das Ausrufezeichen, bevor es ausstirbt!

Fackeln liegen igendwo draußen unter dem Dach.
o. Kom. - und sofort die nächste Flüchtigkeit
Weder das Rauschen des Flügelschlages einer Fledermaus, noch das eine verirrten Erdmännchens, eines Rehkitzes, das seine Mutter sucht, noch die Schritte eines Bären, schwer und dunkel, noch das eines Erdgeistes, der aus einem Loch hervorkriecht.

Aber das sind Fantasien, der Abgeschiedenheit geschuldet, Dinge, die in ihrem Kopf stattfinden, aber nicht in der Wirklichkeit, so[...]weit man das unterscheiden kann.
Nur die Konjunktion (soweit ich weiß) zusammen. Unbestimmte Orts-/Zeitangaben auseinander

Am besten wäre es, zu vergessen, was sie gesehen hat.
Lass das neutrale (erste) Satzsubjekt weg und Du sparst drei Zeichen „Am besten wäre zu vergessen, was sie gesehen hat.“

Was man in der Nacht wahrzunehmen geglaubt hat, zerrinnt in dern Träumen.

Agafja führt ihre Tagesrituale durch, betet und stellt sich vorKOMMA ein Kind zu sein, das im Gras herumschweift und den Blumen beim Wachsen zuschaut.

Sie entdeckt das merkwürdige Wesen draußen vor der Tür, nahe am EingangKOMMA wie es unermüdlich seine Bahnen zieht.

Es fallen fallen die Blaetter herab, wo sie traurig vergehen..

Ich gehe auf der Strasse, die Weite des Landes macht mich munter,
...
und wieder und wieder ich keine Antwort weiss.
I...
und wieder und wieder ich keine Antwort weiss.
...
Suchfunktion nutzen!, Du has(s)t das ß auf der Tastatur.

Die Bäume stehen dicht beeinander, eine stumme Familie, …

Agafja reißt sich los, schnappt sich, was sie mitgebracht hatKOMMA und entfernt sich von dem Fremdkörper.

Sie schiebt sie den Vorhang aus Ataman-Gras beseite, der den Eingang der Höhle bedeckt.

Eine alte Esche mit mächtigem Stamm habe der Papa geschlagen, ausgehöhlt, die Astlöcher geschleift, geschmirgelt, poliert, damit ein Behältnis entsteht, in dem man baden, ein Tier ausweiden und eben gebären konnte.
Nee, die historische Brunichildis wurde zu Worms zu Tode „geschleift“ durch vier Pferde (also in Wirklichkeit auseinandergerissen, gevierteilt …). Du meinst „geschliffen“

So wie wir wir Menschen uns für das Gute oder das Böse entscheiden, …

Bewegungslos lief sie langsam, ohne den merkwürdig intensiven Augenkontakt aufzugeben, über die Beine, den Bauch entlang bis zu meiner Brust, wo sie verharrte.

An sich ein Widerspruch, setz vors „bewebungslos“ ein „fast“ oder „nahezu“

Die Maus war nicht besnders groß, eigentlich eine ganz normale Maus, …

macht euch sein Paradies schmackhaft, einen Ort, wo Honig und Wein fließen, wo ihr euch in ewiger Muse* die Bäuche vollschlagen dürft.
* vom Wort her könnten sich etymologisch im Deutschen Querverbindungengen nicht nur des Klanges wegen von Muße und Muse ergeben, ist doch die Arbeit in und mit der Muse oft mit Müßiggang im bürgerlichen Sinn verbunden

Sie sind seine Generale, kommandieren.

Nach einiger Zeit entsteigt sie dem Gefäß, in dem sie einst den Schrei nach Leben ausgestossen hat.

Die Wolken ziehen langsam vorbei, dazwischen das FrühlingsblauKOMMA oder Gedankenstrich ungetrübt.

Wie dem auch wird - ich drück die Daumen oder doch besser wie mein alter Freund Gunnar immer sagte:
Daumen schlägt auf den Gaumen,
Fingerchen, gelingerchen!

Friedel

 

So eine Durchsicht, noch dazu eine friedel'sche, fördert stets Trouvaillen zutage. Was auch gut ist, weil kein Meister es meistert, vom Himmel zu fallen (siehe Text), und wenn... na das weißt du ja.:D

ist die eher seltsam anmutende Frage, ob der Yerinat keinen Genitiv kennt – was ich bezweifel, was des Rheines und des Maines Recht ist, sollte dem ...
stimmt eigentlich, wenngleich ich beim Lesen das angehängte -s nicht vermisse.
Suchfunktion nutzen!, Du has(s)t das ß auf der Tastatur.
Oh je, den Liedtext habe ich ohne Prüfung reimkopiert.
Nee, die historische Brunichildis wurde zu Worms zu Tode „geschleift“ durch vier Pferde (also in Wirklichkeit auseinandergerissen, gevierteilt …). Du meinst „geschliffen“
die arme Brunichilde!
* vom Wort her könnten sich etymologisch im Deutschen Querverbindungengen nicht nur des Klanges wegen von Muße und Muse ergeben, ist doch die Arbeit in und mit der Muse oft mit Müßiggang im bürgerlichen Sinn verbunden
Ich habe gleich Müßiggang verwendet, passt ohnehin besser!
Daumen schlägt auf den Gaumen,
Fingerchen, gelingerchen!
hübsches Reimchen!

Also wie immer, vielen Dank!
und wintergraue Grüße
Isegrims

 

Hallo Isegrims,

... hab noch was gefunden ...
Nirgendwo sonst am im Wald entdeckt sie Rauch.
Furcht und Panik eines winzigen Menschenwesesn bedeuten nichts dagegen
Nahezu Bewegungslos lief sie langsam, ohne den ...

Die Story hat mich nicht wirklich begeistert ... viele Ihrer Abläufe und Bewegungsgründe sind unvorhersehbar und manches Wort (Armageddon) wirkt fehl am Platz und stellt keine Verbindung zur Stimmung bei. Sie scheint mit der Natur sehr verbunden und auch der Spiritualität nicht abgeneigt und doch wirkt das Töten der Spinne und die Gläubigkeit wie eine schwere Diskrepanz. Einerseits im Jetzt und Hier und doch wieder der Schuss auf dieses fremde Teil, das sich nicht wirklich zu erkennen gibt außer wechselnder Rauchfarben und Gerüchen. Gut, mag viel Sinn verborgen sein, aber mir hat sich´s nicht erschlossen. Trotzdem danke für´s lesen dürfen und weiterhin spitze Feder.
Grüße - Detlev

 

Hey @Detlev

Danke dir für den kurzen Kommentar und die Fehlerlese. Die genannten Stellen habe ich ausgebessert.

Die Story hat mich nicht wirklich begeistert ... viele Ihrer Abläufe und Bewegungsgründe sind unvorhersehbar und manches Wort (Armageddon) wirkt fehl am Platz und stellt keine Verbindung zur Stimmung bei.
Gerade das Unvorhersehbare stellt den Kern des erzählerischen Konzepts dar. Zu einem Text, der reale Wahrnehmung mit magischer verbindet, findet sicher nicht jeder Zugang. Ich zitiere den Bundespräsidenten: "Das nehme ich zur Kenntnis." :D
Sie scheint mit der Natur sehr verbunden und auch der Spiritualität nicht abgeneigt und doch wirkt das Töten der Spinne und die Gläubigkeit wie eine schwere Diskrepanz.
wenn es denn eine Spinne war, die sie da tötet.
Gut, mag viel Sinn verborgen sein, aber mir hat sich´s nicht erschlossen. Trotzdem danke für´s lesen dürfen und weiterhin spitze Feder.
ich mag spitze Federn und spitzgerichtete Geister

Viele Grüße
Isegrims

Lieber @Willibald

erzähltechnisch sehr wirkungsvoll und ohne artifizielle Überreizung, wie der Text gekonnt die "erlebte Wahrnehmung" der Protagonistin präsentiert und gleichzeitig den naturmagischen Blick des Er-Erzählers.
freut mich, dass der Text bei dir funktioniert, danke dir.
Minimale Marginalie: Im Lied im vorletzten Takt vielleicht besser überall einen Daktylus unterbringen, hier für die ersten drei Verse:
mm, ich habe den Liedtext nicht selbst übersetzt, sondern eine vorhandene Übersetzung des russischen Volkslieds übernommen. Deshalb muss ich mir überlegen, wie ich deinen sinnvollen Hinweis umsetzen werde,

Viele Grüße aus dem Taunus
Isegrims

 

Hallo @Isegrims ,

danke für die Entführung nach Sibirien. Hab's sehr gern gelesen, ganz sicher sind mir deine Beschreibungen nicht zu lang. Da du uns in eine so ganz fern liegende äußere UND innere Welt entführst, hätte ich im Gegenteil gern noch mehr über beide erfahren.
Ich kenne Sibirien sehr oberflächlich (habe als Reiseleiterin gearbeitet) und habe einen guten Teil des Lesens damit verbracht, mit halbem Kopf darüber zu rätseln, wie sie dort alleine lebt: sie schießt nicht - fischt sie? - ist sie Vegetarierin? - hat sie Tiere? - warum lebt sie allein? - bis mir klar wurde, dass es sich um Agafja Lykow handelt. Aber das wird in der längeren Version sicherlich klarer. Der Ansatz an sich, also eine Art magischer Reportage, fasziniert mich jedenfalls.
Jetzt zum Kleinkram:

Nachdem sie sich erfrischt und Grütze gegessen hat, sucht sie nach der Spinne. Sie entdeckt das merkwürdige Wesen draußen vor der Tür, nahe am Eingang, wie es unermüdlich seine Bahnen zieht.
Ja, das mit der Spinne wird mir nicht klar. Sie sucht nach der Spinne, also kennt Agafja das Tier. Wie zieht diese Spinne ihre Bahnen? In einem Netz? Auf der Erde?
Agafja erschrickt als ein Tannenhäher sich vom Ast einer Zirbelkiefer in die Luft erhebt.
erschrickt Komma
Außer ein paar kyrillischen Buchstaben, die halb und halb sichtbar sind, aber keinen Zusammenhang erkennen lassen, ein lebloses Nichts.
kyrillisch würde ich weglassen. Der Leser ist nahe an Agafja dran, für sie sind Buchstaben eben kyrillische Buchstaben. alternativ könne man am Jerinat vielleicht mit Mühe chinesische Schriftzeichen erwarten. Achso, und Jerinat wäre bei mir mit J, aber ich habe die Brüder Karamsoff auch noch mit Doppeleff gelesen...
Als sie am Hummelbau ankommt, beobachtet sie wie die Insekten aus- und einfliegen, einem gemeinsamen Willen verpflichtet, eine Familie, die füreinander sorgt, in der jeder seine Aufgabe hat, sammelt, was die Natur schenkt, zu nähren und zu schützen das Volk, die Königin und ihre Nachfahren.
beobachtet sie KOMMA wie
sammelt, zu nähren: zu sammeln, zu nähren.
Ich nahm allen meinen Mut zusammen, ließ mir aber nichts anmerken, deshalb schwieg ich, als die Maus weiterredete.
hmmm ich bin da ganz schön hängen geblieben: Wenn sie ihren Mut, und noch dazu all ihren Mut zusammennimmt, erwarte ich eine Handlung. nimmt sie den Mut zusammen, um sich nichts anmerken zu lassen?

Zur Frage nach Rauch- und Glutentwicklung: ich habe Waldbrände mit Rauch, Glut oder Flammen gesehen; es hängt letztlich davon ab, wie viel Feuchtigkeit der Wald enthält. Generell weniger Rauch im späten Sommer und weiter oben, nahe der Waldgrenze. Du hast eine weite Landschaft und kannst es dir aussuchen, vielleicht trifft das Teil einen trockenen Baum auf einem Felsvorsprung...

Grüße von der Klippe
Placidus

 

Hej @Placidus

Entschuldige bitte, dass ich auf diesen so schönen Kommentar mit großer Verspätung reagiere. Ich habe ihn gelesen und er hat mir Mut gemacht, das Projekt weiter zu verfolgen. Anfangs auf Sparflamme, aber jetzt fasse ich wieder Mut.
Der Krieg hat mich und die Planung völlig durcheinander gebracht, alles anfangs in Frage gestellt.
Ich wollte in diesem Jahr zu Agafja Lykowa reisen, hatte einen guten Kontakt zu einer Moskauer Universität aufgebaut, zu einem Professor, der mit Studenten in den letzten Jahren Agafja mit dem Hubschrauber zum Jerinat fährt und Agafja bei der Vorbereitung auf den Winter unterstützt. Ich wäre gerne mitgeflogen, war nahe daran, die Erlaubnis zu erhalten (auch eine Sondergenehmigung des Gouverneurs wäre nötig gewesen), dann kam der Krieg.
Gut, langsam fasse ich wieder Mut.
Vor ein paar Wochen war ich immerhin in Kasachstan, Almaty, aber nach Russland werde ich dieses Jahr nicht mehr kommen.

danke für die Entführung nach Sibirien. Hab's sehr gern gelesen, ganz sicher sind mir deine Beschreibungen nicht zu lang. Da du uns in eine so ganz fern liegende äußere UND innere Welt entführst, hätte ich im Gegenteil gern noch mehr über beide erfahren.
freut mich sehr, die beiden Welten wird der Roman beschreiben

wie sie dort alleine lebt: sie schießt nicht - fischt sie? - ist sie Vegetarierin? - hat sie Tiere? - warum lebt sie allein? - bis mir klar wurde, dass es sich um Agafja Lykow handelt. Aber das wird in der längeren Version sicherlich klarer. Der Ansatz an sich, also eine Art magischer Reportage, fasziniert mich jedenfalls.
Ja, eine Art Reportage, aber um Agafja Lykowa verständlich zu machen, muss ich nahe an sie rücken, da reicht die Außensicht nicht.
Ja, das mit der Spinne wird mir nicht klar. Sie sucht nach der Spinne, also kennt Agafja das Tier. Wie zieht diese Spinne ihre Bahnen? In einem Netz? Auf der Erde?
Die Spinne ist Teil der Romanhandlung: Eindringlinge am Jerinat und die Spinne als Späherin.

Achso, und Jerinat wäre bei mir mit J, aber ich habe die Brüder Karamsoff auch noch mit Doppeleff gelesen...
verstehe ich nicht, den Einwand

Generell weniger Rauch im späten Sommer und weiter oben, nahe der Waldgrenze. Du hast eine weite Landschaft und kannst es dir aussuchen, vielleicht trifft das Teil einen trockenen Baum auf einem Felsvorsprung...
guter Hinweis, die Art des Brandes zu überdenken und zu beschreiben. Tatsächlich zeigt Agafja in einer Doku über sie den Besuchern eine Turbine, die im Wald niedergegangen ist, ein Raketenteil aus Baikonur.

Vielen Dank und herzliche Grüße
Isegrims

 

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