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Wattwanderung (lübsches Platt)

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02.04.2002
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Wattwanderung (lübsches Platt)

Wattwanderung

„Moin, moin.“ De Mann op de Brügg dreiht sik üm, kickt mi an un dreiht sik trück. „Moin“, seggt he un kieckt wedder na de grooden Schipp op de Trav. „Ik sök Hawesta“, vertell ik em, un töv up een Antwurt.

„Du büst viellicht gra twintig, of nich?“, fragt de Mann ahn sik ümtodrein. Ik gah to em henn un lehn mi an de Brügg: „Jo, ik bünn twintig Johr. Worüm?“

He nickt un grient trurig: „Mien Jung weer nu twintig wesen. He hett dat Schipp mitbuugt, as he bi de Flender Werft arbeitet hett.“ „Un nu?“, fröög ik eem. « He is nu dot - He weer man erst achttein Johr.”

He fangt an de Geschicht to vertellen un ik seh sien Söhn an de Küst vun Amrum. Sien Klock seggt em, dat dat föftein Minuten vör neegen weer, aver dat weer half tein. Sien Fründin un he gahn int Watt – immer wieder, un de Blankhans keem trüch. De Weg na Föhr is to wiet. Sien Söhn un de Fründin keemen nie an de annern Küst an.

De Gendarm hett seggt, de Klock weer twei. „Düsse Klock weer een Geschenk to sien achteinsten Geburtstag.“ He ween, un wiest mi de Klock, „man blots föftein Daag later un mien Jung wär hier. Ik will se nich mehr, düsse Klock.“ He nehm de Klock un smeet se in de Trav. Dann dreit he sik üm un segg to mi: „So, köm mit. Ik wies di Hawesta.“

 
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okay, mein Platt is nicht wirklich gut, aber es sollte hier vertreten sein. Es gibt über 25 verschiedene plattdeutsceh Dialekte... und es wird nurnoch von älteren Leuten und Theatergruppen gesprochen

Hier is ne Übersetzung:

Wattwanderung
„Hallo.“ Der Mann auf der Brücke dreht sich um, guckt mich an und dreht sich zurück. „Hallo“, sagt er und beobachtet wieder das große Schiff auf der Trave. „Ich suche Hawesta“, erzähl ich ihm und warte auf eine Antwort.

„Du bist ungefähr zwanzig, oder?“, fragt der Mann ohne sich umzudrehen. Ich gehe zu ihm und lehn mich an die Brücke: „Ja, ich bin zwanzig. Warum?“

Er nickt und lächelt traurig: „Mein Junge wäre jetzt auch zwanzig gewesen. Er hat das Schiff mitgebaut, als er bei der Flender Werft gearbeitet hat.“ „Und jetzt?“, frag ich ihn. „Er ist nun tot. – Er war fast achtzehn.“

Er fängt an die Geschichte zu erzählen und ich sehe seinen Sohn an der Küste von Amrum. Seine Uhr sagt ihm, dass es fünfzehn Minuten vor Neun war, aber es war halb zehn. Seine Freundin und er gehen ins Watt – immer weiter und die Nordsee kommt zurück. Der Weg nach Föhr ist zu weit. Sein Sohn und die Freundin kamen nie an der anderen Küste an.

„Die Polizei hat mir erzählt, dass die Uhr kaputt war. Diese Uhr war ein Geschenk zu seinem achtzehnten Geburtstag.“ Er weint und zeigt mir eine Uhr. In seinen Augen seh ich nichts außer Verzweiflung, „nur fünfzehn Tage später und mein Junge wäre hier. Ich will sie nicht mehr, diese Uhr.“ Er wirft die Uhr in die Trave und dreht sich zu mir: „So, komm mit, ich zeig dir Hawesta.“

 

danke :)
Hawesta is ne Fischfabrik in Schlutup. Nur um zu zeigen, wo es spielt ;)

 

Hi Motto!

Ich bin richtig stolz auf mich, dass ich das Gröbste deiner Story schon in der plattdeutschen Version verstanden habe. Ist aber dennoch gut gewesen, die hochdeutsche Version unten drunter zu haben. :D

Zur Story selbst: hat irgendwie etwas nachdenkliches an sich und ist auch traurig.

Nur eine kleine Nachfrage zum letzten Satz der hochdeutschen Version („So, komm mit, ich zeig dir “):
- ersteinmal würde ich da einen Punkt hinten dran setzen :p
- da das aber noch keine Frage war: hört sich ein wenig komisch an, ist das so beabsichtigt?

Liebe Grüße,
Jasmin :D :D

 

Hehe, ja hab doch glatt einen Punkt und "Hawesta" vergessen, wie konnte ich nur ? ;) *gleichverbesser*

 

Dach uk, hastdunmotto,
jo, ich heff allns verston.
Dien Geschich beröhrt mi tüchdig. Much ween, wieldatt se in Platt is.
Das war Plattdeutsch sagt die Maus.
Grüße Heidi

 

Moin Hastdunmotto,

dat is man bannig fin, dat dör no een or twee sün, de Plattdütsch lesen or schrieben kun. Wenn man all de lütten Dörpens nümmst, de sieck eer eegen Diolekt biwohrt harr, kümmst man op fix mehr as fiefuntweenig Diolekts.
Hass man fin mokt, min Deern, un de sinnigen Plot vun din Geschicht wör man ok nich slecht.
Dör wull ik man över de Diek plieren und höpen, dat dor no mehr kümmt ut din Feder.
Hol di stief
Hannes

 

Moin ut Oldenburg,

hier snackt noch een (to minnest nen beten) Platt. Ik häv mi ok över dien Geschicht freit. Un mi freit, dat du keen Dööntjes schreeben hest.

Joachim (original ut de Wohl bi Cuxhoben)

 

Mahlzeit, ihr Fischköppe!

Ich bin ja ausm Süden. Aber ich habs kapiert. Naja, mein Vater war Hamburger. Aus Farmsen. Mein Onkel is Kapitän bei der Hochseeflotte und alle ham mich immer mit Platt zugelabert. Und da es auch viel mit dem Urenglischen zu tun hat, is es gar nicht schwer.

Zur Geschichte:

Schön. Hat mich berührt und tut es noch.

Heiko

 

Hallo Hastunmotto,

sehr schön geschrieben, diese Geschichte. Das Platt paßt zu der Szene, schwermütiges (mien Jung wär nu ok twintig wesen), aber auch pragmatisches („ik zeig di Hawesta) wird durch den Ton des Dialekts verstärkt.
Auch der philosophische Aspekt paßt in die `Sprach- Landschaft` , das Wissen um die Gefahr von Fehleinschätzungen, das Meer verzeiht keine Fehler, ob man etwas dafür kann, oder nicht.

Tschüß... Woltochinon

 

moin hastunmotto,
sehr schoene geschichte. nur in hachdeutsch kommt sie nich so rueber. aber die platte version is traumhaft!
schoenen gruss, tim

 

Schöne Geschichte, Motto. Sehr kurz, aber auch sehr intensiv, und vor allem traurig.
Ich habe auch für alle Fälle die hochdeutsche Version gelesen. ;-)

 

Schließe mich dem uneingeschränkten Lob der Vorderen an. Die Übersetzung fällt gegenüber dem Original gewaltig ab, ist aber für Hessen, Bayern und anderes Volk vielleicht ganz hilfreich... *ggg*

Allerdings: mit HAWESTA, auch wenn ich deren Dosenfisch ganz gerne esse, konnte ich auch nichts anfangen.

Gruß
Bobo

 

Moin min Jung.
Dat hest man allns schoin vertellt, dat bleeft weer über in mi.
Dien Geschicht weer zum bleeken schoin.
Man tau, min Jung
De olle Lord

 

Moin min Jung.Dat hest man allns schoin vertellt, dat bleeft weer über in mi.
Dien Geschicht weer zum bleeken schoin.
Man tau, min Jung

Danke, Lord, aber mein Name ist Anika... ;)

 

Uuuupsss... na denn, mien Deern dat bleevt trotzdem een schoin Geschicht.
De olle Lord

 

Hatto,

Wow, 'gar nicht gewusst, dass ich Platt auch verstehe - na gut ich geb's zu, erst den ersten Teil platt gelesen, dann zu der glücklicherweise vorhandenen Übersetzung gescrollt, um sie zu lesen, und dann das Original zu Ende :D. Halt nur verstehen, mit dem Sprechen hapert's bei mir bis auf den Rinnstein.

2 Fragen:
1. Warum wäre der Junge fünfzehn Tage später "hier"? Was sind diese fünfzehn Tage? Da habe ich was von der Logik her nicht verstanden.
2. Wo ist "In seinen Augen seh ich nichts außer Verzweiflung" im Original.

Aber im Nachhinein gefällt mir Deine Geschichte sehr, Motto. Sehr poetisch irgendwie, von der Stimmung her erinnert sie mich an die beiden Königskinder (das Haus in New Orleans oder so). Ja, sie würde vielleicht noch stärker wirken in Form einer gesungenen Ballade.
Und Dein Plattdeutsch trägt wahrhaftig den Meereswind mit in meine Ohren :).


FLoH.

 

Der Sohn starb 15 Tage vor seinem Geburtstag, an dem er eine neue Uhr bekommen hätte. Er starb, weil seine Uhr kaputt war und er so seine Wattwanderung begann, als das Wasser bereits zurückkam.

Hmm... der Satz ist irgendwie raus, ich habe den Text ein paarmal überarbeitet...

 

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