Was ist neu

Wecker auf vier

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24.01.2009
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Wecker auf vier

Unsere Klasse fuhr nicht nach Amsterdam, Paris oder Barcelona, sondern in einen Kurort für Senioren an der polnische Ostseeküste. Nach Kolberg. Im Winter. Einmal täglich scheuchten uns die Lehrer den Strand entlang, danach ließen sie uns in Ruhe und ich verbrachte den größten Teil des Tages im Keller der Jugendherberge an der Tischtennisplatte.
»Ich muss dir was zeigen!« Keine Ahnung, wo sich Hannah in der letzten Stunde rumgetrieben hatte, aber nun war sie wieder aufgetaucht und tippelte von einem Fuß auf den anderen.
»Was denn?«
»Nicht hier, draußen.«
Ich folgte ihr die Treppe hoch und vor die Tür. Sofort begann ich zu frieren.
»Siehst du ihn?«
Ich schaute mich um, sah niemanden. »Wen?«
»Leo natürlich.«
»Nee, sehe ich nicht.«
»Dort drüben.« Sie deutete mit einem Kopfnicken zum Spielplatz hinüber. »Im Schiff.«
Durch eines der Bullaugen erspähte ich tatsächlich Leos Lockenkopf.
»Guck da nicht so auffällig hin!«
»Die beachten uns doch gar nicht.«
»Eben. Und genau deshalb musst du mir einen Gefallen tun.«
»Hä? Mir ist saukalt. Ich geh wieder rein.«
»Ja, zieh dir was an und komm wieder raus.«
»Und dann?«
»Frag doch nicht immer so viel. Tu mir bitte, bitte einfach den Gefallen.«
Was auch immer Hannah vorhatte, sie würde keine Ruhe geben, also holte ich Mantel und Mütze und ließ mich von ihr hinter den Fahrradschuppen ziehen, wo sie eine Schachtel Zigaretten aus der Tasche zog.
»Seit wann rauchst du?«, fragte ich.
»Ich muss üben.«
»Rauchen?«
»Damit ich mit zu denen ins Boot kann.« Sie nestelte das Zellophan ab.
»Du spinnst!«
Hannah steckte sich eine Zigarette in den Mund und zündete sie an, stieß den Rauch aber sofort wieder aus.
»Warum willst du mit ins Boot?«
»Weil Leo da drin ist!«
»Ja, und?«
»Ich stehe auf ihn.«
»Seit wann?«
»Seit drei Stunden. Mel hat mit ihm Schluss gemacht.«
»Hat sie?«
»Wenn du nicht den ganzen Tag im beschissenen Keller beschissenes Tischtennis spielen würdest, würdest du auch was vom Leben mitbekommen.«
»Wusste gar nicht, dass du auf Leo stehst.«
»Mann! Der war mit M E L zusammen.« Hannah grinste breit. »Bis heute Nachmittag.«
Wieder paffte sie an der Zigarette, wieder verzog sie das Gesicht.
»Schätze, du musst das Zeug auch einatmen«, sagte ich.
»Weißt du, wie eklig das schmeckt? Ich mach das step by step.« Sie hielt mir die Kippe hin. »Willste auch mal?«
»Ich stehe nicht auf Leo. Ich geh wieder rein.«
»Warte!« Hannah nahm noch einen Zug, diesmal nicht Backe, und begann sofort zu husten. »Scheiße!«, sagte sie, als der Anfall vorbei war. Sie trat die Zigarette aus. »Nach dem Abendbrot üben wir weiter.«
»Echt jetzt? Leo, ja?«, fragte ich.
»Der ist doch süß. Und der weiß, wie es geht.«
»Wie was geht?«
»Na, Sex halt.«
Ich zeigte Hannah einen Vogel.
»Tue nicht so, als ob es dir egal wäre.«
»Und wenn doch?«, fragte ich.
»Und warum frisst du dann die Pille?
»Das war die bescheuerte Idee meiner Mutter.«
»Bist aber brav zum Arzt gerannt.«
»Du doch auch!«
Hannah grienst. »Eben.«
Ich schüttelte den Kopf. Leo, da konnte sie rauchen, bis ihr die Lunge krepierte, einen wie den wird sie nie abbekommen. Werden wir nie bekommen. Wir dürfen von solchen Typen nur träumen. Und das auch nur heimlich.

Abends reiste eine weitere Klasse an. Sie kamen aus Hannover, waren zwei Jahrgänge älter und unglaublich laut. Aus jedem Zimmer röhrte Musik, Matratzen wurden hin und her getragen, Türen geschmissen. Innerhalb von Minuten wurde der Flur zum Rummelplatz. Ich hatte Kopfschmerzen, Hannah hockte im Nachbarzimmer. Wenn einer der Hannoverjungs an deren Tür vorbeigockelte, glucksten oder kreischten sie oder riefen dämliche Kommentare. Aus dem Fenster sah ich vier der Hannovermädchen beim Piratenschiff. Sie standen vor den Bullaugen, aus denen Leo und seine Kumpels die Köpfe steckten. Es wirkte nicht so, als würde Leo wegen Mel trauern. Er kletterte aus dem Schiff und setzte der Blonden nach, die kreischend vor ihm weglief. Leo fing sie im Handumdrehen ein, nahm ihr die Kippe weg, zog daran, tat, als ob er sterben würde. In diesem Moment wurden die Mädels zurück ins Haus gepfiffen. Es gab Abendbrot für die Neuankömmlinge. Pech für Leo. Vielleicht hätte sie ihm ja das Leben gerettet. Jetzt musste er sich ganz allein retten.

Hannah stürzte ins Zimmer und durchwühlte ihren Koffer. »Wir organisieren eine Disko. Unten im Tischtenniskeller.«
»Aha.«
»Ein paar sind los, besorgen was zum Trinken.«
»Schon klar.«
»Das wird der Hammer!«
»Sicher.«
»Ich muss dringend was mit meinen Haaren machen!«
Vielleicht hätte sich Hannah einfach Zöpfe flechten sollen wie das Mädel aus Hannover, für das Leo gestorben war. Aber sie hielt schon Föhn, Bürste und Haarspray in den Händen, bereit für die Spiegelbelagerung im Waschraum. Als sie zurückkam, sah sie aus, wie einmal durch die Autowaschanlage geschoben.
»Krass, oder?«, sagte sie.
Ich nickte. In der Tat.
»Mel hat mir die Haare gemacht«, sagte sie stolz.
»Mel?«
»Ja.«
Das war schräg. Wahrscheinlich hatte Mel ohne Leo einfach Langeweile.

Wodka für die Cola bekam man auf der Toilette. Hannah hatte nur Augen für Leo, Leo für die Hannover-Püppi, und die Hannover-Püppi für Mel? Konnte das sein? Jedenfalls hing sie an ihr wie der Tau am Grashalm. Mel interessierte sich vor allem für den Wodka. Als die Lehrer das mit dem Alkohol spitz bekamen, erklärten sie die Disko für beendet und schickten alle auf ihre Zimmer. Es war gerade mal neun. Unser letzter Abend ging richtig in die Hose. Zusammen mit drei nüchternen Hannoveranern wurde ich zum Aufräumen verdonnert. Lustlos schleppten wir die Stühle zurück in den Speisesaal und stellten die Tischtennisplatte wieder auf. Die Lehrer saßen oben Wache, wir ließen uns viel Zeit. Keiner von uns war scharf auf Zimmerarrest. Nach dem Aufräumen spielten wir Tischtennis. Ich im Doppel mit Cadan gegen die anderen beiden. Cadan war ziemlich cool auf seine Art. Irgendwie der Typ Beobachter, nicht so ein Macho oder der Alleinunterhalter vom Dienst. Auf mich wirkte er wie ein Geheimnis. Vielleicht lag das aber auch nur an seinen Klamotten: Schwarze Jeans, schwarzer Hoodie, schwarze Wollmütze, schwarze, halblange Haare. Cadan war wie ein großes, schwarzes Loch. Halb Ire, halb Chilene, geboren in der Schweiz. Und er spielte echt gut. Nach jedem Punkt, den ich für unser Team holte, klatschte er mit mir ab. Bei jedem Punkt, den ich versemmelte, sagte er: »Scheiß drauf!«
Wir waren ein super Team, bis die Lehrer uns doch auf die Zimmer beorderten. Auf der Treppe flüsterte Cadan mir zu: »Stell dir den Wecker auf vier.«
Fragend schaute ich ihn an.
»Ich warte unten auf dich.«
War das Ernst oder Verarsche? Wollte Cadan sich treffen? Mit mir? Mitten in der Nacht?
»Bis später!«
Ich schwebte ins Zimmer. Ein Typ wie Cadan! Total verrückt-verkehrte Welt! Hannah saß auf ihrem Bett und funkelte mich wütend an. »Wieso dauerte das denn so lange?«
»Wir hatten es nicht eilig.«
»Mel hat gekotzt. Die Müller ist richtig ausgeflippt.«
»Und du? Wie geht es dir?«, fragte ich, denn auch Hannah war mit ihrer Cola auf dem Wodkaklo.
»Hatte ja nur einen Drink.«
»Sei froh. Kotzen war noch nie geil.«
»Leo ist so ein Arsch!« Hannah war in Plauderlaune. Im Gegensatz zu mir.
»Klar. War er schon immer.«
»Der hatte nur Augen für die Trulla aus Hannover. Die mit den albernen Zöpfen.«
»Hm. Ist mir auch aufgefallen.«
»Der kann mich mal!«
»Biste wieder entliebt?«
»Quatsch!«
»Ich denk, der kann dich mal?«
»Mann, morgen fahren wir ab. Da ist die doch Geschichte.«
»Und dann bleibt Leo nichts anderes übrig, als sich in dich zu verknallen, oder was?«
»Du kapierst das nicht, oder? Jungfrau zu sein, ist so uncool. So vorgestern.«

Während ich kaum bis gar nicht schlief, fiel Hannah in den Winterschlaf. Sie bekam nicht mit, wie ich aufstand, mich anzog und das Zimmer verließ. Auf Strümpfen schlich ich über den Flur in den Waschraum, putzte die Zähne und bürstete die Haare.
Durch den Türspalt schimmerte Licht. Cadan hatte mich nicht verarscht. Er war da! Mein Herz beschleunigte wie ein Gepard auf Antilopenjagd. Ich hasste es dafür. In Zeitlupe drückte ich die Klinke und öffnete die Tür. Cadan saß auf dem Fußboden, die Beine lang ausgestreckt, den Rücken an die Wand gelehnt:»Hey Teammate.«
»Hey.«
»Biste also wirklich gekommen.«
»Warum denn nicht?«
»Hätte ja sein können, du kneifst.«
Ich schloss die Tür und setzte mich zu ihm. Eine Weile saßen wir einfach nur so da, sein Duft streifte meine Nase, sein gleichmäßiger Atem beruhigte mich. Es fühlte sich gut an, neben Cadan zu sitzen.
»Schließ die Augen.«
»Warum?«
»Warum nicht?«
Ich gehorchte und wartete, was folgen würde. Aber es passierte nichts. Gar nichts. Wieder hörte ich Cadans Atem und sog seinen Duft ein, der mir jetzt viel intensiver, viel schöner vorkam. Irgendwann bewegte sich Cadan neben mir. Ich spürte seinen Körper dichter an meinen heranrücken, die Berührungen unserer Beine, Arme, spürte seine Finger, wie sie mir das Haar hinter die Ohren strichen, wie sie über meine Augenbrauen glitten, die Nase nachzeichneten, um in gerader Linie über meine Lippen zum Kinn hinunter zu streifen, wieder zurück zu den Augenbrauen sprangen und Kreise auf meine Stirn malten.
»Nicht wieder aufmachen«, flüsterte Cadan und wechselte abermals seine Position. Jetzt hockte er auf den Knien über meinen ausgestreckten Beinen, blies seinen Atem über meine Stirn, meine Augen, meine Nase, meinen Mund. Blies über meinen Hals und streifte mein T-Shirt über die linke Schulter. Berührte sie mit den Lippen. Ganz sacht, als würde sich ein Schmetterling drauf setzen. In mir war völliges Chaos. Es war schön, was Cadan da tat, aber meine Gedanken überschlugen sich: Was, wenn er mich küsst? Wenn seine Hände weiter wandern? Oder ... Und dann waren da wieder nur die Schmetterlinge mit ihren sachten Flügelschlägen, Cadans Hände in meinen Haaren, auf meinen Schultern, seine Hände, die nach meinen griffen, um sie auf seinen Rücken zu legen. Na klar, ich Trottel! Natürlich sollte ich auch irgendwas tun und hier nicht sitzen wie eine schmelzende Wachsfigur. Mach es wie er, ertaste ganz langsam das Terrain. Es ist nur ein Rücken, da kann man wohl kaum etwas verkehrt machen. Langsam öffnete ich die Augen. Ich wollte Cadan sehen. Ihn zu sehen, fühlte sich sicherer an.
»Alles okay?«, fragte er.
Ich nickte.
Cadan küsste mich sanft. Konnte es nicht einfach so bleiben? Küsse hauchen, das war einfach. Und schön! Doch als Zähne und Zunge dazu kamen, gefiel mir auch das. Es fühlte sich überhaupt nicht wie sabbernder Frosch an. Nie wieder wollte ich aufhören, Cadan zu küssen. Ich war so auf unsere Münder fixiert, dass mir seine Hände unter meinem Shirt, auf meinem Rücken, meinen Schultern, meiner Taille wie ein Hintergrundrauschen erschienen. Erst, als er meine Brüste berührte, von meinem Mund abließ, mich von der Wand weg auf den Boden zog, mein Shirt hochschob, seine Lippen meine nackte Haut trafen, seine Hände scheinbar überall gleichzeitig herumspazierten, als er seinen Schoß dicht an mich presste und ich seine Erektion spürte, die feuchte Wärme in meinem Schoß zunahm, als er mir langsam die Hose öffnete, als oben jemand über den Flur lief und wir uns ganz still verhielten, auf die Schritte lauschten, setzten meine Gedanken wieder ein. Er würde doch nicht? Hier auf dem dreckigen Linoleum neben der Tischtennisplatte? Mit einer wie mir? Nein, das konnte nicht sein. Cadan zwinkerte mir zu. Schnitt Grimassen und ich musste mir das Lachen verkneifen, niemand kam die Treppe zu uns herunter, oben kehrte wieder Ruhe ein, und Cadan begann mir die Jeans über die Hüften zu ziehen. Irgendwie war ich froh, dass er mir den Slip ließ, eine kurze Freude, da er ihn später einfach beiseite schob. Mein Verstand brüllte: Hau ab! Dass willst du doch gar nicht. Nicht so! Aber mein Körper fand alles neu und aufregend und auch schön, ich ließ Cadan, ließ ihn machen, hinderte ihn nicht, als er einen Finger in mich schob, staunte, als er die Hosen runterließ, das passt doch nie, das kann ich nicht wollen, das muss wehtun, ich liebe ihn doch gar nicht, das Kondom, wo kommt das Kondom auf einmal her, ich sollte hier dringend abhauen, ich werde ihn nie wieder sehen, ist doch scheiß egal, was er von mir denkt, was Hannah denkt, Cadan der sich auf mich schiebt, jetzt ist es zu spät, er tut es wirklich.
»Autsch!«
»Ich bin gleich drin. - Bleib locker. - Ganz ruhig.«
Cadan drang ein. Ich spürte den Schmerz, spürte dieses Ding in mir, wie es sich bewegte, hörte Cadans Atem, sah sein verzerrtes Gesicht, wollte, dass es schnell vorbei ging, spürte, wie der Schmerz etwas nachließ, wie Cadan sich schneller und schneller bewegte, hörte, wie er hechelte, sah, wie er zuckte und auf mir zusammensackte. Ich spürte, wie sich sein Ding zurückzog. Cadan rollte sich von mir und streifte das Gummi ab, warf es achtlos neben sich auf den Boden. Er lag auf dem Rücken, sein Atem wurde ruhiger, mein Herz drosselte das Tempo. Es war passiert. Einfach so. Ich war keine Jungfrau mehr. Vorsichtig richtete ich mich etwas auf, nur um zu sehen, ob ich in einer Lache von Blut lag, aber ich sah keines, zog Slip und Hose an, wann hatte er mir den eigentlich ausgezogen? Cadan lag noch immer flach auf dem Boden, er hielt die Augen geschlossen, sein Gesicht strahlte Zufriedenheit aus. Ich watschelte zur Tür, sehnte mich nach einer Dusche und frischer Unterwäsche, warf einen letzten Blick auf den seligen Cadan, auf das benutzte Kondom und fragte mich, ob das Brennen zwischen den Beinen je wieder aufhören würde.

Frisch geduscht betrachtete ich mich im Spiegel des Waschraumes. Ich war noch immer nicht größer, nicht schlanker, nicht schöner, nicht fraulicher. Ich strahlte nicht, wie Mel strahlte, ich schaute in dasselbe nichtssagende Spiegelbild wie jeden Tag. Langsam zog ich die Nagelschere aus dem Etui und begann, eine Handbreit unter der Spange meinen Pferdeschwanz abzuschneiden. Strähne um Strähne fiel zu Boden, streiften dabei meine nackte Haut, bis nichts mehr übrig war, was ich abschneiden konnte. Ich öffnete die Spange, wuschelte mit den Fingern durchs Haar und betrachtete erneut mein Spiegelbild. Das war eindeutig ich und doch kam ich mir fremd vor.
Ein paar der Mädchen sprachen mich beim Frühstück an. Ich zuckte mit den Schultern. »Mir war eben danach.«
Hannah war völlig entsetzt. »Bei dir ist doch echt was gerissen!«
Wenn Hannah wüsste, wie recht sie damit hatte. Irgendwann werde ich es ihr erzählen, aber nicht jetzt, nicht hier und heute. Sie würde hundert Fragen stellen, so wie damals, als ich die Untersuchung bei der Frauenärztin hinter mir hatte und ich das Gefühl nicht loswurde, Hannah spazierte mit ihren Fragen durch meinen Unterleib wie durch eine Tropfsteinhöhle. Außerdem hatte ich selbst genügend Fragen. Zum Beispiel, ob ich Cadan je wiedertreffen werde? Wahrscheinlich eher nicht. Möchte ich ihn denn überhaupt wiedersehen? Keine Ahnung. Bin ich verliebt? War Cadan verliebt? Ich schaute zu ihm rüber. Er saß mit Mel, Leo und der Püppi am Tisch der Strahlenden. Mel sah selbst leidend noch gut aus. Ich konzentrierte mich darauf, Cadan nicht anzustarren, nicht jede Sekunde zu ihm zu schielen, darauf zu warten, er würde sich zu mir umdrehen, denn das tat er nicht. Schätze, er war nicht verliebt. Würde ich es wieder tun? Nein. Oder doch? Was wusste ich überhaupt? Ich hatte Sex, war keine Jungfrau mehr. Ich hatte es mir schmerzhafter vorgestellt. Allerdings auch romantischer. Es war nicht peinlich. Nicht so, wie bei der Ärztin. Und Küssen war total schön. Hätten wir nur geküsst, ich wäre jetzt total verknallt. Haben aber nicht nur geküsst. Nur küssen, damit kommt man bei Typen wie Cadan nicht durch, schätze ich. Typen wie er haben ihren Preis.
Jetzt redete Cadan, Leo grinste blöd und guckte Mel zu uns rüber? Erzählte Cadan gerade von uns? Nein! So einer war er nicht. Das tat er nicht. War er doch nicht? Verdammt! Was für einer war Cadan eigentlich?
»Erde an Jule!« Hannah winkte mit ihrer Hand vor meinem Gesicht rum.
»Hä?«
»Du hörst mir gar nicht zu!«
»Sorry.«
»Ich habe dich gefragt, ob Leo und Mel wieder ein Paar sind?«
»Woher soll denn ich das wissen?«
»So wie es aussieht, könnte man das denken, oder?«
»Ja. Könnte man.«
»Mist!«
»Du wirst es überleben.«
Wieso lachen die jetzt da drüben? Sogar die leidende Mel? Cadan hat es doch getan. Er hat es ihnen erzählt.
»Erde an Jule!«
»Lass das!«, ranzte ich Hannah an. Ich wollte hier weg. Ich wollte nach Hause, wollte mich in mein Bett verkriechen. Zwischen meinen Beinen brannte es noch immer. Ob das normal war? Noch so eine Frage.
»Hast du die Zigaretten noch?«, fragte ich Hannah.
»Klar.«
»Gibst du mir eine?«
»Echt jetzt? Du willst rauchen?«
»Ich will hier vor allem raus.«
»Du bist echt komisch heute.«
»Mag sein.«
Ich stand auf, räumte das Geschirr ab und ging hinaus, Hannah folgte mir. Draußen pafften wir Nikotinwölkchen in den sauberen Luftkurort.
Dauerte nicht lange, bis die Clique das Piratenschiff enterte. Mel dagegen steuerte direkt auf uns zu.
Scheiße, dachte ich, Cadan hat geplaudert. Ich hasste ihn dafür.
»Deine Haare, hätteste nicht machen sollen. Ich war immer neidisch drauf«, sagte Mel.
»Wachsen ja wieder.«
»Wie du meinst«, sagte Mel und schlenderte zurück zu ihresgleichen.
»Ich habe ihr auch schon gesagt, dass das 'ne blöde Idee war«, rief Hannah ihr hinterher.

 

Hey @GoMusic,

deine Story hat mich an die Schulzeit, an die Tage in der Jugendherberge zurückerinnert.
Finde ich gut. Hoffe jedenfalls, dass es für Dich kein Horrortrip war ;).

Lieben Dank für deinen Besuch, ich habe mich sehr gefreut, war ja auch nicht schwer, war so viel Gutes dabei.

Haha. Seit drei Stunden. Ja, so war das damals. Hast du gut eingefangen.
Ja, irre, oder. und entweder ganz oder gar nicht. Gab kaum Zwischentöne in dieser Zeit. Ach bin ich froh, da raus zu sein.

Wäre sogar noch ein "beschissen" hinzufügen: Den ganzen beschissenen Tag ...
Ja, stimmt, aber nee, so viel beschissen will ich ihnen dann doch nicht antun.

Würde ich M-E-L schreiben. Ist glaube ich geläufiger.
Man weiß, wie es gemeint ist, von daher ....

Halb Ire, halb Chilene, geboren in der Schweiz.
Wäre er nicht auch Schweizer? Wegen Geburtsland?
Korrekt. Aber den Leser würde es wahrscheinlich irretieren. Da gäbe ich ihm ein Rätsel auf, das ihn aus dem Lesefluss wirft.

"Sind wir nicht?" = Versteh ich nicht.
Oh, ja. Einmal was geändert und im Folgetext nicht weiter verfolgt. Dankeschön.

Alleine dafür, für diese beiden langen, tollen Monstersätze hat es sich gelohnt, die Geschichte zu lesen.
Das ist ja mal ein Kompliment. Nehme ich gerne entgegen. Thanks.

»Lass das! Ich bin total müde, okay«, ranzte ich Hannah an
Hinter okay würde ich ein Fragezeichen setzen.
Das fragt sie nicht. Das ist ne Ansage.

Schönen Sonntag noch und liebe Grüße,
Oh je, schon wieder eine Woche um. Verzeih das lange Warten, so war das nicht geplant.
Dir jetzt also auch ein schönes Wochenende und liebe Grüße!


Liebe @Raindog,

auch Dir den besten Dank für Zeit und Zeilen und Mühe. Das man noch immer so viel finden kann ... ich habe mich zu Teilen sehr gern bedient.

Jule, die keine Lust hat, den coolen Kids und dem Mainstream hinterher zu hecheln, sich aber trotzdem insgeheim wünscht, dazuzugehören. Und Hannah, die von Vornherein alles Mögliche dafür tun würde. Jules sexuelle Neugier zunächst, und dann natürlich der Schock, als es gleich vollendet zur Sache geht.
Ich könnte mir das auch gut als Kapitel eines längeren Jugendromans vorstellen.
Ich mir auch :). Wer weiß, wohin das alles noch führt. Aber im Augenblick ist mit dem Schreiben bei mir nicht so dolle.

Ich muss dir was zeigen“ klingt mir irgendwie komisch. Was denn zeigen? Den Leo? Den kennt Jule doch schon, ist ja nicht so eine Überraschung jetzt.
Hehe - da haste recht.

Klingt bissel gestelzt, der zweite Satz. Vllt sowas: Wir sind hier echt die allerletzten Jungfrauen!
Weiß nicht, gibt sicher noch paar mehr Mädels in der Klasse. Das ist mir zu sehr ... Aber ich weiß, was Du meinst. Ich habe das mal gekringelt und denke weiter drüber nach.

Fliege schrieb:
Leo, da konnte sie rauchen, bis ihr die Lunge krepierte, einen wie den wird sie nie abbekommen.
Werden wir nie bekommen.
Wieso, geht doch in dem Satz um Hannah ???

Würde
sie nie abbekommen. Würden wir nie … Oder?
Habe ich auch überlegt, aber werden ist definitiv und würde lässt auch die andere Option offen, klingt unentschiedener. Bin für werden, aber vielleicht bin ich auch falsch.

Die Hannovermädchen sind ja eigentlich älter. Hängen die wirklich noch bei den „kleinen“ Berlin?jungs rum? Gut, der tolle Leo natürlich …
Ach, die sind zum Rauchen raus, die Jungs machen paar Kommentare und die großen Mädels "spielen" ein bisschen mit denen. Für mich geht das in Ordnung.

Natürlich ist theoretisch immer klar, wer spricht, aber manchmal muss man sich ziemlich konzentrieren.
Okay.

Frisch geduscht betrachtete ich mich im Spiegel des Waschraumes. Ich war noch immer nicht größer, nicht schlanker, nicht schöner, nicht fraulicher. Ich strahlte nicht, wie Mel strahlte, ich schaute in dasselbe nichtssagende Spiegelbild wie jeden Tag.
Cooler fände ich sowas Knackiges wie: Ich sah aus wie immer. Das würde zu Jules trockener Art mMn viel besser passen.
Mag sein, aber mein Gefühl sagt mir, es braucht bisschen mehr an dieser Stelle. mag mich täuschen, ich geh mal schwanger damit.

Irgendwann werde ich es ihr erzählen,
Würde?
Nein, sie wird. Ganz sicher.

Ich wäre jetzt gern einfach nur ein Nikotinwölkchen
z.B. Ich hätte mich einfach gerne in Rauch aufgelöst.
Echt? Ich soll mein schönes Nikotinwölkchen gegen eine Phrase austauschen ...

Ich habe deine Geschichte sehr gerne gelesen, Fliege.
Und ich deine ganzen Anmerkungen!

Ich wünsche Dir was!
Liebe Grüße!


Liebe @Tintenfass,

Du treue Seele! Wie schön! Und natürlich Danke!

Ich mag deine Geschichte. Tolle Figuren und Dialoge. Bis auf eine Stelle war für mich alles sehr authentisch, sodass ich immer dicht dabei war und mir die Szenen gut vorstellen konnte. Besonders die Sprache der Jugendlichen hast du gut getroffen.
Das ist doch auch mal schön.

Fliege schrieb:
»Mach ich nicht.«
Ich kann mir nicht helfen, aber ich höre sie hier immer »Warum hätte ich kneifen sollen?« sagen.
Kauf ich. Ändere ich gleich.

Ist nur meine Interpretation der Szene und die wird jetzt hoffentlich nicht peinlich für mich.
Niemals!

Liebe Grüße und viel Erfolg bei der Challenge!
Ach, Erfolg ... Ich liebe dieses wuselige in der Challengezeit, das Gehippel und Gehoppel, auch, dass ich selbst mal wieder aktiv bin. Und das läuft doch bestens gerade. Ich bin sehr zufrieden, auch ohne Erfolg. Den sollen sich mal die Texte holen, die dem Leser den Magen umdrehen.

Ich wünsche Dir was! Würde Dich auch gern mal wieder lesen!
Hab ein schönes Wochenende und liebe Grüße!

Fliege

 

Moin, moin @Fliege ,

ich brauche eine Schreibpause, also versuche ich mich mal im Kommentar-Dschungel der Challenge. Mir fällt es immer noch schwer, etwas konstruktives beizusteuern, wenn schon soviel gesagt ist, also sieh mir bitte etwaige Dopplungen nach.
Genaugenommen mag ich Deine Geschichten ja generell, passt irgendwie immer, da ticken wir wohl ähnlich, obwohl ich mir nicht zutraue, so "echt klingende" Jugendgeschichten zu schreiben. Aber dass heißt natürlich nicht, das ich es nicht noch versuchen werde. Und dann gucke ich schamlos ab ...

Auch Deine Geschichte war mit in der Badewanne un dich hab an dern drei vier Stellen ein Zeichen hinterlassen, an denen mir Gedanken durch den Kopf brausten (schwammen). Lass mal schauen:

Unsere Klasse fuhr nicht nach Amsterdam, Paris oder Barcelona, sondern an die polnische Ostsee, nach Kolberg, im Winter.
Oh ja, eine Klassenfahrtgeschichte - und schon bin ich voll im Erinnerungsmodus - Dankeschön. Ich könnte mit Mühlhausen und dem Quellbereich der Warnow mitbieten - aber den Rest, ja, das passt schon :sealed:

»Biste also wirklich gekommen.«
»Warum denn nicht?«
»Hätte ja sein können, du kneifst.«
»Wovor hätte ich kneifen sollen?«
Da hat schon jemand was schlaues zu gesagt, ich hänge auch etwas an dem "Wovor hätte ich kneifen sollen!" - höre ich einfach nicht bei Jule.

»Und dann bleibt Leo nichts anderes übrig, als sich in dich zu verknallen, oder was?«
»Du kapierst das nicht, oder? Jungfrau zu sein, ist so uncool. So vorgestern.«
oh ja, irgendwie gab es in dem Alter nur zwei Möglichkeiten - entweder starben sie, wenn sie mit 14 noch Jungfrau waren oder es interessiert sie absolut noch nicht.

Es fühlte sich überhaupt nicht wie sabbernder Frosch an.
grins - wer hat denn die weise Erkenntnis gehabt

Mit einer wie mir? Nein, das konnte nicht sein.
echt jetzt, ich habe Jule trotzdem als selbstbewusst empfunden, okay, nicht zu der "coolen Clique" gehörend, aber will sie das wirklich? Aber sieht sie sich wirklich so? Okay, ich lese nachher nochmal

Aber mein Körper fand alles neu und aufregend und auch schön, ich ließ Cadan, ließ ihn machen, hinderte ihn nicht, als er einen Finger in mich schob, staunte, als er die Hosen runterließ, das passt doch nie, das kann ich nicht wollen, das muss wehtun, ich liebe ihn doch gar nicht, das Kondom, wo kommt das Kondom auf einmal her, ich sollte hier dringend abhauen, ich werde ihn nie wieder sehen, ist doch scheiß egal, was er von mir denkt, was Hannah denkt, Cadan der sich auf mich schiebt, jetzt ist es zu spät, er tut es wirklich.
super gelöst! Ich mag diese Gedanken, dieses Hin- und her und nehme es ihr/dir total ab.

»Echt jetzt? Du willst rauchen?«
»Ich will hier vor allem raus.«
»Du bist echt komisch heute.«
»Mag sein.«
der Dialog ist super, ja, da wechseln die Rollen und Hannah wird nicht recht schlau draus

pafften Nikotinwölkchen in den sauberen Luftkurort.
bitte, bitte lass die Luftverschmutzung, das Bild ist so süß

Mel zuckte mit den Schultern und schlenderte zurück zu ihresgleichen.
»Ich habe ihr auch schon gesagt, dass das 'ne blöde Idee war«, rief Hannah ihr hinterher.
Tja, noch ein Schluss, bei dem ich schwanke. Einerseits gefällt mir der Vorschlag, die beiden Sätze zu tauschen. Aber eigentlich, ist dieses Hinterherrufen, dieses nachträgliche Anbiedern noch viel besser.

Jetzt muss ich doch erstmal überlegen, wo war denn nun der Koffer? Okay, das Thema ist weit und für die Klassenfahrt war vielleicht einer dabei. Oder eher der psychische Druck, es muss nun endlich mal passieren - auch ein ganz schönes Gepäckstück. Ich mag die Geschichte einfach auf jeden Fall, hatte viele Bilder aus meiner Schulzeit und dummerweise auch aus der Zeit, als ich solche Trupps als Lehrerin betreuen musste/durfte/konnte - was für ein tolles Alter - zum Glück sind wir da raus!
Beste Wünsche fürs Wochenende
witch

 

Liebe @Fliege,

ich nochmal kurz. Ich glaube, mein Kommentar war an der Würde-Würden-Stelle verwirrend. Leider bin ich kein Grammatikguru, das geht bei mir aus dem Bauch. Aber in diesem Fall sagt er ganz laut, es müsste im ersten Satz würde heißen, und im zweiten würden.

Leo, da konnte sie rauchen, bis ihr die Lunge krepierte, einen wie den wird sie nie abbekommen. Werden wir nie bekommen.
Deine Version funktioniert (für mich) nur, wenn der Text im Präsens steht, oder halt als Gedanke in Anführungszeichen.
Und hier eben genau so, ich bin mir sicher, es muss würde heißen.
Aber ich ignorierte sie. Irgendwann werde ich es ihr erzählen, aber nicht jetzt,

Echt? Ich soll mein schönes Nikotinwölkchen gegen eine Phrase austauschen ...
Das erste Nikotinwölkchen im sauberen Luftkurort finde ich doch auch prima, aber weil es kurz danach gleich wieder auftaucht und sich dadurch abnutzt, meinte ich, das zweite zu ersetzen. Die vorgeschlagene Phrase ist natürlich nur ein schneller Platzhalter für eine originellere Formulierung.

Das war's schon, ich wünsche dir noch einen schönen Sonntag. :)
Liebe Grüße von Raindog

 

Hallo @Fliege!

Also, dein Text ist ja inzwischen ausführlich besprochen, es wird gefeilt und es werden Details verbessert. Mir fällt es schwer, einen guten Jugend-Text zu erkennen. Irgendwie ist das zu nah am Kind und zu nah am Erwachsenen-Dasein, irgendwo zwischen den Polen, das bleibt ein ziemlich zerreißendes Spannungsfeld für eine Einschätzung meinerseits. Auch wenn es nicht mein Genre ist, fand ich den Text stimmig. Ja, stimmig, in sich stimmig besser gesagt, er passte, er wirkt flüssig, er wirkt eben - natürlich! Ich schreibe dir ein paar lockere Anmerkungen zu deinem schönen Text,

Unsere Klasse fuhr nicht nach Amsterdam, Paris oder Barcelona, sondern an die polnische Ostsee, nach Kolberg, im Winter.

Das ist klar^^.

Aus dem Fenster sah ich vier der Hannovermädchen beim Piratenschiff.

Ich stelle mir diese Hannovermädchen so vor: Pferdeschwänze in blond, Ferien auf dem Ponyhof, fleckenfreie Kleidung, ehrgeizig und ausredensuchend, Papa arbeitet eine knappe Standardabweichung über dem mittleren Netto-Einkommen; mögen goldenes, mögen glitzerndes, mögen GNTM. Manchmal ist's die weiße Bluse. Sprechen penetrantes Hochdeutsch. Einfamilienhaus in einem Neubaugebiet mit S-Bahn-Anschluss. Manchmal wählen die Eltern grüne Partei.

nüchternen Hannoveranern

Vielleicht Hannovermädchen oder Hannoverjungs?

Doch als Zähne und Zunge dazu kamen, gefiel mir auch das.

Für mich ein starker Satz, weil er so schön mit der Erwartungshaltung spielt - ich hatte exakt das Gegenteil erwartet.

nicht schlanker, nicht schöner, nicht fraulicher.

Hm, fraulicher, ist das nicht etwas altbacken? Oder sagt man das tatsächlich noch so? "fraulicher", irgendwie erwarte ich da das Fräulein um die Ecke, bringt ein Kaffeekännchen und fragt, ob der Bello einen Napf Wasser möchte. Naja, bisschen übertreiben tue ich jetzt. In der ersten Version hattest du ja noch Brause an einer Stelle verwendet...

****

Liebe @Fliege, das ist keine große komplexe Einschätzung, das kann ich auch nicht. Aber man muss ja nicht immer über die Statik sprechen, auch die Farbe der Fensterrahmen hat Relevanz.

Lg aus Leipzig
kiroly

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe @greenwitch,

ich war mit Dir in der Wanne? Wow. :gelb: Dankeschön.

Aber dass heißt natürlich nicht, das ich es nicht noch versuchen werde ...
Deine Liste wird auch nicht kürzer, hast ne Menge zu tun. Na ja, ist ja auch Winter. Und ich bin auf jeden Fall ein Genrefreund, ich freue mich dann drüber.

Oh ja, eine Klassenfahrtgeschichte - und schon bin ich voll im Erinnerungsmodus - Dankeschön. Ich könnte mit Mühlhausen und dem Quellbereich der Warnow mitbieten - aber den Rest, ja, das passt schon
Klingt auch irre spannend. Aber auch an so harmlosen Orten ... Kleine Reise in die Vergangenheit klingt jedenfalls gut für mich.

»Wovor hätte ich kneifen sollen?«
Da hat schon jemand was schlaues zu gesagt, ich hänge auch etwas an dem "Wovor hätte ich kneifen sollen!" - höre ich einfach nicht bei Jule.
Ja, wurde gesagt, ich soll es dahingehend ändern, weil sie vorher gesagt hat: Tue ich nicht. Das war sehr dominant und trotzig. In der Frage jetzt, schwingt dagegen ihre Naivität mit, was mir sehr gut gefällt und für mich schon zu der Jule passt. Sie erwartet ja nicht das Vollprogramm, es überrollt sie.

oh ja, irgendwie gab es in dem Alter nur zwei Möglichkeiten - entweder starben sie, wenn sie mit 14 noch Jungfrau waren oder es interessiert sie absolut noch nicht.
hehe

grins - wer hat denn die weise Erkenntnis gehabt
Ich! :D

Mit einer wie mir? Nein, das konnte nicht sein.
echt jetzt, ich habe Jule trotzdem als selbstbewusst empfunden, okay, nicht zu der "coolen Clique" gehörend, aber will sie das wirklich? Aber sieht sie sich wirklich so? Okay, ich lese nachher nochmal
Sie ist realistisch genug ihre Chancen einzuschätzen. Keine Wolkenschlösslein unterm Regenbogen mit grasenden Einhörnen. So sehe ich Jule jedenfalls.

super gelöst! Ich mag diese Gedanken, dieses Hin- und her und nehme es ihr/dir total ab.
Freut mich sehr. Kann auch nicht behaupten, dass mir das einfach aus der Feder geflossen ist.

bitte, bitte lass die Luftverschmutzung, das Bild ist so süß
Mach ich.

Tja, noch ein Schluss, bei dem ich schwanke. Einerseits gefällt mir der Vorschlag, die beiden Sätze zu tauschen. Aber eigentlich, ist dieses Hinterherrufen, dieses nachträgliche Anbiedern noch viel besser.
Deshalb bleibt das auch so. War nämlich mein Gedanke auch.

Ich mag die Geschichte einfach auf jeden Fall, hatte viele Bilder aus meiner Schulzeit und dummerweise auch aus der Zeit, als ich solche Trupps als Lehrerin betreuen musste/durfte/konnte - was für ein tolles Alter - zum Glück sind wir da raus!
Ich bin auch froh drum. Und ich kann verstehen, wenn man wilde Schülergruppe gegen schweigende Pflänzlein eintauscht. Warst also auch mal eine Lehrerin. So so.

Eine entspannte Woche und ganz viele Wörter für den Nano wünsche ich Dir!


Liebe @Raindog,

Leider bin ich kein Grammatikguru, das geht bei mir aus dem Bauch. Aber in diesem Fall sagt er ganz laut, es müsste im ersten Satz würde heißen, und im zweiten würden.
Ich auch nicht. Und ich habe versucht durch den Konjuktiv I und II durchzusteigen, aber keine Chance. Mich haben die ganzen Ausführungen eher verwirrt, als dass ich mich schlauer fühlte. Ich weiß es nicht und kaufe auch dein Bauchgefühl, keine Frage, aber:

Deine Version funktioniert (für mich) nur, wenn der Text im Präsens steht, oder halt als Gedanke in Anführungszeichen.
So ist das ja gemeint. Nur habe ich die im Text konsequent vernachlässigt, weil ich die so nervig finde, sieht man auch kaum noch in den neueren Büchern. Ich sehe allerdings auch den Stolperstein für den Leser. Nur sind bisher nicht so viele gestolpert, also warte ich da noch ein wenig ab.

Das erste Nikotinwölkchen im sauberen Luftkurort finde ich doch auch prima, aber weil es kurz danach gleich wieder auftaucht und sich dadurch abnutzt, meinte ich, das zweite zu ersetzen.
Schon klar. Ich gehe trotzdem das Risiko der Wortwiederholung hier ein. Ich mag das.

Lieben Dank Dir, dass Du Dich nochmal hast deutlich gemacht. Ich habe das auf dem Schirm, warte ab, ob sich noch mehr Leser dran stoßen. Ich mein, ist nicht so, dass ich auf Biegen und Brechen - aber mir gefällt halt die Kraft vorn ich werde mehr, als die Möglichkeit, die im würde mitschwingt.

Auch Dir eine ganz zauberhafte Woche mit vielen Buchstaben und Freuden!


Hey @kiroly,

mein herzlichsten Dankeschön für deinen Besuch!

Mir fällt es schwer, einen guten Jugend-Text zu erkennen. Irgendwie ist das zu nah am Kind und zu nah am Erwachsenen-Dasein, irgendwo zwischen den Polen, das bleibt ein ziemlich zerreißendes Spannungsfeld für eine Einschätzung meinerseits.
Kann ich total nachvollziehen. Für mich liegt genau da die Herausforderung, aber da hat jeder seine eigenen und das ist gut so. Mich fixen ja auch nicht alle Texte/Genre an.

Auch wenn es nicht mein Genre ist, fand ich den Text stimmig. Ja, stimmig, in sich stimmig besser gesagt, er passte, er wirkt flüssig, er wirkt eben - natürlich! Ich schreibe dir ein paar lockere Anmerkungen zu deinem schönen Text,
Das ist doch total schön zu hören! Ich finde, Dein Vorbeikommen hat sich voll gelohnt :).

Ich stelle mir diese Hannovermädchen so vor: Pferdeschwänze in blond, Ferien auf dem Ponyhof, fleckenfreie Kleidung, ehrgeizig und ausredensuchend, Papa arbeitet eine knappe Standardabweichung über dem mittleren Netto-Einkommen; mögen goldenes, mögen glitzerndes, mögen GNTM. Manchmal ist's die weiße Bluse. Sprechen penetrantes Hochdeutsch. Einfamilienhaus in einem Neubaugebiet mit S-Bahn-Anschluss. Manchmal wählen die Eltern grüne Partei.
Perfekt!

nüchternen Hannoveranern
Vielleicht Hannovermädchen oder Hannoverjungs?
Ich dachte an eine gemischte Gruppe und dann wird das so - ich guck mal. Obwohl ich eigentlich auch gar nicht gegen die Hannoveraner habe.

Für mich ein starker Satz, weil er so schön mit der Erwartungshaltung spielt - ich hatte exakt das Gegenteil erwartet.
Sehr gut!

Hm, fraulicher, ist das nicht etwas altbacken? Oder sagt man das tatsächlich noch so? "fraulicher", irgendwie erwarte ich da das Fräulein um die Ecke, bringt ein Kaffeekännchen und fragt, ob der Bello einen Napf Wasser möchte.
Hehe. Aber doch, fraulicher gibt es schon noch. Und ey, Brause ist ein sehr schönes Wort! Ich bin dagegen, dass das stirbt. Ich werde es ab sofort immer wieder und ganz oft verwenden.

Aber man muss ja nicht immer über die Statik sprechen, auch die Farbe der Fensterrahmen hat Relevanz.
Oh, ich kann ganz hervorrangend über Fensterrahmenfarben reden. Oder auch zuhören. Ich habe mich jedenfalls sehr über deinen Beitrag gefreut. Und Leipzig mag ich auch!

Beste Grüße und eine schöne Woche!


Hey @Ambereye,

Alles in allem finde ich die Geschichte gelungen, auch, wenn sie fern ab meiner Interessen und meines Geschmacks ist.
Ja, Kleinmädchengeschichten - die Zielgruppe ist arg begrenzt.

Doch stellen sich mir gerne Realismus- und Logik-Fragen:
Okay! Hat ja jeder seinen Kritikerschwerpunkt und erst alle zusammen runden das Bild - oder jedenfalls sollte es so sein.

Wenn der Wunsch nach Anschluss so gewaltig ist, dass sie dafür "Das Rauchen übt", wäre es dann nicht wahrscheinlicher, das Hanna in ihrer Aufregung, vielleicht sogar Pupertätspanik, ihre vermutlich einzige Freundin ...
zerrt, statt zieht?
Ich hatte tatsächlich das zerren erst drin, fand es dann aber zu fett. Ich seh Hannah da nicht an Jule mit Gewalt rummachen.

Ich zeigte Hannah einen Vogel. Leo, da konnte sie rauchen, bis ihr die Lunge krepierte, einen wie den wird sie nie abbekommen. - Werden wir nie bekommen. - Dafür waren wir viel zu wenig Mel und zu viel Hannah und Jule.
Ich glaube, das hier Bindestriche besser klingen würden.
Die erhöhen in jedem Fall das Tempo. Aber will ich das? Ich finde, jeden Satz für sich, alleinstehend sehr vielsagender. Aber das mag Ansichtssache sein. Du liest sie halt als Einheit, dass macht ja auch Sinn. Schätze, das ist so ein individuelles Geschmacksding.

-Das ist alles?!?
Kein: Eure Eltern werden davon erfahren?
Kein: Das wird noch Folgen haben?
Keine Verweise? Keine Disziplinarverfahren? Kein Schulausschluss?
Keine Fruchtlosen Diskussionen mit den Lehrern?
Keine Schuldzuweisungen? ...
Ja, nee, da wird schon noch was nachkommen. Oben. Aber da ist Jule nicht. Sie ist unten und hört das alles nicht, kann also als Erzählerin auch nicht drüber berichten. Und selbst wenn sie es könnte, was tut das für ihre Situation? Was bewirkt eine solche Ausführung in der Geschichte? Nichts. Deswegen habe ich mir das auch gespart.

-Die nicht eintretende radikale Veränderung nach dem ersten Mal finde ich grandios beschrieben.
Danke für die Blumen. Immerhin etwas. Fühlt sich ja auch doof an, wenn ein Nichtgenreleser sich nur durchschleppen muss.

-Die Rückführung übers Rauchen am Anfang, finde ich übrigens auch sehr gelungen.
Und noch eine Blume. Danke. Freut mich.

Auf jeden Fall Danke für deine Zeit, Zeilen und Gedanken. Ist immer spannend, was Lesern so alles durch den Kopf gehen kann oder auf Vorlieben vs. Ablehnung stößt. Das ist sooo viel, was da zusammenkommt. Und nichts davon macht einen Autor dümmer :).

Ich wünsche Dir was! Eine aufregende Woche wird es wohl allemal für dich.
Beste Grüße, Fliege

 

Die Koffer sind schon halb gepackt, Zahnbürste und Waschzeug fehlen noch, der letzte Abend, das Lagerfinale steht an. Hach, ich erinnere mich wieder. War damals eher einer, der mit den weniger coolen Jungs schweisstreibend um die Tischtennisplatte gerannt bin. Der Zuhörer, bei dem sich Mitschülerinnen, für die eigentlich ich schwärmte, bei mir über den ignoranten Mädchenschwarm Hans-Jürg schlag mich tot ausheulten.
Ich mochte deine Geschichte vom ersten Dialog an. Eine Achterbahn der Gefühle, spülte bei mir alte Empfindungen hoch, obwohl aus einem ganz andern (weiblichen) Blickwinkel erzählt. Erfrischend, wie auch erhellend. Das hätte ich mal damals lesen sollen, he,he. Schön geschrieben, diese interessante Ambivalenz - soll ich? Fühlt sich gut an, fühlt sich komisch an, weiss nicht, ist das normal? Egal, tut gut, nein, es brennt, usw.

Textmex:

»Mann, ey! Mel und die Clique, die haben doch alle schon. Wir gehören nur dazu, wenn wir den Anschluss nicht verpassen.«
»Wir gehören eh nicht dazu.«
Hannah verdrehte die Augen. »Weil wir nicht mitreden können. Die nehmen unsereins doch nicht mehr für voll. Verstehste? Die machen sich lustig über uns!«
»Und du glaubst ehrlich, dass deine Chancen steigen, wenn du was mit ihrem Leo anfängst?«
»Dann kann sie mich zumindest nicht mehr ignorieren.«
Sehe ich das richtig, ihrem und sie beziehen sich auf die Gruppe, nicht auf Mel. Ansonsten würde ich sie mit Mel ersetzen. Aber wenn du die Clique als ganzes meinst, dann passt das mit dem kleinen 'sie'. Hat mich nur kurz verwirrt, wer da gemeint war, die Clique oder doch nur Mel.

Jetzt sprang er mit einem Satz aus einem der Bullaugen und setzte der Blonden nach,
Macht Leo da einen Hechtsprung? Und geht das überhaupt, bzw. sind Bullaugen so gross, dass da ein Mensch in einem Satz durchflutschen kann?

Er fing sie im Handumdrehen ein, nahm ihr die Kippe weg, zog daran, tat, als ob er sterben würde.
Also war Rauchen in der Clique uncool? Da kann ich Leos gespielten Anfall jetzt nicht ganz folgen. Klar, passt gut fürs späterer "... für die Leo gestorben war." Aber, hm, ich weiss nich, ...

Auf der Treppe flüsterte Cadan mir zu: »Stell [dir] den Wecker auf vier.«
Wem sonst? Dir kann mMn weg, liest sich knackiger.

Während ich kaum bis gar nicht schlief, fiel Hannah in den Winterschlaf.
schlief/...schlaf. Vielleicht: "... , lauschte ich Hannahs leisen Schnarchgeräuschen."

»Lass das! Ich bin total müde, okay«, ranzte ich Hannah an
Ich weiss, du willst hier dieses fragende 'okay' mit Ausrufezeichen, da wo die Stimme nur einen halben Ton nach oben geht. Aber trotzdem vermisse ich das '?. Ich versuche es - aber es gelingt mir nicht, immer wieder drängt sich das blöde Fragezeichen auf. Nur dass du's weisst, - kannste auch so lassen, - ich bin halt einfach gestolpert, auch wenn ich das genervte okay schon verstanden habe. (Uff)

»Ich habe ihr auch schon gesagt, dass das 'ne blöde Idee war«, rief Hannah ihr hinterher.
Und jetzt habt mich verdammt noch mal lieb, okay? :D


Und hier einfach noch meine Lieblingsstellen:

»Ich stehe auf ihn.«
»Seit wann?«
»Seit drei Stunden. Mel hat mit ihm Schluss gemacht.«
:D

»Weißt du, wie eklig das schmeckt? Ich mach das step by step.« Sie hielt mir die Kippe hin. »Willste auch mal?«
»Ich stehe nicht auf Leo. Ich geh wieder rein.«

»Mel hat mir die Haare gemacht«, sagte sie stolz.
»Mel?«
»Ja.«
Das war schräg. Wahrscheinlich hatte Mel ohne Leo einfach Langeweile.
Es fühlte sich überhaupt nicht wie sabbernder Frosch an.
Ach, überhaupt das ganze Vorspiel mit der ganzen coming of age Verwirrung. Und dann kommt das
Cadan drang ein. Ich spürte den Schmerz, spürte dieses Ding in mir, wie es sich bewegte, hörte Cadans Atem, sah sein verzerrtes Gesicht, wollte, dass es schnell vorbei ging, spürte, wie der Schmerz etwas nachließ, wie Cadan sich schneller und schneller bewegte, hörte, wie er hechelte, sah, wie er zuckte und auf mir zusammensackte.
Das ist schon gut gemacht, wie sie plötzlich nur noch beobachtet, selber ihre Empfindungen garnicht richtig spürt, überrollt wird und letztendlich einfach entjungfert ist. Aus die Maus. Keine Veränderung - und so schneidet sie sich die Haare kurz, erzwingt eine Veränderung. Alle sollen es sehen, mit mir ist was passiert, was diese Stelle dann wunderbar doppelsinnig ausdrückt:
Hannah war völlig entsetzt. »Bei dir ist doch echt was gerissen!«
Wenn Hannah wüsste, wie recht sie damit hatte.

Hat mir richtig gut gefallen, @Fliege.
Liebe Grüsse, dot

 

Hallo @Fliege,

von mir mal ein Kommentar der anderen Art.

Es war auf der Autobahn, die Kinder nörgelten und irgendwie kam das Gespräch auf die Challenge und Jugendgeschichten und ich dachte mir, wir testen die Geschichte einfach mal. Steht ja da: Vorlesealter 12-14 Jahre. Passt ja. Zumindest teilweise. Da steht auch Mädchen. Passt nicht, aber egal.

Also die Geschichte wurde vorgelesen. Es war endlich Ruhe. Stimmige Dialoge in der Geschichte, kein "Alter, man, lass das" von der Rücksitzbank. Eher mal Gekicher. Ab und an ein "Hä" (schwer zuzuhören, wenn man gerade seinen Bruder ärgert). Und dann kam der Keller und der Linoleumboden und wir mussten abbrechen. Das war dann einfach eine Spur zu viel.

Natürlich war die Rücksitzbank neugierig, aber die wären damit noch völlig überfordert gewesen (vor allem der Kleinere [hoffentlich liest er das nicht!]).

Das heißt, das Vorlesealter ist für meinen Geschmack ein wenig zu jung gewählt oder es sind für das Alter ein paar Details zu viel.

Von mir gibt es auch noch einen kleinen Kommentar, bei dem ich gar nicht so recht weiß, wohin ich damit möchte. Ich denke die ganze Zeit über die Protagonistin nach. Die erzählt das Erlebnis ja aus der Rückschau und ich frage mich, in welchem Alter Deine Erzählerin wohl zum Erzählzeitpunkt ist. Mir kommt das so wenig reflektiert vor. Also vielleicht erzählt sie es recht kurz danach.

Und dann gibt es noch einen Punkt, der mir keine Ruhe lässt. Der geht etwas tiefer, nämlich, was damit eigentlich vermittelt wird. Die geht da morgens runter in den Keller und lässt sich einfach so entjungfern. Natürlich weiß ich, dass das so passieren kann. Das ist nicht mein Punkt, sondern eher der, dass man das nicht einfach so machen sollte. Diesen wertvollen Moment so verschenken. Auch das Verhalten des Jungen ist als moralisches Vorbild mehr als fragwürdig. So geplant und abgebrüht. Die wickle ich ein wenig ein, locke sie in der Früh in den Keller, um sie "klar zu machen". Am nächsten morgen erzählt man das auch noch rum. Sie lässt das einfach geschehen, das Entjungfern und das Gerede. Haare ab, Zigarette und alles ist gut. Ist es natürlich nicht. Aus Erwachsenensicht sind die Hinweise gut verständlich, dass es die Protagonistin gerade nicht kalt lässt, aber aus der Sicht Deiner Zielgruppe? Die verstehen vielleicht schon irgendwie, dass das nicht toll ist, aber so richtig greifen können die das auch nicht, befürchte ich. Und das wird ja auch einfach so stehengelassen. Du löst es ja nicht auf, dass das Verhalten von ihm völlig daneben ist, dass er geplant hat, sie im Keller zu verführen und sich als großer Held am nächsten Morgen dafür zu feiern. Und Du löst auch nicht auf, dass es von ihr dämlich war, nicht einfach Stopp zu sagen, wenn sie das eigentlich gar nicht wollte. Da schließt sich wieder der Kommentar zur Reflektion an. Eine reflektierte Protagonistin hätte das eigene Verhalten entsprechend kritisch gesehen, aber so weit ist sie wohl noch nicht.

Naja, das ist vielleicht alles ein wenig wirr. Bei Geschichten für 12-14jährige frage ich mich einfach, ob die das moralisch in den richtigen Hals bekommen. Vom rein textlich/sprachlichen her, hat mir die Geschichte aber sehr gut gefallen.

Gruß
Geschichtenwerker

 

Hey @dotslash,

wie doch die Zeit rennt. Ich glaube ja, der Tag hat gar keine 24 Stunden mehr. Niemals! :D

Ich habe mich dolle gefreut und danke Dir sehr.

Der Zuhörer, bei dem sich Mitschülerinnen, für die eigentlich ich schwärmte, bei mir über den ignoranten Mädchenschwarm Hans-Jürg schlag mich tot ausheulten.
Sei froh, so mancher wächst aus der Rolle nie im Leben raus. Insofern haste noch Glück im Unglück gehabt.

Eine Achterbahn der Gefühle, spülte bei mir alte Empfindungen hoch, obwohl aus einem ganz andern (weiblichen) Blickwinkel erzählt. Erfrischend, wie auch erhellend. Das hätte ich mal damals lesen sollen, he,he. Schön geschrieben, diese interessante Ambivalenz - soll ich? Fühlt sich gut an, fühlt sich komisch an, weiss nicht, ist das normal? Egal, tut gut, nein, es brennt, usw.
Liest sich für mich natürlich alles sehr schön!

Sehe ich das richtig, ihrem und sie beziehen sich auf die Gruppe, nicht auf Mel. Ansonsten würde ich sie mit Mel ersetzen. Aber wenn du die Clique als ganzes meinst, dann passt das mit dem kleinen 'sie'. Hat mich nur kurz verwirrt, wer da gemeint war, die Clique oder doch nur Mel.
Hast recht. Erst die Clique, dann Mel. Ich bessere das nach.

Und geht das überhaupt, bzw. sind Bullaugen so gross, dass da ein Mensch in einem Satz durchflutschen kann?
Wurde auch schon mal erwähnt. Ich finde ja, die Löcher sind auf den Spielplatzdampfern ziemlich groß, aber wenn es nun doch dem ein oder anderen komisch vorkommt ...

Also war Rauchen in der Clique uncool? Da kann ich Leos gespielten Anfall jetzt nicht ganz folgen. Klar, passt gut fürs späterer "... für die Leo gestorben war." Aber, hm, ich weiss nich, ...
Nee, ist cool. Und das Sterben ist ne Masche. Ich falle hier um, kümmere Dich um mich.

Während ich kaum bis gar nicht schlief, fiel Hannah in den Winterschlaf.
schlief/...schlaf. Vielleicht: "... , lauschte ich Hannahs leisen Schnarchgeräuschen."
Du bist jetzt schon der Zweite, der mir vorschlägt, dass Hannah schnarchen soll. Verstehe ja den Hinweis auf die Dopplung, aber Hannah hat es nun echt schon schwer genug, muss sie nicht auch noch schnarchen.

Und jetzt habt mich verdammt noch mal lieb, okay? :D
LOL

Und hier einfach noch meine Lieblingsstellen:
Danke dafür!

Ich wünsche Dir ne feine Woche und sende Grüße ins Schokoladenland!


Hey @Geschichtenwerker,

da habe ich mich aber auch gefreut! Ich habe deine Geschichte auch schon gelesen, ich bin dran ;). Auf jeden Fall danke ich Dir für deine Zeilen!

von mir mal ein Kommentar der anderen Art.
Nicht ganz unspannend.

... und ich dachte mir, wir testen die Geschichte einfach mal. Steht ja da: Vorlesealter 12-14 Jahre. Passt ja. Zumindest teilweise. Da steht auch Mädchen. Passt nicht, aber egal.
Okay ...

... Und dann kam der Keller und der Linoleumboden und wir mussten abbrechen. Das war dann einfach eine Spur zu viel.
Oh ha. Das ist jetzt arg blöd gelaufen.

Das heißt, das Vorlesealter ist für meinen Geschmack ein wenig zu jung gewählt oder es sind für das Alter ein paar Details zu viel.
Ich setze es auf 13. Mädchen denke ich, sind aber ne Nummer weiter. Mit der ersten Regel werden die ja so was von aufgeklärt, aus Angst vor Nachwuchs, die hören da alles, was auch im Text steht. Und eben schon ein, zwei Jahre früher im Schnitt. Und mein Nachbarjunge war 12, als er uns erzählte, die Lehrer fanden das nicht so cool, als er und seine Kumpels auf dem Schulklo youporn geguckt haben. Und dagegen bin ich doch recht harmlos. Ist eh so eine Altersgrenze, wo die einen noch fast Kind, die anderen schon mehr Teen sind. Aber ich verstehe dein Unbehagen, gerade wenn der kleine noch etwas "kleiner" ist.

Die erzählt das Erlebnis ja aus der Rückschau und ich frage mich, in welchem Alter Deine Erzählerin wohl zum Erzählzeitpunkt ist. Mir kommt das so wenig reflektiert vor. Also vielleicht erzählt sie es recht kurz danach.
Ja.

..., sondern eher der, dass man das nicht einfach so machen sollte. Diesen wertvollen Moment so verschenken.
Auch das Verhalten des Jungen ist als moralisches Vorbild mehr als fragwürdig.
Ist natürlich eine Frage, wie weit die Fähigkeit des Reflektierens bereits ausgebildet ist. Kann man ja drüber reden, ist scheiße für sie gelaufen - muss ich aufpassen, dass mit da so nicht passiert. Lernen am Negativ sozusagen.

Am nächsten morgen erzählt man das auch noch rum. Sie lässt das einfach geschehen, das Entjungfern und das Gerede.
Das ist gar nicht so klar. Das interpretiert Jule in das Tischverhalten. Ich denke, Jule hat unrecht, sieht es aber so, weil sie natürlich im Erleben der letzten Nacht festhängt.

Die verstehen vielleicht schon irgendwie, dass das nicht toll ist, aber so richtig greifen können die das auch nicht, befürchte ich.
Mag sein, ich weiß es wirklich nicht. Aber dass das nicht so ganz dem Traum entspricht, den man in diesen Zeiten so hat, doch, dass geht denen bestimmt auf. da ist ja doch große Fallhöhe zwischen. Und wie ein Happy End für Jule liest sich das auch nicht. Schätze, ist ein guter Text als Ausgangslage zum drüber reden. Hoffe ich ...

Eine reflektierte Protagonistin hätte das eigene Verhalten entsprechend kritisch gesehen, aber so weit ist sie wohl noch nicht.
Manchmal aber auch echt erst Jahre später, mit entsprechenden Erfahrungen im Gepäck. Die hat Jule einfach noch nicht.

Bei Geschichten für 12-14jährige frage ich mich einfach, ob die das moralisch in den richtigen Hals bekommen.
Ich sehe eigentlich nicht die Gefahr, dass da irgendwer aus dem Text liest, so läuft das, so muss es sein. Eher schon, so könnte es auch sein, verbunden mit der Frage, will ich das für mich auch? Tut mir diese Jule jetzt eher leid oder nicht? Sind doch gute Fragen, die der Text aufwirft. Ich sehe die Richtung viel eher, als das er Vorbild ist. Aber klar, wissen tue ich das nicht. Vielleicht der eine so, der andere so. Trösten wir uns damit, dass er die Jugend wohl kaum erreichen wird.

Vom rein textlich/sprachlichen her, hat mir die Geschichte aber sehr gut gefallen.
Den Blumenstrauß stelle ich mir aber nun doch auf den Tisch :).

Ich wünsche Dir was! Und nochmal, Danke, habe selbst noch mal einen anderen Blick auf meinen Text geworfen.
Liebe Grüße, Fliege

 

Tse! Schweinkram! :D

Liebe Fliege,

dafür, dass ich keine Jugendliteratur lese, hat mich deine Geschichte ziemlich schnell am Haken. Das liegt vor allem an deinem Sprachwitz. Dialoge hast du auch echt drauf. :thumbsup:

»Schätze, du musst das Zeug auch einatmen«, sagte ich.
»Weißt du, wie eklig das schmeckt? Ich mach das step by step.« Sie hielt mir die Kippe hin. »Willste auch mal?«
»Ich stehe nicht auf Leo. Ich geh wieder rein.«
Nur mal als Beispiel. Wurden ja genug Stellen hier zitiert.

Und noch einen Daumen gibt es für die stilsicher angebahnte Erotikszene. Wer einmal in Letztere literarisch eingetaucht ist, weiß, wie schnell das in einer peinlichen Katastrophe enden kann oder sich ganze Körperteile in der Vorstellung der Lesenden unauflösbar verheddern. Gut gemacht!
(Wobei der Schmetterling schon hart an der Grenze ist. An der Grenze heißt aber: noch im grünen Bereich. Schwein gehabt. ;))

Zwei Auffälligkeiten:

Vielleicht sollte Hannah sich einfach Zöpfe flechten wie das Mädel aus Hannover, für die Leo gestorben ist.
für das? Nee, du meinst die Zöpfe. Stolperfalle.
Strähne um Strähne fiel zu Boden, streiften dabei meine nackte Haut, bis nichts mehr übrig war, was ich abschneiden konnte.
Das klingt komisch - "fielen" aber auch - es sei denn, um "meine Haare" ergänzt?

Hab ich sehr gerne gelesen.
Liebe Grüße
Joyce

 

Liebe @Fliege,

zur Vorbereitung auf den Eckhaus-Stammtisch morgen (übrigens kann ich sehr wahrscheinlich erst gegen 20/20.30 Uhr da sein), schreibe ich mal was zu deiner Challenge-Geschichte.

Coming-of-Age in Ich-Perspektive, Lebensgefühl und Verlust der Jungfernschaft, klingt authentisch, ist es wahrscheinlich auch, zumindest wenn ich mir die freie, coole Welt, das Lebensgefühl der Jugendlichen, vorstelle, quasi als Prokjektionsfläche unserer eigenen Erwartungen. Erinnerungen an das geschilderte Erlebnis. Kann man besser kaum machen: Respekt!

Ob ich das lesen würde, lesen wollte, wenn's mit sonstwo unterkäme, äh, eher nicht, wozu auch, welche Relevanz hat dieses Thema schließlich - für mich? (Was aber total subjektiv ist, mit mir als Leser zu tun hat).

Besonders die Dialoge sind fliegeknackigknapp. tragen den Text.
Also: klasse Text, gibt's du nen Älpler aus? :D

»Leo natürlich.«
»Nee, sehe ich nicht.«
»Dort drüben.« Sie deute mit einem Kopfnicken zum Spielplatz hinüber. »Im Schiff.«
deutet

»Seit wann rauchst du?«, fragte ich.
»Ich muss üben.«
»Rauchen?«
»Damit ich mit zu denen ins Boot kann.« Sie nestelte das Zellophan ab.
»Du spinnst!«
starke Idee, irgendwie berührend

»Ich stehe auf ihn.«
»Seit wann?«
»Seit drei Stunden. Mel hat mit ihm Schluss gemacht.«
na ja, hier gleitet der Plot bisschen in die Posse ab, mit dem "seit drei Stunden" nimmst du den Ernst raus, finde ich.

»Schätze, du musst das Zeug auch einatmen«, sagte ich.
»Weißt du, wie eklig das schmeckt? Ich mach das step by step.« Sie hielt mir die Kippe hin. »Willste auch mal?«
mach ich auch immer step-by-step :lol:

Cadan war ziemlich cool auf seine Art. Irgendwie der Typ Beobachter, nicht so ein Macho oder der Alleinunterhalter vom Dienst. Auf mich wirkte er wie ein Geheimnis. Vielleicht lag das aber auch nur an seinen Klamotten: Schwarze Jeans, schwarzer Hoodie, schwarze Wollmütze, schwarze, halblange Haare. Cadan war wie ein großes, schwarzes Loch.
mm, klischeeisierter cooler Typ

»Du kapierst das nicht, oder? Jungfrau zu sein, ist so uncool. So vorgestern.«
mm, falsche peer-group? :schiel:

Ganz sacht, als würde sich ein Schmetterling drauf setzen. In mir war völliges Chaos. Es war schön, was Cadan da tat, aber meine Gedanken überschlugen sich: Was, wenn er mich küsst? Wenn seine Hände weiter wandern? Oder ... Und dann waren da wieder nur die Schmetterlinge mit ihren sachten Flügelschlägen, Cadans Hände in meinen Haaren, auf meinen Schultern, seine Hände, die nach meinen griffen, um sie auf seinen Rücken zu legen. Na klar, ich Trottel! Natürlich sollte ich auch irgendwas tun und hier nicht sitzen wie eine schmelzende Wachsfigur.
ist mir teilweise in der Folge zu detailliert geschildert, auch wenn's überhaupt nicht zu Porno degeneriert.

Hau ab! Dass willst du doch gar nicht. Nicht so! Aber mein Körper fand alles neu und aufregend und auch schön, ich ließ Cadan, ließ ihn machen, hinderte ihn nicht, als er einen Finger in mich schob, staunte, als er die Hosen runterließ, das passt doch nie, das kann ich nicht wollen, das muss wehtun,
hier hingegen braucht es den Platz, um die Zufälligkeit zu erklären.

und fragte mich, ob das Brennen zwischen den Beinen je wieder aufhören würde?
redundant? oder zweideutig?

Langsam zog ich die Nagelschere aus dem Etui und begann, eine Handbreit unter der Spange meinen Pferdeschwanz abzuschneiden. Strähne um Strähne fiel zu Boden, streiften dabei meine nackte Haut, bis nichts mehr übrig war, was ich abschneiden konnte.
o je, die Szene mit den abgeschnittenen Haaren ist wenig überraschend. Ich hätte mir eine kreativere Reaktion gewünscht, schließlich haben so so viele Mädchen oder Jungs zu allen möglichen Selbstbefreiungszwecken die Haare abgeschnitten.

viele Grüße und bis morgen live und real
Isegrims

 

Hey @joycec,

und lieben Dank für deinen Besuch. Wenn auch spät die Antwort kommt ... Sorry dafür, aber die Zeit die ist so unglaublich schnell unterwegs und überhaupt das Leben.

Tse! Schweinkram! :D
:D

dafür, dass ich keine Jugendliteratur lese, hat mich deine Geschichte ziemlich schnell am Haken. Das liegt vor allem an deinem Sprachwitz. Dialoge hast du auch echt drauf.
Klingt super!

Und noch einen Daumen gibt es für die stilsicher angebahnte Erotikszene. Wer einmal in Letztere literarisch eingetaucht ist, weiß, wie schnell das in einer peinlichen Katastrophe enden kann oder sich ganze Körperteile in der Vorstellung der Lesenden unauflösbar verheddern.
Oh ja, ganz furchtbar verheddern die sich. Oder es wächst sich zu eine Anleitung aus oder ... Auf jeden Fall Danke für die Blumen.

Zwei Auffälligkeiten:

Vielleicht sollte Hannah sich einfach Zöpfe flechten wie das Mädel aus Hannover, für die Leo gestorben ist.
Ändere ich ab. Stimmt wohl.

Strähne um Strähne fiel zu Boden, streiften dabei meine nackte Haut, bis nichts mehr übrig war, was ich abschneiden konnte.
Das klingt komisch - "fielen" aber auch - es sei denn, um "meine Haare" ergänzt?
Weiß nicht, für mich klingt das richtig. Ich beobachte ...

Hab ich sehr gerne gelesen.
Freut mich.

Wir lesen uns, hast ja noch was zum Lesen drin. Muss nur noch all ... Aber die Zeit wird kommen!

Bis denn, beste Grüße
Fliege


Hey @Isegrims,

zur Vorbereitung auf den Eckhaus-Stammtisch morgen (übrigens kann ich sehr wahrscheinlich erst gegen 20/20.30 Uhr da sein), schreibe ich mal was zu deiner Challenge-Geschichte.
Und dann konnte ich das noch nicht mal lesen, weil ich mich handytechnisch verweigere, mich von so einem Ding abhängig zu machen und ich wittere bei mir eine sehr hohe Suchtgefahr. Aber manchmal wäre es doch schön ...

... quasi als Prokjektionsfläche unserer eigenen Erwartungen. Erinnerungen an das geschilderte Erlebnis. Kann man besser kaum machen: Respekt!
Auch Dir vielen Dank für die Zeilen und Blumen und überhaupt. Coming of Age funktioniert ja nur so für den Zielgruppenleser, als reine Projektionsfläche. Und die ist nicht mal besonders groß, da man eben irgendwann rauswächst und nur dieses gefühl - ach damals - jetzt auch nicht wahnsinnig weit trägt.

Ob ich das lesen würde, lesen wollte, wenn's mit sonstwo unterkäme, äh, eher nicht, wozu auch, welche Relevanz hat dieses Thema schließlich - für mich? (Was aber total subjektiv ist, mit mir als Leser zu tun hat).
Keine Frage, geht hier ja vielen so. Aber ich würde mich schon gern an so Jugendgeschichten wagen, auch gern im längeren Format und ich muss üben, also müsst ihr da jetzt durch :D.

Also: klasse Text, gibt's du nen Älpler aus?
Hehe. Da habt ihr mir in der Zusammenfassung verschwiegen. Hätte ich glatt gemacht!
Virtuell geht das aber noch: :wein: Für Dich!

Danke auch für die Zitate und Hinweise.

na ja, hier gleitet der Plot bisschen in die Posse ab, mit dem "seit drei Stunden" nimmst du den Ernst raus, finde ich.
Mach ich ja immer. Ich mag das Wechselspiel von leicht und "schwer", Humor und Ernst. Kann da auch nicht aus meiner Haut. Ob das dem Text immer gut tut, sei mal dahingestellt oder in die Ecke der Vorlieben abgeschoben, bin mir da gerade nicht so sicher.

mm, klischeeisierter cooler Typ
Na ja, mit nem Nerd wäre das jetzt auch so nicht passiert ...

ist mir teilweise in der Folge zu detailliert geschildert, auch wenn's überhaupt nicht zu Porno degeneriert.
...
hier hingegen braucht es den Platz, um die Zufälligkeit zu erklären.
Ja, darüber könnte ich nachdenken. Werde ich mal tun. Leuchtet mir irgendwie ein.

o je, die Szene mit den abgeschnittenen Haaren ist wenig überraschend. Ich hätte mir eine kreativere Reaktion gewünscht, schließlich haben so so viele Mädchen oder Jungs zu allen möglichen Selbstbefreiungszwecken die Haare abgeschnitten.
Ja, und da ist Jule auch nicht anders. Sie ist nicht so der extrovertierte Typ, die Super-Kreativ-Frau. Ich will gar nicht wissen, wieviele Kids damals ihre Fotos in der Mitte zerrissen haben, nachdem es aus war mit big love, in der Zeit als die Coke Werbung (First time, first love) über den Bildschirm lief. Ich schätze, Millionen Fotos gingen auf die Art und Weise drauf. Also in dem Alter ist das Repertoir von Handlungsmöglichkeiten einfach gering. Paar Filme, eine kleine Handvoll Erfahrungen- also echt jetzt, nee, die schneidet sich die Haare und fertig :p

Liebe Grüße an Dich und Danke fürs Reinschauen, auch wenn so gar nicht in der Comfortzone gelegen.
Bis die Tage, wir lesen uns, Fliege

 

Hallo @Fliege ,

ich bin etwas verwirrt über deine Geschichte. Einerseits, weil ich sicherlich nicht der Zielgruppe entspreche. Andererseits, weil ich dem Typen nicht entspreche. Also mir fehlt komplett die Identifikation - aber das ist ja nicht schlimm.

Unsere Klasse fuhr nicht nach Amsterdam, Paris oder Barcelona, sondern an die polnische Ostsee, nach Kolberg, im Winter. Kolberg ist ein Kurort für Senioren. Einmal täglich scheuchten uns die Lehrer den Strand entlang, danach ließen sie uns in Ruhe und ich verbrachte den größten Teil des Tages im Keller der Jugendherberge an der Tischtennisplatte.
Jetzt hatte ich das Bild vor Augen eines selbstbewussten, sportlichen Mädels. Nicht so rauchmäßig cool, aber schon cool.

»Damit ich mit zu denen ins Boot kann.« Sie nestelte das Zellophan ab.

Nesteln Mädchen Zellophane ab? Oder reißen sie eher Kunstoffe ab?

halb Chilene

So einer ist das. Später werden gleich einige Vorurteile bestätigt. Denn mir wird immer wieder berichtet, Latinos würden sich keine Zeit für die Bedürfnisse der Frauen nehmen - ein großer Vorteil für mich, wie ich im Laufe meiner knapp vier Jahre hier feststellen durfte.

»Ich habe ihr auch schon gesagt, dass das 'ne blöde Idee war«, rief Hannah ihr hinterher.

Ist das quasi das Resümee des ersten Males? Sex - eine blöde Idee?

Also richtig entschlüsseln konnte ich das ganze nicht, vielleicht fehlt mir die Empathie. Nachvollziehen ja. Mir passiert das immer mit den Tafeln Schokolade. Ich will immer nur probieren, am Ende weiß ich gar nicht, wann ich sie ganz aufgegessen habe.
Ist deine Geschichte eigentlich realistisch? Passiert so was auf Klassenfahrt? Da hab ich ganz schön was verpasst eh.
Das arme Mädel, hatte ihr erstes Mal - vermutlich als Wette älterer Jungs. Ganz schön unsensibel, ganz schön schnell und klang nicht so schön. Fühlte sie sich am Ende benutzt? Vermutlich, oder?

Grüsse,

Sonne

 

Hey schwarze sonne,

Danke für deinen Besuch, hat mich sehr gefreut.

ich bin etwas verwirrt über deine Geschichte.
Oh ...

Also mir fehlt komplett die Identifikation - aber das ist ja nicht schlimm.
Wenn da nicht mal Erinnerungen aufkommen, ist eigentlich schon schade, aber gut, bei Dir eben nicht.

Jetzt hatte ich das Bild vor Augen eines selbstbewussten, sportlichen Mädels. Nicht so rauchmäßig cool, aber schon cool.
Das ist gut.

Nesteln Mädchen Zellophane ab? Oder reißen sie eher Kunstoffe ab?
Nee, sie nesteln Cellophan ab :). Habe den Fehler mal gleich berichtigt.

So einer ist das. Später werden gleich einige Vorurteile bestätigt. Denn mir wird immer wieder berichtet, Latinos würden sich keine Zeit für die Bedürfnisse der Frauen nehmen - ein großer Vorteil für mich, wie ich im Laufe meiner knapp vier Jahre hier feststellen durfte.
Das Vorurteil war mir gar nicht bekannt. Aber wenn es Dir zum Vorteil verhilft ... hau rein :D.

Ist das quasi das Resümee des ersten Males? Sex - eine blöde Idee?
Nee, das heißt, mit schmleimen kommste auch nicht weiter.

Nachvollziehen ja. Mir passiert das immer mit den Tafeln Schokolade. Ich will immer nur probieren, am Ende weiß ich gar nicht, wann ich sie ganz aufgegessen habe.
Hehe!

Ist deine Geschichte eigentlich realistisch? Passiert so was auf Klassenfahrt? Da hab ich ganz schön was verpasst eh.
Oh, kein Wunder das Du ein Identifiktationsproblem hattest. Nicht, dass jmd. denkt es wäre meine Geschichte, aber erlebt habe ich so einiges.

Das arme Mädel, hatte ihr erstes Mal - vermutlich als Wette älterer Jungs. Ganz schön unsensibel, ganz schön schnell und klang nicht so schön. Fühlte sie sich am Ende benutzt? Vermutlich, oder?
Wette? Eher nicht. Und ob sie sich benutzt fühlt? Schätze dazu braucht sie erst mal bisschen Abstand zum Geschehen. Auf jeden Fall entspricht es sicherlich nicht der gängigen romantischen Vorstellung. Shit happens.

Liebe Grüße auch an Dich!
Fliege

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe @Fliege,

ich finde deine Geschichte gekonnt geschrieben, die Dialoge sitzen, der Ablauf ist nachvollziehbar, die Personen und Situationen sind vorstellbar. Deshalb habe ich sie gerne gelesen.
Keine Ahnung natürlich, ob sich das Ganze heutzutage genauso abspielt, wie du es hier erzählst. Du bist sehr viel näher an diesem Alter, als ich es bin und kannst es sicher besser beurteilen. Ich nehme dir als Autorin und deinen Protagonisten aber alles ab, so wie du es schilderst, ihr Handeln, ihr Denken, ihre Aussprüche. Das kommt für mich insgesamt sehr authentisch rüber.

Ein bisschen gestutzt habe ich schon, dass Jule so ohne weiteres und mir nichts dir nichts Cadan folgt. Da hätte ich mir ein bisschen mehr Gefühlschaos vorstellen können, mehr Hin und Her der Gedanken und Emotionen. Denn vorher ist Jule ja eigentlich diejenige, die aus ihrer Position als Ich-Erzählerin zwar andere kommentiert, von deren eigener Innenwelt ich aber nicht viel erfahre. Du zeichnest sie burschikos, ein wenig dröge, mit einem eher negativen Selbstbild, vermitteltst mir aber an keiner Stelle (im ersten Teil zumindest) ihre sie selbst betreffenden Gedanken. Beschäftigen sie z.B. dieselben Fragen wie Hannah? Oder worüber denkt sie eigentlich nach? Während ich von Hannah genau weiß, was sie umtreibt, weiß ich es von Jule überhaupt nicht. Und da finde ich es ein wenig überraschend und unvermittelt, wie bereitwillig sie zum Date mit Cadan geht. Da fehlt mir ein bisschen Vorarbeit, eine kleine Andeutung, irgendwas. Und ebenso unvorbereitet trifft mich dann diese radikale Reaktion auf das eben Erlebte. Ich kann nur schwer einschätzen: Ist es ein Signal an ihre Umwelt, ist es eine Form der Bewältigung oder nur etwas unreflektiert Spontanes, was sie sich womöglich selber nicht erklären kann? Du lässt das offen und es ist vielleicht auch gar nicht wichtig. Ich hätte nur gerne etwas mehr über deine Hauptfigur gewusst.

Aber das ist nur ein bisschen Rumgenöle an einer ansonsten wirklich souverän geschriebenen kleinen Erste-Mal-Geschichte.

Liebe Grüße
barnhelm

 

Liebe @Fliege,
ach, da hast du mir gerade nochmal eine richtige Zeitreise beschert. Ich habe deine Geschichte jetzt schon mehrfach gelesen und finde, dass sie immer noch weiter gewonnen hat. Und dann war es dieser Satz, der mich zurückkatapultiert hat:

ber sie hielt schon Föhn, Bürste und Haarspray in den Händen, bereit für die Spiegelbelagerung im Waschraum. Als sie zurück kam, sah sie aus, wie einmal durch die Autowaschanlage geschoben.
»Krass, oder?«, sagte sie.
Ich nickte. In der Tat.
»Mel hat mir die Haare gemacht«, sagte sie stolz.
Ich grub das Tagebuch aus, dass ich mit Leidenschaft geführt habe, als ich dreizehn war und da fand ich alles wieder, die Dramen im Mädchenwaschraum, das Frisurenmachen, die Tischtennisplatte. (... am Nachmittag wanderten wir und spielten auf einer ziemlich kaputten (ohne Komma) aber bespielbaren Platte Tischtennis. ...)
Ich finde, du hast das Ganze schon sehr gut getroffen, auch die Sorge "zurückgeblieben" zu sein, wenn das nicht langsam was wird mit der Entjungferung.
Und du zeigst gut, wie ihr Körper auf ihn reagiert, wie sie ihn bewundert. Wie sie seine Zärtlichkeit genießt und sich zu mehr verführen lässt. Wie auch der Druck, zu den Coolen zu gehören, sie treibt, obwohl sie das eigentlich durchschaut. Und wie sie dabei das ausblendet, was sie an der Situation verletzt.
Und auch ihre Zweifel und Ängste am nächsten Tag finde ich gut getroffen.

Ich hatte Kopfschmerzen, Hannah hockte im Nachbarzimmer. Wenn einer der Hannoverjungs an deren Tür vorbeigockelte, glucksten oder kreischten sie oder riefen dämliche Kommentare.
Genauso wars!

Halb Ire, halb Chilene, geboren in der Schweiz.
Da hast du jetzt noch ein bisschen zugelegt, was sie an ihm fasziniert. Auch ihr Spiel miteinander. Insgesamt ist ihre Motivation viel deutlicher geworden.

Mach es wie er, ertaste ganz langsam das Terrain. Es ist nur ein Rücken, da kann man wohl kaum etwas verkehrt machen.
Das finde ich auch glaubhaft, dass sie in dem Moment, wo für sie alles schwimmt, so denkt.

Ich watschelte zur Tür, sehnte mich nach einer Dusche und frischer Unterwäsche, warf einen letzten Blick auf den seligen Cadan, auf das benutzte Kondom und fragte mich, ob das Brennen zwischen den Beinen je wieder aufhören würde?
Das Fragezeichen ist doch eigentlich überflüssig, oder?

Hannah war völlig entsetzt. »Bei dir ist doch echt was gerissen!«
Wenn Hannah wüsste, wie recht sie damit hatte.
Sehr schön.

Mel jedoch kam direkt auf uns zu.
Scheiße, dachte ich, Cadan hat doch geplaudert. Ich wäre jetzt gern einfach nur ein Nikotinwölkchen.
»Deine Haare, hätteste nicht machen sollen. Ich war immer neidisch drauf.«
»Hab ich aber.«
Und das gefällt mir, dass die Mel am Ende eigentlich sympathisch rüberkommt.

Und den letzten Satz finde ich auch klasse. Tja, liebe Fliege, ich habe da echt nichts zu meckern. Ich habe das sehr gerne gelesen.

Liebe Grüße von Chutney

 

Liebe @barnhelm,

wie schön Dich wieder im Forum zu lesen! Und wie schön Dich hier zu lesen :). Vielen Dank für Zeit und Worte!

ich finde deine Geschichte gekonnt geschrieben, die Dialoge sitzen, der Ablauf ist nachvollziehbar, die Personen und Situationen sind vorstellbar. ... Ich nehme dir als Autorin und deinen Protagonisten aber alles ab, so wie du es schilderst, ihr Handeln, ihr Denken, ihre Aussprüche. Das kommt für mich insgesamt sehr authentisch rüber.
Na, dann läuft doch alles gut.

Ein bisschen gestutzt habe ich schon, dass Jule so ohne weiteres und mir nichts dir nichts Cadan folgt. Da hätte ich mir ein bisschen mehr Gefühlschaos vorstellen können, mehr Hin und Her der Gedanken und Emotionen. Denn vorher ist Jule ja eigentlich diejenige, die aus ihrer Position als Ich-Erzählerin zwar andere kommentiert, von deren eigener Innenwelt ich aber nicht viel erfahre.
Ja, da könnte man sicher noch mehr zupacken. Vielleicht mache ich das auch noch, wenn ich mal wieder Lust drauf bekomme. Gerade bin ich ziemlich durch mit dem Text, aber irgendwann rappelt es mich sicher wieder.

Beschäftigen sie z.B. dieselben Fragen wie Hannah? Oder worüber denkt sie eigentlich nach? Während ich von Hannah genau weiß, was sie umtreibt, weiß ich es von Jule überhaupt nicht. Und da finde ich es ein wenig überraschend und unvermittelt, wie bereitwillig sie zum Date mit Cadan geht.
Sicher ein guter Punkt, wo und wie man nochmals reingehen könnte zum feilen und Schleifen.

Und ebenso unvorbereitet trifft mich dann diese radikale Reaktion auf das eben Erlebte. Ich kann nur schwer einschätzen: Ist es ein Signal an ihre Umwelt, ist es eine Form der Bewältigung oder nur etwas unreflektiert Spontanes, was sie sich womöglich selber nicht erklären kann?
Für mich ist das ein Mix aus allem. Da ist völliges Chaos, so viele Dinge die sie noch nicht reflektiert hat, und eben aus diesem Chaos heraus handelt sie auch nicht unbedingt wohlüberlegt als Reaktion auf etwas spezielles. Das glaube ich, kann sie in diesem Moment gar nicht.

Du lässt das offen und es ist vielleicht auch gar nicht wichtig. Ich hätte nur gerne etwas mehr über deine Hauptfigur gewusst.
Kann ich gut nachvollziehen.

Aber das ist nur ein bisschen Rumgenöle an einer ansonsten wirklich souverän geschriebenen kleinen Erste-Mal-Geschichte.
:kuss:

Ich habe mich sehr gefreut. Auch über das Genöle, weil es mir so plausibel auch erscheint.

Liebe Grüße und einen heimeligen 2. Advent!


Liebe @Chutney,

auch Dir lieben Dank! Das hat sich ja alles nur schön gelesen :gelb:

ach, da hast du mir gerade nochmal eine richtige Zeitreise beschert.
Ich hoffe, auf eine angenhme Art und Weise. Aber freut natürlich, wenn sich sowas einstellt. Das ist ja das höchste, auf das ich hier hoffen kann.

Ich grub das Tagebuch aus, dass ich mit Leidenschaft geführt habe, als ich dreizehn war und da fand ich alles wieder, die Dramen im Mädchenwaschraum, das Frisurenmachen, die Tischtennisplatte. (... am Nachmittag wanderten wir und spielten auf einer ziemlich kaputten (ohne Komma) aber bespielbaren Platte Tischtennis. ...)
Bei mir steht das auch alles so drin. Allerdings war ich nicht ganz so die eifrige Schreiberin, sondern immer nur, wenn es die ganz großen Emotionen waren.

Und du zeigst gut, wie ihr Körper auf ihn reagiert, wie sie ihn bewundert. Wie sie seine Zärtlichkeit genießt und sich zu mehr verführen lässt. Wie auch der Druck, zu den Coolen zu gehören, sie treibt, obwohl sie das eigentlich durchschaut. Und wie sie dabei das ausblendet, was sie an der Situation verletzt.
Und auch ihre Zweifel und Ängste am nächsten Tag finde ich gut getroffen.
Klar freue ich mich darüber. Schön, wenn es für den einen oder anderen so funktioniert.

Das Fragezeichen ist doch eigentlich überflüssig, oder?
Ja, das mache ich mal weg.

Und den letzten Satz finde ich auch klasse. Tja, liebe Fliege, ich habe da echt nichts zu meckern. Ich habe das sehr gerne gelesen.
Damit setze ich mich jetzt auf Sofa und genieße den Advent. Würde ich machen, wenn ich jetzt nicht zur Arbeit müsste. Freue ich mich halt da!

Liebe Grüße in den Norden! Hoffe der Advent zaubert Dir eine schönen Sonntag!

:xmas: Fliege

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe Fliege

Schöner Text mit besonderen Stärken bezüglich Erzählstimme, Dialoge und Vergleiche. Die haben mich zwei, drei Mal echt neidisch gemacht, diese verflucht gelungenen Vergleiche, der Tau auf dem Grashalm, wie durch die Autowaschanlage geschoben etc.
Ich habe die Kommentare durchgescrollt, es wurde viel über Authentizität und Plausbilität geschrieben. Ich kann dazu nichts mehr beitragen. Insgesamt fand ich den Text in dieser Hinsicht nämlich stimmig und gut.
Die Sexszene hätte für meinen Geschmack kürzer sein können, mich interessiert bei so was vor allem das Davor und das Danach. Aber du hast die sehr schön gestaltet und auch psychologisch ergiebig, die Ambivalenz kam sehr gut rüber. Und mit Blick auf das Zielpublikum passt das schon.

Das Danach hätte ich mir von der Gewichtung etwas ausführlicher gewünscht. Wiederum mit Blick auf das Zielpublikum könnte ich mir vorstellen, dass das interessiert. Selbstenfremdung wird sehr knapp abgehandelt, die Angst vor dem Herumerzählen etwas ausführlicher. Vielleicht könnte auch das noch etwas ambivalenter sein, Scham, Stolz, sich erwachsen fühlen, sich Hannah gegenüber weiter fühlen, aber dann auch wieder ausgenutzt, was weiss ich, da gäbe es ja eine ganze Palette. In der Sexszene schöpfst du aus dem Vollen, das Ende ist demgegenüber etwas dünner. Aber ist ja kein Wunschkonzert hier, passt in meinen Augen schon, insgesamt.

Was mich noch etwas umtreibt, ist die Verknüpfung der beiden Haupthandlungsstränge. Du arbeitest eine gegenäufige parallele Struktur heraus. Die eine will, aber tut nicht. Die andere will nicht, aber tut. Das macht für mich den besonderen Reiz der Geschichte aus und ich glaube, das wird beim Zielpublikum auch einiges an Gedanken auslösen, via Identifikation und Empathie.

Ich lese mich gerade durch ein paar griechische Tragödien und so ist es kein Wunder, dass ich den Wunsch verspüre, die beiden Handlungsstränge auch kausal verknüpft zu wissen. Momentan ist es ja so, dass beide Handlungsstränge nur thematisch verknüpft sind, nicht aber plottechnisch. Das eine geschieht unabhägig vom anderen. Erst in den allerletzten Zeilen wird angedeutet, was das jetzt für Auswirkungen in der Gruppendynamik haben könnte und damit vielleicht auch Auswirkungen auf der Handlungsebene, d.h. darauf, ob Hannahs Chancen bei Leo vielleicht steigen oder sinken, whatever. Das fände ich hübsch, wenn das noch etwas ausgearbeitet wäre, im Sinne von: Weil Jule mit Cadan geschlafen hat, geschieht nun X.
Oder dann umgekehrt fände ich es auch reizvoll, wenn man am Ende sagen könnte: "Nur weil Hannah dieses und jenes gemacht hat (z.B. um Leo zu beeindrucken), kommen sich Jule und Cadan überhaupt näher. Also wenn diese beiden Handlungsstränge irgendwie noch kausal verküpft wären, dann bekäme der Text in meinen Augen noch eine gewisse zusätzliche Tragik und Dramatik, mehr Pepp vielleicht. Nicht als Kritik, sondern als Anregung gemeint, es ist ja manchmal auch reizvoll, diese klassischen Muster zu durchbrechen.

Kleinstkram:

Unsere Klasse fuhr nicht nach Amsterdam, Paris oder Barcelona, sondern an die polnische Ostsee, nach Kolberg, im Winter. Kolberg ist ein Kurort für Senioren.
Gefällt mir nicht so recht, hat nicht denselben Flow wie der Einstieg. "Unsere Klasse fuhr nicht nach Amsterdam, Paris oder Barcelona, sondern an die polnische Ostsee, wo die Senioren kuren. Im Winter." gefiele mir glaub besser. Obwohl. Da könnte man den Eindruck bekommen, dass die Seniroen nur im Winter dort kuren. Aber ich hoffe, du verstehst meinen Punkt.
Sie nestelte das Cellophan ab.
Laut Duden gut möglich. Cellophan war früher eine Markenbezeichnung. Ich kannte nur die Variante: "Zellophan", die mir besser gefällt, weil es da kein Cello drin hat.
»Ich stehe auf ihn.«
»Seit wann?«
»Seit drei Stunden. Mel hat mit ihm Schluss gemacht.«
:D Grossartig.
»Der ist doch süß. Und der weiß, wie es geht.«
»Wie was geht?«
»Na, Sex halt.«
»Ja, und?«
»Mann, ey! Mel und die Clique, die haben doch alle schon. Wir gehören nur dazu, wenn wir den Anschluss nicht verpassen.«
»Wir gehören eh nicht dazu.«
Hannah verdrehte die Augen. »Weil wir nicht mitreden können. Die nehmen unsereins doch nicht mehr für voll. Verstehste? Die machen sich lustig über uns!«
»Und du glaubst ehrlich, dass deine Chancen steigen, wenn du was mit Mels Leo anfängst?«
»Dann kann sie mich zumindest nicht mehr ignorieren.«

Ich zeigte Hannah einen Vogel. Leo, da konnte sie rauchen, bis ihr die Lunge krepierte, einen wie den wird sie nie abbekommen. Werden wir nie bekommen. Dafür waren wir viel zu wenig Mel und zu viel Hannah und Jule.
Das Fettmarkierte könnte für mich weg. Ich weiss nicht, ob es auch für dein Zielpublikum weg kann. Aber die schnallen doch auch, was Sache ist, du machst das ja am Ende auch noch explizit. Mir ist das eine Spur zu erklärend.
Es wirkte nicht so, als würde Leo stark wegen Mel trauern.
Das holpert für mein Gefühl ein wenig. Ich glaube, ich würde das "stark" kicken.
Jetzt kletterte er aus dem Schiff und setzte der Blonden nach, die kreischend vor ihm weglief.
Und hier würde ich versuchen, ohne das "jetzt" auszukommen.
Jetzt musste er sich ganz allein retten. Hannah stürzte ins Zimmer und durchwühlte ihren Koffer.
Du arbeitest ohne Absätze, nur mit Leerzeilen. Hier fände ich einen Absatz zwischen den beiden Stzen aber ganz gut.
Vielleicht sollte Hannah sich einfach Zöpfe flechten wie das Mädel aus Hannover, für das Leo gestorben ist.
Da fällst du für einen Satz ins Präsens. "Vielleicht hätte sich Hannah einfach Zöpfe flechten sollen wie das Mädel aus Hannover, für das Leo gestorben war."
Als sie zurück kam
zurückkam
»Stell dir den Wecker auf vier.«
Von den Möglichkeiten: 1. Stell den Wecker auf vier. 2. Stell deinen Wecker auf vier und 3. Stell dir den Wecker auf vier gefällt mir die dritte am wenigsten.
Langsam zog ich die Nagelschere aus dem Etui und begann, eine Handbreit unter der Spange meinen Pferdeschwanz abzuschneiden. Strähne um Strähne fiel zu Boden, streiften dabei meine nackte Haut, bis nichts mehr übrig war, was ich abschneiden konnte.
Sehr geläufiger Topos. Kann rein, muss vielleicht rein. Ich würde ihn aber zeitlich etwas verschieben, Ursache und Wirkung nicht so unmittelbar aufeinander folgen lassen. Aber du hast da gar nicht mehr so viel Strecke, leider.

Gern gelesen, liebe Fliege, und ich nehm aus deinen Texten immer auch was mit fürs eigene Schreiben.

Lieber Gruss
Peeperkorn

 

Werte @Fliege

ich mach es kurz und schmerzlos: Wo ist der Konflikt?!
Für mich liest sich das wie ein Bericht. Kalt, distanziert und leider auch langweilig. Da gibt es nichts, was Spannung erzeugt. Die Figuren folgen passiv ihren Hormonen. Die Prota erscheint asexuell und ohne Interesse. Einzig die Sorge um den möglichen Tratsch hinterher macht sie emotional greifbar.
Eine Irritation für mich: Die rauchen, saufen, vögeln wie die Großen, aber, abgesehen von Prota, agieren die alle wie Zehnjährige. In meinem Kulturkreis wäre das unglaubwürdig.

Dialoge kannste! Die Charakterisierung der Figuren darüber funktioniert ganz gut. Wenn auch manchmal ein bisschen zu cool und schlagfertig.

Schönen Gruß!
Kellerkind

 

Hey @Peeperkorn,

finde es immer wieder schön, Dich unter Geschichten zu lesen. Ich nehme aus deinen Kommentaren auch immer sehr viel mit. Ja, und Danke für deinen Besuch!

Die haben mich zwei, drei Mal echt neidisch gemacht, diese verflucht gelungenen Vergleiche, der Tau auf dem Grashalm, wie durch die Autowaschanlage geschoben etc.
Wow! Aber musste gar nicht, Du kannst die auch sehr gut!

Insgesamt fand ich den Text in dieser Hinsicht nämlich stimmig und gut.
Ich glaube, in dieser Hinsicht spaltet sich die Leserschaft. Inzwischen lebe ich ganz gut damit. Freue mich natürlich trotzdem, wenn ab und an wer kommt, für den das passt.

Das Danach hätte ich mir von der Gewichtung etwas ausführlicher gewünscht. Wiederum mit Blick auf das Zielpublikum könnte ich mir vorstellen, dass das interessiert. Selbstenfremdung wird sehr knapp abgehandelt, die Angst vor dem Herumerzählen etwas ausführlicher. Vielleicht könnte auch das noch etwas ambivalenter sein, Scham, Stolz, sich erwachsen fühlen, sich Hannah gegenüber weiter fühlen, aber dann auch wieder ausgenutzt, was weiss ich, da gäbe es ja eine ganze Palette.
Stimmt. Und ich werde mich im Januar (da hab ich wieder Luft) auch dran setzen und das nacharbeiten. Auch deine Anmerkungen zum Stil werde ich alle übernehmen. Ich habe richtig Bock drauf, das Ende zu verlängern, Du hast sehr feine Punkt angerissen, nur leider fehlt mir gerade die Zeit dafür. Aber das will ich jetzt unbedingt.

Was mich noch etwas umtreibt, ist die Verknüpfung der beiden Haupthandlungsstränge. Du arbeitest eine gegenäufige parallele Struktur heraus. Die eine will, aber tut nicht. Die andere will nicht, aber tut. Das macht für mich den besonderen Reiz der Geschichte aus und ich glaube, das wird beim Zielpublikum auch einiges an Gedanken auslösen, via Identifikation und Empathie.
Wäre gut, aber ob dem auch so ist, kann ich gerade gar nicht einschätzen.

Ich lese mich gerade durch ein paar griechische Tragödien und so ist es kein Wunder, dass ich den Wunsch verspüre, die beiden Handlungsstränge auch kausal verknüpft zu wissen. Momentan ist es ja so, dass beide Handlungsstränge nur thematisch verknüpft sind, nicht aber plottechnisch.
Das ist auch ein guter Punkt. Dazu purzeln die Ideen aber gerade nicht so sehr, wie zur Verlängerung des Danach. Mal schauen, was passiert, wenn ich mir den Text noch mal vorknöpfe, ich nehme den Gedanken auf jeden Fall mit.

Und tausend Dank für die Liste, wie gesagt, ich bin da zu fast 100% bei Dir.
Schöner Kommentar, nehme ich viel draus mit! Und der hat auch meine Lust wieder gekitzelt.


Hey @Kellerkind,

deine Kommentare lese ich ja in den meisten Fällen auch echt gern. Also, allgemein jetzt. Und ja, auch diesen hier. Du magst den Text nicht, ich glaube, da finden sich noch einige, die deinen Kommentar genau so unterschreiben würden; klar, ist mir bewusst. Danke für deine Zeit und deine Zeilen.

Für mich liest sich das wie ein Bericht. Kalt, distanziert und leider auch langweilig. Da gibt es nichts, was Spannung erzeugt.
Habe ich jetzt auch kein Argument dagegen, wenn dem so ist. Ich hätte es aber sicher nicht gepostet, wenn ich es ebenso empfinden würde.

Hier bin ich nicht so ganz schlau draus geworden:

Eine Irritation für mich: Die rauchen, saufen, vögeln wie die Großen, aber, abgesehen von Prota, agieren die alle wie Zehnjährige. In meinem Kulturkreis wäre das unglaubwürdig.
Und dann:
Wenn auch manchmal ein bisschen zu cool und schlagfertig.
Oder bezieht sich letzteres nur auf die Prota? Dann ist klar.

Ich wünsche Euch beiden einen guten Rutsch!
Beste Grüße, Fliege

 

Hallöchen @Fliege

Ich versuche es klarer auszudrücken: Die Protagonistin ist die Einzige, bei der es für mich passt. Klar will sie auch wissen, was es mit dem Rein- Raus-Spiel auf sich hat, aber sie weiß auch, dass moderne Teenager saucool sind und nicht kichernd und gackernd den Typen hinterher rennt, um ihre Muschi anzubieten. Im Gegensatz dazu verhalten sich die anderen Figuren als wären sie mindestens fünf Jahre jünger.
Ja. Im Laufe des Textes wirken ihre coolen Sprüche etwas übertrieben. So als wolltest Du immer noch einen drauf setzen. Vor allem, weil sie ja ihre Freundin ständig als doofe Tussi vorführt und die das anscheinend nicht mitkriegt. Das macht sie ein bisschen unsympathisch. Was nun auch nicht schlecht sein muss, wenn Du das willst.

Habe ich eigentlich den Aufbau der Geschichte schon erwähnt?
Der ist perfekt.
Mein Vorsatz fürs neue Jahr: Nicht nur die negativen Aspekte aufzählen, sondern auch Zuckerbrot verteilen. Ich setze wahrscheinlich zu leichtfertig voraus, dass die Autoren wissen, was sie können.
Du hast die Story wirklich gut in Szene gesetzt.

Ich hätte es aber sicher nicht gepostet, wenn ich es ebenso empfinden würde.
Ich habe angenommen, die kühle emotionale Distanz, solle etwas bezwecken. Dass Du sie gar nicht empfindest, überrascht mich. Mir fehlt tatsächlich ein innerer Bezugspunkt zur Protagonistin. Zwischen der coolen Sau, ihrer Freundin gegenüber und dem passiven Fickobjekt für einen dahergelaufenen Schwanz finde ich nichts Greifbares, das sie für mich zu einer realen Person macht. Ich meine nicht, ihr Verhalten. Sondern die fehlende innere Reflexion ihres Verhaltens. Das bleibt mir emotional auf einer viel zu oberflächlichen Ebene.
Zum Beispiel müsste sie doch der Wunsch nach sexueller Erfahrung viel stärker beschaäftigen.

»Der ist doch süß. Und der weiß, wie es geht.«
»Wie was geht?«
»Na, Sex halt.«
»Ja, und?«
»Mann, ey! Mel und die Clique, die haben doch alle schon. Wir gehören nur dazu, wenn wir den Anschluss nicht verpassen.«
»Wir gehören eh nicht dazu.«
Hannah verdrehte die Augen. »Weil wir nicht mitreden können. Die nehmen unsereins doch nicht mehr für voll. Verstehste? Die machen sich lustig über uns!«
»Und du glaubst ehrlich, dass deine Chancen steigen, wenn du was mit Mels Leo anfängst?«
»Dann kann sie mich zumindest nicht mehr ignorieren.«
Ich zeigte Hannah einen Vogel.
In dem Dialog zeigt sie, dass sie über dieser Balzerei steht und dass ihr auch ziemlich egal ist, wie andere das sehen.
Auf der Treppe flüsterte Cadan mir zu: »Stell dir den Wecker auf vier.«
Fragend schaute ich ihn an.
»Ich warte unten auf dich.«
War das Ernst oder Verarsche? Wollte Cadan sich treffen? Mit mir? Mitten in der Nacht?
»Bis später!«
Ich schwebte ins Zimmer. Ein Typ wie Cadan! Total verrückt-verkehrte Welt!
Und plötzlich mutiert Ronja Räubertochter zu einem peinlichen Bravo-Girl.
Vielleicht lag das aber auch nur an seinen Klamotten
Ja genau. Zerbrich die Figur in alle Einzelteile! Vernichte das selbstbewusste, starke Mädchen mit einem Satz! Du bist Autor und Gott. Und Gott ist unbarmherzig – sowohl seinen Figuren gegenüber, als auch mir, dem Leser, der sie ins Herz geschlossen hatte und sie nun nie wieder mit den selben Augen sehen kann, wie vor diesem schrecklichen Satz.

Okay, ich habe mich wieder beruhigt. Jedenfalls ist dieser "Entwicklungssprung" für mich überhaupt nicht nachvollziehbar. Gerade durch die Ich-Perspektive hättest Du die Möglichkeit, die innere Widersprüchlichkeit der Prota näher zu beleuchten. Durch Hinweise, die klar machen, dass sie nur vor Hannah die Coole abzieht, aber selbst für Leo oder die anderen Kackbratzen schwärmt. Du beschreibst ihre Gefühle aber eher wie aus auktorialer Perspektive, was mein Empfinden der Distanz verstärkt.

Schönen Gruß!
Und schönes Neujahr!
Kellerkind

 

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