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Wege aus dem Nebel

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12.12.2004
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Wege aus dem Nebel

Wege aus dem Nebel
Er trinkt direkt aus dem Licht der Träume, denn hier vermutet er das Leben. Am Delta aller Kreisläufe, wo die Strömung so stark ist, dass in den unzähligen Schaumkronen das Schicksal sich bricht und hinfort geschwemmt wird in das ewige Vergessen; dorthin treibt ihn seine letzte Flucht. Langsam wacht er auf. Beim Versuch aufzustehen, taumelt er kurz und stürzt in eine der schemenhaften Gestalten um ihn herum. Bekannte und unbekannte Gesichter starren durch ihn durch, jedes in einem anderen, selbstherrlichen Leben. Doch er überstrahlt sie alle. Nie mehr soll es diese Schatten neben ihm geben. Er, der Lichtspender der Welt, verlässt dieses stinkende Loch, um sich am Anblick seiner zukünftigen Bewunderer zu befriedigen.

Als er die Straße betritt, ist es noch früh und der feuchte Nebel jener Novembertage legt sich schmeichelnd um seinen zarten Jünglingskörper, um rasch auf seiner leicht gebräunten Haut zu verdunsten. Er ist heiß. Seine Blicke lodern, entkleiden jeden, den sie streifen und bohren sich tief in die Herzen der Männer und Frauen, die ihn vom Straßenrand her beäugen. Tief in die Seele schauen sie, um doch nichts zu finden. Es sind fremde Menschen, die ihn zu kennen glauben. Was hält ihn hier? Er streift flink durch den Ort, die Hüften in der engen Jeans wiegen sich sachte, als er den Ortsausgang erreicht. Die Zukunft kann nie schnell genug kommen. Er flattert nun fast, wie ein verlorener junger Vogel, der durch das Unterholz kriecht und es längst aufgegeben hat, nach seiner Mutter zu rufen. Doch sein strahlendes Gefieder bietet keinen Schutz im monotonen Unterholz. Wohin fliegst du, junger Vogel? Hinter ihm bricht die Vergangenheit ein. Häuser stürzen in nie mehr zu erhellendes Dunkel. Die Frauen, die ihm eben noch hinterherschauten, tauschen jetzt argwöhnische Blicke aus und die Männer lachen rau und spöttisch: „Der Träumer wird´s wohl nie zu etwas bringen.“ So sprechen diese unglücklichen Menschen, deren höchste Freude darin besteht, einen heimlichen Fick mit der Frau des besten Freundes zu ergattern. Zu diesem „etwas“ bringen sie es alle und auch er weiß das. Trotzdem hört er immer noch ihr Lachen, sieht die musternden Blicke seinen weichen Körper abtasten und fleht darum, dass sie nicht sein Herz sehen mögen. Ein offenes Leben ist kalt und die Wahrheit macht nackt und verletzlich. Eine Welt wie diese kann mit nackten Menschen nichts anfangen, wenn sie nicht obszöne Gesten vollführen.

Wenn er schon nicht seinen Körper prostituieren wollte, dann sollte er es eben mit seinem Geist tun. Sollte beweisen, dass er nicht anders ist. Dass er die Einheitszeitung liest, dass er die Einheitsmeinung spricht und die Einheitsfrauen vögelt. Er hatte es wirklich probiert. Er las die Zeitungen mit den blutigen Überschriften, nickte verständnisvoll, wenn für Terroristen die Todesstrafe gefordert wurde, und besuchte ab und zu den örtlichen Puff. Doch es ging nicht. Erst streikte sein Körper. Er bekam plötzliche Schweißausbrüche und starke Magenkrämpfe. Morgens kotzte er sein Bett voll. Es sollte alles aus ihm raus gespült werden. All diese Oberflächlichkeit, dieser Neid der kannibalischen Leistungsgesellschaft; er wollte es alles aus sich raus würgen, bis er nicht mehr konnte. Er war sechsundzwanzig. Er wollte etwas ändern, solange er noch die Kraft dazu hatte und das mit der Radikalität, die ihm nötig schien. Anfangs blieben die regelmäßigen Besuche in seinen Stammkneipen aus. Dafür sah man ihn immer häufiger mit jungen Männern ans Meer fahren. Er hörte auf, sich um Politik zu kümmern und auf die prüfende Nachfrage hin, ob er denn wenigstens noch in die Kirche gehen würde, antwortete er: „Ich bin schwul, aber nicht pädophil“, als Anspielung auf die jüngsten Gerüchte um den örtlichen Pfaffen. Das war zu viel für all die Kleingärtner und Mülltrenner und sie zogen sich von ihm zurück. Eine kurze Zeit war er glücklich, doch hatte er die Rache des Mobs unterschätzt. Da er nicht dazugehören wollte, ignorierte man ihn. Schnell verlor er seine wenigen sozialen Kontakte, von denen er sich zunächst unabhängig glaubte. Doch er vereinsamte, verbrachte Tage vor Fernsehen und Internet. Er war angewiesen auf den Respekt der Menschen, die er zutiefst verachtete. Es war so lächerlich und so demütigend. Dafür sollte er nicht geboren worden sein. Er wollte für die Welt leben, von der er sich in seiner Jugend so viel erhofft hatte, doch er lebte in der Welt seiner konservativen Eltern und seiner verhassten Generation, deren Ignoranz nur von ihrer Skrupellosigkeit übertroffen wurde. Er wollte nur Verfall sehen und sein ganz persönliches Drama. Die Desillusion traf ihn hart und kam zu früh für ihn. Viel zu früh. Doch er war zu feige, wegzuziehen. Er hing an dieser verfluchten Stadt, an deren Ortsgrenzen man den großen Ozean rauschen hören konnte. Also flüchtete er zuerst in Träume, dann in Trips. Für Menschen, die Extreme suchen, ist das ein ganz natürlicher Übergang. Er war nicht dumm. Er wusste um die Gefahren, die ihm in den Zeitungen mit den großen fauligen Buchstaben immer wieder gezeigt wurden. Er warf viel mehr freiwillig weg, was andere als nutzlos erachteten: sein Leben.

So tragen ihn seine Füße weiter und weiter aus der Stadt. Vorbei an grauen Wiesen und toten Hölzern. Sein Stern zieht gen Unendlichkeit, die Energie hat ihn noch nicht verlassen. In seinen schönen grünen Augen liegt noch der Glanz jugendlicher Sehnsüchte, doch die stecknadelgroßen Pupillen starren nach vorne. Kompromisse sind keine Option für ihn. Am Himmel rasen die Wolken entgegen, in seinem Gesicht wechseln Licht und Schatten mit jeder Sekunde. Doch ihn blendet nichts. Als er die Dünen erreicht sind seine Schuhe schon vollkommen aufgeweicht durch den Morgentau, er wird sie nicht mehr brauchen. Barfuß zieht er weiter. Im nassen Gras hinterlässt er keine Spuren, so leicht scheint er zu sein. Als er die Spitze der Düne erreicht, macht er keine Pause. Er ist noch nicht am Ziel. Er ist niemals am Ziel. Keine Zeit für Ausblicke, als er den Abhang hinab läuft. Er riecht das morsche Holz der maroden Strandhäuschen und Salz liegt in seinen Lungen, als er den Strand erreicht. Noch ist Flut, doch bald wird Ebbe sein und das Meer wird seine Freunde mit sich ziehen. Er kennt keine anderen mehr. Hässlich lacht er die Liebe an, die seine Schritte stoppen will. „Du betrügst mich nicht noch einmal. Wie oft habe ich gehofft, dir zu begegnen. Doch du, Hure meiner Träume, bliebst täuschendes Gefühl. Scher dich, lüsterne Priesterin! Kein Mann und keine Frau bedeuten etwas in dieser flüchtigen Welt.“ Mit weit aufgerissenen Augen kreischt er diese Worte. Schwer atmend fährt er fort: „Ich will nur eins werden mit der großen See! Mächtige Welle und ewiges dunkles Wasser sein!“ Mit diesen Worten betritt er den wackligen Holzsteg. Rasch trägt es ihn weiter und weiter. „Dies sind keine Tränen, dies ist meine letzte Hoffnung!“ Dann taucht er.
Irgendwo am Horizont vermutet er die Sonne.

 

Hallo Elexiell,

als Teil der spießigen Gesellschaft, die so nebelig wabert, stören mich natürlich die zahlreichen Rechtschreib- und Zeichensetzungsfehler. Aber ich weiß natürlich auch, dass daran ich als Teil dieser Gesellschaft Schuld bin. Du hättest schon richtig geschrieben, wenn es nach deinen Regeln ginge.

Meinst du nicht, dass diese Form pauschaler Kritik an der Durchscnittlichkeit ein bisschen wenig ist? Der Titel ist irreführend, denn du zeigst nur einen Weg aus dem Nebel und der führt in den Tod.

Alle diese Weltschmerzgeschichten unterliegen leider der Gefahr, dass der Autor sich damit über alles erhebt, das er verurteilt.
Etwas polemisch könnte ich dazu schreiben: Das hat Hitler auch getan. Wäre aber genau so eine Pauschalverurteilung und das Erschlagen mit dem Faschismushammer. Ich habe ja nur was gegen die Auffassung, so viel besser als der Rest zu sein, dass man sich deshalb zwangsläufig umbringen muss, die einen Prot in den See treibt.

Lieben Gruß, sim

 

Hi Sim,

es war durchaus nicht meine Absicht moralisierend zu wirken. Erst recht wollte ich kein pubertäres Weltschmerzwerk verfassen. Schade.
Es ging mir eher um den Menschen, der mit der Normalität nicht leben kann, der Extreme sucht. Der polemische Mittelteil überdeckt das vielleicht.

Könntest du mir denn bitte die zahlreichen Rechtschreib- und Kommafehler mal aufzeigen?! Eigentlich hatte ich es korrektur gelesen.

Danke für´s Kommentieren

 

So, Elexiell,

beschäftigen wir uns doch mal näher, mit dem, was du geschrieben hast. Der polemische Mittelteil überdeckt tatsächlich dein Vorhaben. Das liegt auch an der Verachtung der Normalität. Nehmen wir mal jemanden, wie Rüdiger Nehberg oder Reinhold Messmer, beides Menschen, die sicherlich ins Extreme gehen, für ihre Erfahrungen dabei auch manchmal verspottet werden, aber davon auch ganz gut leben können. Normalität ist ja oft nur fehlender Mut, seine Wünsche zu leben, nichts, das man verachten müsste, selbst, wenn man für sein Leben mehr wünscht und erreichen will.

Details:

Beim Versuch auf zu stehen, taumelt er kurz
aufzustehen
Bekannte und unbekannte Gesichter starren durch ihn durch, jedes in einem anderen, selbstherrlichen Leben.
woher nimmt er die Information "selbstherrlich"? Sieht er das den Gesichtern an? Ist das die Wertung des Autors?
Und starren Gesichter nicht aus einem Leben? Wenn du ausdrücekn willst, dass sich beim Starren jedes Gesicht in einem anderen Leben befindet, kann der Bezug nicht auf "starren" liegen, sondern braucht ein gesondertes Verb. Wenn du ausdrücken möchtest, dass sich der Angestarrte für jedes Gesicht in einem anderen Leben befindet, genauso.
Doch er überstrahlt sie alle. Nie mehr soll es diese Schatten neben ihm geben. Er, der Lichtspender der Welt, verlässt dieses stinkende Loch, um sich am Anblick seiner zukünftigen Bewunderer zu befriedigen.
Erscheint mir blödsinnig. Das Schicksal des Lichts ist es nun einmal, auf Gegenstände und Menschen zu fallen, die Schatten werfen, weil sie dem Licht im Wege stehen. Ohne Schatten würde sein Licht nicht strahlen sondern verblassen. Auch ist unklar, wer ihn denn hier in Zukunft bewundern soll. Die bekannten und unbekannten Gesichter? An deren Anblick kann er sich nicht mehr befriedigen, wenn er das stinkende Loch verlässt.
Als er die Straße betritt, ist es noch früh und der feuchte Nebel jener Novembertage legt sich schmeichelnd um seinen zarten Jünglingskörper, um rasch auf seiner leicht gebräunten Haut zu verdunsten.
zu viel Hesse gelesen? Oder zu viel Exponate des Himmelsstürmer Verlags?
Seine Augen lodern, entkleiden jeden, den sie streifen und bohren sich tief in die Herzen der Männer und Frauen, die ihn vom Straßenrand beäugen.
Augen können nicht einmal metaphorisch jemanden entkleiden, streifen oder sich in ihn bohren. Das tut man mit seinem Blick. Wenn der Blick dann vermenschlicht wird und es selbst tut, bin ich da nicht so kleinlich. Mit "beäugt" hast du dabei auch noch eine Wortwiederholung.
Tief in die Seele schaut er, um doch nichts zu finden
In wessen Seele? Und bist du sicher, dass es nicht noch die Augen sind, die schauen?
Es sind fremde Menschen, die ihn zu kennen glauben
Woher weiß er das? Er kann es doch höchstens vermuten.
die Hüften in der engen Jeans wiegen sich sachte, als er den Ortausgang erreicht.
Da du ja bei seiner Perspektive bist, ist es wieder so als täten seine Hüften das von alleine. Aus der Perspektive von jemandem, der ihn beschreibt, kann man das natürlich so sehen, auch wenn es wieder ehe ran Himmelsstürmer erinnert. Aber das ist ja Geschmacksache. Keine Geschmacksache ist allerdings, dass es sich um einen Ortsausgang handelt.
Er flattert nun fast, wie ein verlorener junger Vogel, der durch das Unterholz kriecht und das Rufen nach seiner Mutter schon lange aufgegeben hat.
Wenn du es schwülstig möchtest, dann passt die eher umgangssprachliche Eigenart Verben einfach zu substantivieren, nicht, selbst, wenn grammatisch dagegen natürlich nichts einzuwenden ist. Hier ist es aber unnötig, da doch der Infinitiv mit zu viel schöner ist: ... wie ein verlorener junger Vogel, der durch das Unterholz kriecht und es längst aufgegeben hat, nach seiner Mutter zu rufen.
Wohin fliegst du, junger Vogel?
wer fragt das? Im Moment kriecht er doch noch durchs Unterholz, da kann er nicht fliegen.
Die Frauen, die ihm eben noch hinterher schauten
hinterherschauten würde ich in einem Wort schreiben, da es in diesem Fall eine komplette Tätigkeit ist.
So sprechen diese unglücklichen Menschen, deren höchste Freude darin besteht, einen heimlichen Fick mit der Frau des besten Freundes zu ergattern.
Ab hier fängst du an, nicht durch den Text belegte Behauptungen über Menschen aufzustellen. Es mag sein, dass dein Prot sie so empfindet, es fehlt aber der Vorgang, der ihn zu diesen Empfindungen bringt. Dadurch entsteht der Eindruck, er betrachtet sich lediglich als etwas Besseres (Okay, sich als Lichtgestalt zu betrachten, sorgt natürlich auch für diesen Eindruck.). Wenn er diese Haltung die anderen spüren lässt, ist deren Ablehnung natürlich kein Wunder.
fleht darum, dass sie nicht sein Herz sehen mögen.
Natürlich ein Widerspruch, denn er möchte ja schon "erkannt" werden.
er möchte ja gerade nicht als Maske sonder als der akzeptiert und geliebt werden, der er ist.
Er las die Zeitungen mit den blutigen Überschriften, nickte verständnisvoll, wenn für Terroristen die Todesstrafe gefordert wurde und besuchte ab und zu den örtlichen Puff.
Komma nach "wurde"
An manchen morgen kotzte er sein Bett voll.
an manchem Morgen (Der Morgen kann hier im Singular und im Plural stehen, danach richtet sich, ob manchem oder manchen, groß geschrieben wird er aber immer.)
Er wollte etwas ändern, so lange er noch die Kraft dazu hatte
solange (getrennt schreibt man es, wenn man so lange auf etwas gewartet hat, bis ...)
antwortete er: "Ich bin schwul, aber nicht pädophil." als Anspielung auf die jüngsten Gerüchte um den örtlichen Pfaffen.
Punkt nach "pädophil" weg, auch wenn du den Satz wie "direkte wörtliche Rede behandelst. Dafür dann ein Komma.
Da er vom Einbau eher indirekte Rede ist, würde ich den Satz auch in der Zeichensetzung so behandeln. Dann sähe es so aus: antwortete er "ich bin schwul, aber nicht pädophil" als Anspielung auf die jüngsten Gerüchte um den örtlichen Pfaffen.
Zuerst ignorierte man ihn in der Bäckerei, man gab ihm sein Wechselgeld im Supermarkt nicht mehr in die Hand und Nachbarn wechselten die Straßenseite, wenn sie ihm begegneten. Immer häufiger fand er Kratzer an seinem Auto und die Schulkinder riefen ihm auf seinem Heimweg nach "Gottlose Schwuchtel!".
Der Punkt außerhalb der Anführungszeichen wird nicht gesetzt.
Und darf ich fragen, wann und wo die Geschichte spielt? Mein Coming Out war 1980 und selbst da hat niemand mehr die Straßenseite gewechselt, mich in der Bäckerei ignoriert oder mir das Wechselgeld im Supermarkt verweigert.
Im Übrigen müssen die Satzteile im Numerus übereinstimmen, es muss also "Nachbarn wechselten die Straßenseiten" heißen. Oder sie wechselten auf die andere Straßenseite.
Er glaube, es seien Einzelfälle und es müsse noch andere geben, die zu ihm halten würden.
Tempus: Er glaubte
anstelle von "noch andere" würde ich hier "müsse doch jemanden geben, der ..." oder "müsse doch welche geben, die ..." vorschlagen.
Seine Eltern riefen ihn nicht an, selbst als sein Vater im sterben lag, wurde er nicht benachrichtigt.
im Sterben
Doch er war zu feige, weg zu ziehen.
wegzuziehen
Also flüchtete er.
Den Punkt setzt du aus dramaturgischen Gründen, aber genau die machen ihn falsch, weil sie den Inhalt absurd erscheinen lassen. Er war zu feige, wegzuziehen, also flüchtete er - Dazu war er nicht zu feige? Worin besteht der Unterschied? Man lacht ein bisschen über den Autor bevor man weiter liest und feststellt, ah, er flüchtet in Träume. Gerade deshalb solltest du es in einem Satz schreiben. Also flüchtete er zuerst in Träume, dann in Trips.
Für Menschen, die Extreme suchen, ist das ein ganz natürlich Übergang.
natürlicher
doch die Stecknadelgroßen Pupillen starren nach vorne.
abgesehen von der Personifizierung der Pupillen, sind sie nur stecknadelgroß.
Am Himmel rasen die Wolken entgegen
wem?
in seinem Gesicht wechselt Licht und Schatten mit jeder Sekunde.
wieder die Sache mit dem Numerus. Licht und Schatten sind zwei Dinge, also wechseln sie.
Doch ihn blendet nichts.
wäre ja auch komisch, wenn der Schatten ihn blenden würde.
Barfuss zieht er weiter.
Barfuß
Keine Zeit für Ausblicke als er den Abhang hinab läuft.
Komma nach Ausblicke
und Salz liegt in seinen Lungen als er den Strand erreicht.
Komma nach Lungen
- Hast du dir den Satzinhaltlich überlegt? Ich versuche gerade, mir das bildlich vorzustellen. Was willst du ausdrücken? Dass er das Salz schmeckt? Das tut man nicht mit den Lungen. Und riechen tut man es auch nicht mit den Lungen. Oder steht das Salz für eine Kilolast, die ihm den Atem nimmt?
doch bald wird Ebbe sein und das Meer wird seine Freunde mit sich ziehen.
was sind das für Freunde? Möwen? Algen? Muscheln?
Hässlich lacht er die Liebe an, die seine Schritte stoppen will.
und was ist das für eine Liebe? Die Sonne, die am Horizont aufgeht?
Mit weit aufgerissenen Augen kreischte er diese Worte.
Mit den Augen?
Irgendwo am Horizont vermutet er die Sonne.
Ah, die Sonne hat er doch nicht angekreischt. Die vermutet er nur. Was also ist die Liebe?

Wenn man die Sätze also separiert, laufen sie oft leider in die Falle gehobener Ausdrucksweise. Sie sind in sich nicht konsistent und werden dadurch unstimmig.

Lieben Gruß, sim

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Sim,

vielen Dank für deine ausführliche Überarbeitung und Auseinandersetzung mit meiner Geschichte. Ich bin wirklich erfreut :) Ich werde viele deiner Verbesserungen berücksichtigen (grammatikalische sowieso), dennoch bin ich ein bisschen erstaunt. Nun habe ich nicht viel Erfahrung mit Prosa, sondern eher mit Lyrik und mir ist aufgefallen, dass du viele symbolische, metaphorische Dinge nicht anerkennen willst oder sie nicht erkennst. Der Text soll nunmal deutlich zweigeteilt sein. Anfang und Ende sind sehr lyrisch gehalten, um den Bezug zum Extatischen herzustellen. (Fällt gar nicht auf, dass hier nicht seine Sexualität sondern eher seine durch Drogensucht geprägte Mentalität im Vordergrund steht?). Der Mittelteil soll die triste Realität überzogen karikieren. Es soll wie eine Ohrfeige für den Leser wirken.
Natürlich ist der Protagonist voll von subjektiven Urteilen, müssen diese belegt werden? Die Liebe am Ende ist doch nur ein plötzlich eintretendes Gefühl, dass ihn durch seinen besessenen Kopf geht.

Du siehst, ich argumentiere aus einer relativen Unerfahrenheit heraus, aber habe mich schon bemüht, einen einigermaßen ansprechendes Werk zu verfassen. Hoffe, du verstehst es aus dieser Perspektive.

Nochmal: merci beaucoup


LG


EDIT: Habe im dritten Absatz eine kleine Passage geändert. Das Wechseln der Straßenseite, die Bäckereigeschichte und der der sterbende Vater erinnerten mich zu sehr an Soap-Opera. Stattdessen habe ich es hier mit einer etwas zynischen Kommentierung versucht, die auch den Protagonisten deutlicher kritisieren soll.

 

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