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Weiß
Weiß
Der Klang der Stille bohrte sich in ihre Ohren. Die Kälte des Sommers ging ihr unter die Haut. Das Weiß auf ihrem Leibe schützte das Schwarz ihrer selbst.
Sie rannte, floh vor dem Klang der Stille, der Kälte des Sommers, dem Weiß ihrer dunklen Haut. Sie floh vor dem Geruch der Waffen, des Krieges, der Zerstörung, ihrer Mutter. Das Schwarz ihrer Haut hatte sie umgebracht, das Weiß der ihren rettete sie.
Sie rannte so schnell sie konnte, war jedoch langsamer als je zuvor. Mit jedem Schritt alterte sie. Falten schlugen sich in ihr Gesicht. Sie erreichte das Versteck. Ihre kleinen Geschwister blickten erwartungsvoll zu ihr hinauf. Sie holte ein Stück Brot aus ihrer Tasche, teilte es in drei gleich große Teile. Gierig wurde das Brot verschlungen. Ihr Magen knurrte.
Sie hörte Stimmen, und plötzlich stand hinter ihr ein Mann.
„Drei schwarze und `ne hellhäutige hier!“.
„Erschieß die Schwarzen, die Weiße bringe mir!“
Ein Schuss, zwei Schüsse, drei Schüsse und dann Stille. Ihr mageres Gesicht versteinerte, ihre blonden Haare färbten sich weiß.
„Ich bin Jüdin!“.
„Erschießen!“
Ein letzter Schuss, und DANN war es still...
Nadine Hassan