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Welt aus Rätsel und Gesang

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23.06.2021
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Welt aus Rätsel und Gesang

Noch nie hat ein Rätselsänger für die Al‘on Dan gesungen. Wenn die Zweifler recht haben, besinge ich hier meinen Tod. Frevel nannten sie, was ich erstrebe: Seit dem Tod der letzten Wahrsänger hat niemand mehr die Halle der Antworten betreten. Es ist verboten, ihre Cantui zu singen. Vier der größten Wahrsänger, gestorben bei dem vergeblichen Versuch, die Al‘on Dan zu erreichen. Drei erfroren, einer verschwunden. Seit Generationen sind Ihre Lieder verboten. Aber ausgerechnet ich stehe hier im verlassenen Hain der Sänger unter uralten Eschen und singe.

Sorgfältig intoniere ich die Vokale des letzten Refrains und lasse dann die Töne des Cantuan verklingen. Die Macht zieht an meinem Atem, meiner Kehle, meinen Lippen. Die Energie für die Wandlung stammt vor allem aus dem Cantor selbst. So haben wir es gelernt und auch dieses Mal ist es so. Meine Kraft schwindet, meine Beine geben nach und ich falle nach vorn. Nur das alte Laub mildert meinen Sturz. Der Boden ist eiskalt, mühsam stemme ich mich hoch. Gefrorene Blätter zerbrechen knisternd unter meinen Handschuhen. Wenn die Wandlung so viel Kraft kostet ... ist es mir vielleicht geglückt. Gibt es Hoffnung?

Mein Brustkorb verkrampft sich schmerzhaft, ich huste weißen Nebel in die kalte Dämmerung. Die Blätter der Eschen überziehen sich mit Eisrändern. Immer größer wird der Kreis, aus dem die Wärme schwindet. Nebel kondensiert zu nadelspitzen Gebilden, die zu Boden fallen. Irgendwo reißt ein Baum mit einem berstenden Krachen von oben nach unten auf. Ein nervenzerfetzendes Geräusch. Und es wird dunkler und dunkler um mich herum. Große Veränderungen zehren von Wärme und Licht, sagt die Dritte Lehrreiche Strophe der Rätselsänger. Hunderte Male haben wir sie rezitiert. Aber zum ersten Mal in meinem Leben sehe ich es selbst. Mit der eisigen Dunkelheit kommt die Angst.

Auch der Erste Sänger hatte Angst, als er mich aus der Halle der Lieder verbannte. Ich hörte es in seiner Stimme, auch wenn ich nicht wagte, ihm ins Gesicht zu sehen. Ich schaute auch nicht zu den großen Bleiglasfenstern und den ehrwürdigen Gewölben auf, die mir sonst soviel Trost spendeten, sondern hielt den Kopf gesenkt. Als er das Urteil sang, verließ ich die Gemeinschaft der Rätselsänger und die Klänge meiner Jugend in Schande. Ich habe den Ersten Sänger enttäuscht, habe alle enttäuscht. Dennoch ließ er mir die alten Aufzeichnungen. Gab mir Möglichkeit, die Lieder der Wahrsänger zu lesen, ihre Beschwörungen zu lernen. Ein Rätselsänger im ersten Jahr. Er wusste, wie gefährlich große Cantui sein können, ahnte gar, dass sie mich töten würden.

Aber welcher Ausweg bleibt noch für mein Volk? Wenn selbst die Bannsänger kein Lied kennen, das die Auslöschung aufhalten kann, was sollen wir tun? Als meine Eltern starben, waren ihre Körper kaum noch zu sehen. Da war nur noch das Leuchten. Selbst ihr Leichentuch konnte es nicht ganz verbergen. Erst das Holz des Totenfeuers verbrannte den fahlen Schein. Und jetzt Naima, geliebte Naima. An ihren Händen beginnt schon das Leuchten. Wie beim Vieh, wie bei den Äckern, die schon kein Korn mehr tragen, wie beim Felsen selbst. Ohne die Wahrsänger und die Al‘on Dan wird unsere Welt in grünem Leuchten vergehen. Die Vorstellung ist unerträglich, und so zwinge ich mich zum Handeln.

Die Schriftrollen mit den Großen Cantui liegen neben mir. Sie überziehen sich mit Eis und Dunkelheit, genauso wie das Laub und die Bäume. Ich beginne zu verstehen, welch tiefe Veränderung ich in den Harmonien der Wirklichkeit ausgelöst habe. Ich greife nach der nächsten Rolle, richte mich halb auf und beginne kniend mit den zweiten Cantuan. Er wird die Veränderung besiegeln, die Tür beschwören, wenn meine Kraft reicht. Die Betonung der alten Worte und die fremden Harmonien fallen mir schwer. Aber ich singe. Ich singe um das Leben derer, die ich liebe. Vielleicht singe ich auch um meinen Tod. Wieder spüre ich das Ziehen in meiner Kehle. Dann breitet der Ton sich aus. Er vibriert in meinem Brustkorb, wird tiefer und stärker. Der Ton erreicht die Luft, den Hain und schwingt zuletzt auch im Stein tief unter meinen Füßen.

Die Dunkelheit wird noch einmal tiefer. Jetzt erscheinen Schatten unter den eisbedeckten Eschen. Rechtwinklige Formen. Sie verdichten sich, verdrehen sich, werden zu Umrissen und dann löst sich aus der Dunkelheit die Tür der Götter. Fremd steht sie da, Ausdruck einer anderen Wirklichkeit, als spürte sie die Gesänge einer älteren Welt.

Sie ist tiefschwarz, um ihre Oberflächen nur ein schwaches Schimmern, das zwischen Blauschwarz und Nichtsein oszilliert. Die Säulen und das Türblatt dazwischen wirken uralt aus. Die Runen und Verzierungen kaum noch zu erkennen, der schwarze Stein abgewetzt und voller Moos. Ich greife danach und meine Hand zittert, als ich versuche zu berühren, was nicht hierher gehört.

Die Aufzeichnungen des alten Bannsänger tragen den Klang von Wahrheit. Es gibt einen Weg zu den Al'on Dan, in die Halle der Antworten. Aber er könnte mich töten. Oder Schlimmeres. Wieder verlässt mich die Kraft und ich spüre die Angst wie eine Faust um mein Herz. Angst ... und eine leise Hoffnung.

Die schwarze Tür hat keinen Griff, nur eine Platte aus verziertem Silber ragt knapp aus dem Schimmern heraus und ich lege meine zitternden Hände darauf. Die Oberfläche ist fein ziseliert und so kalt, dass meine Handschuhe daran festfrieren. Die Natur selbst scheint mich zu warnen. Aber das hier ist der letzte aller Wege. Also drücke ich mit aller verbleibenden Kraft. Widerstrebend öffnet sich die Tür. Ich reiße meine Handschuhe los und wage mühsam einen Schritt über die Schwelle. Dann scheinen sich Oben und Unten zu zu verdrehen und ich stürze in eine blauschwarze Leere.

Mein Sturz endet jäh mit einem harten Aufschlag. Ich liege auf kaltem Stein. Auch auf dieser Seite der Tür ist es dunkel und wo ich Musik erwartete, ist es still. Wo sind die Lieder der Weltensänger, die Stimmen der Al‘on Dan? Mit schmerzenden Knochen richte ich mich auf und versuche, irgend etwas zu erkennen. Aber in dem fahlen Licht um mich herum sehe ich nur den Staub, den ich selbst aufgewirbelt habe. Die Aufzeichnungen des alten Bannsänger sprachen von einem Korridor und von hundert Schritten bis zum Eingang, aber ich kann nicht mehr gehen. Die Wandlung hat meine Kräfte fast völlig verzehrt. Also krieche ich.

Ich krieche Meter um Meter, bis zum großen Eingangstor. Es ist aus den Angeln gebrochen, verkanntet und die Flügel lassen sich nicht bewegen. Aber sie hängen so schief, dass ich mich gerade so zwischen ihnen hindurchdrücken kann. Das fahle Leuchten wird heller. Also hebe ich den Blick und sehe mich um. Da ist nur Staub und Stille. Die Halle der Antworten ist verlassen. Die Al‘on Dan hätten mein Volk gerettet. Aber sie können es nicht mehr. Geblieben ist nur das grüne Leuchten, das von ihrer Auslöschung kündet.

 
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Nabend @C. Gerald Gerdsen

Fantasy als Flash Fiction? Kann ein Genre, das für seine ausufernden Geschichten bekannt ist, gepaart mit dem Gegenteil davon, Flash Fiction, funktionieren? Das habe ich mir sogleich gedacht, als ich deine Story geöffnet habe. Und nein, ich finde, das klappt nicht ganz. Ich kann mir die Szene soweit gut vorstellen, aber ich verstehe nicht genau, was da abgeht bzw. was mir der Text sagen will, weil mir Kontext fehlt. Ich versuch, mal paar Dinge dazu zu schreiben:

Die letzten Töne der Cantones verklingen
Ich nehme an, die Cantones sind die Rätselsänger. Oder ist es ein bestimmtes Lied, eine Abfolge von Liedern, eine Art Sprechgesang? Daran dachte ich, weil die letzten Töne der Cantones ein Ziehen in seiner Kehle hinterlassen. Aber wenn ich ehrlich bin, dachte ich zuerst an 'Kantone' (Pendant CH für DE Bundesländer), nur in Spanisch :D (das ein Kanon gemeint ist, schliesse ich aus, wegen des 't', aber vielleicht ein abgeleitetes Wort vom Italienischen 'cantare'?)

Schräg steht sie da, als ob sie eigentlich ganz woanders wäre.
Wieso steht sie schräg (in der Landschaft rum), wenn sie eigentlich ganz woanders wäre? Wieso äussert sich das so? Wäre sie nicht eher halbtransparent, blass, flimmernd, irgendsowas? Will sagen, ich verstehe den Zusammenhang zwischen ihrem schrägen Erscheinungsbild und dem zweiten Satzteil nicht.

Von der Rückseite sehe ich nur ein leichtes Schimmern. Es ozilliert zwischen blauschwarz und nichts,
Liess mich Stocken, weil 'nichts' keine Farbe ist, also da auch kein Übergang stattfinden kann, mMn. Würde das so umschreiben, dass Du dieses zweite 'nichts' am Ende dieses Absatzes killen kannst:
Meine Finger spüren nichts, aber ich kann die Fläche nicht durchdringen,
Auf so 'ne kurze Strecke fallen Wortwiederholungen extrem auf, finde ich. Ausserdem hier 'nichts' - 'nicht', zwei sehr ähnlich klingende Wörter auf engstem Raum.

ich spüre, wie mein Herz einen Schlag auslässt.
Ui, das ist aber eine extrem ausgelutschte Formulierung :sealed::shy:

Mühsam vollende ich die Umrundung und erinnere ich mich an die Prophezeiungen, von denen die meisten meinen Tod beschwören.
Da ist dir ein 'ich' zu viel reingerutscht. Ich wäre am Ende des Satzes in der Vergangenheit geblieben, also 'beschworen', nicht weil deine Schreibweise falsch ist oder so, rein vom Sprachgefühl, denke ich, würde sich das schöner lesen.

Ich zwinge meine zitternden Hände um den kalten Griff.
Das dritte Mal 'zittern' jetzt im Text ... Würde da variieren, für dieses Wort findest du sicher einige treffende Synonyme.

Der alte Rätselsänger hatte Recht.
Mit was hatte der Rätselsänger denn recht? Was meint der Erzähler damit? Waren es die Prophezeihungen des Rätselsängers, die seinen Tod beschworen und nun hat sich die Tür von Al'on Dan geöffnet und er – der Tod – wartet tatsächlich auf ihn? Dann würde ich das aber etwas deutlicher machen, ansonsten wird mir hier zuviel offengelassen und bin dann auch zu faul, mir was eigenes zusammen zu stricken.

Also im Grunde gefällt's mir nicht mal schlecht. Nur fehlt mir irgendwas, das ich aus dem Text mitnehmen kann. Ich bin nach dem Lesen genauso schlau (oder doof, Ansichtssache) wie vorher. Das Bild dieser Türe in den Eschen, das hat was, könnte aber noch feiner modelliert werden. Mehr bleibt für mich da nicht übrig.

So long,
d-m

 

Hallo Ihr Wortkrieger,

das hier war ein Experiment. Die seltsame Tür als Schlüsselwort und ich habe mich tatsächlich gefragt, ob Fantasy-Flash-Fiction funktionieren kann.

Hallo @deserted-monkey,

danke für dein frühes Feedback. Ich versuche mal, deine Anregungen umzusetzen.

Ich nehme an, die Cantones sind die Rätselsänger. Oder ist es ein bestimmtes Lied, eine Abfolge von Liedern, eine Art Sprechgesang? Daran dachte ich, weil die letzten Töne der Cantones ein Ziehen in seiner Kehle hinterlassen.
Cantones sind Lieder. Vielleicht war ich zu lange in Italien, diesen Herbst.

Wieso steht sie schräg (in der Landschaft rum), wenn sie eigentlich ganz woanders wäre? Wieso äussert sich das so? Wäre sie nicht eher halbtransparent, blass, flimmernd, irgendsowas? Will sagen, ich verstehe den Zusammenhang zwischen ihrem schrägen Erscheinungsbild und dem zweiten Satzteil nicht.
Ich wollte ausdrücken, dass sie aus einer anderen Wirklichkeit stammt, von "weither". Wo die Schwerkraft in eine andere Richtung zeigt. Habe mal versucht, das anders zu beschreiben.

Liess mich Stocken, weil 'nichts' keine Farbe ist, also da auch kein Übergang stattfinden kann, mMn. Würde das so umschreiben, dass Du dieses zweite 'nichts' am Ende dieses Absatzes killen kannst:
Ja, du hast Recht.

Auf so 'ne kurze Strecke fallen Wortwiederholungen extrem auf, finde ich. Ausserdem hier 'nichts' - 'nicht', zwei sehr ähnlich klingende Wörter auf engstem Raum.
Gestrichen.

Ui, das ist aber eine extrem ausgelutschte Formulierung :sealed::shy:
Ich finde es immer schwierig, körperliche Reaktionen neu zu beschreiben. Besser jetzt?

Da ist dir ein 'ich' zu viel reingerutscht. Ich wäre am Ende des Satzes in der Vergangenheit geblieben, also 'beschworen', nicht weil deine Schreibweise falsch ist oder so, rein vom Sprachgefühl, denke ich, würde sich das schöner lesen.
Gestrichen.

Das dritte Mal 'zittern' jetzt im Text ... Würde da variieren, für dieses Wort findest du sicher einige treffende Synonyme.
Ja, sollte eigentlich als bewusste Wiederholung wirken. Aber ich habe es mal geändert.

Mit was hatte der Rätselsänger denn recht? Was meint der Erzähler damit? Waren es die Prophezeihungen des Rätselsängers, die seinen Tod beschworen und nun hat sich die Tür von Al'on Dan geöffnet und er – der Tod – wartet tatsächlich auf ihn? Dann würde ich das aber etwas deutlicher machen, ansonsten wird mir hier zuviel offengelassen und bin dann auch zu faul, mir was eigenes zusammen zu stricken.
Hm, Wie wahr. Ich habe mal ein wenig mehr Infos in den Text gepackt.

Also im Grunde gefällt's mir nicht mal schlecht. Nur fehlt mir irgendwas, das ich aus dem Text mitnehmen kann. Ich bin nach dem Lesen genauso schlau (oder doof, Ansichtssache) wie vorher. Das Bild dieser Türe in den Eschen, das hat was, könnte aber noch feiner modelliert werden. Mehr bleibt für mich da nicht übrig.
Menno.
Nein, im Ernst: Danke für das Feedback. Ich versuche mal, das Ganze noch zu verdichten, in der Hoffnung, das eine ultrakurze Fantasygeschichte auch funktionieren kann.

Was mich interessieren würde, ist ob die Grundidee einer Kurzgeschichte Konflikt - Entscheidung sichtbar wird. Oder müsste das noch zugespitzter werden?

Liebe Grüße
Gerald

 

Und stoße auf eine ungreifbare Härte. Meine Finger spüren nichts, aber ich kann die Fläche nicht durchdringen, egal wie sehr ich meine Muskeln anstrenge.
Wie kann Härte ungreifbar sein? Man muss es doch befühlen können, um es festzustellen, oder ist das eine Metapher? Das verstehe ich von der Logik her nicht.
Direkt zwischen den knotigen Stämmen der alten Eschen. Ich kann es kaum glauben. Sollte es wirklich Hoffnung geben, für mein Volk?
Das ist so der Glutkern deiner Geschichte. Das müsste sich eben herausschälen aus dem Text, und nicht als Frage da drin stehen, der Leser müsste sich das stellvertretend fragen. Um auf diese Quintessenz zu kommen, muss du den Text halt auf eine Art so zuspitzen, dass nur diese eien Möglichkeit übrig bleibt. Alles andere ist dann eben Ballast.

Flash Fiction ist so ein Begriff, schwierig. Ich finde, vielleicht müsste es hier noch ein Unterforum für Miniaturen geben; da könnte man sagen, wir haben hier eine Betrachtung, oder eine kurze Sequenz, eine Gedanken, der poetisiert wird, das sind nicht die gleichen grundlegenden Bedinungen wie an andere erzählerische Gattungen. Da würde ich so einen Text eher drin sehen. Bei Flash Fiction habe ich immer noch im Kopf, da muss es diese eine kleine Wendung geben, diese eine Entwicklung. Ich kann das nicht so richtig beschreiben: Stuart Dybek macht das sehr oft, so ganz kurze komprimierte Texte, da ist er ja ein anerkannter Meister drin, und da denke ich oft, nee, das ist doch eigentlich eine Miniatur, aber dann - zwischen den Zeilen, ein kleiner Ruck, eine kurze Entwicklung, eine Frage, eine Antwort. Vielleicht auch ein wenig Uneindeutigkeit, das ja, aber trotzdem stringent bleiben. Klingt seltsam und paradox, aber ich kann es nicht anders sagen.


Gruss, Jimmy

 

Hallo @jimmysalaryman ,

Wie kann Härte ungreifbar sein? Man muss es doch befühlen können, um es festzustellen, oder ist das eine Metapher? Das verstehe ich von der Logik her nicht.
Ich wollte darauf hinaus, dass die Tür eigentlich nicht aus dieser Welt stammt. Der Widerstand entspringt nicht einer tatsächlichen Härte sondern der anderen Dimension (aber ich gebe zu, dass das so noch nicht richtig funktioniert).

Das ist so der Glutkern deiner Geschichte. Das müsste sich eben herausschälen aus dem Text, und nicht als Frage da drin stehen, der Leser müsste sich das stellvertretend fragen. Um auf diese Quintessenz zu kommen, muss du den Text halt auf eine Art so zuspitzen, dass nur diese eien Möglichkeit übrig bleibt. Alles andere ist dann eben Ballast.
Stimmt schon. Im Grunde müssten sowohl die Ausweglosigkeit als auch sein Zwiespalt viel deutlicher werden.

Flash Fiction ist so ein Begriff, schwierig. Ich finde, vielleicht müsste es hier noch ein Unterforum für Miniaturen geben; da könnte man sagen, wir haben hier eine Betrachtung, oder eine kurze Sequenz, eine Gedanken, der poetisiert wird, das sind nicht die gleichen grundlegenden Bedingungen wie an andere erzählerische Gattungen. Da würde ich so einen Text eher drin sehen. Bei Flash Fiction habe ich immer noch im Kopf, da muss es diese eine kleine Wendung geben, diese eine Entwicklung. Ich kann das nicht so richtig beschreiben: Stuart Dybek macht das sehr oft, so ganz kurze komprimierte Texte, da ist er ja ein anerkannter Meister drin, und da denke ich oft, nee, das ist doch eigentlich eine Miniatur, aber dann - zwischen den Zeilen, ein kleiner Ruck, eine kurze Entwicklung, eine Frage, eine Antwort. Vielleicht auch ein wenig Uneindeutigkeit, das ja, aber trotzdem stringent bleiben. Klingt seltsam und paradox, aber ich kann es nicht anders sagen.
Ich beginne zu verstehen, was du meinst. Habe mich viel zu sehr auf die "Fremdheit" dieser Tür aus einer anderen Welt versteift und versucht, gleich noch ein bisschen Worldbuilding zu betreiben, die Beschreibung in einer Welt, in der Rätsel und Gesänge die Wirklichkeit formen. Dabei ist der Handlungsbogen untergegangen und selbst das Zögern bzw. die Angst des Protagonisten wird nicht richtig greifbar.

Auf jeden Fall vielen Dank für die Anregungen und den Hinweis auf Stuart Dybek.

Liebe Grüße
Gerald

 

Hallo Gerald,

Fantasy frech in Flash Fiction zu verpacken finde ich als Idee schon mal sehr gut. Momentan sehe ich aber eine Skizze für eine Szene, keine Geschichte. Ich muss jetzt zur Arbeit, morgen mehr, aber zwei Dinge vorab (mag ja sein, dass sich bis morgen schon was geändert hat):

Was mich interessieren würde, ist ob die Grundidee einer Kurzgeschichte Konflikt - Entscheidung sichtbar wird. Oder müsste das noch zugespitzter werden
Ehrlich gesagt hab ich nicht kapiert, um was es geht. Das meine ich eher auf Plot / Backstory / Worldbuilding bezogen, aber auch auf die direkten, konkreten Handlungen selbst. Okay, eine Art Prophezeiung, eine magische Tür. Aber dann? Wer wo wie was sind mir zu unklar, teils auch zu widersprüchlich (Cantores, da denke ich an sakralen Gesang im christlichen Kontext, also reales Mittelalter - ich mag falsch liegen, reine Assoziation, dann sieht es aber nach einem mitteleuropäischen Wald (genius loci, Kelten, Römer und so ...) und Winter aus. Klar, auch in Italien ist Winter, aber ich rutsche hier irgendwie zwischen Machen, Tolkien und den antiken Mythen sowie bissl SF hin und her und kriege da keinen Griff dran.

Würde auch sagen, wenn du einen Namen nennst (quasi die Herkunft der Tür), und das nach Drama klingt, muss die Bedeutung für deine Welt und den Prota deutlich werden - also auserzählt. Nur mit so einem Namen ist nicht viel zu machen - dein Prota verbindet damit was, aber mir wird keine Gelegenheit dazu gegeben.

Ich versuche mal, das Ganze noch zu verdichten, in der Hoffnung, das eine ultrakurze Fantasygeschichte auch funktionieren kann.
Ganz ernst: Ich möchte um eine Tafel Schokolade wetten (öko, Praline-Nuss-Nougat-Vollmilchkaramel, sollte ich recht haben :D):
Du sagst verdichten. Ich wette, du hast den Text a) direkt ins Notebook eingetippt und b) war er nie viel länger als das, was hier steht. Richtig oder falsch?

Verdichtet bedeutet ja, dass da vorher Material war, das verdichtet werden kann - dichter heißt nicht nur kürzer. Verdichten heißt, etwas Essenzielles herauszuschälen und alles andere drumrum wegzuschneiden. Das sehe ich hier nicht. Ich sehe momentan einen kurzen Text, der viel anschneidet, aber das Essenzielle irgendwie rausgekürzt hat. Verstehst du, was ich meine?
Falls ich also recht hab: Schreib doch mal eine Version, die 10-20 x so lang ist. Dann setz dir ein Zeichenlimit, das irgendwo bei dem momentanen Umfang oder - imA wesentlich günstiger - beim Doppelten des momentanen counts liegt. Dann Wort für Wort kürzen, nix am Plot streichen.

Sag, was du gern isst, falls ich unrecht hab. Es geht natürlich auch was Gesundes. :D
Liebe Grüße,
Katla

 

Auf jeden Fall vielen Dank für die Anregungen und den Hinweis auf Stuart Dybek.
Also, ich denke, das wird so rein inhaltlich eher nix für dich sein, aber es geht viel mehr darum, wie er auf kürzestem Raum, tja, komprimierte Geschichten verfasst, die manchmal kaum länger als eine Seite sind. Ich bin mir auch noch im Unklaren, wie genau das alles funktioniert, aber es ist anders als bei echten Minimalisten wie Carver oder so, Dybek schreibt auch viel in Tell und erzählt ... keine Ahnung. Das war einfach so mein erster Gedanke, weil mich diese Fragen auch beschäftigen.

Gruss, Jimmy

 

Hallo Katla,

danke für's Feedback.

Ehrlich gesagt hab ich nicht kapiert, um was es geht. Das meine ich eher auf Plot / Backstory / Worldbuilding bezogen, aber auch auf die direkten, konkreten Handlungen selbst. Okay, eine Art Prophezeiung, eine magische Tür. Aber dann? Wer wo wie was sind mir zu unklar, teils auch zu widersprüchlich (Cantores, da denke ich an sakralen Gesang im christlichen Kontext, also reales Mittelalter - ich mag falsch liegen, reine Assoziation, dann sieht es aber nach einem mitteleuropäischen Wald (genius loci, Kelten, Römer und so ...) und Winter aus. Klar, auch in Italien ist Winter, aber ich rutsche hier irgendwie zwischen Machen, Tolkien und den antiken Mythen sowie bissl SF hin und her und kriege da keinen Griff dran.
Hm, verstehe. Irgendwo zwischen Mythologie und Fantasy jenseits unserer Welt. Aber offensichtlich habe ich das Ganze viel zu wenig durchdacht.

Würde auch sagen, wenn du einen Namen nennst (quasi die Herkunft der Tür), und das nach Drama klingt, muss die Bedeutung für deine Welt und den Prota deutlich werden - also auserzählt. Nur mit so einem Namen ist nicht viel zu machen - dein Prota verbindet damit was, aber mir wird keine Gelegenheit dazu gegeben.
Der Name ist cool, oder? Aber ich vergesse immer, dass in meinem Kopf andere Dinge passieren, als in den Köpfen der Leser. War auch bei der Challenge-Geschichte so.

Ganz ernst: Ich möchte um eine Tafel Schokolade wetten (öko, Praline-Nuss-Nougat-Vollmilchkaramel, sollte ich recht haben :D):
Du sagst verdichten. Ich wette, du hast den Text a) direkt ins Notebook eingetippt und b) war er nie viel länger als das, was hier steht. Richtig oder falsch?
Ich wette nicht, aber du hast recht. Erwischt. Nicht einmal am Laptop. Ich habe den Text tatsächlich am Smartphone geschrieben. Und dabei habe ich sogar eine halbe Stunde lang daran 'rumgefeilt.

Aber das lasse ich so nicht stehen. Ich werde mal daran arbeiten, eine Hintergrundgeschichte entwerfen, plotten und sehen, ob ich nicht etwas sinnvolles daraus machen kann.

Vielen Dank und
Liebe Grüße
Gerald


Also, ich denke, das wird so rein inhaltlich eher nix für dich sein, aber es geht viel mehr darum, wie er auf kürzestem Raum, tja, komprimierte Geschichten verfasst, die manchmal kaum länger als eine Seite sind. Ich bin mir auch noch im Unklaren, wie genau das alles funktioniert, aber es ist anders als bei echten Minimalisten wie Carver oder so, Dybek schreibt auch viel in Tell und erzählt ... keine Ahnung. Das war einfach so mein erster Gedanke, weil mich diese Fragen auch beschäftigen.
Ich habe mal in "bruises" reingelesen und "vanished". Du hast auch recht ... ist nicht so mein Genre. Aber ich finde es tatsächlich faszinierend, wie er es schafft, Protagonisten wirklich greifbar zu machen, bzw. uns Leser dazu bringt, mitzufiebern.

Mal sehen, ob ich wenigsten ein bisschen davon in meinen Text hinein bekomme.
(Im Fantasy-Bereich ist es für mein Gefühl Brandon Sanderson, der innerhalb von wenigen Absätzen in eine Geschichte hinein ziehen kann, mich zumindest. Aber dann schreibt er natürlich lang. Selbst "Die Seele des Königs" ist nicht kurz.

Liebe Grüße
Gerald

 

Hallo @C. Gerald Gerdsen,

das ist ein sehr komprimierter Text, der nur das Wesentliche einer entscheidenden Situation beleuchtet. Trotzdem liest es sich angenehm wie ein Auszug aus einem längeren Fantasy-Roman (der den Titel Die Halle des Wissens haben könnte :D).
Meine Kritik bezieht sich eigentlich nur auf ein visuelles Element: die Tür.

Ohne dass ich auch nur den Schatten einer Bewegung sehe, steht die Tür der Al'on Dan vor mir. Direkt zwischen den knotigen Stämmen der alten Eschen.
Hier wusste ich noch nicht, wie ich mir die Tür vorstellen soll. Aus Eschenholz, vielleicht?
Von der Rückseite sehe ich nur ein leichtes Schimmern. Es ozilliert zwischen Blauschwarz und Nichtsein, ohne dass die Tür dahinter sichtbar wird. Meine Hand zittert, als ich versuche zu berühren, was von jenseits der Wirklichkeit stammt. Meine Finger spüren nichts, was ich beschreiben könnte, aber ich kann die Fläche nicht durchdringen, egal wie sehr ich mich auch anstrenge.
Dann dachte ich, es gibt gar kein Türblatt, weil es eher ein offenes Portal ist. Mit undurchdringlicher Rückseite und offener Vorderseite.
Zögernd öffne ich die Tür und wage einen Schritt.
Aha, es gibt also doch ein Türblatt! Aber wie sieht es aus, wie eine ganz normale, altmodische Holztür? Das Nicht-Beschreiben macht es mysteriöser, aber das funktioniert für mich eher nur für das, was hinter der Tür ist. Denn das ist ja etwas, das sich nicht in Worten ausdrücken lassen kann.
Ich frage mich, ob du das Türblatt überhaupt brauchst. Welchen Zweck erfüllt es, außer dass man eine zusätzliche Aktion zum Eintreten durchführen muss?
Ich bin gespannt, wie sich dein Text weiterentwickelt.

Viele Grüße
Michael

 

@C. Gerald Gerdsen Hallo Gerald,

ich bin gespannt, was draus wird - tagge mich gern.

Der Name ist cool, oder?
Sehr cool sogar! :gelb: Auch, wenn ich immer witzel, dass in der Fantasy nix ohne Apostrophe (und Konsonanten-Reihungen) geht, aber der funzt, weil er auch kurz ist und tatsächlich klingt, als gehöre er zu einer 'echten' Sprache. Und das denke ich selten.
Ich wette nicht, aber du hast recht. Erwischt. Nicht einmal am Laptop. Ich habe den Text tatsächlich am Smartphone geschrieben. Und dabei habe ich sogar eine halbe Stunde lang daran 'rumgefeilt.
:peitsch: Alter Schwede! Und dann krieg ich nicht mal meine Schokolade, Zustände sind das hier.

Dir einen schönen Start ins Wochenende, herzlichst,
Katla

 

Hallo Rob,

ich weiß nicht, ob es ein feststehender Begriff ist, aber ich habe mal die Bezeichnung "Mikro-Geschichte" in einer Literaturausschreibung gesehen. Dort war die Aufgabe, mit maximal 500 Zeichen eine Geschichte zu "erzählen". Mehr Details wurden nicht genannt, was ja darauf hindeuten kann, dass hierbei eine Entwicklung von Handlung und Personen nicht unbedingt vorhanden sein muss. Ein Konflikt lässt sich wahrscheinlich schon eher unterbringen, wie zum Beispiel: Gehe ich durch die Tür oder nicht ... ? Wenn ich deinen Text aus dieser Richtung betrachte, finde ich ihn auch gut gelungen. Es scheint um die Rettung eines Volkes zu gehen, der Protagonist sucht nach Antworten und nach einem Weg.
Ja, darüber habe ich auch nachgedacht. Es ist schon eine extrem verkürzte Geschichte und ich werde versuche, sie noch schlüssiger und dichter zu gestalten, um die Anregungen und offenen Fragen zu beantworten, meinen "Mini-Plot" auszubauen.

Ohne dass ich auch nur den Schatten einer Bewegung sehe, steht die Tür der Al'on Dan vor mir.
Wahrscheinlich möchtest du inhaltlich sagen, dass die Tür aus dem Nichts erschienen ist?
Dafür finde ich die Beschreibung seltsam, da es ja auch nicht normal wäre, wenn die Tür durch irgendeine Bewegung vor ihm auftaucht. Hoffe du weißt, was ich meine. Auch die Kombination "Schatten einer Bewegung" ... es ist auch hierbei klar, was du sagen möchtest, aber ich habe noch nie jemanden sagen gehört: "Ich habe noch nicht mal den Schatten einer Bewegung gesehen." Aber das mag an mir liegen :)
Ich habe das auch noch nie gehört, dennoch war es einen Versuch wert, das mal so zu beschreiben. Hauch einer Bewegung, Ansatz einer Bewegung, übergangslos ... ich feile noch daran.

Sollte es wirklich Hoffnung geben, für mein Volk?
Finde ich für den kurzen Inhalt einen guten Satz, der verdeutlicht, worum es geht.
Ich dachte das auch so. Anderen Leser*innen scheint es zu wenig z u sein.

Die Blätter des letzten Jahres knistern frostig unter meinen Füßen, als ich vorsichtig um sie herum gehe.
Die Blätter knistern, obwohl er um sie herumgeht?
Vielleicht überlege ich auch hierbei zu viel, aber kann etwas frostig knistern?
Er geht um die Tür herum. Deshalb knistern die Blätter.

Es ozilliert zwischen blauschwarzer Farbe und Nichtsein, ohne dass die Tür dahinter sichtbar wird.
ggf. nur: Blauschwarz
:thumbsup:

Meine Hand zittert, als ich versuche, zu berühren, was von jenseits der Wirklichkeit stammt.
m.E. kommt hier kein Komma, da es um das zusammenhängende "zu berühren versuchen" geht.
Stimmt.

Und stoße auf eine ungreifbare Härte.
Wurde ja schon erwähnt ... irgendwoher muss er ja wissen, dass es eine Härte ist.
Ist es jetzt besser?

Auch meine Beine werden schwach und ich spüre, die Angst wie eine Hand um mein Herz.
kein Komma
Stimmt.

Vielen Dank für die ausführliche Kritik und Rückmeldung.
Manches habe ich gleich korrigiert und ich werde auf jeden Fall noch weiter an dem Text arbeiten.

Vielen Dank und
Liebe Grüße
Gerald

_____

Hallo @Michael Weikerstorfer ,

auch dir vielen Dank.

das ist ein sehr komprimierter Text, der nur das Wesentliche einer entscheidenden Situation beleuchtet. Trotzdem liest es sich angenehm wie ein Auszug aus einem längeren Fantasy-Roman (der den Titel Die Halle des Wissens haben könnte :D).
Es freut mich, dass dir der Text gefällt. "Liest sich wie ein Auszug aus ..." ist etwas, das ich tatsächlich oft höre. Vermutlich fehlt noch der Plot-Bogen und die Leser erwarten eine abgeschlossene Geschichte.

Meine Kritik bezieht sich eigentlich nur auf ein visuelles Element: die Tür.
Ok.
Ohne dass ich auch nur den Schatten einer Bewegung sehe, steht die Tür der Al'on Dan vor mir. Direkt zwischen den knotigen Stämmen der alten Eschen.
Hier wusste ich noch nicht, wie ich mir die Tür vorstellen soll. Aus Eschenholz, vielleicht?
Hm, verstehe. Genauer beschreiben, ein Bild erwecken.

Von der Rückseite sehe ich nur ein leichtes Schimmern. Es ozilliert zwischen Blauschwarz und Nichtsein, ohne dass die Tür dahinter sichtbar wird. Meine Hand zittert, als ich versuche zu berühren, was von jenseits der Wirklichkeit stammt. Meine Finger spüren nichts, was ich beschreiben könnte, aber ich kann die Fläche nicht durchdringen, egal wie sehr ich mich auch anstrenge.
Dann dachte ich, es gibt gar kein Türblatt, weil es eher ein offenes Portal ist. Mit undurchdringlicher Rückseite und offener Vorderseite.
Ich habe vorne eine Tür und hinten eher ein Portal im Kopf, beim schreiben.
Zögernd öffne ich die Tür und wage einen Schritt.
Aha, es gibt also doch ein Türblatt! Aber wie sieht es aus, wie eine ganz normale, altmodische Holztür? Das Nicht-Beschreiben macht es mysteriöser, aber das funktioniert für mich eher nur für das, was hinter der Tür ist. Denn das ist ja etwas, das sich nicht in Worten ausdrücken lassen kann.
Ich frage mich, ob du das Türblatt überhaupt brauchst. Welchen Zweck erfüllt es, außer dass man eine zusätzliche Aktion zum Eintreten durchführen muss?
Ich bin gespannt, wie sich dein Text weiterentwickelt.
Danke. Ich werde ihn hier einstellen.


Hi Katla

Hallo Gerald, ich bin gespannt, was draus wird - tagge mich gern.
Der Name ist cool, oder?
Sehr cool sogar! :gelb: Auch, wenn ich immer witzel, dass in der Fantasy nix ohne Apostrophe (und Konsonanten-Reihungen) geht, aber der funzt, weil er auch kurz ist und tatsächlich klingt, als gehöre er zu einer 'echten' Sprache. Und das denke ich selten.
Vielen Dank für die Blumen zum Namen.

Und ich werde dich natürlich gerne taggen, wenn der Text überarbeitet ist.

Ich wette nicht, aber du hast recht. Erwischt. Nicht einmal am Laptop. Ich habe den Text tatsächlich am Smartphone geschrieben. Und dabei habe ich sogar eine halbe Stunde lang daran 'rumgefeilt.
:peitsch: Alter Schwede! Und dann krieg ich nicht mal meine Schokolade, Zustände sind das hier.
Ja, du weist doch. Die Strompreise, die Inflation, der Krieg ... Schokolade ist halt schwierig. Und dann noch Praline-Nuss-Nougat-Vollmilchkaramel (in Ökoqualität).

Beim nächsten Treffen vielleicht? :Pfeif:

Liebe Grüße
Gerald

 

So Ihr Lieben,

es hat länger gedauert, aber die Überarbeitung ist fertig. Ich habe mal versucht, Eure Anregungen umzusetzen und sowohl die Motivation des Rätselsängers als auch seinen Konflikt besser zu zeigen.

Vielleicht wird jetzt auch klarer, was 'Cantones' sind und aus welcher Tradition der Rätselsänger stammt.

Ich nehme dich beim Wort, @Katla und tagge dich. @jimmysalaryman, @deserted-monkey, @Rob F und @Michael Weikerstorfer, darf ich Euch auch nach Eurer Meinung fragen?

Liebe Grüße
Gerald (GG)

 

Hallo @C. Gerald Gerdsen,

danke fürs taggen. Ich finde den Text jetzt klarer, die Hintergründe greifbarer. Und auch das neue Ende passt super, richtig niederschmetternd.

„Die Energie für die Wandlung gibt der Cantor zuerst aus sich selbst.“
nimmt. Wäre für mich logischer
In den Augen des Ersten Sängers sah ich Trauer, als er mich aus der Halle der Sänger verbannte. Ich hörte den Schmerz in seiner großen Stimme, als ich die hohen Gewölbe
Würde ich umformulieren, der Satzbau ist sehr ähnlich
Wenn selbst die Bannsänger kein Lied kennen, dass die Auslöschung zurück drängen kann, was sollen wir tun?
das
Die Dunkelheit verdichtet sich noch einmal und dann erscheinen die ersten blauschimmernden Linien in der Luft. Sie verdichten sich, verdrehen sich, werden zu Umrissen
Das zweite verdichten finde ich überflüssig
Es gibt einen Weg zu den Al'on Dan, in die Halle des Wissens. Wieder werden meine Beine schwach und ich spüre die Angst wie eine Faust um mein Herz. Angst, ... und eine leise Hoffnung.
Vielleicht die Angst noch ein wenig begründen? Es ist Angst aus Ungewissheit, oder? Weil die Tür ist ja schon da, also ist die erste Hürde geschafft.
Er ist so kalt, dass meine Handschuhe daran fest frieren.
festfrieren
Die Al‘on Dan könnten mein Volk retten.
hätten mein Volk retten können.
Weil sie sind ja weg.

Viele Grüße
Michael

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Michael,

Danke fürs taggen. Ich finde den Text jetzt klarer, die Hintergründe greifbarer. Und auch das neue Ende passt super, richtig niederschmetternd.
Freut mich.

„Die Energie für die Wandlung gibt der Cantor zuerst aus sich selbst.“
nimmt. Wäre für mich logischer
Das ist wahr. Eigentlich wäre ein "Die Wandlung zieht ihre Energie zuerst ..." noch passender. Ich weiß es nicht. Ich habe jetzt einmal "nimmt" eingesetzt.

In den Augen des Ersten Sängers sah ich Trauer, als er mich aus der Halle der Sänger verbannte. Ich hörte den Schmerz in seiner großen Stimme, als ich die hohen Gewölbe
Würde ich umformulieren, der Satzbau ist sehr ähnlich
Das war bewusst als Wiederholung gedacht, wie der Rhythmus eines Liedes.

Es gibt einen Weg zu den Al'on Dan, in die Halle des Wissens. Wieder werden meine Beine schwach und ich spüre die Angst wie eine Faust um mein Herz. Angst, ... und eine leise Hoffnung.
Vielleicht die Angst noch ein wenig begründen? Es ist Angst aus Ungewissheit, oder? Weil die Tür ist ja schon da, also ist die erste Hürde geschafft.
So besser?

Die Al‘on Dan könnten mein Volk retten.
hätten mein Volk retten können.
Weil sie sind ja weg.
Stimmt.

Danke für die Flusenlese und das ausführliche Feedback. Ich habe die Fehler korrigiert.

Liebe Grüße
Gerald (GG)

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @C. Gerald Gerdsen ,

Ganz herzlichen dank fürs Taggen. Ja, ich finde auch, dass der Hintergrund, die Figur und die Handlung klarer geworden sind. Der Text liest sich gut runter, an vielen Stellen mochte ich auch deine Beschreibungen des Settings. :gelb:

Ein paar Dinge fehlen mir immer noch. Vor allem, etwas mehr Bezug von dem dramatischen Teil (ich singe, um meine Familie / meine Lieben zu retten sowie diese ganze Wandlung/Götter-Sache) zum Prota.
Klar, die retten zu müssen, die einem nahestehen, ergibt erst mal einen Konflikt, Druck. Aber es ist auch schnell ein hohles Konzept, weil es - literarisch gesehen, nicht auf's RL / eigene Erfahrungen bezogen - nicht anschaulich macht, was genau das für Emotionen auslöst, weil ich die Leute nicht kenne, die er retten muss. In dieser Kürze kann ich eben auch den Prota nicht soweit kennenlernen, dass der Drama-Transfer Prota -> seine Lieben funktionierte (was funktioniert ist, seine direkten Erlebnisse im Wald / an der Schwelle da nachzuvollziehen).
Aus dem Grund segelt das Drama eher über mich weg, aber streift mich nicht, sozusagen.

Die letzten Töne der Cantones verklingen und die Macht des Liedes hinterlässt ein schmerzhaftes Ziehen in meiner Kehle.
Das ist ein Problem von show, don't tell (und Deep Point of View): Du willst mit dem Ziehen etwas vermitteln, aber es ist imA an diesem frühen Punkt unklar, was: Ist es im übertragenen Sinne gemeint (wie: es schnürt mir die Kehle zu) oder im direkten (er hat so lange gesungen, bis ihm die Kehle schmerzt)?
Pingelig gesehen auch: Bei 'verklingen' denke ich daran, dass jemand zuhört (dann wäre es nur die Bedeutung 'seine Kehle schmerzt, weil ihn die Lieder emotional trafen'), aber nicht daran, dass er selbst singt.

Und sorry, das mag echt an mir liegen, aber: Cantones klingt für mich sehr formal und auch historisch eingebettet (das mag so gar nicht sein!), und ich denke automatisch an eine Kirche, ein Kloster - jedenfalls an einen Innenraum. Dann wundere ich mich über die Blätter, den Frost. Vielleicht die konkrete Verortung ganz an den Anfang ziehen?

„Die Energie für die Wandlung stammt zuerst aus dem Körper des Cantors selbst.“ So haben wir es gelernt und auch dieses Mal ist es so.
Lieber kursiv, "" sind wörtlicher Rede vorbehalten. Gleiches bei dem Titel der Liedsammlung weiter unten, die in ' stehen.
Mein Brustkorb verkrampft sich schmerzhaft und ich huste kleine, weiße Wolken in die kalte Dämmerung.
Geschmacksache: Ich würde immer raten zu überlegen, ob man Handlungsreihen mit einem und oder lieber elliptisch mit einem Komma verbindet. Ich finde, und macht das Ganze ziemlich unhandlich, umständlich, v.a. wenn zwei anstatt drei oder mehr 'Taten' gereiht werden. Ist noch an einer oder mehreren anderen Stellen.
Noch nie hat ein Rätselsänger für die Al‘on Dan gesungen. Wenn die Zweifler recht haben, besinge ich hier meinen Tod.
Da sag ich mal: Das wär ein absolut grandioser Einstieg! Echt.
Versuch doch mal, diesen knappen, poetischen Stil im gesamten Text zu halten. Klopf mal jeden Satz drauf ab, im Vergleich dazu.

Ich bin kein Fan von Jeff VanderMeers Prosa, aber was er über andere Texte und das eigene Schreiben sagt, ist klasse. Z.B. meint er, man sollte so spät wie möglich und so früh wie nötig in die Geschichte einsteigen. Zudem wäre es sinnvoll, mit einer Bewegung zu beginnen, weil den Leser die Bewegung (des Protas, einer Figur, eines Objekts ...) quasi in die Geschichte hineinbewegt. Beide Prinzipien finde ich ganz klug und für diesen Text überlegenswert.

Jedenfalls musste ich bei deinem Text daran denken. Der Einstieg erzählt etwas von den aktuten Gefühlen / Körperzuständen des Protas, aber nichts vom Prota, von der Umgebung selbst, nix vom Thema des Textes (sondern nur vom einem Motiv: Gesang / Lieder). Die Szene ist statisch, und dann ist die Erzählung erstmal Innenschau bzw. rückwärts gerichtet (durch die Retrospektive mit dem Fluch). Was als Handlung bleibt ist der Schwächeanfall / das Hinfallen und das Öffnen einer Tür. Das Drama ist daher nur im Off vorhanden (in den Gedanken des Protas), nicht akut, on screen sozusagen. Ich hab rein gar nix gegen Geschichten, die reine Reminiszenzen sind, aber da finde ich einen epischen / legendenhaften Stil etwas besser geeignet als Flash Fiction.

Wenn du den zitierten Teil als erste Sätze nehmen würdest, hättest du quasi eine Bewegung (temporal: früher -> Jetzt), da fragt man sich vllt: Okay, spannend, was kommt dann in der Zukunft?
Und du hättest einen Ausblick auf den scope, die Tragweite des Ganzen. Und daraus sich alles andere entwickeln lassen.

Meine Zunge scheint sich zu sträuben. Aber ich singe. Ich singe um das Leben derer, die ich liebe. Ich singe um meinen Tod.
Zunge sträubt sich finde ich etwas kindlich und auch zu personifiziert. Außerdem: Scheint, aber was tut sie wirklich?
Im zweiten Satz kommt die Reihe nicht ganz hin (außer du willst sagen, er hab einen Suizidwunsch): Er singt um das Leben derer, die er liebt und um sein eigenes Ueberleben, oder sehe ich das falsch?

Schräg und unwirklich steht sie da, Ausdruck einer fremden Wirklichkeit, als spüre sie die Schwerkraft einer anderen Welt. Einer älteren Welt.
Wie, schräg? Umgangssprachlich für seltsam (dann passt das Register nicht), oder faktisch schräg zu einer Achse? Das hattest du in der anderen Fassung auch, irgendwie musst du da was im Kopf haben, das ich als Leser aber ehrlich gesagt irrelevant und v.a. nicht hilfreich finde, wie ich mir die Tür im Raum vorzustellen habe.
Die leuchtenden Linien ziehen sich zusammen, sinken in die Tür ein.
Ich weiß, es ist total doof zu sagen: Hey, das kenne ich aus XY. Aber die gesamte Beschreibung mit den leuchtenden Schriftzeichen und Verziehrungen an einer Tür, die nur magisch zu öffnen ist, erinnerte mich zu stark an Tolkiens Eingang zu den Minen von Moria in Lord of the Rings. U.a. bei Bakshis Animationsfilm oder auf vielen Buchcovern. Das ist ein schönes Bild, aber eben auch extrem bekannt. Wäre das ein kleine Szene in einem langen Text, fände ich das sogar sehr schön. Aber hier ist es ein doch recht zentraler, auffälliger Moment und eine der wenigen Szenen, die akut, nicht im Rückblick oder als Gedanke formuliert sind.
Die Säulen, zwischen denen das Türblatt steht[Komma, da Ende Einschub] scheinen uralt.
Wieso scheinen? Meist kann man doch - aus Moos, Bewuchs, Patina, etc. - schließen, dass etwas alt sein muss. Da fände ich besser zu sagen, was genau er sieht.
Angst, ... und eine leise Hoffnung.
Komma raus.
Auch das Türblatt kann ich nicht berühren, aber der Griff ragt aus dem Schimmern und ich kann ihn greifen.
Da ist Luft nach oben (an sich aber ein schönes Bild). Präziser, dafür aber lieber etwas weniger umständlich?
Aber einen anderen Weg gibt es schon lange nicht mehr.
Das ist immer leicht dahingesagt und es steht da erst mal als ungeheures Drama. Aber ich weiß nicht, warum, wieso, was er bereits versuchte, wieso es - außer einer behaupteten Prophezeiung - gerade den Prota trifft. Das würde ich unterfüttert schöner finden - da gibt es nur das Problem, dass du noch mehr nach rückwärts erzählst. In dem Text geht nur eine Bewegung vorwärts: Der Schritt durch die Tür. Das finde ich bissl schade.
Ich lasse meine Handschuhe wo sie sind, reiße mich los und wage einen Schritt über die Schwelle.
Bissl umständlich, wortreich.
Die Halle des Wissens ist leer. Die Götter sind weg.
Wenn du Pathos als Abschluss hast, sollte da imA nicht nachgetreten, präzisiert werden. Da hätte ich zumindest gern ein einziges Bild, das sitzt, mit dem du mich aus dem Text schickst. Ich finde das leer cooler, weil ich nicht im Kopf hatte, dass er hinter der Tür jemanden (Götter) erwartet.
Was mir nicht ganz klar ist: Warum heißt das Halle des Wissens? Die Konzepte Wissen und Schicksal (Götter) schließen sich doch sogar aus. Wenn er in der Halle durch sein Lied die Götter versuchen will umzustimmen (ihn und seine Lieben nicht sterben zu lassen), dann ist das ja eine paranormale Macht, die nix mit Wissen, sondern eher mit Geheimnis, ggfs. Willkür zu tun hat. Stehe ich auf dem Schlauch?
Und: sind weg = unpassendes Register. Da würde ich höher gehen, irgendwas gehobene Sprache, klassisches Pathos.

Fazit, nur meine Leseweise, selbstverständlich:
- Mehr Bewegung in den Text (Gewichtung innere vs äußere Handlung bzw. Rückschau vs Akutes)
- Verankerung des Dramas, stärkere Deutlichkeit, was das warum für den Prota bedeutet
- Klarere / frühere Verortung des Protas am Schauplatz
- Und ganz ehrlich gesagt: Was ist eigentlich der Plot? Es liest sich insgesamt wie die Exposition zu einer wesentlich längeren Geschichte.

Ich hoffe sehr, du kannst mit meinen Anmerkungen etwas anfangen - jedenfalls ist das ein sehr vielversprechendes Edit und der Kern zu einer schönen Geschichte. Das mit der Liedmagie finde ich richtig klasse, der Winterwald, die magische Tür an sich.
Kennst du die Ballade "Spielmannsfluch"? Wäre vllt. gar nicht schlecht, die mal anzuhören, wie sich da eine Geschichte ganz akut entwickelt, obwohl auch viel Vergangenes angedeutet wird bzw. für das ganze eine starke Relevanz hat. (Nicht anhören, um das zu übernehmen, sondern einfach als Gegencheck, als Möglichkeit eine recht komplexe Motivkombi und verschiedene Figuren, Settings sowie Drama in einer fortschreitenden Handlung mit tragischem Ende und noch einem Twist zu erzählen - eben auf ganz kurzer Strecke.)

Ganz herzliche Grüße, dir ein schönes Wochenende,
Katla

 

Hallo @Katla,

wow, vielen Dank für das ausführliche Feedback. Neben den vielen einzelnen Tipps finde ich die Idee spannend, die Geschichte noch einmal mit einem gestrafften Handlungsstrang zu erzählen und vielleicht wirklich mit dem Zitat anzufangen.

Dafür brauche ich aber meinen PC. Da ich erst noch meinen Beitrag für die Challenge überarbeiten möchte, werde ich wohl erst gegen Ende der Woche dazu kommen. Aber du hast mich definitiv dazu motiviert.

Er singt um das Leben derer, die er liebt und um sein eigenes Ueberleben, oder sehe ich das falsch?
Das ist wahr.

Ich werde noch mal kräftig überarbeiten.

Liebe Grüße
Gerald

 
Zuletzt bearbeitet:

So ihr Krieger des geschriebenen Wortes.

Jetzt habe ich mir Eure Kritik und Katlas Anregungen noch einmal zur Brust genommen und die Geschichte umgeschrieben. Knapp über 1100 Worte sind jetzt entstanden, so dass es vielleicht keine echte Flash-Fiction mehr ist. Aber ich hoffe, die Geschichte hat jetzt Biss und ihr könnt damit etwas anfangen.

@Katla: Ich habe Deine Idee aufgegriffen und habe den genannten Absatz an den Anfang gestellt. Etwas mehr Bewegung hineingebracht habe ich auch, nachdem ich mir tatsächlich mehr Gedanken über die Welt der Rätselsänger gemacht habe. Ich hoffe, das kommt jetzt auch 'rüber.

@Michael Weikerstorfer, ist die Tür jetzt besser beschrieben?

Ich tagge sonst jetzt mal niemanden, weil ich Euch nicht nerven will. Oder ist das OK?

Liebe Grüße
Gerald

 

Hallo @C. Gerald Gerdsen,

danke für die Einladung zur dritten Runde. :gelb: Es gefällt mir, wie sich der Text verändert hat. Ist zwar nicht so ein großer Sprung wie letztes Mal, aber es wirkt jetzt irgendwie ... geordneter. Der größte Unterschied ist für mich das grüne Leuchten. So ist das ganze nochmal in einen erkennbaren Rahmen verpackt.

@Michael Weikerstorfer, ist die Tür jetzt besser beschrieben?
Bin ich jetzt zum Türexperten ernannt worden? :D Es ist immerhin ein auffälliges Element in der Geschichte, von dem ich jetzt schon die dritte Variante sehe. Ja, das mit den Säulen gefällt mir. Ein bisschen schade, dass die Tür einfach so aufploppt, aber das ist mehr Geschmackssache.
Noch nie hat ein Rätselsänger für die Al‘on Dan gesungen. Wenn die Zweifler recht haben, besinge ich meinen Tod.
Du hast also Katlas Rat befolgt und das als Einstieg gewählt. Aber wenn ich den Text noch nicht kennen würde und gleich mit zwei Fantasie-Begriffen (Rätselsänger und Al‘on Dan) bombardiert werde, weiß ich nicht, ob das nicht übertrieben ist. Das ist natürlich nur eine Vermutung. Der zweite Satz macht dafür neugierig auf mehr.
Er wird mich töten oder die Tür rufen, meine letzte Hoffnung. Die alten, fremden Worte fallen mir schwer. Aber ich singe. Ich singe um das Leben derer, die ich liebe. Vielleicht singe ich auch um meinen Tod.
Was schon am Anfang steht, wird hier gleich zweimal wiederholt und damit abgeschwächt. Vielleicht bin ich auch zu streng. Das sind immerhin gerade die Ängste, die gerade im Kopf des Protagonisten kreisen.
Sorgfältig intoniere ich die Vokale des letzten Refrain und lasse dann die Töne des Cantuan verklingen.
des Refrains
Die vertrauten hohen Gewölbe und die bunten Fenster hallten vom Schmerz in seiner großen Stimme wieder, als das Urteil sang.
wider
Als meine Eltern starben, waren ihre Körper kaum noch zu sehen. Selbst ihr Leichentuch konnte das grüne Leuchten nicht verbergen.
Meinst du, das Leuchten ist so stark, dass es den Betrachter blendet? Ich habe es mir eigentlich schwächer vorgestellt.
Erst im Totenfeuer verblasste der fahle Schein.
Also kann Feuer das grüne Leuchten beseitigen? Gutes Detail.
Wieder spüre ich das Ziehen in meiner Kehle und dann … breitet sich der Ton sich aus.
Die Dunkelheit wird noch einmal tiefer und dann erscheinen die ersten Schatten unter den eisbedeckten Eschen.
Es soll vielleicht wie ein Lied klingen, aber ich bin trotzdem kein Fan der Formulierung "und dann"
Ich sehe nur das Grüne Leuchten, das von ihrer Auslöschung erzählt.
Groß- oder Kleinschreibung am besten einheitlich, vorher war es grünes Leuchten

Viele Grüße
Michael

 

Hallo Michael,

danke, dass du dir noch einmal für meine Text Zeit nimmst.

@Michael Weikerstorfer, ist die Tür jetzt besser beschrieben?
Bin ich jetzt zum Türexperten ernannt worden? :D Es ist immerhin ein auffälliges Element in der Geschichte, von dem ich jetzt schon die dritte Variante sehe. Ja, das mit den Säulen gefällt mir. Ein bisschen schade, dass die Tür einfach so aufploppt, aber das ist mehr Geschmackssache.
Immer der, der fragt, wird Experte. Mit dem Aufploppen bin ich auch nicht so richtig zufrieden, aber Katla hatte schon recht, die leuchtenden Linien sind ausgelutscht.

Du hast also Katlas Rat befolgt und das als Einstieg gewählt. Aber wenn ich den Text noch nicht kennen würde und gleich mit zwei Fantasie-Begriffen (Rätselsänger und Al‘on Dan) bombardiert werde, weiß ich nicht, ob das nicht übertrieben ist. Das ist natürlich nur eine Vermutung. Der zweite Satz macht dafür neugierig auf mehr.
Ja, mir gefällt der Anfang jetzt besser, auch wenn gleich zwei Begriffe im ersten Satz stecken. Ich habe auch versucht, mehr Bewegung zu schaffen, nicht nur szenische Beschreibungen. Ob mir das gelungen ist, weiß ich nicht so richtig.

Er wird mich töten oder die Tür rufen, meine letzte Hoffnung. Die alten, fremden Worte fallen mir schwer. Aber ich singe. Ich singe um das Leben derer, die ich liebe. Vielleicht singe ich auch um meinen Tod.
Was schon am Anfang steht, wird hier gleich zweimal wiederholt und damit abgeschwächt. Vielleicht bin ich auch zu streng. Das sind immerhin gerade die Ängste, die gerade im Kopf des Protagonisten kreisen.
Ja, du hast recht. Ich habe das noch einmal verändert.

des Refrains
Oops.

Als meine Eltern starben, waren ihre Körper kaum noch zu sehen. Selbst ihr Leichentuch konnte das grüne Leuchten nicht verbergen.
Meinst du, das Leuchten ist so stark, dass es den Betrachter blendet? Ich habe es mir eigentlich schwächer vorgestellt.
Erst im Totenfeuer verblasste der fahle Schein.
Also kann Feuer das grüne Leuchten beseitigen? Gutes Detail.
Ja, soll eigentlich so ein fahles Leuchten sein, ein bisschen wie Nordlicht. Auch den Satz habe ich verändert.

Es soll vielleicht wie ein Lied klingen, aber ich bin trotzdem kein Fan der Formulierung "und dann"
Gestrichen.

Ich sehe nur das Grüne Leuchten, das von ihrer Auslöschung erzählt.
Groß- oder Kleinschreibung am besten einheitlich, vorher war es grünes Leuchten
Bleibt klein.

Vielen Dank und
Liebe Grüße
Gerald

 
Zuletzt bearbeitet:

… das hier war ein Experiment. Die seltsame Tür als Schlüsselwort und ich habe mich tatsächlich gefragt, ob Fantasy-Flash-Fiction funktionieren kann.

Was mir an diesem Satz aufstößt,

lieber Gerald,

ist das Verb „funktionieren“, das mit der Industrialisierung jenseits aller schönen Literatur vor allem im technischen Bereich, im Ingenieurwesen aufgekommen ist und gar bald auf die gesellschaftliche „Maschinerie“ übertragen wurde, wenn einer nicht nur in seinem Amt/Beruf „funktioniert“ und mit der Kombination als ein „reibungslos ablaufen“ gesellschaftlicher Funktionen die kürzestmögliche Definition erhält – was natürlich einem „Wahrsänger“ ziemlich aufstoßen müsste. Aber keine Bange, ich fröne ja auch (weitgehend) gesellschaftlichen Regelwerken und komm so ziemlich schnell zur Flusenlese

mit der Frage: Warum das Komma

Niemand hat die Halle der Antworten gesehen, seit dem Tod der letzten Wahrsänger.
Weg mit ihm! Als gäbe es nicht schon genug Kommaregeln, scheint das ein Problem zu sein, denn es folgt hier wieder ein weg mit ihm!
Aber ausgerechnet ich stehe hier im verlassenen Hain der Sänger, unter uralten Eschen und singe.
(wenn damit Pausen angezeigt werden, wäre ein Gedankenstrich ein guter Ersatz)

Hier kämpft das sich um seine Stellung

Dann breitet sich der Ton sich aus.
beides ginge - aber nicht gemeinsam

Unwirklich steht sie da, Ausdruck einer fremden Wirklichkeit, als spüre sie die Gesänge einer anderen, älteren Welt.
Bloße Vermutung, besser Konj. II „als spürte“ oder besser noch, um der identischen Form Prät. + Konj. II zu entkommen, eine würde-Konstruktion, wiewohl das "als" jedem indigenen Deutschsprachler von selbst aufgehen sollte ...

Verweilen wir ein bisschen in den Konjunktiefen der deutschen Sprache, wenn sie hier

Aber dieser könnte mich töten.
unnötigerweise für das zwowertige Modalverb „können“ verwendet wird.
Etwas kann oder kann nicht (jeder Ausbilder wird das bestätigen, wenn der Azubi etwas „ein bisschen“ kann …) Da dient der Konj. allein der Verstärkung eines "es kann mich töten"

Es oszillierte zwischen Blauschwarz und Nichtsein.

Dunkel ist es hier und wo eigentlich Musik zu hören sein sollte, ist es still.
Weg mit dem „eigentlich“, der Konjunktiv das etwas „sein sollte“ leistet es mit,

findet der

Friedel,

der beeindruckt ist von der Technik, dass ein Buchstabe (ich tipp mal aufs gehäufte s) den Strich verursacht.
Denk ihn einfach weg -...

 

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