Wenn alles neu beginnt...
Ich sog gierig die frische Luft ein. Deutlich konnte ich daraus den Frühling riechen, die Blumen, das frische Gras, einfach den Frühling. Die Vögel sangen ihre Lieder und ich räkelte mich im Gras und wärmte mich in der warmen Frühlingssonne. Langsam stand ich auf und schritt über die endlos scheinende Wiese, ich spürte die kurzen Grashalme an meinen nackten Füßen. Ich war so glücklich, hier fühlte ich mich so frei und unbeschwert.
Aus meinem Glücksgefühl heraus begann ich zu laufen schneller und schneller, die Wiese schien nicht zu Enden ich begann, voller Freude, hohe Luftsprünge zu machen doch plötzlich hielt ich inne. Was war das dort in der Ferne?
Ein winzig kleiner Punkt der sich mir schnell näherte. Im Sonnenlicht erkannte ich das golden glänzende Fell wieder aber konnte sie es wirklich sein? Sie stieß freudig ein Bellen aus und genau in dem Moment wusste ich, dass sie es war. Maxi, meine Golden Retriever Hündin lief mit wehendem Fell auf mich zu ich ging in die Hocke und ließ Maxi in meine ausgebreiteten Arme laufen. Fröhlich schleckte die Hündin mir über das Gesicht wie als hätten wir uns Jahre nicht gesehen auch ich begrüßte sie nicht weniger freudig. Wir waren nun endlich wieder vereint und das machte den Tag noch schöner, ließ mich den Frühling noch deutlicher spüren.
Wir verweilten nicht lange an dieser Wiese und gingen weiter, Maxi trottete brav neben mir her. Bald wich die Wiese einem kleinen Wäldchen, das von der Sonne durchflutet war und welches ein fröhlich glucksender Bach durchquerte. Hier und da wuchsen vereinzelt Schlüsselblumen, das klopfen eines Spechts und das singen vieler Vögel waren die einzigsten Geräusche die uns umgaben. Nur einige Meter weit entfernt graste ein Reh mit seinem Kitz, unsere Anwesenheit schien die beiden keineswegs zu stören.
Es ging unmerklich bergauf, Maxi blieb stets an meiner Seite und blickte mich ab und zu treuherzig mit ihren braunen Augen an. Ich strich ihr über das warme goldenen Fell aus einem Grund den ich mir selbst nicht erklären konnte standen mir plötzlich Tränen in den Augen, nicht das mein Glücksgefühl verloren war, nein, aber ich hatte das merkwürdige Gefühl wie als würde mir irgendetwas fehlen. Offensichtlich erging es Maxi ähnlich, denn sie stieß ein leises Winseln aus und in ihren warmen, braunen Augen las ich deutlich was sie dachte. Auch sie vermisste irgendetwas...
Schließlich gingen wir weiter als ein zierlicher Zitronenfalter unseren Weg kreuzte war das Gefühl vorerst wieder vergessen. Der Weg wurde steiler, doch es machte mir überhaupt keine Mühe den Berg empor zu steigen, auch Maxi die ja über 13 Jahre alt war schien überhaupt nicht Müde zu werden. Schließlich als wir den höchsten Punkt des Berges erreicht hatten und, die Sonne beinahe schon am untergehen war und uns Blutrot entgegen schien hielten wir an und sahen zurück.
Mein Blick fiel allerdings nicht auf das Tal das wir durchquert hatten, nein, ich sah in den Himmel und konnte wie durch Wolken sehen wie meine trauernden Eltern an meinem Grab standen in dem mein verstorbener Körper, der den Kampf gegen den Krebs verloren hatte, begraben war.
Wieder hatte ich das Gefühl mir würde etwas fehlen, doch was sollte mir hier fehlen? Hier auf der anderen Seite?
Ich war doch jetzt befreit vom Leben, befreit vom Schmerz.
Ich war doch jetzt tot...