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Wer sich umdreht

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15.03.2021
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Wer sich umdreht

Gregor
Lisa stand vor ihm am offenen Fenster. Aus dem Garten trug der Wind das liebliche Aroma der Orangenblüten herauf, doch Lisas Duft in seinen Armen genoß Gregor mindestens ebenso sehr.
"Ich könnte jedes Jahr hierherfahren!", seufzte er. "Manchmal würde ich am liebsten nach Südfrankreich auswandern!"
Da waren verwilderte Kräuter im Garten, etwas Gemüse, Oleanderbüsche, Bouganville an der Hauswand und ein großer Orangenbaum, durch dessen Zweige das Meer schimmerte. Unter dem Baum standen ein Holztisch und drei Stühle in hellem blau. Weiter hinten, neben einem kleinen Hühnerstall, trug ein zweiter Baum kleinere Früchte. Die alte Frau aus dem Erdgeschoß rief den Hund, streichelte ihm die Ohren und füllte seine Futterschüssel. Ihr Mann erntete Tomaten. Auf der holprigen kleinen Straße neben dem Grundstück fuhr ein Mädchen auf ihrem Fahrrad vorbei. Hinter ihr schimmerten silbrige Olivenbäume. Lisa lächelte, und wieder dachte Gregor, dass er sie endlich gefunden hatte, die Frau, nach der er sich immer gesehnt hatte.
"Ja, es ist traumhaft schön hier", stimmte sie ihm zu. Gregor atmete tief ein.
"Dieses Licht, der Duft, die Ruhe..." Unten knatterte zwei Mopeds vorbei. Sie sahen sich an und lachten.
"Nirgends duftet es so herrlich nach Benzin!", schwärmte Lisa, machte sich los und drehte sich.
"Du verstehst mich immer so gut.“ Gregor grinste und zog sie wieder an sich. Lisa lachte. Sein Handy vibrierte auf dem Tisch.
"Mal abschalten vom Internet und dem ganzen Immer-verfügbar-sein-müssen..." Sein verklärter Blick wanderte von Lisa zum Handy. Sie lachte noch mehr.
"Es wird dein Sohn sein." Sie wischte sich die Tränen aus den Augenwinkeln. "Hoffentlich sind sie auch gut angekommen. Grüß ihn von mir!" Keno war vierzehn und nun zum ersten Mal mit seinem Freund und einer Jugendgruppe im Urlaub. Er nahm die Trennung seiner Eltern relativ gelassen, wie es Gregor schien. Vielleicht hatten er und Katja ja einiges richtig gemacht. Sie hassten einander nicht.

Lisa hatte während des Telefonats ein paar Dinge ausgepackt, auf dem Sideboard ausgebreitet und war dabei, sie in die Küchenschränke zu räumen: Kaffee, Müsli, ein scharfes Küchenmesser, Knoblauch, ein kleines Fläschchen Balsamicoessig und eins mit Olivenöl...
"Das hast Du alles mitgenommen?"
"Ja, es ist lästig, alles kaufen zu müssen, was man mal für eine Malzeit hier braucht. Meine Erfahrung!" Sie lächelte und sah sehr jung aus in diesem Moment. Manchmal konnte er sein Glück kaum fassen. Es gab Leute, die rechneten ja gar nicht mehr mit solchen Lebensgeschenken, wenn sie nicht mehr jung waren. Sein Freund David war das beste Beispiel.
"Was, 39 Jahre, schön, witzig, klug und noch nie eine lange Beziehung gehabt?" Er hatte sein Gesicht in besorgte Falten gelegt. Pff. David war seit drei Jahren Single und frustriert.
"Oh, schau mal, was im Kühlschrank steht!" Lisa hielt ein kleines Fläschchen Sekt in die Höhe.
"Na, das passt doch, ein Willkommenstrunk." Gregor suchte zwei Gläser und goss ein. Mit den Sektgläsern in der Hand traten sie wieder vor ihr Gartenfenster.
"Schade, der Orangenbaum verhindert unseren Meerblick fast ganz." Lisa antwortete nicht. Er strich ihr das braune Haar aus dem Gesicht und sah, dass sie traurig war. Oder hatte sie Angst?
"Na, so schlimm finde ich das nun auch wieder nicht!" Gregor hob die Augenbrauen und sah sie an. Wo war der Schalk in ihren Augen? Er suchte ihn, doch da war nur Dunkelheit. Was war los?
Es war nicht das erste Mal, dass sie melancholisch wurde, wenn alles besonders schön war. Er hatte schon öfter darüber gegrübelt. Es war das einzig Merkwürdige an ihr. Schweigend standen sie nebeneinander. Langsam färbte der Abend den Himmel rosa und gelb.
„Das Haus, es erinnert mich an ein anderes Ferienhaus, in dem ich mit meinen Eltern war. In Griechenland. Ich war sieben.“ Lächelnd sah sie ihn an, doch ihre Stirn bildete in der Mitte eine zarte, senkrechte Falte.
„War es ein schöner Urlaub?“, fragte Georg und versuchte ihren Blick zu enträtseln. Abrupt drehte sie sich um.
„Ich mache mich nur schnell frisch, dann können wir ein Restaurant zum Abendessen suchen.“ Sie verschwand im Bad. Die Gardine wehte direkt vor ihm ins Zimmer. Er zog sie zur Seite und blickte zum Himmel. Sollte es heute noch ein Gewitter geben?
Sie fanden ein kleines familiengeführtes Restaurant mit nur drei Außentischen auf einem kleinen Platz, der von einer blühenden Seidenakazie überdacht wurde. Lisa erzählte von ihrer Arbeit und den Kollegen. Sie lachten den ganzen Abend viel und tranken noch mehr Rotwein. Lisa war so überzeugend aufgedreht wie sie kurz vor dem Ausgehen traurig gewesen war. Gregor genoss den Abend und wunderte sich doch.

Lisa
Sie hatte ihn schon gesehen, als sie mit den Koffern ins Wohnzimmer hereingetreten waren. Ganz hinten, hinter der Tür zum Schlafzimmer hatte er gestanden und neugierig hervorgeguckt. Schon als sie auf das Haus zugelaufen waren, war ihr wieder alles so vertraut vorgekommen. Sie kannte das Hühnergegacker, die Orangenbäume, den bellende Hund, die Katze, die auf der Stufe zum Eingang lag.
Das war nicht das erste Mal, einige Male und auch im letzten Urlaub war es schon so ähnlich gewesen, mit ihrer Freundin Greta auf Sizilien. Sie hatten den Urlaub vorzeitig abgebrochen, weil es ihr immer schlechter gegangen war. Aber obwohl Greta ihre Freundin war, hatte Lisa nicht mit ihr darüber reden können. Greta war nicht die Richtige dafür, fand sie. Seit diesem Urlaub hatten sie nicht mehr oft telefoniert.
Zuhause hatte sie eigentlich zu einem Arzt gehen wollen, doch dort war alles wieder normal gewesen und sie hatte sich erholt. Ihr immenses Arbeitspensum war schon immer ihre beste Therapie. Sie schaute nicht gern zurück und deshalb redete sie auch mit keiner anderen Freundin über ihre Erlebnisse. Trotzdem hatte sie deshalb dieses Jahr eigentlich in die Berge oder nach London fahren wollen, nur zur Vorsicht. Doch dann hatte sie Gregor kennen gelernt und er hatte sie überredet. Sie erinnerte sich noch an jedes Wort. Es war beim Frühstück in ihrer Küche gewesen:

„London kann man doch mal ein verlängertes Wochenende machen."
"Ich denke, man kann auch ein, zwei Wochen gut in London und Umgebung verbringen, ich hatte es mir halt schon länger vorgenommen. Es ist eine tolle Stadt, es gibt wunderbare Museen..."
"Na klar, das ist so, ich weiß. Aber es ist eine Großstadt. Und wo leben wir hier? In einer Großstadt. Und in England regnet es ständig. Wenn ich mir vorstelle, meinen Sommerurlaub im Regen inmitten von herumhetzenden Menschenmassen zu verbringen..." Er zog ein säuerliches Gesicht. Dann setzte er sich plötzlich auf und seine Augen funkelten. "Wäre es nicht viel schöner, in der Abendsonne am Strand spazieren zu gehen? Morgens steigen wir auf irgend einen schönen kleinen Berg mit toller Aussicht, sammeln dabei wilden Thymian, kaufen auf dem Rückweg ein paar süße Tomaten auf dem Markt und kochen uns dann ein kleines Mittagessen damit. Dann gehen wir ein bisschen an den Strand oder bummeln durch eine hübsche Altstadt. Und auch an der Côte d’Azur gibt es tolle Museen..."
"Ja, sicher, ich weiß... Die Côte d`Azur ist sehr schön..." Gregor nahm ihre Hand und küsste sie.
"Ich verspreche Dir, dafür fahre ich mit Dir auch für mindestens eine Woche nach London, noch dieses Jahr. Wir nehmen uns dann einfach nochmal Urlaub, wenn Du nicht bis zum Herbst warten willst, dann eben noch Ende des Sommers."
"Im Herbst regnet es mir zu viel in London."
"Oh ja, dann also noch im August." Sie hatte gelächelt. Was hätte sie ihm auch sagen sollen, wie sollte man so etwas erklären? Gregor tat ihr gut, er war feinfühlig und warmherzig. Und eigentlich liebte auch sie die südliche Sonne. Sie wollte es mit ihm noch einmal versuchen. Sie hatte genug von Halbherzigkeit und Flucht. Vielleicht hatte sich in ihr ja auch durch diese Beziehung inzwischen alles verändert, vielleicht würden diese Dinge nicht wieder passieren. Sie wollte, dass es so war.

Heute Abend im Restaurant, nachdem sie schon eines Besseren belehrt worden war, hatte sie mehr Rotwein getrunken als sie sollte und wider ihrer Befürchtung hoffte sie nun, einfach schnell einschlafen zu können. Erschöpft fiel sie ins Bett. Ihr Kopf war schwer und das war gut so. Sie rollte sich zusammen und regte sich nicht mehr, auch nicht als Gregor sie sanft auf die Schläfe küsste. Sie versuchte, an nichts zu denken außer an eine weiße Wand. Manchmal gelang es ihr so, schnell einzuschlafen. Ihr Liebster seufzte ein paar Mal enttäuscht und auch vorwurfsvoll, doch dann war er eingeschlafen, schneller als sie.
Fast unmittelbar im nächsten Augenblick stand das Kind an ihrem Bett, ein fünfjähriger Junge, blond, leicht gebräunt und mit Sommersprossen. Er trug eine blaue Badehose und ein weißes T-shirt mit einem grinsenden Bären darauf.
„Was willst du?“, flüsterte sie. Doch das Kind schwieg. Immer schwieg es. Sie griff nach ihm, doch es wich zurück.
„Wenn du nicht redest, lass mich in Ruhe!“, verlangte sie und schloss die Augen, doch sie spürte, dass er sich nun über sie beugte. Entsetzt riss sie die Augen auf und blickte direkt in sein liebes Gesicht. Sie schrie auf und setzte sich.
Gregor knipste das Licht an.

Gregor
„Hey Lisa, was ist denn los?“ Lisa starrte zur Wand, als stünde dort ein Geist.
„Siehst du ihn nicht?“, fragte sie mit Augen voller Tränen.
„Wen soll ich sehen?“
„Den Jungen dort.“ Sie zeigte auf die Fensterfront, als würde dort jemand laufen. Doch Gregor sah nur, wie die Gardine sich ein wenig bewegte. Es war noch immer windig draußen.
„Lisa, was ist los? Da ist niemand.“ Gregor setzte sich ebenfalls auf und fasste Lisa am Arm.
„Dieses Haus ist ein Geisterhaus, ich hatte es mir gleich gedacht!“, stieß sie hervor und blickte ihn trotzig an.
„Du glaubst doch so etwas nicht, oder? Hör mal, du hast schlecht geträumt!“ Gregor versuchte zu lächeln und stricht ihr eine Strähne aus dem Gesicht.
„Du glaubst so etwas nicht, natürlich nicht!“, rief Lisa und die Tränen liefen ihr über die Wangen. Gregor schüttelte ganz leicht den Kopf und es war ihm, als sähe er Lisa ganz neu. Eine andere Lisa, traurig und voller Angst.
„Bist du krank…, Lisa?“, fragte er sehr leise. Sie antwortete nicht, sah sich im Zimmer um, als hätte sie es gerade erst betreten, blickte ihm in die Augen und legte ihren Kopf dann auf ihre angezogenen Knie.
„Ich glaube nicht.“ Wieder schwieg sie. „Zumindest normalerweise nicht. Letztes Jahr im Urlaub mit meiner Freundin habe ich ihn zum letzen Mal gesehen.“
„Wen?“
„Den Geist.“
„Den Jungen?“
„Ja.“

Lisa
Gregors Blick tauchte ganz unerträglich direkt in ihre Seele. Wie konnte sie ihn loswerden? Er war zu dicht, er sah zu viel! Lisa hielt die Hände vor ihre Augen, doch Gregor schwieg. Als sie vorsichtig durch ihre Finger schaute, wanderte Gregors Blick plötzlich durch sie hindurch. Irgendwo stieß er auf etwas. Dann wanderte dieser Blick wieder zurück zu ihr.
„Kennst du diesen Jungen?“ Er nahm jetzt eine ihrer Hände und legte sie in seine. Seine Stimme klang sanft, so sanft, dass sie sich gestreichelt fühlte.
„Ja“, antwortete sie und folgte den verschlungenen Linien des Musters auf der Bettdecke. „Ich kenne ihn.“ Gregor war da. Er hörte ihr zu. Er hielt ihre Hand. Von draußen drang das Zirpen der Zikaden herein, von fern grollte Donner.
„Er ist mein Bruder.“
„Was war damals in diesem Urlaub in Griechenland mit deiner Familie, als du sieben warst?“ Wieder war Gregors Stimme sehr leise. Sie wünschte, er wäre lauter gewesen, erschrockener, desinteressierter, hilfloser, abweisender. All dies hätte ihr ermöglicht zu fliehen. Sie war auf der Flucht seit ihrem 7. Lebensjahr. Die Freundinnen, die Therapeutin, niemand hatte sie einholen können. Vielleicht hätten es ihre Eltern gekonnt, doch die waren selbst auf der Flucht seitdem, auf ihre Weise. Doch diese Stimme und diese warmen Augen ließen sie nicht fliehen. Erschöpft sank sie auf ihr Kopfkissen zurück.
„Er ist ertrunken in diesem Urlaub, im Meer beim Spielen, direkt hinter mir. Er war fünf. Ich habe es beim Spielen nicht gemerkt, mich nicht umgedreht. Ich habe ihm nicht geholfen.“
Gregor sah ihr in die Augen. Dann zog er sie in seine Arme und streichelte sie. Hier wollte sie bleiben. Wann hatte je ein Mann so gut gerochen wie er.
„Aber jetzt hast du dich umgedreht ... und ihn gesehen“, flüsterte er. „Vielleicht wollte er nicht vergessen werden?“ Lisa weinte.
„Hat er dir Vorwürfe gemacht, wenn er als Geist zu dir kam?“
„Nein. Wir hatten damals einen schönen Nachmittag zusammen gehabt, bevor es passierte. Wir hatten im Ferienhaus mit der Katze gespielt und dann am Strand, unsere Sandburg mit Muscheln und schönen Steinen geschmückt. Er trug diese blaue Badehose und das weiße Shirt. Ich habe ihn so lieb gehabt!“ Heftig schluchzte sie nun. „Genauso kam er immer zu mir, letzten Sommer und heute wieder, so wie wir damals waren, als würde er mit mir weiterspielen wollen.“ Gregor ließ sie weinen. Als sie sich etwas beruhigt hatte, lauschten sie der Stille, die Lisas vorherige Worte einwickelte wie in schönes Geschenkpapier.
„Er muss dir schrecklich gefehlt haben damals.“ Lisas Tränen liefen jetzt lautlos. Irgendwann sprach sie weiter.
„Ich konnte nicht an diesen Urlaub zurückdenken. Ich habe es nicht getan. Ich wäre verrückt geworden.“
Draußen regnete es jetzt sehr heftig und der Donner war näher gekommen. Der frische Duft von nasser Erde erfüllte den Raum.
"Es war als könnte ich nicht zurückblicken, genauso wie ich mich damals nicht nach ihm umgedreht hatte", flüsterte sie. "Aber jetzt, jetzt sehe ich wieder alles." Ganz klar und deutlich lag der ganze schöne Urlaub in Griechenland vor ihr, schön, bis zu diesem Tag des Grauens. Morgens waren sie johlend in den Betten herumgesprungen. Zum Hochzeitstag ihrer Eltern hatten sie von ihrem Taschengeld eine kleine Melone gekauft, ihr Inneres ausgehöhlt und gegessen. Anschließend hatten sie ein paar Blumen von einer Rabatte geklaut und dieses blühende Arrangement den Eltern morgens auf den Frühstückstisch gestellt. Sie sah sich mit ihm zusammen am Strand herumtollen. Von ganz tief innen drängten Gefühle aus ihr heraus, viele, große Gefühle. Der Regen prasselte und wusch den Staub von allem weg.
„Er fehlt mir immer noch so sehr!“

 

Hi @Palawan

... und leider schaffst Du es meiner Meinung nicht hinaus. Das heißt, weil ich deine anderen Geschichten gelesen habe, schaffst Du es diesmal nicht mir den Konventionen zu brechen. Es fehlt die Originalität und die Lust zum Risiko.
Sonst kann ich mich nicht der vorhanden Kritik anschließen. Es ist eine ordentliche Arbeit. Ich bin nicht ins Stolpern geraten. Sehr gut zu lesen. Ich hatte Freude daran. Ich weiß zwar nicht ob der Wechsel der Perspektiven etwas bringt.Ich finde ihn aber auch nicht störend.
Ja, leider habe ich jetzt schon die Kritik von Rob F gelesen und sage mir natürlich ist es schön wenn die Geschichte sich selbst beschreibt und nicht die vielen Erklärungen braucht. Mir ist das beim Lesen nicht so aufgefallen. Es fehlte mir eher dieser Aha-Effekt, eben die Fantasie, doch ich weiß auch, dass das nicht immer geht, oder eben, dass wir zusehr an der Realität kleben, keine Zusätze und erfundenen Einfälle zulassen wollen.

„Doch jetzt hast du es getan. … Und du hältst es aus. … Weil auch die guten Erinnerungen wiederkommen. … Oder?“ Lisa weinte. Draußen regnete es jetzt und wusch den Staub von allem weg.
„Er fehlt mir immer noch so sehr.“
Diesen Gedanken könntest Du noch mehr ausbauen, er geht da am Schluss verloren und er könnten auch von der Frau als Reflexion kommen. Ich mag keine altklugen Männer in Geschichten. Die Idee der Resilienz finde ich Interessant... könntest Du mehr gewichten. Das heißt vielleicht mit dem Ende beginnen.

Ich grüße herzlich in den Montag hinein

G.

 

Hallo @Rob F,

vielen Dank für Deine Rückmeldung! Ja, das ist doch immer wieder erstaunlich, wie einem manchmal für die Schwächen eigener Texte erst die Augen aufgehen, wenn andere diese sehen und benennen. Ich habe lange eine Möglichkeit gesucht, meine Schreiberei weiterentwickeln zu können statt nur immer im eigenen Saft zu schmoren und bin echt dankbar für dieses Forum... Vor allem ist es so klasse, sowohl durch die Texte anderer als auch durch die Rückmeldungen anderer zu den eigenen Geschichten lernen zu können...
Ich muss mal sehen, wie ich das nun angehen kann ohne die Geschichte endlos auszudehnen. Dazu brauche ich etwas Zeit... Aber das Ergebnis wird dann zu lesen sein.
Vielen Dank nochmal!
Palawan

 

Hi @G. Husch,

ja, auch Dir vielen Dank für den Kommentar! Dein erster Satz ist ja irgendwie unvollständig und nicht so richtig zu verstehen. (War bestimmt die Eigenmächtigkeit des Handys.) Aber verstanden habe ich insgesamt, dass Dir die Geschichte nicht originell und kreativ genug ist. Hm, dabei fand ich den kleinen Geist ja gar nicht so unoriginell...
Aber unkonventionell ist die Geschichte nicht, da hast Du recht. Gregor ist Lisas Chance, sprich der Mann rettet die Frau. Ich weiß ja, was Du meinst. Ich mag auch Geschichten, in denen die Frauen stark und kreativ sind und Großes leisten. Allerdings bin ich eine Frau und weiß, dass eine Frau auch manchmal Probleme hat und ein Mann das Richtige für sie tun kann. Ich finde nicht, dass nun Frauen immer die sein müssen, die alles können und wissen und keine Hilfe brauchen und außerdem noch die Männer und die Welt retten. Also im wirklichen Leben ist es mal so und mal so, oder? Im wirklichen Leben brauchen Frauen oft mehr Raum, sich entfalten zu können. Aber daran habe ich in meiner Geschichte nicht gedacht, sondern einfach erzählt, wie eine Schwester nicht damit fertig wird, ihren kleinen Bruder nicht gerettet zu haben. Sie verfügt nicht über große Resilienz, was aber für die meisten Menschen zutrifft. Aus traumatischen Situationen gehen nur wenige Menschen relativ unbeschadet hervor.
Naja, mal sehen, was mir noch einfällt.
Also vielen Dank fürs Lesen und einen schönen Tag in den Süden!
Hoffe ja, es schaut vielleicht noch ein dritter Leser vorbei...
LG,
Palawan

 

Hallo,

„Wie gefällt es Dir, Liebling?“ Gregor trat hinter sie ans Fenster, von dem aus man im Abendlicht bis zur Meeresbucht schauen konnte

Ist immer verfänglich, mit einem Dialog zu beginnen. Es ist nicht schlechter Stil, also nicht direkt, aber es ist doch intensiver, wenn man sich zu Beginn auf ein Setting einstellen kann, wenn man eine Verortung hat, und sei sie noch so kurz und knapp. Ein Dialog am Anfang gilt vielen auch als manipulativ, das kann gut, aber auch sehr schlecht sein. Du hast doch auch hier das Setting, da würde ich viel eher mit der Bucht beginnen, mit dem Ausblick.

as Internet hatte nicht zu viel versprochen, fand er. Er liebte Südfrankreich. Aus dem Garten trug der Wind den lieblichen Duft der Orangenblüten hinauf. Am liebsten würde er jeden Sommer hier verbringen, wenn nicht gar hierhin übersiedeln. Er hatte das Gefühl, dass er hier zur Ruhe kam, nirgends so wie hier.
Doch nun hatte er diese tolle Frau kennengelernt, mit deren Herzen seins im gleichen Takt schlug, deren Humor seinem so ähnlich war und die stets zu verstehen schien, was er meinte. Sie hatte keine Kinder und war nicht geschieden, wie doch sonst fast alle Leute ihres Alters, die man kennenlernen konnte. Er selbst war es, seit zwei Jahren. Sein Sohn verbrachte jedes zweite Wochenende bei ihm und auch mit ihm verstand sie sich gut. Keno war schon 14 und nahm die Trennung seiner Eltern relativ gelassen, wie es schien. Vielleicht hatten er und Katja auch manches daran richtiger gemacht als andere. Sie hassten einander nicht. Und so hatte es sich doch alles glücklich gefügt.
Nur sein Freund David hatte skeptisch reagiert, als er ihm von Lisa vorgeschwärmt hatte: „Was, 39 Jahre, schön, witzig, klug und noch nie eine lange Beziehung gehabt? Mach dich auf ein paar ordentliche Kompliziertheiten gefasst!“
„Pff, und wenn schon“, hatte er geantwortet.
Extremes Tell. Es wäre natürlich schöner, wenn du das szenisch darstellen könntest. Einfach weil du so besser einen Charakter erschaffen kannst.
Nur ein blödes Beispiel:
Sie sitzen am Frühstückstisch.
"Also Südfrankreich, das ist wirklich mein Land, nirgendwo sonst fühle ich mich so wie hier."
"Ja, verstehe ich, mir geht es ganz genauso."

Und so weiter. Du entpackst quasi dein Tell, diesen zusammengefassten Teil, und all deine erwähnten Themen lassen sich durch Dialog oder durch subtilen Subtext besser einfügen. Das dauert und der Text wird länger, es ist auch schwieriger, das umzusetzen, aber dadurch wird, meiner Meinung nach, der Text besser, er atmet, die Charaktere werden echter, ehrlicher, tiefer.

Mir geht es nie darum, worum es in den Texten geht. Das ist ja Geschmackssache. Es geht mir eher um die grundsätzliche Umsetzung, also wie ich einen Text anordne, um das zu erreichen, was ich eigentlich als Autor erreichen will? Auch das ist selbstverständlich eine persönliche Sicht auf die Dinge.

Gruss, Jimmy

 

Ich finde nicht, dass nun Frauen immer die sein müssen, die alles können und wissen und keine Hilfe brauchen und außerdem noch die Männer und die Welt retten. Also im wirklichen Leben ist es mal so und mal so, oder?
Hi @Palawan

da will ich dir Recht geben. Ich will nur darauf hinweisen. Es kann helfen wenn es einem im Hinterkopf immer hinterfragt ob es zwingend ein Mann oder eine Frau sein muss und was man erreichen will, oder was es bei dem Leser auslöst. Ich denke es zu prüfen ist immer interessant.

sondern einfach erzählt, wie eine Schwester nicht damit fertig wird, ihren kleinen Bruder nicht gerettet zu haben. Sie verfügt nicht über große Resilienz, was aber für die meisten Menschen zutrifft. Aus traumatischen Situationen gehen nur wenige Menschen relativ unbeschadet hervor.
Und ich muss sagen ich finde es gut, wenn wir auch einfach mal erzählen und uns das Recht dazu nehmen. Ich bin neugierig wie du in die Geschichte eingreifen wirst. Ich wünsche Dir Leser und natürlich einen wunderbaren Tag.

Mit Grüßen aus dem verregneten Süden

G.

 

Hallo Palawan,
an welch wunderschöne Philippinische Insel mich dein Nick gemahnt. :)

Es wurde schon einiges geschrieben, bestimmt kommt noch mehr, ich halte mich kurz, möchte nur auf ein paar stilistische Schwächen hinweisen, die mir beim Lesen aufgefallen sind.

Aus dem Garten trug der Wind den lieblichen Duft der Orangenblüten hinauf.
herauf.
Kürzer, ohne hin und her, wäre: ... brachte der Wind den lieblichen Duft von Orangenblüten.

Von der Perspektive weg, ist hin. Ich ging zu ihm hinüber.
Zur Perspektive, ist her. Er ging zu mir herauf.

Du scheinst Hilfszeitwörter zu lieben.

Es war nicht das erste Mal, dass sie melancholisch wurde, wenn alles besonders schön war. Das war das einzig Merkwürdige an ihr, über das er schon öfter gegrübelt hatte.

„Das Haus, es erinnert mich an ein anderes Ferienhaus, in dem ich mit meinen Eltern war, als ich sieben war. Es war in Griechenland.“

„Was war damals in diesem Urlaub in Griechenland mit deiner Familie, als du sieben warst?“ Wieder war Gregors Stimme sehr leise.

Netten Gruß,
Manuela :)

 

Hallo,

„Wie gefällt es Dir, Liebling?“ Gregor trat hinter sie ans Fenster, von dem aus man im Abendlicht bis zur Meeresbucht schauen konnte

Ist immer verfänglich, mit einem Dialog zu beginnen. Es ist nicht schlechter Stil, also nicht direkt, aber es ist doch intensiver, wenn man sich zu Beginn auf ein Setting einstellen kann, wenn man eine Verortung hat, und sei sie noch so kurz und knapp. Ein Dialog am Anfang gilt vielen auch als manipulativ, das kann gut, aber auch sehr schlecht sein. Du hast doch auch hier das Setting, da würde ich viel eher mit der Bucht beginnen, mit dem Ausblick.

as Internet hatte nicht zu viel versprochen, fand er. Er liebte Südfrankreich. Aus dem Garten trug der Wind den lieblichen Duft der Orangenblüten hinauf. Am liebsten würde er jeden Sommer hier verbringen, wenn nicht gar hierhin übersiedeln. Er hatte das Gefühl, dass er hier zur Ruhe kam, nirgends so wie hier.
Doch nun hatte er diese tolle Frau kennengelernt, mit deren Herzen seins im gleichen Takt schlug, deren Humor seinem so ähnlich war und die stets zu verstehen schien, was er meinte. Sie hatte keine Kinder und war nicht geschieden, wie doch sonst fast alle Leute ihres Alters, die man kennenlernen konnte. Er selbst war es, seit zwei Jahren. Sein Sohn verbrachte jedes zweite Wochenende bei ihm und auch mit ihm verstand sie sich gut. Keno war schon 14 und nahm die Trennung seiner Eltern relativ gelassen, wie es schien. Vielleicht hatten er und Katja auch manches daran richtiger gemacht als andere. Sie hassten einander nicht. Und so hatte es sich doch alles glücklich gefügt.
Nur sein Freund David hatte skeptisch reagiert, als er ihm von Lisa vorgeschwärmt hatte: „Was, 39 Jahre, schön, witzig, klug und noch nie eine lange Beziehung gehabt? Mach dich auf ein paar ordentliche Kompliziertheiten gefasst!“
„Pff, und wenn schon“, hatte er geantwortet.
Extremes Tell. Es wäre natürlich schöner, wenn du das szenisch darstellen könntest. Einfach weil du so besser einen Charakter erschaffen kannst.
Nur ein blödes Beispiel:
Sie sitzen am Frühstückstisch.
"Also Südfrankreich, das ist wirklich mein Land, nirgendwo sonst fühle ich mich so wie hier."
"Ja, verstehe ich, mir geht es ganz genauso."

Und so weiter. Du entpackst quasi dein Tell, diesen zusammengefassten Teil, und all deine erwähnten Themen lassen sich durch Dialog oder durch subtilen Subtext besser einfügen. Das dauert und der Text wird länger, es ist auch schwieriger, das umzusetzen, aber dadurch wird, meiner Meinung nach, der Text besser, er atmet, die Charaktere werden echter, ehrlicher, tiefer.

Mir geht es nie darum, worum es in den Texten geht. Das ist ja Geschmackssache. Es geht mir eher um die grundsätzliche Umsetzung, also wie ich einen Text anordne, um das zu erreichen, was ich eigentlich als Autor erreichen will? Auch das ist selbstverständlich eine persönliche Sicht auf die Dinge.

Gruss, Jimmy

Hallo @jimmysalaryman,

vielen Dank auch Dir für Deine Hinweise. Ja, das werde ich mir heute Nachmittag mal anschauen, wie ich mehr Handlung in die Geschichte bringe, so dass die Figuren greifbarer werden.
Mit dem Einstieg ohne wörtliche Rede tue ich mich ja ein bisschen schwer, obwohl ich schon verstehe, dass es seine Berechtigung hat, in die Situation eingeführt zu werden. Ich empfinde einen Beginn mit wörtlicher Rede eigentlich als angenehm, weil man mit ihr gleich in der Handlung drin ist. Ich weiß noch, dass manche Bücher früher seitenlange Einführungen hatten, die ich in jungen Jahren meist quergelesen habe, weil ich wollte, dass es endlich anfängt. Gleichaltrige, die nicht so gerne lasen, erzählten damals, dass sie aus diesem Grund überhaupt nie über die erste Seite hinweg kämen. Aber solche Extreme hast Du ja nicht gemeint. Außerdem kann man, zumal als Erwachsener, gute Beschreibungen ja auch genießen. Muss mal sehen...
Was ich nicht verstehe, in welchen Fällen ist eine wörtliche Rede am Beginn sehr schlecht, weil manipulativ und in welchen Fällen ist das dann gut? Wenn jemand im ersten Satz einer Geschichte sagt: "Dieses miese Schwein, ich habe es immer gewußt, ich habe es einfach schon immer gewußt!", dann ist man möglicherweise gleich mal gegen die benannte Person voreingenommen. Okay, aber ist das schlimm? Macht das nicht neugierig, mehr über diese Person zu erfahren? So dass man seine anfängliche Meinung oder Vermutung später unter Umständen mit Vergnügen verändert? Wenn dann natürlich alles gradlinig verläuft, so dass das miese Schwein einfach nur eins bleibt, okay, dann ist es langweilig, jedenfalls wenn es auch noch eine Hauptperson der Geschichte betrifft...
Jedenfalls danke für die Anregungen! ? (Das soll ein Gummibär sein ;))
Palawan

Hallo @G. Husch,

da will ich dir Recht geben. Ich will nur darauf hinweisen. Es kann helfen wenn es einem im Hinterkopf immer hinterfragt ob es zwingend ein Mann oder eine Frau sein muss und was man erreichen will, oder was es bei dem Leser auslöst. Ich denke es zu prüfen ist immer interessant.
Das stimmt schon. Du hast vollkommen Recht.
Bei uns scheint gerade die Sonne! Dann kommt es einem direkt wie im Mai vor! ?
Palawan

Hi @Manuela K.,
herzlichen Dank auch Dir für Deine Ideen! Mit der Berechtigung von Hin und Her habe ich mich ja noch nie auseinandergesetzt. Was man alles so wissen muss... ? Und mit den Hilfszeitwörtern, da hast Du wohl auch Recht. Danke Dir und einen schönen Tag!
Palawan

 

Hallo liebe Leser meiner Geschichte! Ich habe sie jetzt überarbeitet. Falls jemand noch einmal Lust hat hereinzuschauen - ich würde mich freuen.

 

Hallo @Palawan,

ich habe deine Geschichte vorher nicht gelesen, kann also zu der Überarbeitung selbst nichts sagen.

Der Anbieter im Internet hatte nicht zu viel versprochen. Aus dem Garten trug der Wind den lieblichen Duft der Orangenblüten herauf.
Ich finde deinen zweiten Satz sehr schön, keine Ahnung, warum du das mit dem Internet schreibst. Wird das noch irgendwie wichtig? Dann vielleicht an die Stelle bauen, wo es wichtig wird, dann kann dein zweiter Satz als erster Satz so richtig seine Wirkung entfalten, denn er katapultiert mich direkt in eine Szene hinein, erschafft eine Stimmung, gewissermaßen ein Versprechen, was mich erwarten wird.

Es war ein netter Garten, auf den sie blickten, mit verwilderten Kräutern, etwas Gemüse, Oleanderbüschen, Bouganville an der Hauswand und einem großen Orangenbaum, unter dem ein hellblau gestrichener Holztisch und drei Stühle standen.
Das "nett" die kleine Schwester von "scheiße" ist, hast du wahrscheinlich auch schon mal gehört. Ein Garten kann oder vielleicht besser: sollte mMn nicht "nett" sein (außer in einer Satire), die Nachbarin kann nett sein oder die Grundschullehrerin vielleicht, wenn's denn sein muss. Auch darfst du es mir als Leserin überlassen, die Ästhetik des Gartens zu bewerten. Und den Garten selbst hast du ja dann auch sehr schön beschrieben. Vielleicht verbindest du es mit dem ersten Satz:
Aus dem Garten trug der Wind den lieblichen Duft des blühenden Orangenbaumes herauf, unter dem ein hellblauer Holztisch mit drei Stühlen stand. Verwilderte Kräuter wuchsen im Garten, auch etwas Gemüse, Oleanderbüsche und Bouganville an der Hauswand.
Das nur als Beispiel. Ich selbst finde es schön, wenn du dir (bzw. Autoren im Allgemeinen) Zeit lässt beim Beschreiben, also wenn du erstmal alle Sprache nur darauf verwendest das Setting einzuführen, damit ich verortet bin, auch eben in einer Stimmung. Das "auf den sie blickten" wirkt daneben leer und inhaltslos. Wenn du das Setting beschreibst, gehe ich automatisch davon aus, dass es jemanden gibt, der es sieht. Das "gestrichen" kannst du mMn auch löschen, weil Holz von Natur natürlich niemals hellblau sein wird, außer es geht dir hier darum zu beschreiben, dass er nicht lackiert, sondern gestrichen ist, aber ich denke nicht, oder?

Die alten Leute, die im Erdgeschoss lebten, waren auch zu sehen. Die Frau rief den Hund, streichelte ihm die Ohren und füllte ihm seine Futterschüssel, ihr Mann erntete ein paar Tomaten.
Auch hier kannst du mMn den ersten Satz löschen und gleich ganz konkret sagen, was zu sehen ist. ZB: Die alte Frau aus dem Erdgeschoss rief den Hund ... ihr Mann erntete ...

Hinter dem Garten führte eine holprige kleine Straße am Grundstück vorbei, dann kam ein Olivenhain.
Vielleicht findest du noch eine besseres Wort als "kam", das ist doch sehr umgangssprachlich, aber deine Beschreibungen lassen ja eher ein recht idylisches Bild entstehen, da klingt das "kam" irgendwie nach Wegbeschreibung ... hinter der Kreuzung kommt dann ne lange Straße und dann kommt wieder ne Kreuzung und da ist dann der Supermarkt ...
Das alles gesagt, finde ich deinen Einstieg sehr schön. Er verortet mich an einem idyllischen Ort, irgendwo am Mittelmeer(?), die Orangenbäume blühen, ich denke also an Frühling und ein laues Lüftchen ...

Dann kommt er Dialog. Den kann ich gar nicht einordnen beim Lesen, weshalb er mich - ehrlich gesagt - langweilt. Also bis "Lisa lachte." verstehe ich, dass es darum geht, zu zeigen, wie harmonisch sie es miteinander haben, wie gut sie sich verstehen, dass sie zusammen lachen. Das finde ich gut, aber der Rest des Dialogs, wozu ist der gut?

Sie lächelte und sah sehr jung aus in diesem Moment. Was war bitte der Haken an dieser Frau? Kurz dachte er missmutig an seinen Freund David, der skeptisch reagiert hatte.
´ Was, 39 Jahre, schön, witzig, klug und noch nie eine lange Beziehung gehabt? Mach dich auf ein paar ordentliche Kompliziertheiten gefasst!.` Pff, sollten sie doch kommen.
Das ist sehr "tellig". Außerdem: ist es wichtig? Dass es Probleme gibt, kommt doch noch, warum denn hier schon so - sorry fürs so Direktsein - unelegant ankündigen?
"Schade, der Orangenbaum verhindert unseren Meerblick fast ganz." Lisa antwortete nicht. Er strich ihr das braune Haar aus dem Gesicht und sah, dass sie traurig war. Oder hatte sie Angst?
"Na, so schlimm finde ich das nun auch wieder nicht!" Wo war der Schalk in ihren Augen? Er suchte ihn, doch da war nur Dunkelheit. Was war los?
Manchmal ist mir nicht ganz klar, wer redet, da könntest du auch noch mal gucken. Das hier ist doch das Thema der Geschichte. Erst sind sie glücklich und lachen und dann kippt ihre Stimmung. Vielleicht kannst du beschreiben, woran er erkennt, dass sie traurig ist. Das sie nicht antwortet ist ein Indiz, vielleicht starrt sie nach draußen oder so (was sicherlich nicht sehr kreativ ist)
Es war nicht das erste Mal, dass sie melancholisch wurde, wenn alles besonders schön war. Er hatte schon öfter darüber gegrübelt. Es war das einzig Merkwürdige an ihr. Hatte David am Ende Recht gehabt? Schweigend standen sie nebeneinander.
Auch wieder tell.

Wenn ich mal die mMn tellige Teile rauslasse, kommt das heraus:

Lisa hatte inzwischen ein paar Dinge ausgepackt, auf dem Sideboard ausgebreitet und war dabei, sie in die Küchenschränke zu räumen: Kaffee, Müsli, ein scharfes Küchenmesser, Knoblauch, ein kleines Fläschchen Balsamicoessig und eins mit Olivenöl...
"Das hast Du alles mitgenommen?"
"Ja, es ist lästig, alles kaufen zu müssen, was man mal für eine Mahlzeit hier braucht. Meine Erfahrung!" Sie lächelte und sah sehr jung aus in diesem Moment.
"Oh, schau mal, was im Kühlschrank steht!" Lisa hielt ein kleines Fläschchen Sekt in die Höhe.
"Na, das passt doch, ein Willkommenstrunk." Gregor suchte zwei Gläser und goss ein. Mit den Sektgläsern in der Hand traten sie wieder vor ihr Gartenfenster.
"Schade, der Orangenbaum verhindert unseren Meerblick fast ganz." Lisa antwortete nicht. Er strich ihr das braune Haar aus dem Gesicht.
Schweigend standen sie nebeneinander. Langsam färbte der Abend den Himmel rosa und gelb.
„Das Haus, es erinnert mich an ein anderes Ferienhaus, in dem ich mit meinen Eltern war. In Griechenland. Ich war sieben.“ Lächelnd sah sie ihn an, doch ihre Stirn bildete in der Mitte eine zarte, senkrechte Falte.
„War es ein schöner Urlaub?“, fragte Georg. Abrupt drehte sie sich um.
„Ich mache mich nur schnell frisch, dann können wir ein Restaurant zum Abendessen suchen.“ Sie verschwand im Bad. Die Gardine wehte direkt vor ihm ins Zimmer. Er zog sie zur Seite und blickte zum Himmel. Sollte es heute noch ein Gewitter geben?
Diese Frage nach dem Gewitter ist doch ein guter Abschluss für diese Szene bzw den Perspektivwechsel. Das ist doch quasi metaphorisch. ich finde das machst du kaputt mit dem - wieder entschuldige meine Direktheit - Geplapper im Restaurant. Soll das zeigen, dass sie wieder fröhlich ist? Das ihre Stimmung umschlägt, hast du ja schon gezeigt.

Ich höre mal hier auf und fasse noch mal zusammen, dass du mMn mehr Vertrauen in deine Fertigkeiten als Autorin haben kannst, dass du deine Figuren so zeichnen kannst, dass ich verstehe, was sie umtreibt, und auch in meine (bzw. des Lesers) Fertigkeiten Situationen emotional zu entschlüsseln. Auch finde ich, dass es einige Stellen gibt, die Dynamik und Spannung rausnehmen, weil sie deine Geschichte bzw. die von Lisa nicht voranbringen.
Das ist aber natürlich nur meine Meinung bzw mein Eindruck als eine von vielen Leserinnen.

Viele Grüße
Katta

 

Liebe @Katta,
vielen Dank für Deinen Kommentar. Manchmal ist es aber auch zum Haareraufen! Du hast jetzt teilweise das kritisiert, was ich extra verändert habe. So kommt es mir jetzt jedenfalls vor. Meine bisherigen Kritiker wollten mehr miterleben, was ich teilweise nur erzählt habe, weil es in der Vergangenheit lag oder weil ich ursprünglich nicht fand, dass für alles Szenen da sein müssen. So klang es ihnen zu zusammengefasst.
Die Gedanken zu "nett" fand ich interessant. Naja, ich wollte ausdrücken, dass meine Protagonisten den Garten schön fanden. Das kann man ja wohl auch schreiben, dass der Protagonist etwas findet. Aber nett ist da in der Tat doch kein gutes Wort - werde ich ändern. Auch brauche ich vielleicht den ersten Satz tatsächlich nicht, da hast Du, glaube ich, recht. Auch mit den alten Leuten im Haus gucke ich nochmal...
Was ich merke, dass hier immer viel von "tell" gesprochen wird, bzw. alles "tellige" kritisiert wird. Warum kann man nicht mal was erzählen? Ich habe nach meiner Überarbeitung auch schon viel mehr Dialoge drin als vorher, aber ich möchte ja mitunter auch die Gedanken des Protagonisten zeigen, da komme ich doch um "tell" nicht drumrum, oder? Kannst Du mir dazu vielleicht nochmal was schreiben? Vielleicht verstehe ich es ja nicht ganz richtig.
Die Szene im Restaurant und auch ganz am Anfang soll zeigen, dass es ihnen gut geht zusammen, dass sie sich wirklich wohlfühlen miteinander und sie sich gesehen und angekommen fühlt. Das ermöglicht ihr, den ersten Schritt zu gehen dahin, sich mit ihrem Trauma auseinandersetzen zu können. Ob er natürlich einen Freund haben muss, der ihm Komplikationen vorausgesagt hat, ist die Frage, wahrscheinlich ist das für die Geschichte eigentlich nicht nötig... Da muss ich auch nochmal drüber nachdenken...
Vielen Dank Dir nochmal!!
Palawan

 

Der Anbieter im Internet hatte nicht zu viel versprochen. Aus dem Garten trug der Wind den lieblichen Duft der Orangenblüten herauf.
Hi @Palawa

nur kurz, ich würde auf jeden Fall den ersten Satz streichen. (ich glaube ich mag im Satz anzufangen, wenn ich mich mit Dir schriftlich unterhalte)

So musste das sein.
Würde ich streichen. Hilft nicht viel dieser Satz. Mich nervt er eher.
"Es wird dein Sohn sein." Sie wischte sich die Tränen aus den Augenwinkeln. "Hoffentlich sind sie auch gut angekommen. Grüß ihn von mir!" Keno war

und mit seinem Freund zusammen zum ersten Mal ohne Eltern im Urlaub.
"Hey Keno", tönte Gregor, "wie geht's, alles klar?" ---
"Super! Wir sind auch angekommen. Und sind die Gruppenleiter okay?" ---
"Hab ich mir schon gedacht. Das freut mich für dich! Na dann mal viel Spaß noch heute Abend! ---
"Ja danke, richte ich ihr aus. Ich soll dich auch schön grüßen. ---
"Sag deiner Mutter auch noch Bescheid, ja?" ---
"Ah, hast du schon. Prima. Also, ciao." Lisa hatte inzwischen ein paar Dinge ausgepackt, auf dem Sideboard ausgebreitet und war dabei, sie in die Küchenschränke zu räumen: Kaffee, Müsli, ein scharfes Küchenmesser, Knoblauch, ein kleines Fläschchen Balsamicoessig und eins mit Olivenöl...
"Das hast Du alles mitgenommen?"
"Ja, es ist lästig, alles kaufen zu müssen, was man mal für eine Malzeit hier braucht. Meine Erfahrung!" Sie lächelte und sah sehr jung aus in diesem Moment. Was war bitte der Haken an dieser Frau? Kurz dachte er missmutig an seinen Freund David, der skeptisch reagiert hatte.

Da sind unnötige Längen für mich. Brauche ich diese Informationen? Ja, das war flüssiger vorher und eben nicht so möbliert mit Dialogen. Es ist zu ausführlich, so denke ich, der Leser fragt sich was Du willst und hört vielleicht zum lesen auf.

Zitat Palawan
„Ja, und nebenbei erfahre ich die neuesten Katzenstorys aus seiner Familie. Er ist jeden Tag verzweifelter, weil er es ja war, der seinen Kindern gesagt hat, dass er nichts gegen eine Katze hätte. Nun haben sie zwei und die zerlegen jeden Tag die Wohnung. Aber seine Kinder und seine Frau lieben sie trotzdem wie verrückt. Er kann nichts machen.“

G. schreibt:
Brauchst Du die Katzen hier wirklich?
Das lustige finde ich dass ich deine Geschichte jetzt viel undeutlicher finde. Sie kommt mir wirrer und schwierig vor. Oder ist das meine Konzentrationsfähigkeit nach einem langen Tag?

Tut mir leid ich schließe hier für jetzt.
Grüße Dich und wünsche eine erholsame Nacht

bis bald
G.

 

Hi @G. Husch,
schön, dass Du nochmal vorbeigeschaut hast. Ich hatte zwischendurch auch mitbekommen, dass Du wieder eine Geschichte eingestellt hast und habe sie inzwischen auch schon gelesen. Ich melde mich dann auch nochmal bei Dir.
Mit meinem Text bin ich gerade ein bisschen am Verzweifeln. Vorher wollten alle (außer Dir) unbedingt mehr Dialoge und weniger „tell“ (Oh, wie modern das klingt!), jetzt sind gerade diese Dialoge „doch überflüssig“!! Aahh!!? In irgendeiner Form muss ich doch erzählen, was ich erzählen will!?
Ich schätze, nun muss ich mir nochmal gaanz viel Zeit nehmen und letztlich entscheiden, was für mich richtig erscheint...
Schönen Tag noch!
Palawan

 

Hallo, ich nochmals.

Vielleicht könntest du die Perspektive ändern. Direkt ins Ich, und in den Präsens.

"Der Anbieter im Internet hat nicht zu viel versprochen. Aus dem Garten trägt der Wind den lieblichen Duft von Orangenblüten herauf.
"Manchmal würde ich am liebsten nach Südfrankreich auswandern!" Lisa steht vor dem offenen Fenster. Im Garten verwilderte Kräutern, Gemüse, Oleanderbüschen, Bouganville an der Hauswand und ein großer Orangenbaum. Darunter ein hellblauer Holztisch und drei Stühle. Das alten Paar, das im Erdgeschoss lebt, ist auch zu sehen. Die Frau streichelt dem Hund die Ohren und füllt seine Futterschüssel, der Mann erntet gerade ein paar Tomaten."

Ich glaube, das bringt irgendwie einen näheren, intimeren Sound in den Text, der vielleicht etwas besser zu dem passt, was du erzählen willst, ich weiß nicht.

Gruss, Jimmy

 

Hi @Palawan

Dialoge sind sehr schwer. Und das Problem ist manchmal (vor allem bei Verbesserungen) dass wir die Geschichte kennen, schnell die Dialoge einbauen um das "tell" vermindern und dann vergessen, dass so tiefe Eingriffe fast heißen die Geschichte neu zu schreiben (weil sie neu Komponiert werden muss, damit sie ihren Fluss, ihre Spannung nicht verliert). Es ist ein großer Aufwand, der sich lohnt, doch leider nicht neben her geht.
Denn es muss ausgewogen bleiben. Die Geschichte verliert erst einmal die Ausgewogenheit, so kommt es zumindest mir mit deiner vor.
Ich hoffe ich schaffe das herüber zu bekommen was ich sagen will. Ich komme mir morgendlich auf Wort suche für meine Gedanken noch ungeschickt und wacklig vor.

Liebe Aufwachgrüße

G.

 

Hallo Palawan,

bevor ich konkret auf deine Antwort eingehe, möchte ich noch mal vorweg nehmen, dass ich selbst erst seit ca. 1 Jahr (wieder) schreibe, dass ich alles andere als eine Expertin bin, was das Schreiben angeht. Ich schildere vor allem meinen Leseeindruck, mir fällt es aber immer wieder schwer, zu benennen, warum etwas nicht funktioniert oder funktioniert (da fehlen mir manchmal auch die Begriffe) und dass ich dann im Grunde nur Hypothesen anbiete. Das bedeutet, dass ich auch nicht mehr weiß als du und dass ich auch gerade an einem Text sitze und keine Ahnung habe, was ich nach dem Posten für Feedback bekommen werde. Es ist halt leichter zu sagen, etwas schmeckt nicht, als selbst etwas Leckeres zu kochen.

Manchmal ist es aber auch zum Haareraufen! Du hast jetzt teilweise das kritisiert, was ich extra verändert habe. So kommt es mir jetzt jedenfalls vor. Meine bisherigen Kritiker wollten mehr miterleben, was ich teilweise nur erzählt habe, weil es in der Vergangenheit lag oder weil ich ursprünglich nicht fand, dass für alles Szenen da sein müssen. So klang es ihnen zu zusammengefasst.
Oje, Haareraufen ... aber ist doch auch manchmal gut, das sind doch die Momente in den man viel lernt. Jedenfalls habe ich die anderen Kommentare nicht gelesen und kenne auch die Vorversion nicht, darum kann ich da so konkret nichts zu sagen, aber ich habe zwei Ideen dazu.
1. Vielleicht handelt es sich um einen typischen Fall von: Man kann es nicht jedem Recht machen und Geschmäcker sind eben verschieden. 2. Es erscheint mir aber genauso plausibel, dass du möglicherweise etwas falsch verstanden oder interpretiert hast. Das würde bedeuten, dass du hier an etwas dran bist, was du noch nicht verstehst oder wo du dir noch keine Meinung gebildet hast, etwas, das dich vielleicht wirklich weiterbringen könnte. Darum würde ich da noch mal genauer hinschauen und nicht leichtfertig von Punkt 1 ausgehen.
Ja, auch ich möchte miterleben und ich finde, du bist da mit deinem Text auch auf dem richtigen Weg. Aber wie immer gilt halt auch hier: Die Dosis macht das Gift. Ich möchte im Grunde nur miterleben, was für die Geschichte relevant ist. Und ja, manchmal ist es auch einfach nur schön in Sprache zu schwelgen oder in einer Stimmung oder so (ich mag das sehr), aber ich glaube (und hoffe, du verzeihst wieder meine Unverfrorenheit), dass wir beide an diesem Punkt noch nicht sind und wir es erstmal einfach halten sollten im Sinne von: straigth forward. Also erstmal einen handwerklich soliden Tisch bauen, Schublädchen können wir dann einbauen, wenn wir das mit dem Tisch grundsätzlich gut hinkriegen.
Für mich geht es in deinem Text um die Geschichte von Lisa, die es schafft, sich Gregor zu öffnen, weil, wie du selbst schreibst, die Atmosphäre das zulässt. Im ersten Teil, der aus Gregors Perspektive, zeigst du das 1. mit deinen Beschreibungen vom Garten. Du lässt sie zusammen am Fenster stehen, in diese idyllische Landschaft mit dem schönen Wetter (schreibst du nicht, denke ich aber) schauen, sie scherzen und lachen. Das ist eine Superszene, ich sehe wie vertraut sie miteinander sind, wie harmonisch. Das ist doch auch, was du erreichen möchtest, richtig? Dann klingelt das Telefon und ich frage dich: wozu führt er dann das Gespräch mit seinem Sohn, eine weitere Person wird ja hier eingeführt, eine weitere Beziehung, die aber nirgendwohin führt? Das ist sicher eine blöde Frage, weil die so nach Rechtfertigung klingt, aber mir brauchst du darauf keine Antwort zu geben, sondern, auch nur wenn du möchtest, dir selbst. Statt des Telefonats könnten sie _zusammen_ auspacken. Dann führst du nämlich diese schöne Szene weiter, bzw. ich als Leserin kann dieser schönen Szene weiter folgen, denn du willst doch die beiden zeigen, ich will auf jeden Fall die beiden sehen, wie sie miteinander umgehen, nicht wie er mit seinem Sohn umgeht. Dann könnten Sie zusammen den Sekt trinken. Gregors Gedanken sind zum einen für den Spannungsbogen nicht optimal (zumindest aus meiner Leserperspektive, weil du ja nun schon alles vorweg genommen hast, was spannend ist), zumal reißen sie mich auch wieder (wie eben auch das Telefonat) aus der Atmosphäre der beiden. Und wieder die Frage: Um was geht es dir hier in diesem Teil? Doch um die liebevolle Atmosphäre der beiden, oder? Und darum, dass diese mitunter von jetzt auf gleich von etwas in Lisa durchbrochen wird. Wenn du da einfach dran bleibst, also nah bei den beiden bleibst und nicht wegwanderst, dann reicht das vollkommen, dann brauchst du das Restaurant nicht, weil du dann am Anfang das alles schon geschildert hast und alles weitere dann redundant ist. Dann endest du quasi mit einem Cliffhänger, weil Lisa plötzlich und für den Leser unerwartet verstummt und irgendwie abweisend oder doch zumindest ausweichend reagiert. Und da ist dann Spannung, weil ich mich frage: Huch, was ist denn hier los? Wenn ich das aber mit dem Freund schon gelesen habe, denke ich: Ja, klar, war ja schon angekündigt. Soviel nur zu dem ersten Teil ... Vielleicht verstehst du, was ich grundsätzlich meine?

Naja, ich wollte ausdrücken, dass meine Protagonisten den Garten schön fanden. Das kann man ja wohl auch schreiben, dass der Protagonist etwas findet.
Auf jeden Fall! Man kann alles schreiben, was man will ;-). Ob Leser dass dann immer so gut finden, ist wieder eine andere Frage, aber Leser:innen sind ja auch alle verschieden. Mir ging es ja vor allem, um das Wort "nett" ;-)

Was ich merke, dass hier immer viel von "tell" gesprochen wird, bzw. alles "tellige" kritisiert wird. Warum kann man nicht mal was erzählen? Ich habe nach meiner Überarbeitung auch schon viel mehr Dialoge drin als vorher, aber ich möchte ja mitunter auch die Gedanken des Protagonisten zeigen, da komme ich doch um "tell" nicht drumrum, oder? Kannst Du mir dazu vielleicht nochmal was schreiben? Vielleicht verstehe ich es ja nicht ganz richtig.
Hach ja, da sind wir wieder bei meiner Einleitung. Hier geht es ja ums Schreiben, wie gesagt, bin ich da auch keine Expertin, ich habe das nur für mich sortiert und so, vielleicht ist das alles ganz falsch und die Profis hier raufen sich darum gleich die Haare, wenn sie meine Anmerkungen lesen. Ich bin ja auch noch nicht so lange hier dabei und habe das vielleicht zum ersten oder zweiten Mal geschrieben und zwar einfach, weil es vereinfacht, was ich eigentlich sagen will. Ich denke schon, dass man auch einfach mal etwas erzählen kann. Ich mag das sogar sehr gerne und ich finde, dass es eine gute Mischung zwischen show und tell braucht. Bleibt man ständig beim Show, dann wird man mMn der Sprache nicht gerecht. Bücher bzw. Geschichten, die nur mittels Sprache erzählt werden, sind eben keine Filme und sollen sie ja auch nicht sein. Ich glaube, dass das Tell oft in bestimmten Zusammenhängen kritisiert wird, aber nicht immer, also nicht jedes Tell wird kritisiert. Viele Leser (behaupte ich jetzt mal so), vielleicht auch nur eine bestimmte Sorte Leser mögen es nicht bevormundet zu werden, sie wollen sich selbst ein Bild machen. Also, wenn du alles vorkaust, geht für mich der Lesespaß flöten. Und es ist sicher Geschmackssache, aber meistens interessiert mich nicht so sehr, was die Figuren denken und wie sie etwas bewerten, weil das für mich Literatur zum Teil erst interessant macht, dass ich eigene Schlussfolgerungen ziehen kann, dass ich sagen kann, wie im obigen Beispiel: Aha, das ist aber komisch! ohne, dass ich dadurch durch die Gedanken von Gregor erst drauf hingewiesen werden muss. Jetzt kannst du sagen: Ja, aber das ist ja, was er denkt. Das kann ich doch dann schreiben. Und da sag ich wieder: Klar, kannst du das schreiben und sowieso bin ich nur eine Leserin von vielen, aber _mich_ interessiert das nicht, warum sollte es? Es geht doch nicht um Gregor und darum was er denkt, es geht um Lisa und darum, dass sie einen für sie wichtigen Schritt vollzieht, indem sie sich ihm öffnen kann. Das ist doch die Geschichte. Also wenn mich Gedanken von jemandem in deiner Geschichte interessieren, dann die von Lisa, denn sie ist deine Protagonistin. Und dann vertellst du mir da Sachen, die mich gar nicht weiterbringen in meiner Wissbegier. Ich zB bin auch überhaupt kein Fan von viel Dialog oder anders ausgedrückt: Dialoge sind schwierig, bei den wenigsten gefällt mir, wenn da zu viele Dialoge drin sind. Aber ja, sie haben einen Nutzen und den sollte man auch einsetzen. Ich glaube, du brauchst da deine ganz eigene Antwort auf die Frage nach dem Tell und dem Show. Und im zweifelsfall fragst du vielleicht noch mal konkret nach, was die Person genau meint, weil es meistens doch einfach als Abkürzung benutzt wird für: ich als Leser würde deine Behauptung gerne überprüfen oder: bitte lass mich meine eigenen Schlussfolgerungen ziehen etc.

Ich hoffe, du kannst mit meiner etwas ausgeuferten Antwort etwas anfangen.

Liebe Grüße
Katta

 

Hallo liebe @Katta,
Vielen, vielen Dank für Deine ausführliche Antwort! Da hast Du Dir ja viel Zeit für mich genommen. Ich kann auf jeden Fall was damit anfangen.
Herzlich,
Palawan

 

Hallo @jimmysalaryman,
Vielen Dank für diesen Hinweis nochmal. Ich werde es mir mal anschauen. Zwischenzeitlich hatte ich mir auch schon darüber Gedanken gemacht, dass es gar nicht darum gehen kann, nicht erzählen zu dürfen, dass es etwas anderes sein muss, was mir hier nicht so gelungen ist. Ich werde den schon auf die Spur kommen...
Danke, Ciao,
Palawan

 

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