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Wie es ist

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27.08.2005
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Wie es ist

Ich liebe die Nacht, besonders wenn es wieder wärmer wird draußen.
Ich sitze an meinem Tisch, die Balkontür steht offen und der leichte Vorhang bewegt sich sanft im Wind. Auf dem Tisch steht ein Leuchter mit fünf Kerzen, welche ab und zu flackern. Daneben eine Flasche Wein und mein Glas. Im Radio laufen Jazz- und Swingmelodien. "Bei Dir war es immer so schön", "Zwei in einer großen Stadt"... Ich habe schöne Gedanken. Meine Frau und ich würden tanzen. Ich bekomme Sehnsucht und trete hinaus auf den Balkon. Die Bäume im Garten sind herrlich gewachsen, ihr Laub rauscht im Nachtwind. Eine Laterne wirft ein gelbes, angenehmes Licht auf das grüne Gras und einen kleinen Steinweg. Ich blicke nach oben in den schwarzen Nachthimmel. Der Vollmond ist groß und hell, Sterne sind zu sehen und wenn ich länger hinsehe auch die Milchstraße. Ein helles Mädchenlachen läßt mich wieder hinunter auf den Weg blicken. Da gehen zwei hübsche Freundinnen, welche offenbar über etwas erheitert sind. Ich gehe zurück ins Zimmer, ziehe mir eine leichte Jacke über und verlasse die Wohnung.

Im Treppenhaus stinkt es nach kaltem Zigarettenqualm und nach Essen. Die jugoslawische Freundin des Alkoholikers unter mir hat wieder irgendwas scharf angebraten, mit Zwiebeln. Ich reisse die Fenster auf, die eine Treppe tiefer auch. Allerdings ist der Effekt nur von kurzer Dauer, der Gestank kehrt sofort wieder zurück wenn man die Fenster schließt. Die alte, neugierige Dame von nebenan wird sie schon nach kurzer Zeit schließen, sie behauptet, es kühle ihre Wohnung aus, wenn im Treppenhaus die Fenster offen stehen. Sie bekommt mit, daß ich die Wohnung verlassen habe (so wie sie alles mitbekommt), da der Sinn ihres Lebens darin besteht, die Nachbarschaft auszuhorchen, Tag und Nacht. Bevor sie mich ansprechen kann bin ich jedoch eine Treppe tiefer. Ich bin schneller geworden. Der verwahrloste Mann neben dem Alkoholiker schläft in seinem eigenen Müll. Aus seiner Wohnung dringt ein fauliger Schweissgeruch. Man wird die Räume wohl komplett entkernen müßen oder mit einem Flammenwerfer ausbrennen, sollte er einmal ausziehen.
Draußen umweht mich eine laue Brise, die mir Gänsehaut verursacht. Ich atme tief ein und gehe den Weg entlang. Links und rechts auf den Rasenflächen liegt Müll. Hauptsächlich Verpackungen von Chips, Keksriegeln und McDonalds welche Jugendliche neben die nahestehenden Mülleimer schmeissen. Es war ihnen wohl zu mühsam, zwei Meter weiter zu gehen. Dazwischen massenweise Kippen und leere Alkohol-Flaschen. Auf dem Weg allenthalben ausgespuckte Kaugummis. Am Ende des Weges stelle ich fest, daß man die beiden schönen alten Bäume hier grausam beschnitten hat. Sie sind vermutlich falsch gewachsen. Entlang der ehemaligen Allee, jetzt eine breite Teer-Straße, zu welcher der Weg führt, hat man bereits vor Jahren die gesamten Bäume gefällt. Sie störten. Jetzt stehen hier Autos. Autos gibts viele. Sie rasen durch die Stadt, ein lautes Wummern kommt aus vieler Innernem, oder suchen nach Parkraum.
Ich schlendere die Straße entlang. Gegenüber ist eine Bushaltestelle.
Auf der Lehne der Bank sitzen ein paar Gestalten, daß Geschlecht durch viel zu weite Hosen und Kapuzenjacken unkenntlich gemacht, die Sportschuhe auf der Sitzfläche. Sie rauchen eine Haschischzigarette. Jeder der einen Zug nahm spukt anschließend auf den Boden. Da ich stehenblieb werden sie meiner Gewahr. Einer ruft plötzlich "Hasch Du Problem?" Ich reagiere nicht. Sie bleiben auf der Bank und spuken weiter. Die beiden Mädchen, welche ich vorhin von meinem Balkon aus sah, waren zwischenzeitlich den Weg zurückgegangen und befanden sich nun dicht hinter mir. Sie warfen mir verstohlenen Blicke zu, ich blickte zurück und lächelte. "Ey, Schlampe" kam es von der Bushaltestelle. Die Mädchen blieben stehen und blickten hinüber. "Hey ficken, oder was?" Die Mädchen guckten noch angestrenger zu den Gestalten. Dann sagte eine "Der eine ist doch Sali" und "Hey, was geht". Sie liefen dann über die Straße, offensichtlich erfreut. Ich ging weiter. Eine ältere Dame kam mir entgegen. Sie blieb plötzlich stehen und schaute ängstlich in meine Richtung. Als ich mich ihr zügig näherte ging sie noch zwei Schritte nach links, zwischen die parkenden Autos. Ich grüßte und ging vorbei.
Unter einer häßlichen Brücke welche mitten durch und über die alte Stadt führt befindet sich eine Tankstelle. Getankt wird hier weniger Benzin als vielmehr Hochprozentiges. Mindestens zwanzig verwahrloste Männer und auch Frauen, abgemagert, das Haar fettig, gammeln unter der Brücke herum. Sie trinken Bier und Schnaps aus Flaschen. Ihre Bewegungen sind langsam und krankhaft. Ein paar können noch sprechen, allerdings ebenfalls sehr langsam. Andere bringen nur noch stammelnde Laute heraus.
Meinen Weg kreuzen nun immer mehr Menschen. Sie sind überwiegend jung und gehen zu zweit oder in kleinen Gruppen. Gelacht wird wenig, gegrüßt garnicht. Viele sind damit beschäftigt, die Tasten ihres Mobiltelefons zu drücken. Cafes und Bars welche dichtgedrängt an der Straße liegen sind zum Bersten gefüllt. Drinnen lacht auch niemand richtig, sie schauen auf ihre Telefone. Vor vielen Lokalen stehen große, muskulöse Männer die manche hereinlassen, andere nicht. An einem Platz befindet sich links ein amerikanisches Schnellrestaurant, daneben ein türkisches. In der Runde folgt eine Bier-Kneipe, noch zwei Dönerbuden, eine Szenebar und ein Kebaphaus, eine Spielhalle und noch ein Restaurant mit Döner. Ich höre wie eine Blondine herzhaft in ihren Döner beisst und mit vollem Mund sagt. "Pinar isch geilster Döner in der Stadt". Ich widerstehe der kulinarischen Verlockung und biege rechts ab. Ein enferntes Wummern wird lauter, je weiter ich geradeaus gehe.
Leute stehen in einer langen Reihe bis zum Eingang eines Kellers. Aus dem Inneren kommen laute Geräusche. Davor ebenfalls kräftige Männer welche die Wartenden mustern. Ich stelle mich an. Die Schlange rückt langsam Richtung Eingang. Vor mir drei Jungs. Die Muskelmänner vor der Türe haben sie bereits im Auge als sie noch nicht unmittelbar vor ihnen stehen. Ich höre zu: "Jungs, zu dritt?" "Sorry, wenn ihr Frauen dabeihättet..." "Unsere Freunde sind schon drin, lasst mich nur kurz rein damit ich ihnen bescheid sagen kann" "Ok, einer" Er kommt zurück, die Männer nochmals bittend, es hilft nicht "Vielleicht geht später noch was" "Nächstesmal einfach früher da sein" und auf mich gerichtet: "Gehört der zu euch?" Ich verneine und darf hinein.
Innen ist es stickig, eng und ohrenbetäubend laut. Ich hole mir ein Glas Wasser-Limonaden-Gemisch mit Alkohol. Zehn Euro. Wechselgeld gibts nicht. Durch einen Ellenbogenstoß verschütte ich die Hälfte es Glasinhaltes über meine Jacke. Eine schweissnasse Hand auf meiner Schulter gehört dem Rempler. "Sorry". In der Mitte des Kellers zucken einige Leute mit ihren Körpern, jeder für sich alleine. Die Mädchen sind hübsch, ich lehne mich an die Wand und lasse meine Blicke schweifen. An mir vorbei drängen sich ständig Menschen. Eine Süße bleibt stehen und sagt irgendwas. ich sehe nur Mundbewegungen. Da ich nicht von den Lippen lesen kann beuge ich meinen Kopf ganz nah an ihr Ohr "Ich habe Dich nicht verstanden, tut mir leid". Durch meine Beobachtungen weiß ich, daß man sich hier ständig anfasst, während man kommuniziert, bei Jungs hauptsächlich im Nacken oder an der Schulter, bei Mädchen am Schulterblatt oder an der Hüfte. "Ob Du Kippen hast", ich verneine. Sie geht weiter. Ich trinke aus und verlasse den Keller. Nichts in dieser nächtlichen Stadt kann mich zum Verweilen einladen. Zügig gehe ich die Straße geradeaus, zurück nach Hause. Links von mir Geschrei und Lärm, Jugendliche treten auf einen öffentlichen Metall-Mülleimer ein bis er krumm wird und seinen Inhalt verliert. Ich fühle mich unwohl.

 
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Aus Gesellschaft ins KC
.....................

Moikka Felix-Florian,

Ich fühle mich unwohl.
Und ich mich auch, nämlich beim Lesen Deines Textes.

Vorab: Dir sind eine ganze Menge Kommata abhanden gekommen, daher habe ích den Text ins Korrekturcenter verschoben - in den Hilfethreads findest Du die Regeln zur Zeichensetzung. Du hast hier vier Wochen Zeit zu Überarbeitung, wenn Du fertig bist schreib bitte vita oder Tserk eine PN, dann wird nach Prüfung zurückverschoben. Wird der Text in der Zeit nicht bearbeitet, wird er gelöscht.

Ich finde Deine Geschichte äußerst unangenehm: wie bei sehr vielen Texten dieser Art bekommt man statt Handlung nur einen hehren, empfindsamen Prot, der sich über "die Welt von heute" stundenlang ausnölt. Blöde Ausländer, scheiß Hiphopper, kiffende Schlampen, Arbeitslose, Alkis, so ein Gesocks. Erinnert Dich diese Aufzählung übrigens an etwas? Hieß mal asozial, und brachte den so Bezeichneten keine rosigen Zukunftsaussichten.
Und mittendrin Dein Erzähler, der sich über all dem fühlt und dadurch keinen Platz in der Welt finden kann. Ich finde es sehr unangenehm, wenn mir hier in einer KG so ein plattes, tendenziöses Gut/Böse-Schema präsentiert wird.

Das lowlight war die Erwähnung des Flammenwerfers in Verbindung mit der Wohnung des Alkoholikers - das mag Absicht oder Zufall sein, aber hier stellen sich bei mir ein paar ganz fiese Bilder ein. Da sollte ein Autor wirklich drauf achten, so es nicht eine bestimmte Überzeugung widerspiegelt.

Warum ist es wichtig, daß die stinkend kochende Nachbarin Ausländerin ist? Klar, das gibt es so, genau wie Deutsche, die Zwiebeln & Schnitzel braten, bis sich einem der Magen umdrehen will. Es kommt hier weniger drauf an, ob es das genauso in der Realität gibt oder nicht, sondern darum, ob und wie es in einer KG eingesetzt wird (nämlich ohne ausgleichenden Gegenpol) um daraus eine Handlung zu stricken.

Und wenn Du eine Reaktion wie meine provozieren wolltest, um an Deinem Prot aufgezeigt solche faschistoiden Spießbürger zu kritisieren, fühle ich mich genauso unwohl - wir sind hier ja nicht bei der Boulevardpresse, wo man versucht, die Gefühle der Leser zu manipulieren.

Heippa hei,
Katla

P.S.:

"Hasch Du Problem?"
Ist der Typ ein Schwabe? Ich kenne aus Berlin zumindest Hast Du ('n) Problem? Die meisten Ausländer haben in solchen Worten das S/SCH-Problem gar nicht. Aber das mag auch der Region liegen, aus der Du kommst - war mir nur nebenbei aufgefallen.

 

Hallo.

Ich habe die fehlenden Kommata gesetzt. Wenn jetzt noch Fehler im Text sein sollten bitte ich um Mitteilung, ansonsten um Wieder-Einstellung in die Rubrik "Gesellschaft".

 

Danke für Deine Meinung, Katla.

Ich habe garnicht den Anspruch, daß meine Geschichte jedem gefallen muß.

Hieß mal asozial, und brachte den so Bezeichneten keine rosigen Zukunftsaussichten.

Willkommen in der Realität. Das sind immernoch Asoziale und deren Zukunftsaussichten sind immernoch nicht schweinchenfarbig.

Gruß FF

 
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Willkommen in der Realität. Das sind immernoch Asoziale und deren Zukunftsaussichten sind immernoch nicht schweinchenfarbig.
In der Realität der Faschisten? Nein, Danke.

Könntest Du uns hier bitte kurz Deine Intention dieser KG nahebringen, bitte? Ich halte Deine Aussage für rechtsradikal. Du scheinst das bestätigen zu wollen. Übersehe ich hier was, Ironie, ein Mißverständnis?

 

Hier geht es weniger um Faschistoides denn um hier und heute, beschrieben aus der Sicht eines offenbar jungen Mannes, dessen Denken aber alt ist. Obwohl er von sich kaum etwas verrät, verrät ihn sein Denken. Er will Ordnung haben, will, dass jeder sich an (ungeschriebene) Regeln hält. Aber die Welt ist nicht, wie er sie haben will oder wie sie, in seiner Erinnerung, noch gestern war.

Außer in seiner Wohnung, dem offenbar einzigen Ort, wo er sich wohlfühlen und im Gestern schwelgen kann, gibt es nichts, was ihm Freude bereiten würde: Die Nachbarn kochen Falsches, sind Messis, trinken zu viel oder spionieren hinter einem her. Die Jugend trägt Kapuzenjacken, missachtet und misshandelt Müllkörbe, sitzt auf der Lehne statt auf der Sitzfläche der Bänke und pöbelt Spaziergänger an. Die Allee ist jetzt geteert, die sie umgebenden Bäumen grausam beschnitten oder ganz gefällt, um Platz für Autos zu schaffen, in denen junge Leute rasen und überlaute Musik hören.

Überall liegt Müll herum, weil auf den Straßen gegessen, geraucht und getrunken wird. Für den Nachschub sorgen die Dönerbuden und sonstige Schnellrestaurants, und natürlich die immer offene Tankstelle unter einer – natürlich - hässlichen Brücke. Dort tanken Verwahrloste Alkohol, die natürlich genauso wenig in der Lage sind zu kommunizieren wie alle anderen, die dem Protagonisten begegnen, die letzteren jedoch, weil sie mit ihren Handys, pardon, tragbaren Telefonen beschäftigt sind.

Der Rest sind Szenen in einer Disco, die es auch vor 20 oder 30 Jahren nicht anders gegeben hat, die aber unser Autor damals offenbar anders oder gar nicht erlebt hat, sonst könnte er den Protagonisten sich nicht über das Gedränge, den Lärm und die teure Getränke beschweren lassen bzw. als etwas für heute Typisches ausgeben.

Du, Felix-Florian, sagst nicht, früher war alles besser, aber indem du die heutigen Zustände ausschließlich negativ darstellst, nimmt der (junge) Leser automatisch an, es könnte einmal anders gewesen sein oder wieder so werden, wenn man nur mehr auf Ordnung und Sitte achtete, d.h. wenn sich die Gesellschaft zumindest nach außen hin so präsentierte, wie sie gern sein würde, aber nie wirklich war, wie ein älterer Leser weiß.

Es gibt da nämlich eine Stelle, die mehr über den Protagonisten, und die Welt, wie sie sein sollte, sagt, als alles andere: Ich höre wie eine Blondine herzhaft in ihren Döner beisst und mit vollem Mund sagt. "Pinar isch geilster Döner in der Stadt". Ich widerstehe der kulinarischen Verlockung und biege rechts ab.

Mit anderen Worten: Er würde zwar gerne einen Döner essen, aber er verzichtet, um nicht, wie die anderen, auf der Straße aus der Hand zu essen. Die Esskultur stellvertretend für die ganze Kultur. Eine Kultur, die die Amerikaner und die Türken selbstverständlich nicht haben (An einem Platz befindet sich links ein amerikanisches Schnellrestaurant, daneben ein türkisches.), um von Jugoslawen mit ihrer scharfen, die Treppenhäuser verpestenden Küche, ganz zu schweigen.

Aber vielleicht ist das alles halb so schlimm: Der Protagonist ist allein, die Frau hat ihn verlassen. Er hat Sehnsucht nach ihr und den Zeiten als er noch glücklich war. Er hört alte Musik, hat schöne Gedanken. Aber als er aus dieser Idylle hinaustritt hat er sie nicht mehr. Die Welt hat sich zwar nur minimal verändert (Messis gab es schon immer, statt Tankstelle gab es den Kiosk, an dem Betrunkene herumhingen und Passanten anpöbelten, und die Jugend war noch nie angepasst und rebellierte immer gegen die bestehende Ordnung), aber diese Welt ist trotzdem schuld an seinem Alleinsein – kann gar nicht anders sein, oder?

 

@Katla

Du scheinst einer bestimmten politischen Ideologie verpflichtet zu sein.
Aber das ist hier kein Polit-Forum. Meine KG ist nicht frei von Fakten,
jedoch habe ich mir auch die künstlerische Freiheit genommen, m. E. n. Passendes einzufügen. Wenn meine Geschichte die Leserschaft spaltet,
das sehe ich nicht als Problem, ich muß hier und sonstwo niemandem gefällig sein. Ich, als Autor, habe ganz bestimmt nicht die Aufgabe, eine politisch korrekte Geschichte zu schreiben. Letztlich liegt es an der Einstellung eines jeden selbst, wie diese Geschichte auf ihn wirkt. Du könntest zwar, zu Recht, argumentieren, alles sei irgendwie politisch, doch würde ich Dich trotzdem bitten, die Faschismuskeule einfach mal in der Ecke stehen zu lassen. Wenn jetzt viele damit anfingen, jede Geschichte hier (und den dazugehörigen Autor) politisch zu bewerten , dann wäre das Forum in kurzer Zeit unerträglich.

@Dion

Danke für Deine Meinung. Ja, er will Ordnung haben, jedoch nicht in dem -heute meist falsch benutzten- "deutschen" Sinne, eher in einer romantischen Verklärung (?), d.h., wie Du ganz richtig bemerkst, nicht, daß früher alles besser war, er hätte früher vermutlich genauso gedacht und gehandelt. Es sind damals wie heute die gleichen Menschen und Misstände.
Nur in die Sache mit dem Döner interpretierst Du zuviel rein.

 

@Katla

Du scheinst einer bestimmten politischen Ideologie verpflichtet zu sein.
Aber das ist hier kein Polit-Forum. Meine KG ist nicht frei von Fakten,
jedoch habe ich mir auch die künstlerische Freiheit genommen, m. E. n. Passendes einzufügen. Wenn meine Geschichte die Leserschaft spaltet,
das sehe ich nicht als Problem, ich muß hier und sonstwo niemandem gefällig sein. Ich, als Autor, habe ganz bestimmt nicht die Aufgabe, eine politisch korrekte Geschichte zu schreiben. Letztlich liegt es an der Einstellung eines jeden selbst, wie diese Geschichte auf ihn wirkt. Du könntest zwar, zu Recht, argumentieren, alles sei irgendwie politisch, doch würde ich Dich trotzdem bitten, die Faschismuskeule einfach mal in der Ecke stehen zu lassen. Wenn jetzt viele damit anfingen, jede Geschichte hier (und den dazugehörigen Autor) politisch zu bewerten , dann wäre das Forum in kurzer Zeit unerträglich.

Hallo Felix-Florian,

natürlich musst du hier niemandem gefällig sein, natürlich ist es nicht die Aufgabe eines Autors, politisch korrekt zu schreiben, das sind Allgemeinplätze, die dich aber nicht von der Verantwortung für deinen Text freisprechen.
Von künstlerischer Freiheit kann man hier kaum sprechen, weil das Wiederkäuen geballten Stammtischgeblubbers konzentriert in der subjektiven unkommentierten Meinung eines Protagonisten noch keine künstlerische Bearbeitung ist. Jemanden durch die Nacht gehen und Eindrücke sammeln lassen ist als Plot dafür viel zu langweilig und wäre es auch, wenn dieser Protagonist die Eindrücke politisch links kommentieren würde.
Die Geschichte mag nicht frei von Fakten sein, dominanter ist aber die Wertung, die jedem Fakt sofort beigemengt wird.
Fakt ist, es gibt Mitbürger ausländischer Herkunft, die eine andere Kochkultur pflegen. Fakt ist aber nicht, ob der Geruch nun penetrant oder Appetit anregend ist. Das ist Meinung. Ob der Freund der Jugoslawin Alkoholiker ist, ist kein Fakt, es ist Bewertung, da wir ihn als Leser nicht alkoholisiert in Aktion erleben. Auch in die Wohnung des Nachbarn können wir nicht selbst schauen. Du schreibst die Wertung deines Protagonisten vor, ohne dem Leser die Möglichkeit einer eigenen Bewertung zu geben (abgesehen davon, dass man sich fragt, ob er denn selbst jemals in der Wohnung gewesen ist).
Auch sehen wir niemanden, der etwas neben die Mülleimer schmeißt, trotzdem steht die Behauptung in der Geschichte, es seien Jugendliche gewesen. Woher weiß der Erzähler das? So geht es in langweiliger Aufzählung weiter, die Überschrift über allem "Wie es ist" lässt keinen anderen Schluss zu, als dass hier Wahrheit gesprochen würde.
Die sogenannte Wahrheit ist aber nichts als Bewertung, Bewertung Bewertung auf Stammtischniveau, also alles andere als Fakt oder Wahrheit, sondern schlicht das Geblubber eines Zeitgenossen, den man so auf keinen Fall kennenlernen möchte, weil er alles so mies macht, dass er sich selbst kaum noch ertragen kann und der das Negative immer nur im anderen sieht, nie in sich selbst.
Meistens, wenn solche Geschichten eher aus linkem Weltschmerz geschrieben sind (was häufiger der Fall ist), nenne ich sie anmaßend, weil sie immer das erzählende Ich über alle anderen erheben. Die Welt ist scheiße, nur ich bin gut. Im Grunde sind sie aus dieser rechten Perspektive genauso anmaßend, nur nicht so spleenig weltverbesserisch, sondern eben eher revanchistisch.
Es hat also nichts mit politischer Einstellung zu tun, dieses alltägliche Gejammer über die schlechten Zeiten blöd zu finden, wenn es ohne künstlerische Bearbeitung als Eindruckssammlung beim nächtlichen Spaziergang aufgezählt wird, anstatt daraus eine Geschichte zu erzählen.
Und genau aus dieser Form entsteht dann natürlich die Verwechslung von Autor und erzählendem Ich beim Leser. Aus der fehlenden Kunst in allem.
Wenn also jemand mit der Faschismuskeule kommt (ein Begriff, der wie "Gutmensch" gern als Totschlagargument von sich ertappt fühlenden Reaktionären angewendet wird), frage dich doch als Autor, was dein Text zu diesem Urteil beigetragen hat, anstatt analog zu deinem Erzähler immer nur auf die anderen zu schauen.
Wahrheiten enthält er nicht, schon gar keine unbequemen, nur Plattitüden. Faschistisch ist er auch nicht, höchstens reaktionär. Nicht mal eine Geschichte ist es, im besten Fall die Charakterstudie über einen Spießer, der lieber wertet als denkt.

Liebe Grüße
sim

 
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@Sim

Da ist ein Mann, der ist unglücklich. Er gibt niemandem, zumindest keiner Person, die Schuld, er sucht sie nicht einmal. Er ist meiner Meinung nach nicht sehr politisch, würde seine Sicht der Dinge aber unbedingt als realistisch bezeichnen. Das er eher ein Pessimist ist und der Titel der Geschichte lediglich seine eigene Meinung kurzfasst, mag jeder Leser beim Reflektieren wiederum seines Erlebens bestätigt sehen oder nicht.

Dann trifft es Katla doch am ehesten, wenn sie schreibt, daß es sich bei den Genannten überwiegend um Menschen handelt, die der bildungsfernen Schicht angehören und eben nicht der deutsche Kiffer und der türkische Schläger auseinanderdividiert.

Zuletzt möchte ich eben noch auf eins eingehen, weil es alle sehr zu beschäftigen scheint:
Warum ist es wichtig, daß die stinkend kochende Nachbarin Ausländerin ist?

Ist es nicht. Nur hat, während meiner Studienzeit, tatsächlich ein -deutscher- Alkoholiker mit einer Freundin vom Balkan unter mir gewohnt und es war manchmal unerträglich penetrant!

 

Hallo Felix-Florian,

@Sim

Da ist ein Mann, der ist unglücklich. Er gibt niemandem die Schuld, er sucht sie nicht einmal.

Das habe ich anders gelesen, wie es scheint, ist er deshalb unglücklich, weil er eben in diesen "Missständen" lebt.

Er ist meiner Meinung nach nicht sehr politisch, würde seine Sicht der Dinge aber unbedingt als realistisch bezeichnen.
Realistisch im Sinne, es gibt solche einfältigen Typen und nicht, dass die Realität so ist.

Dann trifft es Katla doch am ehesten, wenn sie schreibt, daß es sich bei den Genannten überwiegend um Menschen handelt, die der bildungsfernen Schicht angehören und da werden eben nicht der deutsche Kiffer und der türkische Schläger auseinanderdividiert.
Ja, schon komisch, dass nur Anti-Helden hier auftauchen. So ist die Welt sicher nicht. Und auch nicht bestimmte Stadtbezirke.

Ich finde diese Geschichte langweilig, die besteht nur aus pessimistischen Betrachtungen, aber keiner richtigen Handlung. Würde man eben diese Betrachtungen weglassen, würde nicht viel übrig bleiben, nur ein Typ, der durch seine Gegend läuft. Das ist für mich zu wenig. Zu dem Rest haben Katla und sim, finde ich, schon alles gesagt, und ich würde mich ihnen anschließen.

JoBlack

 

Hallo Felix-Florian!

Für mich ist klar: Hier wird einer aus sexueller Frustration zum Misanthropen, immer wieder tauchen ja hübsche Mädchen im Text auf, die den Protagonisten aber nicht beachten. Mehr ist dazu nicht zu sagen.

Was ich aber nicht verstehe: Sieht sich irgendwer den Text nochmal an, bevor er wieder aus dem Korrektur-Center kommt? Der hier strotzt jedenfalls noch immer vor Fehlern.

Gruß
Andrea

 

@Jo

Das habe ich anders gelesen, wie es scheint, ist er deshalb unglücklich, weil er eben in diesen "Missständen" lebt.

Ich sehe den Widerspruch nicht.

Realistisch im Sinne, es gibt solche einfältigen Typen und nicht, dass die Realität so ist.

Ja, schreibe ich doch: Seine Realität. Wessen sonst?

ch finde diese Geschichte langweilig, die besteht nur aus pessimistischen Betrachtungen, aber keiner richtigen Handlung. Würde man eben diese Betrachtungen weglassen, würde nicht viel übrig bleiben, nur ein Typ, der durch seine Gegend läuft.

Aber ist das nicht oft so, daß, wenn Du die Substanz aus einer Geschichte nimmst, nicht viel übrigbleibt?


@Andrea
Für mich ist klar: Hier wird einer aus sexueller Frustration zum Misanthropen, immer wieder tauchen ja hübsche Mädchen im Text auf, die den Protagonisten aber nicht beachten.

Interessant. Aber sie beachten ihn schon. Nur macht er nichts draus.


FF

 

Da nur die Menschen beschrieben (und auch bewertet werden, und zwar nur negativ) nehme ich an, er gibt ihnen die Schuld an seiner Frustation? Oder wieso sollte er sich sonst unwohl fühlen, denn die Menschen in der unmittelbaren Umgebung sorgen für die Atmosphäre. Also ist er nicht einfach so unglücklich, oder nur weil die Frau weg ist, er gibt den Menschen seiner Umgebung die Schuld an seinem Unglück.

 

Servus

Draußen umweht mich eine laue Brise Komma die mir Gänsehaut verursacht.
Die "laue Brise" weht in deiner KG eingangs schon, das ist nun doch zu viel

und McDonalds Komma welche Jugendliche neben die nahestehenden Mülleimer schmeissen
Sieht er das? Woher weiss er es?

ein lautes Wummern kommt aus vieler Innernem
Innerem

daß Geschlecht durch
das

Sie bleiben auf der Bank und spuken weiter.
gehört die KG dann nicht in die Rubrig Grusel ;-)

Die beiden Mädchen, welche ich vorhin von meinem Balkon aus sah, waren zwischenzeitlich den Weg zurückgegangen und befanden sich nun dicht hinter mir. Sie warfen mir verstohlenen Blicke zu, ich blickte zurück und lächelte
Ab hier Tempusfehler

Unter einer häßlichen Brücke Komma welche mitten durch und über die alte Stadt führt Komma befindet sich eine Tankstelle

Dein Prota wohnt ja in einer üblen Gegend :-) und fühlt sich ihr so gar nicht zugehörig resp. zu Hause. Armer Kerl.
Warum er aber auch raus gegangen ist - weg von sanftem Jazz, lauer Brise, Wein und schönen Gedanken - obwohl er doch bestimmt wußte, wie die Welt vor seiner Haustür aussieht, erschließt sich mir nicht. Ist das ein Versuch, dazugehörig zu werden? Warum seht er dann nur das Negative um ihn herum?
Irgendwie ist es ja auch so: man sieht /hört/riecht genau DAS, worauf man seinen Fokus lenkt.
Ich empfehle deinem Prota: nächstes Mal zuhause bleiben!

 

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