Was ist neu

Wie ich in die Hölle kam

Mitglied
Beitritt
26.08.2002
Beiträge
850
Zuletzt bearbeitet:

Wie ich in die Hölle kam

.


Hallo Lebende!
Letzten Donnerstag bin ich gestorben. Das ist jetzt fünf Tage her. Mir ist zwar am Abend zuvor schwindlig gewesen, aber damit hatte ich nicht gerechnet. Dass man da gleich so schnell erlebt, wie man als Astralleib seine – wie sagt man? – sterblichen Überreste verlässt; da fühlte ich mich, ja, wie soll ich das beschreiben? Überrascht? Unsymmetrisch? Kaum vorhanden? Bildhaft gesprochen: wie ein Ei, das gerade aufgeschlagen wurde?
Offen gesagt, wahrscheinlich traf es mich härter als die meisten anderen.
Leben nach dem Tod – wer will das schon? Bereits zu Lebzeiten war dies meine Einstellung und sie hat sich nicht geändert, nur weil ich jetzt dazu gezwungen werde.

Die erste Enttäuschung bestand darin, dass nicht wie versprochen das gesamte bisher gelebte Leben noch einmal wie ein Film vorüberzog. Ich wartete, aber absolut nichts zog vorüber oder flog wenigstens in der Gegend herum. Stattdessen wurde ich von irgendwas am Kragen gepackt und selbst weggezogen.
Ein schlimmer Schock quälte meine Eingeweide, obwohl ich gar nicht sagen konnte, wo sie sich befanden.

Es geht also weiter – dieser Satz kreiste ohne Unterbrechung in meinem nicht vorhandenen Kopf, und Panik umkreiste mich, wie eine ängstliche Hornisse.
Immer hatte ich gesagt: Ewig leben, wozu? Was sollte das bringen? Im Gegenteil, da muss es doch im Himmel riesige psychiatrische Auffanglager geben, oder nicht? Spätestens nach fünfzig Millionen Jahren wird doch selbst dem Blödesten der Blöden die Birne weich und sein Astralleib beginnt zu schäumen. Stellt euch das vor: Unendlich währende Glückseligkeit, wo mir schon langweilig wird, wenn ich länger als drei Tage keine ernsthaften Probleme habe. Warum klettern denn die Leute auf die Berge, tauchen in die Tiefen, fliegen in den Weltraum? Sie brauchen Probleme, sie haben nicht genug davon.

Ich hatte erwartet, dass es Gelegenheit gäbe, noch ein wenig mit meinem Astralleib – wie sagt man? – auf der Erde herumzuwandeln und ein paar Bekannte aufzusuchen, zum Beispiel die schöne Iris, um ihr unbeobachtet beim Duschen zuzusehen, aber es gab Gelegenheit für gar nichts.
Ich wurde von einer Astralfaust in einen himmlischen Wagen geschleudert, in dem bereits drei andere Astralleiber kauerten und vor Angst zitterten.
Ich versuchte, mich zu beruhigen. Richtig schlimm konnte es nicht werden. Im Grunde hatte ich überhaupt nichts zu befürchten. An den übelsten Todsünden war ich mehr als einmal vorbeigekommen; ich habe zum Beispiel niemanden umgelegt (jedenfalls nicht wissentlich) und die paar kleineren Betrügereien können kaum eine Rolle spielen, da gibt’s schon noch ganz andere Geschichten. Ich habe meine Frau nicht betrogen – zum Glück hatte ich auch nie eine – ich habe äußerst selten nur begehrt des Nächsten Weib und auch keine anderen schlimmen Gräueltaten begangen; noch nicht mal den Nachbarn habe ich verprügelt – selbst dann nicht, wenn es unvermeidlich schien. Die Wahrheit über meine kriminelle Energie lautet: Ich habe mich nicht mal getraut, dem Kellner zu wenig Trinkgeld zu geben oder die Tauben zu verscheuchen, die auf mir herumsaßen und mich vollkackten, wenn ich im Park auf einer Bank saß.

Als ich vor Petrus in seinem Büro stand, beim Einführungsgespräch ins Jenseits, äußerte ich einen Wunsch. Es ging um etwas, was ich mir schon zu Lebzeiten immer gern vorgestellt hatte, vor allem als Jugendlicher, – nämlich die Bösen der Welt, die Unterdrücker und Kerkermeister der Erde, in der Hölle leiden zu sehen für alles Schreckliche, was sie getan hatten; darum griff ich mir den Erstbesten raus und fragte Petrus: „Darf ich Adolf Hitler sehen, wie er im kochenden Wasser schwimmt?“
Petrus hatte nichts dagegen und schaltete einen Bildschirm an. Hitler lag in einem Schaumbad und Cleopatra brachte ihm eine Karaffe Wein. „Soll ich dir den Rücken einseifen, Liebster?“, fragte sie. Liebliche Musik erfüllte den Raum mit heiteren Klängen.
„Das ist das Höllenfeuer?“, fragte ich.
„Nein, mein Sohn“, sagte Petrus. „Das ist das Paradies. Und nun zu dir: War wohl nix.“
„War wohl nix? Was soll das heißen? Dass ich in die Hölle muss, während Hitler sich den Rücken einseifen lässt? Wo ist die Gerechtigkeit? Wie viele hat er auf dem Gewissen und wie viele ich?“ Mein Astralkörper bebte.
„Aber die Intention, mein Sohn, die Absicht? Waren deine Absichten wirklich rein? Es geht um die Qualität der Vorstellungskraft und die Größe des Entwurfs. Er dachte darüber nach, eine neue Weltordnung zu schaffen, und du dachtest darüber nach, wie du die Frau deines Chefs rumkriegen könntest, oder wann du endlich Walter Neuenreuther in die Finger kriegst, um dem Vollidioten ein für alle Mal die Gurgel umzudrehen.“
Kurz gesagt, sie haben mich in die Hölle gesteckt. Einen Widerspruch hätte ich handschriftlich auf dreißig Seiten begründen müssen, aber nirgendwo gab es Papier und Stifte.

Seit fünf Tagen bin ich mit meinem Astralkörper so auf einen rostigen Astralstuhl geschnallt, dass ich meinen Kopf nicht bewegen kann und unentwegt auf den Bildschirm starren muss. Auf diesem Bildschirm laufen ununterbrochen die Fernsehaufzeichnungen aller je stattgefundenen und ausgestrahlten Krönungs-, Hochzeits- und Beerdigungsfeierlichkeiten aller Königshäuser Europas – Aufzeichnung um Aufzeichnung um Aufzeichnung, und sobald die letzte durch ist, geht’s mit der ersten von vorn los; so wäre das Büßen am Effektivsten, hatte Petrus erläutert, und es wird, dank der Erfindung des Fernsehens, nicht besonders lange dauern. Mein Aufenthalt im Fegefeuer dient, so Petrus, allein der Löschung meiner Sünden und ist, wenn keine sündigen Gedanken mehr dazukommen, in meinem Fall nach nur neunhundertzweiundachtzigtausendfünfhundert Jahren zu Ende. Dann bin ich fertig mit der – wie sagt man? – göttlichen Qual; übrigens im Gegensatz zu Mahatma Gandhi, der in der Ewigen Hölle gelandet ist und da nie wieder rauskommt.

Wie auch immer, ich hatte es mir anders vorgestellt.
Ich hoffe, diese Informationen, liebe noch Lebende, nützen euch was; ihr solltet jetzt wissen, was zu tun ist.
Mein Gehirn fühlt sich wie etwas an, das man als Brotaufstrich verkaufen könnte, und gestern ging es damit los, dass ich Elisabeth die Zweite sexy finde. Dabei sind es doch erst fünf Tage, die ich hier sitze. Es ist zu befürchten, dass ich es keine neunhundertzweiundachtzigtausendfünfhundert Jahre durchhalten werde.
Nur, liebe Lebende, was dann? Was dann?

 

Salu FlicFlac,

im Gegensatz zu Mahatma Gandhi, der in der ewigen Hölle gelandet ist und da nie wieder raus kommt.
Das ist die Stelle, wo ich wirklich lachen musste, eher eine Seltenheit bei Geschichten (und bei Satire noch mehr, der Erwartungshaltung wegen) und daher mir bemerkenswert. Und ich muss immer noch laut grinsen, _so_ gefällt es dem alten Seltsem, ansatzlos und böse.

Die Idee es zu drehen hat Potential und mit dem Halbsatz hast Du eine Menge davon rausgeholt. Nur leider finde ich den Rest eher seichter, der Einstieg ist stark, die ersten Worte wirken, doch mich hat's rausgehauen, als der Prot beschreibt, daß er trotz Astralleib ein Klo braucht. Scusi, das ist - mir - zu albern, so wie auch das Ende mit der Lindenstraße, solche Bilder sind dem Klamauk näher als der Satire. Und auch den Astralleib als Begriff setzt Du etwas häufig ein, würde ich reduzieren, daß er nicht mehr auf der Erde und damit im Feststofflichen ist, ist ja als Rahmen der Story klar und präsent.

Grüße,
Carnation Seltsem

 

Hallo FlicFlac,

nette kleine harmlose Satire für Zwischendurch. Hat mir gefallen, denke aber, man hätte ein bisschen mehr draus machen können. Im Gegensatz zu Seltsem bin ich bezüglich der Verwendung des Klos und der Lindenstraße nicht so streng, es war noch eben so grad an der Albernheitsgrenze.

Ich gehe mal davon aus, dass du diejenigen Berichte aufs Korn nimmst, die sich mit der Frage beschäftigen, was alles nach dem Tod auf uns zukommt.

Witzig fand ich die Feststellung, dass nicht das gesamte Leben an einem vorüberzieht, aber mir wäre noch lieber gewesen, wenn du an dieser Stelle aktiv berichtet hättest, was dann passiert.

Und wenn du es nicht weißt, hättest du es ja wenigstens dem Leser unter der Hand für teures Geld privat verkaufen können, so nach dem Motto: ich kann es hier nicht berichten, weil es dann zu aufrührend für die Menschheit wäre, wer aber mir ne PN schreibt und auf mein Konto...Summe x überweist, erfährt die ganze Wahrheit.

Ich glaube auch, ich würde es noch weiter überziehen.
Wieso gehen wir denn immer brav davon aus, dass alles seine Ordnung hat im Himmel? :D
Was, wenn die Rechte nicht weiß was die Linke tut? Was, wenn im Himmel Jahrmarkt ist, also das absolute Chaos und keiner blickt da mehr durch? Keiner kann dem Protagonisten erklären wieso man den einen dorthin, den anderen hierhin schickt und mit Gott kann man eine Weile diskutieren, wieso, aber dann schreit er nur nervös rum und kaut an den Nägeln, weil er so unsicher ist und ihm laufend die Argumente fehlen? Was, wenn...

Ok, grundsätzlich bin ich aber mit deiner Story zufrieden gewesen. *freundlichtätschel*

Lieben Gruß
lakita

 

Hi FlicFlac,

ich kann mich eigentlich im Großen und Ganze lakita anschließen: Nette kleine harmlose Satire für zwischendurch.

Storys im die im Himmel bzw. in der Hölle spielen sind ja fast schon satirische Klassiker. Die Idee, das Ganze umzudrehen fand ich sehr interessant. Der Dialog mit Petrus, war meines Erachtens die beste Stelle. Der Weg dahin zog sich ein wenig und war auch nicht sonderlich satirisch.

Da hätte ich mir lieber noch das eine oder andere Beispiel gewünscht. Also bekannte Persönlichkeiten, die im Himmel oder in der Hölle gelandet sind. Natürlich auch die entsprechende Begründung dazu.

Die Foltermethode in der Hölle fand ich auch relativ harmlos. Nur Lindestraße schauen ist ja nicht so schlimm. Da wäre noch wesentlich mehr Potenzial gewesen, wo du es auf die Spitze hättest treiben können. Z.B. Muss er Hitler, aufgrund dessen Verdienste den Po sauber lecken, um mal gnadenlos zu übertreiben...

lg neukerchemer

 

:lol: stimmt neukerchemer

die Foltermethoden sind echt harmlos. Er hätte auch gerne auf die Idee kommen können, dass ihm jeden Abend aus mein Kampf vorgelesen wird.

Aber Hitler ist ja im Himmel, der Prota in der Hölle. ;)

 

Hallo flicflac

auch lobende Worte aus meiner Richtung. So harmlos wie meine Vorposter finde ich die Satire aber nicht unbedingt. Die Stelle mit Hitler kommt zumindest ziemlich krass. Aber in einer Satire darf man das natürlich, beziehungsweise soll man das.
An sich empfinde ich die kg als abgeschlossen, aber man könnte sich wirklich überlegen, ob man hier nicht noch etwas anbauen möchte. Genug Möglichkeiten mit bekannten Persönlichkeiten würden einem ja gegeben sein.
Einziges Manko ist die Folterung. Da hättest du dir wirklich etwas hässlicheres einfallen lassen können. Vor allem, weil Bestrafung mit der Lindenstraße wirklich ein alter Hut ist. Das wurde schon in zahlreichen Gags umgesetzt. Vielleicht findest du ja da noch was innovativeres.
EIn leichter Widerspruch scheint mir in dem Punkt vorzuliegen, als dein Protsein Leben reflektier, und dann plötzlich die Rechnung präsentiert bekommt.

ich habe äußerst selten begehrt des Nächsten Weib und auch keine anderen schlimmeren Gräueltaten begangen. Die Wahrheit ist: Ich habe mich nicht mal getraut, dem Kellner zu wenig Trinkgeld zu geben.
und dann:
und du darüber, wie du die Frau deines Chefs rumkriegen könntest oder wann du endlich Walter Neuenreuther in die Finger kriegst, um ihm ein für alle mal die Gurgel umzudrehen, dem elenden Vollidioten.“
geht natürlich durch, da du selten eingefügt hast, aber irritiert hat es mich trotzdem. Vielleicht könntest du erstere Stelle geschickter umgehen.
dennoch, GEsamtfazit:
gerne gelesen

grüßlichst
weltenläufer

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo und erst mal danke für die vielen Anmerkungen... zunächst einmal will ich zur Foltermethode Stellung nehmen...

so wie auch das Ende mit der Lindenstraße
Die Foltermethode in der Hölle fand ich auch relativ harmlos. Nur Lindestraße schauen ist ja nicht so schlimm.
die Foltermethoden sind echt harmlos.

Natürlich ist es nicht so gar grauenvoll, sich eine Folge Lindenstraße anzuschauen... das ist aber m.E. etwas anderes als sich vierhunderttausend oder vierhunderttausend Billionen Jahre lang unununterbrochen die Lindenstraße anzuschauen, ihr versteht; denn das wollte ich auch sagen: Das, was viele als paradiesisch empfinden - irgendeinen Zustand/irgendeine Tätigkeit - ewig zu haben - egal welche/n, also die nichtunterbrechbare Unveränderbarkeit:
DAS ist die HÖLLE. Da braucht man noch nicht mal Hitler den Arsch lecken. Hier ist einfach kein Bewusstsein ;-)


Ich gehe mal davon aus, dass du diejenigen Berichte aufs Korn nimmst, die sich mit der Frage beschäftigen, was alles nach dem Tod auf uns zukommt.

Nicht unbedingt; eher das Obige und daneben: Was, wenn die Bösen belohnt werden? Wer sagt uns, dass GOTT kein Faschist ist? Sieht man die Folgen der Religion, muss man ähnlich viel Terror addieren wie in einem totalitären System.


@weltenläufer:
ich habe äußerst selten begehrt des Nächsten Weib und auch keine anderen schlimmeren Gräueltaten begangen.

Das ist natürlich die Selbsteinschätzung; auch diese könnte Hitler teilen: Ich habe doch niemand wirklich wertvollen umbringen lassen, oder?

Jedenfalls freuts mich, dass diskutiert wird...

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo FlicFlac,

ich finde die Geschichte sehr amüsant, besonders der bereits erwähnte Gandhi-Hammer :lol:

Als ich vor Petrus stand, hatte ich den Wunsch, die Bösen der Welt in der Hölle leiden zu sehen für alles, was sie getan hatten
Du löst das ja ohnehin recht schnell auf, aber bereits an dem Punkt war mir relativ klar worauf die Geschichte in etwa hinausläuft (ist halt ne Satire...).
Zumindest bei mir war eigentlich kein Überraschungseffekt vorhanden.

Leben nach dem Tod - wer will das schon? Das war bereits zu Lebzeiten meine Einstellung, und sie hat sich nicht verändert.

Vielleicht steh ich da alleine da, aber ich finde diese Einstellung schon etwas ungewöhnlich und würde sie nicht unbegründet lassen (also ich fänds jedenfalls gut, ewig im Himmel rumzutollen und mich, sagen wir mal von Kleopatra, einseifen zu lassen...).


- wie sagt man? -
Kommt in der Geschichte zweimal vor. Soll das ausdrücken, dass der Prot fünf Tage nach seinem Ableben bereits Details von seiner Zeit als (wie sagt man?) Sterblicher vergessen hat? Als Running Gag müsste es glaube ich noch häufiger plaziert werden, damit es (falls das die Absicht war) deutlicher herausgestellt wird.

Die erste Enttäuschung war, dass nicht wie versprochen das gesamte bisher gelebte Leben noch einmal wie ein Film an meinem geistigen Auge vorüber zog. Ich wartete, und nichts zog an mir vorüber. Stattdessen wurde ich von irgendwas am Kragen gepackt und selbst weggezogen.
Wirkt auf mich an den Haaren herbeigezogen/ zu konstruiert.

Den Satz von Petrus finde ich übrigens völlig genial: Und nun zu dir: War wohl nix. Knochentrocken, gefällt mir echt gut.

Hoffe, du kannst was mit meiner Kritik anfangen.

Gruß,

Borka

 

Danke Borka für die Anmerkungen!

Vielleicht steh ich da alleine da, aber ich finde diese Einstellung schon etwas ungewöhnlich und würde sie nicht unbegründet lassen (also ich fänds jedenfalls gut, ewig im Himmel rumzutollen und mich, sagen wir mal von Kleopatra, einseifen zu lassen...).
Ich habe das doch begründet.... "Menschen brauchen Probleme", "Langeweile"

WIE SAGT MAN Kommt in der Geschichte zweimal vor. Soll das ausdrücken, dass der Prot fünf Tage nach seinem Ableben bereits Details von seiner Zeit als (wie sagt man?) Sterblicher vergessen hat? Als Running Gag müsste es glaube ich noch häufiger plaziert werden, damit es (falls das die Absicht war) deutlicher herausgestellt wird.

Ja, das war Absicht / muss al schauen, wo ich es noch einbauen kann, 3x ist besser ...

 

hello FlicFlac

amüsant und rund, hat mir gut gefallen - dem Lob meiner Vorschreiber schließe ich mich an, der Kritik weniger. Einige Formulierungen könnten direkter sein, so finde ich 'Panik stellte sich ein' arg berichthaft. Das tut dem gelungenen Ganzen aber keinen Abbruch.

Viele Grüsse vom gox

 

Hallo gox,

das freut mich :-))) !

An einzelnen Formulierungen mach ich noch was...

 

Einziges Manko ist die Folterung. Da hättest du dir wirklich etwas hässlicheres einfallen lassen können. Vor allem, weil Bestrafung mit der Lindenstraße wirklich ein alter Hut ist. Das wurde schon in zahlreichen Gags umgesetzt.
Aus einer Laune heraus ... habe ich die Folterung geändert und dazu auch einige andere Stellen :)

Gruß
Flic

 

Hallo @FlicFlac,

die Grundidee deines Textes mag ich, ist interessant. Hat, wie oft bei dir, philosophische Anklänge. Die Umsetzung ist allerdings nicht ganz so spitzfindig und pfiffig, wie man es von anderen deiner Texte gewohnt ist (das ist die wahre Schriftstellerhölle: Die Meßlatte selbst dauernd immer höher legen zu müssen, um dann noch mehr Schwierigkeiten zu haben, sie zu überspringen :D).

da fühlte ich mich, ja, wie soll ich das beschreiben? Überrascht? Unsymmetrisch?
"Unsymmetrisch" - gute Beschreibung, wie unvollständig man sich fühlen muss.

Es geht also weiter – dieser Satz kreiste ohne Unterbrechung in meinem nicht vorhandenen Kopf, und Panik umkreiste mich, wie eine ängstliche Hornisse.
Da lässt sich schön philosophieren: Da verfällt einer in Panik, weil sich das erfüllt, was andere ihr Leben lang durch ihr Verhalten versuchen zu erringen. Was für diese Leute dem Leben Sinn gegeben hat, war nicht nötig, um in den 'Genuss' dieses "Es geht also weiter" zu kommen ...

Vielleicht die 'Höllenqualen' noch etwas modernisieren, so in Richtung Zwangsnutzung irgendwelcher (Baller-)Spiele, Influenzer-Kanäle?

L G,

Woltochinon

 

Hallo @Woltochinon und danke für deinen wohlwollenden Kommentar!

Die Umsetzung ist allerdings nicht ganz so spitzfindig und pfiffig, wie man es von anderen deiner Texte gewohnt ist (das ist die wahre Schriftstellerhölle: Die Meßlatte selbst dauernd immer höher legen zu müssen, um dann noch mehr Schwierigkeiten zu haben, sie zu überspringen
Nun, die Reihenfolge ... dieser hier ist ja ein alter Text, einer der ersten Satirischen oder Humoristischen sogar, also Frühzeit. Ich hab ihn nur mal überarbeitet, paar schlimme Fehler rausgemacht. Man könnte ihn ausbauen. Einige fanden ihn zu fragmentarisch. Aber dann wärs auch nicht mehr dieselbe Geschichte, wollte da jetzt nichts ganz anderes daraus machen.

Da lässt sich schön philosophieren: Da verfällt einer in Panik, weil sich das erfüllt, was andere ihr Leben lang durch ihr Verhalten versuchen zu erringen.
Jaaa, darum geht es. So viele wünschen sich, 'ewig zu leben', aber haben sie das auch bis in die letzten Konsequenzen bedacht? Ewig ist ja noch länger als beispielsweise 5 Millionen Jahre. Oder 5 Milliarden. Oder ...
Wie stellt ihr euch das vor? Wie lange kann es spaßig sein, auf einer Wolke zu leben?

Vielleicht die 'Höllenqualen' noch etwas modernisieren, so in Richtung Zwangsnutzung irgendwelcher (Baller-)Spiele, Influenzer-Kanäle
Das ist ja für jeden was anderes. Für meinen Protagonisten (und für mich) ist dieser antiquierte Monarchenquark der Gipfel schlechter und langweiliger Unterhaltung.

Danke fürs Vorbeischauen,

Gruß
Flic

 

Hi @FlicFlac,

ist eine ältere Geschichte, da ist immer ein bisschen die Frage, wen man anspricht: Dich jetzt oder damals.

Jedenfalls: Die Stoßrichtung der Satire hab ich nicht so richtig erkennen können.
Was ich unbedingt eher zynisch als satirisch finde:

„Aber die Intention, mein Sohn, die Absicht? Waren deine Absichten wirklich rein? Es geht um die Qualität der Vorstellungskraft und die Größe des Entwurfs. Er dachte darüber nach, eine neue Weltordnung zu schaffen,
- da vestehe ich nicht, was das leisten soll. Eine Provokation - aber wofür? Das taedium immortalitatis wird auch ohne das deutlich. Es wird sogar besser ohne das deutlich, würd ich sagen, denn hier gibt es ja die Alternative der freudigen Unsterblichkeit.

Ich sehe da zwei Stränge, einmal der Witz, dass die Hoffnung, in den Himmel zu kommen, enttäuscht wird, stattdessen aber die Bösen reinkommen; dann der Gedanke, dass das, was als Abwechlung lustig ist, dauerhaft langweilt. Ich würd den Witz ja rausschmeißen, aus meiner Sicht lohnt er sich nicht.

Besten Gruß
erdbeerschorsch

 

Lieber @FlicFlac,

Himmel 2007, ich hatte diese Satire gar nicht mehr in Erinnerung. Somit war es für mich fast wie eine Neuentdeckung. Was du exakt verändert hast, kann ich jetzt nicht beurteilen, aber
mir ist aufgefallen, dass mir das Ende etwas zu bieder vorkommt. Ansonsten bin ich nach wie vor noch von dieser Satire sehr überzeugt.

Ich schlage vor, dass du dich von der Idee löst, eine Fernsehsendung als langweiligste Folter zu erwählen. Das trifft auf die Gefahr beim Leser, dass einer gerade diese Sendung erträglich findet, gar einer noch gut und nur ein paar nachvollziehen können, welche schmerzlichen Momente beim Anschauen für den Prota anstehen könnten.
Ich frage mich also, was wäre allgemeintauglich so ziemlich das Langweiligste, was ich mir vorstellen könnte?
Das Lesen und Vorlesen eines bzw. mehrerer Telefonbücher und zwar richtig schön mit Namen und Nummern. Und somit ist dies auch mein Vorschlag. Was hältst du davon, wenn der Vorleser Ghandi ist?

Und noch eine kleine Bitte, kannst du nicht aus Gründen der Übersichtlichkeit die Jahreszahlen als Ziffern darstellen. Es gibt ja durchaus die Möglichkeit laut Duden dazu.

Lieben Gruß
lakita

 

Hallo @erdbeerschorsch,

danke dir für deine interessante Sicht!

Was ich unbedingt eher zynisch als satirisch finde:
„Aber die Intention, mein Sohn, die Absicht? Waren deine Absichten wirklich rein? Es geht um die Qualität der Vorstellungskraft und die Größe des Entwurfs. Er dachte darüber nach, eine neue Weltordnung zu schaffen,
- da vestehe ich nicht, was das leisten soll.
Damit hast du eine Stelle gefunden, mit der ich selbst sehr lange haderte. Weil diese Erklärung einfach derb daneben ist. Und 'Hitler' auch noch ein Reizthema ist (tatsächlich hatte ich in der ersten Version da erst Caligula, dann Goebbels; es könnte auch Idi Amin sein). Warum ich diese Stelle drin ließ: Es gibt (leider) eine nicht allzu kleine Zahl Menschen, die das ähnlich sieht. Wenn sich nun herausstellte, dass man diese Auffassung göttlicherseits teilt, wäre das natürlich ein Schock für jeden, dessen Gutbösewelt anders strukturiert ist. Das Zynische findet sich somit nicht (nur) im Text, sondern in der Wirklichkeit; nur ist es häufig nicht so offensichtlich wie hier.
Da der Text davon handelt, dass alle Vorstellungen vom Paradies falsch sein könnten, ist diese Umkehrung von Gut und Böse (Ghandi landet in der Hölle) der schlimmste Gipfel.

Das ist oft so bei Satire: Der Text wird als inkorrekt bezeichnet, die darin beschriebene Realität hingegen nicht. (Damit meine ich nicht deine Kritik hier).

Es wird sogar besser ohne das deutlich, würd ich sagen, denn hier gibt es ja die Alternative der freudigen Unsterblichkeit.
Du bist ein sehr genauer Leser; das ist auch so eine Stelle, wo es nicht zu stimmen scheint.
Ich antworte: Naja, der sitzt ja noch nicht mal 80 Jahre im Schaumbad, schauen wir mal, wie es in 1 Million Jahren aussieht. (Hätte ich Caligula gelassen, könnte man in dessen Gesicht vermutlich immerhin eine dunkle Vorahnung erkennen.)

Ich sehe da zwei Stränge, einmal der Witz, dass die Hoffnung, in den Himmel zu kommen, enttäuscht wird, stattdessen aber die Bösen reinkommen; dann der Gedanke, dass das, was als Abwechlung lustig ist, dauerhaft langweilt.
Ja, stimmt. Aber zusammengefasst in eins: Dass, selbst wenn man annimmt, dass es ein Jenseits gibt, jegliche Vorstellung davon derb falsch sein könnte. Was fehlt, ist eine Botschaft von der anderen Seite (wie diese).

Gruß
Flic

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @lakita,

vielen Dank für dein erneutes Vorbeischauen und auch sorry für meine späte Antwort, aber du weißt ja um meinen gesundheitlichen Zustand.

Was du exakt verändert hast, kann ich jetzt nicht beurteilen, aber
mir ist aufgefallen, dass mir das Ende etwas zu bieder vorkommt.
Oh je, bieder. Das ist natürlich der Hinrichtungsbescheid für einen Humorautor ...

Das trifft auf die Gefahr beim Leser, dass einer gerade diese Sendung erträglich findet, gar einer noch gut
Nun, ich habe Zweifel, dass jemand, der sich den ganzen Nachmittag die Beerdigungsfeierlichkeiten irgendwelcher obsoleter und fragwürdiger Adelsfamilien reinzieht (Gott hilf!), als Leser für diese Geschichte eignet. Falls sich jemand finden sollte, der jemanden kennt, welcher jemanden kennt, der von jemandem gehört hat, der diese Geschichte mag und gleichzeitig gern Übertragungen von Fürsten- und Königinnengedöns anschaut – bitte melden; dann keimt Hoffnung in meinem Herzen, dass die vorliegende Story im 'Goldenen Blatt' abgedruckt werden könnte und ich schick sie sogleich an die Redaktion.

Das Lesen und Vorlesen eines bzw. mehrerer Telefonbücher und zwar richtig schön mit Namen und Nummern.
Ja, nur ist das Telefonbuch für diesen humoristischen Zweck auch bereits divers benutzt. Eigentlich wollte ich es so erscheinen lassen, dass für jedes Opfer – nein, 'tschuldigung, für jede Seele – das Programm individuell zugeschnitten ist, jede bekommt also das zu sehen, was sie am meisten hasst. So ähnlich wie in jenem Zimmer 101 in Orwells '1984'.
Ein anderer mag ewiglich die Konzerte von Helene Fischer sehen und grausamerweise auch hören, Übertragungen aus dem Bundestag oder Frauenfußballkreisligaspielübertragungen des Regionalfernsehens ... für den Prota hier sind es eben die edlen ehemaligen blaublütigen Ausbeuter ...

Und noch eine kleine Bitte, kannst du nicht aus Gründen der Übersichtlichkeit die Jahreszahlen als Ziffern darstellen.
Ungern, denn das ist Absicht gewesen; diese langen Zahlen sollen sich auch schon mühsam und lang(wierig lesen; sozusagen, um dem Leser einen kleinen Eindruck zu verschaffen, was später auf ihn zukommen mag. Nur durch die Länge des Worts werden siebenhunderzweiundsiebzigtausend Jahre deutlich, dachte ich.

Herzlich
Flic

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom