Was ist neu

Wie wichtig ist die Intention des Autors für den Kritiker auf KG.de?

Das ist dann wieder das große Problem, wenn man einen tread in Autoren weiterführt. Dann werden nur Fetzen des Gesprächs zitiert und in denen sieht man dann nicht so gut aus. Und neu hinzugestoßene wie Bella lesen dann nur einen ungünstigen Auszug.

Zitat von Aris Rosentrehter
Ich wollte nur, dass meine Geschichte so genommen wird, wie sie ist, da ich mir in jedem Satz etwas denke. So bei den Möbelstücken, wie ich oben erklärt habe. Und da kann keiner kommen, und sagen, es sei schwachsinn, so wie es da steht, bevor er nicht mein Kommentar dazu abgewartet hat. Dann kann er gerne behaupten, es sei Schwachsinn.
Das gehört z.B. zu einer groß angelegten Diskussion unter meine Geschichte, und ich habe keine Lust, hier nochmal alles zu erzählen, was ich da erzählt habe. Wenn ich jetzt einen link setze, ist es gleich wieder Eigenwerbung.

Aber ich hab schon verstanden, dass du mich nicht angreifst, Bella.

Weil ich halt nicht immer den Autor greifbar habe, der mir alles haarklein erzählt. Diese Möglichkeit gibt´s halt nur hier auf kg.de.

Damit sagst du nichts anderes, als ich in meinem von dir kritisierten Zitat. Hier kann man den Dialog suchen, und sollte ihn auch suchen, bevor man eine kg abstempelt oder verreist. Und da schließe ich mich als Kritiker dann auch gerne ein, denn ich mache das sehr oft auch nicht.

 

Man könnte sagen, dass die Erfindung des Buchdrucks den Grundstein für eine zunehmende Anonymisierung des Autors gelegt hat. Texte können beliebig reproduziert, verbreitet und von jedem gelesen werden, der den "Code" decodieren kann. Der Autor wird zwangsläufig von seinem Produkt abgekoppelt, ob er nun will, oder nicht. Es ist wie bei der Definition von Kommunikation: die Hauptrolle spielt nicht der "Sender" ("Alter"), sondern der "Empfänger". Ein Text existiert völlig unabhängig vom Autor, ist "virtuelle Information" und als solche völlig bedeutunglos und benötigt einen Leser, der sie durch seine Aufmerksamkeit zu realer Information werden lässt.


Natürlich hat der Autor bestimmte Intentionen, will etwas mit einem Text sagen und bemüht sich in der Regel auch, diese Aussagen für den Leser erkennbar zu machen, aber, wie bereits von vielen gesagt: der Leser ist entscheidend, nicht der Autor. Wer einen Text nach der Biographie und /oder den Intentionen seines Erzeugers interpretiert, wer den Auor in der Geschichte finden will, der fällt wieder in das typische Schulschema zurück, nach dem es eine richtige Interpretation gibt und viele falsche.

 

Die Intention?
Wer Botschaften hat, sollte zur Post gehen.
Das Schöne an der Literatur ist ja gerade, dass sie so mehrschichtig ist. Literatur entsteht, wenn ein Leser einen Text liest. Der Autor kommt in der Gleichung nicht vor.

Wer setzt sich bitte denn hin und schreibt mit einer "Intention" im Kopf? "Ja, ich wollte einfach mal zeigen, dass Liebe immer siegt und Lust voll doof ist", oder was? Solche Texte lesen sich auch entsprechend. Irgendwie belehrend, irgendwie engstirnig, irgendwie trocken, irgendwie doof.
Ich halte es auch für ziemlich arrogant von einem Autor, dass er glaubt einen Text schreiben zu können, der von Menschen, die er überhaupt nicht kennt -gar nicht kennen kann- überall gleich verstanden wird.
Es entstehen ja schon Mißverständnisse, wenn man jemandem, den man gut kennt, einen Brief schreibt. Und ein Brief ist allemal direkter und klarer als ein literarischer Text.

Also seid mir nicht böse, aber dieses "Intention" klingt für mich nach Deutschstunde, Germanistikstudium, therapeutischem Schreiben, Betroffensheits und Welterklärer-Schmuh und diesem Zeug und hat mit der Literatur und den Texten, die ich gerne lese, wenig gemein.

Also für mich hat die Intention eines Textes und ob die auch so verstanden wird, nichts mit der Kritik zu tun. Natürlich macht es Spaß, über den Inhalt und die Bedeutungsebenen eines Textes zu diskutieren -wenn er denn viel hergibt, natürlich nur. Aber dass ich mich erst hinsetze und frage: Und? Was wollst'n jetzt damit sagen? Hab ich das auch richtig verstanden? Also wenn du das sagen wolltest, dann ist ja alles gut, dann hast du dein Ziel erreicht.
Nee, das würde mir keinen Spaß machen.

Gruß
Quinn

 

Sagen wir es besser so: die meisten Autoren haben einen bestimmten Grund, eine Geschichte zu schreiben, wollen mit ihr etwas aussagen.
Das heißt aber nicht, dass die vom Textproduzenten erdachte Aussage für mögliche Leser irgendeine Relevanz hat.

 

MrPotato schrieb:
Sagen wir es besser so: die meisten Autoren haben einen bestimmten Grund, eine Geschichte zu schreiben, wollen mit ihr etwas aussagen.
Ich weiß nicht. Ist das so? Das ist dieses Prämisse-Zeug von Frey.
Ist das denn heute noch zeitgemäß? Eine "Aussage"? Mitteilungsbedürfnis? Die Welt verbessern? "Iß niemals gelben Schnee?" Dahinter steckt doch ein seltsames, allgemeingültiges Weltbild. Klar, es gibt so Texte. Auch hier. Manchmal sieht man es dem Text gar nicht an, sondern liest es dann aus den Kommentaren des Autors heraus, die öfter einen leicht missioniarischen Unterton haben ("Und jetzt seid gefälligst alle mal toleranter!"). Aber da ich diese Kommentare des Autors in einer normalen "Leser-Text"-Beziehung nicht habe, sind die doch eher Beiwerk.

Wäre es dann nicht viel leichter und zweckmäßiger, wenn die betreffenden Autoren Essays schreiben würden? Oder den alten Äsop-Schlußsatz bemühen: Fabula docet? Und die Moral von der Geschicht: Überseh die Aussag' nich?

 

Quinn schrieb:
Ich weiß nicht. Ist das so? Das ist dieses Prämisse-Zeug von Frey.
Ist das denn heute noch zeitgemäß? Eine "Aussage"? Mitteilungsbedürfnis? Die Welt verbessern? "Iß niemals gelben Schnee?" Dahinter steckt doch ein seltsames, allgemeingültiges Weltbild. Klar, es gibt so Texte. Auch hier. Manchmal sieht man es dem Text gar nicht an, sondern liest es dann aus den Kommentaren des Autors heraus, die öfter einen leicht missioniarischen Unterton haben ("Und jetzt seid gefälligst alle mal toleranter!"). Aber da ich diese Kommentare des Autors in einer normalen "Leser-Text"-Beziehung nicht habe, sind die doch eher Beiwerk.

Wäre es dann nicht viel leichter und zweckmäßiger, wenn die betreffenden Autoren Essays schreiben würden? Oder den alten Äsop-Schlußsatz bemühen: Fabula docet? Und die Moral von der Geschicht: Überseh die Aussag' nich?


Man muss das doch gar nicht als missionarischer Weltverbesserungsdrang verstehen. Ich meine doch nicht irgendwelche platten, "allgemeingültigen" Aussagen, sondern einfach nur, dass sich ein Autor in der Regel nicht hinsetzt, sein Hirn abschaltet und irgendetwas vollkommen Beliebiges aufs Papier rotzt.
Ich schätze, bewusst zu schreiben, sich als Autor Gedanken über das zu machen, was man schreibt und wie man es schreibt ist nichts Anachronistisches.

 

Quinn schrieb:
Wäre es dann nicht viel leichter und zweckmäßiger, wenn die betreffenden Autoren Essays schreiben würden?
Essays? War da nicht was? Aber ja, wir warten schon 11 Monate drauf – siehe hier.

Hehe, wollte mit den Hinweis eigentlich noch einen Monat warten, aber eine solche Vorlage lasse ich mir natürlich nicht entgehen. :D

 

MrPotato schrieb:
Ich schätze, bewusst zu schreiben, sich als Autor Gedanken über das zu machen, was man schreibt und wie man es schreibt ist nichts Anachronistisches.
Um Gottes Willen, bewußt zu schreiben und sich Gedanken zu machen, ist ja eine der wenigen Grundvorraussetzungen, sozusagen.
Nur steckt für mich hinter diesem "Ich will was aussagen" ein ganzer Wust von eben dieser Art von Literatur dahinter, die ich persönlich nicht abkann.

Natürlich hat der Autor bestimmte Intentionen, will etwas mit einem Text sagen und bemüht sich in der Regel auch, diese Aussagen für den Leser erkennbar zu machen,
Das ist dieses "Was will der Autor uns damit sagen"? Und das finde ich ganz furchtbar und deshalb reagiere ich da vielleicht auch ein wenig heftiger als es sonst meine Art ist -ich hoffe, ich trete da keinem auf die Füße.

Mir ist es nur in den jüngsten Threads aufgefallen, weil Texte, die mir eigentlich symphatisch waren, durch nachgestellte Kommentare der Autoren eher unsymphatisch wurden, eben weil die Autoren die Deutungshoheit auf ihre Geschichte erhoben.

 

Was hat die Intention des Autors überhaupt in einem Text zu suchen?

Ein Autor gibt in dem Moment die Deutungshoheit über seine Geschichte ab, in dem er sie jemand anderem zum Lesen gibt. Vielleicht auch schon in dem Moment, wo er sie aufschreibt.

Ist ja schön, dass eine Intention dahinter ist. Wenn ich den Text anders verstehen möchte, dann wird mich da bestimmt niemand dran hindern können...

 

Wow! So eine interessante Diskussion und ich hab sie nicht bemerkt! *schäm*

Nur einige kurze Anmerkungen dazu:

Der Autor kann in seinen Text so viel Sinn hinlegen, wie er will, wenn er keinen Leser hat, wird da niemals mehr ein Sinn wieder herauskommen, und wenn er sich auf den Kopf stellt.

@ lea: Ich seh den Zusammenhang zwischen Geniegedanken und dem Umstand nicht, dass die reale Person des Autors innerhalb der Literaturtheorie ihre Bedeutung verloren hat. Und nein, das "Genie" ist mit dem Sturm und Drang nicht gestorben, sondern erst geboren worden. Die Auswirkungen des Geniegedankens zeigen sich nicht zuletzt auch darin, dass bis auf den heutigen Tag ein Text, der veröffentlicht wird, mit dem Namen des Autors versehen ist, das heißt, das Urheberrecht wäre in dieser Form ohne die Idee des "Genies" nicht denkbar.

Ja, ich bin auch der Meinung, dass man einen Text ohne Ansehen der Person des Autors lesen sollte. Und ja, ein Text hat keinen ein für allemal festgelegten Sinn, den ich "aufspüren" kann und muss, wenn ich nur genau genug lese oder alle biografischen Details des Autors weiß. Denn das Mittel, dessen sich Literatur bedient, ist eben ein arbiträres Zeichensystem, das heißt, Wörter haben an sich keine Bedeutung, deren Sinn ist nicht unmittelbar an ihrer Oberfläche ablesbar. Wie Wörter und ihre Bedeutungen zusammenfinden, das ist eben willkürlich festgelegt und ist ständigen Veränderungen unterworfen. Jeder Leser muss diese semiotische Leistung bei jedem Text aufs Neue erbringen. DER LESER PRODUZIERT DEN TEXT ALSO IMMER AUCH MIT. Was dabei herauskommt, ist von dessen Alter, Geschlecht, Nationalität, Bildung, Herkunft usw. genauso abhängig wie von der des Autors. Es ist nicht irrelevant, was der Autor an Sinn hineinlegt, aber dieser Sinn ist so veränderlich wie das Wetter. Ja, und wie es der Dekonstruktivismus gezeigt hat, oft gibt es ja genug Dinge in einem Text, die seiner offensichtlichen Bedeutung zuwiderlaufen. Und gerade das macht einen Text auch interessant. Und ich denke, wenn es möglich wäre, einen Sinn so unabänderlich in einen Text zu legen, dann wäre so etwas wie Literatur gar nicht möglich, oder sie wäre unglaublich fade.

Andrea

 

Natürlich schöpft niemand nur aus sich selbst. Aber der Anspruch des genialen Künstlers, sich selbst anstelle von Gott an den Ursprung der Welt, die er schafft, zu setzen, hat Folgen, die weit über die Welt der Literatur hinausgehen. Wenn das Ich heutzutage eine derartige Bedeutung hat, dass jeder auf seine Besonderheit pochen muss, dann ist auch das eine Folge der Idee, das Subjekt an die Stelle von Gott als Ursprung zu setzen.

Andrea

 

"Ich" oder "Gott" - was macht das letztendlich schon für einen Unterschied. Beides sind doch nur Begriffe, die sich auf nichts beziehen, außer auf sich selbst.
Sprache bildet die Welt nicht ab, repräsentiert sie nicht, sondern schafft eine zweite, semiotische Realität, das erkennt man an solchen Begriffen recht gut.

Aber natürlich ist der ursprüngliche Geniebegriff eng mit der Vorstellung göttlicher Schöpfungskraft verknüpft. Das Genie als Schöpfer "möglicher Welten", als Vollender unvollkommender Natur. Das ist natürlich Schwachsinn. Auch der "größte" Künstler ist ein Produkt seiner Zeit und der Gesellschaft, in der er lebt und somit ist es auch sein Werk.

 

Bella schrieb:
Aber vor allem bei "kryptischen" Texten muss der Autor damit leben, dass seine Texte eben anders interpretiert werden, als er das gerne hätte oder wollte. Wer unbedingt zu hundert Prozent verstanden werden möchte, muss sich eben klar genug ausdrücken.
Und wie soll jemand als Kritiker auf kg.de - und darum geht es hier, nicht um in Büchern unveränderlich abgedruckte Geschichten, aber hier sind ja alle zu ignorant, um die Eingangspostings zu lesen - jemandem helfen, sich klarer auszudrücken, wenn es kein Schwein interessiert, was er eigentlich wollte?

Außerdem stimmt die Aussage, daß ein Werk immer für sich allein steht, auch dann nicht, wenn man die Biographie außer Acht läßt: Ein Autor hat meistens mehrere Werke, die man ebenfalls heranziehen kann, um ihn besser zu verstehen.

Quinn schrieb:
Ist das denn heute noch zeitgemäß? Eine "Aussage"? Mitteilungsbedürfnis? Die Welt verbessern? "Iß niemals gelben Schnee?" Dahinter steckt doch ein seltsames, allgemeingültiges Weltbild. Klar, es gibt so Texte. Auch hier. Manchmal sieht man es dem Text gar nicht an, sondern liest es dann aus den Kommentaren des Autors heraus, die öfter einen leicht missioniarischen Unterton haben ("Und jetzt seid gefälligst alle mal toleranter!"). Aber da ich diese Kommentare des Autors in einer normalen "Leser-Text"-Beziehung nicht habe, sind die doch eher Beiwerk.
Du kannst statt Aussage natürlich auch z. B. Stimmung oder Gefühl einsetzen.
Wenn du eine erotische Geschichte schreibst und alle finden sie witzig, kannst du natürlich nichts dagegen tun, wenn die Geschichte in einem Buch veröffentlicht ist. Aber auf kg.de kannst du sagen: Eigentlich wollte ich, daß die Geschichte erotisch rüberkommt. Und hier können dir die Kritiker sagen, warum sie nicht so ankommt und was du dagegen ihrer Meinung nach tun könntest. - Deshalb ist es auch wichtig, daß ein Autor, der sich mißverstanden fühlt, sagt, was er eigentlich wollte, sonst kann ich ihm nicht helfen, sondern höchstens klugscheißen.

 

Mehrzahlig steht dann auch nicht einer für sich allein. Schön, daß du einen Teil meiner Aussage verstanden hast.

 

Häferl schrieb:
Du kannst statt Aussage natürlich auch z. B. Stimmung oder Gefühl einsetzen.
Nein, das sehe ich nicht so. Ob ich eine "Aussage" habe oder gewisse "Effekte" erzielen will, das sind schon zwei paar Schuh.

Aber ich stimme dir insofern zu, dass man dort tatsächlich helfen kann. Nur wenn jemand eine erotische Geschichte geschrieben hat und alle lachen sich darüber tot, dann bewegen wir uns ja ohnehin auf sehr niedrigem Niveau, oder? Das sind doch oft Texte, die sich im Bereich "so schlecht, dass es wieder lustig ist" bewegen, "unfreiwilliger Humor", "Trash" eben.

 

Nur wenn jemand eine erotische Geschichte geschrieben hat und alle lachen sich darüber tot, dann bewegen wir uns ja ohnehin auf sehr niedrigem Niveau, oder?
Ich hab bloß mein Beispiel übertrieben, damit es deutlich wird. :hmm: Scheint eine Spur zuviel gewesen zu sein. ;)

 

Hallo Häfer,

[quotel]Und wie soll jemand als Kritiker auf kg.de - und darum geht es hier, nicht um in Büchern unveränderlich abgedruckte Geschichten, aber hier sind ja alle zu ignorant, um die Eingangspostings zu lesen - jemandem helfen, sich klarer auszudrücken, wenn es kein Schwein interessiert, was er eigentlich wollte?[/quote]

Wenn ein Autor erfährt, dass jemand seinen Text völlig anders verstanden hat, dann kann er doch nachfragen, warum das so ist. Und erfährt unglaublich viel darüber, wie wichtig kleine Textelemente für die Interpretation sind.
Das ist ungemein hilfreich, weil er dann diese Textelemente nutzen kann, wenn er den Leser in eine bestimmte Richtung lenken will.
Oder anders formuliert, zum Ziel kommt er, aber der Weg ist ein anderer.

Wenn du eine erotische Geschichte schreibst und alle finden sie witzig, kannst du natürlich nichts dagegen tun, wenn die Geschichte in einem Buch veröffentlicht ist. Aber auf kg.de kannst du sagen: Eigentlich wollte ich, daß die Geschichte erotisch rüberkommt. Und hier können dir die Kritiker sagen, warum sie nicht so ankommt und was du dagegen ihrer Meinung nach tun könntest. - Deshalb ist es auch wichtig, daß ein Autor, der sich mißverstanden fühlt, sagt, was er eigentlich wollte, sonst kann ich ihm nicht helfen, sondern höchstens klugscheißen.

Das will dem Autor ja auch niemand nehmen. Er kann immer sagen, was er mit seiner Geschichte bezwecken wollte... aber es macht keinen Sinn, wenn er dem Leser seine Interpretation vorschreiben möchte.

Gruss

Bluomo

 

Hallo Bluom!

Wenn ein Autor erfährt, dass jemand seinen Text völlig anders verstanden hat, dann kann er doch nachfragen, warum das so ist. Und erfährt unglaublich viel darüber, wie wichtig kleine Textelemente für die Interpretation sind.
Das ist ungemein hilfreich, weil er dann diese Textelemente nutzen kann, wenn er den Leser in eine bestimmte Richtung lenken will.
Oder anders formuliert, zum Ziel kommt er, aber der Weg ist ein anderer.
Wie herum, das sollte dann doch dem jeweiligen Autoren und dem Kritiker überlassen werden, oder muß man wirklich alles in kleinste Detail vorschreiben?

aber es macht keinen Sinn, wenn er dem Leser seine Interpretation vorschreiben möchte.
Wie liest Du? Immer erst die Kritiken oder erst die Geschichte? Wenn Du erst die Geschichte liest, bist Du eigentlich völlig unbefangen. Ich lese auch manchmal erst die Kritiken, aber dann weiß ich auch, daß ich selbst schuld bin. Hinterher hat es mich nur sehr selten gestört, wenn ein Autor seine "Auflösung" verraten hat - das war nur, wenn sie allzu detailreich war. Aber so, wie das bei Aris' Geschichte Der kleine Mensch war, wo die Diskussion ja neu aufgeflammt ist, ganz bestimmt nicht, denn er hat zwar gesagt, wie er sie gemeint hat, und man erkennt aus seinen Worten, daß ihm nicht ganz klar ist, warum, aber er hat auch offen gelassen, daß man die Geschichte anders interpretieren kann.
Dann kann es ja eigentlich nur daran liegen, daß es einigen Kritikern peinlich ist, wenn sie "falsch" interpretieren, womit sich die Frage, wer hier eigentlich in Falsch- und Richtig-Kategorien denkt, ja auch beantwortet hat.

Liebe Grüße,
Susi :)

 

Hallo Häferl,

kg.de ist ja auch ein Lernforum. Hier habe ich die Möglichkeit nachzufragen. Und für den Autor ist es ja auch wichtig zu erfahren, ob seine Geschichte so aufgefasst oder verstanden wurden.
Ich finde nicht, dass man das mit "normalen" Kurzgeschichten oder Romanen gleichsetzen kann.

Und meiner Meinung nach ist es nicht unbedingt möglich Rückschlüsse über die Intention eines völlig unbekannten Autors zu ziehen, wenn ich andere Werke von ihm lese oder mich damit beschäftige. Natürlich kann ich dann Tendenzen erkennen - welche Themen ihn beschäftigen etc.

Letztlich kommt es bei der Interpretation von Geschichten/Romanen die kryptisch gehalten sind aber doch eher darauf an, dass man bestimmte Symbole kennt. Das setzt Kenntnisse über diverse Literaturepochen voraus, weil sich die Symbole im Laufe der Zeit auch verändert haben.

Und - wie gesagt - als Autor packt man manchmal Sachen mit in seine Geschichte, die einem selbst nicht ganz bewusst waren. Es war bei mir auch schon manchmal so, dass mich ein Kritiker auf etwas hingewiesen hat und ich dadurch eine völlig neue Ebene in meiner eigenen Geschichte gefunden habe.

Auch ein "Beispiel" für Fehlinterpretationen im vermeintlichen Kennen des Verfassers:
Mit 16 hatte ich einmal ein Gedicht geschrieben - es ging um eine berühmte Tänzerin, die beim Tanzen stirbt. *Augen verdreh* Ich war damals natürlich begeistert von meinem Gedicht und habe das meinem damaligen Deutschlehrer zum Lesen gegeben.
Und er meinte danach partout ich hätte irgendwelche häuslichen Probleme. Er war der felsenfesten Überzeugung, dass ich das sonst nicht hätte so schreiben können. Er hat mich wahnsinnig genervt und mich wieder und wieder darauf angesprochen.

 

Liebe Bella!

Letztlich kommt es bei der Interpretation von Geschichten/Romanen die kryptisch gehalten sind aber doch eher darauf an, dass man bestimmte Symbole kennt. Das setzt Kenntnisse über diverse Literaturepochen voraus, weil sich die Symbole im Laufe der Zeit auch verändert haben.
Dann steht doch die Geschichte auch nicht für sich alleine. Wo ist denn der Unterschied, ob ich den Schlüssel in der Biographie des Autors oder in anderen Literaturepochen finde? - Beides setzt über die Geschichte hinausgehende Kenntnisse voraus.

Und meiner Meinung nach ist es nicht unbedingt möglich Rückschlüsse über die Intention eines völlig unbekannten Autors zu ziehen, wenn ich andere Werke von ihm lese oder mich damit beschäftige. Natürlich kann ich dann Tendenzen erkennen - welche Themen ihn beschäftigen etc.
Nicht unbedingt möglich, aber eine Möglichkeit, es zu versuchen.

Aber eigentlich geht es hier um die Wichtigkeit der Intention des Autors hier auf kg.de. Und daß man in einem Forum, in dem es darum geht, sich gegenseitig zu helfen, das im Sinne des Autoren tut oder zumindest versucht, schien mir eigentlich immer selbstverständlich.

Liebe Grüße,
Susi :)

 

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