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Wieder eine von diesen blöden Geschichten, die nicht einmal ein Happy End haben
Da anfangs immer die Anderen das Sagen hatten, blieb mir zunächst nur das Hören. Manchmal verging mir das zusammen mit dem Sehen, wobei der Verlust des Hörens auch mal verstärktes Fühlen müssen zur Folge haben konnte. Selbst wenn ich Leid teilte, blieb immer noch eine Hälfte für mich, und die war oft gänzlich mehr. Jene, die behaupteten, klüger zu sein, gaben niemals nach. Solange ich die Füße nicht unter meinen Tisch stellen konnte, wurde ohnehin nur gemacht, was ich nicht wollte.
Bald war es unvermeidlich geworden, lieber erst einmal was Kaufmännisches zu lernen, weil ich einfach keinen Bock auf Gartenarbeit verspürte. Da ich nun eine Arbeit hatte, musste ich mir wenigstens keine mehr machen. Ich war ein komischer Vogel, der morgens stundenlang schwieg, vielleicht auch nur, weil es mich wurmte, so früh anfangen zu müssen.
Während meiner Lehrjahre gewann ich die Erkenntnis, dass allein Übung jene, die mich etwas lehrten, zu dem gemacht haben musste, was sie scheinbar sein wollten – und fiel aus allen Wolken. Aber oft wussten die auch nicht so genau, was sie taten, und sie zeigten sich bei stichhaltigen Kleinigkeiten meist ungeheuer dickhäutig. Immerhin schien es sich zu lohnen, die Geräuschbegleitung bei Nichtigkeiten erheblich zu steigern. Die lehrreichen Jahre sollten für mich nicht gerade herrlich werden, zumal mir der unentwegte Blick zu den hohen Trauben Kopfschmerzen bereitete. Mit den Rosinen war das leichter gewesen. Die waren einfach da.
Mein Chef war auf dem rechten Auge blind, der konnte es sich nicht erlauben, auch noch das andere Auge zuzudrücken, wenn in der Abteilung mal wieder allgemein der Durchblick fehlte.
Wenn ich das alles nicht mehr sehen konnte, fand ich abends ab und zu bei einem Korn etwas Ablenkung in einer Kneipe um die Ecke, zumal dort gelegentlich ganz nette Hühner anzutreffen waren. Da gefiel mir eines Tages eine Liebe auf den ersten Blick. Sie trank nur stilles Wasser und hatte wohl ein Tief, während ich zunächst stumm meine Suppe auslöffelte, in der ganz schöne Brocken herumschwammen. Es war einer dieser Abende, an dem ich mir gern mal endlich den ganzen Kümmel von der Seele geredet hätte.
„Wie geht es Ihnen denn so?“, wagte ich sie schließlich zu fragen. Man wollte ja nicht gleich mit dem Dir ins Haus fallen.
„Liebe geht durch den Magen“, entgegnete sie traurig.
Nun denn, dachte ich, dann ist ziemlich klar, was am Ende dabei heraus kommt. Und ließ es bleiben.