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Wiedersehen macht Freude

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10.09.2016
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Wiedersehen macht Freude

Das Licht hat er ausgemacht, draußen ist es hell genug. Er legt die Hände auf die Greifreifen, stößt, fährt ans Fenster. Auf seinem Schoß liegt das Fernglas. Er nimmt den Stein aus der Hemdtasche, befühlt ihn. Der Himmel ist wolkenlos. An so einem Tag kann er fast alles sehen. Herr Grubner streckt den Kopf vor. Gleich wird der Taubenmann erscheinen, unten beim Steinkreis. Es dauert nicht lange. Von hier oben sieht er aus wie eine Spielzeugfigur, die Tauben sind graue, hüpfende Punkte. Herr Grubner setzt das Fernglas an, beobachtet, wie sich die Vögel um Brotkrumen streiten. Geduldig wartet der Taubenmann, bis alles aufgepickt ist. Gleich wird er drei Mal in die Hände klatschen. Die Tauben flattern auf. Er verfolgt ihren Flug. Die Fassade am Westflügel hoch und aufs Dach, wo sie in Reihe landen. Herr Grubner spürt seinen Herzschlag, streicht mit den Fingerspitzen über den glatten Stein.
Sie schiebt die Gardine zur Seite, steigt auf ihr Bett. In Unterwäsche und weißem T-Shirt, auf das die schwarzen Haare fallen, bis unters Schlüsselbein. Ob sie braune Augen hat oder grüne, schwer zu sagen. Über ihr brennt eine Glühbirne ohne Lampenschirm. Herr Grubner konzentriert sich auf ihre Lippen. Eine Viertelstunde lang. Kein Lächeln, nichts. „Komm schon“, flüstert er. Das Ekzem am Auge juckt, doch Herr Grubner ignoriert es. Ewig könnte er sie so ansehen, auf ihr Lächeln warten.
Gegen halb zehn bewegt sie sich wieder. Sie steht auf, streckt sich, trottet aus dem Zimmer. Im nächsten Moment erscheint sie in der Küche. Kurz hält sie inne, wartet. Sie weiß, dass er sie beobachtet. Sie öffnet den Kühlschrank, nimmt einen Tetrapack Milch heraus, schraubt den Plastikdeckel ab und führt die Öffnung zum Mund. Ohne abzusetzen trinkt sie. Den Milchbart lässt sie stehen, kehrt ins Zimmer zurück, setzt sich aufs Bett. Wieder spürt Herr Grubner seinen Puls und befühlt den Stein. Es geht los. Ihre Blicke treffen sich. Sie hebt die Hand. Ohne das Fernglas abzusetzen, erwidert er ihren Gruß.


Kurz nach neun, ein anderer Tag. Auf ihrem Bett liegt eine Verpackung desselben Medikaments, das sie seit Wochen zum Einschlafen nimmt. Die junge Frau kommt ins Zimmer. Ein Milchbogen hängt über ihren Lippen. Er winkt ihr zu, sie schaut ihn an. Kein Gruß. Sie legt sich aufs Bett, schließt die Augen. Er wartet. Zehn Minuten. Fünfzehn. Etwas stimmt nicht. Herr Grubner legt das Fernglas ab, fasst nach den Greifreifen, fährt zur Tür. Das Handy ist leer. Im Treppenhaus nimmt er die Treppe zum Westflügel. Er steckt den Stein in die Hemdtasche, dreht den Rollstuhl, greift mit der Hand ans Geländer. Mit der anderen drückt er sich die Stufen hoch. Es sticht im Bauch, in den Schultern, der Brust. Oben angekommen schiebt er sich in den nächsten Flur, zieht den Stein aus der Hemdtasche und schließt die Finger darüber. Es muss eines dieser Zimmer sein. Eine Tür öffnet sich.
Barfuß steht sie da. In Unterwäsche und weißem T-Shirt.
„Sie sind nicht im Bett“, stellt er fest.
Sie zuckt die Achseln, zeigt mit dem Daumen hinter sich.

Es riecht säuerlich. Vom Flur aus erhascht er einen Blick in die Küche, wo sich die Milchkartons unterm Fenster stapeln.
Er folgt ihr ins Zimmer. Mit einem Schwung rollt er über die Schwelle. Sie legt sich aufs Bett. Hier ist es warm. Neben ihr auf der Decke zwei volle Blister des Medikaments.
„Sie antworten sonst immer.“
Die junge Frau beugt sich kopfüber, hebt Stift und Zettel vom Boden auf.
Nicht so laut!, notiert sie.
„Wieso?“
Sie drückt die Hände gegen den Kopf, zieht die Stirn kraus.
„Warum sprechen Sie nicht?“ Ihre Augen sind braun. „Soll ich gehen?“
Sie schüttelt den Kopf, zeigt auf seine Hand.
„Ein Lapislazuli.“
Glücksbringer?
„Eine Zeitmaschine“, sagt Herr Grubner.
Wohin?
„Zu einer Freundin.“ Er zögert. Dann wirft er ihr den Stein aufs Bett.

Wieder sitzt er am Fenster, es regnet. Wie Heimweh ist das. Er will den Stein zurück. Jetzt schuldet sie ihm etwas. Die Gardinen sind zugezogen. Doch er glaubt zu spüren, dass es ihr gut geht.

An diesem Tag beobachtet Herr Grubner den Taubenmann. Drei Mal klatscht er in die Hände und die Vögel flattern los. Die Fassade hoch und hinauf zum Dach, auf dem jemand steht. Es dauert, bis er begreift, dass sie es ist. Die Tauben haben sich neben ihr aufgereiht, als wäre sie eine von ihnen.
Er will ihr etwas zurufen, doch das Fenster lässt sich nicht öffnen. Er schlägt das Fernglas dagegen. Sie hört es nicht. Fester. Die Scheibe bekommt einen Riss, splittert, bricht. Die Tauben schrecken auf, doch sie bleibt unverändert stehen.
„Weg da!“, brüllt er.
Sie sieht ihn an. Lächelt sie?
„Ein letztes Treffen!“
„Okay“, ruft sie die Hände zum Trichter geformt.
Herr Grubner hört nichts, außer dem Klang ihrer Stimme. Wie eine Zeitreise. Den Stein will er nicht mehr. Nur vom Dach soll sie runtergehen.

 

Lieber @kiroly ,

danke dir für deinen sehr schönen Kommentar. Ja, der Text und ich, wir haben sehr gelitten. Das war ein Ritt und ich hab dir ja schon andernorts gewisse prinzipielle Unzufriedenheiten mitgeteilt ... :Pfeif: Aber tatsächlich bin ich mit dem Problem, glaube ich zumindest, für mich erstmal richtig gut vorangekommen. Über deinen Kommentar habe ich ganz gut nochmal über das philosophische Dahinter der Story nachgrübeln können, das war gut.

ich fühle mich wie einer dieser Leute, die einen Reisebus an der Raststätte verpasst haben.

:lol: ein gutes Bild. Aber es war ja gerade einer dieser Busse, die nur Runden drehen und dann wieder bei der Haltestelle auftauchen. Insofern hast du alles richtig gemacht.

Deine Überarbeitungen haben sich sehr gelohnt. Bei der ersten Version des Textes las ich einen "Stammtext", der noch nicht wusste, welche Entwicklung er nehmen wird.

'Stammtext'. So etwas gibt es also auch. Analog zur Stammform beim Verb. Wahrscheinlich war es wie Morphin gesagt hat und die erste Version war die 'beste'. Klar ist diese Version runder, geschliffener, wie auch immer. Aber ist vielleicht wirklich mit einem Lapislazuli vergleichbar, der anfangs etwas größer ist und dann verschätzt man sich mit der Form, die man daraus schleifen will, und dann bleibt da eine unbeschliffene, unbefriedigende Ecke stehen und man denkt sich eine kleinere Form aus, aber wieder bleibt eine Ecke stehen und so weiter. Und am Ende hat man dann einen ganz kleinen Stein, der, wenn er ein Rubin oder Diamant wäre, von der Größe gut in ein Uhrenwerk hineinpassen könnte, aber es ist eben nur ein Lapislazuli :Pfeif:

Ritual zur Verarbeitung der suizidalen Handlung Saskias.

Ich glaube, da liegt auch tatsächlich noch ein Problem mit der Uneindeutigkeit des Textes in der aktuellen Version. Es ist nämlich so :teach: dass Saskia ein wichtige Person aus dem Leben von Herrn Grubner ist, aber nicht das Mädchen von gegenüber ("Er nimmt den Stein aus der Hemdtasche, befühlt ihn, denkt an Saskia und an die junge Frau von gegenüber.")

Das ist in der aktuellen Version nur sehr leise. Deswegen kann man das überlesen. Das war auf jeden Fall mal viel eindeutiger.

Den ersten, sehr schönen Absatz ...

Danke dir!

Da könntest du etwas festeres, kraftvolleres schreiben, er schließt den Stein mit seinen Händen, faltet sie, denkt an Saskia, an ihr duftendes Haar. Vielleicht kannst du auch schreiben, wo und wie er den Herzschlag spürt. Da reicht ja ein banales "pochen" schon aus.

Das wäre zum Beispiel auch eine gute Möglichkeit, um das Problem mit der Unklarheit in den Griff zu kriegen.

Das "Es ist soweit" würde ich streichen

Ja, wird bei der nächsten Überarbeitung wahrscheinlich gestrichen, mindestens aber ersetzt. Danke dir.

Spannend finde ich die Idee, dass Herr Grubner weiß, was passieren wird und trotzdem steigt der Puls.

Ja, das war so ein cooles Feature des Textes. Schön, dass da deine Antennen reagieren. Das ist so eine Leerstelle, von der ich, im Gegensatz zu anderen in diesem Text, glaube, dass sie funktioniert.

Er verfolgt ihren Flug.
Flugversuch?

Hmm. Denke ich nochmal drüber nach. Aber sie fliegen doch wirklich.

Ein Milchbogen hängt über ihren Lippen.
Jetzt Milchbogen und nicht Milchbart?

Dachte, das wäre so schon in Ordnung. Milchbart ist ja nur das herkömmliche Wort und letztlich ist es von der Form her ja ein Bogen.

Es riecht säuerlich.
Du benutzt recht häufig die dritte Person zur Beschreibung einer Situation. Es ist soweit, es riecht säuerlich. Vielleicht auf Herr Grubner eingehen?

Ja, ist eine gute Idee. Hatte das sogar schon mal in diese Richtung umgeschrieben, aber scheinbar ginge da noch an der ein oder anderen Stelle was.

Doch es funktioniert.
Das würde ich streichen. Das klingt für mich zu sehr nach Dokumentationssprecher.

Ja, gehe ich mit, bin ich bei dir, unterschreibe ich usw.

Es muss eines der Zimmer im Mittelgang sein.
Sollte ich den Text richtig verstanden haben - bezüglich des Rituals - könntest du hier das Futur benutzen. Ich will mich jetzt nicht ins grammatikalische Fernost der deutschen Sprache vorwagen, aber ich glaube (!), hier wäre sogar ein Futur II passend:

Verstehe ich nicht so richtig, glaub ich. Er war ja noch nie drüben. Zumindest wird das hier nicht angedeutet.

Sehr stark finde ich den Dialog im dritten Absatz. Er liest sich flüssig und aus der Geschichte heraus, er passt, finde ich.

Freut mich. Das motiviert, mich vielleicht doch, mich demnächst nochmal an den Text zu setzen.

Die Scheibe bekommt einen Riss, splittert und bricht. Das lese ich als den Ausbruch aus dem Ritual

Dann ist es so bei dir angekommen, wie ich es mir gewünscht habe. Das ist schon mal was Gutes :D

Also wird wohl doch noch eine weitere Überarbeitung fällig :kaffee:
Vor allem sind da ja nochmal weitere sehr schöne Kommentare reingekommen.
Danke dir!
Genieß den Abend und hab eine erfolgreiche restliche Woche!
Carlo

 

Wow @Carlo Zwei! Dein Text hat sich ja total verändert. Kompliment dafür, dass du die Arbeit hier so ernst nimmst und die Vorschläge und Anregungen so konsequent umsetzt! Ich finde, die Länge (bzw. Kürze) tut deinem Text auf jeden Fall gut! Es liest sich meiner Meinung nach locker und in einem Rutsch. Auch das Ende hast du entschärft. Ich hatte ja angekündigt, dass dein ursprüngliches Ende bei mir eventuell reifen muss. Und tatsächlich tat es das und ich konnte mich irgendwann innerlich eigentlich ganz gut damit anfreunden. Daher wollte ich einen erneuten Blick wagen und siehe da: Ich habe eine andere Geschichte gelesen :)
Macht aber nichts, denn ich finde, es ist eine Gute geworden! Auch wenn mir der ursprüngliche Text ja auch schon gefallen hatte, finde ich diesen jetzt besser!

Er befühlt den Stein. Es geht los. Ihre Blicke treffen sich. Sie hebt die Hand. Ohne das Fernglas abzusetzen, erwidert er ihren Gruß.

Glaube, du hattest diese Szene auch im ursprünglichen Text oder? Finde ich eine der besten Stellen. Weil danach im Prinzip ja alles passieren kann. Sehr stark

„Kein Ort, ein Mensch.“ Er wirft ihn ihr aufs Bett. „Wiedersehen macht Freude.“
Das habe ich dann aber doch nicht ganz nachvollziehen können. Der Stein scheint ihm als Objekt, mit dem er eine sentimentale Erinnerung verbindet, ja doch recht wichtig zu sein. Von daher finde ich die Entscheidung, dass er ihn so locker aufs Bett wirft und sagt Wiedersehen macht Freude ehrlich gesagt nicht passend. Ein Satz, der darstellt, dass er mit sich hadert, täte der Stelle sicherlich gut.

Ansonsten ein guter Text wie ich finde! Großes Kompliment für die Umarbeitung.

Viele Grüße
Habentus

 

Hallo @Carlo Zwei

'Stammtext'. So etwas gibt es also auch. Analog zur Stammform beim Verb. Wahrscheinlich war es wie Morphin gesagt hat und die erste Version war die 'beste'. Klar ist diese Version runder, geschliffener, wie auch immer. Aber ist vielleicht wirklich mit einem Lapislazuli vergleichbar, der anfangs etwas größer ist und dann verschätzt man sich mit der Form, die man daraus schleifen will, und dann bleibt da eine unbeschliffene, unbefriedigende Ecke stehen und man denkt sich eine kleinere Form aus, aber wieder bleibt eine Ecke stehen und so weiter. Und am Ende hat man dann einen ganz kleinen Stein, der, wenn er ein Rubin oder Diamant wäre, von der Größe gut in ein Uhrenwerk hineinpassen könnte, aber es ist eben nur ein Lapislazuli :Pfeif:
Schön gesagt! Aber ehrlich gesagt: Ich weiß nie, was ein guter oder schlechter Text ist. Ich sehe das Gute und das Schlechte in zigdutzende Grau-Grau-Töne aufspalten, und jedes Grau repräsentiert eine bestimmte parlamentarische Fraktion: Die der "klaren Sprache", die der "inneren Rührung", die der "kann mal experimentell und kognitiv überfordernd sein", die der "zweiten, dritten Ebene", die der "Plausibilität", die von "Anspruch". Das löst in mir die vage Ahnung aus, das Gute und Schlechte eines Text spiegelt die Erfahrungswelt der Parlamentarier wieder und nicht die rhetorische Qualität. Gerade mit Gruppe Plausibilität habe ich Probleme, große Probleme, weil - ich keine plausiblen Alltagsinterpretationen kenne und seit Corona Europa nicht mehr wirklich erwarte, dieses "das ist doch unlogisch!". Aber jetzt betrete ich Neuland, ich bleibe mal am Text.

Ich glaube, da liegt auch tatsächlich noch ein Problem mit der Uneindeutigkeit des Textes in der aktuellen Version. Es ist nämlich so :teach: dass Saskia ein wichtige Person aus dem Leben von Herrn Grubner ist, aber nicht das Mädchen von gegenüber ("Er nimmt den Stein aus der Hemdtasche, befühlt ihn, denkt an Saskia und an die junge Frau von gegenüber.")

Das ist in der aktuellen Version nur sehr leise. Deswegen kann man das überlesen. Das war auf jeden Fall mal viel eindeutiger.

Ah, das habe ich aber schon so verstanden Herr Lehrer (sorry für das Schnippische :-)
Es muss eines der Zimmer im Mittelgang sein. Erweitern ... Sollte ich den Text richtig verstanden haben - bezüglich des Rituals - könntest du hier das Futur benutzen. Ich will mich jetzt nicht ins grammatikalische Fernost der deutschen Sprache vorwagen, aber ich glaube (!), hier wäre sogar ein Futur II passend:
Verstehe ich nicht so richtig, glaub ich. Er war ja noch nie drüben. Zumindest wird das hier nicht angedeutet.
Eigentlich ja ein winziges Detail, aber für mich eine gute Grammatikübung! Ich musste selber nochmal schauen, was ich gemeint habe. In deinem Text hatte ich den Eindruck, dass er ein bestimmtes Ritual wieder und wieder ausführt. Ich las deinen Text als einen großen Kreis, der dort endet, wo er beginnt. Jeden Tag arbeitet Herr Grubner mit denselben Erinnerungen, denselben Ansichten, denselben Erfahrungen. So habe ich zumindest deinen Text gelesen, als Trauerritual in Wiederholung. Dein Herr Grubner weiß also, wie sein Denken ablaufen wird. Daher die Idee eines Futur II, das zukünftige Denken wird abgeschlossen sein. Ehrlich gesagt lese ich den Satz "Es muss die Tür sein" als eine Art Futur II. Aber wie gesagt, ein winziges Detail.

Das war's!

Lg
kiroly

 

Hey @Carlo Zwei,

ich hatte deine Geschichte schon vor einer Weile gelesen und über die Kommentare festgestellt, dass Du da schon ordentlich nachfeilt hast. Bin gespannt, was mich jetzt erwartet :).

Herr Grubner streckt den Kopf vor. Gleich wird der Taubenmann erscheinen, unten beim Steinkreis. Es dauert nicht lange. Von hier oben sieht er aus wie eine Spielzeugfigur, die Tauben sind graue, hüpfende Punkte ...
Die Taubenszene mochte ich sehr!

Herr Grubner konzentriert sich auf ihre Lippen. Eine Viertelstunde lang. Kein Lächeln, nichts. „Komm schon“, flüstert er. Das Ekzem am Auge juckt, doch Herr Grubner ignoriert es. Ewig könnte er sie so ansehen, auf ihr Lächeln warten.
Das fand ich schon gut gemacht. Obwohl er da spnnert, wirkt das gar nicht so unangenehm auf mich. Dadurch, dass sie ihn an Saskia erinnert, er so furchtbar einsam ist und auf ein Lächeln wartet. Das erzeugt ja schon Sympathie. Aber ist eben auch so ein Mischgefühl, und das ist spannend. Man weiß noch nicht so richtig, was man nun von ihm halten soll und das macht die Figur auf jeden Fall spannend. Für mich jedenfalls.

Sie weiß, dass er sie beobachtet, Zeuge ist, wofür auch immer.
Okay. Soll es ja geben :). Sagt ja auch was über sie aus.

Ihre Blicke treffen sich. Sie hebt die Hand. Ohne das Fernglas abzusetzen, erwidert er ihren Gruß.

Ist auch ein herrlich schräges Verhältnis zwischen den beiden. Ich mag das. Das hat was vertrauliches, viel Routine auf beiden Seiten. Ich mein, wer legt sich shcon täglich zur gleichen Zeit ins Bett und trinkt täglich zur gleichen Zeit Milch? Was los mit der Frau, frage ich mich.

Er winkt ihr zu, sie schaut ihn an. Kein Gruß. Sie legt sich aufs Bett, schließt die Augen. Er wartet. Zehn Minuten. Fünfzehn. Etwas stimmt nicht.
Ja, wie wahr.

Barfuß steht sie vor ihm. In Unterwäsche und weißem T-Shirt.
„Du bist nicht im Bett“, stellt er fest.
Sie zuckt die Achseln.
„Kann ich rein?“
Oh, sie hat ihn erwartet. Sie wusste er wird kommen. Die beiden kennen sich echt gut ohne sich zu kennen. Aber ja, kann schon sein.

Hier ist es warm. Neben ihr auf der Decke zwei volle Blister des Medikaments.
Voll. Voll ist gut.

Ein Glücksbringer?
„Eine Zeitmaschine.“ Er lächelt.
Schön!

Wohin?
„Kein Ort, ein Mensch.“ Er wirft ihn ihr aufs Bett. „Wiedersehen macht Freude.“
Ach. Das geht aber schnell irgendwie. Weiß jetzt gar nicht, wie ich diese Aktion finde.

Herr Grubner sitzt am Fenster, es regnet. Saskia fehlt. Wie Heimweh ist das. Er will den Stein zurück.
Da bin ich ganz bei ihm.

Die Fassade hoch und hinauf zum Dach, auf dem jemand steht. Es dauert, bis er begreift, dass sie es ist. Die Tauben haben sich neben ihr aufgereiht, als wäre sie eine von ihnen.
Spannung hälst Du gut. Schön, dass hier die Tauben aufgegriffen werden.

Er will ihr etwas zurufen, doch das Fenster lässt sich nicht öffnen.
Warum? Blöd auf jeden Fall.

„Weg da!“
Sie sieht ihn an. Lächelt sie?
„Ein letztes Treffen!“
„In Ordnung!“, antwortet sie.
Das geht auch wieder relativ schnell.

Herr Grubner hört nichts, außer dem Klang ihrer Stimme.
Saskia, denkt er. Er will den Stein nicht mehr. Nur vom Dach soll sie runtergehen.
Das Ende finde ich schön.

Hat Sasika sich auch umgebracht? Irgendwie habe ich den Verdacht. Und wer ist Saskia, die Frau, die Tochter? Tut eigentlich nichts zur Sache, nur eine Frage, die ich mir stelle. Für den Text reicht natürlich zu wissen, dass Saskia ihm alles bedeutet. Ach, ein trauriges Leben, was er da führt.

Ja, ist kurz. Lässt einige Fragen offen und huscht zwei mal (für mich) zu schnell über das Geschehen. Da hättest Du gern noch fünf, sechs Zeilen dazunehmen können, für mein Empfinden. Beim ersten Treffen, könnte er ja noch paar Fragen stellen und sie bittet ihn irgendwann zu gehen. Dieses, ich geb Dir den Stein und Du bringst Dich dafür nicht um, finde ich einen sehr wackligen Deal, da muss er davon ausgehen, dass der nicht funktioniert. Vielleicht fehlt da für mich tatsächlich bisschen mehr »Austausch«/Vorarbeit des Autors, damit der Deal nicht an so einem dünnen Fädchen baumelt.
Das Fensterding mag ich. Allerdings finde ich auch da, dass sie zu schnell einlenkt. Vielleicht sollte er da rufen, dass er seinen Stein zurückhaben will. Muss. Irgendwie so. Also, für mich fehlt nicht viel, keine elendlange Szene oder so, nur etwas, was mich an die Hand nimmt, um die Motivationen besser zu greifen, ich hoffe Du verstehst was ich meine.
Ansonsten mochte ich den Text aber. Gerade auch in seiner Kürze und Dichte. Da steckt so viel Vertrautes drin, was mich berührt und das kommt durch sehr feine Pinselstrichelchen, kaum zu erkennen. Dafür - Respekt!

Liebe Grüße, Fliege!

 

Lieber Carlo Zwei,
ja, das hat sich sehr verändert, in der ersten Version wurde es am Ende ganz magisch, da ist sie geflogen. Aber auch jetzt hängt da etwas Unwirkliches über der Szene. Die Figuren in diesem Wohnblock, die wie aufgezogen, oder wie in einem stummen Ballett jeden Tag ihren Ritualen nachgehen, das hat mir gefallen. Und zugleich hat das etwas Starres, nichts bewegt sich mehr, alles wiederholt sich, das Leben wird abgespult. Ich habe so ein Gefühl, als gebe es da keinen Hall. Die Milch, das hat etwas Kindliches, besonders der Milchbart, ich verstehe das so, dass sie sich hinlegt, bevor sie trinkt, also Rückzug. Zwei, die das Leben verlernt haben. Sie hat sogar aufgehört zu sprechen. Bleibt der einzige Impuls, sich das Leben zu nehmen. Irgendwie ein schönes Bild, wie sie da neben den Tauben steht, da ist die Überraschung gelungen. Deine Sprache finde ich sehr präzise, poetisch, reduziert.
Ich habe den Kommentar von @Fliege gelesen und stimme ihr zu. An diesen beiden Stellen ging es mir auch zu schnell. Da fehlte was. Ich könnte mir auch vorstellen, dass er den Stein eher so nebenbei bei ihr liegen lässt, aber vorher muss noch etwas passieren. Den Spruch "Wiedersehen macht Freude" finde ich fast zu flapsig für die Situation.

„Weg da!“
Sie sieht ihn an. Lächelt sie?
„Ein letztes Treffen!“
„In Ordnung!“, antwortet sie.
Herr Grubner hört nichts, außer dem Klang ihrer Stimme.

Saskia, denkt er. Er will den Stein nicht mehr. Nur vom Dach soll sie runtergehen.
Hier hingegen, könnte ich mir alternativ auch vorstellen, auf das Fette zu verzichten.

Ich habe das gerne gelesen, Carlo.

Liebe Grüße von Chutney

P.S. Ups, ich sehe gerade nochmal den Titel. Und ausgerechnet das will ich dir madig machen. Sorry. Aber, ja, ich hätte gerne etwas Poetischeres.

 

Hey @Silvita ,

danke dir für deinen Kommentar und entschuldige bitte, dass es etwas länger gedauert hat. Das war wirklich ein toller zweiter Leseeindruck. Auch deine Vorschläge sind sehr umsetzbar finde ich. Schön, dass du nochmal vorbeigeschaut hast.

Irgendwie hat mir die erste Version deutlich besser gefallen, die war runder, flüssiger, als wäre sie mehr aus Dir rausgekommen.

:lol: :lol: :lol: :heul: Danke für die Rückmeldung. Ich glaube, ich sehe es ähnlich wie du. Ich denke, dass es trotzdem große Probleme bei der alten Version gab. Da hat mir das Level nicht gereicht und dann hab ich den Text einfach nochmal recht radikal umgebaut. Ich glaube, das zeigt einmal mehr, dass es nicht allzu viel bringt, an eher durchschnittlichen Texten noch viel rummodeln zu wollen. Entweder man schreibt gleich konsequent und fokussiert oder man muss sich damit abfinden, dass trotz vieler Überarbeitung aus so einem Text kein wirklich besserer wird. Für mich war das auch nochmal so ein Appell, bei meinen Themen zu bleiben (die Sachen, die mir stofflich vertrauer sind). Vielleicht lade ich nach der ganzen Challenge mal wieder was Schönes im ursprünglichen Stile hoch.

Die neue Version wirkt auf mich ein bisschen angestrengt, langsamer, behäbiger.

ich glaube, dass der Text durch diese Verkürzungen so etwas Blechernes bekommt. Da fehlen die Ecken, Kanten und Auswüchse. Er ist halt so runterreduziert.

Hast Du bewusst das Tempo so gedrosselt im Text?

Nee, nicht wirklich. Ist ja auch erstaunlich, weil ja eigentlich der Textumfang so sehr abgenommen hat.

Er nimmt den Stein aus der Hemdtasche, befühlt ihn, denkt an Saskia und an die junge Frau von gegenüber.
Ich hab gemerkt, dass mich das beim Lesen rausreißt. Dieser Wechsel zwischen Saskia und der Nachbarin. Da muss ich immer erst im Kopf klarkriegen, wer gemeint ist.

Vorschlag: denkt an Saskia, dann an die junge Frau gegenüber

Noch einmal denkt er an Saskia, ihr duftendes Haar. Es ist soweit. Punkt neun.
Sie schiebt die Gardine zur Seite, steigt auf ihr Bett.
Das würde ich klarer trennen.

Noch einmal denkt er an Saskia, ihr duftendes Haar.
Plötzlich ist es soweit. Punkt neun.
Die Nachbarin (wenn Du sie schreibst, häng ich immer noch bei Saskia).

Herr Grubner sitzt am Fenster, es regnet. Saskia fehlt. Wie Heimweh ist das. Er will den Stein zurück. Jetzt schuldet sie ihm etwas.
Wenn Du sie schreibst, häng ich wieder an Saskia.

Das sind sehr wichtige Hinweise für die nächste Überarbeitung (die ich dem Text wahrscheinlich noch gönne ...). Dieses Problem ist natürlich beim Vorlesen des Textes noch stärker. Es war schon durchaus eine Absicht, das verschmelzen zu lassen; weil Herr Grubner ja auch viel von Saskia auf die Nachbarin projiziert. Allerdings ist das hier schon auch einfach dysfunktional, eben weil da solche starken Unklarheiten bei vielen LeserInnen auftreten.

Es muss eines der Zimmer im Mittelgang sein. Eine Tür öffnet sich.
Barfuß steht sie vor ihm. In Unterwäsche und weißem T-Shirt.
„Du bist nicht im Bett“, stellt er fest.
Sie zuckt die Achseln.
„Kann ich rein?“
Er sollte vielleicht klopfen oder klingeln.
Und irgendwie hakt die Szene bei mir. Da ist ein Voyer, der sie täglich beobachtet, sie grüßen sich ab und an per Hand, dann lässst sie nen völlig Fremden einfach so in die Wohnung rein

Das wurde noch von einigen kritisiert. Ein Überbleibsel aus der alten Version. Veranschaulicht ganz gut, wie es schon fast unmöglich ist, eine bestimmte Logik (wenn es nicht der herkömmlich Realismus ist) aus einer Geschichte rauszustreichen; und wie brutal das eigentlich auch ...
Da muss ich mir noch etwas einfallen lassen. Guter Punkt aber.

Es riecht säuerlich. Vom Flur aus erhascht er einen Blick in die Küche, wo sich die Milchkartons unterm Fenster stapeln.
Ich hab mich ständig gefragt, was es mit der Milch auf sich hat (schon bei der ersten Version). Hat sie Bulimie (da wird ja viel Milch getrunken aus bestimmten Gründen). Hat sie Calcium-Mangel? Oder steht sie einfach nur auf Milch?

Nee, so etwas hatte ich gar nicht im Sinn. Das ist auch aus dieser alten Logik heraus. Die Milch ist hier Teil eines Rituals. Das ist etwas Gewohntes, Berechenbares. Der 1-Liter-Karton. Der enthält Nährstoffe, die Milch ist ein bisschen süß, aber nicht zu viel. Die hat Wasser; davon kann man sich ernähren. Es ist eher aus solchen Überlegungen der Figur heraus.

Er könnte sie ja fragen

Das wäre sicher einen Versuch wert :-)
Gute Idee.

Herr Grubner sitzt am Fenster, es regnet. Saskia fehlt.
Ich würde den Namen gleich beim Einstieg erwähnen, sonst wirkt das so komisch.

Ja, ich weiß, was du meinst. Müsste ich mir nochmal anschauen, wie man das lösen könnte.

An diesem Tag beobachtet Herr Grubner den Taubenmann.
Auch an diesem Tag beobachtet er den Taubenmann.

So liest sich das, als hätte er das noch nie gemacht.


Checke ich auch. Das geht hier für mich unter Verkürzung. Das 'wieder' 'Auch ... an diesem Tag' ist ja eigentlich eine logische Sache. Das soll von den LeserInnen einfach miteingesetzt werden. Aber vielleicht kann man es auch einfach einfacher machen. Muss ich mal drüber nachdenken. Wahrscheinlich eher nicht, weil diese Verkürzung ja aktuell der Stil der Geschichte ist. Und für eins muss ich mich früher oder später entscheiden :D

Danke dir, Silvita, für den schönen Kommentar, deinen erneuten Beusuch und die vielen guten Anregungen.
Bis bald!
Carlo

 

Lieber @Vulkangestein ,

hab mich über deinen Besuch gefreut. Schon länger nichts von dir gelesen, schön, dass du wieder hier bist. Ja, die Story hat eine Menge Schliff bekommen und ist nicht mehr wirklich, was sie mal war. Dazu hab ich gerade schon etwas in meiner Antwort an Silvita geschrieben (wie auch zum Milch-Thema).
Freut mich natürlich, dass dir das in seiner Kompaktheit gefällt und das als Spiel mit deinen Erwartungen empfunden hast. Dass er erstmal wie ein Spanner rüberkommt, ist klar. Das kann ja auch im negativen irritieren. Wenn das der Story einen falschen Anstrich gibt. Ich denke, hier funktioniert es schon ganz gut, auch wenn es natürlich eher eine nebensächlich falsche Fährte ist, die da gelegt wird. In der alten Version war das wahrscheinlich noch ein bisschen besser. Da gab es andere Nachbarn, vor allem eine Frau, die Herrn Grubner eher wie so einen Spanner eben behandelt hat. Btw. ich fand ja 'Milchzeit' den besten Titel. Naja, mittlerweile gibt es auch Kritik an diesem hier (was ich verstehen kann). Einmal mehr wichtig, zu wissen, was da die eigene Linie ist. Mein Problem bei diesem Text: ich weiß es leider gar nicht so genau. Deine Überlegungen zum ersten Satz und der Info-Vergabe nehme ich erstmal so auf. Ich finde das eigentlich schon vom Gehalt okay so. Aber warum nicht mal ausprobieren. Es ist ja gerade ein Text mit recht lockerer Struktur (vor dem Hintergrund der zahlreichen Überarbeitungen auch gar nicht anders möglich :D ).

Danke, dass du dabei warst, gude VG.
Carlo


----------------------------


Hey @Corvi ,

schön, dass du hier auch nochmal nen kleinen Abstecher gemacht hast. Sind auf jeden Fall sehr spannende Hintergrund-facts. Auch das mit dem Horten. Sag gern Bescheid, wenn du da mehr weißt, würde mich interessieren. Kannte bisher nur die Zopiclon. Die sollen jedenfalls auch ziemlich heftig sein. Wie auch immer. Viele Grüße und nochmal danke für die Infos.

Gruß
Carlo


-------

Hey @RinaWu ,

lange nichts mehr gehört von dir, Vulkangestein hat die Challenge ja scheinbar auch hinterm Ofen vorgelockt. Sehr schön, dass auch du dabei bist!! Dein Text steht auf jeden Fall auch sehr weit oben auf der Prioritäten-Liste :D
Danke für deine Rückmeldung und Gedanken zum Text. Habe mich sehr darüber gefreut.
Fand es spannend, was du so über dieses Nachbarschaftsthema geschrieben hast. Ich finde auch, das hat so etwas von einem Blick durchs Kaleidoskop. Das war in den älteren Versionen auch wesentlich ausgeprägter. Du warst hier echt eine dankbare Leserin, was natürlich immer sehr schön ist :gelb: Dass dir der Taubenmann gefällt und wie du deine Lesart von ihm beschrieben hast, als einen Ausdruck des Anschlusssuchens, aber auch der Eigenarten (vielleicht auch Rituale) der einzelnen BewohnerInnen dieses Mikrokosmos; und dass du das mit Saskia sofort so auseinanderdividiert hast. Eine genaue Leserin. Ich werde das aber auf jeden Fall nochmal etwas klären, damit man das schon halbwegs mitschneidet, dass das nicht dieselbe Person ist. Andererseits bin ich mittlerweile, ich gebe es zu, auch schon (sehr glücklich) an anderen Texten dran. Heißt aber nicht, dass dieser hier nicht noch seine x-te Überarbeitung erfährt.
Freut mich natürlich auch sehr, dass der Stein als so ein Zeichen zwischenmenschlicher Verbindung die Geschichte für dich zusammenhält. Ich denke auch, dass das ein Schlüssel für die nächste Überarbeitung sein könnte; den Stein noch einen Ticken mehr in den Fokus zu nehmen (und eben das mit Saskia und der Nachbarin zu klären). Danke dir jedenfalls für die schönen Gedanken zu meinem Text :-)

Hier bin ich sprachlich kurz gestolpert:
Sie schiebt die Gardine zur Seite, steigt auf ihr Bett.
Ich hatte vor Augen, wie sie wirklich auf ein ziemlich hohes Bett steigt.

Auch super genau gelesen. Das stimmt. Ich habe mich mit diesem Problem auch beschäftigt. Aus irgendeinem Grund habe ich es dann an der einen Stelle behoben und hier nicht. Du bist jedenfalls die erste, der es auffällt :D

Was ich nicht verstehe, ist die Sache mit der Milch

Dazu habe ich Silvita schon was geschrieben. Es ist eine Eigenart, ein Ritual. Ich finde das, was Silvita dazu vermutet hat, eine Bulimie, eigentlich naheliegend und das hätte sogar zur Figurenzeichnung gepasst und wäre sicher clever gewesen. War aber gar nicht meine Absicht. Für mich ist das auch ein Überbleibsel aus dem alten Text, aus dem dieser hier entstanden ist. Der alte Text hatte viele solche Momente, die ein bisschen drüber waren.

Und ist es nicht auch so, dass Medikamente schlechter wirken, wenn sie mit Milch eingenommen werden?

Das ist auf jeden Fall ein sehr guter, ergänzender Aspekt :D Mensch, da lerne ich wirklich was dazu (vielleicht auch nochmal ein für dich interessanter Aspekt, @Corvi ?) Soll zumindest bei Antibiotika Wechselwirkungen haben, wie ich gerade lese.

Genauso rätselhaft, wie die junge Frau, die ihn einfach so in ihre Wohnung lässt, nur weil er sagt, sie habe dieses Mal nicht gegrüßt. Aber da habe ich in meinem Kopf eine Erklärung gefunden :) I

Gerade diesen Zusatz finde ich sehr schön. Das ist ursprünglich auf jeden Fall auch so ein Element, wo es dann ein bisschen drüber, ein bisschen wie in so einer Tragikomödie abläuft, wo die Dinge sich so seltsam fügen. Trotzdem müsste ich da wohl angesichts des Stilwechsels, den die Story durchgemacht hat, auch nochmal nacharbeiten. Trotzdem: Große Freude, dass du das einfach so sportlich nimmst!

Danke dir, RinaWu, für den schönen Kommentar!
Gruß
Carlo

 

Hey @Habentus ,

danke, dass du dich nochmal gemeldet hast. Hab mich über deinen Kommentar gefreut. Auch wenn oder gerade weil ich schmunzeln musste, weil du dich mit dem alten Ende angefreundet hast und ich mittlerweile immer wieder und lauter an Morphins anfänglichen Zuspruch zurückdenke. Aber es ist egal. Ich glaube, die Story hatte insgesamt nicht genug Schmackes. Da war einiges Gutes dabei, aber auch die vielen Überarbeitungen haben dem Text zwar technisch, insgesamt aber wenn überhaupt nur geringfügig was gegeben – naja, auch das ist subjektiv; aber so fühlt es sich momentan an. Hat mir auf jeden Fall ein gutes Gefühl vermittelt, dein Kommentar. Ich hoffe auch, dass ich bei meinen Anmerkungen zu deinem Text nicht zu hart war. Habe mich ja vor allem auf empfundene Problemstellen konzentriert. Ich steckte da selbst gerade in Textarbeit und habe da manchmal dann einen sehr kritischen Blick. Es ist und bleibt trotzdem immer ein subjektiver und ich habe auch viel Gutes entdeckt und werde da auch nochmal was herausstellen, wenn ich ein wenig Zeit finde. Zurück zu deinem Kommentar.

Ich finde, die Länge (bzw. Kürze) tut deinem Text auf jeden Fall gut!

Das freut mich. Es ist so schrecklich kontingent mit diesen Texten. Eine Qualität hat einfach so oft auch eine Schattenseite bzw. heißt, dass etwas gut ist, nicht gleich, dass ein Text gut ist oder dass er nicht auch viele Schwächen hat. Auch Texte sind so schrecklich paradox.

Ich hatte ja angekündigt, dass dein ursprüngliches Ende bei mir eventuell reifen muss. Und tatsächlich tat es das und ich konnte mich irgendwann innerlich eigentlich ganz gut damit anfreunden. Daher wollte ich einen erneuten Blick wagen und siehe da: Ich habe eine andere Geschichte gelesen :)
Macht aber nichts, denn ich finde, es ist eine Gute geworden! Auch wenn mir der ursprüngliche Text ja auch schon gefallen hatte, finde ich diesen jetzt besser!

Danke dir für diese Rückmeldung. Tut gut, zu wissen, dass du dem Text so oder so etwas abgewinnen kannst.

Er befühlt den Stein. Es geht los. Ihre Blicke treffen sich. Sie hebt die Hand. Ohne das Fernglas abzusetzen, erwidert er ihren Gruß.

Glaube, du hattest diese Szene auch im ursprünglichen Text oder? Finde ich eine der besten Stellen. Weil danach im Prinzip ja alles passieren kann. Sehr stark

Danke dir. Ich mag die Stelle auch (vielleicht weil du und ihr die so oft hervorgehoben habt :D)

„Kein Ort, ein Mensch.“ Er wirft ihn ihr aufs Bett. „Wiedersehen macht Freude.“
Das habe ich dann aber doch nicht ganz nachvollziehen können. Der Stein scheint ihm als Objekt, mit dem er eine sentimentale Erinnerung verbindet, ja doch recht wichtig zu sein. Von daher finde ich die Entscheidung, dass er ihn so locker aufs Bett wirft und sagt Wiedersehen macht Freude ehrlich gesagt nicht passend.

Ja, ich glaube hier wäre noch so ein Logikloch, dass ich in einer nächsten Überarbeitung angehen sollte. Ich sammel gerade nochmal (Anregungen und auch mich selbst); war in der Zwischenzeit nicht ganz unproduktiv (an Neuem). Aber eine Überarbeitung würde ich dem schon gerne noch zugestehen. Nach so vielen schönen Anregungen ... :gelb:

Ansonsten ein guter Text wie ich finde! Großes Kompliment für die Umarbeitung.

Danke dir!

Beste Grüße
Carlo

 

Sei gegrüßt @Carlo Zwei

Hat mir auf jeden Fall ein gutes Gefühl vermittelt, dein Kommentar
Freut mich, wenn dir mein Kommentar was geben konnte :)

Ich hoffe auch, dass ich bei meinen Anmerkungen zu deinem Text nicht zu hart war.
Da brauchst du dir keine Sorgen machen! Ich bin ja auch hier, um etwas zu lernen. Kommentare wie deiner helfen mir dabei. Und du hattest ja auch recht mit dem, was du angemerkt hast.

Viele Grüße und ein schönes Wochenende!
Habentus

 

Lieber @Carlo Zwei

danke dir für deinen Kommentar und entschuldige bitte, dass es etwas länger gedauert hat. Das war wirklich ein toller zweiter Leseeindruck. Auch deine Vorschläge sind sehr umsetzbar finde ich. Schön, dass du nochmal vorbeigeschaut hast.

Gern geschehen.
Gar kein Problem :)
Ich freu mich, dass mein Leseeindruck weiterhilft und umsetzbare Vorschläge dabei sind.

Danke für die Rückmeldung. Ich glaube, ich sehe es ähnlich wie du. Ich denke, dass es trotzdem große Probleme bei der alten Version gab. Da hat mir das Level nicht gereicht und dann hab ich den Text einfach nochmal recht radikal umgebaut. Ich glaube, das zeigt einmal mehr, dass es nicht allzu viel bringt, an eher durchschnittlichen Texten noch viel rummodeln zu wollen. Entweder man schreibt gleich konsequent und fokussiert oder man muss sich damit abfinden, dass trotz vieler Überarbeitung aus so einem Text kein wirklich besserer wird. Für mich war das auch nochmal so ein Appell, bei meinen Themen zu bleiben (die Sachen, die mir stofflich vertrauer sind). Vielleicht lade ich nach der ganzen Challenge mal wieder was Schönes im ursprünglichen Stile hoch.

Sehr gerne.
Die Problematik kann ich verstehen. Ist schwierig.
Bin gespannt, was Du nach der Challenge einstellst :)

ich glaube, dass der Text durch diese Verkürzungen so etwas Blechernes bekommt. Da fehlen die Ecken, Kanten und Auswüchse. Er ist halt so runterreduziert.

Wohl wahr. Das ist echt schade.

Nee, nicht wirklich. Ist ja auch erstaunlich, weil ja eigentlich der Textumfang so sehr abgenommen hat.

Ja, ein seltsames Phänomen.

Das sind sehr wichtige Hinweise für die nächste Überarbeitung (die ich dem Text wahrscheinlich noch gönne ...). Dieses Problem ist natürlich beim Vorlesen des Textes noch stärker. Es war schon durchaus eine Absicht, das verschmelzen zu lassen; weil Herr Grubner ja auch viel von Saskia auf die Nachbarin projiziert. Allerdings ist das hier schon auch einfach dysfunktional, eben weil da solche starken Unklarheiten bei vielen LeserInnen auftreten.

Schön, dass Du dem Text das noch gönnen magst.
Ich glaube, selbst wenn Du es klarer herausarbeitest, wird dennoch die Verknüpfung deutlich.

Nee, so etwas hatte ich gar nicht im Sinn. Das ist auch aus dieser alten Logik heraus. Die Milch ist hier Teil eines Rituals. Das ist etwas Gewohntes, Berechenbares. Der 1-Liter-Karton. Der enthält Nährstoffe, die Milch ist ein bisschen süß, aber nicht zu viel. Die hat Wasser; davon kann man sich ernähren. Es ist eher aus solchen Überlegungen der Figur heraus.

Ah ok. Da hatte ich das falsch interpretiert :)

Checke ich auch. Das geht hier für mich unter Verkürzung. Das 'wieder' 'Auch ... an diesem Tag' ist ja eigentlich eine logische Sache. Das soll von den LeserInnen einfach miteingesetzt werden. Aber vielleicht kann man es auch einfach einfacher machen. Muss ich mal drüber nachdenken. Wahrscheinlich eher nicht, weil diese Verkürzung ja aktuell der Stil der Geschichte ist. Und für eins muss ich mich früher oder später entscheiden

Tut mir leid mit dem Dilemma.
Kürzen ist gut, muss ja aber nicht immer zwangsläufig sein.

Danke dir, Silvita, für den schönen Kommentar, deinen erneuten Beusuch und die vielen guten Anregungen.

Gern geschehen.

Ich wünsche Dir einen tollen Sonntag.

Liebe Grüße,
Silvita

 

Hey @Carlo Zwei ,

ich hab gestern noch das Wortkrieger Jahrbuch 2018 ausgepackt und festgestellt, dass du da ja drin bist :lol: in meinem Kopf war ich vor dir da, aber jetzt sehe ich, dass du ja seit 2016 dabei bist. Wie hab ich dich übersehen? Hab das Gefühl, dass wir nur ganz spärlich Kontakt hatten, falls überhaupt, Kann mich zumindest nicht an ne Geschichte von dir erinnern.

Ich hab die Geschichte schon vor ein paar Wochen gelesen, aber keine Zeit für einen richtigen Kommentar gehabt. Liegt es an mir oder war sie länger? Zumindest fühlt sie sich kürzer an. Der Text ist stark poliert und geschliffen, man sieht ihm die 50+ Kommentare an. Da fühlt sich das Lesen weniger wie Schreibwerkstatt-Korrektur-Lesen und mehr nach Abgedruckt-Könnte-so-im-Jahrbuch-stehen an. Mich persönlich hat er gehookt, von Ende abgesehen. Ganz genau drauf zeigen kann ich nicht, ich glaube, es liegt an Saskias Kletterausflug. Ok, das ist anscheinend ein Krankenhaus oder eine Einrichtung, sie nimmt Medikamente, wahrscheinlich psychische Gründe. Ich lese bei ihr eine Müdigkeit raus, der Grund, warum dein Prot. auch zu ihr rollt. Sie hat nicht den Gruß erwidert, er schaut, was los ist. Ich sehe ihren Zustand; trinkt nur Milch, anscheindend wegen der Medikamente, ist einsam und isoliert. Was ich interpretiere: Während dein Prot. den Stein hat, der ihn irgendwie mit jemandem verbindet, eine "Zeitmaschine" für Erinnerungen, fehlt das Saskia. Das Ding ist: Ich erfahre über den Stein und den Kommentar, dass dein Prot. offenbar mit dem Verlust eines Menschen zu kämpfen hat, vielleicht im Zusammenhang mit dem Rollstuhl. Über Saskia sagt das aber nichts. Sie kann aus jedem möglichen Grund da sein. Vielleicht hat sie auch gar keinen Angehörigen verloren oder verbindet nichts mit der "Zeitmaschine", ihre Probleme können ganz woanders liegen. Ich kann nicht abschätzen, ob und wenn wie sehr ihr der Stein etwas bedeutet. Ich glaube, das ich deswegen ein mulmiges Gefühl beim Ende habe. Auch wenn ich ihre Müdigkeit wie gesagt lese, fehlt mir doch der Grund, der Einblick, warum sie da oben steht und welche Rolle der Stein dabei spielt. Ob er geholfen oder ihre Situation sogar verschlimmert hat. Das ist jetzt Kritik auf hohem Niveau und vielleicht auch eine reine Erwartungsfrage. Möglich, dass du dich bewusst dagegen entschieden hast, eine Antwort zu liefern. Um es auf den Punkt zu bringen: Ich weiß nicht, welche Rolle der Stein für Saskia einnimmt und inwiefern das wichtig ist für ihre Entscheidung, auf das Dach zu klettern. Mir würde da eine Andeutung reichen. Ich frage mich, ob das überhaupt Aufgabe des Textes ist, da ne Antwort zu liefern. Ich sehe aber auch keinen Grund, warum es schaden könnte.

Einen Flusen hab ich noch:

wo sie in Reihe landen.

Klingt für mich, als wenn was fehlt. "In einer Reihe landen" oder "Als Reihe landen" ist aber irgendwie auch nicht besser. Vielleicht findest du was, das es besser ausdrückt.

So viel von mir. Hoffe, du kannst mit meinen Gedanken trotzdem was anfangen.

Liebe Grüße
Meuvind

 

Lieber @kiroly ,

danke, dass du dich nochmal gemeldet hast.

und jedes Grau repräsentiert eine bestimmte parlamentarische Fraktion: Die der "klaren Sprache", die der "inneren Rührung"

ist ein spannender Ansatz, wenn ich alles richtig verstanden habe (und natürlich eine sehr schöne Metapher :)). Wird der Realität wahrscheinlich auch gerecht(er). Und trotzdem schließt sich beides nicht aus, finde ich. Wenn du etwas 'nach bestem Wissen und Gewissen' machst, dann kann das immer noch Käse sein. Oder um es mit deinem literarischen Bundestag auszudrücken: da sitzen nur Grünschnäbel. Umgekehrt geht selbstverständlich auch. Interessant wird es, wenn die Qualität von der Anstrengung abhängt und nicht allein von nicht zu drosselndem Talent/Genie.

Ich las deinen Text als einen großen Kreis, der dort endet, wo er beginnt. Jeden Tag arbeitet Herr Grubner mit denselben Erinnerungen, denselben Ansichten, denselben Erfahrungen. So habe ich zumindest deinen Text gelesen, als Trauerritual in Wiederholung.

Das ist auch für mich der emotionale Gehalt/Kern der Story würde ich ad hoc sagen. Finde es toll, dass das das ist, was bei dir stehen bleibt.

Danke, dass du nochmal da warst!
Carlo


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Liebe @Fliege ,

hab mich sehr über deinen Kommentar gefreut und einmal richtig lachen müssen. Es wird auf jeden Fall noch eine Überarbeitung geben. Ich finde auch, deine Anmerkungen bieten mir da zwei wunderbare Ansätze, um da mit Veränderungen loszulegen. Dein Leseeindruck hat mir auf jeden Fall einiges gegeben.

Die Taubenszene mochte ich sehr!

Freut mich :-)

Das fand ich schon gut gemacht. Obwohl er da spnnert, wirkt das gar nicht so unangenehm auf mich. Dadurch, dass sie ihn an Saskia erinnert, er so furchtbar einsam ist und auf ein Lächeln wartet. Das erzeugt ja schon Sympathie. Aber ist eben auch so ein Mischgefühl, und das ist spannend. Man weiß noch nicht so richtig, was man nun von ihm halten soll und das macht die Figur auf jeden Fall spannend. Für mich jedenfalls.

Finde schön, wie du das zusammengefasst hast. Ich glaube, dieses Ambivalente ist mir sehr lieb. Manchmal will ich gar nicht, dass die Figuren gemocht werden (auch wenn ich sie selbst insgeheim mag, wenngleich da offensichtlich was falsch läuft; aber das kennen sicher viele Schreibende).

Sie weiß, dass er sie beobachtet, Zeuge ist, wofür auch immer.
Okay. Soll es ja geben :).

hier musste ich lachen. Dieser Smiley hinter der Aussage hat mich irgendwie kalt erwischt :D

Wohin?
„Kein Ort, ein Mensch.“ Er wirft ihn ihr aufs Bett. „Wiedersehen macht Freude.“
Ach. Das geht aber schnell irgendwie. Weiß jetzt gar nicht, wie ich diese Aktion finde.
„Weg da!“
Sie sieht ihn an. Lächelt sie?
„Ein letztes Treffen!“
„In Ordnung!“, antwortet sie.
Das geht auch wieder relativ schnell.

Diese beiden Stellen sind bei der nächsten Überarbeitung fällig. Ich weiß genau, was du meinst und es tut gut, dass du so präzise den Finger draufhältst. Danke dir!

Da hättest Du gern noch fünf, sechs Zeilen dazunehmen können, für mein Empfinden.

Wird gemacht.

Vielleicht fehlt da für mich tatsächlich bisschen mehr »Austausch«/Vorarbeit des Autors
Vielleicht sollte er da rufen, dass er seinen Stein zurückhaben will. Muss. Irgendwie so.

Ist eine sehr probate Idee, sehe ich direkt vor mir. Wenn ich darf, mache ich da wahrscheinlich was draus :-)

Danke dir, Fliege. Freue mich auf neue Texte von dir!
Gruß
Carlo

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Hallo @Habentus ,

Da brauchst du dir keine Sorgen machen! Ich bin ja auch hier, um etwas zu lernen.

danke, das beruhigt mich auf jeden Fall :)

Murakami (jaja, ich lese den immer noch) hat das Schreiben mit einem Sparringkampf verglichen. Jede/r kann schreiben, in den Ring steigen, wenn er ein paar Schläge abkann. Ich mag diese Metapher. Gerade hier im Forum ergibt sie für mich Sinn. Trotzdem muss man fair bleiben.

LG


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Und dir, @Silvita , auch nochmal ein Danke für die kleinen Rück-Rückmeldungen. Hab ja schon geschrieben, dass ich auch versuchen werden, deine neueren Anmerkungen bei der nächsten Überarbeitung zu berücksichtigen. Irgendwie hatte ich gedacht, ich wäre jetzt mal durch mit diesem kleinen Text :D
Wortkrieger: Nö, Carlo, bist du nicht.

Viele Grüße und dir noch einen schönen Abend!


Chutney, habe dich nicht überlesen : - )

 

Liebe @Chutney ,

danke für deinen Kommentar :-) Habe mich sehr gefreut, als du und Fliege fast zeitgleich reingeschneit seid und dass ihr auf dieselbe Stelle zeigt. Das mache ich! Versprochen. Die zwei Dinger werden geändert und es soll etwas klarer noch zwischen Saskia und der jungen Frau von gegenüber unterschieden werden können. Ist auf jeden Fall sehr wichtig für die vorerst letzte (? :D ) Überarbeitung dein Kommentar. Schön, wie die Challenge uns irgendwie alle zusammengebracht hat.

Die Figuren in diesem Wohnblock, die wie aufgezogen, oder wie in einem stummen Ballett jeden Tag ihren Ritualen nachgehen

Das ist eine sehr schöne Beschreibung dafür. Das trifft es, glaube ich, ganz gut.

Die Milch, das hat etwas Kindliches, besonders der Milchbart, ich verstehe das so, dass sie sich hinlegt, bevor sie trinkt, also Rückzug. Zwei, die das Leben verlernt haben.

Und das finde ich auch richtig gut. Ich hab versucht, Silvita zu beschreiben, warum ich das mit der Milch so in den Fokus gestellt habe, aber du hast da nochmal ein paar wichtige Nuancen hinzugefügt, die ich unbedingt dazurechnen würde und die da auch poetisch mitgedacht waren. Vor allem das Kindliche, das über den Milchbart transportiert wird. Ist eine Nuance, aber trotzdem ...

Deine Sprache finde ich sehr präzise, poetisch, reduziert.

Danke dir

Ich habe den Kommentar von @Fliege gelesen und stimme ihr zu. An diesen beiden Stellen ging es mir auch zu schnell.

Das ist super wichtig für mich bzw. die Überarbeitung. Konnte mit Flieges Kommentar auch sehr viel anfangen und obwohl ich zwischenzeitlich echt keine Lust mehr hatte über den Text zu gehen, ist diese Lust jetzt doch irgendwie wieder da. Danke euch beiden!

Den Spruch "Wiedersehen macht Freude" finde ich fast zu flapsig für die Situation.
Ups, ich sehe gerade nochmal den Titel. Und ausgerechnet das will ich dir madig machen. Sorry. Aber, ja, ich hätte gerne etwas Poetischeres.

hehe. Kein Ups und Sorry nötig. Ich sehe das. Es war irgendwie so ein Einfall, aber du hast recht. Es ist zu flapsig und es kaschiert genau das, was da an den zwei von euch angemerkten Stellen fehlt. Der Titel wird definitiv mit überarbeitet. Danke fürs Draufzeigen, sonst hätte ich es vielleicht einfach so stehengelassen.

Nochmal danke, Chutney. Ich hoffe, es kommt rüber, dass dein Kommentar mir echt was gegeben hat.
LG
Carlo


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Hey @Meuvind ,

freue mich, dass du mich hier besucht hast. Danke fürs Lesen und Kommentieren. Ein schöner Leseeindruck.

ich hab gestern noch das Wortkrieger Jahrbuch 2018 ausgepackt und festgestellt, dass du da ja drin bist :lol: in meinem Kopf war ich vor dir da, aber jetzt sehe ich, dass du ja seit 2016 dabei bist

heheh. Ja, da siehste mal. Jetzt fühle ich mich ein bisschen wie ein Senior, aber ich denke, das ist schon okay. Das gute, gute Wortkrieger Jahrbuch. Das legendäre daran ist irgendwie, dass es mit dieser unrunden Zahl und dem Titel 'Jahrbuch' nicht wie ein One-Hit anmutet und doch einer geblieben ist. Ich freue mich, dass ich mit dabei war; aber ich wäre auf jeeedeeen Fall auch bei einer zweiten Runde am Start.

Wie hab ich dich übersehen?

ja, das frage ich mich auch :baddevil:
hehe, ich hab dich jedenfalls nicht übersehen. Deine Seeelben habe ich auch mal kommentiert. Aber ich bin eigentlich gar kein Fantasy-Fan. Schön, dass das bei deiner Jill überhaupt nicht zutrifft, da ist es genau mein Ding :-)

Kann mich zumindest nicht an ne Geschichte von dir erinnern.

Das ändern wir.

Liegt es an mir oder war sie länger?

Drei mal so lang.

Mich persönlich hat er gehookt, von Ende abgesehen. Ganz genau drauf zeigen kann ich nicht, ich glaube, es liegt an Saskias Kletterausflug.

Danke für den Eindruck. Chutney und Fliege haben da auch etwas zu geschrieben. Für sie war es der letzte Dialog (den haben auch andere kritisiert) und die Übergabe des Steins. Ich glaube, in die Richtung werde ich das mit der Überarbeitung treiben.

Während dein Prot. den Stein hat, der ihn irgendwie mit jemandem verbindet, eine "Zeitmaschine" für Erinnerungen, fehlt das Saskia.

Das ist das andere Problem, das momentan noch besteht. Es ist schon eine Absicht, dass es scheint, Saskia und die von gegenüber wären dieselbe Person. Es gibt aber auch ein paar Stellen, die aussagen, dass sie das nicht sind. Saskia ist diese wichtige Person für Herrn Grubner gewesen, die du auch wahrgenommen hast, die er verloren hat, nicht das Mädchen von gegenüber, die ist nur Projektionsfläche.

Mir würde da eine Andeutung reichen. (was der Stein für Saskia bedeutet)

Ja, ist ein wichtiger Punkt. Ich denke, so etwas könnte auch in die Überarbeitung einfließen. Zumindest nochmal mehr den Stein in den Fokus nehmen.

ob das überhaupt Aufgabe des Textes ist, da ne Antwort zu liefern. Ich sehe aber auch keinen Grund, warum es schaden könnte.

Doch, doch, ein bisschen was geht da schon :-)

Danke dir Meuvind Vergissmeinnicht. Howdy, Tschau.

 

Ewig könnte er sie so ansehen, auf ihr Lächeln warten.

»Wiedersehen macht Freude« -

ist so vieldeutig, wie das erste Wort der Redewendung nur sein kann.

Da kann ein Blinder plötzlich wieder sehen oder etwas Entliehenes/Verlorengeglaubtes findet den Weg zurück zum Verleiher/Verlierer. Und sei's ein Mensch.

Oder zwei Bekannte treffen sich nach Jahr und Tag - was schon mindestens wieder zwei Variationen über ein Thema schafft – die erste ist durch Absprache/Verabredung gewollt, die andere überraschend (ob dann immer Freude bereitend, kann uns ziemlich wurscht sein bei dem Titel).

Oder – mythisch überhöht – man sieht sich in einem Jenseits wieder – vorm Jüngsten Gerücht und in der Hölle und positiv gewendet im Elysium (das Schattenspiel und den Hades will ich da mal ausschließen, denn der Schatten des besten Freundes kann man ggfs. nicht mal vom Schatten des größten Feindes unterscheiden, wenns nicht eh ein und dasselbe schon ist).

Und dem (scheinbar) linearen Verlauf der Religion moderner Zivilisation (manche nennens Forschritt, wohingegen Karl Kraus zu Recht meint, wir sind alle noch die alten Trolodyten, wenn auch auf technisch höherem NIveau - und sei's ein Dach) oder im ewigen Kreislauf - lebdendig' Fleisch warste und Humus wirste wieder) ...

Oder man hat seinen Schatten aus welchem Grund auch immer dem Teufel verschrieben, den es im Monotheismus ähnlich wie im Monopol den Konkurrenten gar nicht geben kann. Der Teufel ist der Antipode und schließt Fuß an Fuß - da kanns wohl nur der Schatten des einen Gottes sein (übrigens ein sehr einsamer Job, wobei ich nicht glaube – der Text gibt es nicht her – dass die Sächsin - nix anderes bedeutet Saskia - identisch wäre mit „der jungen Frau von gegenüber“ und sich einiges im Leben des Herrn Grubenherrn wiederholt.

Nicht nur Herr G., sondern auch der Leser ist Voyeur und der „Steinkreis“ tief unter unserem (Herrn G’., seines Schöpfers und des Lesers) Gesichtsfeld wirkt wie ein little Stonhenge und mag den Zeitzyklus symbolisieren, wie die Taube den Frieden. Engel sind nicht unbedingt friedlich ("Erz"engel schon gar nicht).

Hallo Carlo, zwo Schnitzerlein sind anzuzeigen

Es ist soweit.
„Soweit“ nur als Konjunktion zusammen!, soweit ich weiß. Also hier "so weit"!

Ohne abzusetzenKOMMA trinkt sie.

Der Ellipse darfstu das Komma spendieren wie Du's hier dem vollständigen Satz gönnst
Ohne das Fernglas abzusetzen, erwidert er ihren Gruß.


Gern gelesen und noch immer nachgrübelnd durch den

Friedel

 

Guter ex-Geburtstags-Friedl,

schön und danke, dass du vorbeischaust. Chutney wünscht sich etwas 'Poetischeres' als Titel, aber wenn ich deinen Kommentar so lese, denke ich mir, wie kann ich das denn toppen? :D Naja, ich glaube, leider steht diesem Text noch eine Abreibung bevor und ich weiß nicht, ob der Titel es überlebt. Aber deine Gedanken dazu ganz bestimmt. Fast einen Essay wert (warum eigentlich nicht?).

Oder man hat seinen Schatten aus welchem Grund auch immer dem Teufel verschrieben, den es im Monotheismus ähnlich wie im Monopol den Konkurrenten gar nicht geben kann. Der Teufel ist der Antipode und schließt Fuß an Fuß

Im Widersehen im Widerspiegeln vielleicht sogar. Das erste Mal in den Spiegel oder die örtliche Pfütze geschaut und sich selbst widergesehen. Da erinnern mich ein paar Synapsen an schöne Essays von Umberto Eco "Über Spiegel und andere Phänomene". Wi- dem auch sei.

der Text gibt es nicht her – dass die Sächsin - nix anderes bedeutet Saskia - identisch wäre mit „der jungen Frau von gegenüber“ und sich einiges im Leben des Herrn Grubenherrn wiederholt.

Ja, so ein täglich Murmeltier oder eine Zwischenhölle, vielleicht eher sowas ... Da denke ich, ich hätte die erste Version vielleicht doch so stehen lassen sollen. Da steigt die von gegenüber nach ihrem Sprung mit plötzlich sich entfaltenden Flügeln zum Himmeln auf. Aber ich bin mit dieser Geschichte auch schon wie ein Herr Grubner. Ich wiederhole mich in meiner Sehnsucht nach alten Version und der Selbstkasteiung angesichts der Unzulänglichkeiten bisheriger Überarbeitungen; hättehätte.

Nicht nur Herr G., sondern auch der Leser ist Voyeur und der „Steinkreis“ tief unter unserem (Herrn G’., seines Schöpfers und des Lesers) Gesichtsfeld wirkt wie ein little Stonhenge und mag den Zeitzyklus symbolisieren

Der Vergleich trifft. Vor allem, dass es außerhalb passiert, ist wichtig. Hinterm Fensterglas. Aber vielleicht auch einfach in Bodennähe. Dort wo man herumläuft, sich begegnet.

Danke dir und freut mich, dass du 'gerne' gelesen hast und auch für die zwei Schnitzer (wat bin ich stolz, datdat nur zwei sin) :-)
Reichliche Grüße

 

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