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Wir leben Lebensmittel
Es ist ein warmer Juni-Abend und das perfekte Wetter zum Grillen und den Feierabend zu genießen.
Jan, Lars und Meike, Kollegen und ein eingeschworenes Team, entscheiden sich, den Supermarkt um die Ecke zu besuchen und für das Grillfest einzukaufen.
Der Einkaufswagen füllt sich mit Getränken, Chips, Salat, roh und auch die schmackhaften Mayonaise-haltigen. Grillkohle und Anzünder findet sich ebenfalls auf dem Weg zum Fleischer im Markt.
An der Fleischtheke inspizieren die Drei das Angebot und finden das übliche Marinierte aber auch Wild (warum im Juni?) und ein wunderbares Stück Straußenfleisch. Meike grinst und zeigt wortlos auf das Stück und Jan und Lars verstehen und nicken verzückt.
Die junge Fleischfachverkäuferin hinter dem Tresen hat die drei Hungrigen nun auch wahrgenommen und fragt:" Was darf es denn sein?"
Lars lächelt voller Vorfreude:" Gerne drei schöne Stücken Straußenfleisch". Die Thesendame erwidert:" Was?" Lars etwas irritiert:" Wir hätten gerne drei Stücken von dem Strauß". Sie schüttelt den Kopf:"Strauß haben wir nicht."
Lars schaut Jan und Meike an und zieht die Stirn kraus. Er versucht es nochmal, nun mit ausgestrecktem Zeigefinger in Richtung des beschilderten Straußenfleisches:" Das da, davon drei Stücken." Die kompetente Fleischdame atmet genervt aus und setzt ein :"Das ist Hirsch" hinterher. Meike muss Lachen. Jan, der alte Berliner, kommt wieder zurück, er war kurz zu den Grillsoßen abgebogen. "Wat jeht? Looft?"
Lars lächelt nun verkrampft und hilflos:" Junge Frau, da steht doch an dem Stück Strauß dran. Dann ist das doch Strauß, der Hirsch liegt doch daneben, oder?" Die kräftige Dame legt sich nun halb in die Auslage, wobei die Drei einen guten Einblick in ihren Ausschnitt inklusive BH-Ansatz erhaschen können.
Sie dreht die Schilder zu sich um, erst am Hirsch, dann beim Strauß. "Ach, das hatten wir ja noch nie, aber dann ist das wohl Strauß." Sie stellt das Schild wieder in die Auslage, kämpft sich in die stehende Ausgangslage zurück und starrt Lars wortlos an. Gefühlte Minuten vergehen. Jan und Meike sind kurz vor einem Lachanfall und muten Lars weiter zu, die Frage zu stellen:" Könnten wir denn nun davon drei Stücken bekommen, etwas dicker, wir wollen das Grillen!?"
Die junge Frau ist sichtlich genervt, hieft sich wieder in die Auslage und holt das große Stück auf den Tresen. Sie steht davor und sagt:"Es tut mir leid, dass kann ich nicht schneiden." Lars dreht sich zu Jan um: "Hilfe...., mach Du, ich flipp gleich aus." Jan versucht es in seinem Urberliner Dialekt:"Jute Frau, nu mach ma hinne. Drei Stücken, dit kann doch nich so schwer sein, oder was?" Sie startet mit:" Das kann ich nicht..." Jan unterbricht sie:"... wieso haste keen Messer?" Sie kontert:"Nee, das hat mir mein Chef noch nicht gezeigt, wie man Strauß schneidet." Lars, Jan und Meike rücken etwas näher am Tresen zusammen und sehen ihre Chancen schwinden, den Strauß zu ergattern. Lars kommt der Geistesblitz. Er zeigt auf eine Kollegin hinter der Theke, die ihnen bereits die ganze Zeit den Rücken zuwendet und Gulasch schneidet. "Was ist denn mit Ihrer Kollegin, kann die das nicht schneiden?" Fräulein Fleischtheke erwidert nun recht pampig:"Die kann noch weniger als ich!". Die drei Straußenliebhaber müssen sich lachend kurz abwenden. Versteckte Kamera? Werbefilm für "Wir lieben Lebensmittel"? Nun ist guter Rat teuer. Wie kommt man an den Strauß? Meike versucht es mit:" Können wir die Hälfte von dem Stück bekommen, dann schneiden wir uns die drei Stücken selbst raus?" Weit gefehlt, die freundliche Fleischdame bleibt hartnäckig:"Das darf ich nicht, wenn der Chef das nicht gezeigt hat." Die Drei gehen nun zum letzten Akt über:"BITTE, teilen Sie doch einfach das Stück in der Hälfte, das sollte doch erlaubt sein!?" Sie untermauern es mit einem bettelnden, traurigen und motivierenden Blick. Die Gulaschschneiderin war wohl doch nicht ganz abwesend, sie dreht sich um und sagt zuversichtlich:"Doris, komm, das geht schon, nehme ich auf meine Kappe." Strike! Lechzend beobachten Jan, Lars und Meike wie ihre Kontrahentin widerwillig das Fleisch teilt, auf die Waage schmeißt, den Plastikbeutel öffnet, das Fleisch reinlegt. Yes, nur noch den Bon ausdrucken und fest tackern. Well done, sie reicht die Beute über den Tresen; Jan schnappt sofort zu und legt den Schatz behutsam in den Einkaufswagen. Alle Drei treten schnell den Rückzug an, platschen durch die Pfütze einer defekten abtauenden Gefriertruhe und hecheln wie gejagt zur Kasse. Hoffentlich überlegt es sich die Fleischmaus nicht anders.
An der Kasse ist das Zahlen schnell erledigt und draußen an der frischen Luft gibt ein ein "high-five" und Lars murmelt leise:"Wir lieben Lebensmittel!".