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Wolf

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21.12.2007
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Wolf

Ich hatte sie seit Jahren nicht mehr gesehen. Sie war jetzt kein Kind mehr. Ich bemerkte die weibliche Linie ihrer Hüfte und den neuen Duft. Sie roch nach erwachsenen Dingen. Nicht, dass menschliche Sinne es hätten erfassen können. Für mich aber war sie ein offenes Buch: Da war das Aroma von Fraulichkeit und der Geruch eines Mannes, der an einigen Stellen ihres milchweißen Körpers haftete. Ich grinste unwillkürlich. Wir hatten eine tolle Zeit, sie und ich.

Wahrscheinlich hat sie es damals nicht ganz so sehr genossen. Sie war so ein dankbares Opfer; ich erinnere mich an die ausschweifende Jagd und meinen großartigen Sieg. Ah, diese zarten, zitternden Glieder, das perfekte Rund ihres offenen Mundes, die Todesangst in ihren Augen – welch ein Geschenk für jemanden wie mich.

Ich sah, dass sie ihren Schritt verlangsamte. Sie hatte die Gefahr gespürt. Ich wartete. Ich wollte, dass sie mich erkannte. Ihren alten Alptraum.

“Es ist lange her”, schnurrte ich.

Als sie sich umdrehte, verströmte sie die herrlichsten Düfte. Ihre erwachsene Angst roch nach neuen Qualen, oh, wie die Aussicht darauf mein Blut in Wallung brachte!

“Du!” sagte sie, und trotz ihrer ruhigen, tieferen Stimme flutete die Verzweiflung ihre Augen. „Was willst du, Wölfchen?“

“Ah, Sarkasmus, wie überaus mutig.” Ich kicherte. “Du bist eine miese Schauspielerin. Also…“ Ich leckte meine Lefzen und labte mich am Anblick ihres erbleichenden Gesichtes: „…solltest du besser rennen.“

Ich erhob mich auf die Hinterbeine und ließ die Muskeln unter meiner schwarzen, haarigen Haut spielen. „Bereit für ein neues Spielchen? Eins für Erwachsene?“

Mir musste irgend etwas entgangen sein. Das nächste, was ich fühlte, war ein grausamer Schmerz, der in meinen Genitalien explodierte. Dann ein harter Stoß vor meine Stirn. Ich bemerkte zu spät, dass ich einen schrecklichen Fehler gemacht hatte. Mein kleines Mädchen trat mich in die Seite, als ich winselnd zu Boden ging. Ihre Wut prasselte in einem Hagel gut gezielter Tritte und Schläge auf mich nieder. Als ich rückwärts kroch, von ihr weg, blutend und gebrochen, hörte ich sie schreien:

„Verpiss dich, Arschloch!“

Genau das tat ich. Und ich belästigte Rotkäppchen niemals wieder.

 

Hallo RichardB,
sehr lustige Geschichte. Ich muss sagen ich hätte eher an einen Werwolf gedacht, als an Rotkäppchen.
Das ist dir gelungen mit einer schönen Pointe am Schluss.
Leider kann ich dir bei den Rechtschreibfehler(falls du welche darin hast), keine Tips geben, da ich selbst noch nicht ganz damit klar komme.
Liebe vorweihnachtliche Grüße
Jussi

 

Hallo Jussi, vielen dank für's Lesen und den Kommentar. Freut mich, dass dir die Geschichte gefallen hat!

 

Hallo Richard!

Deine Geschichte hat was von einem Sketch, finde ich. :) Sie ist ganz locker geschrieben, vll ein bisschen zu locker. Für mich ein kleiner Schwachpunkt: Der Dialog. Der ist schon ein wenig schmal.
Und irgendwie drängt sich mir der Verdacht auf, dass dein Wolf von Rotkäppchen was anderes will als der Wolf aus dem Märchen:

Ich bemerkte die weibliche Linie ihrer Hüfte und den neuen Duft. Sie roch nach erwachsenen Dingen.
das Aroma von Fraulichkeit
“Es ist lange her, Süße”
Ihre erwachsene Angst roch nach neuen Qualen, oh, wie die Aussicht darauf mein Blut in Wallung brachte!
„Bereit für ein neues Spielchen? Eins für Erwachsene?“
Und dann gibt's den Tritt in die Eier. :)

Nicht, dass menschliche Sinne es hätten erfassen können.
vll nicht alles, aber das ein oder andere schon. ;)
Geruch eines Mannes, der an einigen Stellen ihres milchweißen Körpers haftete. Ich grinste unwillkürlich. Wir hatten eine tolle Zeit, sie und ich.
Und diese Assoziation, die sich aufdrängt. :)

Nun, vll ist diese Rubrik auch nicht ganz die richtige für diese Geschichte. Möglicherweise wäre sie in Humor besser aufgehoben, wenn sie auch nicht brennend komisch ist. Aber das ist nur meine Meinung, das mag man natürlich auch anders sehen.

Beste Grüße

Nothlia

 

Hallo Richard

auch diese Geschichte hat etwas. Allerdings erinnert auch mich das ganze an eine Art Sketch. Viel mehr kann ich dazu auch schon nicht mehr sagen. Ein kleiner Schmunzler für Zwischendurch.

Was nicht passt, ist die Erwähung des teuren Parfums. Was versteht ein Wolf von solchen DIngen? Streichen, braucht der Text nicht.

grüsslichst
weltenläufer

 

Liebe Nothlia, danke fürs Lesen und deinen Kommentar. Du hast Recht, der Wolf hat eine spontane Programmänderung vorgenommen. Erwachsene haben eben andere Ängste als Kinder, das war zumindest der Gedanke, der der Geschichte zugrunde liegt.

Lieber Weltenläufer, auch dir meinen herzlichen Dank! Die vorgeschlagene Streichung habe ich vorgenommen, schien mir auch sinnvoller so.

Ihr beide seht das richtig - die Geschichte ist skizzenhaft und erhebt keine besonderen Ansprüche, wenn ich auch gehofft habe, den Leser damit zu unterhalten. Ich empfinde das nicht als Nachteil. Allerdings frage ich mich jetzt, ob dieser Umstand dazu führt, dass "Wolf" nicht als Kurzgeschichte gilt? Habe ich in der Schule etwas verpasst oder mittlerweile irgend ein Kurzgeschichten-Kriterium vergessen? Zeit genug dazu hatte ich ja... :)

 
Zuletzt bearbeitet:

:lol:

Echt super!

Aber ich frage mich, ob diese Geschichte nicht eher in der Rubrik Humor anzusiedeln ist, denn gruselig ist sie ja wohl nicht gerade.
Sehr schön wie du das erwachsene Rotkäppchen beschreibst. Die würde ich auch gern mal treffen, vorrausgesetzt sie behält dabei ihre Kampfkünste für sich!

Aber was ist denn "Fraulichkeit" bitte für ein Wort?

 

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