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Wolfstage

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09.06.2017
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Wolfstage

Als das Schloss klickt, sehe ich Vanessa durch die Glasscheibe am Empfang gestikulieren. „Der Chef will dich sprechen."
„Hat er gesagt, worum es geht?", frage ich atemlos und winde mich aus meinem Poncho.
Sie schüttelt ihre blonde Mähne und wendet sich wieder dem Poststapel zu. Ich habe weiche Knie, meine Probezeit ist noch nicht um.
Ulf kommt um die Ecke und beugt sich zu Vanessa. „Hab gehört, die holen Wolf aus München zurück."
„Oh Mann", höre ich sie murmeln. „Als ob wir den Irren hier bräuchten."

Meine Hände zittern.
Zum Chef.
Ich biege kurz ab, beuge mich übers Waschbecken und spritze mir kaltes Wasser ins Gesicht. Vielleicht habe ich es in Ulfs Projekt übertrieben, meine Kompetenzen überschritten. In der Hektik der letzten Wochen habe ich einen Plan aufgestellt und koordiniere seitdem den Softwaretest. Sie lassen es zu - er und das gesamte Team. Ich glaube, dass es am besten funktioniert, wenn ich die wichtigsten Module persönlich prüfe.

Ich klopfe an Carls Tür und trete ein. Er steht mit durchgedrücktem Rücken am Fenster, dreht sich um. So leise wie möglich schließe ich die Tür.
„Morgen."
„Den Leon bring ich um", donnert er los. „Hat sich beim Skifahren verletzt, der Idiot!"
Ich nehme den Stapel Computerzeitschriften vom Stuhl und setze mich.
„Du übernimmst bei Prisma II den Test."
„Gern", sage ich. „Die Testleitung macht ... wer nochmal?"
„Hab ich doch eben gesagt: Du! Das Konzept muss übrigens angepasst werden."
Ich hole tief Luft, Prisma II ist unser größtes Projekt.
„Wolf springt als Projektleiter ein. Um elf ist Telefonkonferenz. Ich mail euch die Sachen." Als Carl ein paar Schritte auf mich zuläuft, weht sein Altherren-Irisch-Moos-Geruch rüber. Mit Mühe widerstehe ich dem Impuls, Richtung Tür auszuweichen.
„Jetzt lächle mal. Damit siehst du schöner aus."
Ich versuche es, fühle eine Art Krampf im Gesicht.
„Na also. Bis elf."

Draußen erwartet mich Vanessa. „Und?"
"Ich brauch erst mal einen Kaffee", murmle ich und schiebe mich an ihr vorbei.
Sie läuft mir hinterher, ich stecke die Kapsel in den Automaten.
„Jetzt sag schon."
„Es ging um Prisma II. Ich soll testen."
„Ach so. Das." Vanessa sieht enttäuscht aus.
Ulf rührt in seinem Kaffeebecher. „Habt ihr das von Wolf gehört?"
„Was ist mit dem?", sagt Bernd. „Ich dachte, der wär jetzt fest in München."
„So wie es aussieht, kommt der zurück." Ulf nimmt einen Schluck. „Ich schätz mal, wegen Prisma II." Er fixiert mich mit zu Schlitzen verengten Augen.
„Wie ist der denn so, der Wolf?", frage ich wie beiläufig. „Ist der nett?"
Für einen Moment wird es still. Vanessa zerknüllt eine Serviette.
„Yoaah ...", sagt Bernd und geht.

Das Material, das Carl gemailt hat, liegt ausgedruckt neben mir, als ich mich einwähle.
„Hallo, hier ist Anouk", sage ich und bemühe mich, so professionell wie möglich zu klingen.
Zwischen Papiergeraschel brummt eine Stimme: „Carl, los, komm. Wähl dich ein."
Dann wird es still. Anscheinend hat er das Mikro stummgeschaltet.
Als ich den zweiten Zettel mit Blümchen bekritzelt habe, klickt es und ich höre Carls Stimme. „So, Leute. Los gehts.“
„Ich glaub, Bernd und Ulf sind noch nicht eingewählt“, werfe ich ein.
„Die können nicht“, sagt Carl. „Also, Wolf, nächsten Donnerstag kommst du zum Meeting. Anouk wird auch da sein. Sie leitet ab jetzt das Testteam."
„Testteam, meine Fresse. Ich brauche mehr Entwickler, das weißt du ganz genau. Und nicht diese Idioten, die ..."
„Ich will, dass du eng mit Anouk zusammenarbeitest. Ist das klar?“
„Auf Deutsch: Die hat erst angefangen und ich muss ihr alles erklären.“
„Sie hat Potential“, sagt Carl. „Ich schick die Einladung rum. Bis dann."
Zweimal macht es Klick.
„Sie sind der einzige Teilnehmer im Konferenzraum“, sagt die Computerstimme.

Kurz vor zehn - Vanessa ist gerade dabei, Milch und Zucker neben dem Kaffeeautomaten zu arrangieren - betrete ich den Meetingraum. Ich wähle einen Platz mit dem Rücken zum Fenster. Aus dem Flur dringen Männerstimmen, kurz darauf kommen sie zu viert in den Raum. Bernd, der Charmeur mit dem kratzigen Dreitagebart, umarmt mich wie immer. Meiner Theorie zufolge ist er bi. Ich mag ihn.
Ulf zwinkert mir zu und lässt sich auf den Platz gegenüber fallen. „Moin."
„Anouk, das ist Wolf", sagt Carl und gestikuliert zu einem Mann in Jeans und dunklem Rollkragenpullover, der im Türrahmen steht.
Sein Haar ist militärisch kurz geschnitten, der dünne Vollbart kann die Aknenarben nicht kaschieren. Er hebt die Augenbrauen und lässt seinen Blick unruhig durch den Raum wandern. Etwas stimmt nicht mit ihm, denke ich. Ungelenk umrundet er den Tisch und setzt sich neben mich. Zu dicht.
Carl stellt Leons Projekt vor, ab und zu unterbrochen durch unsere Fragen. Ich versuche, die wichtigen Informationen mitzuschreiben. Alles ist im Verzug, auch die Hardware aus China.
„Kina“, sagt Wolf und verzieht dabei den Mund.
Die Besprechung verläuft konstruktiv. Was er sagt, hat für mich Hand und Fuß, anscheinend hat er schon Projekte dieser Größenordnung geleitet. Das beruhigt mich.

Die Tür öffnet sich einen Spalt und Vanessa winkt Ulf und Bernd zu sich heraus. Als Carl auf den Balkon geht, um eine zu rauchen, wirbelt eine Windböe Staub durch den Raum. Mein Auge sticht, ich kann nicht aufhören, zu blinzeln. Während ich halbblind in meiner Handtasche wühle, streicht etwas meinen Oberschenkel entlang. Falls die Tränen den Fremdkörper nicht wegspülen, muss ich die Kontaktlinsen rausnehmen. Mit zittrigen Händen öffne ich die Dose und das Fläschchen mit der Desinfektionslösung. Wolfs schlanke Finger ruhen auf meinem Bein. Als ich seinen Atem auf mir spüre, steigt Wärme in mir auf. Mein Auge brennt wie die Hölle.
„Nimm die Hand da weg!", sage ich leise, während ich an Wolf vorbei Richtung Balkon blinzele.
Tränen strömen über meine Wange. Carl hat uns den Rücken zugewandt, schaut runter zum Park und bläst Rauchringe in die Luft.
„Ich zeig dich an.“
„Das wirst du nicht tun“, entgegnet Wolf ruhig.
Meine Ohren rauschen, während ich nach Worten suche und keine finde. Sein Blick brennt tief.
Als Ulf und Bernd zurückkommen, rückt Wolf von mir ab und nimmt einen Schluck Kaffee. Carl schließt die Balkontür und stellt das nächste Programmpaket vor. Alles in mir kribbelt, ich höre nur noch mit halbem Ohr zu.

In der Nacht liege ich mit trockenem Mund im Bett und lausche dem Ehestreit meiner Nachbarn. Ich erfahre, dass er überall in der Wohnung seine Kleidung rumliegen lässt und dass sie ein Flittchen ist. Irgendwann halte ich es nicht mehr aus und fahre mein Notebook hoch. Während der Minztee zieht, durchforste ich Stellenanzeigen und formuliere erste Anschreiben. Der abgewetzte Teddy auf meinem Bett schaut stumm vor sich hin. Vielleicht melde ich mich morgen krank, rede ich mir zu, während ich auf das Waschbecken starre und mich frage, worauf ich eigentlich warte. Weder kann ich seine Berührung abspülen noch erbrechen. Ich lege eine alte Sting-CD auf, stürze den kalten Tee hinunter und verschicke fünf Bewerbungen - mehr kann ich nicht tun.

Laut Office-Kalender ist Wolf heute in München, stelle ich erleichtert fest, und in nächster Zeit mehrmals pro Woche. Wenn er hier im Haus ist, geistert er meistens bei den Entwicklungsteams im Stockwerk unter uns rum. Gestern um 21:49 Uhr hat er mir mein Testkonzept zurückgemailt. Er hat es umgeschrieben und mit detaillierten Erklärungen am Rand versehen.
In der Mittagspause surfe ich auf dem Smartphone, beginne eine E-Mail an Henning vom Betriebsrat und lösche sie wieder.

Je mehr ich mich in Prisma II vertiefe, desto weniger traue ich meiner Erinnerung. Ich werde die Sache auf sich beruhen lassen und nicht mehr daran denken. Womöglich habe ich überreagiert. Hoffentlich vergisst er es auch.

„Berufsanfänger ... packt die nicht“, höre ich, als ich um die Ecke biege. Das Grüppchen am Kaffeeautomaten verstummt und sieht mich an. Ich öffne den Kühlschrank, um die Milchpackung zu holen. Bernd kommt gutgelaunt mit großen Schritten angefegt, angelt eine Flasche aus dem Wasserkasten und flüstert Jamil etwas ins Ohr. Der verzieht keine Miene. Manchmal frage ich mich, was in diesem dunkelhäutigen, feingliedrigen Mann vorgeht, der auf mich wie ein halbes Kind wirkt.
„Na, Anouk, alles klar? Wie läufts?“, sagt Ulf.
„Bis jetzt gut“, murmle ich und stelle mich neben Vanessa, die für mich ein Stück zur Seite rückt. Zumindest hoffe ich das, eine Rückmeldung habe ich nicht. Wolf ist ständig unterwegs, wir kommunizieren nur per E-Mail und Telefon.

Korsika. Obwohl es kühl ist, liegen wir am Kieselstrand. Wir kuscheln eng aneinander, seine Hände sind überall auf mir. Er bedeckt mich mit Küssen, ich spüre seinen kratzigen Bart, bade in seinem intensiven Blick. Ich sehe, wie seine Lippen sich bewegen, aber es kommt kein Ton - seltsam. Mit einer linkischen Handbewegung streicht er mir eine Strähne aus der Stirn. Darüber legt sich der Klang von Mülltonnen, die gerade entleert werden. Heute ist Mittwoch. Als ich aus dem Bett springe, sacken mir beinahe die Knie weg. Mein Puls rast und eine Welle von Übelkeit überrollt mich. Ich muss duschen.

„Schön, dass du da bist“, empfängt mich Vanessa auf dem Sommerfest und drückt mir ein Glas Sekt in die Hand. Ich sehe mich auf der Dachterrasse um. Ein paar aus meinem Team sind auch da, Gott sei Dank. Ganz hinten sehe ich Bernd, der zum Gruß die Bierflasche hebt. Wie immer steht er dicht neben Jamil, unserem jüngsten Entwickler. Ich habe vergessen, wo der herkommt, aus Aserbaidschan, glaube ich. Bernd zauselt ihm durchs Haar.
„Anouk, Schätzchen!“, reißt mich Carl aus meinen Gedanken. „Jetzt erzähl mal. Wie läuft Prisma II?“
Achtung, Fangfrage.
Ich nippe am Sekt und streiche eine imaginäre Fluse von meiner Jeans. „Was willst du wissen?“
„Ob ihr die Timelines haltet.“
„Also, das fragst du besser Wolf“, sage ich schnell.
„Okay. Dann formulier ich es anders: Was ihr zum Testen bekommt, taugt das was?“
Zögernd nehme ich einen Schluck. Wolf macht das Beste aus dem unterbesetzten Projekt und nimmt sich im größten Stress die Zeit, mir alles zu erklären: Wie er plant und wie er Prioritäten setzt. Die Fehlerraten im Test sind hoch, aber ich will ihn nicht reinreiten.
Wenn man vom Teufel spricht.
„Hi!“ Wolf erscheint im Türrahmen. „Gibts auch Hefeweizen?“
Er sieht müde aus, hat Ringe unter den Augen. Vanessa reicht ihm ein Erdinger und er stellt sich dicht neben mich. Ich trete zwei Schritte zur Seite.
„Ist was?“, sagt er und blickt in die Runde.
Bernd kommt angeschlendert, er ist schon angeschickert und legt den Arm um meine Schulter. „Und, wie gefällts dir bei uns, Anouk?“
Ich winde mich aus seinem Griff und stelle mein Glas etwas fester als beabsichtigt auf dem Tisch ab.
„Du bist Jungfrau, oder?“, sagt Bernd zu mir.
Wolf verschluckt sich und beginnt, zu husten.
„Das Sternzeichen, mein ich“, sagt Bernd. „Jungfrauen sind die perfekten Softwaretester, wusstest du das?“
„Sorry, aber ich glaub nicht an Horoskope“, murmle ich und rücke näher an Wolf heran.
Carl erzählt von dem neuen Projekt namens Lava, das er an Land gezogen hat. Aus dem Augenwinkel beobachte ich Wolf, der am Etikett seiner Bierflasche pult und etwas vor sich hinmurmelt, das wie „Streichkonzert“ klingt.
Ich zwänge mich an ihm vorbei und laufe zur Treppe. In der Toilette grimassiert Bea vorm Spiegel und zieht Make-up nach. Ich verschließe meine Kabine und checke E-Mails. Bisher haben zwei Firmen den Eingang meiner Bewerbung bestätigt. Ich setze mich auf den WC-Deckel, surfe im Internet. Meine Probezeit ging gestern zu Ende. Vielleicht sollte ich mich in anderen Branchen umsehen? Oder umschulen auf ... was weiß ich ... Töpferin? Schäferin auf Korsika?
Die Tür geht.
„Warst du schon bei Henning?“, höre ich Beas Stimme.
Jemand schnäuzt die Nase.
„Wieso nicht?“, fragt Bea.
Ich schließe die Augen, wünschte, ich wäre ganz weit weg.
„Da ist jemand“, flüstert eine Stimme.
Als ich die Kabine verlasse, läuft Bea auf den Flur.

Die Tür zu Carls Zimmer ist geschlossen, als ich auf dem Weg zum Kaffeeautomaten bin. Zum ersten Mal höre ich Wolfs Stimme in Maximallautstärke.
„Ist mir scheißegal, deine Lavascheiße, ehrlich gesagt.“
Was Carl antwortet, kann ich nicht verstehen. Die Tür wird aufgerissen und plötzlich steht Wolf mit finsterer Miene vor mir.
„Anouk, kommst du mal bitte zu mir“, ruft Carl.
Ich betrete sein Zimmer und schließe die Tür.
„Hast du Lust, den Test bei Lava zu übernehmen?“, fragt er und lümmelt sich auf seinem Ledersessel mit der hohen Lehne nach hinten.
„Geht das denn? Eigentlich bin ich mit Prisma II voll ausgelastet.“
„Dafür würden wir eine Lösung finden“, sagt Carl mit einem Sphinxlächeln. „Ich mail dir die Infos über Lava und du schaust es dir an.“
Er beugt sich über seine Tastatur und ich verlasse den Raum. In meinem Kopf dreht sich ein Karussell. Prisma II ist auf einem guten Weg. Ich gebe alles für Wolfs Projekt. Er gibt alles.
Irgendwann einmal werde ich Schafe hüten auf Korsika. Aber bis dahin teste ich Software. Witzig eigentlich, das ist wie ein Lauf gegen die Uhr, wenn die Überstunden wie im Flug vergehen, bis die verdammte Software endlich funktioniert.
Bin ich nun aus Prisma II abgezogen oder nicht?

In der Ecke mit der Riesenpalme, hinter der Säule vorm Abstellraum hat er auf mich gewartet. Wolf stützt sich mit der Hand an der Wand ab, dass ich eingekesselt bin. Während er sich über mich beugt, rieche ich seinen Zwiebelminzeatem, sehe direkt in seine funkelnden Augen.
„Was hast du Carl erzählt?“, fragt er heiser.
„Lass mich vorbei.“
Ich wünschte, meine Stimme klänge anders. Nicht so piepsig.
„Erst beantwortest du meine Frage.“
Wolfs Blick ist nicht zu ertragen, ich will zu Boden sinken. Oder zur Seite schauen. Er nimmt seine Finger und hebt mein Kinn, zwingt mich, ihm in die Augen zu sehen. In meinem Kopf dröhnt es, als schlügen unentwegt Stahlplatten aufeinander. Ich gebe einen Angstlaut von mir und verachte mich selbst dafür. Es war falsch, sich nicht an Henning zu wenden. So falsch.
„Du miese, kleine ...“, fängt Wolf an. Abrupt dreht er sich um und lässt mich stehen.

Ich sitze mit Kaja im Straßencafé und löffele die Crema von meinem Cappuccino. Es war ein Fehler, meiner Schwester davon zu erzählen.
„Du kannst ihn immer noch anzeigen“, sagt sie mit Bestimmtheit. „Das solltest du sogar tun.“
„Morgen hab ich ein Vorstellungsgespräch bei der IT-Leiterin einer Umweltorganisation, vielleicht wird das was.“
Dass es unterirdisch bezahlt ist und auf ein halbes Jahr befristet, unterschlage ich.
„Der Täter muss weg, nicht du.“ Sie beugt sich nach vorne. „Wegen Frauen wie dir machen diese Typen immer weiter. Du musst jetzt handeln.“
„Jetzt lass doch mal die Kirche im Dorf, er hat mich ja nicht ..., nicht vergewaltigt.“
Kaja schnappt nach Luft. „Was du mir erzählst, reicht locker für eine Anzeige. Schon ein anzüglicher Witz würde genügen.“
„Weißt du ... das war irgendwie komisch, ich hatte was im Auge und war abgelenkt.“
„Siehst du!“, sagt sie. „Der hat das ausgenutzt. Statistisch gesehen trifft es meist die Schwächsten: Leute in der Probezeit, Ausländer und Behinderte.“
„Das verstehst du nicht“, sage ich. „Etwas Besseres als Prisma II konnte mir karrieremäßig nicht passieren.“
Kaja winkt den Kellner herbei und wir bezahlen. Schweigend machen wir uns auf den Heimweg.

Wolf ist nicht an seinem Platz, Jamil auch nicht. Ich habe Fragen wegen dem neuen Release und gehe vor zum Empfang.
Vanessa zieht mich zur Seite und blickt umher, bevor sie in mein Ohr flüstert: „Wolf ist bei Carl drin. Die haben sich wieder angebrüllt.“
„Warum das denn?“
Sie zuckt die Schultern.
„Weißt du, wo Jamil ist?“, will ich wissen.
„Der kommt nicht mehr. Hat gekündigt.“ Vanessa mustert mich eingehend. „Steht dir übrigens gut, die neue Brille.“
„Danke“, murmle ich und verfluche im Geiste die Entzündung, die mich dazu zwingt, mit den Kontaktlinsen auszusetzen. Ich fühle mich unwohl mit dem schweren Ding auf der Nase und ständig kommentiert jemand mein Aussehen.
Meine Gedanken wandern zu Jamil. Er ist ein stiller Typ, arbeitet genau. Wolf hat ihn fair behandelt, soweit ich das mitbekommen habe, hat sein Talent gefördert und ihm nach und nach mehr Verantwortung übertragen. Weißt du, warum er gekündigt hat, liegt mir auf der Zunge zu fragen, und dann sehe ich wieder Bernd vor mir, wie er Jamil auf dem Sommerfest belagert hat.

Carl hat mir eine Nachricht geschickt, ich soll in sein Büro kommen. Als ich eintrete, fläzen sie sich auf ihren Stühlen, trifft mich Wolfs Blick mit voller Wucht.
„Anouk, Schätzchen. Setz dich“, sagt Carl und zeigt auf den Platz neben sich.
Ich ziehe den Stuhl vom Tisch weg, um den Abstand zu den beiden zu vergrößern, und lasse mich nieder. Hoffentlich kommt jetzt kein Spruch wegen meiner Brille.
„Hast du dir die Unterlagen für Lava angeschaut?“, fängt Carl an.
Ich nicke.
„Und? Wär das was für dich?“
„Klingt interessant, aber ich bin mit Prisma II ausgelastet. Beides gleichzeitig schaffe ich nicht.“
Carl runzelt die Stirn. „Ist dir Prisma II so wichtig? Möchtest du das gerne weitermachen?“
„Ja klar. Ich will das Projekt auf jeden Fall zu Ende bringen.“
Wolf richtet sich in seinem Stuhl auf. Sehe ich da den Anflug eines Lächelns?
Carl seufzt. „Also gut. Ihr habt mich überzeugt.“ Er steht auf und gestikuliert zu Wolf. „Der hier hätte alles hingeworfen, wenn ich dich zu Lava abgezogen hätte. Ab mit euch zweien.“
Wolf und ich erheben uns gleichzeitig. An der Tür lässt er mir mit einer knappen Handbewegung den Vortritt.
Als ich eine Kapsel in den Kaffeeautomaten stecke, holt er die Milch aus dem Kühlschrank und reicht sie mir. „Kommst du dann bitte mit in mein Büro.“

Ich stehe am Fenster und schlürfe meinen Kaffee. Wolf schließt die Tür, setzt sich mit verschränkten Armen hin und betrachtet mich eine Weile.
„Ich hab Carl gesagt, dass ich mit deiner Arbeit sehr zufrieden bin, Anouk. Dass du Prisma II voranbringst, dass wir dich brauchen. Und deshalb bin ich froh, dass du bleibst. Also, danke.“
„Ist das alles?“
Er kaut auf der Unterlippe. Ich trinke den letzten Schluck und knalle meine Kaffeetasse auf die Fensterbank, dass er zusammenfährt.
„Wegen dir hab ich meine Freizeit damit zugebracht, mich auf mies bezahlte Langweilerjobs zu bewerben.“ Ich mache ein paar Schritte auf ihn zu. „Wegen dir habe ich mir von meiner Schwester diese Scheiße anhören müssen, dass ich unsolidarisch handele, wenn ich dich nicht anzeige!“
Auf dem Weg zur Tür fällt mein Blick auf ein Foto auf seinem Schreibtisch, das ein Paar mit zwei Mädchen im Grundschulalter zeigt. Ohne Bart hätte ich ihn fast nicht erkannt.
„Deine Töchter, hm?“, schnappe ich. „Wie alt sind die jetzt?“
Ohne die Antwort abzuwarten, gehe ich raus in den Flur und schließe die Tür mit Nachdruck.

Am späten Abend verlasse ich das Büro. Als ich meine brennenden Augen reibe, schlüpft Wolf im letzten Moment zu mir in den Aufzug zur Tiefgarage. Falls er jetzt meine Brille kommentiert, erwürge ich ihn. Umständlich holt er seinen Schlüssel aus der Jackentasche und ein paar Mal habe ich das Gefühl, er setze an, etwas zu sagen, oder vielleicht bilde ich es mir nur ein.

 

Hej Bas,

ja, die bösen Bürowölfe, die sind nichts für dich, das weiß ich doch ... Für dich müsste ich mal ein alternatives Ende schreiben: Anouk, Ulf und Jamil jagen den Laden in die Luft, feiern wilde Orgien und färben Schafswolle auf Korsika. :D

Das mit dem vielen Personal für eine KG, das mag wohl sein. Gut, dass du mich dran erinnert hast! Kanji hat das Gleiche gesagt wie du, dass es verwirrt. Bei fremden Geschichten kotze ich bin ich zart betrübt, wenn ich Rätselraten muss, und bei meiner eigenen fällt es mir schlichtweg nicht auf, weil ich ja im Kopf hab, wie es gemeint ist.

‚Mimen‘ - du bist der Erste, der das anspricht - da hab ich auch eine ganze Weile überlegt, bevor ich es geschrieben habe, und mittlerweile rede ich mir ein, dass es geht. Ach was, ich finds toll. Man kann sich ja vieles schönreden, ich denke halt, es ist im Rahmen der deutschen Sprache, dass man weiß, was gemeint ist, auch wenn es sehr selten so formuliert wird. Also, das nehm ich auf mich.

‚Sich nach hinten lümmeln‘ erscheint mir weniger abwegig als ‚mimen‘. Dass du nur ‚sich in etwas einlümmeln‘ kennen möchtest, hat mich überrascht. ‚Sich in etwas einmummeln‘, das wäre für mich das gesuchte Wort für die Wolldecke, die man sich an einem verregneten Tag wünscht. Lümmeln würde ich so ähnlich wie fläzen verwenden.

Als ich eintrete, fläzen sie sich auf ihren Stühlen, trifft mich Wolfs Blick mit voller Wucht.
Ist das so gewollt oder beim Überarbeiten passiert? Würde jedenfalls den Stühle-Einschub streichen

Dieser Satz ist mein voller Ernst. Die Meryem hat sich genau wie du an dem Einschub gestört. Warum soll ich nicht zwei invertierte Hauptsätze durch Kommas voneinander getrennt aneinander reihen dürfen? Jetzt sagst du: Weil es nicht schön klingt. Und na ja ... da könntest du Recht haben. :shy:

Und der Erzähler drängt dem Leser wenig Meinung auf, er lässt ihn beobachten und selbst urteilen.

Schön, wenn du das so wahrnimmst! Generell würde ich das nämlich nicht als meine schreiberische Stärke sehen.
Ach, weißt du was: Das ist auch nicht meine eigene Lieblingsgeschichte. Die ist über mich gekommen und ich musste sie schreiben. Vielleicht kennst du dieses Gefühl. Ab und zu muss ich was ausprobieren.

Danke für deinen Besuch, hat mich sehr gefreut!

Beste Grüße,
auch an Perekladin, wo steckt der eigentlich, haaalllo?
Seit Ende August isser verschollen ... :susp:

Anne

Fortsetzung folgt ...

 

Nur ganz kurz, Tochter & Enkel sind allhier ...

liebe Anne49(die einzige Funktion der Formatierungsleiste, die derzeit angeboten wird, aber ich improvisier ein bisschen beim Zitat


<In der Toilette mimt Bea vorm Spiegel und zieht Make-Up nach.>
War der Satz schon zu "meiner" Zeit da? Dann hab ich ihn wohl überflogen, denn nach den Bedeutungen (natürlich zuvorderst wegen des Mimen) als Schauspieler, "darstellen" und "imitieren", was an sich nicht schlimm sein kann, wenn man bedenkt, dass das Kleinkind durch Imitation lernt, wäre zu fragen, wen stellt Bea dar, außer sich selbst?

Natürlich hat "Make-up" was von einer Maske, die sie aber schon vorher trug, wenn sie die jetzt "nachzieht".

Wie dem auch sei,
schönes Drittesadventswochenende vom

Friedel

 

Hej zigga,

freut mich sehr, dass die Geschichte was in dir ausgelöst hat und dass sie für dich funktioniert!

Das Thema ist natürlich brisant - im Endeffekt geht es um #metoo, um die alltägliche sexuelle Belästigung.

Ob du es glaubst oder nicht, das Timing mit #me too war gar nicht von mir beabsichtigt. Eigentlich fängt es an, mich kolossal zu nerven. Fast jeder Wortkrieger hat #me too in seinem Kommentar erwähnt. Wie schon im Thread angemerkt wurde, gibt das so eine Hintergrundstrahlung.

Andererseits ist es auch wieder eine interessante Erfahrung, diese ganze Diskussion über die Rezeption von Kurzgeschichten mit hyperaktuellem Bezug. Letztlich kann ich mich da zurücklehnen, weil das nichts mit der Qualität der Geschichte selbst zu tun hat. Ist spannend zu sehen, welchen hohen Anteil der Kontext bei der Wirkung eines Textes hat. In der Theorie weiß man das, ja ja. Es am eigenen Leibe (bzw. eigenen Text) zu spüren, ist nochmal was anderes.

Was ich in dieser Hinsicht erfrischend fand, war, als der Bisexuelle Jamil (war es glaube ich) genauso angetatscht hat, wie Wolf deine Prot, und dass diese Aktion(en) für Jamil wohl auch sehr ähnliche Folgen hatte, wie es für die Prot hat. Das fand ich einfach originell und hat sehr gut reingepasst, ein kleiner neuer Blick auf die Sache sozusagen.

Witzig, dass du das sagst! (Und schön, dass es so vielen Lesern aufgefallen ist.) Ich finde diesen Nebenplot fast spannender als den Hauptplot. Problem: Ich könnte mich null in diesen jungen Muslim reinversetzen, um seine Story zu schreiben.

Tut mir auch leid, dass ich ausgerechnet den Bisexuellen zum Täter mache, das hat er nicht verdient. Und ob er wirklich bisexuell ist, wissen wir ja nicht. Ist nur Anouks Vermutung. Genauso gut könnte er homosexuell sein. Und ich sollte aufhören, meine Texte totzuerklären.

kommt das wirklich vor, dass der neue Teamchef in die Konferenz kommt, und nach einer Stunde Meeting fasst er einem einfach so ans Bein, und sagt dann noch: Du wirst nichts sagen. Ich meine, er kennt sie gar nicht wirklich? Was wäre, wenn sich hinter der Frau, die im Meeting eine Stunde relativ ruhig war, eine glühende Feministin verbirgt?

Du bist nicht der einzige Wortkrieger, der es realistischer fände, wenn der Übergriff später passieren würde. Wolf hat Anouk bis dahin ja nur einmal in der Telefonkonferenz erlebt und dann macht er die Blickdiagnose im Meetingraum: Die ist neu, die wehrt sich nicht.

So hundertprozentig ausräumen kann ich dein Argument nicht. Aber so wie es in der Geschichte passiert, könnte es schon auch passieren. Das ist nicht komplett abwegig, dass Wolf impulsiv handelt, rede ich mir ein.

Ich denke, es waren wohl meine Faulheit und mein Wunsch, die Geschichte nicht zu sehr ausufern zu lassen, die mich zu dieser Plotvariante getrieben haben.

Überhaupt wurden mir in diesem Thread diverse Plotalternativen genannt. Jede hat ihre Vor- und Nachteile, warum sie vielleicht nicht realistisch oder nicht politisch korrekt sein könnte.

Wie du sagst, da müsste ich meine Geschichte ziemlich umschreiben, um das zu ändern. Dazu hab ich nicht den Nerv. Stilistisch will ich noch dran arbeiten. Dazu habe ich ja neue Anregungen bekommen.

Danke dir, zigga, für deinen Kommentar, hat mich sehr gefreut!

LG, Anne

Was noch? Ah, da habe ich versucht, Bas tom einen Bären :D aufzubinden, und behauptet, „mimen“ sei intransitiv zu gebrauchen, und zum Glück hat Friedrichard mich zurückgepfiffen:

<In der Toilette mimt Bea vorm Spiegel und zieht Make-Up nach.>
War der Satz schon zu "meiner" Zeit da? Dann hab ich ihn wohl überflogen, denn nach den Bedeutungen (natürlich zuvorderst wegen des Mimen) als Schauspieler, "darstellen" und "imitieren", [...] wäre zu fragen, wen stellt Bea dar, außer sich selbst?

Ja, Friedel, dieser Satz war von Anfang an drin. Ich habe, na ... Dings ... äh ... Wortfindungsstörungen. Vorhin ist mir das gesuchte Wort endlich eingefallen: grimassieren! Ich hab es verbessert: Jetzt grimassiert Bea vorm Spiegel. Danke, Bas und Friedel, fürs Aufpassen, ihr seid die Besten!

Liebe Grüße an alle und einen schönen dritten Advent!
Anne

 

Hej Achillus,

hier kommt ein wenig tough love:

als dein Name aufgepoppt ist, wusste ich, was mich erwartet. :) Ich danke dir, dass du dir für meinen Text Zeit genommen hast. Ich weiß das sehr zu schätzen.

Ich bin mir nicht in allen Punkten meiner Textkritik sicher, hoffentlich helfen Dir meine Gedanken trotzdem ein wenig.

Deine Textkritik ist eine Mischung aus Expertenanalyse und persönlichen Geschmacksvorlieben. Hilfreich: Ja!

Mein ursprüngliche Antwort an dich war länger. (Ich erliege gerne dem Zwang, ausführliche Kommentare mit ebenso ausführlichen Antworten würdigen zu müssen.) Ich hab dann einiges wieder gestrichen, weil ich dabei war, meinen eigenen Text totzuerklären. Deine Ausführungen habe ich trotzdem sehr gerne gelesen, auch wenn dieser Komm jetzt kürzer ist.

Ad 1

Solche Wortwiederholungen unterlaufen mir in Texten immer dann, wenn ich einzelne Sätze korrigiere, einschiebe oder austausche und vergesse den gesamten Ansatz gegenzulesen. Das ist wichtig, denn solche Wiederholungen klingen gar nicht gut.

Ich weiß. Die sind mir tatsächlich durch die Lappen gegangen! Danke fürs Aufspüren.

Ich biege kurz ab, beuge mich übers Waschbecken und spritze mir kaltes Wasser ins Gesicht. Vielleicht habe ich es in Ulfs Projekt übertrieben, meine Kompetenzen überschritten. In der Hektik der letzten Wochen habe ich einen Plan aufgestellt und koordiniere seitdem den Softwaretest. Sie lassen es zu - er und das gesamte Team. Ich glaube, dass es am besten funktioniert, wenn ich die wichtigsten Module persönlich prüfe.

Das ist der überarbeitete Absatz. Zwei „haben“ sind eliminiert und zwei sind übriggeblieben.

Du hast meine stilistischen Schwächen (kurze Sätze und Dialoglastigkeit) sehr treffend charakterisiert. Ich denke, das ist ein Kontinuum von objektiven Mängeln bis hin zu persönlichem Stil. Ich versuche, in Zukunft auf die von dir angesprochenen Punkte zu achten.

Ad 2

Zum tagesaktuellen Bezug: Die Geschichte ist ja schon von vielen Wortkriegern mit dem Hinweis auf #me too kommentiert worden und weiter oben im Thread bin ich zum gleichen Schluss gekommen wie du: Das Timing war nicht gut.

Süß, wenn du schreibst, schon Grass hätte sich an tagesaktuellen Themen verhoben. Ich hab vor sechs Monaten begonnen, Kurzgeschichten zu schreiben. Hab dann hintereinander sechs Stück geschrieben (inkl. ein Zweiteiler) und muss jetzt, glaub ich, mal Luft holen, wenn du verstehst, was ich meine. Will sagen, ich betreib hier bei Wortkrieger keine Publikationsplanung, wann ich was poste.

Ad 3

Wäre Breaking Bad (entschuldige, falls Du den Vergleich unpassend findest) so erfolgreich geworden, wenn Walter White so herumgeiert hätte, wie Deine Anouk? Was ein Leser in der Regel von einer Figur erwartet, hofft, wünscht, ist die Entschlossenheit (im Guten wie im Bösen), zu der er selbst im Alltag meist nicht fähig ist. Natürlich kann man sagen, die Figur (Anouk) ist eben facettenreich, ambivalent, realistisch. Tatsächlich ist sie jedoch vor allem eines: schwach.

Mag sein, dass es Leser gibt, die eine Protagonistin gern auf ihrem gedanklichen Schlingerkurs begleiten, vielleicht spreche ich hier über persönliche Vorlieben. Aber wie war das nochmal mit dem alten Mann auf dem Meer, Don Quijote oder Kapitän Ahab? Haben die Pfefferminztee aufgebrüht und darüber meditiert, was nun zu tun sei? Meine Empfehlung: Lass Deine Figur weniger räsonieren und mehr handeln. Es spielt keine Rolle, ob das, was die Figur tut, ethisch gut oder schlecht ist. Du schreibst keine Anleitung zum moralischen Handeln. Aber bitte lass sie handeln.


Dass der Protagonist kämpfen und agieren muss, sonst ist es keine gute (unterhaltsame) Geschichte, das sag ich immer, da bin ich ganz bei dir. In dem Film La La Land (sorry, jetzt nicht dein Genre :D ) geht eine Beziehung in die Brüche, die beiden schauen sich an. Der eine sagt: Was können wir da machen? Der andere zuckt die Schultern: Ja nichts. Daraufhin trennen sie sich. Ich habe keine Ahnung, warum dieser Film so erfolgreich war.

Du schreibst weiter, der Leser wünsche sich von der Figur eine Entschlossenheit, zu der er selbst im Alltag nicht fähig wäre. Ob das für alle Leser zutrifft? Das halte ich zumindest für fraglich! Hier kommen deine persönliche Vorlieben ins Spiel, würde ich sagen.

Ich rätsele darüber, wie Anouk sich hätte verhalten müssen, damit du sie als stark empfunden hättest. Und bitte sonst nichts an der Story ändern. Dieselbe Konstellation.
Wie auch immer. Ich sehe Anouk überhaupt nicht als schwach!
(Ich hoffe, das ist der Punkt, in dem barnhelm nicht ganz deiner Meinung ist :confused:)
Anouk hat verschiedene Handlungsoptionen: Fliehen oder Kämpfen. Letztlich trifft sie die Entscheidung, dass sie weiter in Wolfs Projekt arbeiten will. Für mich ist das Ausdruck ihrer Stärke.

Stichwort: Anleitung zum moralischen Handeln. Darüber habe ich mich weiter oben schon mit Kubus ausgetauscht. Dass diese Intention bei mir unbewusst mitschwingt, möchte ich nicht komplett ausschließen. Im Vordergrund steht sie sicher nicht.

Ich wollte hier nicht Big Drama schreiben, à la sie wird verwaltigt und zieht bis zum obersten Gericht. Das hätte sicher mehr Knalleffekte geboten, aber das interessiert mich nicht.
Ich persönlich finde es spannender, dass Anouk Wolf als fähigen Projektleiter schätzt und weiter mit ihm zusammenarbeiten will. Mir ist klar, dass das nicht jedem gefällt.

Danke, Achillus, für deine Gedanken und deine Ausführungen, hat mich sehr gefreut.

LG, Anne

 

Hallo Anne,

sehr lebendig geschrieben, hab ich gerne gelesen. Viel Neues kann ich nicht bringen, auch mir war der Wolf etwas zu schnell bei der Sache, aber sonst fand ich alle Figuren nachvollziehbar. Faszinierend, wie sich deine Prota den Wolf doch schön redet zwischendrin. "Schwer in Ordnung" finde ich allerdings doch etwas zu übertrieben.

Die einzige unglückliche Formulierung, die mir auffiel, war dieses "Kina", und danach sagt deine Prota, alles was Wolf sage, habe Hand und Fuß. Das hört sich so an, als habe es Hand und Fuß, dass er "Kina" gesagt hat, aber ich weiß, so hast du es nicht gemeint.

Spannende Geschichte, die Zerrissenheit der Prota hast du lebendig und glaubwürdig auf den Punkt gebracht.

Fröhliche Weihnachtsgrüße von Chai

 

Hallo Chai,

mit traumwandlerischer Sicherheit hast du genau die Textstellen benannt, die mir selbst noch im Magen lagen und die ich - unentschlossen und träge, wie ich bin - bisher nicht geändert hatte.

Das „Schwer in Ordnung“ hat Novak auch kritisiert. Schwups, jetzt isses weg.

Und der Übergang von „Kina“ zu „Hand und Fuß“, der hat mich selbst gestört. Da hab ich jetzt das mit der konstruktiven Besprechung nach hinten verlegt und so dazwischengeschoben:

Carl stellt Leons Projekt vor, ab und zu unterbrochen durch unsere Fragen. Ich versuche, die wichtigen Informationen mitzuschreiben. Alles ist im Verzug, auch die Hardware aus China.
„Kina“, sagt Wolf und verzieht dabei den Mund.
Die Besprechung verläuft konstruktiv. Was er sagt, hat für mich Hand und Fuß. Anscheinend hat er schon Projekte dieser Größenordnung geleitet. Das beruhigt mich.

So passt es hoffentlich besser.

Faszinierend, wie sich deine Prota den Wolf doch schön redet zwischendrin.

Ja, das beherrschen wir doch alle: uns Dinge schönreden, oder?

Tausend Dank für deinen Kommentar uuund ...
Schöne Weihnachten! :anstoss: :xmas:
Anne

 

Hallo Chai,

merci für die Rückmeldung! :xmas: Freut mich, dass du es so besser findest.

Bei der Gelegenheit habe ich - wie von Achillus angeregt - ein paar Stakkato-Sequenzen (aneinandergereihte kurze Sätze) behutsam glattgebügelt.
Im Gespräch mit ihrer Schwester habe ich die Formulierung „beim ersten Mal“, die mehrere Wortkrieger irritiert hat, gekillt.

Am späten Abend verlasse ich das Büro. Als ich meine brennenden Augen reibe, schlüpft Wolf im letzten Moment zu mir in den Aufzug zur Tiefgarage. Falls er jetzt meine Brille kommentiert, erwürge ich ihn. Umständlich holt er seinen Schlüssel aus der Jackentasche und ein paar Mal habe ich das Gefühl, er setze an, etwas zu sagen, oder vielleicht bilde ich es mir nur ein. Die automatische Tür öffnet sich. Sein Audi steht vorne, nahe der Ausfahrt, während ich ganz hinten parke, wo die Neonröhren flackernd und sirrend einen langen Tod sterben. Meine Schritte hallen über den Betonboden.

Beim angepappten, gruseligen Ende habe ich gestrichen. Mit dem neuen Schlusssatz muss ich noch warm werden, mal gucken ... :hmm:

Weihnachtliche Grüße!
Anne

 

Hallo Anne,
sehr stark, sehr straight, für mich gehört Dein Text zu den Top-Favoriten hier. Es ist einfach unerhört angenehm, wenn der Erzähler einen klaren Kopf hat und erzählen kann - statt sich in Andeutungen und pseudo-poetischen Bildern zu ergehen.
Beste Grüße
Jürgen Hoffmann

 

Hallo Anne,

du hast echt eine enorme Entwicklung gemacht, finde ich. Der Text hat Biss, die Geschichte ist spannend zu lesen. Wie diese verschiedenen Gefühle, die sie Wolf gegenüber hat, nebeneinander herlaufen, sowas finde ich immer interessant. Übrigens auch das damit verbundene Schwanken, Zögern, die Unsicherheit. Umso stärker wirkt das Ende, wo sie klar handelt. Auch die ganze Atmosphäre in dem Laden, vom Verhalten des Chefs angefangen, die sowas Übergriffiges erst ermöglicht, wirkt lebensecht.

Als Kritik kann ich nur wiederholen, was schon öfter angemerkt wurde:

Zitat von RinaWu:

Als Wolf ihr dann gleich beim ersten Meeting (live) auf die Pelle rückt, ist mir das dann irgendwie zu plötzlich. Bzw. gleich zu krass. Ich glaube, eine wie zufällig erscheinende Berührung, der passende Blick dazu, aber alles ein wenig subtiler, hätte ich besser gefunden. Auch das "Ich zeig dich an" war mir hier irgendwie zu fix bei der Hand. Vor allem vor dem Hintergrund, dass die Kollegen jederzeit wieder in den Konfi kommen könnten, hätte ich da eine subtilere Vorgehensweise des Wolfs besser gefunden.

Ich glaube auch, dass du hier Potential verschenkst. Diese Phase, in der schon Unbehagen da ist, Selbstzweifel, ob man sich das nur einbildet, vielleicht die Frage, ob man selbst falsche Signale gesendet hat, alles was so auftauchen kann. Und sie reagiert auch sehr tough und vielleicht willst du sie eben genauso. Aber das passt nicht so ganz dazu:

„Erst beantwortest du meine Frage.“
Wolfs Blick ist nicht zu ertragen, ich will zu Boden sinken. Oder zur Seite schauen. Er nimmt seine Finger und hebt mein Kinn, zwingt mich, ihm in die Augen zu sehen. In meinem Kopf dröhnt es, als schlügen unentwegt Stahlplatten aufeinander. Ich gebe einen Angstlaut von mir und verachte mich selbst dafür. Es war falsch, sich nicht an Henning zu wenden. So falsch.
„Du miese, kleine ...“, fängt Wolf an. Abrupt dreht er sich um und lässt mich stehen.

Diese ganze Situation finde ich sehr krass. Er will wissen, ob sie ihrem Chef von dem Übergriff erzählt hat und bedroht und beleidigt sie dabei? Oder habe ich das falsch verstanden? In dem Fall würde ich ihre Reaktion am Ende doch noch sehr sanft und defensiv empfinden, eigentlich auch, wenn es um schlechte Testergebnisse gehen würde.


Falls er jetzt meine Brille kommentiert, erwürge ich ihn.

Die Situation ist ernst, da ist mir das zu niedlich, humorig.

So liebe Anne, du hast schon so unfassbar viele Kommentare, wahrscheinlich war das alles nichts Neues und eigentlich wollte ich schon auf deine nächste Geschichte warten, aber jetzt hat es mich doch noch gepackt.

Liebe Grüße von Chutney

 

JPHoffmann

Hallo Jürgen,

als ich ‚Mein Weg zu lieben‘ gelesen habe, dachte ich: Das ist ja mal ein ungewöhnlicher Plot! Ich habe auch gleich die thematische Verbindung zu ‚Wolfstage‘ gesehen. Ich finde es schade, dass du dich bisher zu deiner Geschichte nicht geäußert hast, auf die Kommentare nicht eingehst. Mir geht da so viel im Kopf rum zu deinem Text.

Den Wolfstagen kann man sicher anlasten, dass der Plot vergleichsweise gewöhnlich ist. Im Grunde völlig unspektakulär. Es geht um Zwischenmenschliches, da bot es sich für mich an, ‚Show, don‘ tell‘ zu üben und mich beim Werten zurückzuhalten. Freut mich zu hören, dass das für dich funktioniert.

Es ist einfach unerhört angenehm, wenn der Erzähler einen klaren Kopf hat und erzählen kann - statt sich in Andeutungen und pseudo-poetischen Bildern zu ergehen.

Pseudo-poetisch - puh, das klingt gehässig. Mit der Vorsilbe pseudo sagst du, dass manche Autoren nicht kapieren, dass sie es nicht draufhaben. Also, ich finde es großartig und wichtig, dass Autoren hier im Forum verrückte Sachen ausprobieren, mit Sprache spielen, neue Wege beim Erzählen gehen, die Leser damit auch mal vor den Kopf stoßen, nicht gleich ihre eigenen Texte toterklären, auch mal rätseln lassen. Es gibt starkte Texte, die sich nicht anbiedern, die nur wenigen gefallen. Alle drei Tätigkeiten können verdammt schwer sein: Schreiben, Kritisieren und angemessen mit Kritik umgehen. Ich denke, dafür sind wir hier im Forum, um zu lernen. Um zu erfahren, wie unsere Texte auf andere wirken, und um an ihnen zu arbeiten.
Äh, ja. Das war es. Mein Wort zum Sonn-, pardon Festtag ...

Na ja, weil ich - wie alle Schreiberlinge - von positivem Feedback nie den Hals voll kriegen kann, ich alter Raffzahn, habe ich mich natürlich über deinen Kommentar gefreut. ;)

Beste Grüße!
Anne

 

Hi Chutney,

schönes Weihnachtsgeschenk, dein Kommentar, merci!. Meine nächste Geschichte, das wird noch dauern, da hättest du warten müssen. Ich habe ziemlich viel geschrieben im letzten halben Jahr und fühle mich, was das Schreiben angeht, gerade etwas ausgelaugt.

Ich glaube auch, dass du hier Potential verschenkst. Diese Phase, in der schon Unbehagen da ist, Selbstzweifel, ob man sich das nur einbildet, vielleicht die Frage, ob man selbst falsche Signale gesendet hat, alles was so auftauchen kann.

Ich habe ‚Wolfstage‘ irgendwie losgelassen, das geht nicht, dass ich da noch eine Passage einfüge. Wie ich schon weiter oben im Thread erläutert habe, habe ich auch meine Gründe, warum es nur zwei Übergriffe von Wolf gibt. Wenn es drei wären, dann wäre er verbrannt, alle Hoffnung, dass er sich besinnt, wäre verloren.
Dieses Fass mit den falschen Signalen, die man gesendet hat, wollte ich nicht aufmachen. Klar, da wird es subtil, ein zu langer Blickkontakt usw., das wäre ein schönes Übungsterrain zum präzisen Schreiben. Das ist ja noch mal ein weites Feld, bis hin zu den Frauen, die ‚selbst Schuld‘ sind, weil sie mit Minirock ins Büro gehen und dann auf ihr Opfer-Abo vertrauen (Unwort des Jahres 2012, Stichwort Kachelmann).

Diese ganze Situation finde ich sehr krass. Er will wissen, ob sie ihrem Chef von dem Übergriff erzählt hat und bedroht und beleidigt sie dabei? Oder habe ich das falsch verstanden? In dem Fall würde ich ihre Reaktion am Ende doch noch sehr sanft und defensiv empfinden

Nee, hast du richtig verstanden. Und ja, das ist definitiv so, ihre Reaktion am Ende ist sanft. Die Anouk setzt sich kaum zur Wehr. Sie lässt die Kirche im Dorf und ob das immer gut ist, darf bezweifelt werden!

Falls er jetzt meine Brille kommentiert, erwürge ich ihn.
Die Situation ist ernst, da ist mir das zu niedlich, humorig.

Du bist die Erste, die das moniert. Witzig, eigentlich ist es genau umgekehrt: Hier möchte ich zeigen, wie sie sich einander annähern!
Ein Problem bei meiner Geschichte ist sicher, dass ich all das Positive der Zusammenarbeit von Wolf und Anouk nur mit Tell abhandele und nicht szenisch zeige. Ich habe das aus Platzgründen gemacht und auch, weil ich nicht genau wüsste, wie ich das mit dem IT-Tech-Talk hinkriegen sollte. Bei meiner Laborgeschichte habe ich für die ganze Fachsprache viel Haue bekommen.

Also, du weißt, ich bin dein Fan, und über deinen Kommentar habe ich mich sehr gefreut.

Liebe Grüße
Anne

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe Anne49,

ich mag sehr, wie du das erzählst. Das ist sehr genau beobachtet und doch irgendwie deine Version. Es erinnert mich ein bisschen an Filme von Sofia Coppola (großer Fan). Das sind so leise Erzähltone, die da herausstechen. Man ist eigentlich damit beschäftigt, einer ordentlich erzählten Story zu folgen und gleichzeitig spielt sich eine hauchfeine poetische Ebene ab. Ich kann nicht genau benennen, welche Stelle es ist, aber ich glaube, dass geht auch nicht so gut. Das steckt sowohl in den Dialogen als auch in den Beschreibungen. Trotzdem würde ich es nicht unbedingt als "Stil" bezeichnen, auch wenn es was Persönliches ist. Vielleicht ist das einfach deine Schreibe (mehr gesamt als irgendwie aufdröselbar) .. mal in andere Texte schauen ..

emotional ist das auf jeden Fall auch, spannend, da mögen mir einige widersprechen, fand ich es nicht besonders, auch wenn es ja um was ging und ständig Handlung da war. Ich glaube das liegt an dem für mich doch recht spröden Setting. Ich denke, der Punkt, den du machen wolltest, ist dir gelungen, in deiner ganz eigenen Erzählweise. Hat mir gefallen.

Cool auch dieses Prisma II hinter dem sich ja schon irgendwie ein Monstrum versteckt.

Liebe Grüße
Carlo

 

Hi Anne!

Insgesamt hat mir deine Geschichte gut gefallen!:Pfeif: Handwerklich schön geschrieben und gute, lebendige Figuren. Ich war in der IT- und EDV-Welt sofort drin und konnte mir das Büro super vorstellen. Aufgeschraubte PC-Gehäuse und überall Fachzeitschriften und PacMan-Poster an den Wänden.

Ich muss gestehen, dass ich stellenweise mit Anouks Verhalten meine Problemchen hatte. Wunderschöner, exotischer Name übrigens! Ich glaube, sowas würde ich auf einer Datingseite posten: "Suche Partnerin, die Anouk heißt - Rest egal!":D

Ohne Witz - ich kann mich (glücklicherweise!) nicht in eine Situation hineindenken, wo ich begrapscht werden würde.
Aber wäre ich an ihrer Stelle gewesen, würde ich dem Typen die Finger brechen, ihm den heißen Kaffee in den Schritt gießen, ihn anzeigen, zum Betriebsrat gehen und anschließend Flugblätter mit seiner Hackfresse samt Name und Anschrift im ganzen Gebäude mit der Überschrift "Sexist und Grapscher" aushängen.
Na ja - sag sich sicher leicht, wenn man a) keine Frau, b) kein Praktikant, c) etwas lebensälter ist. Von daher kann ich mir zumindest gut vorstellen, dass solche Reaktionen und Selbst-Beschwichtigungen sicher Gang und Gebe sind! So oder so gut beschrieben und das Ende ist auch passend - sie hat ihm zumindest die Meinung (sehr moderat) gegeigt und sie konnte sich durchsetzen. Ich hoffe, dass hat Anouks Psyche einen ordentlichen Moral-Boost verpasst. Und wenn nicht, dann schreib doch das Ende um, wo so ein smarter, muskulöser Retter in der Not auftaucht, der zufällig EISENMANN heißt und den bösen bösen Wolf wie im Märchen aufschlitzt!:Pfeif:

Liebe Anne, eine gute, unterhaltsame Geschichte mit einer bedauerlicherweise immer aktuell bleibenden Problematik und einem relativ befriedigenden Ende.

Einen guten und grabbel-freien Rutsch ins neue Jahr wünscht dir der EISENMANN, der den Namen Anouk echt ziemlich sexy findet!:D

 

Liebe Anne,

ich nochmal:


Zitat Zitat von Chutney Beitrag anzeigen
Falls er jetzt meine Brille kommentiert, erwürge ich ihn.

Die Situation ist ernst, da ist mir das zu niedlich, humorig.

Du bist die Erste, die das moniert. Witzig, eigentlich ist es genau umgekehrt: Hier möchte ich zeigen, wie sie sich einander annähern!


Ja, aber das finde ich genau problematisch. Es ist noch viel zu früh um sich anzunähern, nach dem was da passiert ist, finde ich. Das mit der Brille ist so neckisch, als ob alles andere eigentlich auch ganz harmlos war, damit bagatellisiert sie in meinen Augen selbst, das was vorher war. Der hat ihr massiv gedroht und sie hat es gerade immerhin geschafft, das anzusprechen. Das sie ihn erwürgen würde, wenn er ihre Brille kommentiert, das ist doch heiße Luft. Da nimmt sie sich selbst nicht ernst. Und das sie ihm überhaupt zutraut nach der Szene vorher eine blöde Bemerkung über ihr Äußeres zu machen, das überrascht mich. Das er dreimal anhebt um etwas zu sagen, dass empfinde ich angemessen, aber nicht ihren Gedanken. Hach, keine Ahnung, ob ich mich verständlich machen konnte, aber ich finde hier das Witzige nicht angemessen, meine Meinung.

Ich wünsch dir einen schönen Abend, Anne!

Liebe Grüße von Chutney

 

Hallo Carlo Zwei,

und willkommen im Wolfsgehege! Erstaunlicherweise kommen auch nach vielen Kommentaren immer noch neue Aspekte zum Vorschein. Das mit der hauchfeinen poetischen Ebene, von der du schreibst ... klingt schmeichelhaft, aber das hat mich echt überrascht. Das hat mir noch niemand geschrieben.

Die Filme von Sofia Coppola kenne ich leider nicht. Meiner besseren Hälfte (ein wandelndes Filmlexikon) gefallen sie nicht. Ich hab ihn danach gefragt (ohne zu sagen, warum) und er sagte flapsig, dass sie - seiner Meinung nach - schlechte Filme drehen würde. :lol: Na ja, irgendwann schau ich mir mal einen an und mach mir mein eigenes Bild ...

Ich kann übrigens sehr gut nachvollziehen, dass du die Geschichte nicht spannend findest, wirklich. Ich habe sie auch nicht darauf getrimmt. Mir ging es eher darum, eine unangenehme Arbeitsatmosphäre zu kreieren.

Ich denke, der Punkt, den du machen wolltest, ist dir gelungen, in deiner ganz eigenen Erzählweise. Hat mir gefallen.

Yeah, freut mich!

Cool auch dieses Prisma II hinter dem sich ja schon irgendwie ein Monstrum versteckt.

Projekte und Software werden ja gerne mit Akronymen bedacht. Jetzt wo du es sagst, hätte ich mir ja noch einen viel monströseren Namen ausdenken können. Prisma sollte nur kühl mathematisch klingen.

Und off-topic - weil du geschrieben hast, du erwartest meine Ergebnisse - ich glaube nicht, dass meine gedankliche Beschäftigung mit dem Thema Altersdiskriminierung sich in einer Kurzgeschichte manifestieren wird, zumindest ist nichts geplant. Eigentlich hab ich es gar nicht so mit gesellschaftlichen Themen beim Schreiben (nur uneigentlich überkommt es mich bisweilen). Ich steh mehr auf Romantik (und damit leider unter Kitsch-Generalverdacht, was natürlich nicht stimmt und überhaupt ...).

Jahaa und mit Gotard hast du mich auch voll reingelegt! Ich fand es spannend, dass Kubus deinen Text anders aufgenommen hat als ich, spricht ja für den Text, dass da Spielraum ist für den Leser. Und dann dachte ich mir, der Kubus kennt bestimmt Gotard und hat alles von ihm gelesen, wahrscheinlich die Lyoner Studienausgabe im französichen Original ... :D

Also, nochmal vielen Dank für dein freundliches Feedback!
LG, Anne

 

der @Kubus kennt bestimmt Gotard und hat alles von ihm gelesen, wahrscheinlich die Lyoner Studienausgabe im französichen Original ...

:lol:

 

Huhu Eisenmann,

endlich bemerkt mal jemand, wie poetisch und sexy der Name Anouk ist. Also, das geht mir ganz genauso. :Pfeif: Ganz zu Anfang (vorm Posten) hieß sie Agnes, das Lamm - ziemlich plump in Kombination mit dem Wolf, und dann wurde es eben Anouk.

dann schreib doch das Ende um, wo so ein smarter, muskulöser Retter in der Not auftaucht, der zufällig EISENMANN heißt und den bösen bösen Wolf wie im Märchen aufschlitzt!

O-kayyy, du findest sie also echt süß, die Anouk, hm? Das wäre dann das zweite alternative Ende.
Bas hat es bei denen im Büro überhaupt gar nicht gefallen, viel zu langweilig. Für ihn ist schon ein Ende, bei dem Anouk, Ulf und Jamil in ihr wildes neues Leben nach Korsika fliegen, angedacht.

Ohne Witz - ich kann mich (glücklicherweise!) nicht in eine Situation hineindenken, wo ich begrapscht werden würde.

Ooch, und ich dachte, Frauen stehen auf charmante Eisenmänner ...

eine gute, unterhaltsame Geschichte mit einer bedauerlicherweise immer aktuell bleibenden Problematik und einem relativ befriedigenden Ende.

Das freut mich sehr, merci! Ja, der Wolf kann mal froh und dankbar sein, dass Anouk nicht auf dem Weihnachtsmarkt war, würd ich sagen ... :baddevil:

Ein fantastisches neues Jahr mit vielen neuen schreiberischen Ideen (Horror, Splatter, suchs dir aus)
wünscht dir
Anne

P.S. Habe deinem Jan gestern einen weiteren Besuch abgestattet. Au weia, Fortsetzung in der Geschlossenen ... Diese Hexen aber auch ...

---​

Falls er jetzt meine Brille kommentiert, erwürge ich ihn.
Ja, aber das finde ich genau problematisch. Es ist noch viel zu früh um sich anzunähern, nach dem was da passiert ist, finde ich. Das mit der Brille ist so neckisch, als ob alles andere eigentlich auch ganz harmlos war, damit bagatellisiert sie in meinen Augen selbst, das was vorher war. Der hat ihr massiv gedroht und sie hat es gerade immerhin geschafft, das anzusprechen. Das sie ihn erwürgen würde, wenn er ihre Brille kommentiert, das ist doch heiße Luft. Da nimmt sie sich selbst nicht ernst. Und das sie ihm überhaupt zutraut nach der Szene vorher eine blöde Bemerkung über ihr Äußeres zu machen, das überrascht mich. Das er dreimal anhebt um etwas zu sagen, dass empfinde ich angemessen, aber nicht ihren Gedanken. Hach, keine Ahnung, ob ich mich verständlich machen konnte, aber ich finde hier das Witzige nicht angemessen, meine Meinung.

Huhu Chutney,

ich danke dir, dass du dranbleibst! Auch wenn dir meine Antwort nicht gefallen wird ... Also, ich kann deine Sichtweise absolut nachvollziehen. Ich freu mich auch total, dass du so wütend auf Wolf bist! :cool:

Das ist spannend zu sehen, dass die Kritik an dem Satz zu diesem späten Zeitpunkt kommt. Kann an deinem besonders feinen Gespür liegen. Kann auch daran liegen, dass der Satz jetzt deutlicher hervortritt, nachdem ich den unheimlichen Schluss in der Tiefgarage mit der flackernden Neonröhre und den über den Betonboden hallenden Schritten gestrichen habe.

Dieses ‚dann erwürge ich ihn‘ von Anouk, wie sehr man das als neckisch, verspielt und zu wohlwollend wahrnimmt oder das doch auch als genervt und gereizt interpretieren könnte nach einem so langen Arbeitstag, ist - glaub ich - individuell verschieden. Dass sie ihm zutraut nach der Szene vorher eine Bemerkung über ihr Äußeres zu machen, sei ihrer allgemeinen Überabeitung geschuldet.

Und jetzt kommt sicher gleich ein Aufschrei (das war der Hashtag vor Me-Too):
Die Sache ist die, ich möchte so einen winzigen Hauch erotische Spannung aufbauen in dieser Schlussszene im Aufzug. Wie er da im letzten Moment reinschlüpft, umständlich seine Schlüssel sucht und kein Wort rausbringt. Meine Überlegung ist die: Anouk kann diesen Satz nur denken, wenn (weil!) sie seine Verlegenheit und seine Scham sehr deutlich spürt.

Das passt dann zu dem Traum, den sie hatte, wo sie in Korsika am Strand liegen. Man muss das nicht mögen, aber ich möchte es gerne so in dieser Ambivalenz belassen. Ohne den Satz wäre mir die Geschichte zu farblos. Keine Ahnung, ob das einen Sinn ergibt, was ich hier schreibe, und ich werde es sicher in den nächsten Tagen auch noch hin- und herwenden, auch im Kontext mit dem gestrichenen Neonröhrenende, ich wollte dich nur nicht so lange warten lassen ...

Chutney, ich bedanke mich und wünsche dir einen guten Rutsch!
Anne

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe Anne,

ich bin in diesem Jahr so derartig im Verzug, aber ich bleib dran, heute z.B. besuche ich Dich endlich mal. Ich habe keine Kommentare gelesen, Du bekommst von mir also einen ganz eigenen, unverfälschten Leseeindruck.

Sehr aktuelles Thema, irgendwie läuft es mir in letzter Zeit sehr häufig über den Weg.

„Hallo, hier ist Anouk", sage ich und bemühe mich, so professionell wie möglich zu klingen.

Ich mag den Namen Anouk ja total gern.

„Auf Deutsch: Die hat erst angefangen und ich muss ihr alles erklären.“
„Sie hat Potential“, sagt Carl. „Ich schick die Einladung rum. Bis dann."
Zweimal macht es Klick.
„Sie sind der einzige Teilnehmer im Konferenzraum“, sagt die Computerstimme.

Ja, wenn das die ersten Worte des "Kennenlernens" sind, da freut man sich doch wie Bolle drauf ...

Während ich halbblind in meiner Handtasche wühle, streicht etwas meinen Oberschenkel entlang. Falls die Tränen den Fremdkörper nicht wegspülen, muss ich die Kontaktlinsen rausnehmen. Mit zittrigen Händen öffne ich die Dose und das Fläschchen mit der Desinfektionslösung. Wolfs schlanke Finger ruhen auf meinem Bein. Als ich seinen Atem auf mir spüre, steigt Wärme in mir auf. Mein Auge brennt wie die Hölle.

Findet sie das jetzt gut? Auge hin, Auge her, ich würde mich erst mal um die Pfoten auf meinem Bein kümmern.

„Nimm die Hand da weg!", sage ich leise, während ich an Wolf vorbei Richtung Balkon blinzele.
...
„Ich zeig dich an.“

Wat? Okay, sie findet das nicht gut. Und mir fehlt hier eindeutig eine Reaktion von Wolf, oder besser eine Nichtreaktion nach ihrer Aufforderung. "Ich zeig dich an" - das kommt mir persönlich ein bisschen zu fix. Würde man nicht erst mal von ihm wegrutschen, aufstehen, die Aufforderung mit Nachdruck wiederholen, seine Hand wegschieben, ihm eine Knallen, was weiß ich? "Ich zeig dich an" - auf mich wirkt das echt schräg und verfrüht als Reaktion. Aber okay, Menschen sind verschieden, ich muss das jetzt kaufen, auch wenn es mir gerade schwerfällt.

Während der Minztee zieht, durchforste ich Stellenanzeigen und formuliere erste Anschreiben.

Echt? Erst will sie ihn gleich vor Gericht ziehen, sagt in aller Konsequenz den Kampf an, und gleich darauf ist sie klein wie eine Maus und will sich verstecken? Ich kann die Frau nicht greifen. Ich meine, dass Frauen sich sofort in die Ecke gedrückt fühlen und der Situation ausweichen wollen, okay, aber ehrlich, wie in aller Welt konnte sie dann je Teamleiterin werden, wen sie sich sofort wegduckt? Gerade in einer solchen Männerdomäne? Da muss sie doch vorher schon ordentlich geboxt haben. Nicht so krass, schon klar, aber so unterschwellige Kämpfe bleiben nicht aus, für keine Frau in Leitungsposition. Man führt ständig kleine Kämpfe mit durchgedrücktem Rücken. Heißt nicht, dass man dabei begrapscht wird, aber es stärkt auf Dauer die "Abwehrkräfte".

Ich würde ihre Reaktion verstehen können, wenn das schon länger laufen würde, sie dem nicht Herr wird, keiner hinter ihr steht, sie sich allein dem ausgesetzt fühlen würde, aber bis dahin, ist ja noch ein Stück Weg.

Die Fehlerraten im Test sind hoch, aber ich will ihn nicht reinreiten.

Sie hat ihm verziehen? Stellt die Aufgabe über die persönlichen Interessen. Das finde ich wiederum jetzt sehr typisch Frau und kann dieser Reaktion ihrerseits folgen.

Bernd kommt angeschlendert, er ist schon angeschickert und legt den Arm um meine Schulter. „Und, wie gefällts dir bei uns, Anouk?“

Ja, das meine ich. Solche Dinge passieren ständig, und da ist dann die Frage, wie wertet Frau das für sich. Die eine kann damit locker um, schäkert vielleicht sogar zurück, die andere empfindet das als zu viel Nähe. Ich weiß zu wenig über die Beziehung der beiden, um das jetzt einordnen zu können. Sie will das nicht, das wird aus ihrer Reaktion deutlich. Aber ihn will sie nicht gleich anzeigen?

„Sorry, aber ich glaub nicht an Horoskope“, murmele ich und rücke näher an Wolf heran.

Oh, da ist sie jetzt aber ganz im Reinen mit ihm.

Ich verschließe meine Kabine und checke E-Mails. Bisher haben zwei Firmen den Eingang meiner Bewerbung bestätigt.

Jetzt doch nicht? Du machst mich fertig.

In der Ecke mit der Riesenpalme, hinter der Säule vorm Abstellraum hat er auf mich gewartet. Wolf stützt sich mit der Hand an der Wand ab, dass ich eingekesselt bin. Während er sich über mich beugt, rieche ich seinen Zwiebelminzeatem, sehe direkt in seine funkelnden Augen.
„Was hast du Carl erzählt?“, fragt er heiser.
„Lass mich vorbei.“
Ich wünschte, meine Stimme klänge anders. Nicht so piepsig.
„Erst beantwortest du meine Frage.“
Wolfs Blick ist nicht zu ertragen, ich will zu Boden sinken. Oder zur Seite schauen. Er nimmt seine Finger und hebt mein Kinn, zwingt mich, ihm in die Augen zu sehen. In meinem Kopf dröhnt es, als schlügen unentwegt Stahlplatten aufeinander. Ich gebe einen Angstlaut von mir und verachte mich selbst dafür. Es war falsch, sich nicht an Henning zu wenden. So falsch.
„Du miese, kleine ...“, fängt Wolf an. Abrupt dreht er sich um und lässt mich stehen.

Ja, der Absatz ist gut. Hier wird für mich wirklich mal eine Bedrohung klar, eine Übermächtigkeit aus der es keinen Ausweg gibt. Davon hätte ich echt mehr gebraucht. Jetzt sollte sie zu Henning gehen. Nicht sich den Vorwurf machen, es nicht getan zu haben, sondern ihn neu fassen.

„Jetzt lass doch mal die Kirche im Dorf, er hat mich ja nicht ..., nicht vergewaltigt.“

Hä? Sie überlegt wegzugehen und dann ist aber alles doch wieder nur halb so schlimm? Ich versuche es besser gar nicht mehr, Anouk zu verstehen.

Kaja schnappt nach Luft. „Was du mir erzählst, reicht locker für eine Anzeige. Schon ein anzüglicher Witz würde genügen.“

Echt jetzt? Da könnte ich ja so viele anzeigen, die mir sonst aber gar nischt tun. Da frage ich mich doch, warum Mobbing so eine ewig lange Vorlaufzeit braucht, bis da mal was passiert.

Weißt du, warum er gekündigt hat, liegt mir auf der Zunge zu fragen, und dann sehe ich wieder Bernd vor mir, wie er Jamil auf dem Sommerfest belagert hat.

Netter Einschub ;). Also nett im Sinne der kleinen Schwester von "Scheiße" inhaltlich gesehen jetzt.

„Wegen dir hab ich meine Freizeit damit zugebracht, mich auf mies bezahlte Langweilerjobs zu bewerben.“ Ich mache ein paar Schritte auf ihn zu. „Wegen dir habe ich mir von meiner Schwester diese Scheiße anhören müssen, dass ich unsolidarisch handele, wenn ich dich nicht anzeige!“

Na endlich! Schade, dass du seine Reaktion nicht noch mit einfängst.

Umständlich holt er seinen Schlüssel aus der Jackentasche und ein paar Mal habe ich das Gefühl, er setze an, etwas zu sagen, oder vielleicht bilde ich es mir nur ein. Die automatische Tür öffnet sich.

Na gut, tust Du. Und was machen wir jetzt mit Bernd?

Ja, ich komme nicht zurecht. Ich krieg das psychologische Profil dieser Frau einfach nicht zusammen. Das ist wie Welchselbäder. Schon klar, dass viele Frauen viel wegschlucken wegen der Karriere, und weil es anderswo auch nicht unbedingt besser ist. Auch wichtig, auf dieses Thema aufmerksam zu machen. Was der eine als Spaß versteht, ist für den anderen todernst. Verdrängung als Bewältigungsstrategie an der Tagesordnung.
Ich frag mich gerade, ob ich das Verhalten der Protagonistin überhaupt nur in Frage "darf", weil ich selbst eine Frau bin, und die männlichen Wortkrieger sich wegen der Political Korrektnis alle auf ihre Seite stellen (müssen). Ich werde doch die Kommentare lesen.

Spannend in diesem Zusammenhang finde ich eine Studie, in der in einem Kundencenter eine Frau und ein Mann für einen Monat ihre Mailaccounts getauscht haben, und er unter weiblichen Namen antwortete und sie unter männlichen. Er hatte auf einmal so viel mehr zu "diskutieren", und sie so viel weniger, obwohl sich an den Antworten, am Ton, an nichts etwas änderte. Nur der Vorname als Unterschrift. Tja, der Antwort eines Mannes wird doch so viel mehr Akzeptanz, Kompetenz und Autorität beigemessen, wahrscheinlich sogar unbewusst, aber es wird noch Jahre dauern und wir haben noch jede Menge Baustellen in den Köpfen der Leute offen.

Ich wünsche Dir einen guten Rutsch, alles Gute fürs neue Jahr, und will Dir noch sagen, ich habe die Geschichte sehr emotional und mit Spannung gern gelesen.

Beste Grüße, Fliege

 

Ich krieg das psychologische Profil dieser Frau einfach nicht zusammen.

Ja, wieso sollte es dir denn besser gehen als mir (bei deiner Maskenballgeschichte), liebe Fliege?! :D

Ich frag mich gerade, ob ich das Verhalten der Protagonistin überhaupt nur in Frage "darf", weil ich selbst eine Frau bin, und die männlichen Wortkrieger sich wegen der Political Korrektnis alle auf ihre Seite stellen (müssen).

Ich hatte von Anfang an nicht die Intention, eine perfekte Heldin zu kreieren oder eine Anleitung zu schreiben: So verhält sich frau ‚richtig‘ im Falle einer Belästigung.
Selbstverständlich darf jede/r Leser/in Anouks Verhalten kritisch hinterfragen. Anouks Ambivalenz kann man ‚künstlerisch wertvoll‘ finden oder eben auch doof.
Und es geht ja nicht um die Frage, auf wessen Seite man sich stellt.

Sehr aktuelles Thema, irgendwie läuft es mir in letzter Zeit sehr häufig über den Weg.

Ja, das wurde auch schon heftigst kritisiert im Thread, guck mal bei Kubus und Achillus.

Ich mag den Namen Anouk ja total gern.

Und ich erst :herz:

Als ich seinen Atem auf mir spüre, steigt Wärme in mir auf.
Findet sie das jetzt gut?

Interessant, dass du das schreibst! Das hat noch jemand als positive Reaktion von Anouk gewertet. Für mich signalisiert diese aufsteigende Wärme ganz klar etwas Negatives, nämlich abgrundtiefe Scham. Oha, scheint doch nicht so eindeutig zu sein, wie ich dachte!

Ich verwende ja gerne diese körperlichen Reaktionen (das Herz klopft bis zum Hals; das Stechen im Bauch, hinter der Stirn, wo auch immer). Muss schon immer aufpassen, dass ich das in meinen Texten nicht überstrapaziere oder mich dabei wiederhole. Manchmal frage ich mich auch, ob das nicht zu abgenutzte schreiberische Mittelchen sind. Andererseits entspricht es meiner eigenen Erfahrung, auf das Verhalten anderer Menschen körperlich zu reagieren.

Würde man nicht erst mal von ihm wegrutschen, aufstehen, die Aufforderung mit Nachdruck wiederholen, seine Hand wegschieben, ihm eine Knallen, was weiß ich? "Ich zeig dich an" - auf mich wirkt das echt schräg und verfrüht als Reaktion.

Das ist der meist genannte Kritikpunkt im Thread. Und ich glaube nicht, dass sie ihn wirklich vor Gericht ziehen würde, die sagt das nur so aus Hilflosigkeit.

durchforste ich Stellenanzeigen und formuliere erste Anschreiben.
und gleich darauf ist sie klein wie eine Maus und will sich verstecken?

Muss man nicht gut finden. Könnte auch nur bedeuten: Mehrgleisig fahren, sich alle Optionen offenhalten

Die Fehlerraten im Test sind hoch, aber ich will ihn nicht reinreiten.
Sie hat ihm verziehen? Stellt die Aufgabe über die persönlichen Interessen. Das finde ich wiederum jetzt sehr typisch Frau und kann dieser Reaktion ihrerseits folgen.

Nee, verziehen sicher nicht. Sie hält Wolf - und das telle ich nur, dadurch ist es leider weniger präsent - für einen äußerst fähigen Projektleiter und arbeitet im Grunde genommen gerne mit ihm zusammen. Klar, und sie identifiziert sich stark mit dem Projekt.

Kaja schnappt nach Luft. „Was du mir erzählst, reicht locker für eine Anzeige. Schon ein anzüglicher Witz würde genügen.“
Echt jetzt? Da könnte ich ja so viele anzeigen, die mir sonst aber gar nischt tun.

Nee, nur weil Kaja das sagt, ist es noch lange nicht wahr.

Und was machen wir jetzt mit Bernd?

Den Bernd wollte ich ganz bewusst im Nebel lassen. Anouk findet ihn ja anfangs sympathisch, am Ende beschleicht sie ein ungutes Gefühl.

ich habe die Geschichte sehr emotional und mit Spannung gern gelesen

Das freut mich total! :kuss:

Liebe Fliege, ich danke für deinen Besuch und wünsche dir für das neue Jahr viel Glück und vor allem viele kreative Schreibideen!

Beste Grüße
Anne

 

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