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Wolkennilpferde

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21.04.2015
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Anmerkungen zum Text

Wie bereits angekündigt, das ist ein älterer Text, ursprünglich "Karla haut ab", habe ihn im Laufe der Jahre und auch jetzt noch einmal bearbeitet, Perspektive gewechselt, usw.
Und ich hatte das Gefühl, er passt ganz gut zur diesjährigen Challenge :)

Wolkennilpferde

Die Wolke über mir sieht jedes Mal anders aus. Erst hat sie mich an ein fluffiges Herz erinnert. Ich mag Herzen. Und Pinguine. Ich hätte gern ein Foto gemacht, aber ich habe kein Handy. Die anderen Mädchen in meiner Klasse haben eins, aber das ist meinen Eltern egal.
Ich sehe wieder nach oben. Die Wolke begleitet mich, jetzt gerade sieht sie aus wie ein Nilpferd. Es schiebt sich mühsam über den Himmel und macht dabei schlurfende Geräusche. Nilpferde sind nämlich ziemlich schwer.
Obwohl ... Wolkennilpferde sind etwas anderes. Sie sind bestimmt viel leichter, können Pirouetten drehen, wie diese Tänzerin in Schwanensee. Ballett tanzende Wolkennilpferde.
Es hupt. Reifen quietschen. Ich springe zur Seite, mein Herz klopft in den Ohren.
„Bist du bescheuert?“
Ich starre den Mann an, der sich aus dem Autofenster lehnt und wild mit dem Arm fuchtelt.
„Mach verdammt noch mal die Augen auf, wenn du über die Straße läufst!“
„Entschuldigung“, rufe ich und renne auf die andere Seite.
Am Ende der Straße stehen Mülltonnen auf dem Gehweg. Unser Hausmeister schiebt sie gerade zurecht. Er winkt mir von weitem zu. Ich mag Herrn Hanser, er hat ein liebes Gesicht mit lauter kleinen Falten um die Augen. Sein Kittel ist offen und flattert beim Gehen. Wie bei einem Superhelden. Vielleicht fliegt er nachts heimlich über die Stadt, fängt böse Verbrecher mit Augenklappen, rettet kleine Hundewelpen oder so. Er ist zwar schon ganz schön alt, aber das könnte ja auch Tarnung sein. Die grauen Haare stehen ihm wild vom Kopf ab. Ob das vom Fliegen kommt? Ich winke zurück und gehe langsam weiter.
Mit jedem Schritt wird mein Rucksack schwerer.

Herr Hanser ist nicht mehr da, als ich auf den kleinen Backsteinweg einbiege, der zu unserem Haus führt. Vorgestern hat er mich hinten im Hof gesehen. Ich saß auf der Schaukel und habe geweint. Erst habe ich ihn gar nicht bemerkt, aber dann stand er plötzlich neben mir. „Was ist denn passiert?“, wollte er wissen. Darauf ist mir einfach keine Antwort eingefallen.
Die Rollos in der Erdgeschosswohnung rechts sind heruntergelassen, wie jeden Tag. Ob die Frau, die dort wohnt, blind ist und ihr Licht deshalb total egal ist? Hoffentlich hat sie keine Pflanzen. Die sterben ohne Sonnenlicht.
Ich gehe rauf zu unserer Wohnung und kann Mamas schrille Stimme schon im ersten Stock hören. Will mir die Ohren zuhalten und wegrennen. Aber ich schließe die Tür auf und gehe hinein.
In der Küche wirft Mama das Telefon auf den Tisch und fängt an, Teller und Gläser aus den Hängeschränken zu räumen. Es klirrt und poltert. Ich gehe langsam auf sie zu. Sie sieht mich nicht an. Hat mich vielleicht nicht gehört.
„Hallo“, sage ich.
Sie streckt mir Butter aus dem Kühlschrank hin. „Hier, deck den Tisch. Dein Vater kommt gleich.“
Dann sitzen wir da und schweigen. Mama sieht nach jedem Bissen auf die Uhr und schüttelt den Kopf. In letzter Zeit hat sie Ringe unter den Augen. Sie ist trotzdem schön. Ich wünsche mir, sie würde mich anschauen, aber als sie es dann tut, wird mir ganz kalt.
Endlich schiebt sich der Schlüssel von außen ins Schloss – Papa! Ich renne in den Flur, will ihn umarmen. Aber Mama schiebt sich dazwischen.
„Wo warst du?“
Ich kämpfe mich an ihr vorbei, strecke die Arme aus.
Papa sieht über mich hinweg. „Ich hab doch gesagt, dass ich mich noch mit den Jungs treffe.“
„Es ist acht.“
„Na und?“
Niemand umarmt mich.
„Du wolltest vor einer Stunde zu Hause sein.“
„Jetzt mach nicht wieder ein Fass auf deswegen!“
Mir wird schlecht. Ich will Mama den Mund zuhalten. Oder Papa. Ganz egal, Hauptsache, sie hören auf.
„Vielleicht müsste ich ja nicht immer ein Fass aufmachen, wenn ich mich auf dich verlassen könnte.“
„Ich war einfach nur mit den Jungs ein Bier trinken. Jedes Mal das gleiche Theater.“
„Dann bleib doch bei deinen scheiß Jungs! Scheint ja ’ne ganz schöne Qual für dich zu sein, nach Hause zu kommen.“
„Kein Wunder, wenn du dich so aufführst.“
Mama reißt den Mund auf und atmet ganz tief ein. Als wäre sie lange unter Wasser gewesen.
„Ich bin dir scheißegal, oder? Warum bist du überhaupt noch hier? Sag schon!“ Mama schubst ihn. „Wegen Karla? Weil sie ihren Papa braucht?“
„Stimmt, weil ich ja unbedingt ein Kind haben wollte!“
Ich balle die Hände zu Fäusten und drücke sie mir auf die Ohren. Mein Bauch tut weh. Als wenn ich zu viel von den grünen Gummifröschen gegessen hätte. Ich renne von einem zum andern, ziehe an ihren Pullovern, hänge mich an ihre Beine.
„Hört auf damit! Hört auf zu schreien!“, schreie ich. Tränen laufen meine Wangen hinunter. Plötzlich packt Papa mich am Arm und beugt sich zu mir.
„Ruhe jetzt! Führ dich nicht so auf!“
Im Hintergrund steht Mama mit verschränkten Armen und nickt. Die beiden starren auf mich herab.
Vor meinen Augen verschwimmt alles. Mein Kopf wird heiß, ich schwitze, alles dreht sich. Es ist mir egal, ob ich dafür zu alt bin, ich schlage um mich, beiße Papa in den Arm und trete nach Mama.
„Ab in dein Zimmer!“ Er schiebt mich in mein Zimmer. „Du tickst doch nicht ganz richtig! Wie die Mutter, so die Tochter“, ruft er über die Schulter nach hinten.
Sein Griff wird härter. Ich brülle, schmeiße mich hin und her. Er geht in die Hocke und zieht mich zu sich. Sein Atem riecht nach Rauch und Bier. Früher hat er immer nach Minze gerochen.
„Hör zu!“
Ich beiße die Zähne zusammen und nicke.
„Du setzt dich jetzt hin, nimmst ein Blatt und schreibst auf, was mit dir nicht stimmt! Dann merkst du vielleicht mal, wie schwer du uns das Leben machst!“
Er dreht sich um und knallt die Tür zu.

Ich sitze auf dem Teppich und starre auf das leere Blatt.
Plötzlich ein lauter Knall. Der Stift rutscht mir aus der Hand und kullert unter das Bett.
„Du bist genau wie dein Vater!“
Ich kenne meinen Opa nicht, also weiß ich auch nicht, ob Mama recht hat. Papa lacht. Aber er ist nicht fröhlich. Ich kenne Papas Lachen, wenn er fröhlich ist. Auch wenn ich es schon lange nicht mehr gehört habe.
In einem echt heißen Sommer war das, das weiß ich noch. Sogar in den Nachrichten haben sie darüber gesprochen, dass man nicht zu lange in der Sonne bleiben soll. Wir sind damals mit dem Fahrrad zum See gefahren. Papa hat eine Luftmatratze dabeigehabt, die aussah wie eine große Brezel, und Mama hat sich Eis auf das schöne Kleid gekleckert, das sie damals so gerne anhatte. Das bunt gestreifte. Sie hat gekichert, mir einen Klecks Eiscreme auf die Nase geschmiert und mich auf die Stirn geküsst.
Papa hat damals die Riesenbrezel im Arm gehalten und gelacht. Es hat ganz leicht geklungen, obwohl er so eine tiefe Stimme hat. In seinen Augenwinkeln waren viele kleine Falten. Wie bei einem Akkordeon. Ich habe mir damals vorgestellt, wie Papas Akkordeon-Gesicht lustige Musik macht, wenn er lacht. Jetzt ist das Akkordeon wohl kaputt.
„Na dann komme ich doch am besten gar nicht mehr nach Hause.“
Ich höre Schritte.
„Nein! Bleib hier! Ich habe das nicht so –“ Noch mehr Schritte. Dann öffnet sich die Wohnungstür und fällt ins Schloss.

Ich stehe auf, lege die Hand auf die Türklinke und lausche. Will zu Mama gehen, ihr über die Haare streichen. Ein Taschentuch holen und damit die Tränen abtupfen. Plötzlich schreit sie auf und schlägt irgendetwas gegen die Tür. Ich stehe zwischen den Büchern, dem Schreibtisch und dem Bett, auf dem meine Kuscheltiere sitzen, und weiß nicht wohin.
Mama sagt immer, dass man mit zehn nicht mehr mit Kuscheltieren spielen soll. Sondern sich mit Freunden treffen. Das ist aber echt nicht einfach. Die Mädchen in der Schule sind so laut. Ich traue mich nicht zu ihnen. Ihre Geschichten sind toll, die Ausflüge, die sie am Wochenende mit ihren Familien machen. Aber ich habe nichts zu erzählen. Mama und Papa gehen manchmal noch mit mir in den Stadtpark. In letzter Zeit gehe ich aber eher allein. Also, nicht ganz – Herr Flauschi begleitet mich. Jetzt im Sommer ist es zwar viel zu heiß für Eisbären, aber er freut sich, wenn er das Bett mal verlassen darf.
Wenn keiner hinsieht, erzähle ich ihm von meinem Schultag. Nach den Ferien ist es immer am schlimmsten. Camilla ist dann noch fieser zu mir als sonst. Wie sie mit neuen Klamotten prahlt oder Palmen im Urlaub oder ihrem Handy. Sie wirft sich immer ihre braunen Locken über die Schulter und fragt mich: „Und du, was hast du in den Ferien gemacht?“ Dabei weiß sie es ganz genau.
Am liebsten sind Flauschi und ich in der Bücherei. Es ist so still dort, keiner, der da drinnen herumläuft, macht Geräusche. Nur die Bücher, die flüstern. Am liebsten bin ich bei den Krimis. Die Frau, die sich auskennt, hat mir eine Ecke gezeigt, in der Krimis für Kinder stehen. Ich schleiche mich trotzdem oft zu den Büchern für Erwachsene. Die Luft zwischen den Regalen ist hier anders. Das Flüstern ist hektisch, als würde jemand die Buchstaben verfolgen. Ich kriege immer Herzklopfen, streiche über die Bücher, hole eins raus und lese es heimlich auf dem Sofa, das versteckt zwischen den Regalen steht. Danach erzähle ich Flauschi die Geschichte und er hört zu.

Im Flur klimpert ein Kleiderbügel an der Garderobenstange. Ich gehe einen Schritt auf die Tür zu und lege mein Ohr ans Holz. Es raschelt. Klingt wie früher an Weihnachten, abends, wenn Mama und Papa die Geschenke unter den Baum gelegt haben.
Ich höre die Haustür. Dann ist es still. Ich kneife kurz die Augen zusammen, reiße sie wieder auf und sehe mich im Zimmer um. Sie ist einfach gegangen.
Die Liste! Ich hebe das Blatt Papier auf, setze mich an den Schreibtisch und fange an zu schreiben.
„Dinge, die an mir schlecht sind: …“
Ich beiße auf den Kugelschreiber und starre an die Wand. Sie werden lauter, die fiesen Worte. Ich höre Mamas Stimme, Papas, Camillas. Es wird mir zu laut im Kopf und ich schreibe weiter.
„Ich bin
- nervig
- seltsam
- hässlich
- faul …“
Was hat Mama gestern erst gesagt? Ach ja:
„- undankbar.“
Ich betrachte mein Werk. Mir fällt bestimmt noch mehr ein. Wenn Mama und Papa nachher wiederkommen, sollen sie sehen, dass ich mir wirklich Mühe gegeben habe.

Der Hausschlüssel dreht sich im Schloss und die Wohnungstür geht auf. Ich halte die Luft an, lausche den Schritten. Meine Hand zittert, als ich die Türklinke nach unten drücke und in den Flur schaue. Die Liste wellt sich, weil meine Finger so schwitzen.
„Komm schon“, sage ich zu mir selbst.
Ich laufe ins Wohnzimmer und sehe Mama auf dem Sofa sitzen. Sie starrt in den Fernseher, aber der ist aus. Ich wedle mit dem Blatt Papier. „Ich bin fertig, Mama.“
Mama fuchtelt mit der Hand vor ihrem Gesicht herum, so wie sie Fliegen verscheucht. „Ich hab jetzt keinen Nerv für sowas.“
„Aber ihr habt doch gesagt –“
„Karla! Mein Gott! Geh in dein Zimmer!“
Mein Gesicht wird heiß. Ich stampfe mit dem Fuß auf. Halte Mama den Zettel hin. „Ich hab mir solche Mühe gegeben. Jetzt schau doch!“
Mama greift nach dem Blatt, zerknüllt es und wirft es in die Ecke. „Du machst mich fertig. Siehst du nicht, dass ich meine Ruhe brauche? Reicht’s nicht, dass Papa gegangen ist? Ab mit dir!“
Ich schaue in die Zimmerecke auf das zerknüllte Papier. Die Liste sollte doch alles wieder gut machen. Ich hebe das Blatt auf und streiche es glatt. Hole tief Luft.
„Dinge, die an mir schlecht sind: Erstens …“
Mama springt auf, packt mich und zieht mich hinter sich her. „Du tickst doch nicht richtig!“ Ich will mich losreißen, aber meine Hand steckt fest.
„Ich will nicht in mein Zimmer, ich will dir doch –“
„Karla!“ Sie bückt sich zu mir runter, ihre Augen sind groß und dunkel. „Es reicht jetzt! Nimm dir ’n Buch oder was weiß ich. Aber lass mich in Ruhe!“

Ich öffne den Kleiderschrank. Da unten liegt er, mein Koffer. Er hat Rollen und ist mit Palmen und Seesternen verziert. Ein Geschenk von Mama und Papa. An meinem siebten Geburtstag hat er auf meinem Bett gelegen mit einer knallroten Schleife drum herum.
Er ist ziemlich klein, aber meine Lieblingshose, ein paar T-Shirts und Flauschi passen schon rein. Wenn ich alles ganz ordentlich zusammenfalte, sogar noch meine blauen Turnschuhe. Die mit den weißen Punkten drauf.
Ich weiß noch, wie stolz ich den Koffer damals hinter mir hergezogen habe und wie Papas Gesicht lustige Musik gemacht hat, als wir ins Auto gestiegen und zum Meer gefahren sind.
Ich drehe mich um, gehe zurück zum Tisch und reiße ein Blatt vom Block ab. Auf dem Bett beobachten Herr Flauschi und die anderen Tiere mich mit fragendem Blick. Ich lege mich dazu und erkläre ihnen die ganze Angelegenheit.
Dass ich mich erst mal in der Bücherei verstecken werde. Unter dem Sofa, da kann mich die Frau nicht sehen, wenn sie abends durch die Gänge läuft und die Leute rausschickt, weil sie zumachen will. Wenn sie weg ist, komme ich wieder raus und mache es mir gemütlich.
Ich stehe auf, setze mich an den Schreibtisch, nehme Bleistift und Papier und schreibe:
Packliste von Karla Willmer.
Darunter die ersten beiden Dinge, die ich unbedingt mitnehmen muss auf meine Reise.
Briefpapier und Briefmarken!
Schließlich muss ich mich von unterwegs regelmäßig melden, um Mama und Papa zu sagen, dass es mir gut geht.

 

So, weiter geht's ...

Hallo @Nichtgeburtstagskind,

Etwas fällt mir besonders auf, die RinaWusche Leichtigkeit fehlt irgendwie. Mir kommt das teilweise etwas krampfig vor.
Ja, hmm, nun ... Weiß auch nicht, was ich dazu sagen soll. Nicht jede Geschichte hat Leichtigkeit. Ob es deshalb gleich krampfig ist, keine Ahnung, ich empfinde es nicht so. Und tatsächlich hat es sich beim Schreiben auch nicht krampfig angefühlt, will heißen, ich habe nicht krampfhaft irgendwelche Übergänge kreieren wollen oder besonders tolle Bilder, sondern habe einfach versucht, mich in den Kopf dieses Mädchens zu versetzen. Aber ich akzeptiere natürlich, wenn das auf dich einfach anders wirkt.

Mir gefällt der Titel leider nicht. Denn er erscheint mir eben etwas krampfig. Das mit den Wolken ist auch schon ein ziemlich alter Hut. Und damit es noch etwas neues hergibt, machst du eben Nilpferde draus. Überzeugt mich trotzdem nicht.
Ja, nun, hmm ... Auch hier weiß ich nicht so recht, was ich erwidern soll ;) Mir gefällt der Titel und ich werde ihn lassen. Und ein alter Hut, zeig mir einen neuen, der noch nie verwendet wurde, das ist ja auch so eine Sache. Ich denke, so ein Titel ist immer auch Geschmackssache, deshalb völlig okay, wenn das für dich nicht passt.

Es klingt als hätte sie in dem Moment, als sie das Foto machen wollte, gemerkt, dass sie gar kein Handy hat.
Stimmt, habe ich geändert, danke.

Sie glaubt das ja nicht wirklich. Also eher: Ich stelle mir vor, wie er nachts ...
Da bin ich komplett anderer Meinung. Wir begleiten ja hier ihre Gedankenwelt. Und wer denkt denn: "Also, ich stelle mir jetzt vor, wie krass es wäre, er würde ..." Nein, sondern man denkt einfach: "Wie krass das wäre, er würde ..." Ich habe mal irgendwo gelesen, dass man auf Dinge wie "sie fragte sich", "sie stellte sich vor" usw. wenn möglich verzichten soll, vor allem dann, wenn man in der Ich-Perspektive schreibt, und ich finde, das macht durchaus Sinn. Es ist doch hier auch ohne diesen erklärenden Zusatz von "ich stelle mir vor" klar, dass sie es sich vorstellt.

Du hast die Stelle schon geändert, ich finde sie immer noch verwirrend. Vielleicht eher: Herr Hanser ist nicht mehr zu sehen …
Hab ich gerne übernommen.

„Hört auf damit! Hört auf zu schreien!“, schreie ich.
Das gefällt mir. Wirkt irgendwie wuchtiger.

Ich finde diese Liste übrigens ganz passend. Der Vater denkt sich wahrscheinlich nicht viel dabei. Der erwartet doch gar nicht, dass die das wirklich macht. Dem ist die Karla einfach so egal, dass er irgendein zeug labert, ohne sich über die Auswirkungen im Klaren zu sein.
Danke für diese Rückmeldung. Ja, ich sehe das ähnlich. Und ich sehe ihn schon auch als berechnend gemein in dieser Situation. So nach dem Motto, noch mal schön nachtreten.

Rina! Das ist schrecklich. Jetzt will sie diese Liste auch noch besonders gut machen.
I know. Aber ich dachte mir, so tickt sie, meine Karla ...

Danke dir für den vielen Denkstoff und bis bald.

Liebe @Fliege,

Das mochte ich auch. Die Bibliothek als Zufluchtsort. Passt in meinen Augen hervorragend zu deiner Kleinen, so, wie ich sie bisher wahrgenommen habe.
Cool, das freut mich. Da hab ich tatsächlich an meine Kindheit gedacht. Ich hab mich total gerne in die Bücherei zurückgezogen, bin da stundenlang rumgestreunt und mir ging's immer gut danach, die Arme voller Bücher :) Da dachte ich, das könnte doch ein schöner Trostort für Karla sein.

Mir hätte es völlig gereicht, wenn sie in die Bibliothek einziehen will. Das ist ja ihr Zufluchtsort von je her gewesen. Weil, wo weiter hin? Die Großeltern kennt sie nicht, aber okay, vielleicht gibt es ja eine Tante oder so. Und ihr ist natürlich klar, dass sie in der Bibliothek nicht bleiben kann. Also haut das auch wieder hin, dass sie die erst mal nur als Zwischenlösung sieht.
Achso, du meinst, ohne dass sie überlegt, wo sie danach hingeht. Also bzw. ohne dass ich das explizit aufschreibe? Ja, der Gedanke hat was, denn das wäre vielleicht nicht ganz so analytisch, sondern erstmal so dieses: "Ich muss hier raus."

Auch dieses hin und her zwischen Wut auf die Eltern und Mitfühlen mit Karla, das hat schon was sehr emotionales, was der Text da mit einem macht, mit mir macht.
Ist natürlich kein schönes Thema, ich weiß. Danke, dass du noch mal vorbeigeschaut hast, Liebe.

Bis gaaaaaaanz bald *KorkenbadKorkenbadKorkenbad*

Hallo @Shey,

Wenn du es so erklärst macht es natürlich Sinn
Cool, das freut mich, gut dass wir drüber geredet haben. Ich versuche da ja gerade das Gleichgewicht zu finden zwischen zu viel und zu wenig eingreifen ...

Danke für deine Rückmeldung.
Aber klar doch. Und nein, versprochen, ich gewöhne mich nicht dran ;)

Viele Grüße

Hallo @Tintenfass,

Wenn du »wollte machen« durch »hätte gerne gemacht« ersetzt, kommt besser heraus, was sie meint.
Jawohl, hatte mich Nichtgeburtstagskind schon drauf hingewiesen, und ihr habt recht, das habe ich entsprechend geändert.

Zwischendurch mal Punkt durch Komma ersetzen - diesen Rhythmus finde ich viel harmonischer.
Schaue ich mir an, danke für den Hinweis.

Total süße Beobachtungen und Gedanken des Mädchens.
Btw.: kein Komma vor »oder so«
Danke, freut mich, denn ich mag diese Gedankengänge auch sehr. Komma is schon weg, Friedel hat das auch schon bemängelt ;) zu Recht.

Überhaupt ist mir die kleine Erzählerin sehr ans Herz gewachsen.
Toll :shy:

Mir ist dieser Abschnitt zu lang. Würde ich kürzen und knapper zeigen, wie gemein Camilla ist.
Guter Einwand, funktioniert auch gut mit deinen Kürzungen, übernehme ich gerne.

Du hast jedenfalls den richtigen Ton getroffen. Bist immer dicht dran an deiner Karla. Eine Ehekrise aus der Sicht des Kindes zu erleben ist unheimlich bedrückend und geht an die Nerven. Das ist es, was du bei mir erreicht hast. Guter Text!
Schön, dass du nah bei Karla warst. Genau das wollte ich. Danke dir für deinen Kommentar.

Viele Grüße
RinaWu

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @RinaWu!

So viele Kommentare, so viel Erfahrung, aber - man freut sich doch über jeden Kommentar, bitte verzeihe mir etwaige Dopplungen!

Ich habe deine Geschichte als gelungen und authentisch empfunden (außer im letzten Absatz). Weniger lag das an deinem Plot oder dem Thema der Geschichte sondern an meiner subjektiven Neugier: Hinter jedem Satz könnte eine weitere phantasievolle Perspektive der Karla Willmer auftauchen

Vielleicht fliegt er nachts heimlich über die Stadt, fängt böse Verbrecher mit Augenklappen, rettet kleine Hundewelpen oder so. Er ist zwar schon ganz schön alt, aber das könnte ja auch Tarnung sein. Die grauen Haare stehen ihm wild vom Kopf ab und zwar jedes Mal, wenn ich ihn sehe.

Von solchen phantasievollen Stellen zehrt deine Geschichte bis zum letzten Absatz, das mag ich und das passt zu dem etwas leichten, naiven Grundton der Geschichte, der brutal mit der Realität einer aus-erwachsenen Beziehungskrise kollidiert. Was genau geschieht, ist mir vor diesem Hintergrund gar nicht so wichtig.

Alles in deiner Geschichte steht und fällt mit der Frage, ob Karla "authentisch" ist oder nicht. Ja, wie denkt denn so ein Kind? Puh, ja, was für Kinder kennst du denn? Im Grunde finde ich es sinnfrei, die Qualität deiner Geschichte an der subjektiven, induktiven und banalen Einschätzung eines Erwachsenen an einem bestimmten Kindesalter festzumachen. Das offenbart mehr über den Kritiker als über die Authenzität einer kindlichen Protagonistin. Es sind ja eher die Entwicklungen, Erfahrungen, Erlebnisse, Stadien und nicht das konkrete Alter... Aber Novak hat das ja schon sehr gut angesprochen, eben nicht die idealtypische Zehnjährige verkrampft zu beschreiben.

Für mich schwankt Karla eben aufgrund ihrer Hintergrundgeschichte zwischen sehr kindlichen, aber auch sehr reifen Gedanken.

Das ist dir gut gelungen!

Aber ich habe einen Punkt, der mich etwas gestört hat. Das ist diese Gemütlichkeit, die sich bis in die konkrete Planung des Ausreißens hinzieht:

Dass ich mich erst mal in der Bücherei verstecken werde. Unter dem Sofa, da kann mich die Frau nicht sehen, wenn sie abends durch die Gänge läuft und die Leute rausschickt, weil sie zumachen will. Wenn sie weg ist, komme ich wieder raus und mache es mir gemütlich.

Es ist schön, dass Karla an einen Koffer aus dem Italienurlaub denkt und dass es sich am Zauberort der Bücherei gemütlich machen möchte. Aber sie gibt einfach mal alles auf. Vielleicht habe ich das auch falsch interpretiert, falsch verstanden oder ich assoziiere einfach anders, aber - hej: Karla - haut - ab. Mensch, sie gibt alles auf, weil sie sich schuldig fühlt...irgendwie vermisse die Monstrosität dieser Entscheidung. Oder ich habe es nicht gemerkt. Sie nimmt noch nicht mal Herrn Flauschi mit! Ich finde das irgendwie schade. Aber ja, das ist supersubjektiv. Vielleicht sollte man den Hinweis auf Italienurlaub und Seesterne streichen. In dem Moment, in dem Karla beschließt, abzuhauen, beginnt etwas verdammt grausam neues. Da ist kein Kind mehr und da wird kein Kind mehr sein und die zukünftige Beziehung der Eltern und Karlas werden angstbasiert bleiben. Hier endet die Naivität Karlas.

Ich hoffe, du konntest trotzdem etwas damit anfangen! Aber moment - das ist eine Kritik auf ganz hohem Niveau. Wirklich. Du schreibst super. Ich möchte, dass dieses "super" nicht durch "Naivität im letzten Absatz" überblendet wird. Punkt. :-D

Lg aus Leipzig,
kiroly

 

Liebe @RinaWu ,

jetzt nutze ich den Freitagabend für ein paar Kommentare. Wenn ich schon an der Challenge nicht teilnehme, dann will ich doch wenigstens abstimmen können. :D

»Aber halt …« —> das fällt für mich stilistisch ein wenig aus dem Text. Weil Karla sonst nicht so unmittelbar zum Leser spricht oder eher zu sich selbst.

»Schwanensee. Ballett tanzende Wolkennilpferde.« Also, ich finde das Bild sehr schön und warum soll eine Zehnjährige nicht Schwanensee kennen? Ich werde nie vergessen, dass wir in der fünften Klasse im Musikunterricht »Die Moldau« gehört haben von Smetana. Ich war also eine Elfjährige, die Smetana kannte. Da ist der allgegenwärtige Schwanensee doch gar nicht so abwegig.

»Plötzlich hupt es. Ein Auto kommt quietschend zum Stehen. Nur ein paar Zentimeter neben mir. Ich springe zur Seite, mein Herz klopft in den Ohren.«

Im MLB haben wir über das Wort »plötzlich« diskutiert. Ich habe eigentlich nichts dagegen, aber hier könnte die Stelle m.E. tatsächlich mehr schrecken. Vielleicht so: »Es hupt. Reifen quietschen. Ich springe zur Seite, mein Herz klopft in den Ohren …

»Auf dem Gehweg stoße ich mit einer dicken Frau zusammen, mein Gesicht knallt auf ihren großen Busen.«

Bei diesem Seminar im LH haben die Autoren erzählt, dass oft sehr viel »gesehen« wird, aber die anderen Sinne »hören, riechen, fühlen« zu kurz kommen. Wenn ich mir vorstelle, dass jemand als Dreikäsehoch mit einer Frau zusammenknallt, dann nimmt er nicht zuerst ihren großen Busen als solchen wahr, sondern den Geruch (vielleicht verschwitzt?) oder die Weichheit? Und erst dann realisiert man, wo man gelandet ist.

»Sie streckt mir Essen aus dem Kühlschrank hin« Ich glaube nicht, dass ein Kind so denkt. Ich würde das Essen konkretisieren, z.B. »Butter«.

»„Na und?“
Niemand umarmt mich.
„Du wolltest vor einer Stunde zu Hause sein.“«

Die Stelle gefällt mir gut. Hat etwas sehr Hilfloses.

»Ich will Mama den Mund zuhalten. Oder Papa. Ganz egal, Hauptsache, sie hören auf.«

Hier hätte ich mir vorgestellt, dass sie die Arme hochsteckt, um dran zu kommen und die Eltern ihre Hände wegfuchteln oder so …

»„Hört auf damit! Hört auf zu schreien!“, schreie ich.«
Vielleicht: »Hört auf zu streiten!«, um zweimal schreien zu vermeiden.

»Im Hintergrund steht Mama mit verschränkten Armen und nickt.«
Ich finde komisch, dass die beiden sich in diesem Punkt einig sind. Die Mutter kritisiert ja, dass Karla ihren Vater bräuchte. Ich fände es an der Stelle realistischer, wenn die Mutter dem Vater vorwerfen würde, dass er Schuld sei, dass das Kind schreie, wodurch so ein Streit ja durchaus weiter eskalieren kann.

»Die Luft zwischen den Regalen ist hier anders. Das Flüstern ist hektisch, als würde jemand die Buchstaben verfolgen.«
Das finde ich auch sehr schön.

Das Ende fand ich etwas eigenartig. Die Bücherei als Reiseziel/-etappe ist eine ziemlich Sackgasse. Ich hätte mir eher vorgestellt, dass Karla irgendwo hingehen möchte, wo es der Familie noch gut ging. Italien oder der See …

Die Camilla hätte ich nicht dringend gebraucht. Die lenkt eigentlich von der Eltern-Kind-Beziehung ab und eröffnet einen neuen Konflikt.

Die Erzählstimme von Karla finde ich in Ordnung. Das ist schon ein Alter, in dem man anfängt, mehr zur verstehen, aber trotzdem noch viel Kindlichkeit hat. Für mich passt das.

Nach gestern ist es mir fast peinlich zu sagen, aber ich finde dieses Mal den Titel auch nicht so treffsicher, wie ich es sonst bei Dir gewohnt bin. Die Nilpferde spielen ja nur am Anfang eine Rolle und dann verlieren sie komplett die Bedeutung. Da könnte man vielleicht auch einen roten Faden reinbringen, z.B. dass die Nilpferde Richtung Italien fliegen und sie später den Wolken hinterher reisen möchte.

Insgesamt fand ich aber die Geschichte sehr berührend. Die Hilflosigkeit von Karla konnte ich richtig spüren und vor allem die Mutter fand ich krass gemein. »Du tickst nicht richtig«, ist schon eine harte Ansage.
Bin gespannt, wie sich der Text entwickelt. Jedenfalls ein guter Einstieg in die Challenge.

Einen lieben Gruß und
ein »déjà bu« für das Wochenende :wein:.
Mae

 

@RinaWu,

es ist schon sehr viel gesagt worden über deinen Text und du hast sehr konstruktive Kritik bekommen. Grundsätzlich gefällt mir dein Text sehr gut, ich finde ihn sehr homogen. Beim ersten lesen ging es mir wie Daeron, deine Geschichte tut weh und das soll sie auch.
Dennoch habe ich auch in der aktuellen Version Vorbehalte gegenüber der Erzählstimme, die mir an einigen Stellen zu altklug und zu selbstbetrachtend ist. Einige Beispiele:

Die Wolke über mir sieht jedes Mal anders aus. Erst hat sie mich an ein großes fluffiges Herz erinnert. Ich mag Herzen. Herzen und Pinguine. Ich hätte gern ein Foto gemacht, aber ich habe kein Handy. Die anderen Mädchen in meiner Klasse haben eins, aber das ist meinen Eltern egal.
Wenn du deine eigene Stimme noch weiter reduzierst, wird der Abstand zur Prota geringer: Die Wolke über mir ist ein riesiges Herz. Ich mag Herzen und Pinguine ...

Ich sehe wieder nach oben. Die Wolke begleitet mich, jetzt gerade sieht sie aus wie ein Nilpferd
Du brauchst die Prota nicht beschreiben zu lassen, was sie tut, das schafft durch den Blick von außen Distanz. Lass den Leser hautnah ran, ohne Zwischenerklärung: "Jetzt ist sie ein Wolkennilpferd. Das schiebt sich über den Himmel und macht dabei schlurfende Geräusche. Nilpferde sind nämlich ziemlich schwer."

Es könnte ja Karlas persönlicher Tick sein, dass sie in allem Gesichter, Wesen, Tiere sieht. Ev. als erster versteckter Hinweis auf Flucht vor der grausigen Realität. Sie sieht Dinge, die sonst niemand sieht. Nur als Beispiel: Der Herr Hanser schiebt nicht nur die Mülltonnen in Reihe, sondern klappt ihre Mäuler auf und zu. So was. Mit dem Superheldenmantel hast du das ja schon ähnlich gelöst.

Sein Kittel ist offen und flattert beim Gehen. Wie bei einem Superhelden.
Doch auch hier könntest du Distanz verringern: "Sein Kittel flattert, wenn er geht, als würde er gleich losfliegen wie Superman." Nur mal exemplarisch.

Ich würde dir anraten, den Duktus zu vereinfachen. Dann wird es ev. weniger literarisch, dafür schnörkelloser und dichter dran an der Prota.

Ist mir noch aufgefallen:

Bei jedem Schritt wird mein Rucksack schwerer.
Mit jedem Schritt ...?

Peace, linktofink

 

Hallo RinaWu,

mir hat diese Geschichte außerordentlich gut gefallen. Anfangs war ich mir nicht sicher, ob die kurzen, uneleganten Sätze etwas störend sind, doch den bewusst gewählten, kindlichen Stil habe ich sogleich als solchen erkannt und für gut befunden.

Mir gefällt die unschuldige Art von Karla, den Du sehr gut und gefühlvoll dargestellt hast.

Vorherige Kommentare habe ich nicht gelesen, ich lege unvoreingenommen los. Es sind fast alles durchweg Kleinigkeiten:

Er ist zwar schon ganz schön alt

Hier waren es mir zu viele Füllwörter.

Die grauen Haare stehen ihm wild vom Kopf ab und zwar jedes Mal, wenn ich ihn sehe.

Das "und zwar" passt hier meiner Meinung nach nicht. Es bedeutet ja so viel wie "genauer gesagt" oder "besser gesagt". Was folgt, ist aber keine konkretere Beschreibung, sondern eine weiterführende Beschreibung.

Ob die Frau, die dort wohnt, blind ist und ihr Licht deshalb total egal ist?

"ihr das Licht" liest sich sich besser.

Mamas Stimme schon im ersten Stock hören. Sie kriecht unter der Tür hindurch ins Treppenhaus.

Ich dachte erst, dass die Mutter selbst kriecht, was mich ins Stolpern brachte.

. Ich wünsche mir, sie würde mich anschauen, aber wenn sie es tut, wird mir ganz kalt.

Das passt nicht zusammen. Wenn sie Karla ansehen würde, würde Karla sich das nicht zu wünschen brauchen. Wenn sie sie nicht ansehen würde, wüsste das Kind nicht, dass es ihm beim Ansehen kalt wird. Ich hoffe, du verstehst, was ich meine. Es sollte zeitlich logisch sortiert werden.

„Du bist genau wie dein Vater!“

Wer sagt das zu wem, habe ich mich hier kurz gefragt.

Im folgenden Abschnitt hat mich die Geschichte kurz verloren, die Erinnerung an das Lachen des Vaters habe ich für nicht wichtig befunden. Mir waren das auch zu viele Details. Ist aber auch Geschmackssache, man kann es nicht allen recht machen.

Will zu Mama gehen, ihr über die weichen blonden Haare streichen.

Mit Komma: weichen, blonden
Das glaube ich jedenfalls, da man die Adjektive auch umdrehen könnte.

Wenn Mama und Papa nachher wiederkommen, sollen sie sehen, dass ich mir wirklich Mühe gegeben habe.

Hat mich getroffen! Sehr gut! Schöne, traurige Geschichte!

 

Hallo @RinaWu!

Eine Geschichte, die ich sehr gerne gelesen habe. Ich habe die Vorkommentare einmal überflogen und glaube, du hast schon über einige Stellen gearbeitet?

Was die kindliche Perspektive angeht, bin ich gut reingekommen und glaube, man könnte nur noch ein wenig Feinschliff machen, ansonsten fühlt sich das für mich bereits authentisch an.


Hier meine Vorschläge:

Erst hat sie mich an ein großes fluffiges Herz erinnert.
"großes" streichen? Fände ich hübscher.
Ich mag Herzen. Herzen und Pinguine.
Feinschliff, aber ich würde das doppelte Herzen einfach streichen: "Und Pinguine."
aber das ist meinen Eltern egal.
Ok, das ist jetzt wieder sehr spitzfindig von mir. Ich würde schreiben: "Aber das interessiert meine Mutter nicht." Ich fände das ein wenig konkreter. Und es würde die Beziehung und Aufgabenaufteilung der Eltern gleichzeitig aufzeigen: Die Mutter kümmert sich um die Erziehung, die Mutter hat auch den Handy-Wunsch abgelehnt.
Ich gehe rauf zu unserer Wohnung und kann Mamas Stimme schon im ersten Stock hören. Sie kriecht unter der Tür hindurch ins Treppenhaus. Viel zu schrill. Ich will mir die Ohren zuhalten und wegrennen.
Kriecht? Würde den Satz streichen. Ich kann mir vorstellen, dass du hier dachtest, dass das Kind sich die Stimme "kriechend" vorstellt, aber wenn das aus der Intention entstanden ist, fände ich es auch schief bzw. ein wenig zu viel an der Stelle.
Ich kämpfe mich an ihr vorbei, strecke die Arme aus.
(...)
Niemand umarmt mich.
Aaach, ich weiß nicht. Das ist mir ein wenig zu plakativ. Sie steht da und streckt die Arme aus und die Eltern umarmen sie nicht. Ich würde das das Mädchen nicht machen lassen. Die Situation ist eh stark genug, da braucht es das nicht. Darüber hinaus kommt mir das unnatürlich vor. Die Tochter läuft mit ausgestreckten Armen dem Vater entgegen, von dem sie ja bereits weiß, dass er gleich womöglich einen Streit mit der Mutter haben wird. Die Tochter hat das Szenario ja auch bereits einige Male beobachtet und müsste bereits wissen, dass sie in der Situation keine Umarmung bekommen wird. Trotzdem versucht sie es. Warum? Kommt mir ein wenig so vor, als ob sie das nur tut, damit du das Bild in der Geschichte hast, wie sie dasteht und die Arme ausstreckt, deswegen würde ich's kicken
„Dann bleib doch bei deinen scheiß Jungs! Scheint ja ’ne ganz schöne Qual für dich zu sein, nach Hause zu kommen.“
„Kein Wunder, wenn du dich so aufführst.“
Deine Dialoge finde ich by the way sehr natürlich und authentisch.
Als wäre sie lange unter Wasser gewesen.
Nice!
Papa hat damals die Riesenbrezel im Arm gehalten und gelacht. Es hat ganz leicht geklungen, obwohl er so eine tiefe Stimme hat. In seinen Augenwinkeln waren viele kleine Falten. Wie bei einem Akkordeon. Ich habe mir damals vorgestellt, wie Papas Gesicht lustige Musik macht, wenn er glücklich ist. Jetzt ist das Akkordeon wohl kaputt.
Ich würde schreiben: "Ich habe mir damals vorgestellt, wie Papas Akkordeon-Gesicht lustige Musik macht, wenn er lacht. Jetzt ist das Akkordeon wohl kaputt." Ansonsten ist das Bild mit dem Akkordeon für mich erstmal schwer zu verstehen gewesen

Noch zum Alter der Tochter: Ich kann mir gut vorstellen, dass - und das ist verdammt spitzfindig und ich würde damit herumexperimentieren, wenn das mein Text wäre, aber vielleicht bringt es dir was - die Tochter 12 ist. In gewissen Aussagen und Beobachtungen wirkt sie ja durchaus etwas älter und reifer, aber da sind noch verdammt kindliche Passagen und Gedanken. Das passt super. Ich finde das wirklich sehr gut. Ich würde sie etwas älter sein lassen, 12, und sie dann teilweise "reif" und teilweise in Gedankengängen, Wünschen und Aussagen so kindlich sein lassen, wie es jetzt im Text steht. Ich denke, dass das durchaus eine Mischung ist, die bei psychisch misshandelten Kindern authentisch ist. Einerseits müssen sie reif sein und sind es auch, weil sie "auf sich alleine" gestellt sind in gewissen Situationen und Verletzungen erlitten haben, die sie einfach aus der Kinderrolle rausreißen, andererseits haben solche Leute, meiner Erfahrung nach, sehr stark ausgeprägte kindliche Anteile in sich und fallen in gewissen Situationen auch viel stärker in eine "Kinderrolle" zurück, als es andere, normaler Aufgewachsene tun würden und könnten. Ich denke, das hat mit Verletzungen in gewissen Altern zu tun. Geht jetzt ein wenig weit in die Küchenpsychologie, aber es gibt Leute, die reden davon, dass man in der Phase zu Anteilen "steckenbleibt", in der man verletzt wurde. Da musst du jetzt entscheiden, wie die Vita der Tochter aussieht. Mir kommt es auch so vor, dass das ganz nicht allzu dramatisch ist im Endeffekt, weil das Mädchen bis vor 1-3 Jahren in einer intakten Familie aufgewachsen ist. Sie erzählt ja davon, dass es früher besser war. Wann war dieses Früher? Vor wenigen Monaten oder vor 5, 6 Jahren? Wenn Zweiteres, dann sitzen die Verletzungen natürlich beim Mädchen tiefer und sie handelt im Allgemeinen ein wenig anders, als wenn die "schlechte Zeit" erst vor einem Jahr begonnen hat.
Vielleicht bringen dir meine Gedanken was. Ich finde die Figur jedenfalls sehr schön gezeichnet und kann mir vorstellen, dass du mit diesen teils kindlichen, teils sehr reifen Anteilen eine runde und authentische Figur zeichnen kannst und das auch schon gemacht hast.

Ein Geschenk von Mama und Papa für den Italienurlaub vor ein paar Jahren.
Vor wie vielen Jahren war es? Vielleicht wäre das im Allgemeinen ein Punkt, an dem ich bei der Sprache deines Textes noch mal ansetzen bzw. drübersehen würde, wenn das mein Text wäre. Es klingt vielleicht jetzt schwammig, aber ich würde versuchen, mir Satz für Satz den Text anzusehen und zu schauen, ob ich Dinge konkretisieren kann. Bspw. hier: Vor wie vielen Jahren war es? Es mag nebensächlich erscheinen, aber ich kann mich erinnern, dass ich als Kind schon ein Zeitgefühl hatte und genau wusste, was ich mit 5, 6 oder 7 gemacht und "gedacht" habe oder in wen ich verknallt war oder wer mein Feind war. "Ein Geschenk von Mama und Papa für den Italienurlaub als ich sechs war." Es sind nur einige wenige Punkte, wo ich finde, man könnte "konkretisieren", es ist nichts Großes, aber ich finde doch, dass man damit den Text noch etwas steigern könnte. Das lässt die Welt greifbarer und echter wirken, finde ich. Bspw auch: "Er ist ziemlich klein, aber ein bisschen was passt schon rein." Was passt herein? Damit könntest du die Prot und ihre Welt noch schärfer zeichnen. "Er ist ziemlich klein, aber Flauschi, meine rosa Gummistiefel, die ich so gerne mag, und meine Box mit den Liebesbriefen passt hinein." In die Richtung meine ich das.

Mich hat die Geschichte schon insofern gepackt, als dass mir das wirklich Magenschmerzen bereitete, zuzusehen, in welchen schlechten Umständen das Mädchen lebt und mit welchen Ungerechtigkeiten Mutter und Vater ihr begegnen. Das ist gut gemacht und es trifft meiner Meinung nach.

Toll!

Viele Grüße,
zigga

P.S.:

Ich bemüh mich, vielleicht schafft es irgendwann dann auch mein Roman ... Und du komm jetzt endlich ma rum nach München auf ein Bier, zefix!!!
Zefix!! :D

 

Hallo ihr Lieben,

über's Wochenende hat mich der tolle Herbst verschluckt und ich war damit beschäftigt, in Blätterbergen rumzuspringen. Jetzt aber ...


Hallo @kiroly,

aber - man freut sich doch über jeden Kommentar, bitte verzeihe mir etwaige Dopplungen!
Na klar mach ich das :)

Von solchen phantasievollen Stellen zehrt deine Geschichte bis zum letzten Absatz, das mag ich und das passt zu dem etwas leichten, naiven Grundton der Geschichte, der brutal mit der Realität einer aus-erwachsenen Beziehungskrise kollidiert.
Das freut mich ungemein, kiroly! Denn genau diese Stellen hab ich ganz genau im Auge behalten. Sie waren mir wichtig, weil ich damit eben Karla beschreiben wollte, ohne sie plakativ zu beschreiben, aber ich musste eben auch aufpassen, dass sie nicht zu viel werden. Habe da im Lauf der letzten Jahre ganz schön zusammengekürzt. Dass das nun aber so funktioniert bei dir, ist schön zu hören.

Aber sie gibt einfach mal alles auf. Vielleicht habe ich das auch falsch interpretiert, falsch verstanden oder ich assoziiere einfach anders, aber - hej: Karla - haut - ab. Mensch, sie gibt alles auf, weil sie sich schuldig fühlt...irgendwie vermisse die Monstrosität dieser Entscheidung.
Ja, ich verstehe dich. Aber ich bin mir sehr unsicher, ob Karla die Monstrosität in genau diesem Moment auch so empfindet, ob sie das so reflektieren würde. Da ist ja ganz viel Traurigkeit und Schuldgefühl in diesem Moment. Karla ist in diesem Augenblick nur darauf aus, ihre Eltern irgendwie wieder zufrieden zu stellen. Und dafür muss sie erstmal weg, denn sie sieht sich ja selbst als das Problem. Deshalb war in meinem Kopf Karla eher sehr ruhig bei ihrer Entscheidung, weil es für sie in diesem Moment keine andere Lösung gibt.

Ich hoffe, du konntest trotzdem etwas damit anfangen!
Natürlich kann ich das. Vielen Dank, dass du mir deine Gedanken da gelassen hast.
Viele Grüße!


Liebe @Maedy,
schön, dass du vorbeischaust. Ich hoffe ja immer noch, dass du doch mitmachst ... ;)

»Aber halt …« —> das fällt für mich stilistisch ein wenig aus dem Text. Weil Karla sonst nicht so unmittelbar zum Leser spricht oder eher zu sich selbst.
Ja, das stimmt. Schaue ich mir noch mal an.

warum soll eine Zehnjährige nicht Schwanensee kennen? Ich werde nie vergessen, dass wir in der fünften Klasse im Musikunterricht »Die Moldau« gehört haben von Smetana. Ich war also eine Elfjährige, die Smetana kannte. Da ist der allgegenwärtige Schwanensee doch gar nicht so abwegig.
Cool, dass du das so siehst. Geht mir genauso. Ich habe mit fünf angefangen Ballett zu tanzen und da kannte ich mit zehn Schwanensee auch schon. Kommt immer drauf an, für was sich Kinder interessieren und dementsprechend ist dann auch ihr Wissenstand in diesen Gebieten vielleicht ein bisschen weiter, als bei anderen.

Im MLB haben wir über das Wort »plötzlich« diskutiert. Ich habe eigentlich nichts dagegen, aber hier könnte die Stelle m.E. tatsächlich mehr schrecken. Vielleicht so: »Es hupt. Reifen quietschen. Ich springe zur Seite, mein Herz klopft in den Ohren …
Gute Idee!

»„Hört auf damit! Hört auf zu schreien!“, schreie ich.«
Vielleicht: »Hört auf zu streiten!«, um zweimal schreien zu vermeiden.
Diese Dopplung ist gewünscht, um ehrlich zu sein. Davor stand da "dabei schreie ich selbst". Dann hat @Nichtgeburtstagskind aber zu recht angemerkt, dass da wieder ein leichte Wertung drin liegt und hat vorgeschlagen, es zu kürzen. Das fand ich vom Klang her und von dem, was da drunter liegt, dann ganz gut so, wie es jetzt ist.

Die Erzählstimme von Karla finde ich in Ordnung. Das ist schon ein Alter, in dem man anfängt, mehr zur verstehen, aber trotzdem noch viel Kindlichkeit hat. Für mich passt das.
Das freut mich, danke für diese Rückmeldung.

Nach gestern ist es mir fast peinlich zu sagen, aber ich finde dieses Mal den Titel auch nicht so treffsicher, wie ich es sonst bei Dir gewohnt bin. Die Nilpferde spielen ja nur am Anfang eine Rolle und dann verlieren sie komplett die Bedeutung. Da könnte man vielleicht auch einen roten Faden reinbringen, z.B. dass die Nilpferde Richtung Italien fliegen und sie später den Wolken hinterher reisen möchte.
:D Gar kein Problem, ist ja völlig okay, wenn nicht jedem der Titel gefällt. Ich sehe das mit den Wolkennilpferden anders. Namentlich erwähnt werden sie nur anfangs, das stimmt. Aber sie stehen ja für etwas anderes, für Karla, für ihr Wesen, für ihre Art, mit ihrer Situation umzugehen. Und das schwingt, finde ich, im gesamten Text mit. Daher passt das für mich gut :)

Einen lieben Gruß und
ein »déjà bu« für das Wochenende
Oh, das war so ein toller Laden und Abend! Und das Wochenende war traumhaft, oder? An das Motto "déjà bu" hab ich mich natürlich gehalten :D

Einen guten Wochenstart dir!
Liebe Grüße


Hallo @linktofink,
danke auch dir für deinen Kommentar.

Ich würde dir anraten, den Duktus zu vereinfachen. Dann wird es ev. weniger literarisch, dafür schnörkelloser und dichter dran an der Prota.
Ich schaue mir deine Vorschläge genau an und überlege, ob und wie ich sie umsetzen kann. Denn ja, ich gebe dir recht, wenn ich vereinfache, komme ich näher an Karla heran, das habe ich jetzt beim Überarbeiten auch gemerkt. Allerdings will ich eben das literarische auch nicht völlig streichen, sondern versuchen, da eine gute Mischung zu finden. Da bin ich noch im Findungsprozess ... Aber deine Anmerkungen helfen bei den weiteren Schritten und Überarbeitungen, vielen Dank.

Mit jedem Schritt ...?
Hast recht, klingt besser.

Viele Grüße!


Hallo @Ephraim Escher,
vielen Dank, dass du vorbeigeschaut hast!

Mir gefällt die unschuldige Art von Karla, den Du sehr gut und gefühlvoll dargestellt hast.
Toll, danke, das freut mich.

Das "und zwar" passt hier meiner Meinung nach nicht. Es bedeutet ja so viel wie "genauer gesagt" oder "besser gesagt". Was folgt, ist aber keine konkretere Beschreibung, sondern eine weiterführende Beschreibung.
Stimmt, gut beobachtet, das kann raus.

Das passt nicht zusammen. Wenn sie Karla ansehen würde, würde Karla sich das nicht zu wünschen brauchen. Wenn sie sie nicht ansehen würde, wüsste das Kind nicht, dass es ihm beim Ansehen kalt wird. Ich hoffe, du verstehst, was ich meine. Es sollte zeitlich logisch sortiert werden.
Jep, verstanden! Eigentlich kann ich den Ablauf ja schon logisch machen, indem ich das "wenn" mit einem "als" austausche. Dann stimmt die Abfolge wieder.

Hat mich getroffen! Sehr gut! Schöne, traurige Geschichte!
Danke dir!

Viele Grüße!


Lieber @zigga,
schön, von dir zu lesen :shy:

Ich habe die Vorkommentare einmal überflogen und glaube, du hast schon über einige Stellen gearbeitet?
Ja, das stimmt. Hauptsächlich habe ich diese Stellen gekürzt oder verändert, wo man mich selbst noch zu sehr gehört hat.

Was die kindliche Perspektive angeht, bin ich gut reingekommen und glaube, man könnte nur noch ein wenig Feinschliff machen, ansonsten fühlt sich das für mich bereits authentisch an.
Freut mich sehr, dass von dir zu hören. Weißt ja, dass ich deine Art zu schreiben sehr mag und deine Geschichten sich für mich immer sehr echt anhören/-fühlen, daher ist es schön zu lesen, dass die Perspektive hier für dich funktioniert.

Die Tochter hat das Szenario ja auch bereits einige Male beobachtet und müsste bereits wissen, dass sie in der Situation keine Umarmung bekommen wird. Trotzdem versucht sie es. Warum?
Weil Kinder schnell vergeben. Weil sie verdrängen. Und weil sie immer wieder auf der Suche nach Zuneigung sind. Ich finde das an dieser Stelle legitim. Es gab ja in der Familie bessere Zeiten. Meine Vermutung - eben zu der Zeit, als beide Elternteile noch verliebt waren. Doch sobald das anfing zu bröckeln, war das Kind im Weg, das Kind war Schuld. Aber durch die früheren Zeiten erinnert sich Karla eben auch noch an Nähe, hofft immer wieder darauf, sie doch noch einmal zu bekommen. Ich weiß nicht, mir erschien das logisch. Ich sehe das auch so oft noch bei Erwachsenen, die in schwierigen Verhältnissen aufgewachsen sind, bzw. ein angespanntes Verhältnis zu ihren Eltern haben. Selbst als gestandene Personen suchen sie noch immer nach der Aufmerksamkeit ihrer Eltern, wollen Anerkennung, irgendeine Form von Nähe.

Deine Dialoge finde ich by the way sehr natürlich und authentisch.
:bounce: Danke!

Ich denke, dass das durchaus eine Mischung ist, die bei psychisch misshandelten Kindern authentisch ist. Einerseits müssen sie reif sein und sind es auch, weil sie "auf sich alleine" gestellt sind in gewissen Situationen und Verletzungen erlitten haben, die sie einfach aus der Kinderrolle rausreißen, andererseits haben solche Leute, meiner Erfahrung nach, sehr stark ausgeprägte kindliche Anteile in sich und fallen in gewissen Situationen auch viel stärker in eine "Kinderrolle" zurück, als es andere, normaler Aufgewachsene tun würden und könnten.
Bin ich bei dir, die Erfahrung habe ich auch gemacht.

Es mag nebensächlich erscheinen, aber ich kann mich erinnern, dass ich als Kind schon ein Zeitgefühl hatte und genau wusste, was ich mit 5, 6 oder 7 gemacht und "gedacht" habe oder in wen ich verknallt war oder wer mein Feind war. "Ein Geschenk von Mama und Papa für den Italienurlaub als ich sechs war." Es sind nur einige wenige Punkte, wo ich finde, man könnte "konkretisieren", es ist nichts Großes, aber ich finde doch, dass man damit den Text noch etwas steigern könnte. Das lässt die Welt greifbarer und echter wirken, finde ich. Bspw auch: "Er ist ziemlich klein, aber ein bisschen was passt schon rein." Was passt herein? Damit könntest du die Prot und ihre Welt noch schärfer zeichnen. "Er ist ziemlich klein, aber Flauschi, meine rosa Gummistiefel, die ich so gerne mag, und meine Box mit den Liebesbriefen passt hinein." In die Richtung meine ich das.
Ja, gute Idee. Ich muss da natürlich aufpassen, gerade mit den Zeitangaben, denn die müssen authentisch klingen, nicht nach Autor, der jetzt erklären will, wann genau die schlimme Phase anfing. Aber ich versuche es mal ...

Das ist gut gemacht und es trifft meiner Meinung nach.
Danke, zigga, das war wieder ganz schön viel Wertvolles von dir für meinen Text.

Bis ganz bald und liebe Grüße
RinaWu

 

Leider bin ich noch zu neu um mir konstruktive kritik leisten zu können , möchte aber dennoch etwas loswerden:
Mir hat deine Geschichte von Karla sehr weh getan, auch weil mir echt viel bekannt vorkommt aus eigener Erfahrung ! Aber du hast es sehr gut erzählt , teilweise bei den Streitereien der Eltern konnt ich mich selbst wiederfinden, wie ich als 6 jährige zwischen meinen Eltern stand, und einfach nur wollte das sie aufhören . Für mich sehr gut umgesetzt nach und nacha aufgezeigt, wie Karla am ende einfach nur noch da raus möchte .
Liebe Grüße :-)

 

Hallo @Bia H. und herzlich Willkommen hier.

Konstruktive Kritik kann jeder raushauen, egal wie lange er schon hier ist, also trau dich ruhig! Dafür sind wir ja alle hier :)

Es tut mir leid, dass dir manches aus Karlas Geschichte bekannt vorkommt. Sowas als Kind mitzubekommen, bzw. vielleicht sogar Spielball der Eltern zu werden, ist einfach scheiße. Freut mich aber, dass du findest, dass das thematisch gut umgesetzt wurde.

Viel Spaß hier und viele Grüße
RinaWu

 

Moin, moin liebe @RinaWu ,

nachdem ich fürs erste keine Buchstaben mehr für meine eigenen Schreibprojekte habe, will ich endlich mal versuchen bei der Challenge hinterher zu kommen. Mir fällt es immer noch schwer, was konstruktives beizutragen, wenn doch schon so viele tolle Kommentare da sind. Ich habe versucht in den letzten Wochen mitzulesen, aber es doppelt bestimmt trotzdem mal, sorry.

Ich hab mir bei meiner gestrigen abendlichen Schwimmrunde mal ein paar Zeichen in Deinem schönen Text gemacht, einfach nur da, wo mir etwas auffiel. Aber vorweg, ich mag die Geschichte sehr gerne, Du bist hier schön nah dran, man möchte die Karla in den Arm nehmen und die Eltern auf die Schulbank setzten, wahrscheinlich ist das ganze lebensnäher als mir lieb ist. Und auch den Koffer kaufe ich als Challenge-Thema.

Lass mal noch kurz auf den Kleinkram schauen:

Wolkennilpferde
ich mag den Titel, ja ist bekannt und nur ein kleiner Abwandler, aber er zaubert mir ein Lächeln ins Gesicht ...

Es schiebt sich mühsam über den Himmel und macht dabei schlurfende Geräusche.
ne, auch nach dem dritten Lesen stört mich bei einem Wolkenbild das "Geräusch" - es kann schlurfend wirken, aber hören, ne, das kauf ich nicht

Ich beobachte, wie ihr Doppelkinn wackelt.
ich hatte ein schönes Bild von Deiner Klara, aber so analytisch, das sie "beobachtet" sehe ich sie nicht, hinstarren, bewundern, verwirrt sein ...

Mit jedem Schritt wird mein Rucksack schwerer.
Das Wolkennilpferd ist verschwunden.
Das finde ich total gut gelöst, ich komme als Leserin toll in die richtige Stimmung, ohne das es mir vorgekaut wird, da muss ich mir wohl mal was abschauen.

Die sterben ohne Sonnenlicht. Das kam letztes Wochenende in dieser Wissensendung im Fernsehen. Ich wäre ja lieber zu der Sommerrodelbahn gefahren, von der in der Schule alle reden,
hier stand ich kurz auf dem Schlauch. Schon klar wie es zusammengehört, aber Leserfreundlicher fände ich einen Zwischensatz.

Ich gehe rauf zu unserer Wohnung und kann Mamas Stimme schon im ersten Stock hören. Viel zu schrill. Ich will mir die Ohren zuhalten und wegrennen. Aber ich schließe die Tür auf und gehe in unsere Wohnung.
obwohl die beiden "unsere" auf meinem Handy sogar auf verschiedenen Seiten standen, sind sie mir zu dicht. Streichpotential?

„Hört auf damit! Hört auf zu schreien!“, schreie ich.
Dazu gab es glaube ich schon einen Hinweis

Ich kenne Papas Lachen, wenn er fröhlich ist. Auch wenn ich es schon lange nicht mehr gehört habe.
Das wäre für mich auch so ein Streichkanditat, Du hast uns Klara toll eingeführt, das höre ich auch so ..
.
Das Flüstern ist hektisch, als würde jemand die Buchstaben verfolgen.
Mein erklärter Lieblingssatz, auch wenn er logisch Quatsch ist (behaupte ich ganz frech), aber er ist superschön.

Darunter schreibe ich die ersten beiden Dinge, die ich unbedingt mitnehmen muss auf meine Reise.
Briefpapier und Briefmarken!
Schließlich muss ich mich von unterwegs regelmäßig melden, um Mama und Papa zu sagen, dass es mir gut geht.
Echt jetzt? Ich kann auch nach dem dritten Lesen noch nicht sagen, wie ich das Ende finde. Genial oder einfallslos (nicht bös gemeint). Irgendwie passt es so gar nicht für mich, aber gerade das unerwartete macht es natürlich.

Liebe RinaWu, ich mag Deinen Challengebeitrag wirklich gerne und wünsche viel Erfolg damit
Beste Wünsche
witch

 

Hallo @Kahasimir,

vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar und entschuldige bitte, dass ich mich jetzt erst melde. Mich hat's Anfang der Woche zerlegt und ich lag drei Tage krank im Bett und war zu nix in der Lage. Dafür aber jetzt!

Wolkennilpferde. Seltene Momente, die man frei zur Verfügung hat um die Gedanken schweifen zu lassen, sie auf Reisen zu schicken. Das Banale und Alltägliche einmal aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Vielleicht auch, sich zu fragen "was wäre, wenn ...?"
Oh :) Schön finde ich deine Assoziationen zu dem Titel der Geschichte, das freut mich sehr!

Fantasie hat sie tatsächlich, wie sich in den nächsten Zeilen herausstellt. Eine Traumtänzerin.
Ja, ich wollte damit beschreiben, dass sie ein sehr fantasievolles Kind ist, vielleicht auch gerade weil sie sich von den Streitigkeiten zu Hause und den Unzulänglichkeiten in der Schule wegträumen möchte/muss. Wie eine Art Schutz.

Für mich "beobachtet" eher jemand, der auf der Lauer liegt, observiert. Sie ist aber ja gerade Hals über Kopf in die Frau gerasselt.
Da hast du recht, das werde ich ändern. Danke dir.

Streit nimmt in Küche seinen Lauf, Prota flüchtet in schönere Erinnerungen. Die Akkordeon-Metapher finde ich geschickt, um diese einstige Leichtigkeit und Harmonie zu übermitteln. Sie ist nicht einfach weg. Sie ist kaputt.
Freut mich sehr, dass dieses Bild mit dem Akkordeon passt. Ich versuche ja, darauf zu achten, mit solchen Bildern sparsamer, bzw. gezielter umzugehen, und habe sehr gehofft, dass das hier funktioniert. Und ja, genau, es steht für einstige Leichtigkeit, die nicht mehr ist.

weich und blond würde ich wegstreichen, weil es für mich in dem Satz keine Rolle spielt. Aus meiner Sicht geht es hier um den Impuls, durch den sie ihrer in diesem Moment hilflosen Mutter Trost spenden möchte. Und das funktioniert auch sonst gut.
Auch so eine Stelle, bei der ich jetzt schon ein paar Mal überlegt habe, ob ich die Adjektive brauche. Und nach dieser Rückmeldung ... Ja, es stimmt schon, in diesem Moment würde sie wohl kaum über die Beschaffenheit der Haare nachdenken, es geht einfach nur um den Trost.

Positiver Nachklang. Trotz der scheußlichen Umstände hat das Kaputte noch nicht wirklich von ihr Besitz ergriffen.
Ich finde es echt schön zu verfolgen, wie der Text bei dir angekommen ist, vielen Dank für dein Feedback!

Bis bald und viele Grüße!
RinaWu

Hey @greenwitch,

danke auch dir, dass du mir deine Gedanken da gelassen hast.

ich mag den Titel, ja ist bekannt und nur ein kleiner Abwandler, aber er zaubert mir ein Lächeln ins Gesicht ...
Cool, das freut mich!

ne, auch nach dem dritten Lesen stört mich bei einem Wolkenbild das "Geräusch" - es kann schlurfend wirken, aber hören, ne, das kauf ich nicht
Hmm, ich habe das nun tatsächlich mal gegoogelt, denn für mich war das irgendwie ganz klar, dass Schlurfen nicht nur zu beobachten, sondern auch zu hören ist. Und ich finde im Netz ebenfalls Formulierungen, in denen schlurfend als Geräusch beschrieben wird ...

ich hatte ein schönes Bild von Deiner Klara, aber so analytisch, das sie "beobachtet" sehe ich sie nicht, hinstarren, bewundern, verwirrt sein ...
Ja, das wurde bereits angemerkt, ihr habt recht, das werde ich abändern.

Das finde ich total gut gelöst, ich komme als Leserin toll in die richtige Stimmung, ohne das es mir vorgekaut wird
Super. Hier habe ich nämlich mit Wortkrieger-Hilfe ordentlich gekürzt. Toll, dass du es so empfindest, dann haben die Sätze hier ihr Ziel erreicht :)

obwohl die beiden "unsere" auf meinem Handy sogar auf verschiedenen Seiten standen, sind sie mir zu dicht. Streichpotential?
Danke für den Hinweis, bessere ich aus.

Echt jetzt? Ich kann auch nach dem dritten Lesen noch nicht sagen, wie ich das Ende finde. Genial oder einfallslos (nicht bös gemeint). Irgendwie passt es so gar nicht für mich, aber gerade das unerwartete macht es natürlich.
:D Mit diesem Fazit kann ich total gut leben! Vielen Dank dir für deinen Kommentar!

Viele Grüße
RinaWu

 

Hallo @RinaWu,

nachdem ich an der Challenge teilnehme, versuche ich auch die anderen Texte zu lesen und zu kommentieren. Die anderen Kommentare habe ich nur überflogen, weswegen es zu Dopplungen kommen kann.

Von mir auch nur eine kurze Rückmeldung. Ich finde den Text gut geschrieben und die Kinderperspektive ganz gut umgesetzt, auch wenn ich kein klares Bild vom Alter der Kleinen habe. Irgendwo im Grundschulalter wird sie wohl sein, wofür sie mir manchmal aber zu reflektiert vorkommt.

Der Text berührt natürlich, aber - und jetzt kommt meine Kritik auf hohem Niveau - mir ist das ein wenig zu einfach. Die Eltern sind ja nur furchtbar. Nachdem ich selbst drei Kinder habe, in unterschiedlichen Altersklassen, kann ich mir kaum vorstellen, dass es Menschen ohne massive Störung oder Probleme gibt, die überhaupt keine Bindung zu ihrem Kind aufgebaut haben, so wie es bei Deiner Geschichte rüberkommt.

Natürlich mag es solche Eltern geben, wo ausgerechnet sowohl Vater als auch Mutter keinerlei Bindung zum Kind haben, aber das ist sicher eher die absolute Ausnahme.

Ein weiterer Punkt, der mir aufgefallen ist: Es deutet sich zwischendurch mal an, dass es früher besser war. Das würde darauf hindeuten, dass die Eltern sehr wohl eine Bindung zum Kind haben. Wenn dies der Fall ist, passen aber aus meiner Sicht die Verhaltensweisen nicht richtig.

Von daher ist mir das Strickmuster zu einfach: süße Kleine trifft auf böse Eltern.

Ich persönlich halte es übrigens für realistischer, dass Eltern völlig überfordert sind, vor allem, wenn die Beziehung in die Brüche geht und man, wie es hier angedeutet ist, nur wegen des Kindes zusammenblieb. Da haben dann die Eltern sehr wohl eine Bindung zur ihrem Kind. Sie sind nur (manchmal) so sehr mit sich selbst beschäftigt und dicht, dass sie keine Kapazitäten für das Kind haben und ungeduldig sind (was Kinder übrigens in dem Alter Deiner Protagonistin bis zu einem gewissen Grad verstehen.).

Da würde dann die Kleine z. B. natürlich beachtet werden, wenn sie nach Hause kommt, aber eben schnell abgeschoben. Ähnliches gilt für den Moment, als die Mutter alleine vorm Fernseher sitzt. Da würde sie die Tochter in den Arm nehmen und nicht wegschicken.

Das Faszinierende oder Erschreckende ist ja, dass selbst Eltern, die ihre Kinder (massiv) misshandeln, sie oftmals trotzdem lieben (wobei solche Misshandlungen oftmals auch unter Drogen-/Alkoholeinfluss oder so etwas passieren). Die sind dann einfach nicht in der Lage, mit ihren eigenen Problemen zurecht zu kommen und lassen das unreflektiert an dem Kind aus.

Bei den Eltern in der Geschichte deutet aber nichts darauf hin, dass sie ein massives Problem haben, wie Drogen, massiver Alkoholmissbrauch, Depressionen, eigene negative Erfahrungen, sondern die erscheinen wie ein normales Paar in der Krise.

Deswegen finde ich unterm Strich die Eltern nicht glaubhaft dargestellt, weil es für ein derart gestörtes Verhältnis zu dem Kind viel mehr braucht, als eine Beziehungskrise und das Zusammenbleiben wegen des Kinds.

Ich hoffe, Du kannst damit etwas anfangen.

Gruß
Geschichtenwerker

 

Hallo @Geschichtenwerker,

vielen Dank für deine Gedanken zu meinem Text.

nachdem ich an der Challenge teilnehme, versuche ich auch die anderen Texte zu lesen und zu kommentieren.
Das habe ich letztes Jahr auch durchgezogen, bin mir aber nicht sicher, ob ich das dieses Mal schaffe. Der November ist einfach komplett überfrachtet. Aber lesen werde ich alles!

Zu deinem Hauptkritikpunkt:

Natürlich mag es solche Eltern geben, wo ausgerechnet sowohl Vater als auch Mutter keinerlei Bindung zum Kind haben, aber das ist sicher eher die absolute Ausnahme.
Da bin ich mir gar nicht so sicher. Ich weiß, es ist eine scheiß Begründung, aber Karla gibt es wirklich und Karla ging es als Kind so. Sicherlich hast du recht, in vielen Fällen wird das so sein, dass zumindest einer der Elternteile irgendeine Art von Bindung zu dem Kind hat. In diesem speziellen Fall war es aber eben so: So lange alles fein war zwischen den Erwachsenen, war das Kind nice to have. Aber als die Beziehung dann in die Brüche ging, war sie auf einmal der Grund allen Übels. So zumindest hat es die Frau damals empfunden als Kind, die mir das erzählt hat. Ich fand das so schockierend, dass ich es eben auch genau so darstellen wollte.

Klar, man könnte (sollte?) vielleicht mehr erklären, weshalb war es früher besser? Was ist passiert, dass da so ein Bruch reinkam? Aber ich erzähle ja nun mal aus Karlas Sicht. Und da frage ich mich: Kann sie das überhaupt wissen? Begreift sie die psychologischen Hintergründe? Oder nimmt sie primär die Kälte wahr, die eingezogen ist und versucht, dagegen anzukämpfen?
Ich habe mich für die letztere Option entschieden, weil mir das logischer erschien. Und um ein Kind zu vernachlässigen, müssen nicht immer so krasse Gründe wie Drogenmissbrauch vorliegen. Eine Depression, vor allem bei der Mutter, ist durchaus möglich, ich finde, das kann man in manchen Situationen auch erahnen. Zumindest mal eine emotionale Abhängigkeit dem Partner gegenüber, auf die sie nicht klar kommt.

Also, versteh mich nicht falsch, ich verstehe deine Kritik und will sie nicht abtun. Ich kann das komplett nachvollziehen. Ich glaube nur, hier bei dieser Geschichte auf die genauen Hintergründe in der Beziehung der Eltern einzugehen, würde nicht passen.

Danke dir auf jeden Fall und liebe Grüße
RinaWu

 

Liebe @RinaWu,

nochmals kurz zu diesen Punkten:

Klar, man könnte (sollte?) vielleicht mehr erklären, weshalb war es früher besser? Was ist passiert, dass da so ein Bruch reinkam? Aber ich erzähle ja nun mal aus Karlas Sicht. Und da frage ich mich: Kann sie das überhaupt wissen? Begreift sie die psychologischen Hintergründe? Oder nimmt sie primär die Kälte wahr, die eingezogen ist und versucht, dagegen anzukämpfen?
Also, versteh mich nicht falsch, ich verstehe deine Kritik und will sie nicht abtun. Ich kann das komplett nachvollziehen. Ich glaube nur, hier bei dieser Geschichte auf die genauen Hintergründe in der Beziehung der Eltern einzugehen, würde nicht passen.

Ich habe gar nicht gemeint, dass Du die Begründung in die Geschichte aufnehmen solltest. Das würde nicht passen, da gebe ich Dir völlig recht.

Mir ist das nur zu "schwarz-weiß" und für mich wäre das Ganze glaubhafter, wenn die Eltern nicht so schwarz-weiß gezeichnet wären, sondern sich eher erratisch verhalten würden. Wie gesagt, ich glaube selbst Eltern, die ihre Kinder krass misshandeln, sind in manchen Momenten ganz lieb zu ihnen, sonst würde es den Kindern auch leichter fallen, sie einfach nur zu hassen.

Das ist übrigens nicht einmal ein Widerspruch dazu:

Ich weiß, es ist eine scheiß Begründung, aber Karla gibt es wirklich und Karla ging es als Kind so. Sicherlich hast du recht, in vielen Fällen wird das so sein, dass zumindest einer der Elternteile irgendeine Art von Bindung zu dem Kind hat. In diesem speziellen Fall war es aber eben so: So lange alles fein war zwischen den Erwachsenen, war das Kind nice to have. Aber als die Beziehung dann in die Brüche ging, war sie auf einmal der Grund allen Übels. So zumindest hat es die Frau damals empfunden als Kind, die mir das erzählt hat. Ich fand das so schockierend, dass ich es eben auch genau so darstellen wollte.

Es gab ja diese "netten" Momente, wo man vielleicht mit dem Kind prahlte, einen auf heile Familie machte, etc. Das verschwindet ja nicht ganz, sondern es werden eben die Probleme auf das Kind projiziert. Damit verschwindet aber nicht das Positive, sondern es gerät in den Hintergrund, ist nicht mehr im Fokus, aber latent noch vorhanden, bricht manchmal durch. Dieser Aspekt fehlt mir hier einfach. Aber das ist auch Geschmackssache und ich glaube, es ist auch immer schwierig, wenn man einen tatsächliche Stoff zu einer Geschichte verarbeitet. Was ist die Wahrheit? Die Erinnerung der Frau an ihre Kindheit? Wurde die womöglich auch beeinflusst (kommt ja oft genug vor …)? Vielleicht ist das auch nur ein Schutzmechanismus einer Erwachsenen, die auf diese Art gelernt hat, die schlechten Momente mit ihren Eltern zu verarbeiten? Für mich eine spannende Frage: was ist der Unterschied zwischen der damaligen Kindersicht und der heutigen Erinnerung einer Erwachsenen daran?

Wie auch immer, ich wollte nur klarstellen, dass es mir nicht darum ging, die Elternsicht einzubauen oder das Verhalten zu begründen.

Lieber Gruß
Geschichtenwerker

 

Liebe @RinaWu

nicht allein wegen der Wolknenilpferde (ich mag je bekanntlich Wolkenbeobachter, die Traumfiguren dort oben finden) eine sprachlich und stilistisch feine, berührende Geschichte.

Die Wolke über mir sieht jedes Mal anders aus. Erst hat sie mich an ein fluffiges Herz erinnert. Ich mag Herzen. Und Pinguine.
ach ja, schöne Bilder, viel Fantasie.

wie diese Tänzerin in Schwanensee. Ballett tanzende Wolkennilpferde.
mm, eine Zehnjährige benennt Schwanensee, weiß nicht, wie realistisch das ist, ob das die Autorin vorlugt.

Endlich schiebt sich der Schlüssel von außen ins Schloss – Papa! Ich renne in den Flur, will ihn umarmen. Aber Mama schiebt sich dazwischen.
„Wo warst du?“
die Szene, auch im folgenden, finde ich sehr nachvollziehbar, absolut echt.

Vielleicht müsste ich ja nicht immer ein Fass aufmachen, wenn ich mich auf dich verlassen könnte.“
Fass aufmachen, okay, kann man sagen, wirft mich aber bisschen raus, weil ich so Redewendungen immer ein wenig schwierig zu benutzen finde.

Im Hintergrund steht Mama mit verschränkten Armen und nickt. Die beiden starren auf mich herab.
was für ein Bold:Pfeif:

„Du setzt dich jetzt hin, nimmst dir ein Blatt und schreibst auf, was mit dir nicht stimmt! Dann merkst du vielleicht mal, wie schwer du uns das Leben eigentlich machst!“
Er dreht sich um und knallt die Tür zu.
bis dahin war mir nicht klar, ob die Erzählerin überhaupt schreiben kann, dass aber gleich eine Selbstbezichtigung, mm, da knabbern ich dran.

Am liebsten sind Flauschi und ich in der Bücherei. Das ist ein Zauberort. Es ist so still dort, keiner, der da drinnen herumläuft, macht Geräusche. Nur die Bücher, die flüstern.
tja, hübscher Gedanke, sentimentaler Ort, wie reicht es dort?

Ich drehe mich um, stapfe zurück zum Tisch und reiße ein Blatt vom Block ab.
stapfe... beobachtet die Erzählerin sich selbst?

Herr Flauschi und die anderen Tiere mich mit fragendem Blick. Ich lege mich dazu und erkläre ihnen die ganze Angelegenheit.
grade so am Kitsch vorbei, deshalb berührt's mich.

Starker Text!

viele Ich-fang-mal-wieder-an-zu-kommentieren-weil's-Zeit-wird-Grüße direkt aus dem Novermbertaunus
Isegrims

 

Hallo @Geschichtenwerker,

danke dir für deine erneute Rückmeldung.

Wie auch immer, ich wollte nur klarstellen, dass es mir nicht darum ging, die Elternsicht einzubauen oder das Verhalten zu begründen.
Okay, verstanden.
Das ist wirklich ein interessanter Punkt - also die Frage nach dem Unterschied Sicht des Kindes damals und der Erwachsenenerinnerung heute.
Und ja, ich gebe dir recht, jetzt, wo ich verstanden habe, was du meinst: Diese Momente aus einer besseren Zeit wollte ich eben andeuten, indem ich die Erinnerung an den Ausflug eingeflochten habe. Aber dass diese besseren vergangenen Zeiten auch mal hin und wieder bei den Eltern durchblitzen, in ihrem Verhalten, würde das Ganze vermutlich noch vielschichtiger und echter machen. Ich muss mir mal überlegen, ob und wie ich das machen könnte.

Danke dir und viele Grüße
RinaWu


Hallo @Isegrims,

auch dir danke für das Feedback.

nicht allein wegen der Wolknenilpferde (ich mag je bekanntlich Wolkenbeobachter, die Traumfiguren dort oben finden) eine sprachlich und stilistisch feine, berührende Geschichte.
Danke für das Lob, freut mich sehr.

mm, eine Zehnjährige benennt Schwanensee, weiß nicht, wie realistisch das ist, ob das die Autorin vorlugt.
Also das finde ich ja total seltsam, dass diese Frage schon ein paar Mal aufkam ;) Klar kennt man mit zehn das Ballett Schwanensee, wenn man sich für Tanz interessiert. Ich glaube, ich saß mit fünf schon vor'm Fernseher und habe mir Aufzeichnungen des Balletts mit meiner Mom angesehen. Genauso wie ein Zehnjähriger, der sich für Dinosaurier interessiert, die Namen von Arten kennt, von denen jemand, der dafür kein Interesse hat, noch nie gehört hat.

tja, hübscher Gedanke, sentimentaler Ort, wie reicht es dort?
Wie reicht es dort? Die Frage verstehe ich nicht ...

stapfe... beobachtet die Erzählerin sich selbst?
Stimmt, das hakt, danke für den Hinweis.

grade so am Kitsch vorbei, deshalb berührt's mich.
Schmaler Grat, ich weiß. Bin aber froh, dass es funktioniert :)

Einen schönen Start in die Woche!
Viele Grüße
RinaWu

 

Liebe Rina,
Ein bisschen Aschenputtel schwingt da mit. Karla als das arme Kind, das schlecht behandelt und missverstanden wird, sich unentwegt in seine Phantasiewelten rettet, ansonsten den Erwachsenen an Reife überlegen ist. Und als solches finde ich das Ganze sehr rund. Als Zielgruppe könnte ich mir ein relativ junges Publikum vorstellen, so ab neun Jahren vielleicht. Ich glaube, dass Kinder hier voller Empörung mitgehen, sich entweder da wiederfinden, wo sie sich ungerecht behandelt und missachtet fühlen oder Verständnis für weniger behütete Kinder entwickeln, denn dass Karla in der Klasse ausgeschlossen ist, sprichst du ja auch an. Zwischendurch gibt es Sätze, die weh tun und berühren. Dennoch scheint Karla eine Art Zauberhut zu tragen, der sie schützt.

Ich balle die Hände zu Fäusten und drücke sie mir auf die Ohren. Mein Bauch tut weh. Als wenn ich zu viel von den grünen Gummifröschen gegessen hätte.
Ich glaube, dass diese ganzen kindlichen Phantasiebilder für den Leser das Ganze harmloser machen. Vielleicht denke ich auch deshalb eher an Kinder als Zielgruppe. Und auch, weil die Eltern so komplett herzlos gegenüber ihrer Tochter sind. Klingt jetzt wie ein Widerspruch, aber das macht sie eben auch etwas eindimensionaler. Es gab diese schönen Zeiten mit der Familie und jetzt scheinen die Eltern wie verflucht.

Ich stehe zwischen den Büchern, dem Schreibtisch und dem Bett, auf dem meine Kuscheltiere sitzen, und weiß nicht wohin.
Diese Stelle hat mich sehr berührt.


„Ruhe jetzt! Führ dich nicht so auf!“
Im Hintergrund steht Mama mit verschränkten Armen und nickt. Die beiden starren auf mich herab.
Vor meinen Augen verschwimmt alles. Mein Kopf wird heiß, ich schwitze, alles dreht sich. Es ist mir egal, ob ich dafür zu alt bin, ich schlage um mich, beiße Papa in den Arm und trete nach Mama.
Ja, es lohnt sich schon, auszurasten, wenn das die Eltern für einen Moment zusammenbringt.

Am liebsten sind Flauschi und ich in der Bücherei. Das ist ein Zauberort. Es ist so still dort, keiner, der da drinnen herumläuft, macht Geräusche. Nur die Bücher, die flüstern. Am liebsten bin ich bei den Krimis. Die Frau, die sich auskennt, hat mir eine Ecke gezeigt, in der Krimis für Kinder stehen. Ich schleiche mich trotzdem oft zu den Büchern für Erwachsene. Die Luft zwischen den Regalen ist hier anders.
Hier zeigt sich wieder mal für mich, wie fein du wahrnimmst und in Sprache überträgst.

Ich drehe mich um, gehe zurück zum Tisch und reiße ein Blatt vom Block ab. Auf dem Bett beobachten Herr Flauschi und die anderen Tiere mich mit fragendem Blick. Ich lege mich dazu und erkläre ihnen die ganze Angelegenheit.
Sie macht es besser, als ihre Eltern, die sich ihr gegenüber einfach total gehen lassen. Und sie versucht tatkräftig ihre Situation zu verbessern. Das ist schon ein sehr ideales, kleines Mädchen.

Ich habe das gerne gelesen und mich mitempört, liebe Rina.

Liebe Grüße von Chutney

 

Liebe @Chutney,

schön von dir zu lesen, vielen Dank für deine Rückmeldung.

Ein bisschen Aschenputtel schwingt da mit. Karla als das arme Kind, das schlecht behandelt und missverstanden wird, sich unentwegt in seine Phantasiewelten rettet, ansonsten den Erwachsenen an Reife überlegen ist.
Das finde ich total interessant, denn so habe ich meine Geschichte tatsächlich noch gar nicht betrachtet. Es stimmt schon, es gibt hier ganz klar Gut und Böse, also vergleichbar mit der Lagerverteilung in Märchen. Zwar klingt an, dass es Grauzonen gab im Sinne von besseren Zeiten, aber das Hauptgeschehen ist relativ klar in diese zwei Lager gespalten. Mir war Karla in diesem Text wichtig, wie geht sie damit um, wie versucht sie, ihre Situation zu verarbeiten. Und ja, auch in meinem Kopf ist sie ein starkes Mädchen, dass auf der Suche nach dem richtigen Weg ist, um in ihrem Zuhause klarzukommen.

Ich weiß, dass ich hier nicht alle psychologischen Ebenen abdecke, dass z.B. die Eltern relativ eindimensional daherkommen. Das war mir anfangs nicht so bewusst, weil mein Fokus so sehr bei Karla liegt. Ich habe hin- und herüberlegt, wie ich das noch anders gestalten, bzw. einen Tick vielschichtiger machen könnte, komme da aber gerade auf keinen grünen Zweig. Nun ja, diese Geschichte entwickelt sich ja schon seit Jahren, mal sehen, was noch daraus wird ...

Hier zeigt sich wieder mal für mich, wie fein du wahrnimmst und in Sprache überträgst.
Oh, danke dir, das freut mich sehr :kuss:

Hab noch einen schönen Tag und bis bald!
Liebe Grüße
RinaWu

 

Hallo @RinaWu,

auch mir ist deine Geschichte ans Herz gegangen.

Ich bin kein Experte was Kinder anbelangt, aber ich finde Karlas Denkweise und Verhalten eigentlich recht authentisch. Sie ist eben "anders": Einerseits kindlich, naiv und verträumt, andererseits vielleicht ein bisschen "zu schlau" für ihr Alter bzw. an Dingen interessiert, die ihre Klassenkameraden vlt nicht interessieren (z.B. Schwanensee).

RinaWu schrieb:
Hoffentlich hat sie keine Pflanzen. Die sterben ohne Sonnenlicht. Das kam letztes Wochenende in dieser Wissensendung im Fernsehen.
Ich stelle mir Karla als ein süßes altkluges Mädchen vor, das zugleich einfach noch sehr kindlich ist. Menschen sind halt meistens widersprüchlich. Für mich kommt das an Stellen wie diesen sehr gut raus!

RinaWu schrieb:
Ich gehe rauf zu unserer Wohnung und kann Mamas Stimme schon im ersten Stock hören. Viel zu schrill. Ich will mir die Ohren zuhalten und wegrennen.
Auch sehr gut! Da wird einem ganz schwer ums Herz.

RinaWu schrieb:
Ich will Mama den Mund zuhalten. Oder Papa. Ganz egal, Hauptsache, sie hören auf.
Ich kann mich durchaus erinnern, mit 10 vergleichbare Sachen gedacht zu haben …

RinaWu schrieb:
Plötzlich packt Papa mich am Arm und beugt sich zu mir.
„Ruhe jetzt! Führ dich nicht so auf!“
Da kannst du dir das "plötzlich" sparen, meiner Meinung nach.

RinaWu schrieb:
„Ab in dein Zimmer!“ Er schiebt mich in mein Zimmer. „Du tickst doch nicht ganz richtig! Wie die Mutter, so die Tochter“, ruft er über die Schulter nach hinten.
Ich persönlich fände es authentischer, wenn du den fett markierten Satz weglässt. Ich finde, den braucht es nicht. Der Vater scheint ja früher toll und nett gewesen zu sein und irgendwie empfinde ich diese Wandlung als zu drastisch.

RinaWu schrieb:
„Du setzt dich jetzt hin, nimmst dir ein Blatt und schreibst auf, was mit dir nicht stimmt! Dann merkst du vielleicht mal, wie schwer du uns das Leben eigentlich machst!“
Puh, das ist wirklich krass. Aber sehr gut!

RinaWu schrieb:
Dass ich mich erst mal in der Bücherei verstecken werde. Unter dem Sofa, da kann mich die Frau nicht sehen, wenn sie abends durch die Gänge läuft und die Leute rausschickt, weil sie zumachen will. Wenn sie weg ist, komme ich wieder raus und mache es mir gemütlich.
Ich stehe auf, setze mich an den Schreibtisch, nehme Bleistift und Papier und schreibe:
Packliste von Karla Willmer.
Darunter die ersten beiden Dinge, die ich unbedingt mitnehmen muss auf meine Reise.
Briefpapier und Briefmarken!
Schließlich muss ich mich von unterwegs regelmäßig melden, um Mama und Papa zu sagen, dass es mir gut geht.
Ich persönlich würde das weglassen. Ist aber bestimmt Geschmackssache.

Gefällt mir gut, ich habe mit Karla mitgelitten und konnte mich mit ihr identifizieren. :)

Ich wünsche dir einen schönen Abend!
Liebe Grüße
Piep

 

Hallo @Piep,

danke dir für deine Anmerkungen zu meiner Geschichte :)

Sie ist eben "anders": Einerseits kindlich, naiv und verträumt, andererseits vielleicht ein bisschen "zu schlau" für ihr Alter bzw. an Dingen interessiert, die ihre Klassenkameraden vlt nicht interessieren
Ach, schön, das geht runter wie Glühwein in der sch.... Kälte da draußen! Das freut mich wirklich sehr, denn so sehe ich Karla auch. Ein spezielles kleines Mädchen, das versucht, mit ihrer derzeitigen Situation klar zu kommen.

Menschen sind halt meistens widersprüchlich
Genau! Und Kinder sind ja auch Menschen, die dürfen das auch :D

Ich persönlich würde das weglassen. Ist aber bestimmt Geschmackssache.
Ja, krass, darüber hab ich tatsächlich noch gar nicht nachgedacht. Also nach der Erwähnung der Packliste rauszugehen. Ich verstehe aber deinen Punkt ...
Hm, diese Dinge, die sie aufschreibt, das dient ja eigentlich dazu, zu zeigen, dass Karla - trotz des miesen Verhaltens ihrer Eltern - dennoch zu allererst daran denkt, ihnen Bescheid zu geben, dass es ihr gut geht, wenn sie abgehauen ist. Damit möchte ich natürlich etwas sagen. Ich muss darüber nachdenken, ob ich darauf verzichten kann. Hat beides was für sich ...

Ich wünsche dir ein tolles Wochenende!
Viele Grüße
RinaWu

 

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