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Wollmilch

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06.10.2017
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Wollmilch

Ich bin schon ewig nicht mehr in den verdammten Bergen gewesen!
Mama sagt verfickt und verdammt zu ziemlich allem, sodass Max nie genau weiß, ob sie etwas toll oder doof findet. Im Kindergarten schimpfen sie immer, wenn er diese Wörter benutzt, aber die verdammten Berge sind auf jeden Fall wunderschön! Er wusste das ja gar nicht bis heute! Von hier oben kann man den ganzen Himmel sehen, und noch nie zuvor hat er keine Autos gehört. An dieser Stelle vorhin, wo sie bis ans Ende der Welt geschaut haben, war sogar ein Teil vom Himmel unter ihnen.
Waldemar hat ihm gerade einen durchgesägten Baum gezeigt und an den Ringen abgezählt, wie oft der schon Geburtstag hatte. Wie gut frisches Holz riecht! Bei Max im Bauch sind wahrscheinlich fast fünf Ringe, aber zum Glück kann die niemand sehen.
„Komm, steig auf, Cowboy!“, sagt Waldemar und geht in die Hocke.

Ganz verrückt ist Waldemar mit dem Kleinen. Lässt ihn auf den Schultern reiten, sammelt Eicheln, singt alberne Lieder und nennt jede verfickte Bergspitze beim Namen. Was der so für Sachen kennt – unglaublich. Am Ende weiß er auch noch, wer Vogel des Jahres geworden ist.
Ewig genervt hat er mit diesem Ausflug: Mal frische Luft atmen, mal was anderes sehen, raus in die Natur, blabla … Na dann, hier sind wir – freu dich, Waldemar! Ich friere mir derweilen einen ab in den beschissenen Turnschuhen und der Jacke, die für den Weg zum Pub gemacht ist und zurück und für mehr nicht. Wenigstens hat Max seine dicken Boots an. Ich höre ja schon automatisch die Kindergartentussis jammern: Warme Stiefel, warme Stiefel, Mütze, Schal – unentspannt bis zum Anschlag.

Max schaukelt hin und her auf Waldemars Schultern. Wie ein Kamelreiter kommt er sich vor. Von hier oben ist sogar Mama klein. Waldemar hat ihm seine Handschuhe gegeben – total lieb ist der und außerdem ein Eskimo. Manchmal knurrt er beim Sprechen wie ein Hund: Ich bin Waldemarrr. Er kommt aus Pol, hat er gesagt. Vom Pol heißt das eigentlich richtig; Nordpol meint er sicher, er hat auch so eine dicke Jacke an, mit Kuschelfell an der Kapuze. Gibt es Kamele am Pol? Na, egal, Renntiere aber: Rudolph mit der roten Nase zum Beispiel, und seins hier heißt Waldolph. Es hat ziemlich große Ohren, die Max vorsichtig unter dem Mützenrand hervorzieht; vielleicht kann er sich daran festhalten. Wenn er seine Finger in den riesigen Handschuhen abspreizt, sieht es aus, als hätte Waldolph ein Geweih.
Irgendwann nimmt Waldemar ihn mit zu seiner Arbeit, hat er gesagt, dann können sie zusammen Traktor fahren und Bäume fällen. Waldemar ist Waldarbeiter. Bestimmt ist er das geworden, weil sein Name so klingt: Waldemarbeiter. Was man wohl wird, wenn man Max heißt? Irgendwie passt da nichts so gut wie bei Waldemar. Wenn es da einfach gar nichts gibt, mit Max? Das wäre blöd, aber vielleicht wissen es die dämlichen Vögel vom Arbeitsamt, wenn es so weit ist.

Hoffentlich sind wir bald an dieser bescheuerten Hütte, dem einzigen Lichtblick bei der Aktion hier. Punsch, Willi, Jagertee – irgendwas wird es dort ja geben. Muss.
Na logo, jetzt fängt es auch noch an zu regnen.
Waldemar meint es wirklich ernst, der gibt sich total Mühe, das ist schön, irgendwie.
Wenn ich dran denke, wie er da mit seiner Tussi auf der Bühne gestanden hat, wie sie versucht haben,
Something Stupid im Duett zu singen – what the fuck, so grottenschlecht, dass die Tussi kichernd weggerannt ist mitten im Lied. Und Waldemar alleine da oben mit seinen Riesenohren, oh je, und wie dann einfach ich da hoch bin, blau wie ein verdammter Wal, will gar nicht dran denken … Klang garantiert noch schräger jetzt, das Scheißlied, aber wir haben das durchgezogen bis zum Schluss. Haben uns gegenseitig die Lachtränen weggeknutscht und aus feuchten Augenwinkeln beobachtet, wie die Tussi ihre Jacke geschnappt hat …
„ … und der Chef verlangt tatsächlich, dass wir nächste Woche fertig werden, aber erst sollen wir noch warten, bis der Boden trocken ist“, sagt Waldemar. Seine Segelohren leuchten rot, und jetzt hat er wieder diesen ernsten Hundeblick aufgesetzt, skurril irgendwie und gleichzeitig sexy.
Klar ist es anders mit ihm, ich weiß … Wenn er nicht so nerven würde: Hast du mal überlegt, willst du nicht und bla und bla, immer wieder. Aber egal, zu Waldemar gehört eine taffe Outdoor-Frau mit geröteten Wangen, in Bergschuhen und The-North-Face-Jacke. Eine, die Aufi! sagt und Proteinriegel dabei hat, und kein elendes Eisblümchen mit Zitterfingern.
Da drüben auf dem Gipfel liegt jetzt tatsächlich Schnee, der war vorhin noch nicht da. Schlimm genug, dass ich bei diesem Scheißwetter durch die Botanik stiefle wie ein verfickter Förster, aber wenn Waldemar glaubt, ich mache das, um hier oben eine Abstinenzlerorgie zu feiern, dann sorry.

Es ist ganz kalt jetzt und regnet ein bisschen, oder schneit es sogar – so genau kann Max das nicht sagen. Jedenfalls ist es hier nass und matschig, weil der ganze richtige Schnee auf den großen Eisberg dort vorne fällt.
Waldemar hat seine Jacke ausgezogen und ihm übergehängt. Unter der Eskimokapuze ist es warm und gemütlich. Wie bei einem umgedrehten Känguru – vielleicht gibt es das ja, denkt Max: Nordpolkängurus, bei denen die Kinder von ihren Papas auf dem Rücken getragen werden, eingehüllt in riesige Kapuzen.
„Gibt es Kängurus am Nordpol, Mama?“

„Was?“ Der Kleine kommt auf Ideen, da fällt einem nichts mehr ein.
Und Waldemar, der meint das tatsächlich ernst mit seiner Jacke: Tut, als wäre er eine Art Sankt Martin, oberheiliger Typ mit sinnlosem Halbmantel. Selbst schuld, er ist schon ganz nass auf der Brust –, und es ist ja nicht so, dass der Junge zu wenig anhätte. Aber, wenn er denkt … Und wie lange will er jetzt eigentlich noch von seiner Arbeit erzählen? Von seinem verrückten Chef, der immer dies und gleichzeitig das will, der am liebsten die eierlegende Wollmilchsau hätte, aber das geht eben nicht, weil, wenn er die Baumstämme dort herausziehen muss, dann kann er nicht gleichzeitig – und überhaupt: die Holzernte, die Seilwinde ... Sterbenslangweiliges Zeug, was Waldemar die ganze Zeit erzählt, ich hab jetzt schon gar nicht mehr richtig zugehört, aber ich mag seine Stimme.

Eierrrlegende Wollmilchsau: Das klingt schön. Was das wohl wieder für ein Tier ist? Ganz groß bestimmt, dick und zottelig wie der Rand von Waldemars Kapuze, der ihm in den Augen kitzelt. Ein Mischling aus Renntier und Känguru. Fiepende Welpen, die süße Wollmilch aus den pelzigen Brüsten ihrer Mama nuckeln …
„Na, jetzt sind wir bald da, an der Hütte“, sagt Waldemar und reibt sich seine roten Hände, „da können wir einen schönen, heißen Tee trinken.“
Ach, stimmt, wir gehen ja in eine Hütte, denkt Max. Vielleicht sieht die genauso aus wie auf dem Adventskalender, den Waldemar ihm mitgebracht hat: mit Glitzersternen am Himmel und Schnee auf dem Dach und hinter jedem Fenster ein Stück Schokolade …
„Alter, es ist scheißkalt!“, sagt Mama.

Und das ist es wirklich, langsam reicht es mit Natur und Frischluft.
„Tee! Ich glaub’s! Willst du, dass ich erfriere?“ Was für eine absurde Idee überhaupt, hier hoch. Verdammte Kälte, als hätte man eine beschissene Fußfessel an den Knöcheln! Im Bauch, in der Brust, im Kopf – überall die Scheißkälte! Höchste Zeit, was dagegen zu tun!
Vorhin … Vorhin, an diesem Aussichtsfelsen. Wenn ich da wirklich gesprungen wäre. Wie lange würde man fliegen?
Wenn Max nicht da wäre, wüsste ich es vielleicht.
„Ich brauche keinen verfickten
Tee, ich brauche Stoff!“

Stoff ist viel zu dünn, denkt Max, Mama braucht ein Fell, einen dicken Pelz, damit sie nicht so friert. Wenn er groß ist und Geld verdient mit seinem Max-Beruf, dann kauft er ihr einen Pelzmantel, der bis über ihre Turnschuhe reicht wie bei einer Eskimokönigin.
„Na, kein Stress, kann ja jeder trinken, was er möchte“, sagt Waldemar und stopft seine Ohren wieder unter die Mütze.
„Wollmilch!“, ruft Max. Eine heiße Wollmilch – das ist eine supergute Idee. „Iiiiiich trink ne Wollmilchwollmilchwollmilch“, singt er, nach der Melodie von Wir haben Hunger und klatscht die nassen Geweihhandschuhe aneinander.

„Blödsinn!“ Wollmilch, na sicher. „Du meinst Milch, du Spinner, stinknormale Milch halt, oder heiße Schokolade – was anderes gibt’s dort nicht. Außer Tee und Schnaps!“
„Doch! Wollmilch! Ich will aber eine Wollmilch trinken!“ Klar, nun fängt der Zwerg auch noch an zu quängeln. Klingt schon wieder so, als wenn er gleich losheult. Was für ein gottverdammtes Baby!
Mein Baby.
Wie sich die Unterlippe jetzt vorschiebt, ganz leicht zu zittert: Genauso hat er ausgesehen als er das erste Mal neben mir lag und ich nicht glauben konnte, sowas beschissen Schönes hingekriegt zu haben.

„Soso, Wollmilch willst du trinken, du Nasenbär. Wir können ja mal fragen, ob sie das haben“, sagt Waldemar. Er schüttelt sich wie ein nasser Hund, stampft ein paarmal mit den Füßen auf und öffnet die schwere Hüttentür. Max verschluckt das ungeweinte Salzwasser, setzt die Kapuze ab und weiß gar nicht, wohin er zuerst schauen, hören oder riechen soll: Warme Vanilleluft bläst ihm entgegen, Gelächter, Musik und Gläserklirren; blinkende Lichterketten – rotes, grünes und blaues Flackern in leuchtenden Augen und auf glänzendem Fell: richtige Tiere an der Wand; Geweihe und Hundegebell; Gewehre und Babygeschrei, Knusperkrustengeruch, Kerzenschein und prasselndes Kaminfeuer, Tannenzweige und Christbaumkugeln auf rotkarierten Tischdecken, dampfende Tassen und ein Mädchen mit dunkler Haut und ganz viel Puderzucker über ihrem Essen: winzige Schneeberge, die zwischen den Zähnen einer afrikanischen Riesin verschwinden.
„Sucht schon mal einen Platz, ich hole uns was zu trinken“, sagt Waldemar, und Max und Mama setzen sich an einen Tisch, der gerade frei geworden ist.
„Na endlich“, sagt Mama, lehnt sich zurück und schließt die Augen. An der Wand über ihr hängt ein pelziges Tier. Es scheint echt zu sein und trotzdem tot, obwohl es die Augen offen hat. Max schaut lieber weg. Aber dann doch wieder hin. Ein Wachstropfen läuft an der Kerze herunter, die auf ihrem Tisch steht. Wenn ich den abknibble, denkt Max, kann ich ihn zwischen den Fingern hin und her rollen. Sein Gesicht spiegelt sich in einer Weihnachtskugel, komisch sieht er aus: Nasenbär.
„Bitteschön, deine Wollmilch“, sagt Waldemar und stellt eine große Tasse vor ihm ab: Blau, mit einem Schneemann drauf und sogar einer Schleife drumgebunden, ein dicker Wollfaden. Siehste, denkt Max, gibt es ja doch. Aber er sagt nichts, kein Ätschibätsch, weil er Mama nicht ärgern will.
„Hier, damit du nicht erfrierst“, sagt Waldemar. Er setzt sich neben Mama, schiebt ihr einen Becher rüber und umfasst seine eigene Tasse mit beiden Händen.
„Nicht erfrieren, Mama!“, sagt Max, und er will lieber gar nicht daran denken, wie das wäre. Sie sieht schön aus und zufrieden, und Waldemar legt einen Arm um ihre Schultern und sagt: „Keine Angst, da passe ich schon auf!“
Vorsichtig nimmt Max den ersten Schluck, man weiß ja nie; aber er merkt sofort, dass er in seinem ganzen Leben noch nichts Besseres getrunken hat. Wollmilch ist warm, süß und cremig, sie schmeckt ein bisschen nach Zimt, durchströmt den Hals, fließt langsam durch die Ringe im Bauch und die Beine hinunter bis in die Füße, wo sie aufgefangen wird und alles von innen aufheizt.
„Bleibst du bei uns?“, fragt Max; seine Stimme ist von alleine losgegangen, er war das gar nicht.
Waldemar hat nasse Haare. Sein Lächeln sieht aus wie von jemandem, der Ja sagen möchte, aber dann blickt er nach unten, als wäre das Wort heruntergefallen; oder vielleicht ist das so am Pol, dass die Leute nach unten gucken, wenn sie Ja meinen.
Im Radio spielt jemand Klavier; das Lied ist wunderschön. Zuerst singt ein Mann, dann eine Frau, dann beide zusammen, und Max stellt sich vor, es wären Mama und Waldemar, die da singen.

Aus der Lautsprecherbox in der Ecke lallen die Pogues ihr versoffenes Weihnachtslied, Sinatra was swinging, all the drunks they were singing, und wir sitzen hier am Tisch, als wären wir die Heilige Familie höchstpersönlich, mit zufriedenen Kerzenscheingesichtern, die Hände um unsere Becher gelegt und Schmalz im Blick.
Wie das wohl wäre, wenn ich tatsächlich so eine Funktionsjackenfrau sein könnte für Waldemar. Vielleicht wäre dann alles ganz einfach, vielleicht wäre dann alles gut – vielleicht
glaube ich ja nur, dass ich vor Langeweile sterben würde.
Ich nehme einen tiefen Schluck, lege meinen Kopf an Waldemars Schulter, summe ein bisschen und singe dann leise mit,
and the bells are ringing out for Christmas day.

***
Vom Küchenfenster kann er die verdammten Bergspitzen sehen.
Die Sonne strahlt und der Himmel leuchtet, nur zwei breite Wolkenstreifen führen nebeneinander her wie Fahrzeugspuren im Schnee.
„Mach dich fertig, du Bummelfritze! Setz die Mütze auf, nimm deinen Ranzen, wir müssen los!“, ruft Oma aus dem Flur. Max sitzt immer noch am Tisch vor seinem Müsli und dreht den Milchkarton hin und her. Er hält den Kopf schräg und dann wieder gerade, doch die Buchstaben bleiben so, wie sie sind. Gestern haben sie das „W“ gelernt: W wie Wald, und davor das „V“, mit dem man Vogel und Vater schreiben kann. Und, wie er gerade gemerkt hat, auch Vollmilch, und eigentlich war das eh klar: Es gibt gar keine Wollmilch.
Waldemar ist nicht geblieben. Mama ist fast erfroren.
Morgen darf er sie wieder besuchen.
Als wäre dort oben ein Traktor langgefahren, denkt Max. Zum Nordpol.
Früher hätte er das bestimmt geglaubt.

 

Liebe@Wieselmaus,

ich sehe schon wieder Glitzersuppe in deinem Briefkasten.
Oh nein, bloß keine Vorschusslorbeeren! Aber trotzdem schön natürlich, dass du die Möglichkeit der Suppe siehst, danke dafür!
Du kannst einfach wunderbare Charaktere schaffen.
Das ist ein wunderbares Lob! :)
Wenn du die beiden letzten Abschnitte nicht dazugesetzt hättest, wäre die Geschichte trotz heißer, süßer "Wollmilch" tieftraurig zuende gegangen. So bleibt wenigstens ein Quäntchen Hoffnung, für die Mutter, dass das "Irrenhaus" sie stabilisieren kann, für Max, dass er seine schwierige Lage einordnen lernt.
Es tut mir leid, liebe Wieselmaus, ich habe mich der Mehrheit gebeugt und den letzten Absatz mit der Pflegemutter gestrichen. Allerdings ändert das nicht viel, Max wohnt jetzt bei Oma (bin da einem Ideenvorschlag von @Fliege gefolgt). Oma ist wahrscheinlich nicht ganz so perfekt im Erziehen, wie es Katja gewesen wäre, aber trotzdem ein Halt für Max.
Bei einigen Passagen musste ich zweimal hinschauen, wessen Gedankenspuren ich gerade folge.
Ich weiß, das holperte etwas. Ich habe inzwischen versucht, dass etwas zu entwirren.

aber vielleicht wissen es die dämlichen Vögel vom Arbeitsamt, wenn es so weit ist.

Ich nehme an, dass Max hier einen Spruch von Waldemar aufschnappt. Da fände ich es schön, wenn diese Formulierung auch in ein kindliches Bild münden würde, wie bei den "Renntieren" und natürlich der "eierlegenden Wollmilchsau"
Den Spruch hat er von Mama aufgeschnappt. Für ihn ist es ein feststehender Begriff ohne jegliche Wertung, ein einziges Wort im Grunde genommen – und um das zu verdeutlichen habe ich jetzt DieDämlichenVögelvomArbeitsamt daraus gemacht. (Als ich klein war gab es noch diese Fernsehansager, die immer so anfingen: Guten Abend, meine Damen und Herren – und ich habe immer verstanden und gedacht, es heißt: Damenterren, und ich hatte keine Ahnung, was das bedeutet, aber es war mir auch vollkommen egal …)

Fiepende Welpen, die süße Wollmilch aus den pelzigen Brüsten ihrer Mama nuckeln

Also da ist die sprachgewaltige Autorin mit dir durchgegangen.
Hmm. Das mag sein. Ich rede mich ja gerne damit raus, dass Max das nicht direkt in diesen Wörtern denkt, aber genau so ein Bild vor Augen hat: kuschelige Tierbabys, die Miep Miep machen, und im Kopf sieht eben die pelzigen BrüsteIch gönne mir das als Autorin einfach mal … Aber ich speichere das natürlich ab, dass ich darauf generell ein Auge haben muss.

dann kauft er ihr einen Pelzmantel, der bis über ihre Turnschuhe reicht wie bei einer Eskimokönigin.

Vielleicht hat Max irgendwo so ein Bild gesehen, eine Bilderbuchillustration, z. B. von Andersens "Die Schneekönigin". (Die würde sehr gut zu deiner Geschichte passen
Das stimmt! Ich finde das eine sehr gute Idee, will aber auch die Eskimokönigin behalten, weil es ja Max‘ Wunsch ausdrückt, dass Mama mit dem Eskimo Waldemar zusammenbleibt. Ich überlege aber noch, ob ich die Schneekönigin zusätzlich mit einbaue.

und ein dunkelhäutiges Mädchen mit ganz viel Puderzucker über ihrem Essen: winzige Schneeberge, die im Schlund einer afrikanischen Riesin verschwinden.

Das ist definitiv nicht der Sprachschatz eines Vierjährigen, selbst wenn er ganz aufgeweckt ist.
Ich gebe dir recht, habe es inzwischen in Mädchen mit dunkler Haut und Maul statt Schlund geändert. Weiß zwar nicht, ob das jetzt sooo viel ausmacht, aber vom Gefühl her schon.
Es sind nur wenige Stellen, die mir aufgefallen sind, gegenüber der großen Anzahl wunderbar kindlicher Ausdrucksweise (erinnert mich sehr an @Kanji, Tobi hat ja nur ...).
Das freut mich sehr, und eine Tobi-Geschichte von @Kanji habe ich auch gleich gelesen und für wunderschön empfunden!

Von hier oben kann Max den ganzen Himmel sehen, und noch nie zuvor hat er keine Autos gehört.

Was für eine wunderbare Gedankenpirouette.
Freut mich sehr, dass du die magst! Diesen Satz finden nicht alle Kommentatoren gelungen, aber das zeigt ja auch wieder, wie subjektiv das eben ist.
Vielen Dank für die ergreifende Geschichte
Vielen Dank für diesen wunderbaren Kommentar, Wieselmaus.

Liebe Grüße von Raindog

Liebe @BeaMilana,

ich habe mir die neueste Fassung deiner Geschichte heruntergeladen und lege los.
Das hat mich sehr gefreut! Aber inzwischen ist, auch aufgrund deines Kommentars, einiges überarbeitet, und wenn es dir nichts ausmachst, kannst du ja nochmal die allerneuste Version überfliegen. ;)
aber keine Angst, mir hat deine Geschichte gut gefallen und sie hat mich berührt.
Puh, mir fällt ein Stein vom Herzen!
Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten, entweder nah dran im Jetzt des Kindes oder weit weg – eine Frage der Erzählperspektive.
Das bezog sich ja auf den ersten Absatz – den habe ich umgearbeitet in der Hoffnung, dass es jetzt durchgängiger ist. Wobei ich mich da leider ziemlich schwertue …

Im Kindergarten soll Max die Wörter nicht benutzen,

Wer erzählt hier, die Erzählerstimme, also auktorial, oder das Kind, personal?
Ist jetzt auch etwas anders inzwischen, aber generell gedacht von mir war schon personal. Da stehe ich aber auch wirklich auf dem Schlauch: funktioniert das denn so nicht? Es ist doch Max‘ Wissen, dass er das nicht sagen soll.

aber Mama sagt verfickt und verdammt zu ziemlich allem, sodass er nie genau weiß, ob sie etwas toll oder doof findet. Aber die Berge sind auf jeden Fall wunderschön!

Nur um festzustellen: Hier spricht eindeutig das Kind von außen (personal) und danach aus der Innensicht (bewertend).
Das habe ich auch etwas geändert, aber trotzdem verstehe ich nicht wirklich, was daran falsch ist, das abzuwechseln. Da tritt definitiv meine Laienhaftigkeit zutage. :bonk:

An dieser Stelle vorhin, wo sie bis ans Ende der Welt schauen konnten, war sogar ein Teil vom Himmel unter ihnen.

Sehr schön. Diese Bild ginge bestimmt noch kindgerechter.
Da hatte ich’s gerade mit der @wieselmaus, deren Lieblingssatz das ist. Sicher ginge das noch kindgerechter, aber manchmal muss man was einfach lassen …

Waldemar hat ihm einen durchgesägten Baum gezeigt und an den Ringen abgezählt, wie oft der schon Geburtstag hatte. Wie gut frisches Holz riecht!

Die Stelle „Er hat ihm gezeigt.“ impliziert vollendete Gegenwart. Direkt danach auf einmal die Reaktion in der Gegenwart: „Wie gut frisches Holz riecht!“ Das passt für mich zeitlich nicht zusammen, inhaltlich toll, aber zeitlich abrupt. Lässt sich leicht ändern, wenn du dich entscheidest, von welchem Standpunkt (von wo aus?) das Kind erzählt und bei einer Zeit bleibst (Gegenwart).
Auch das habe ich geändert und hoffe, es passt jetzt besser. Dass der Waldemar ihm den Baumstamm in der Vergangenheit gezeigt hat, war mir insofern wichtig, dass ich nicht so ein großes Brimborium aus der Szene machen wollte. Rückwirkend kann man das schneller abhandeln, finde ich.
Eindeutig und konsequent durchgezogen die Erzählerstimme der Mutter. Sehr gut! Ich sehe sie vor mir
Ja, die motzt sich wirklich konsequent durch die Geschichte! :D

Waldemarrr

Nennt Waldemar sich selbst beim Namen?
Hi Max, hat er gesagt, ich bin Waldemarrr.

Irgendwann nimmt Waldemar ihn mit zu seiner Arbeit, hat er gesagt,

Bedenke, Sprache: Es erzählt ein Kind, das wahrscheinlich noch nicht zur Schule gegangen ist. Und nochmal: Von wo aus erzählt er (Erzählerstandpunkt)?
Ich zerquetsche den armen Schlauch noch, ich komme da echt nicht runter bei diesen Sachen ... Was ist falsch an „hat er gesagt“ und „zu seiner Arbeit“? Zu wenig kindlich? Ich finde das gar nicht so extrem erwachsen klingend. Ich will das wirklich nicht verteidigen auf Teufel komm raus, ich verstehe es nur nicht. :confused:
Der Erzählerstandpunkt – ja, das ist hier auch wieder so, dass ich inneren Monolog mit Max‘ äußeren Wahrnehmungen mische, und dachte, das geht so ….

Max überlegt, wie die anderen Erwachsenen heißen, die er kennt, und was für Berufe sie haben, aber nie passt das so gut zusammen wie bei Waldemar.

Da höre ich wieder die Erzählerin. Max würde nie sagen: „Max überlegt ...“ oder?
Das habe ich auch geändert, wobei ich hier wieder dachte, man kann bei einem personalen Erzähler dessen Handlungen (überlegen) mit seinen Gedanken abwechseln.
Die Mutter erzählt ja alles aus der inneren Sicht – im gegenwärtigen Moment. Das funktioniert prima, ich bin voll bei ihr. Bei dem Kind aber nicht. Sein Part wechselt mir zu stark zwischen sehr weit außen (Draufsicht) und innen (Gedanken). Fast scheint mir, du (Erzählerin) konntest dich nicht recht entscheiden, von wo aus du von ihm erzählst, über ihn oder aus ihm. Ich hoffe, du weißt, was ich meine. Mein Rat: Schau dir jeden Satz, vor allem bei ihm, an und prüfe, wer dort eigentlich erzählt.
Ich bin froh, dass wenigstens die Stimme der Mutter gut funktioniert. Und meine Schwierigkeiten bei Max, aus denen das ganze Kuddelmuddel resultiert, habe ich dir vielleicht ein wenig klarmachen können. Ich werde dazu definitiv einiges nachlesen müssen.

aber vielleicht wissen es die dämlichen Vögel vom Arbeitsamt, wenn es so weit ist.

Hm, das denkt ein kleiner Junge? Für mich unglaubwürdig. Der Junge kann nicht wissen, was das Arbeitsamt ist und was die Leute da machen!
Ich zitiere mal aus meiner vorherigen Antwort: „Den Spruch hat er von Mama aufgeschnappt. Für ihn ist es ein feststehender Begriff ohne jegliche Wertung, ein einziges Wort im Grunde genommen – und um das zu verdeutlichen habe ich jetzt DieDämlichenVögelvomArbeitsamt daraus gemacht. (Als ich klein war gab es noch diese Fernsehansager, die immer so anfingen: Guten Abend, meine Damen und Herren – und ich habe immer verstanden und gedacht, es heißt: Damenterren, und ich hatte keine Ahnung, was das bedeutet, aber es war mir auch vollkommen egal …)“

Wenn er groß ist und Geld verdient mit seinem Max-Beruf, dann kauft er ihr einen Pelzmantel, der bis über ihre Turnschuhe reicht wie bei einer Eskimokönigin.

Glaub ich auch nicht, so denkt kein kleiner Junge. Kinder wollen, dass jemand für sie da ist, dass sich nichts verändert, egal, wie beschissen es ist.
Ich kann natürlich nicht beweisen, dass ein Junge in dem Alter sowas denkt, aber ein kurzer Gedanke in diese Richtung ist mMn schon möglich.

Max verschluckt das ungeweinte Salzwasser

Verdrängte Tränen sollen das sein. Max denkt das so, aber vielleicht ändere ich es noch.
Grundsätzlich habe ich erhebliche Vorbehalte gegen das Erzählen aus junger Kindersicht, weil es auf mich fast immer gekünstelt und erwachsen klingt. Insofern hast du es schwer, mich mitzunehmen
Das habe ich gemerkt, dass so etwas schwer zu schreiben ist. In meinem Kopf, und das mag wohl nicht ganz hinhauen, ist es deshalb auch ein Mix aus wörtlichen Gedanken einerseits und bildhaften Eindrücken und Vorstellungen andererseits, die ich dann mit etwas erwachsenerer Sprache umschreibe. Na, Versuch macht kluch …
Aber ich bin auch extrem kritisch.
Aber das ist ja auch extrem gut, sonst wird das hier doch nix!
Kinder in dem Alter sehen die Welt nicht mit den Augen eines Erwachsenen. Sie formulieren Geschehnisse vollkommen anders als wir (Erwachsene), weil sie die Welt erfreulicherweise mit anderen Augen wahrnehmen.
Dem widerspreche ich nicht.
Wie nimmt also der Junge die Welt wahr? Durch die Augen seiner Mutter, der er nachplappert (ziemlich normal) oder hat er eine eigene, spezielle Sicht auf die Welt?
Das Nachplappern impliziert für mich nicht, dass er die Welt durch die Augen seiner Mutter sieht (siehe das Beispiel mit den DämlichenVögeln)
Ich bin fest davon überzeugt, dass dies eine grandiose, ergreifende, phänomenale Geschichte wird
Das klingt ja bombastisch! Und falls sie es doch nicht wird, ist ja schon deine feste Überzeugung ein riesiges Lob, für das ich dir tausendmal danke! :kuss:
Ich weiß, mein Komm klingt vllt. etwas deprimierend,
Deprimierend finde ich ihn überhaupt nicht, er hat nur diverse Anstrengungen ausgelöst … :rolleyes:
In der Hoffnung, dass dir mein Komm helfen möge
Hundertpro! :thumbsup:

Liebe Bea Milana, ganz vielen Dank nochmal, bis demnächst bei der Versicherung,
viele Grüße von Raindog


Liebe @Chai, @Nichtgeburtstagskind, @barnhelm und @Fliege, falls es euch interessiert: Das Ende habe ich jetzt gekürzt: keine Katja und kein Zorro mehr.
Liebe @RinaWu, Fliege und Bea Milana, ich habe mir Mühe gegeben, die Erzählperspektive (vor allem im ersten Absatz) eindeutiger zu gestalten. Ich wünsche euch ein schönes Wochenende!

 

Liebe @Bea Milana,

ich nochmal und zu allererst:
Zu allererst danke ich dir, dass du dich nochmal meiner verwirrten Seele angenommen hast und mir Rückmeldung auf die Unklarheiten gibst!
Viiiel, viel besser der erste Absatz und die Stimme von Max. Jetzt flutscht das und ich weiß genau, von wo aus das Kind erzählt.
Schön, das höre ich gerne, dass das jetzt besser funktioniert.
Nun zu deinen Fragen, ich fürchte, ich habe mich vorher nicht klar genug ausgedrückt:
Oder ich stand eben auf besagtem plattgedrückten Schlauch ...
Denn in der Abfolge der einzelnen Sätze bist du halt arg schnell gesprungen: zeitlich, perspektivisch, von Distanz auf Nähe, Und all das zusammen hat mich ein bißchen irritiert, besonders, weil mir nicht ganz klar war, von wo aus der Junge erzählt.
Das war wohl so, und nun bin ich beruhigt, dass dieses Wechseln also durchaus machbar ist, aber eben nicht so schnell.
Deine Arbeit hat sich total gelohnt, find ich. Max Stimme ist nun aus einem Guss, aus einer Situation heraus, von einem Standpunkt, mit einer Stimme erzählt. (Aus Zeitgründen habe ich nur den Anfang neu gelesen).
Das genügt ja auch, ich glaube, der erste Absatz war auch der, wo es am krassesten war.
Aber man muss nicht den Gedanken mit "Max überlegt" einleiten, weil diese Formulierung nach einem auktorialen Erzähler riecht, der ja auch um die Gedanken seine Figuren weiß. Außerdem kann man dem Leser durchaus mehr zutrauen und muss ihm nicht (ständig) vorkauen, was ein Gedanke und was eine Handlung ist.
Stimme ich dir generell zu, diese Formulierung hatte ich so nur drin, weil mir die jetzige Variante (direkte Gedanken von Max), so noch nicht eingefallen war.

DieDämlichen VögelvomArbeitsamt

Alternativ könntest du es auch richtig schreiben, aber kursiv, weil die Kursivschrift die Stimme der Mutter ist. Diese hast du ja im allerersten Satz sehr schön eingeführt!
Warum bin ich da nicht von selbst draufgekommen? Sieht viel schöner aus, ich mache das sofort! :)

Vielen Dank für deine erneute Hilfe, Bea Milana, und einen sonnigen Sonntag wünscht dir Raindog

 

Liebe Raindog,

für mich passt das jetzt alles sehr gut. Sound, Perspektive, Ende. Und ehrlich, ich glaube gar nicht mehr, dass der Waldemar noch fieser sein muss. Mag am zweiten Lesedurchgang liegen, mag an meiner Tagesform liegen, oder daran, dass der Text eigentlich ohnehin hergibt, die beiden sind einfach kein gutes Paar. Oder er ist eben doch schon fieser geworden, weil er gleich ne andere knutscht, nur weil die eine nicht das Lied zu Ende singen wollte :D.

Wie auch immer, schöner Text, aber das sagte ich ja schon.
Liebe, kurze Rückmeldungsgrüße, Fliege

 
Zuletzt bearbeitet:

Hola @Raindog,

was hab ich schon für schöne Sachen von Dir gelesen, und diese hier gefällt mir auch sehr gut.

Trotzdem ein paar Winzigkeiten:

... nennt jede verfickte Bergspitze beim Namen.
Okay, ob jetzt dieses blöde ‚verfickt’ verwurstet werden muss, ist Ansichtssache (Wie Banausen hatten das einige Übersetzer ins Deutsche übertragen, ohne Sinn und Verstand).
Damit zu arbeiten, finde ich, haste nich nötich. Könnte man sagen: ‚wörtliche Rede’ – wenn’s denn unbedingt sein muss:shy:

Natürlich friert sie sich einen ab in ihren Turnschuhen und der Jacke, die für den Weg zum Pub gemacht ist ...
Pünktchen, Pünktchen. Oweia.

Unentspannt bis zum Anschlag.

Das ist deutlich. Leichte Entzugserscheinungen zeigen sich so.

Wenn er seine Finger in den riesigen Handschuhen abspreizt sieht es aus, als hätte Waldolph ein Geweih.

Raindog pur. Der einzige Humor, über den ich lachen kann.

Waldemar ist Waldarbeiter.

Haha. Räusper. Sagt ja schon der Name:sconf:.
Ach so, das kommt noch – ich hatte beim Lesen mitgeschrieben.

Das macht ihm ein bisschen Angst, aber vielleicht wissen es die dämlichen Vögel vom Arbeitsamt, wenn es so weit ist.

Mutters Stimme ist immer im Kopf.

Punsch, Willi, Jagertee – irgendwas wird es dort ja geben. Muss.

Jetzt wird’s spannend. Vorarbeit ist ausreichend geleistet.
Aber ich denke, die Mutter ist Show-Trinkerin – ein Kummertrinker hat immer Stoff dabei.

Also ist einfach sie hoch und hat den Part übernommen. Mindestens genauso schlecht, oder noch schlimmer, aber durchgezogen bis zum Schluss.

Das ist die Tragik der Verlorenen – man möchte sie mögen, aber will ihnen in den Arsch treten.

Geld verdient mit seinem Max-Beruf, ...

Vorsicht. Erste Verschleißerscheinungen. Max- oder Moritz-Lachen / Lächeln kenne ich schon (auch bei anderen Autoren).

... dann kauft er ihr einen Pelzmantel, der bis über ihre Turnschuhe reicht wie bei einer Eskimokönigin.

Ach nee – watt schön! Großer Auftritt in Turnschuhen. Ja, das funktioniert, meine Gudste.

... und öffnet die schwere Hüttentür.

Waste hier schilderst, liebe Raindog, angefangen mit der warmen Vanilleluft und weitergesponnen, wie sich das gehört, das macht Spaß. Dicht am Leben, unverfälscht. Find ich klasse.

Waldemar legt einen Arm um ihre Schultern und sagt: „Keine Angst, da passe ich schon auf!“

Hat die ein Glück!

Und ich als Leser auch! Dachte bzw. befürchtete schon, aber nein, natürlich nicht bei Raindog, dass die Wollmilch der Gag sein könnte, aber hier kommt ja der Inhalt:

Wie das wohl wäre, denkt sie, wenn sie tatsächlich versuchen könnte, so eine Funktionsjackenfrau zu sein für Waldemar. Vielleicht wäre dann alles ganz einfach, vielleicht wäre dann alles gut – aber wahrscheinlich würde sie vor Langeweile sterben.
Sie nimmt einen tiefen Schluck, legt ihren Kopf an Waldemars Schulter, ...

Und dann der Schluss: Jawohl, passt sehr gut für meinen Geschmack. Von allen Möglichkeiten, die mir in den Sinn kamen, ist’s die beste.
Bilanz: Wieder eine schöne, gelungene Geschichte von Raindog gelesen, alles prima!

Viele schöne Grüße!

José

 

@Raindog, habe mir deine Geschichte nun auch noch einmal durchgelesen. Der Anfang ist viel besser so, da ist die Perpektive nun klarer. Generell liest sich das nun (noch) runder, als vorher eh schon :) Hat deinem Text gut getan, das Feilen!

 

Hallo @Raindog,
was mich besonders fasziniert an deiner Geschichte, ist die Art, wie du das Motiv des Trinkens behandelst. Der Titel passt perfekt. Die Mutter giert nach Alkohol, und für den Jungen wird, noch, die "Wollmilch" zum Inbegriff der Geborgenheit. Die Mutter ist so eine verletzte Seele, Max lässt du einen Moment der Hoffnung erleben. Und ein bitteres Ende, an dem er sich von seinen Träumen verabschiedet hat und die Bergspitzen nun auch für ihn "verdammte Bergspitzen" sind, weil sie ihr Versprechen nicht gehalten haben.

Es ist nicht leicht, fast ausschließlich Gedanken zu schildern, dass wirkt schnell etwas künstlich. Ich glaube, man denkt gar nicht immer in so ganzen Sätzen. Ich habe mich auch gefragt, ob die "Ich-Perspektive" hier nicht passender gewesen wäre, direkter. Aber ich finde, überwiegend ist dir das gut gelungen, so.
Das kindliche Denken des Jungen, besonders die vielen Sprachspielereien sind mir manchmal etwas zu geballt originell. Aber das ist alles Meckern auf hohen Niveau, denn dein Text hat mich wirklich beeindruckt. Wie Max hofft, wie er die Zuwendung von Waldemar aufsaugt, wie er immer seine Mutter im Blick behält und wie er den kleinen Jungen, der er vorher war, am Ende fast ein bisschen verachtet.

Oh mein Gott, wenn sie daran denkt, wie sie sich kennengelernt haben!
Diesen Satz finde ich entbehrlich. Erstmal wechselt das so von "Ich-Perspektive" zur dritten Person. Und dann ist das so eine Überleitung für den Leser. Natürlicher wäre, dass sie direkt in diese Erinnerung springt, ich glaube, man folgt da einfach

Eine, die Aufi! sagt und Proteinriegel dabei hat, und nicht so ein erbärmliches Eisblümchen wie sie.
"Aufi" und "Proteinriegel" finde ich super, da brauche ich den zweiten Teil des Satzes nicht, um ihre Minderwertigkeitsgefühle zu verstehen.

„Sowas gibt’s doch gar nicht, du Spinner! Du meinst Milch, stinknormale Milch halt, oder heiße Schokolade – was anderes gibt’s dort nicht. Außer Tee und Schnaps!“
Noch nennt sie ihn einen Spinner. Am Ende wird er diese Haltung übernommen haben.

Wollmilch ist warm, süß und cremig, sie schmeckt ein bisschen nach Zimt, durchströmt den Hals, fließt langsam durch die Ringe im Bauch und die Beine hinunter bis in die Füße, wo sie aufgefangen wird und alles von innen aufheizt.
Vermutlich das gleiche Gefühl, welches bei seiner Mutter der Alkohol bewirkt. Die Wollmilch löst auch so eine Assoziation zur Muttermilch aus. Und seine Mutter bemüht sich, aber sie hat wenig zu geben. Ein Verdienst deines Textes ist, dass man sich auch in sie einfühlen kann.

Vielleicht wäre dann alles ganz einfach, vielleicht wäre dann alles gut – aber wahrscheinlich würde sie vor Langeweile sterben.
Hier würde ich den zweiten Teil wieder streichen. Sie hat was zu trinken, sie kann sich plötzlich allerlei vorstellen. Lass den Leser ruhig einen klitzekleinen Moment mit deinen Protagonisten träumen, bzw. sich den zweiten Teil selber denken.
Ich könnte mir auch vorstellen, den ganzen letzten Absatz der Geschichte wegzulassen. Andererseits finde ich den sehr gut und sehr sensibel geschrieben. Und ich mag es auch, dass man erfährt, wie es Max ergeht.

Ich habe deine Geschichte sehr gerne gelesen, Raindog.

Liebe Grüße von Chutney

 

Liebe @Fliege und liebe @RinaWu,

ich danke euch für’ nochmalige Durchlesen, und prima, dass ihr die Überarbeitung gelungen findet! Und es freut mich natürlich, liebe Fliege, dass für dich Waldemar jetzt keine weitere Fiesigkeit mehr braucht. (Wer so schnell hemmungslos fremdknutscht, der kann nicht einfach vom Himmel gefallen sein! ;))


Lieber @josefelipe

was hab ich schon für schöne Sachen von Dir gelesen, und diese hier gefällt mir auch sehr gut.
Das waren bestimmt die Sachen, bei denen ich so schöne Kommentare von dir bekommen habe! :)

... nennt jede verfickte Bergspitze beim Namen.
Okay, ob jetzt dieses blöde ‚verfickt’ verwurstet werden muss, ist Ansichtssache (Wie Banausen hatten das einige Übersetzer ins Deutsche übertragen, ohne Sinn und Verstand).
Es tut mir ja leid, dass ich dein sprachästhetisches Empfinden damit verletze, und die Übersetzung mag so sinnlos sein, wie sie will – aber genau so wird’s nun mal von bestimmten Leuten sehr häufig gebraucht. Und ich habe es tatsächlich, aufgrund von Befürchtungen, dass es den Lesern so geht wie dir, nicht gleich im ersten Satz verwendet (statt verdammt).
Damit zu arbeiten, finde ich, haste nich nötich. Könnte man sagen: ‚wörtliche Rede’ – wenn’s denn unbedingt sein muss
Das sehe ich auch gar nicht als eine Frage der Notwendigkeit, sondern der Authentizität. Ich finde, damit hat man gleich das richtige Bild von Mama. Die Art, wie man die Gedanken eines Protas beschreibt, ist doch mit dem gleichzusetzen, was in wörtlicher Rede möglich ist, denke ich. Und die denkt eben so.
Raindog pur. Der einzige Humor, über den ich lachen kann.
Na … :susp: Glaub‘ ich nicht so … Aber trotzdem danke! :lol:

Waldemar ist Waldarbeiter.
Haha. Räusper. Sagt ja schon der Name. Ach so, das kommt noch – ich hatte beim Lesen mitgeschrieben.
Ich weiß jetzt nicht wirklich, wie ich dein Lachen und Räuspern einordnen soll … :confused: Mich dünkt, du findest das nur so mittelwitzig, oder? Vielleicht täusche ich mich auch. Nun, so ist es jedenfalls: Waldemarbeiter. :D
Aber ich denke, die Mutter ist Show-Trinkerin – ein Kummertrinker hat immer Stoff dabei.
Ja, das hatte ich wirklich auch schon überlegt, ob die vielleicht was dabei haben sollte. Aber sie hat wohl gedacht, sie stiefeln nicht solange durch die Botanik wie verf:sealed: Förster, sondern wären viel eher an der Hütte ...

Also ist einfach sie hoch und hat den Part übernommen. Mindestens genauso schlecht, oder noch schlimmer, aber durchgezogen bis zum Schluss.
Das ist die Tragik der Verlorenen – man möchte sie mögen, aber will ihnen in den Arsch treten.
Es ist wirklich nicht einfach mit ihnen. Wahrscheinlich ist beides am besten.
...Geld verdient mit seinem Max-Beruf, ...
Vorsicht. Erste Verschleißerscheinungen. Max- oder Moritz-Lachen / Lächeln kenne ich schon (auch bei anderen Autoren).
Ich wusste hier erst gar nicht, was du meinst! Aber jetzt, glaube ich, doch: Du meinst sowas hier – wenn man z.B. schreibt: sie lächelte ihr Raindog-Lächeln … Ja, so ähnlich habe ich das schon verwendet, und ja, es ist wohl in der Tat abgenutzt, sehe ich inzwischen auch so. Nur hier finde ich, dass es eine ganz andere Sache ist, mit dem Max-Beruf. Das bezieht sich ja auf seine vorangegangenen Überlegungen: Waldemar ist Waldarbeiter, weil er so heißt – was wird man wohl, wenn man Max heißt? Und da er da logischerweise noch keine Antwort drauf gefunden hat auf die Schnelle, nennt er es zunächst pauschal Max-Beruf ... Finde ich also in diesem Fall etwas ganz anderes als das oben genannte.
.. dann kauft er ihr einen Pelzmantel, der bis über ihre Turnschuhe reicht wie bei einer Eskimokönigin.
Ach nee – watt schön! Großer Auftritt in Turnschuhen. Ja, das funktioniert, meine Gudste.
Danke! :) Ich sehe sie auch sehr deutlich vor mir …
... und öffnet die schwere Hüttentür.
Waste hier schilderst, liebe Raindog, angefangen mit der warmen Vanilleluft und weitergesponnen, wie sich das gehört, das macht Spaß. Dicht am Leben, unverfälscht.
Das freut mich natürlich sehr. Ich hatte diese Stelle nämlich erst viel kürzer geschrieben, aber dann habe ich gemerkt: Hier geht noch richtig was!
Und dann der Schluss: Jawohl, passt sehr gut für meinen Geschmack. Von allen Möglichkeiten, die mir in den Sinn kamen, ist’s die beste.
Im Moment sieht es wohl danach aus. Wünschen und hoffen kann man ja, dass es anders wird. Und für mich ist natürlich das beste, dass dir der Schluss gefällt!
Bilanz: Wieder eine schöne, gelungene Geschichte von Raindog gelesen, alles prima!
Und auch ich ziehe Bilanz: Wieder mal ein klasse Kommentar von José, voll sinnvoller Kritik (auch wenn ich wegen des v-Wortes leider uneinsichtig bleiben muss) und wohltuendem Lob.

Vielen Dank dafür und liebe Grüße von Raindog

 

Hallo @Raindog

Bei aller Freude über erfrischendkindliche Erzählperpektiven, Überraschungseffkte, die daraus entstehen können, bisschen Seelenwärme wie zum Beispiel in deinem letztjährigen Challengebeitrag. Dieser Text bleibt eine Mogelpackung, die bestenfalls auf den ersten Blick ein wenig Wirkung erzielt. Genauer betrachtet bleibt der Text blutleer, der Kinderzähler denkt halberwachsen, lässt den Autor allzu deutlich durchschimmern, seine Mutter kommt wie reines Klischee rüber, eine blutleere Attrappe einer gewünschtpassenden Erzählfigur, und der Waldarbeiter, na ja, klingt wie eine Illusion des Kinderhirns (insofern noch am besten getroffen).

Sprachlich versuchst du dich an Kinderwortschöpfungen, was ich naturgemäß interessant finde. :D

An dieser Stelle vorhin, wo sie bis ans Ende der Welt geschaut haben, war sogar ein Teil vom Himmel unter ihnen.
hä?

Vom Pol heißt das eigentlich richtig; Nordpol meint er sicher, er hat auch so eine dicke Jacke an, mit Kuschelfell an der Kapuze.
hier eine Stelle, wo der Autor eingreift.
,
Das macht ihm ein bisschen Angst, aber vielleicht wissen es die dämlichen Vögel vom Arbeitsamt, wenn es so weit ist.
hier auch wieder der Autor

diesen ernsten Hundeblick aufgesetzt, den sie skurril und gleichzeitig sexy findet.
skurill klingt nichtssagend, gleichsam frage ich mich, woher er das Wort kennt.

Wie bei einem umgedrehten Känguru – vielleicht gibt es das ja, denkt Max: Nordpolkängurus, bei denen die Kinder von ihren Papas auf dem Rücken getragen werden, eingehüllt in riesige Kapuzen.
„Gibt es Kängurus am Nordpol, Mama?“
beste Stelle, Querdenken, assoziativ:Pfeif::thumbsup:

Wenn er groß ist und Geld verdient mit seinem Max-Beruf, dann kauft er ihr einen Pelzmantel, der bis über ihre Turnschuhe reicht wie bei einer Eskimokönigin.
auch das ist hübsch

knuspriger Bratengeruch,
wie soll denn ein Geruch knusprig sein?

und ein Mädchen mit dunkler Haut und ganz viel Puderzucker über ihrem Essen: winzige Schneeberge, die im Maul einer afrikanischen Riesin verschwinden.
oha, da will der Autor aber superpolitischkorrekt bleiben

so eine Funktionsjackenfrau zu sein für Waldemar.
schöner Ausdruck.

viele eskimokaltgraue Grüße
Isegrims

 

Hallo @Raindog,

ich habe Deinen Text gestern gelesen und heute ist er mir nicht aus dem Kopf gegangen. Ein eindrückliches Setting hast Du gewählt für Deine Story. Die Berge bekommt man nicht so leicht raus als Bild, die haken sich ein und Du findest erfrischend andere Bilder, damit zu spielen, abseits von der üblichen Holdrio-Romantik.

Das gefällt mir, auch wenn ich den zweiten Teil sprachlich ein wenig umständlich finde. Aber das macht das Bild wett.

Von hier oben kann man den ganzen Himmel sehen, und noch nie zuvor hat er keine Autos gehört. An dieser Stelle vorhin, wo sie bis ans Ende der Welt geschaut haben, war sogar ein Teil vom Himmel unter ihnen.
Und dann ist das aber eine gewagte Sache, die Du anstellst mit dem, dass die Natur als Assoziationsimpuls fungiert für den Kleinen mit seinen knuddeligen Einfällen. Da wird die kindliche Vorstellung fantastisch und grenzenlos, wie sie wahrscheinlich funktioniert, kontrastiert gegen den verhärmten Blick der Prekären, die sich da auf den Waldemar einlässt und weiß, dass sie eigentlich nichts sein kann, weder Partner, noch Mutter. Das führt dann in meiner Wahrnehmung zu einem Ritt auf der Schneide, der hochspannend, aber, wie gesagt, auch gefährlich ist: Die sprachspielerischen Fantastereien, die poetisch daherkommen, könnten das Prekäre, ihren Suff, ihre Gefühl, zu den Abgestürzten, Abgehängten zu gehören, leicht zum Kitsch hinüberkippen. Dass das Prekäre, Dreckige idyllisiert wird durch den süßen Max, der umgedrehte Kängurus denkt und Waldemarbeiter.

Das waren also so die Gedanken, die mich umgetrieben haben zu Deinem Text. Das hat nichts mit der sprachlichen Qualität zu tun, die ich bemerkenswert finde. Das ist gut und bildreich und ideenvoll geschrieben. Der Tonfall des Max ist getroffen. Bei den kursiven Stellen dachte ich, dass jetzt die Perspektive der Mutter in der ersten Person kommt. Das hätte ich auch spannend gefunden. Dass sie selbst zu Wort kommt. Dann wären vielleicht die kursiven Passagen noch dichter und konsequenter. Jedenfalls aber ist das schon klar: Die Spannung entsteht durch die Konfrontation abgeklärt-abgestürzt-verbittert-selbstzweifelnd versus hoffnungsvoll-liebesbedürftig-fantasievoll. Und, ich wiederhole mich, da sehe ich aufgrund der Konstellation schon eben die oben beschriebene Gefahr.

Es ist also für mich durchaus eine Sache der Balance, das hinzubekommen. Ich habe für mich die Empfindung, dass es in dem Text aber stimmt. Es wird ja nicht kitschig und die Hyper-Winter-Hüttenstimmung ist ja auch Kontrastfolie zu den brüchigen Fäden, die sich zwischen den drei Figuren gesponnen haben. Es stimmt ja eben nicht, was da so idyllisch daherkommt.

Mich erinnert das, um das noch anzuführen, auch an Franz Schubert. Der hat süße Melodien geschrieben und schwelgt in Seligkeit und dann kommt ein Bruch und alles ist zerstört. Und dann kommt die Idylle wieder und keiner glaubt sie mehr, weil man weiß, dass jederzeit der Hammer dreinfahren kann und alles ist kaputt. Seine Idyllen brauchen geradezu das Gegengewicht des Unheimlichen, Bedrohlichen oder gar Zerstörerischen, damit die Idylle nicht dünn und wässrig erscheint, sondern tief aus einer anderen Erfahrung heraus wirkt. Das Konzept scheint mir in Deinem Text auch drinzustecken. Für mich in einer gelungenen Balance.

Herzliche Grüße

rieger

 

Liebe @Chutney,

was mich besonders fasziniert an deiner Geschichte, ist die Art, wie du das Motiv des Trinkens behandelst. Der Titel passt perfekt.
Dankeschön! Besser kann der Einstieg in einen Kommentar nicht beginnen! :kuss: Ich freue mich, dass du auch hier vorbeikommst.
Die Mutter giert nach Alkohol, und für den Jungen wird, noch, die "Wollmilch" zum Inbegriff der Geborgenheit.
Damit bringst du es auf den Punkt!
Die Mutter ist so eine verletzte Seele, Max lässt du einen Moment der Hoffnung erleben.
Ich freue mich immer, wenn bei den Lesern eben auch diese Verletzlichkeit der Mutter durchschimmert und sie nicht nur einfach herzlos, doof und egoistisch gesehen wird. Warum sie so abgerutscht ist, wird ja nicht erzählt, ist nicht das Thema der Geschichte.
Und ein bitteres Ende, an dem er sich von seinen Träumen verabschiedet hat und die Bergspitzen nun auch für ihn "verdammte Bergspitzen" sind, weil sie ihr Versprechen nicht gehalten haben.
Leider ist es genau so, wie du es sagst.
Es ist nicht leicht, fast ausschließlich Gedanken zu schildern, dass wirkt schnell etwas künstlich.
Das ist mir sehr wohl bewusst geworden, beim Schreiben und auch jetzt durch die Kommentare.
Ich glaube, man denkt gar nicht immer in so ganzen Sätzen.
Ich sehe das auch so. Einige Male habe ich hier in einer Antwort sinngemäß geschrieben, dass meine Protas das so ausformuliert sicher nicht denken, vor allem Max nicht, sondern eher Gedankenbilder im Kopf haben, die ich dann in Schriftform bringe, allerdings nicht als Bewusstseinsstrom, sondern ausformuliert. Und das scheint nur bedingt zu funktionieren.
Ich habe mich auch gefragt, ob die "Ich-Perspektive" hier nicht passender gewesen wäre, direkter. Aber ich finde, überwiegend ist dir das gut gelungen, so.
Schön, wenn das Gelungene für dich überwiegt. Ich habe tatsächlich kurz überlegt, die „Ich-Perspektive“ zu verwenden, aber an einigen Stellen kam ich damit nicht weiter, da fehlte mir etwas.
Das kindliche Denken des Jungen, besonders die vielen Sprachspielereien sind mir manchmal etwas zu geballt originell.
Das haben andere auch schon beanstandet. Ein wenig zurückgerudert bin ich bereits, mehr kann ich im Moment noch nicht …
Aber das ist alles Meckern auf hohen Niveau, denn dein Text hat mich wirklich beeindruckt. Wie Max hofft, wie er die Zuwendung von Waldemar aufsaugt, wie er immer seine Mutter im Blick behält
Ich freue mich natürlich sehr über dein Lob, und schön, dass dir auch diese Kleinigkeit am Ende aufgefallen ist:
wie er den kleinen Jungen, der er vorher war, am Ende fast ein bisschen verachtet.
Oh mein Gott, wenn sie daran denkt, wie sie sich kennengelernt haben!
Diesen Satz finde ich entbehrlich. Erstmal wechselt das so von "Ich-Perspektive" zur dritten Person. Und dann ist das so eine Überleitung für den Leser. Natürlicher wäre, dass sie direkt in diese Erinnerung springt, ich glaube, man folgt da einfach
Danke, das schaue ich mir auf jeden Fall nochmal an. Da ich diese Szene erst später hinzugefügt habe, ist es wahrscheinlich eine Überleitung für mich gewesen …
Eine, die Aufi! sagt und Proteinriegel dabei hat, und nicht so ein erbärmliches Eisblümchen wie sie.
Aufi" und "Proteinriegel" finde ich super, da brauche ich den zweiten Teil des Satzes nicht, um ihre Minderwertigkeitsgefühle zu verstehen.
Im Moment kann ich mich vom Eisblümchen noch nicht trennen, aber ich lasse es sich mal setzten und überlege nochmal.
Wollmilch ist warm, süß und cremig, sie schmeckt ein bisschen nach Zimt, durchströmt den Hals, fließt langsam durch die Ringe im Bauch und die Beine hinunter bis in die Füße, wo sie aufgefangen wird und alles von innen aufheizt.
Vermutlich das gleiche Gefühl, welches bei seiner Mutter der Alkohol bewirkt. Die Wollmilch löst auch so eine Assoziation zur Muttermilch aus.
Ja, das wird wohl das gleiche Gefühl sein. Und mit der Muttermilch hast du natürlich auch recht, ich sage nur: pelzige Brüste
Und seine Mutter bemüht sich, aber sie hat wenig zu geben. Ein Verdienst deines Textes ist, dass man sich auch in sie einfühlen kann.
Wie gesagt, genau das habe ich gehofft und bin erleichtert, dass es in vielen Fällen gelingt.
Vielleicht wäre dann alles ganz einfach, vielleicht wäre dann alles gut – aber wahrscheinlich würde sie vor Langeweile sterben.
Hier würde ich den zweiten Teil wieder streichen. Sie hat was zu trinken, sie kann sich plötzlich allerlei vorstellen. Lass den Leser ruhig einen klitzekleinen Moment mit deinen Protagonisten träumen, bzw. sich den zweiten Teil selber denken.
Ich sehe, was du meinst, und das hat natürlich auch sehr viel für sich. Meine Befürchtung ist allerdings, dass, wenn ich es weglassen würde, der Leser sich veräppelt fühlt, als würde ich ihm einen pseudoüberraschenden Plot Twist unterjubeln wollen: Nee, aber doch nicht alles gut! Dabei hat er das ja längst selbst gewusst. Ich hoffe, du verstehst, wie ich das meine.
Ich könnte mir auch vorstellen, den ganzen letzten Absatz der Geschichte wegzulassen. Andererseits finde ich den sehr gut und sehr sensibel geschrieben. Und ich mag es auch, dass man erfährt, wie es Max ergeht.
Ich entscheide mich spontan für andererseits! :) Ein wenig gekürzt habe ich auch schon. Natürlich, funktionieren würde das Ganze ohne den letzten Teil sicher auch, für einige sogar noch besser, aber es sind darin Kleinigkeiten enthalten, die mir wichtig sind – und siehste, du wolltest ja selbst wissen, was dann mit Max wird. ;)
Ich habe deine Geschichte sehr gerne gelesen, Raindog.
Das freut mich total, und ich danke dir für deinen hilfreichen, ausführlichen Kommentar, Chutney.

Liebe Grüße von Raindog

Hallo @Isegrims,

Bei aller Freude über erfrischendkindliche Erzählperpektiven, Überraschungseffkte, die daraus entstehen können,
Oh, oh ... :hmm: Dein Kommentar beginnt … anders.
Dieser Text bleibt eine Mogelpackung, die bestenfalls auf den ersten Blick ein wenig Wirkung erzielt.
… und ich bin froh, dass es nicht der allererste Komm war. Ich nehme es hin und kann dir nicht widersprechen, wenn du es so siehst. Schade finde ich es natürlich.
Genauer betrachtet bleibt der Text blutleer, der Kinderzähler denkt halberwachsen, lässt den Autor allzu deutlich durchschimmern
Blutleer oder Vollblut – das muss jeder Leser für sich entscheiden, gehört habe ich es jetzt zum ersten Mal. Was den Kindererzähler betrifft, da bin ich wohl wirklich an meine Grenzen gestoßen. Ich habe mich dazu schon in vielen Antworten geäußert. Dass hier habe ich gerade in der vorherigen geschrieben:
… dass meine Protas das so ausformuliert sicher nicht denken, vor allem Max nicht, sondern eher Gedankenbilder im Kopf haben, die ich dann in Schriftform bringe, allerdings nicht als Bewusstseinsstrom, sondern ausformuliert. Und das scheint nur bedingt zu funktionieren.
Andererseits denkt der Kindererzähler teilweise so kindlich, dass einige Leser damit auch nichts anfangen können. (Beispiele kommen noch). Das Durchschimmern des Autors – diesen Schuh muss ich mir wohl anziehen bei der Geschichte. Halb anziehen wenigstens.
seine Mutter kommt wie reines Klischee rüber, eine blutleere Attrappe einer gewünschtpassenden Erzählfigur
Das ist dein Empfinden, gut, da kann ich wenig dagegen tun. Ich persönlich kann jetzt mit gewünschtpassender Erzählfigur nicht viel anfangen. Natürlich schreiben wir unsere Protas so, dass sie in die Geschichten passen. Und wir geben ihnen einen Charakter mit Ecken und Kanten, damit sie dennoch glaubwürdig und realitätsnah erscheinen. Das tut die Mutter bei dir nicht, das sehe ich, das akzeptiere ich, wüsste aber momentan nicht, wie ich's ändern kann.
und der Waldarbeiter, na ja, klingt wie eine Illusion des Kinderhirns (insofern noch am besten getroffen).
Ich nehme es einfach mal als positive Rückmeldung. :Pfeif:
Sprachlich versuchst du dich an Kinderwortschöpfungen, was ich naturgemäß interessant finde.
Ja, das kann ich mir denken.:D
An dieser Stelle vorhin, wo sie bis ans Ende der Welt geschaut haben, war sogar ein Teil vom Himmel unter ihnen.
Das meinte ich vorhin: Diese (in meinen Augen) wirklich kindliche Sichtweise lässt einige Leser mit einem Fragezeichen zurück, für andere ist es die Lieblingsstelle. Max steht auf dem Aussichtsfelsen ziemlich weit oben, er kann bis sonstwo blicken, und ein paar tiefhängende Wolken befinden sich unterhalb.
Vom Pol heißt das eigentlich richtig; Nordpol meint er sicher, er hat auch so eine dicke Jacke an, mit Kuschelfell an der Kapuze.
hier eine Stelle, wo der Autor eingreift.
Sicher wirst du nicht die ganzen Kommentare gelesen haben, dazu habe ich mich schon geäußert, in etwa so: Max kennt Rudolph mit der roten Nase (Disneyfilm). Daher weiß er auch, dass es den Nordpol gibt und am Nordpol Eskimos leben mit solchen Kapuzenklamotten. Aber ja, vielleicht klingt es trotzdem noch zu erwachsen.
Das macht ihm ein bisschen Angst, aber vielleicht wissen es die dämlichen Vögel vom Arbeitsamt, wenn es so weit ist.
hier auch wieder der Autor
Ich hatte gehofft, dass es durch die Kursivschreibung deutlich wird. Es ist einfach nachgeplappert (bzw. gedacht), weil dieser Begriff immer wieder so fällt. Ich zitiere mich mal von weiter vorne:
Den Spruch hat er von Mama aufgeschnappt. Für ihn ist es ein feststehender Begriff ohne jegliche Wertung, ein einziges Wort im Grunde genommen – DieDämlichenVögelvomArbeitsamt (Als ich klein war gab es noch diese Fernsehansager, die immer so anfingen: Guten Abend, meine Damen und Herren – und ich habe immer verstanden und gedacht, es heißt: Damenterren, und ich hatte keine Ahnung, was das bedeutet, aber es war mir auch vollkommen egal …)
diesen ernsten Hundeblick aufgesetzt, den sie skurril und gleichzeitig sexy findet.
skurill klingt nichtssagend, gleichsam frage ich mich, woher er das Wort kennt.
Sie denkt das hier, die Mutter. Skurill ist natürlich keine innovative Wortschöpfung, aber gerade im Kontrast zu sexy mag ich das hier sehr. Irgendwie komisch, befremdlich, seltsam, ein wenig lächerlich (das alles steckt ja in skurril) – und trotzdem sexy.
Wie bei einem umgedrehten Känguru – vielleicht gibt es das ja, denkt Max: Nordpolkängurus, bei denen die Kinder von ihren Papas auf dem Rücken getragen werden, eingehüllt in riesige Kapuzen. „Gibt es Kängurus am Nordpol, Mama?“
beste Stelle, Querdenken, assoziativ
Freut mich, dass dir das gefällt. Manchen Lesern ist das hier auch etwas zu kompliziert gedacht für Max, wobei ich mich damit rausrede, dass er es nicht wörtlich so denkt, aber eben diese Bilder im Kopf hat.
Wenn er groß ist und Geld verdient mit seinem Max-Beruf, dann kauft er ihr einen Pelzmantel, der bis über ihre Turnschuhe reicht wie bei einer Eskimokönigin.
auch das ist hübsch
Danke!
knuspriger Bratengeruch
wie soll denn ein Geruch knusprig sein?
Keine Ahnung. Das hat Max gedacht. :lol: Wieder ein wahrscheinlich zu kindlicher Gedankengang, der denkt das so: knuspriger Geruch. Aber ich werde es wohl ändern.
und ein Mädchen mit dunkler Haut und ganz viel Puderzucker über ihrem Essen: winzige Schneeberge, die im Maul einer afrikanischen Riesin verschwinden
oha, da will der Autor aber superpolitischkorrekt bleiben
Whaaat? Aber, selber oha!:eek: Wozu, um alles in der Welt, sollte mich denn sowas scheren in dieser Geschichte? Wofür wäre das gut, denkst du, dass ich denke?
Wahrscheinlich funktioniert das Bild nicht wie gewünscht, einmal wurde das auch schon angesprochen. Das hier habe ich dazu geschrieben:
… das dunkelhäutige Mädchen ist weder aus Gründen der political correctness noch incorrectness da drinnen, sondern weil: Zunächst irrt Max‘ Blick ja unstet und staunend in der Hütte herum, nimmt dieses und jenes wahr, alles durcheinander, und irgendwann, wie im Film, zoomt die Kamera auf ein bestimmtes Detail, an dem sein Blick hängen bleibt, und das ist rein zufällig dieses dunkelhäutige Mädchen mit seinem Kaiserschmarrn - und weil mit Max wieder die Fantasie durchgeht, denkt er sich die puderzuckerweißen Schmarrn-Dinger als Schneeberge, (und weil es für den Kontrast besser ist, hat das Mädchen dunkle Haut), und das Mädchen ist eine Riesin im Vergleich zu den Schneebergen, die sie verschlingt.
Das ist alles. Aber vielleicht überlege ich mir etwas anderes, damit niemand vermutet, ich hätte dieses Mädchen tatsächlich als Quoten-Maximalpigmentierte in die Geschichte geschrieben. Ein fetter, rotgesichtiger Mann (nein, kein Indianer :rolleyes:) könnte sich auch sehr gut als Fressriese eignen …
so eine Funktionsjackenfrau zu sein für Waldemar.
schöner Ausdruck.
Danke! Haha, warum wundert mich das gar nicht? :lol:

Isegrims, ich danke dir sehr für deinen Kommentar und die Zeit, die du dir genommen hast dafür. Natürlich schade, dass du mit der Geschichte nichts anfangen kannst und sie als Mogelpackung siehst, aber vielleicht konnte ich dir in meiner Antwort wenigstens die Gründe dafür näher bringen, warum manche Stellen so sind, wie sie sind.

viele eskimokaltgraue Grüße
Oh ja, verdammte Kälte hier – trinken wir einen? :wein::wein:
Viele glühweindurchwaberte Hüttengrüße von Raindog

 

Hallo @rieger,

ich habe Deinen Text gestern gelesen und heute ist er mir nicht aus dem Kopf gegangen.
Das ist ja erst mal gar nicht so schlecht! :)
Ein eindrückliches Setting hast Du gewählt für Deine Story. Die Berge bekommt man nicht so leicht raus als Bild, die haken sich ein und Du findest erfrischend andere Bilder, damit zu spielen, abseits von der üblichen Holdrio-Romantik.
Das lese ich natürlich sehr gerne, dass du es so empfindest.
Und dann ist das aber eine gewagte Sache, die Du anstellst mit dem, dass die Natur als Assoziationsimpuls fungiert für den Kleinen mit seinen knuddeligen Einfällen. Da wird die kindliche Vorstellung fantastisch und grenzenlos, wie sie wahrscheinlich funktioniert, kontrastiert gegen den verhärmten Blick der Prekären, die sich da auf den Waldemar einlässt und weiß, dass sie eigentlich nichts sein kann, weder Partner, noch Mutter.
Ja, der Kontrast sollte natürlich so sein. Jetzt bin ich natürlich gespannt, was du mit gewagter Sache meinst. :susp:
Das führt dann in meiner Wahrnehmung zu einem Ritt auf der Schneide, der hochspannend, aber, wie gesagt, auch gefährlich ist: Die sprachspielerischen Fantastereien, die poetisch daherkommen, könnten das Prekäre, ihren Suff, ihre Gefühl, zu den Abgestürzten, Abgehängten zu gehören, leicht zum Kitsch hinüberkippen. Dass das Prekäre, Dreckige idyllisiert wird durch den süßen Max, der umgedrehte Kängurus denkt und Waldemarbeiter.
Oh nein, das wäre natürlich nicht das, was ich damit erreichen wollte … Interesse am Leben der Abgestürzten aufbringen, Schönheit und Abgrund zu zeigen, aber weder etwas zu idyllisieren noch zu betrauern – das war der Plan.
Das ist gut und bildreich und ideenvoll geschrieben. Der Tonfall des Max ist getroffen.
Danke, das freut mich. Und auch, dass der Max für dich passt.
bei den kursiven Stellen dachte ich, dass jetzt die Perspektive der Mutter in der ersten Person kommt. Das hätte ich auch spannend gefunden.
Ich weiß. Ich habe es probiert, aber an einigen Stellen fehlten mir dann die Möglichkeiten, die man mit der dritten Person hat. Ist wirklich nicht ganz stimmig an allen Stellen, ich werde nochmal schauen, ob ich es besser hinkriege.
Die Spannung entsteht durch die Konfrontation abgeklärt-abgestürzt-verbittert-selbstzweifelnd versus hoffnungsvoll-liebesbedürftig-fantasievoll. … Es ist also für mich durchaus eine Sache der Balance, das hinzubekommen. Ich habe für mich die Empfindung, dass es in dem Text aber stimmt.
Deine Empfindung macht mich froh!
Mich erinnert das, um das noch anzuführen, auch an Franz Schubert. Der hat süße Melodien geschrieben und schwelgt in Seligkeit und dann kommt ein Bruch und alles ist zerstört. Und dann kommt die Idylle wieder und keiner glaubt sie mehr, weil man weiß, dass jederzeit der Hammer dreinfahren kann und alles ist kaputt. Seine Idyllen brauchen geradezu das Gegengewicht des Unheimlichen, Bedrohlichen oder gar Zerstörerischen, damit die Idylle nicht dünn und wässrig erscheint, sondern tief aus einer anderen Erfahrung heraus wirkt. Das Konzept scheint mir in Deinem Text auch drinzustecken. Für mich in einer gelungenen Balance.
Und das freut mich wirklich außerordentlich, Rieger, dass du dieses Konzept in meinem Text erkennst. Genauso empfinde ich es, nur hätte ich es niemals in so treffende Worte fassen können wie du gerade! Und in der Tat hat mich auch ein Musikstück zu der Geschichte inspiriert – wenn auch nichts von Schubert, sondern, musikalisch etwas brachialer, der Song „Fairytale of New York“ von den Pogues, der auch im Hintergrund der Hüttenszene läuft. (https://www.nzz.ch/feuilleton/weihnachts-hit-mit-trauerrand-ld.1340562) Mit diesem Lied verhält es sich ähnlich wie mit dem von dir beschriebenen Kontrastprogramm bei Schubert, finde ich. Es beginnt zunächst leise, melancholisch-sehnsüchtig, mit ein paar Klavierakkorden :). Später geht es musikalisch und inhaltlich in einen fröhlich-optimistisch-temperamentvollen Teil über, mit einem Refrain, der beinahe schnulzig wirken könnte, in dem sich ein verliebtes Paar im Dialog Komplimente macht und das Blaue vom Himmel verspricht; bleibt dann musikalisch zwar weiterhin auf dieser Ebene, dreht sich aber inhaltlich total, indem die beiden Protagonisten sich aufs Übelste beschimpfen und gegenseitig ihre zerstörten Träume vorwerfen.
Für Max, der den Text nicht versteht, hat das Lied eine ganz andere Wirkung, er nimmt nur das Optimistische an der Musik wahr, das Einlullende, den hoffnungsvollen Klang der beiden Stimmen, während die Mutter genau weiß, dass es sich bei dem Lied gewissermaßen um einen „Wolf im Schafspelz“ handelt, dass es um verlorene Illusionen und vom Alkohol zerstörte Hoffnungen geht.

Die Geschichte ist gewissermaßen mein Versuch einer Hommage an diesen Song. Inhaltlich angelehnt an das gleiche Milieu; mit den zwei Erzählstimmen habe ich zumindest versucht, ein wenig die Struktur des Liedes nachzuempfinden, wenn auch in der Geschichte nicht beide Partner erzählen – aber mein größtes Augenmerk lag auf der Stimmung, die der Song erzeugt und die ich versucht habe, so auch mit meinem Text rüberzubringen. Und da finde ich es auch prima passend, was du bezüglich Kitsch gesagt hast:

Es wird ja nicht kitschig und die Hyper-Winter-Hüttenstimmung ist ja auch Kontrastfolie zu den brüchigen Fäden, die sich zwischen den drei Figuren gesponnen haben. Es stimmt ja eben nicht, was da so idyllisch daherkommt.
Und genauso ist es mit Fairytale of New York, finde ich.

Ich habe mich natürlich sehr über deinen Kommentar gefreut, Rieger, vielen Dank dafür!
Ein schönes Wochenende wünscht dir Raindog

 

Hallo @AWM,

Im Kindergarten schimpfen sie immer, wenn er diese Wörter benutzt, aber die verdammten Berge sind auf jeden Fall wunderschön!
Würde ich weglassen. Möchte in dem Moment erstmal in der Situation bleiben und das reißt mich ein bisschen heraus.
Oh, blöd, wenn das passiert. Ich finde es nämlich eigentlich eine schöne Möglichkeit, sowohl Max‘ Alter einfließen zu lassen und gleichzeitig seine wertungsfreie Sicht auf die Dinge zu zeigen. Muss ich mal in mich gehen. Vielleicht kann ich es umstellen, brauche dazu aber erst einen klaren Kopf. (Ist gerade nicht der Fall)
Wenigstens hat Max seine dicken Boots an. Sie hört ja schon automatisch die Kindergartentussis jammern: Warme Stiefel, warme Stiefel, Mütze, Schal. Unentspannt bis zum Anschlag.
Hier war ich zuerst irritiert. Ich hatte die Ich-Perspektive erwartet bei diesen Gedanken. Ich habe mich dann schnell daran gewöhnt und fand diese Einschübe bis auf eine Stelle (zu der ich noch komme) auch gut. Ich würde aber entweder kursiv und Ich-Perspektive machen oder den Mut haben die personale beizubehalten, dann aber auf kursiv zu verzichten.
Mit der Perspektive habe ich in dieser Geschichte offensichtlich wirklich Probleme. Du bist bei weitem nicht der einzige, der darüber stolpert. Es wirkt bei den Gedanken über lange Strecken wie Ich-Perspektive, aber wegen einiger Einschübe habe ich lieber doch die personale druntergelegt. Funktioniert nicht ganz … Ich habe (für mich) noch keine gescheite Version gefunden, wo ich es ganz sauber hinkriege, ohne das mir dann etwas fehlt. Aber ich labere hier rum - Tatsache ist, dass ich da gerade wirklich ein fettes Brett vorm Kopf habe.
Ich denke darüber nach, das mit dem Kursiven zu ändern, wie du sagst.
So kommt es mir nämlich so vor, als ob du bisschen Angst hattest, dass man es nicht checkt und deshalb kursiv geschrieben hast.
Ja, so sieht es wohl aus, aber das traue ich dem Leser schon zu – langsam habe ich eher Angst, es selbst nicht mehr zu checken … :hmm:
und wir haben da über die kindliche Perspektive geredet. Die ist dir wirklich sehr sehr gut gelungen.
Das freut mich sehr sehr!
Eine heiße Wollmilch – das ist eine supergute Idee. „Iiiiiich trink ne Wollmilchwollmilchwollmilch“, singt er, nach der Melodie von ,Wir haben Hunger‘, und klatscht die nassen Geweihhandschuhe aneinander.
„Blödsinn!“

Wollmilch, na sicher, denkt sie und streicht sich eine nasse Strähne aus der Stirn.


Wer sagt/denkt hier Blödsinn? Das ist die einzige Stelle, wo dein Konzept für mich nicht funktioniert. Ich verstehe auch nicht, warum das Kursive "bei Max" steht und dann ein Absatz kommt.
Das habe ich jetzt geändert, weil die Frage auch schon einmal kam. Die Mutter sagt natürlich Blödsinn. Ich hatte da etwas herumgespielt, sie in den Max-Absatz reinquatschen lassen, obwohl sie noch gar nicht dran war ...
Sowas gibts doch gar nicht du Spinner" finde ich bisschen zu plakativ, selbst für deine Prota.
Danke, das habe ich geschrumpft, den Spinner aber in den nächsten Absatz eingebaut.
Hier noch einmal zu der Stelle. Da überschneiden sich die Welten von Max und deiner Prota zu sehr, als dass diese kursive Trennung für mich weiter sinnvoll ist. Gedanken und Handeln sind nicht mehr wirklich trennbar und verwirren mich.
Hier verweise ich wieder auf das oben genannte Fettbrett vor meinem Kopf. Das versuche ich aber, noch besser hinzukriegen.
Vom Küchenfenster kann er die verdammten Bergspitzen sehen.
Ich brauche diesen letzten Absatz nicht und würde es in der Hütte enden lassen. Das passt meiner Meinung nach auch viel besser zum Thema der Challenge, weil man sich als Leser fragt, ob es funktionieren kann, wenn die Mama eine Outdoor-Frau wird.
Du hast, gerade in Bezug aufs Challenge-Thema, vermutlich recht, und du bist auch nicht alleine mit der Meinung. Aber ich weiß nicht, ob ich wirklich auf diese Episode verzichten kann, die eine der ersten war, die sich in meinem Kopf zu der Geschichte gefügt haben. Und dort habe ich auch echt schon gekillt: Eine Pflegemutter und sogar einen Hund ….:cry:
Hat mir trotz der wenigen Kritikpunkte wirklich sehr gut gefallen. Gruß, AWM
Ich habe mich sehr über deinen Kommentar gefreut, AWM.
Liebe Grüße von Raindog

 

Moin, moin @Raindog ,
ich liebe die Challengezeit, denn Kommentare zu Geschichten schreiben, unter denen eigentlich alles gesagt erscheint - was für eine Herausforderung. Aber da ich wirklich immer etwas beim kommentieren lerne, will ich es auch hier versuchen.

Der Titel macht eindeutig neugierig, ich sehe tatsächlich in Gedanken die Abbildung der "Eierlegenden Wollmilchsau" vor mir. Grins.
Nach einmal Hin- und Herlesen lasse ich mich dann auch auf Deine Lesefreundlich gekennzeichneten Perspektiv (ne, eigentlich wohl Sprecher)-Wechsel ein.

Mama sagt verfickt und verdammt zu ziemlich allem, sodass Max nie genau weiß, ob sie etwas toll oder doof findet.
Für mich hast Du schon in diesem ersten Absatz alles drin, die Mutter ist nicht zuverlässig, aber das ist einfach so, das Kind akzeptiert es, es ist seine Mama.

Hier sind wir.
Natürlich friere ich mir einen ab in meinen Turnschuhen und der Jacke, die für den Weg zum Pub gemacht ist und zurück und für mehr nicht. Wenigstens hat Max seine dicken Boots an. Ich höre ja schon automatisch die Kindergartentussis jammern: Warme Stiefel, warme Stiefel, Mütze, Schal. Unentspannt bis zum Anschlag.

Ich mag die Mama total, sie ist so unvollkommen, so fertig und doch so für ihren Kleinen da, halt in ihren Grenzen, aber sie liebt ihn, da bin ich sicher. Im wahren Leben irritieren mich solch Mütter schwer, ich kann ihnen nicht folgen, warum sie so ticken, wie sie ticken. Aber akzeptieren, ja, das kann ich und Du machst es mir hier leicht, die Frau ist nicht nur schwarz, Dankeschön

– total lieb ist der und außerdem ein Eskimo. Manchmal knurrt er beim Sprechen wie ein Hund: Waldemarrr. Er kommt aus Pol, hat er gesagt. Vom Pol heißt das eigentlich richtig; Nordpol meint er sicher, er hat auch so eine dicke Jacke an, mit Kuschelfell an der Kapuze. Gibt es Kamele am Pol? Na, egal, Renntiere aber: Rudolph mit der roten Nase zum Beispiel, und seins hier heißt Waldolph.

Doch, ich glaub die Kinderstimme. Mein Enkelmonster ist fünf und so altklug, da mir oft der Mund offen steht, was aus ihr so heraus sprudelt, Dieser typische Mix von Nachgeplapper, Fehlverstandenem und kindlichen Erkläransätzen - sehr schön eingefangen.

Und egal, man muss sich nichts vormachen: Zu Waldemar gehört eine taffe Outdoor-Frau mit ...

Vielleicht habe ich es an anderer Stelle einfach überlesen, hier stört es mich total. Dieses Wechseln der "Bezüge". Sie denkt, ich bin also ganz dicht bei ihr und dann kommt "man" - fühlt sich falsch an.

Es ist ziemlich kalt und regnet ein bisschen, oder schneit es sogar –

wäre für mich ein Streichkanditat, ist auch nicht unbedingt Kindersprache/denken

„Alter, es ist scheißkalt!“, sagt Mama.
gehört das nicht zum nachfolgenden Absatz? Ihre Sprache/Sicht ...

Max verschluckt das ungeweinte Salzwasser, setzt die Kapuze ab und weiß gar nicht, wohin er zuerst schauen, hören oder riechen soll: Warme Vanilleluft bläst ihm entgegen, Gelächter, Musik und Gläserklirren; blinkende Lichterketten – rotes, grünes und blaues Flackern in leuchtenden Augen und auf glänzendem Fell: richtige Tiere an der Wand; Geweihe und Hundegebell; Gewehre und Babygeschrei, Knusperkrustengeruch, Kerzenschein und prasselndes Kaminfeuer, Tannenzweige und Christbaumkugeln auf rotkarierten Tischdecken, dampfende Tassen und ein Mädchen mit dunkler Haut und ganz viel Puderzucker über ihrem Essen: winzige Schneeberge, die im Maul einer afrikanischen Riesin verschwinden.

So eine schöne Beschreibung. Eigentlich würde ich sagen wollen, zuviel, vor allem Adjektive und überfrachtet. Aber nein, Du nimmst mich genauso mit, wie so ein Wechsel auf eine Menschen (und erst recht auf so einen kleinen) wirkt - bunt, übermächtig!

Sein Lächeln sieht aus wie von jemandem, der Ja sagen möchte, aber dann blickt er nach unten, als wäre das Wort heruntergefallen;

Sorry, es wurde schon so oft zitiert, aber auch ich finde die Idee wirklich gut, ein völlig anderer Blickwinkel auf etwas, was Erwachsene tun - sehr schön beobachtet.
Gerade, als ich den Satz zitiert und schreiben wollte "Schöner Satz", fiel mir mein Problem auf. Die Sprache von Kindern ist leider selten schön, auch hier finde ich nur den Gedanken, nicht den Satzbau super. Vielleicht bin ich aber auch einfach die falsche Leserin für Geschichten aus Kindersicht.

Tja, der Schluss? Fühlt sich für mich logisch, gut hingeführt, glaubhaft an. Es bleibt genug zum "Was dann?" denken, ohne das ich mich allein gelassen fühle. Ich glaube, mir macht eher die Länge des"Gedankenganges" dieses letzten Absatzes noch Schwierigkeiten. Die Spuren am Himmel, dann die Oma, der Lernfortschritt, die Mama und die Irrenanstalt ... Und dann der Traktor zum Nordpol. Versteh mich nicht falsch, ich kann ihm durchaus folgen, nur fühlt es sich zu vollgestopft, nach zu viel gewollt an. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau und noch dazu subjektiv, wie immer.
Eine eingängige Geschichte, die mich neugierig auf weitere zurücklässt.
beste Wünsch
witch

 

Gude @Raindog,

ich finde, du hast eine sehr interessante Herangehensweise gewählt. Die wenigsten Handlungen werden direkt beschrieben, stattdessen wird alles durch den Mama- oder Max-Filter erzählt und vor allem ihre Gedanken und Emotionen spielen eine Rolle. Ich habe zunächst überlegt, ob das nicht etwas unspannend werden könnte - aber über die Art und Weise, wie du erzählst, hast du die Bedenken weggewischt. Da kommt viel über die Zwischentöne oder das, was nicht erzählt wird. Zum Beispiel hier:

raus in die Natur, blabla … Na dann: Hier sind wir.
Natürlich friere ich mir einen ab
Nach dem "hier sind wir" kommt kein "Ist ja ganz schön" sondern direkt "Ich friere (das ist doof hier)".

Sie bleibt an der Stelle durchweg kohärent und ehrlich:

Sowas erzählt Waldemar die ganze Zeit, langweilig ist das,
Weswegen ich zu einem ersten (aber auch eher persönlichem, weil ich das interessanter finde) Kritikpunkt kommen möchte: Ich finde das Ende wenig überraschend. Bereits mit dem Satz oben ist eigentlich alles gesagt und am Ende kommt es dann auch entsprechend: Waldemar ist "weg". Spannend wäre für mich gewesen, wie es genau abgelaufen ist, denn hier letzten Endes die Aussage: Die Ausgangssituation ist nicht gut, also funktioniert es auch nicht. Long story short.
Aber ich vermute mal nicht, dass deine Geschichte an sich "spannend" in dem Sinne sein will, zu überraschen. Es geht m. E. nach eher um die "Persönlichkeitsstudien" der Beteiligten. Das läuft schön, ist gut geschrieben. Aber da krankt es am Ende für mich tatsächlich am Ende, da wir bei dem Punkt ankommen: "Die Ausgangssituation ist nicht gut, also funktioniert es auch nicht." In einem Satz wird das dann beendet. Ein Kind in der Schule faselt etwas von einer "Irrenanstalt". Das lässt mir jetzt allen Raum.
Ich habe in den Kommentaren z.T. sehr Negatives über die Mutter gelesen, was ich für mich nicht aus dem Text herausziehen kann. Da wäre ich wahrscheinlich bei Willi: Sie wird nicht verteufelt.
Ok, sie ist Alkoholikerin (oder trinkt zumindest sehr gerne; vielleicht auch nur, wenn sie unter Stress steht) - ich erfahre aber nicht warum und wieso. Ihre Lebensumstände hätten womöglich besser sein können; vielleicht jung Mutter geworden, der Vater von Max ist nicht mehr da, über ihn und sein Verschwinden erfahren wir auch nichts, ihr Sprachstil könnte auch vermuten lassen, dass ihre eigene Jugend nicht nach dem gutbürgerlichen Schema abgelaufen ist. Da mag ich nicht vorschnell aburteilen.
Und das Ende: "Irrenanstalt". Das kann aus Kindersicht alles Mögliche sein. Vielleicht hat das mit Waldemar u.a. wegen dem Alkohol nicht geklappt (er scheint da ja kein großer Verfechter gewesen zu sein) und sie ist aus freien Stücken in eine Entzugsklinik? Why not? Dadurch, dass der eigentliche Konflikt ausgelassen ist und ich mich als Leser auf die reine Ausgangssituation (bzw. Teile davon) zurückfallen lassen muss, bleibt mir viel Spielraum.

Das klingt jetzt alles sehr negativ, weil ich m.E. zu große Lücken ankreide, aber ich habe deinen Text gerne gelesen, weil ich ihn sehr atmosphärisch und schön geschrieben finde. Nur den Schwerpunkte hätte ich gerne in der Auseinandersetzung gesehen und das ist wohl auch durch meine Lesegewohnheit bestimmt.

Um nun zu kleineren Sachen zu kommen:

Manchmal knurrt er beim Sprechen wie ein Hund: Waldemarrr.
-> Sehr penibel gedacht: Mit dem Waldemarrr ahmst du ja seinen Sprechstil nach; er spricht also. Aber den eigenen Namen spricht man doch eher selten aus, weswegen es mir als Beispiel etwas komisch vorkommt.

die dämlichen Vögel vom Arbeitsamt
-> Ich fände es passender, wenn sich Max hier etwas "Unkomplizierteres" merken würde; vielleicht einfach das "verfickte Arbeitsamt".

der Jacke, die für den Weg zum Pub gemacht ist und zurück und für mehr nicht.
-> Bei Pubs denke ich an Großbritannien, aber die Geschichte spielt wohl eher in Deutschland. Da wäre ich dann bei Eckkneipe oder Kneipe.


Ein vielleicht nicht ganz so konstruktiver aber hoffentlich wenigstens interessanter Leseeindruck,
Vulkangestien

 

Liebe @greenwitch,

Ich habe mich sehr gefreut, dass du diese Herausforderung trotzdem angenommen hast:

Kommentare zu Geschichten schreiben, unter denen eigentlich alles gesagt erscheint - was für eine Herausforderung.
Ich stimme dir absolut zu, geht mir ebenso, doch als Autor freut man sich natürlich über jeden Kommentar, freut sich auch problemlos zum hundertsten Mal, wenn einem ein besonders cooler Satz gelungen ist, und erfährt jedes Mal eine Sicht aus einem ganz besonderen Blickwinkel. Also, Danke fürs Vorbeikommen! :)
Der Titel macht eindeutig neugierig, ich sehe tatsächlich in Gedanken die Abbildung der "Eierlegenden Wollmilchsau" vor mir. Grins.
Der Titel bot sich natürlich an, und ja, das Tier kann man sich schön zurechtfantasieren, sieht sicher bei jedem anders aus.
Für mich hast Du schon in diesem ersten Absatz alles drin, die Mutter ist nicht zuverlässig, aber das ist einfach so, das Kind akzeptiert es, es ist seine Mama.
Danke, freut mich, wenn das so funktioniert. Ist ja immer gut, wenn man in einer KG recht schnell erfährt, mit wem man es zu tun hat.
Ich mag die Mama total, sie ist so unvollkommen, so fertig und doch so für ihren Kleinen da
Auch darüber freue ich mich. Denn die Gefahr ist ja auch da, dass sie einfach nur als gefühlskalt und egoistisch angesehen werden könnte. Einigen Lesern ist es so gegangen, aber mittlerweile gibt es auch viele Kommentatoren, die es so sehen wie du. Also, das bestärkt mich natürlich darin, die Mutter so zu lassen und nicht zu versuchen, ein Mittelding-Konstrukt zu errichten, denn es liest nun mal jeder anders. Und es ist unmöglich, eierlegende Wollmilchprotagonisten zu erfinden. :D
Im wahren Leben irritieren mich solch Mütter schwer, ich kann ihnen nicht folgen, warum sie so ticken, wie sie ticken.
Stimmt, von außen betrachtet ist manches oft schwer nachvollziehbar. In der Geschichte gehe ich natürlich nicht drauf ein, warum die Mutter so tickt. Das, hoffe ich, nimmt der Leser als gegeben hin, um sie dann für eine kurze Zeitspanne auf diesem Ausflug zu begleiten und ihre Sichtweise zu, äh …
Aber akzeptieren, ja, das kann ich und Du machst es mir hier leicht, die Frau ist nicht nur schwarz,
akzeptieren, danke, du sagst es!
total lieb ist der und außerdem ein Eskimo. Manchmal knurrt er beim Sprechen wie ein Hund: Waldemarrr. Er kommt aus Pol, hat er gesagt. Vom Pol heißt das eigentlich richtig; Nordpol meint er sicher, er hat auch so eine dicke Jacke an, mit Kuschelfell an der Kapuze. Gibt es Kamele am Pol? Na, egal, Renntiere aber: Rudolph mit der roten Nase zum Beispiel, und seins hier heißt Waldolph.
Doch, ich glaub die Kinderstimme. Mein Enkelmonster ist fünf und so altklug, da mir oft der Mund offen steht, was aus ihr so heraus sprudelt, Dieser typische Mix von Nachgeplapper, Fehlverstandenem und kindlichen Erkläransätzen - sehr schön eingefangen.
Danke! :kuss: Wenn das aus so berufenem Mund als glaubhaft angesehen wird, dann kann es nicht gänzlich daneben sein! Schön zusammengefasst hast du diese Sichtweise.
Und egal, man muss sich nichts vormachen: Zu Waldemar gehört eine taffe Outdoor-Frau mit ...
Vielleicht habe ich es an anderer Stelle einfach überlesen, hier stört es mich total. Dieses Wechseln der "Bezüge". Sie denkt, ich bin also ganz dicht bei ihr und dann kommt "man" - fühlt sich falsch an.
Ja, da haste recht. Das ist noch ein Überbleibsel aus der Zeit, als die Mutter noch nicht aus der Ich-Perspektive gesprochen hat. Ich mache etwas damit.
„Alter, es ist scheißkalt!“, sagt Mama.
gehört das nicht zum nachfolgenden Absatz? Ihre Sprache/Sicht ...
Eigentlich wäre das wohl folgerichtig, ja. Aber ich hatte hier Spaß an einem gewissen Ineinanderschmelzen der beiden Erzählperspektiven. Und es ist ja Max, der hört, was Mama sagt, daher noch der Redebegleitsatz. Ohne diesen würde es wirklich nicht passen.
Es ist ziemlich kalt und regnet ein bisschen
wäre für mich ein Streichkanditat, ist auch nicht unbedingt Kindersprache/denken
Da gebe ich dir auch recht. Überlege mir was.
Warme Vanilleluft bläst ihm entgegen, Gelächter, Musik und Gläserklirren; blinkende Lichterketten …
So eine schöne Beschreibung. Eigentlich würde ich sagen wollen, zuviel, vor allem Adjektive und überfrachtet. Aber nein, Du nimmst mich genauso mit, wie so ein Wechsel auf eine Menschen (und erst recht auf so einen kleinen) wirkt - bunt, übermächtig!
Ja, auch hier: Danke! Genauso soll es rüberkommen, und tatsächlich sehe ich es auch so wie du zu Beginn: zu viele Adjektive, auch für meinen Normalgeschmack, aber hier dürfen sie …
Sein Lächeln sieht aus wie von jemandem, der Ja sagen möchte, aber dann blickt er nach unten, als wäre das Wort heruntergefallen;
Gerade, als ich den Satz zitiert und schreiben wollte "Schöner Satz", fiel mir mein Problem auf. Die Sprache von Kindern ist leider selten schön, auch hier finde ich nur den Gedanken, nicht den Satzbau super.
Ssso, dir gefällt der Satzbau nicht? Phhhh … :pah:Nein, Spaß, alles gut :)! Aber ich weiß jetzt wirklich nicht genau, wie du es meinst: Ist der Satz in deinen Augen jetzt eher kindlich, dafür aber wenig schön, oder zu schön, um kindlich zu sein …? :confused:
Vielleicht bin ich aber auch einfach die falsche Leserin für Geschichten aus Kindersicht.
Wer sagt denn sowas! Wer ein fünfjähriges Enkelmonster hat, ist die perfekte Leserin dafür!
Tja, der Schluss? Fühlt sich für mich logisch, gut hingeführt, glaubhaft an. Es bleibt genug zum "Was dann?" denken, ohne dass ich mich allein gelassen fühle.
Das ist gut, wenn es soweit funktioniert.
Ich glaube, mir macht eher die Länge des"Gedankenganges" dieses letzten Absatzes noch Schwierigkeiten. Die Spuren am Himmel, dann die Oma, der Lernfortschritt, die Mama und die Irrenanstalt ... Und dann der Traktor zum Nordpol.
Ich Blödi klebe so an diesem Schluss, dann muss ich eben auch durch, wenn viele Leser den nicht so richtig brauchen/mögen. :bonk: Und ganz bestimmt recht damit haben. Aber diese Szene, diese Bilder, waren die ersten, die ich im Kopf hatte. Nach und nach ist dann die Geschichte daraus entstanden. Es sind sozusagen die Urgroßdarlings
Versteh mich nicht falsch, ich kann ihm durchaus folgen, nur fühlt es sich zu vollgestopft, nach zu viel gewollt an
Ich verstehe dich ganz richtig, das ist ja durchaus sehr viel. Vielleicht ist das so, weil ich beim Schreiben immer versuche, mir Filmszenen vorzustellen, die gut funktionieren könnten. Aussagekräftig, bildgewaltig, ohne aufdringlich zu sein. Wenn ich versuche, das in Worte zu fassen und aufzuschreiben, ist es wohl manchmal überfrachtet. Das muss ich generell im Auge behalten.
Aber das ist Jammern auf hohem Niveau und noch dazu subjektiv, wie immer.
Jammern auf hohem Niveau ist mein Lieblingsjammern: Immer wieder gerne! Dein Kommentar hat mir sehr geholfen, greenwitch.
Eine eingängige Geschichte, die mich neugierig auf weitere zurücklässt.
Danke! Wir sehen uns in Bälde in der Gärtnerei! :)

Liebe Grüße von Raindog

 

Hey @Raindog ,

wen man in der Challengezeit nicht alles so kennenlernt :D.

Bei Max im Bauch sind wahrscheinlich fast fünf Ringe, aber zum Glück kann die niemand sehen.

Das ist eine geile Art, Max einzuleiten.

Und egal, warum soll ich mir was vormachen: Zu Waldemar gehört eine taffe Outdoor-Frau mit geröteten Wangen, in Bergschuhen und The-North-Face-Jacke.
Wenn Max nicht da wäre, wüsste ich es vielleicht.
„Ich brauche keinen verfickten
Tee, ich brauche Stoff!“

Ich habe die vorherigen Kommentare nur überflogen, daher verzeih, falls das hier bereits doppelt genannt wurde.
Irgendwie verbinde ich jetzt die Mutter mit Depressionen. Sie kriegt offensichtlich nichts gebacken und scheint immer zu gereizt und traurig zu sein, weil sie nichts gebacken bekommt. Ich behaupte einfach mal, dass das an der Trennung von Max Vater liegt. Erinnert mich inhaltlich ein wenig an @TeddyMaria s "Sturmfrei".
Den Verweis am Ende, dass sie sich ohne Max vielleicht sogar umbringen würde, fand ich unwage formuliert. Ich habe das so ein bisschen als Plan wahrgenommen, nach dem Motto: "Wenn ich könnte, würde ich..." Dabei denke ich viel eher, dass sie doch ihre Todesabsicht als starken Wunsch wahrnehmen würde. "Wie gerne würde ich...", "Ich sollte..." Mir wirkt das nicht gewollt genug.

Wenn er groß ist und Geld verdient mit seinem Max-Beruf, dann kauft er ihr einen Pelzmantel, der bis über ihre Turnschuhe reicht wie bei einer Eskimokönigin.

Sweeter Junge.

Im Radio spielt jemand Klavier; das Lied ist wunderschön. Zuerst singt ein Mann, dann eine Frau, dann beide zusammen, und Max stellt sich vor, es wären Mama und Waldemar, die da singen.
Aus der Lautsprecherbox in den Ecke lallen die Pogues ihr versoffenes Weihnachtslied,

Perspektive ist eine feine Sache.
Ich glaube auch, dass du da ein Komma zu viel hast, nach zusammen. Bin mir aber nicht sicher.

Was zurückblickend mich ein wenig verwirrt, ist, wie offen und leicht Max mit dem Verhalten seiner Mutter umgeht, insbesondere ihrem Verschwinden in einer Klapse. Klar, er meint, er würde anderen Menschen eine runterhauen. Es ist schon echt süß, wie sehr er an ihr hängt und wie er in ihr trotz allem noch etwas Gutes sieht. Aber gibt es muss doch einen Punkt geben, an dem ein Kind seiner Mutter nicht mehr offen in die Augen schauen kann. Irgendwann muss er doch merken, dass die Eltern seiner Freunde und Mitschüler anders sind, dass seine Mutter nicht perfekt ist. Spätestens bei ihrer Einlieferung in eine geschlossene Anstalt (was er zugegebenermaßen nicht versteht, Mama ist ja einfach nur "weg") aber müsste sich doch Max fragen: Entweder stimmt was nicht mit Mama oder (was ziemlich bitter und vielleicht schädlicher ist als Option 1) etwas stimmt nicht mit mir.
Was ich sagen will, ist, dass für mich das Verhalten der Mutter aus Max Augen zu glatt läuft.

Ich habe deine Geschichte echt gerne gelesen. Challengezeit ist doch was tolles.

Gesunde und lebensfreudige Grüße
Michel

 

Hi raindog,

ich mag den Titel, der neugierig macht, ich mag die Wortspiele, ich mag deine Geschichte, bis auf das Ende.

Im Einzelnen, ohne die bisherigen Kommentare zu kennen:

Na, egal, Renntiere aber
Hast du Rentiere extra immer mit zwei n geschrieben? :Pfeif:

Waldemar ist Waldarbeiter. Bestimmt ist er das geworden, weil sein Name so klingt: Waldemarbeiter.
Meine These lautet: "Er hieß Waldemar, weil's im Wald geschah." :eek:

Punsch, Willi, Jagertee – irgendwas wird es dort ja geben. Muss.
Willi? Dachte erst, da würde ein Mann auf sie warten. :confused:

Wenn er groß ist und Geld verdient mit seinem Max-Beruf,
"Max-Beruf" finde ich gut.

aber dann blickt er nach unten, als wäre das Wort heruntergefallen;
Sehr schöne Formulierung.

Aus der Lautsprecherbox in den Ecke lallen die
in der Ecke

Wie das wohl wäre, wenn ich tatsächlich versuchen könnte, so eine Funktionsjackenfrau zu sein für Waldemar.
"Funktionsjackenfrau": Auch schön.

Waldemar ist nicht geblieben. Mama ist fast erfroren.
Morgen darf er sie wieder besuchen. Irrenhaus, hat jemand aus seiner Klasse gesagt, und Max hat ihm eine runtergehauen, aber so richtig.
Dass Waldemar noch nicht so oft mit Max zusammen war, war klar, sonst hätte er nicht so viel über seine Arbeit(skollegen) gesprochen. Das sind m.E. Dinge, die man nicht erst nach Monaten erzählt. :D

Ich hätte mir ein subtileres Ende gewünscht. Nicht die Antwort/Auflösung aller wichtigen Fragen in drei Sätzen.

Ich muss sagen, dass mich die kursiven Stellen irritiert haben, zumal da einmal auch wörtliche Rede aus dem "Live-Geschehen" enthalten ist.

Zudem hatte ich auch Probleme mit den Perspektiven. Erzähler, Mutter, Kind ... Manchmal war das vermischt, nicht eindeutig.

Hat mir ansonsten aber gut gefallen. :thumbsup:

Schönen Abend und liebe Grüße,
GoMusic

 

Hallo @Vulkangestein,

ich finde, du hast eine sehr interessante Herangehensweise gewählt. Die wenigsten Handlungen werden direkt beschrieben, stattdessen wird alles durch den Mama- oder Max-Filter erzählt und vor allem ihre Gedanken und Emotionen spielen eine Rolle.
Ja, da wird viel gedacht und empfunden in der Geschichte – schön, dass du diesen Aufbau interessant findest.
Ich habe zunächst überlegt, ob das nicht etwas unspannend werden könnte - aber über die Art und Weise, wie du erzählst, hast du die Bedenken weggewischt. Da kommt viel über die Zwischentöne oder das, was nicht erzählt wird.
Und klar freue ich mich, dass es eben trotz der Gefahr nicht unspannend geworden ist.
Weswegen ich zu einem ersten (aber auch eher persönlichem, weil ich das interessanter finde) Kritikpunkt kommen möchte: Ich finde das Ende wenig überraschend. Bereits mit dem Satz oben ist eigentlich alles gesagt und am Ende kommt es dann auch entsprechend: Waldemar ist "weg".
Stimmt. Das ist wirklich nicht überraschend. Ich denke, das ist so ein typischer Mangel/typisches Merkmal meiner Geschichten, dass der Konflikt nicht richtig greifbar ist. In der Geschichte durchlebt in meinen Augen auch eher Max den Konflikt, mehr als seine Mutter. Bei ihr ist ziemlich klar: Das wird nix. Bei Max allerdings baut sich während des Ausfluges immer mehr die Hoffnung auf, dass das mit Waldemar und Mama klappen könnte. Der Leser weiß es (fast) besser und begleitet Max nur auf seinem Weg zur Desillusion. Ich weiß, vermutlich funktionieren spannende Kurzgeschichten so nicht. Da habe ich noch viel zu lernen.
Spannend wäre für mich gewesen, wie es genau abgelaufen ist, denn hier letzten Endes die Aussage: Die Ausgangssituation ist nicht gut, also funktioniert es auch nicht. Long story short.
Das kann ich verstehen. Ich müsste dafür allerdings eine neue Geschichte schreiben, denn diese hier wollte das gar nicht erzählen, denn es ist so, wie du es hier sagst:
Aber ich vermute mal nicht, dass deine Geschichte an sich "spannend" in dem Sinne sein will, zu überraschen. Es geht m. E. nach eher um die "Persönlichkeitsstudien" der Beteiligten. Das läuft schön, ist gut geschrieben.
Danke.
In einem Satz wird das dann beendet. Ein Kind in der Schule faselt etwas von einer "Irrenanstalt". Das lässt mir jetzt allen Raum.
Ich sehe durchaus, dass dir dort etwas fehlt, möchte die Geschichte aber gar nicht weiter ausdehnen. Der letzte Absatz, mit diesen Infos, wird von vielen Lesern als unnötig angesehen. Ich aber brauche ihn irgendwie, und du hättest gerne sogar noch mehr dieser Infos … Hm. (Meine Smilies funktionieren heute irgendwie nicht, sonst wäre hier so einer mit Fragezeichen. Du bekommst also deshalb heute eine emojifreie, aber keineswegs emotionslose Antwort ;-) )
Dadurch, dass der eigentliche Konflikt ausgelassen ist und ich mich als Leser auf die reine Ausgangssituation (bzw. Teile davon) zurückfallen lassen muss, bleibt mir viel Spielraum.
Okay, von mir hast du wirklich nur einen kurzen Ausschnitt aus dem Leben von Mama und Max bekommen, und den leeren Raum darfst du selbst füllen. Ob Mama jetzt in der Psychiatrie ist, weil sie u.a. vllt. versucht hat, sich etwas anzutun, oder auf eigenen Wunsch oder auf Druck von außen in einer Entzugsklinik, finde ich allerdings deshalb nebensächlich, weil es für Max in dem Moment keine Rolle spielt: Sie ist weg. Waldemar ist weg. Wollmilch gibt’s nicht.
Ich habe in den Kommentaren z.T. sehr Negatives über die Mutter gelesen, was ich für mich nicht aus dem Text herausziehen kann.
Das finde ich gut, wenn es mit der Mutter so hinkommt. Habe dazu auch in meiner vorherigen Antwort auf den Komm von greenwitch etwas geschrieben.
Das klingt jetzt alles sehr negativ, weil ich m.E. zu große Lücken ankreide, aber ich habe deinen Text gerne gelesen, weil ich ihn sehr atmosphärisch und schön geschrieben finde.
Ich finde das sehr wichtig, was du sagst, nicht negativ, sondern hilfreich, weil es genau der Punkt ist, wo es bei meinen Geschichten immer wieder hakt. Und das Lob sacke ich natürlich ganz schnell ein und bedanke mich dafür!
Manchmal knurrt er beim Sprechen wie ein Hund: Waldemarrr.
Sehr penibel gedacht: Mit dem Waldemarrr ahmst du ja seinen Sprechstil nach; er spricht also. Aber den eigenen Namen spricht man doch eher selten aus, weswegen es mir als Beispiel etwas komisch vorkommt.
Schon richtig gedacht. Es war aber mein Gedanke, wie sich Waldemar das erste Mal bei Max vorgestellt hat: Ich bin Waldemarrrrrr. Das hat Max sehr beeindruckt und nun denkt er es so, wenn er Waldemar denkt … Hm, wahrscheinlich ein etwas künstliches Konstrukt, sehe ich ein – aber ein Darling …
die dämlichen Vögel vom Arbeitsamt
Ich fände es passender, wenn sich Max hier etwas "Unkomplizierteres" merken würde; vielleicht einfach das "verfickte Arbeitsamt"
Das würde auch gehen, und mit diesen dämlichen Vögeln habe ich hier ganz schön zu kämpfen. Langsam denke ich darüber nach, ihnen ihre verfickten Hälse umzudrehen … Aber in meiner Vorstellung ist es so, dass sich Max die Arbeitsbeamten, früher, als er noch kleiner war, tatsächlich als eine Art komische Vögel vorgestellt hat. Er hat das schon immer so gehört, seit er denken kann. Und er hat es bisher noch nicht hinterfragt: Das sind dort ganz einfach dämliche Vögel …
Jacke, die für den Weg zum Pub gemacht ist und zurück und für mehr nicht.
Bei Pubs denke ich an Großbritannien, aber die Geschichte spielt wohl eher in Deutschland. Da wäre ich dann bei Eckkneipe oder Kneipe.
Da hast du natürlich recht, gefällt mir aber vom Sprachfluss besser mit Pub. Die Stammkneipe von Mama kann zum Beispiel O'Reilly's Irish Pub sein.
Ein vielleicht nicht ganz so konstruktiver aber hoffentlich wenigstens interessanter Leseeindruck,
Aber wohl konstruktiv! Und natürlich interessant! Und dafür danke ich dir wirklich sehr, Vulkangestein.
Liebe Grüße von Raindog

 

Hi Meuvind,

wen man in der Challengezeit nicht alles so kennenlernt
Ja, ich sag’s dir! Der reinste Tummelplatz für vindige Burschen, nasse Hunde, Nagetiere, Insekten, Fabelwesen, und, und, und … :)
Bei Max im Bauch sind wahrscheinlich fast fünf Ringe, aber zum Glück kann die niemand sehen.
Das ist eine geile Art, Max einzuleiten
Danke, freut mich, dass du es geil findest! :D
Irgendwie verbinde ich jetzt die Mutter mit Depressionen. Sie kriegt offensichtlich nichts gebacken und scheint immer zu gereizt und traurig zu sein, weil sie nichts gebacken bekommt.
Das ist ja auch tatsächlich so bei ihr: Alkoholabhängigkeit in Verbindung mit Depression.
Ich behaupte einfach mal, dass das an der Trennung von Max Vater liegt.
Es kann natürlich alles Mögliche der Grund dafür sein, das wollte ich in der Geschichte aber gar nicht zum Thema machen, das wäre eine andere Story.
Den Verweis am Ende, dass sie sich ohne Max vielleicht sogar umbringen würde, fand ich unvage formuliert. Ich habe das so ein bisschen als Plan wahrgenommen, nach dem Motto: "Wenn ich könnte, würde ich..." Dabei denke ich viel eher, dass sie doch ihre Todesabsicht als starken Wunsch wahrnehmen würde. "Wie gerne würde ich...", "Ich sollte..." Mir wirkt das nicht gewollt genug.
Wie meinst du das genau, mit unvage? Vage wäre ja unklar, ungenau, das meinst du wahrscheinlich eher? So soll es aber auch rüberkommen, sie leidet ja unter starken Stimmungsschwankungen, ist manchmal supergut drauf, in anderen Momenten wiederum denkt sie an Suizid. Es ist (noch) nicht durchgängig der Wunsch da, sich umzubringen, aber sie spielt immer öfter mit dem Gedanken.
Im Radio spielt jemand Klavier; das Lied ist wunderschön. Zuerst singt ein Mann, dann eine Frau, dann beide zusammen, und Max stellt sich vor, es wären Mama und Waldemar, die da singen.

Aus der Lautsprecherbox in der Ecke lallen die Pogues ihr versoffenes Weihnachtslied

Perspektive ist eine feine Sache.
Ich glaube auch, dass du da ein Komma zu viel hast, nach zusammen. Bin mir aber nicht sicher.
Ja, es ist wirklich alles eine Sache der Perspektive. Mit dem Komma: Aus meiner Perspektive passt das so. Aber ganz sicher bin ich mir da auch nie ;) ...
Was zurückblickend mich ein wenig verwirrt, ist, wie offen und leicht Max mit dem Verhalten seiner Mutter umgeht, insbesondere ihrem Verschwinden in einer Klapse.
Er kennt es ja nur so, er hat ja nur diese Mutter und ist noch nicht mal fünf Jahre alt. Das fühlt sich sicher nicht immer gut an, aber es ist normal für ihn: Manchmal ist Mama lieb, manchmal genervt, manchmal kaum ansprechbar … Das Verschwinden in der Klapse, da würde ich nicht behaupten, dass Max leicht damit umgeht. Er wird sogar sehr daran zu knabbern haben. Er freut sich aber trotzdem auf seinen Besuch bei ihr, weil es ja seine Mum ist, die er liebt, so unvollkommen sie auch ist.
Es ist schon echt süß, wie sehr er an ihr hängt und wie er in ihr trotz allem noch etwas Gutes sieht. Aber gibt es muss doch einen Punkt geben, an dem ein Kind seiner Mutter nicht mehr offen in die Augen schauen kann. Irgendwann muss er doch merken, dass die Eltern seiner Freunde und Mitschüler anders sind, dass seine Mutter nicht perfekt ist.
Ich denke, um diesen Punkt zu erreichen, muss ein Kind um einiges älter sein als Max. Oder es müssen noch krassere Sachen vorgefallen sein, wie körperliche Gewalt. Max‘ Mutter hat ihn natürlich vernachlässigt, das steht außer Frage, aber das ist für ihn der Normalzustand, auch wenn es bei Freunden zuhause anders ist. Er liebt seine unperfekte Mutter.
Spätestens bei ihrer Einlieferung in eine geschlossene Anstalt (was er zugegebenermaßen nicht versteht, Mama ist ja einfach nur "weg") aber müsste sich doch Max fragen: Entweder stimmt was nicht mit Mama oder (was ziemlich bitter und vielleicht schädlicher ist als Option 1) etwas stimmt nicht mit mir.
Ich denke, er versteht zu diesem Zeitpunkt schon, dass mit Mama etwas nicht stimmt, aber deshalb liebt er sie doch trotzdem noch und hofft, dass sie irgendwann (wieder) für ihn da ist.
Was ich sagen will, ist, dass für mich das Verhalten der Mutter aus Max Augen zu glatt läuft.
In der Geschichte zeige ich ja nur diesen kleinen Ausschnitt, und solange Mama noch da ist, nimmt Max ihr Verhalten tatsächlich einfach als gegeben hin. Er lechzt aber trotzdem nach echter Geborgenheit und Wärme, die er sich ja von einem Zusammenleben mit Waldemar verspricht. Da zeigt sich mMn, dass ihm sein Defizit bewusst ist, er kann es nur nicht genau benennen. Und Max‘ weitere Gedanken, ihren Klinikaufenthalt betreffend, bekommen wir ja gar nicht mit in der Geschichte. Mit dem Schluss (den viele unnötig finden :hmm:) habe ich versucht, zu zeigen, wie desillusioniert und alleingelassen er sich fühlt: Mama weg, Waldemar nicht geblieben, und selbst die Wollmilch war nur ersponnen und erlogen … Also, ich finde nicht, dass er es leicht nimmt, nur ist für großartiges Wehklagen gar kein Platz in der Geschichte.
Ich habe deine Geschichte echt gerne gelesen. Challengezeit ist doch was tolles.
Ich freue mich sehr über das Gerne gelesen. Und ja, die Challengezeit ist toll, aber auch eine extrem zeitintensiv... Deshalb danke ich dir sehr für deinen schönen Kommentar, Meuvind!
Gesunde und lebensfreudige Grüße
Oh, ich wollte dich mit der Geschichte nicht persönlich in eine depressive und lebensmüde Stimmung versetzen, obwohl sie natürlich traurig ist – und deshalb unbedingt: Ebensolche Grüße zurück! :bounce:

Liebe Grüße von Raindog

 

Hi @GoMusic,

ich mag den Titel, der neugierig macht, ich mag die Wortspiele, ich mag deine Geschichte,
Na, das ist ja phantastisch! :):):)
bis auf das Ende.
Na gut … :( Wäre ja auch zu einfach gewesen. ;)
Ich weiß, der Schluss ist nicht jedermanns Sache. Ich habe ihn schon verändert aufgrund verschiedener Komms und schon viel dazu gesagt, das musst du jetzt nicht aber alles lesen. Tatsache ist, dass ich mit diesem blöden Schluss jetzt trotzdem die Challenge durchstehen werde, weil mir keine zündenderen (was ein Wort!) Ideen kommen.
Hast du Rentiere extra immer mit zwei n geschrieben?
Jawoll! Das denkt Max ja so: Er kann zwar noch nicht lesen und schreiben, aber für den heißen die Tiere so, weil sie schnell rennen können. Ist doch auch viel logischer, eigentlich! Das hatte ich sogar erst kursiv geschrieben Renntiere, damit man mir den Rechtschreibfehler nicht ankreidet, aber inzwischen stehe ich dazu. :D
Meine These lautet: "Er hieß Waldemar, weil's im Wald geschah."
He, ich denke, das kommt auch hin! :lol:
Punsch, Willi, Jagertee – irgendwas wird es dort ja geben. Muss.
Willi? Dachte erst, da würde ein Mann auf sie warten.
Willi ist doch so ein Obstbrand, aus Williams Christ Birne. Nicht, dass ich das täglich trinke, aber ich dachte, das ist bekannt. Aber wenn es für Irritation sorgt, überlege ich mir vielleicht noch einen anderen Schnaps.
"Max-Beruf" finde ich gut.
Danke! :)
Dass Waldemar noch nicht so oft mit Max zusammen war, war klar, sonst hätte er nicht so viel über seine Arbeit(skollegen) gesprochen. Das sind m.E. Dinge, die man nicht erst nach Monaten erzählt.
Ja, die kennen sich noch nicht so sehr lange, das stimmt.
Ich hätte mir ein subtileres Ende gewünscht. Nicht die Antwort/Auflösung aller wichtigen Fragen in drei Sätzen.
Das ist mir, wenn ich die Kommentare zusammenzähle, wohl wirklich nicht so besonders gelungen mit dem Ende. Ich komme da aber momentan nicht mehr raus aus der Nummer. Wahrscheinlich hatte ich beim Schreiben einen anderen Fokus auf die Geschichte gerichtet, als es jetzt für den Leser erscheint, und dann passt es nicht mehr. Ich werde das jetzt so lassen, weil ich nicht anders kann, aber fürs weitere Schreiben versuchen, meine Lehren daraus ziehen.
Ich muss sagen, dass mich die kursiven Stellen irritiert haben, zumal da einmal auch wörtliche Rede aus dem "Live-Geschehen" enthalten ist.
Ist das nicht durch das Kursive extra eindeutig? Ich hatte schon den Eindruck, fast zu sehr, dass der Leser sagt: Na Mensch, ich hab das schon kapiert ...
Welche Stelle du genau meinst mit der wörtliche Rede aus dem "Live-Geschehen" weiß ich zwar nicht, aber vllt. die, wo Mama im Max-Abschnitt irgendwas sagt. Das zumindest ist Absicht, weil Max das ja auch aktiv hört. Ist ein wenig Spielerei …
Zudem hatte ich auch Probleme mit den Perspektiven. Erzähler, Mutter, Kind ... Manchmal war das vermischt, nicht eindeutig.
Oh, immer noch … :bonk: Ich habe da schon sehr viel getan, aber wenn es immer noch nicht eindeutig ist, werde ich nochmal schauen.
Hat mir ansonsten aber gut gefallen.
Na, dann ist ja alles gut! :) Und danke dir für die Hinweise, GoMusic, ich gehe da nochmal in mich und dann durch die Geschichte.

Liebe Grüße und ein schönes Wochenende wünscht dir Raindog

 

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