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Wollmilch

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06.10.2017
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Wollmilch

Ich bin schon ewig nicht mehr in den verdammten Bergen gewesen!
Mama sagt verfickt und verdammt zu ziemlich allem, sodass Max nie genau weiß, ob sie etwas toll oder doof findet. Im Kindergarten schimpfen sie immer, wenn er diese Wörter benutzt, aber die verdammten Berge sind auf jeden Fall wunderschön! Er wusste das ja gar nicht bis heute! Von hier oben kann man den ganzen Himmel sehen, und noch nie zuvor hat er keine Autos gehört. An dieser Stelle vorhin, wo sie bis ans Ende der Welt geschaut haben, war sogar ein Teil vom Himmel unter ihnen.
Waldemar hat ihm gerade einen durchgesägten Baum gezeigt und an den Ringen abgezählt, wie oft der schon Geburtstag hatte. Wie gut frisches Holz riecht! Bei Max im Bauch sind wahrscheinlich fast fünf Ringe, aber zum Glück kann die niemand sehen.
„Komm, steig auf, Cowboy!“, sagt Waldemar und geht in die Hocke.

Ganz verrückt ist Waldemar mit dem Kleinen. Lässt ihn auf den Schultern reiten, sammelt Eicheln, singt alberne Lieder und nennt jede verfickte Bergspitze beim Namen. Was der so für Sachen kennt – unglaublich. Am Ende weiß er auch noch, wer Vogel des Jahres geworden ist.
Ewig genervt hat er mit diesem Ausflug: Mal frische Luft atmen, mal was anderes sehen, raus in die Natur, blabla … Na dann, hier sind wir – freu dich, Waldemar! Ich friere mir derweilen einen ab in den beschissenen Turnschuhen und der Jacke, die für den Weg zum Pub gemacht ist und zurück und für mehr nicht. Wenigstens hat Max seine dicken Boots an. Ich höre ja schon automatisch die Kindergartentussis jammern: Warme Stiefel, warme Stiefel, Mütze, Schal – unentspannt bis zum Anschlag.

Max schaukelt hin und her auf Waldemars Schultern. Wie ein Kamelreiter kommt er sich vor. Von hier oben ist sogar Mama klein. Waldemar hat ihm seine Handschuhe gegeben – total lieb ist der und außerdem ein Eskimo. Manchmal knurrt er beim Sprechen wie ein Hund: Ich bin Waldemarrr. Er kommt aus Pol, hat er gesagt. Vom Pol heißt das eigentlich richtig; Nordpol meint er sicher, er hat auch so eine dicke Jacke an, mit Kuschelfell an der Kapuze. Gibt es Kamele am Pol? Na, egal, Renntiere aber: Rudolph mit der roten Nase zum Beispiel, und seins hier heißt Waldolph. Es hat ziemlich große Ohren, die Max vorsichtig unter dem Mützenrand hervorzieht; vielleicht kann er sich daran festhalten. Wenn er seine Finger in den riesigen Handschuhen abspreizt, sieht es aus, als hätte Waldolph ein Geweih.
Irgendwann nimmt Waldemar ihn mit zu seiner Arbeit, hat er gesagt, dann können sie zusammen Traktor fahren und Bäume fällen. Waldemar ist Waldarbeiter. Bestimmt ist er das geworden, weil sein Name so klingt: Waldemarbeiter. Was man wohl wird, wenn man Max heißt? Irgendwie passt da nichts so gut wie bei Waldemar. Wenn es da einfach gar nichts gibt, mit Max? Das wäre blöd, aber vielleicht wissen es die dämlichen Vögel vom Arbeitsamt, wenn es so weit ist.

Hoffentlich sind wir bald an dieser bescheuerten Hütte, dem einzigen Lichtblick bei der Aktion hier. Punsch, Willi, Jagertee – irgendwas wird es dort ja geben. Muss.
Na logo, jetzt fängt es auch noch an zu regnen.
Waldemar meint es wirklich ernst, der gibt sich total Mühe, das ist schön, irgendwie.
Wenn ich dran denke, wie er da mit seiner Tussi auf der Bühne gestanden hat, wie sie versucht haben,
Something Stupid im Duett zu singen – what the fuck, so grottenschlecht, dass die Tussi kichernd weggerannt ist mitten im Lied. Und Waldemar alleine da oben mit seinen Riesenohren, oh je, und wie dann einfach ich da hoch bin, blau wie ein verdammter Wal, will gar nicht dran denken … Klang garantiert noch schräger jetzt, das Scheißlied, aber wir haben das durchgezogen bis zum Schluss. Haben uns gegenseitig die Lachtränen weggeknutscht und aus feuchten Augenwinkeln beobachtet, wie die Tussi ihre Jacke geschnappt hat …
„ … und der Chef verlangt tatsächlich, dass wir nächste Woche fertig werden, aber erst sollen wir noch warten, bis der Boden trocken ist“, sagt Waldemar. Seine Segelohren leuchten rot, und jetzt hat er wieder diesen ernsten Hundeblick aufgesetzt, skurril irgendwie und gleichzeitig sexy.
Klar ist es anders mit ihm, ich weiß … Wenn er nicht so nerven würde: Hast du mal überlegt, willst du nicht und bla und bla, immer wieder. Aber egal, zu Waldemar gehört eine taffe Outdoor-Frau mit geröteten Wangen, in Bergschuhen und The-North-Face-Jacke. Eine, die Aufi! sagt und Proteinriegel dabei hat, und kein elendes Eisblümchen mit Zitterfingern.
Da drüben auf dem Gipfel liegt jetzt tatsächlich Schnee, der war vorhin noch nicht da. Schlimm genug, dass ich bei diesem Scheißwetter durch die Botanik stiefle wie ein verfickter Förster, aber wenn Waldemar glaubt, ich mache das, um hier oben eine Abstinenzlerorgie zu feiern, dann sorry.

Es ist ganz kalt jetzt und regnet ein bisschen, oder schneit es sogar – so genau kann Max das nicht sagen. Jedenfalls ist es hier nass und matschig, weil der ganze richtige Schnee auf den großen Eisberg dort vorne fällt.
Waldemar hat seine Jacke ausgezogen und ihm übergehängt. Unter der Eskimokapuze ist es warm und gemütlich. Wie bei einem umgedrehten Känguru – vielleicht gibt es das ja, denkt Max: Nordpolkängurus, bei denen die Kinder von ihren Papas auf dem Rücken getragen werden, eingehüllt in riesige Kapuzen.
„Gibt es Kängurus am Nordpol, Mama?“

„Was?“ Der Kleine kommt auf Ideen, da fällt einem nichts mehr ein.
Und Waldemar, der meint das tatsächlich ernst mit seiner Jacke: Tut, als wäre er eine Art Sankt Martin, oberheiliger Typ mit sinnlosem Halbmantel. Selbst schuld, er ist schon ganz nass auf der Brust –, und es ist ja nicht so, dass der Junge zu wenig anhätte. Aber, wenn er denkt … Und wie lange will er jetzt eigentlich noch von seiner Arbeit erzählen? Von seinem verrückten Chef, der immer dies und gleichzeitig das will, der am liebsten die eierlegende Wollmilchsau hätte, aber das geht eben nicht, weil, wenn er die Baumstämme dort herausziehen muss, dann kann er nicht gleichzeitig – und überhaupt: die Holzernte, die Seilwinde ... Sterbenslangweiliges Zeug, was Waldemar die ganze Zeit erzählt, ich hab jetzt schon gar nicht mehr richtig zugehört, aber ich mag seine Stimme.

Eierrrlegende Wollmilchsau: Das klingt schön. Was das wohl wieder für ein Tier ist? Ganz groß bestimmt, dick und zottelig wie der Rand von Waldemars Kapuze, der ihm in den Augen kitzelt. Ein Mischling aus Renntier und Känguru. Fiepende Welpen, die süße Wollmilch aus den pelzigen Brüsten ihrer Mama nuckeln …
„Na, jetzt sind wir bald da, an der Hütte“, sagt Waldemar und reibt sich seine roten Hände, „da können wir einen schönen, heißen Tee trinken.“
Ach, stimmt, wir gehen ja in eine Hütte, denkt Max. Vielleicht sieht die genauso aus wie auf dem Adventskalender, den Waldemar ihm mitgebracht hat: mit Glitzersternen am Himmel und Schnee auf dem Dach und hinter jedem Fenster ein Stück Schokolade …
„Alter, es ist scheißkalt!“, sagt Mama.

Und das ist es wirklich, langsam reicht es mit Natur und Frischluft.
„Tee! Ich glaub’s! Willst du, dass ich erfriere?“ Was für eine absurde Idee überhaupt, hier hoch. Verdammte Kälte, als hätte man eine beschissene Fußfessel an den Knöcheln! Im Bauch, in der Brust, im Kopf – überall die Scheißkälte! Höchste Zeit, was dagegen zu tun!
Vorhin … Vorhin, an diesem Aussichtsfelsen. Wenn ich da wirklich gesprungen wäre. Wie lange würde man fliegen?
Wenn Max nicht da wäre, wüsste ich es vielleicht.
„Ich brauche keinen verfickten
Tee, ich brauche Stoff!“

Stoff ist viel zu dünn, denkt Max, Mama braucht ein Fell, einen dicken Pelz, damit sie nicht so friert. Wenn er groß ist und Geld verdient mit seinem Max-Beruf, dann kauft er ihr einen Pelzmantel, der bis über ihre Turnschuhe reicht wie bei einer Eskimokönigin.
„Na, kein Stress, kann ja jeder trinken, was er möchte“, sagt Waldemar und stopft seine Ohren wieder unter die Mütze.
„Wollmilch!“, ruft Max. Eine heiße Wollmilch – das ist eine supergute Idee. „Iiiiiich trink ne Wollmilchwollmilchwollmilch“, singt er, nach der Melodie von Wir haben Hunger und klatscht die nassen Geweihhandschuhe aneinander.

„Blödsinn!“ Wollmilch, na sicher. „Du meinst Milch, du Spinner, stinknormale Milch halt, oder heiße Schokolade – was anderes gibt’s dort nicht. Außer Tee und Schnaps!“
„Doch! Wollmilch! Ich will aber eine Wollmilch trinken!“ Klar, nun fängt der Zwerg auch noch an zu quängeln. Klingt schon wieder so, als wenn er gleich losheult. Was für ein gottverdammtes Baby!
Mein Baby.
Wie sich die Unterlippe jetzt vorschiebt, ganz leicht zu zittert: Genauso hat er ausgesehen als er das erste Mal neben mir lag und ich nicht glauben konnte, sowas beschissen Schönes hingekriegt zu haben.

„Soso, Wollmilch willst du trinken, du Nasenbär. Wir können ja mal fragen, ob sie das haben“, sagt Waldemar. Er schüttelt sich wie ein nasser Hund, stampft ein paarmal mit den Füßen auf und öffnet die schwere Hüttentür. Max verschluckt das ungeweinte Salzwasser, setzt die Kapuze ab und weiß gar nicht, wohin er zuerst schauen, hören oder riechen soll: Warme Vanilleluft bläst ihm entgegen, Gelächter, Musik und Gläserklirren; blinkende Lichterketten – rotes, grünes und blaues Flackern in leuchtenden Augen und auf glänzendem Fell: richtige Tiere an der Wand; Geweihe und Hundegebell; Gewehre und Babygeschrei, Knusperkrustengeruch, Kerzenschein und prasselndes Kaminfeuer, Tannenzweige und Christbaumkugeln auf rotkarierten Tischdecken, dampfende Tassen und ein Mädchen mit dunkler Haut und ganz viel Puderzucker über ihrem Essen: winzige Schneeberge, die zwischen den Zähnen einer afrikanischen Riesin verschwinden.
„Sucht schon mal einen Platz, ich hole uns was zu trinken“, sagt Waldemar, und Max und Mama setzen sich an einen Tisch, der gerade frei geworden ist.
„Na endlich“, sagt Mama, lehnt sich zurück und schließt die Augen. An der Wand über ihr hängt ein pelziges Tier. Es scheint echt zu sein und trotzdem tot, obwohl es die Augen offen hat. Max schaut lieber weg. Aber dann doch wieder hin. Ein Wachstropfen läuft an der Kerze herunter, die auf ihrem Tisch steht. Wenn ich den abknibble, denkt Max, kann ich ihn zwischen den Fingern hin und her rollen. Sein Gesicht spiegelt sich in einer Weihnachtskugel, komisch sieht er aus: Nasenbär.
„Bitteschön, deine Wollmilch“, sagt Waldemar und stellt eine große Tasse vor ihm ab: Blau, mit einem Schneemann drauf und sogar einer Schleife drumgebunden, ein dicker Wollfaden. Siehste, denkt Max, gibt es ja doch. Aber er sagt nichts, kein Ätschibätsch, weil er Mama nicht ärgern will.
„Hier, damit du nicht erfrierst“, sagt Waldemar. Er setzt sich neben Mama, schiebt ihr einen Becher rüber und umfasst seine eigene Tasse mit beiden Händen.
„Nicht erfrieren, Mama!“, sagt Max, und er will lieber gar nicht daran denken, wie das wäre. Sie sieht schön aus und zufrieden, und Waldemar legt einen Arm um ihre Schultern und sagt: „Keine Angst, da passe ich schon auf!“
Vorsichtig nimmt Max den ersten Schluck, man weiß ja nie; aber er merkt sofort, dass er in seinem ganzen Leben noch nichts Besseres getrunken hat. Wollmilch ist warm, süß und cremig, sie schmeckt ein bisschen nach Zimt, durchströmt den Hals, fließt langsam durch die Ringe im Bauch und die Beine hinunter bis in die Füße, wo sie aufgefangen wird und alles von innen aufheizt.
„Bleibst du bei uns?“, fragt Max; seine Stimme ist von alleine losgegangen, er war das gar nicht.
Waldemar hat nasse Haare. Sein Lächeln sieht aus wie von jemandem, der Ja sagen möchte, aber dann blickt er nach unten, als wäre das Wort heruntergefallen; oder vielleicht ist das so am Pol, dass die Leute nach unten gucken, wenn sie Ja meinen.
Im Radio spielt jemand Klavier; das Lied ist wunderschön. Zuerst singt ein Mann, dann eine Frau, dann beide zusammen, und Max stellt sich vor, es wären Mama und Waldemar, die da singen.

Aus der Lautsprecherbox in der Ecke lallen die Pogues ihr versoffenes Weihnachtslied, Sinatra was swinging, all the drunks they were singing, und wir sitzen hier am Tisch, als wären wir die Heilige Familie höchstpersönlich, mit zufriedenen Kerzenscheingesichtern, die Hände um unsere Becher gelegt und Schmalz im Blick.
Wie das wohl wäre, wenn ich tatsächlich so eine Funktionsjackenfrau sein könnte für Waldemar. Vielleicht wäre dann alles ganz einfach, vielleicht wäre dann alles gut – vielleicht
glaube ich ja nur, dass ich vor Langeweile sterben würde.
Ich nehme einen tiefen Schluck, lege meinen Kopf an Waldemars Schulter, summe ein bisschen und singe dann leise mit,
and the bells are ringing out for Christmas day.

***
Vom Küchenfenster kann er die verdammten Bergspitzen sehen.
Die Sonne strahlt und der Himmel leuchtet, nur zwei breite Wolkenstreifen führen nebeneinander her wie Fahrzeugspuren im Schnee.
„Mach dich fertig, du Bummelfritze! Setz die Mütze auf, nimm deinen Ranzen, wir müssen los!“, ruft Oma aus dem Flur. Max sitzt immer noch am Tisch vor seinem Müsli und dreht den Milchkarton hin und her. Er hält den Kopf schräg und dann wieder gerade, doch die Buchstaben bleiben so, wie sie sind. Gestern haben sie das „W“ gelernt: W wie Wald, und davor das „V“, mit dem man Vogel und Vater schreiben kann. Und, wie er gerade gemerkt hat, auch Vollmilch, und eigentlich war das eh klar: Es gibt gar keine Wollmilch.
Waldemar ist nicht geblieben. Mama ist fast erfroren.
Morgen darf er sie wieder besuchen.
Als wäre dort oben ein Traktor langgefahren, denkt Max. Zum Nordpol.
Früher hätte er das bestimmt geglaubt.

 
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noch nie zuvor hat er keine Autos gehört.
nimmt das ein Kind so wahr? Dass es jetzt das erste Mal keine Autos hört? Oder nimmt es eher die Stimmung wahr, dass es einfach "schön ist"?

Lieber Raindog,

ich steige gleich mal ein mit meiner Kritik (Lob gibt es später :p):

Das obige Zitat steht für mich ein bisschen für die Vermischung von auktorialem Erzähler und dem Erzähler, der direkt aus Max' Kopf erzählt - Bewusstseinsstrom oder Ich-Erzähler.
Ich finde, durch diese Vermischung der beiden Erzähltypen in den Absätzen von Max (auktorial + Ich-Erzähler) weiß ich oft nicht genau, wer jetzt etwas sagt oder abwägt: Sieht der (erwachsene) Erzähler das so, dass Max noch nie zuvor keine Autos gehört hat und die Stille jetzt so genießt? Oder sieht das tatsächlich Max, das Kind, so? Bei zweiterem fände ich das - hab ich ja schon geschrieben - ein wenig unauthentisch, dass ein Kind das so wahrnehmen würde ("Ich habe noch nie keine Autos gehört!")

Jetzt gehe ich gleich mal rüber zum Lob: Ich finde die Erzählstimme der Mutter super getroffen. Das kommt mir sehr authentisch vor - authentischer als Max' Absätze ... weil diese eben oft mit der Stimme eines "erwachsenen" Off-Sprechers vermengt sind, und ich somit manchmal entweder nicht genau weiß, an welchen Stellen Max jetzt Dinge einschätzt und sieht, und an welchen der Erzähler. (Das ist Kritik auf hohem Niveau, Raindog. Es ist nicht unlesbar oder "unauthentisch" in dem Sinne, dass ich Max unauthentisch fände - versteh mich nicht falsch. Ich hab das trotz allem sehr gerne gelesen; aber ich denke, dass die Max-Kapitel noch besser würden, wenn sie aus so eindeutiger Perspektive geschrieben wären wie die Mutter-Kapitel.)
Ja, also mir würden die Max-Kapitel und die Geschichte insgesamt besser gefallen, wenn Max genauso im Bewusstseinsstrom zu mir als Leser spricht wie die Mutter. Zumindest würde ich - wäre das mein Text! - das mal probieren und schauen, ob sich das nicht besser anfühlt. Würde sich auch natürlicher anfühlen, nur eine Perspektive im Text zu haben, als praktisch zwei oder drei (wenn man Max' Perspektive und die des Auktorialen getrennt zählt).


Eine Sache noch, und ich weiß nicht, ob ich da bei dir auf offene Türen stoße: Du erzählst - besonders aus Max' Sicht - oft sehr viele Details von Kindergedanken und wie Max denkt, was er sich vorstellt. Das geht von Wollmilch über Jahresringe, Nordpol, etc. Also viele Details. Im Grund ist das gut und auch das, was die Geschichte ausmacht; aber ich muss sagen, es war mir beim Lesen so ein bisschen zu viel. Also das ist immer originell, aber manchmal dachte ich mir: Bringt das die Geschichte jetzt weiter? Oder hatte der gute Raindog hier einfach noch mal Lust, eine gute Idee unterzubringen? Ich hoffe du weißt, wie ich meine. Man merkt richtig, dass es dir total Bock macht, dich in diese Kinderrolle hineinzuversetzen und so fantasievoll zu denken wie ein Kind, die Welt durch die Augen eines Kindes zu beschreiben; das ist auch gut und ich will es nicht kritisieren. Die Quantität solcher Beobachtungen würde ich einmal zur Diskussion stellen - ob da nicht das ein oder andere beobachtete fantasievolle Max-Detail gestrichen werden könnte? Nicht in großem Ausmaß, eher punktuell in der Dosierung.
Vielleicht solltest du die Beobachtungen mal durchgehen und dir immer die Frage stellen: Inwiefern erzählt diese Beobachtung jetzt etwas über die Charakterisierung oder Beziehung der Figuren, oder inwiefern bringt sie die Handlung weiter? Und wo hatte ich, wenn ich ehrlich bin, vielleicht einfach nur Lust, weiter aus der Sicht eines Kindes zu erzählen? :)


Sowas erzählt Waldemar die ganze Zeit, langweilig ist das, ich höre ja schon gar nicht mehr richtig zu, aber ich mag seine Stimme.
Würde sie so im Wortlaut denken: "Langweilig ist das!"
"Sowas erzählt Waldemar die ganze Zeit, kann er nicht mal was anderes erzählen? Ich höre ja schon gar nicht mehr richtig zu, aber ich mag seine Stimme." ... fände ich "menschlicher" gedacht


Wie eine eiserne Fußfessel umklammert die Kälte meine Knöchel, schiebt sich nach oben, breitet sich aus in meiner Brust und meinem Kopf. Zeit, etwas dagegen zu tun.
Würe die Mommy echt so lyrisch denken in der Situation? :D


Fazit: Besonders die Mutter-Absätze fand ich sehr authentisch und gut erzählt. Bei den Max-Absätzen sehe ich vielleicht noch ein bisschen Luft nach oben - dort habe ich mich gefragt, ob eine Bewusstseinsstrom/Stream of Consciouness-Perspektive (also wie die der Mutter) nicht eingänglicher wäre und ob einzelne fantasievolle Kind-Beobachtungen nicht gekürzt werden könnten.

Sehr gerne gelesen, Raindog!

zigga

 

Hi @zigga,

ich freue mich sehr, dass du wieder bei mir vorbeigekommen bist und den Finger auf die wunden Punkte der Geschichte legst.

ich steige gleich mal ein mit meiner Kritik (Lob gibt es später ):
Beides gerne! ;)
noch nie zuvor hat er keine Autos gehört
nimmt das ein Kind so wahr? Dass es jetzt das erste Mal keine Autos hört? Oder nimmt es eher die Stimmung wahr, dass es einfach "schön ist"?
Das ist jetzt natürlich schwer herauszufinden. Sicher denkt er es nicht sofort so, aber bei kurzem Überlegen, warum es eigentlich schön ist, kann ein Kind schon darauf kommen, dass es so ruhig ist, weil hier kein Verkehrslärm zu hören ist. Denke ich. Der Satz selbst ist Max' etwas verquere Zusammenfassung seiner Wahrnehmung.
Ich finde, durch diese Vermischung der beiden Erzähltypen in den Absätzen von Max (auktorial + Ich-Erzähler) weiß ich oft nicht genau, wer jetzt etwas sagt oder abwägt: Sieht der (erwachsene) Erzähler das so, dass Max noch nie zuvor keine Autos gehört hat und die Stille jetzt so genießt? Oder sieht das tatsächlich Max, das Kind, so?
Bei zweiterem fände ich das - hab ich ja schon geschrieben - ein wenig unauthentisch, dass ein Kind das so wahrnehmen würde ("Ich habe noch nie keine Autos gehört!")
Unauthentisch soll es natürlich nicht sein, ich hänge allerdings schon sehr an dem Satz mit den keinen Autos …
Ansonsten, siehe oben: Ja, Max sieht das so. Allerdings gibt es einige solche Stellen, auf die ich ebenfalls schon angesprochen wurde, bei denen ich selbst die Empfindungen und Wahrnehmungen meiner Prots wörtlicher ausformuliere, als sie selbst es wohl in der Situation tun.
Die Erzählperspektiven, das ist eine Sache, mit der ich in dieser Geschichte schon ziemlich zu kämpfen habe, das haben viele Kommentatoren auch angesprochen, dass es nicht immer ganz passt. Bei der Mutter habe ich da bereits ganz viel geändert, die funktioniert bei dir ja auch gut. Bei Max gibt es (nach meinem Empfinden und Möchtegern-Wollen) einen personalern Erzähler, der sehr oft die direkten Gedanken und Empfindungen des Jungen wiedergibt, sodass es dann wohl wirkt wie die Ich-Perspektive. Auch bei Max habe ich schon viel getan, damit es eindeutiger wird, aber wahrscheinlich noch nicht genug. :(
Jetzt gehe ich gleich mal rüber zum Lob: Ich finde die Erzählstimme der Mutter super getroffen.
Ha, das ging ja schnell! :) Puh …
Das kommt mir sehr authentisch vor - authentischer als Max' Absätze ... weil diese eben oft mit der Stimme eines "erwachsenen" Off-Sprechers vermengt sind, und ich somit manchmal entweder nicht genau weiß, an welchen Stellen Max jetzt Dinge einschätzt und sieht, und an welchen der Erzähler.
Also, ich freue mich sehr, dass die Perspektive der Mutter jetzt offensichtlich hinhaut. Das war nämlich noch nicht immer so. Da ging es vorher vielen so wie dir jetzt noch mit der Perspektive von Max.
(Das ist Kritik auf hohem Niveau, Raindog. Es ist nicht unlesbar oder "unauthentisch" in dem Sinne, dass ich Max unauthentisch fände - versteh mich nicht falsch. Ich hab das trotz allem sehr gerne gelesen; aber ich denke, dass die Max-Kapitel noch besser würden, wenn sie aus so eindeutiger Perspektive geschrieben wären wie die Mutter-Kapitel.)
Kritik auf hohem Niveau: immer wieder gerne! Ich schaue, was ich mit Max noch tun kann, damit er glaubwürdiger wird, aber was ich eigentlich nicht möchte, ist das hier:
… mir würden die Max-Kapitel und die Geschichte insgesamt besser gefallen, wenn Max genauso im Bewusstseinsstrom zu mir als Leser spricht wie die Mutter. Zumindest würde ich - wäre das mein Text! - das mal probieren und schauen, ob sich das nicht besser anfühlt.
Vielleicht hast du recht, aber aus einem diffusen Bauchgefühl heraus tue ich mich schwer damit. Bei der Mutter habe ich es getan, das passt jetzt insgesamt wirklich besser, aber einiges klappt dann eben auch nicht mehr, da hast du später sogar die betreffenden Stellen genannt.
Würde sich auch natürlicher anfühlen, nur eine Perspektive im Text zu haben, als praktisch zwei oder drei (wenn man Max' Perspektive und die des Auktorialen getrennt zählt).
Also einen auktorialen Erzähler habe ich nicht (bewusst) angelegt, wahrscheinlich wirken aber einige Stellen aus den Max-Absätzen so. Ich prüfe das nochmal.
Du erzählst - besonders aus Max' Sicht - oft sehr viele Details von Kindergedanken und wie Max denkt, was er sich vorstellt. Das geht von Wollmilch über Jahresringe, Nordpol, etc. Also viele Details. … aber ich muss sagen, es war mir beim Lesen so ein bisschen zu viel.
Hm, habe ich auch schon einmal gehört hier … :hmm:
Also das ist immer originell, aber manchmal dachte ich mir: Bringt das die Geschichte jetzt weiter? Oder hatte der gute Raindog hier einfach noch mal Lust, eine gute Idee unterzubringen?
Die Raindog ;) hat natürlich schon Spaß an solchen Wortspielereien, das gebe ich unumwunden zu, aber im Grunde sehe ich es wie du: Es muss trotz allem einen sinnvollen Bezug zur Geschichte haben. Hat es aber in meinen Augen auch, nur bin ich vielleicht auch einfach betriebsblind und denke nur, das muss da unbedingt alles rein. Schaue ich mir auch nochmal an.
Man merkt richtig, dass es dir total Bock macht, dich in diese Kinderrolle hineinzuversetzen und so fantasievoll zu denken wie ein Kind, die Welt durch die Augen eines Kindes zu beschreiben;
Jawoll, ich glaube, je älter ich werde, desto … :lol:
Die Quantität solcher Beobachtungen würde ich einmal zur Diskussion stellen - ob da nicht das ein oder andere beobachtete fantasievolle Max-Detail gestrichen werden könnte?
Wie gesagt, wird geprüft, daraufhin:
Inwiefern erzählt diese Beobachtung jetzt etwas über die Charakterisierung oder Beziehung der Figuren, oder inwiefern bringt sie die Handlung weiter? Und wo hatte ich, wenn ich ehrlich bin, vielleicht einfach nur Lust, weiter aus der Sicht eines Kindes zu erzählen?
Sowas erzählt Waldemar die ganze Zeit, langweilig ist das, ich höre ja schon gar nicht mehr richtig zu, aber ich mag seine Stimme.
Würde sie so im Wortlaut denken: "Langweilig ist das!"
Du hast recht, das stammt noch aus der Zeit, als ich für die Mutter auch einen personalen Erzähler hatte, das passt jetzt nicht mehr richtig, ich mache da einfach nur langweilig draus.
Wie eine eiserne Fußfessel umklammert die Kälte meine Knöchel, schiebt sich nach oben, breitet sich aus in meiner Brust und meinem Kopf. Zeit, etwas dagegen zu tun.
Würe die Mommy echt so lyrisch denken in der Situation?
Nee, ganz sicher nicht. Auch das ist so ein Überbleibsel aus der vorherigen Erzählperspektive. Was als Beispiel dienen kann für den Grund, warum ich mich mit der reinen Ich-Perspektive so schwer tue und sie deshalb nicht auch noch bei Max einführen möchte: Weil man dann so wenig auch mal etwas schöner formulieren kann. Jedenfalls nicht, wenn man solche Prots hat wie ich … :rolleyes: Aber recht hast du mit dem Satz natürlich. Ich will ihn behalten, aber ich muss ihn in Mommy-Sprache übersetzen. Habe mir das jetzt so überlegt: Scheiß Kälte – wie eine verdammte Fußfessel an den Knöcheln! Im Bauch, in der Brust, im Kopf: Überall diese elende Kälte! Wird Zeit, was dagegen zu tun …
Sehr gerne gelesen, Raindog!
Freut mich sehr, zigga! Ich danke dir für deine Zeit und deine Hilfe und versuche, da noch etwas mehr rauszuholen.

Liebe Grüße von Raindog

 

Hallo Raindog,

eine sehr eindrückliche Geschichte, die du uns hier zur Challenge präsentierst. Die Abschnitte von der Mutter, die sehr nah an stream of consciousness sind im Gegenpart zu Max' Sicht der Dinge.
Ich habe keine Kommentare gelesen, deswegen hoffe ich, dass ich mich nicht wiederhole.

Die Textstellen mit der Mutter sind für mich viel stimmiger als die mit Max.
Bei Max Erzählstimme war ich mir unschlüssig, weil sie mir als auktorialem Erzähler zu kindlich ist. Das fand ich irritierend. Das ist aber vielleicht ein Problem von mir. Also ich stelle mir den Erzähler ja als Erwachsenen vor, der alles weiß und alles beschreiben kann.
Bei Sätzen wie: Gibt es Kamele am Pol? Na, egal, Renntiere aber: Rudolph mit der roten Nase zum Beispiel, und seins hier heißt Waldolph.
Wer fragt denn nun nach den Kamelen?

Diese Art, Max darzustellen, kenne ich aus Kinderliteratur und diese Mischung macht es für mich vielleicht etwas skurill. Nun denn, das war aber auch das einzige, an dem ich etwas hängen blieb.

Ansonsten gefiel mir die Idee, wie Waldemar mit denen zwei in die Berge geht und sich rührend um Max kümmert. Passend dazu die Sicht von der Mutter, die nicht in die ländliche Szenerie passt. Ich frage mich schon auch, wieso Waldemar mit der Mutter zusammen ist, denn man traut ihm zu, ihre Lage zu realisieren. Vielleicht hat die Liebe anfangs tatsächlich Waldemar blind gemacht. Aber irgendwann hat es Waldemar ja kapiert. Schade für Max.

Den letzten Absatz finde ich klasse, die Szene mit der Vollmilch. Der Titel ist sowieso super, so aus der legenden Wollmilchsau heraus geboren und den roten Faden bis zum Ende behaltend.
Lediglich das Irrenhaus fand ich schade, das ist so direkt drauf, mir würde besser gefallen, wenn das etwas subtiler rüberkäme.

Liebe Grüße
bernadette

 
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Liebe @Raindog,

Die erste Leserunde hat mich staunend zurückgelassen. Du schreibst unglaublich flüssig, druckreif, konstruierst deine Geschichte klug im Dreieck, oder besser Zweieinhalbeck. Auch wie sich die Perspektivenwechsel durch geschicktes Anknüpfen ineinanderfügen ... es liest sich einfach rund. Möglicherweise liegt es daran, dass ich so spät dazustoße und die Geschichte schon einen gewissen Reifegrad entwickelt hat. Da es mir aber bei jeder deiner Geschichten so erging, vermute ich eher, dass es an deiner Art zu Schreiben liegt, die mich grundsätzlich sehr anspricht.

Bei Max im Bauch sind wahrscheinlich fast fünf Ringe, aber zum Glück kann die niemand sehen.
Bestimmt ist er das geworden, weil sein Name so klingt: Waldemarbeiter.
Wenn er seine Finger in den riesigen Handschuhen abspreizt sieht es aus, als hätte Waldolph ein Geweih.
Unter der Eskimokapuze ist es warm und gemütlich. Wie bei einem umgedrehten Känguru.
Eierrrlegende Wollmilchsau: Das klingt schön.
Sein Gesicht spiegelt sich in einer Weihnachtskugel, komisch sieht er aus: Nasenbär.
Sein Lächeln sieht aus wie von jemandem, der Ja sagen möchte, aber dann blickt er nach unten, als wäre das Wort heruntergefallen.
Wie du diese Bilder aus der kindlichen Perspektive erfindest, ist nicht nur megasweet, sondern richtig klug gemacht. Damit schaffst du eine sympathische, angemessene Naivität, die das Kindchen-Schema abruft: Ich will sofort beschützen, füttern, kümmern.

Zu Waldemar gehört eine taffe Outdoor-Frau mit geröteten Wangen, in Bergschuhen und The-North-Face-Jacke. Eine, die Aufi! sagt und Proteinriegel dabei hat, und kein Eisblümchen mit Zitterfingern.
Hab sofort ein Bild vor Augen, die kenne ich! Mit wenigen Worten alles gesagt.

Ein Mischling aus Renntier und Känguru.
Absicht?

Gestern haben sie das „W“ gelernt: W wie Wald, und davor das „V“, mit dem man Vogel und Vater schreiben kann. Und, wie er gerade gemerkt hat, auch Vollmilch, und eigentlich war das eh klar: Es gibt gar keine Wollmilch.
Ich lese das und sage mir: nein, das ist Zufall, das mit dem V und dem W. Vollmilch/Wollmilch Vater/Waldemar ist so genial, das kann sie sich nicht vorher ausgedacht haben, oder doch?

Zweiter Lesedurchgang:

aber wenn Waldemar glaubt, ich mache das, um hier oben eine Abstinenzlerorgie zu feiern, dann sorry.
das dann sorry finde ich nicht die beste Wahl, klingt unfertig. Warum nicht einfach: dann kann er mich mal? Oder so …

Vielleicht sieht die genauso aus wie auf dem Adventskalender, den Waldemar ihm mitgebracht hat: mit Glitzersternen am Himmel und Schnee auf dem Dach. Hinter jedem Fenster ein Stück Schokolade …
„Alter, es ist scheißkalt!“, sagt Mama.
Illusion prallt auf harte Realität, so muss es sein, sonst wird es zu süß. Genau das hält deine Story im Gleichgewicht und schafft die enorme Bandbreite, mit der du das Ganze präsentierst.

Knusperkrustengeruch
Schön, bist du mit Isegrims verwandt? ;)

die im Maul einer afrikanischen Riesin verschwinden.
Hat eine Riesin ein Maul? Sortiere ich eher dem Tierreich zu, deshalb könnte es schräg ankommen, auch wegen der Hautfarbe. Denk an den "Coolest monkee in the Jungle"-Aufreger. Wie wärs neutral mit Rachen, Schlund, Mund oder einfach "zwischen den Zähnen einer afrikanischen Riesin verschwinden"?

Im Radio spielt jemand Klavier; das Lied ist wunderschön. Zuerst singt ein Mann, dann eine Frau, dann beide zusammen, und Max stellt sich vor, es wären Mama und Waldemar, die da singen.
Geschickt, wieder die Klammer zu "Something Stupid".

Wollmilch ist warm, süß und cremig, sie schmeckt ein bisschen nach Zimt, durchströmt den Hals, fließt langsam durch die Ringe im Bauch und die Beine hinunter bis in die Füße, wo sie aufgefangen wird und alles von innen aufheizt.
So funktioniert auch deine Geschichte, nur dass sie nicht allein cremig und zuckerig ist, sondern durch die Mutter als tragische Antipode bittersüß.

Früher hätte er das bestimmt geglaubt.
Ein letzter Satz, der so vieles sagt: Vom Beginn am Ende der Welt, wo sogar ein Teil vom Himmel unter ihnen lag, hat eine Entwicklung stattgefunden. Die ersten Seifenblasen sind geplatzt, der erste Schritt aus der Kindheit heraus ist getan. Eine zarte Andeutung des "Was dann?"

Sehr gerne gelesen, bist klar unter meinen Favoriten.

Peace, Linktofink

 

Liebe @bernadette,

ich habe mich sehr gefreut, so einen schönen Weihnachtskommentar von dir zu bekommen. :xmas:

eine sehr eindrückliche Geschichte, die du uns hier zur Challenge präsentierst.
Und natürlich habe ich mich sehr gefreut, dass du dire Geschichte im Großen und Ganzen magst und eindrücklich findest.
Ich habe keine Kommentare gelesen, deswegen hoffe ich, dass ich mich nicht wiederhole.
Das ist ja genau richtig so, wenn du etwas wiederholst, ohne zu wissen, wie oft es schon gesagt wurde, denn genau das zeigt mir ja immer wieder, wo es hakt bei meinem Text. Nämlich exakt hier:
Die Textstellen mit der Mutter sind für mich viel stimmiger als die mit Max. … Bei Max Erzählstimme war ich mir unschlüssig, weil sie mir als auktorialem Erzähler zu kindlich ist. Das fand ich irritierend. Das ist aber vielleicht ein Problem von mir. Also ich stelle mir den Erzähler ja als Erwachsenen vor, der alles weiß und alles beschreiben kann.
Ich sehe einmal mehr, es funktioniert nicht so, wie ich mir das gedacht hatte: Einen auktorialen Erzähler habe ich nicht (bewusst) angelegt, wahrscheinlich wirken aber einige Stellen aus den Max-Absätzen so. Sehr viele haben das schon so empfunden wie du, ich habe es aber noch nicht geschafft, sinnvoll zu ändern. Habe da momentan ein wenig ein Brett vorm Kopf. Ich zitiere mich selbst aus einer anderen Antwort:
Die Erzählperspektiven, das ist eine Sache, mit der ich in dieser Geschichte schon ziemlich zu kämpfen habe, das haben viele Kommentatoren auch angesprochen, dass es nicht immer ganz passt. ... Bei Max ist es (nach meinem Empfinden und Möchtegern-Wollen) ein personaler Erzähler, der sehr oft die direkten Gedanken und Empfindungen des Jungen wiedergibt.
Bei Sätzen wie: Gibt es Kamele am Pol? Na, egal, Renntiere aber: Rudolph mit der roten Nase zum Beispiel, und seins hier heißt Waldolph. Wer fragt denn nun nach den Kamelen?
Ich hatte mir gedacht, dass es Max‘ Gedanken sind, von einem personalen Erzähler wiedergegeben, aber ich sehr immer mehr, dass das so nicht funktioniert. Habe nur für mich noch keine richtige Lösung gefunden, mit der ich wirklich gut leben kann.
Diese Art, Max darzustellen, kenne ich aus Kinderliteratur und diese Mischung macht es für mich vielleicht etwas skurill.
Na blöd, wenn das so ist … Das war nicht der Plan.
Ich sträube mich (noch) ein wenig dagegen, Max auch aus der Ich-Perspektive erzählen zu lassen, aber ich versuche noch, an den Absätzen zu drehen.
Nun denn, das war aber auch das einzige, an dem ich etwas hängen blieb.
Nun denn, das wiederum macht mich froh! :)
Ansonsten gefiel mir die Idee, wie Waldemar mit denen zwei in die Berge geht und sich rührend um Max kümmert. Passend dazu die Sicht von der Mutter, die nicht in die ländliche Szenerie passt.
Ich frage mich schon auch, wieso Waldemar mit der Mutter zusammen ist, denn man traut ihm zu, ihre Lage zu realisieren. Vielleicht hat die Liebe anfangs tatsächlich Waldemar blind gemacht.
Ja, letzteres sowieso, und die dann Hoffnung, dass sie versucht, ihr Leben umzukrempeln.
Den letzten Absatz finde ich klasse, die Szene mit der Vollmilch. Der Titel ist sowieso super, so aus der legenden Wollmilchsau heraus geboren und den roten Faden bis zum Ende behaltend.
Ach danke! :kuss: Dass du den letzten Absatz magst freut mich sehr, der wird nämlich sehr oft für unnötig angesehen. Aber ich mag ihn auch. Zumal er in meinem Kopf der Keim war, aus dem diese Geschichte entstanden ist.
Lediglich das Irrenhaus fand ich schade, das ist so direkt drauf, mir würde besser gefallen, wenn das etwas subtiler rüberkäme.
Hm, muss nochmal überlegen. Soll ja den unsensiblen Umgang der Kinder miteinander zeigen, es ist (wahrscheinlich) einfach eine Entzugsklinik, aber manche differenzieren da nicht (können es auch gar nicht), haben irgendwas aufgeschnappt und posaunen es brutal heraus. Aber ich überlege nochmal, bin generell auch eher fürs Subtilere.

Bernadette, danke dir sehr für deinen Kommentar, ich wünsche dir noch schöne Restweihnachten und freue mich schon auf Freiburg im Januar.

Liebe Grüße von Raindog

 
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Hallo @Raindog ,

Ich stürze mich einfach in den Text rein, ohne die anderen Kommentare gelesen zu haben :D

Ich bin schon ewig nicht mehr in den verdammten Bergen gewesen!
Ich finde die Sehnsucht, die du hier vermittelst, ganz gut getroffen. Nur das Ausrufezeichen verwirrt mich. Ruft das dein Prot in die Berge? Schreit er oder sie gerade jemanden an?

Mama sagt verfickt und verdammt zu ziemlich allem, sodass Max nie genau weiß, ob sie etwas toll oder doof findet.
Achso, jetzt ist das verständlich. War die Verwirrung mit dem ersten Satz beabsichtigt?

und nennt jede verfickte Bergspitze beim Namen. Was der so für Sachen kennt – unglaublich. Am Ende weiß er auch noch, wer Vogel des Jahres geworden ist.
Das fand ich witzig.

Wie ein Kamelreiter kommt er sich vor. Von hier oben ist sogar Mama klein. Waldemar hat ihm seine Handschuhe gegeben – total lieb ist der und außerdem ein Eskimo.
Ich frage mich hier nur, ob ein Kind auf so einen Begriff wie Kamelreiter kommen würde. Vielleicht wenn man ihm viel vorließt. Man kümmert sich dem Anschein nach gut um ihn.

what the fuck: so grottenschlecht und kitschig, dass die Tussi kichernd weggerannt ist, mitten im Lied. Und Waldemar alleine da oben mit seinen Riesenohren. Zum Schreien!

Zu Waldemar gehört eine taffe Outdoor-Frau mit geröteten Wangen, in Bergschuhen und The-North-Face-Jacke. Eine, die Aufi! sagt und Proteinriegel dabei hat, und kein Eisblümchen mit Zitterfingern.
Das ist schön.

„Ich brauche keinen verfickten Tee, ich brauche Stoff!“

Stoff ist viel zu dünn, denkt Max, Mama braucht ein Fell, einen dicken Pelz, damit sie nicht so friert.

Das ist cool.

Vorsichtig nimmt Max den ersten Schluck, man weiß ja nie; aber er merkt sofort, dass er in seinem ganzen Leben noch nichts Besseres getrunken hat. Wollmilch ist warm, süß und cremig, sie schmeckt ein bisschen nach Zimt, durchströmt den Hals, fließt langsam durch die Ringe im Bauch und die Beine hinunter bis in die Füße, wo sie aufgefangen wird und alles von innen aufheizt.
Ich werde das Gefühl nicht los, dass das Getränk etwas Alkoholisches ist.

W wie Wald, und davor das „V“, mit dem man Vogel und Vater schreiben kann. Und, wie er gerade gemerkt hat, auch Vollmilch, und eigentlich war das eh klar: Es gibt gar keine Wollmilch.
Aha, also ist Vollmilch blau :D.
Dass die Mutter in der Psychiatrie gelandet ist, fand ich als Wendung super. Endlich bekommt sie die Hilfe, die sie braucht.

Sooooooo ...
Das war ja natürlich eine mutige Idee von dir, ständig mit jedem Absatz die Perspektive zu wechseln. Weil du aus der Sicht von zwei so unterschiedlichen Personen erzählst, ist deine KG noch übersichtlich. Trotzdem wirkt es auf mich achterbahnartig. Da stelle ich mir die Frage, wie gut dieses Hin und Her zur winterlichen Gebirgsatmosphäre passt, die ja eher ruhig und monoton ist.

Aber dein stärkerer Fokus auf das Innenleben der Figuren war auch gut. Das Lesen hat Spaß gemacht.

Russische Grüße vom Bären,
Alexei

 
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Lieber @linktofink,

dein Kommentar ist ja ein echtes Weihnachtsgeschenk gewesen, du kannst dir sicher denken, dass ich mich riesig gefreut habe, nachdem ich es vorsichtig ausgepackt habe! :herz:

Die erste Leserunde hat mich staunend zurückgelassen.
Hier war ich erstmal noch unsicher, denn staunen kann man ja aus ganz verschiedenen Gründen ... :susp:
Du schreibst unglaublich flüssig, druckreif, konstruierst deine Geschichte klug im Dreieck, oder besser Zweieinhalbeck. Auch wie sich die Perspektivenwechsel durch geschicktes Anknüpfen ineinanderfügen ... es liest sich einfach rund.
Ab hier habe ich dein Lob natürlich sehr gerne aufgesogen und mich darin gewälzt wie ein … wie ein nasser Hund auf dem Boden. ;)
Möglicherweise liegt es daran, dass ich so spät dazustoße und die Geschichte schon einen gewissen Reifegrad entwickelt hat.
Das, denke ich, wird in der Tat eine große Rolle spielen, ich habe da aufgrund vieler hilfreicher Kommentare wirklich schon einiges dran gedreht.
Da es mir aber bei jeder deiner Geschichten so erging, vermute ich eher, dass es an deiner Art zu Schreiben liegt, die mich grundsätzlich sehr anspricht.
Das hört natürlich jeder gerne, dass er mit seiner Schreibe ins Geschmackszentrum von anderen trifft. Schön, dass du mir das sagst!
Wie du diese Bilder aus der kindlichen Perspektive erfindest, ist nicht nur megasweet, sondern richtig klug gemacht. Damit schaffst du eine sympathische, angemessene Naivität, die das Kindchen-Schema abruft: Ich will sofort beschützen, füttern, kümmern.
Das war ein wenig die Gefahr bei der Geschichte, dass der Max-Teil zu süßlich rüberkommt, aber wie du später noch sagst, klappt es ja mit der Balance zwischen süß und bitter dann doch ganz gut.
Zu Waldemar gehört eine taffe Outdoor-Frau mit geröteten Wangen, in Bergschuhen und The-North-Face-Jacke. Eine, die Aufi! sagt und Proteinriegel dabei hat, und kein Eisblümchen mit Zitterfingern.
Hab sofort ein Bild vor Augen, die kenne ich! Mit wenigen Worten alles gesagt.
Kennst du die mit den Bergschuhen oder die Zitterfinger-Mom?
Ein Mischling aus Renntier und Känguru.
Absicht?
Ja, Absicht. :lol: Max denkt, die Tier heißen so, weil sie super rennen können. Aber ich überlege fast, es wieder, wie ich es am Anfang zunächst hatte, wieder Renntier zu schreiben. Diese Frage kam nämlich jetzt ziemlich oft.
Gestern haben sie das „W“ gelernt: W wie Wald, und davor das „V“, mit dem man Vogel und Vater schreiben kann. Und, wie er gerade gemerkt hat, auch Vollmilch, und eigentlich war das eh klar: Es gibt gar keine Wollmilch.
Ich lese das und sage mir: nein, das ist Zufall, das mit dem V und dem W. Vollmilch/Wollmilch Vater/Waldemar ist so genial, das kann sie sich nicht vorher ausgedacht haben, oder doch?
Juhuuuu, ich bin ein Genie! :bounce:
Ich finde es interessant, und logischerweise freut mich das, dass du diesen Absatz magst. Er wird von vielen Lesern als zwar ganz nett, aber nicht unbedingt nötig fürs Ende angesehen. Nur war es tatsächlich das Erste, was mir irgendwann mal in den Sinn kam, dieses Wortspiel, und die Geschichte habe ich anschließend darauf aufgebaut. Deshalb kann ich es eben auch nicht einfach killen. Also, ich musste mir das Wortspiel gar nicht überlegen oder ausdenken, es kam vorbei und hat gesagt: Mach was mit mir.
das dann sorry finde ich nicht die beste Wahl, klingt unfertig. Warum nicht einfach: dann kann er mich mal?
Ich habe jetzt kurz überlegt, ob ich‘s ändere. Natürlich klingt es generell unfertig, aber ist ja auch so eine rotzige Umgangssprache, ich denke, es passt gut zur Mutter.
Vielleicht sieht die genauso aus wie auf dem Adventskalender, den Waldemar ihm mitgebracht hat: mit Glitzersternen am Himmel und Schnee auf dem Dach. Hinter jedem Fenster ein Stück Schokolade …
„Alter, es ist scheißkalt!“, sagt Mama.
Illusion prallt auf harte Realität, so muss es sein, sonst wird es zu süß. Genau das hält deine Story im Gleichgewicht und schafft die enorme Bandbreite, mit der du das Ganze präsentierst.
Ich bin da wirklich froh, wenn ich gleichgewichtsmäßig noch die Kurve gekriegt habe, hätte auch nach hinten losgehen können.
Knusperkrustengeruch
Schön, bist du mit Isegrims verwandt?
Ja, man könnte sicher fast meinen, ich hätte das Wort bei ihm gestohlen. :lol: Ist aber selbstgebastelt, ganz ehrlich!
die im Maul einer afrikanischen Riesin verschwinden.
Hat eine Riesin ein Maul? Sortiere ich eher dem Tierreich zu, deshalb könnte es schräg ankommen, auch wegen der Hautfarbe. Denk an den "Coolest monkee in the Jungle"-Aufreger. Wie wärs neutral mit Rachen, Schlund, Mund oder einfach "zwischen den Zähnen einer afrikanischen Riesin verschwinden"?
Schlund hatte ich sogar zuerst, aber es wurde angezweifelt, dass es schon zu Max‘ Wortschatz gehören kann. Ich werde es jetzt in zwischen den Zähnen ändern. Dass das Mädchen dunkelhäutig ist, hat übrigens lediglich den Grund, dass sich die weißen Kaiserschmarrn-Schneeberge dann eindrucksvoller von ihrem dunklen Gesicht abheben. :D Sind alles die krassen visuellen, akustischen und olfaktorischen Reize, die auf Max in der Hütte einstürmen.
Im Radio spielt jemand Klavier; das Lied ist wunderschön. Zuerst singt ein Mann, dann eine Frau, dann beide zusammen, und Max stellt sich vor, es wären Mama und Waldemar, die da singen.
Geschickt, wieder die Klammer zu "Something Stupid".
Ja, jetzt ist es zwar ein anderer Song, aber natürlich ein Bezug zu dem harmonischeren Duett zu Beginn.
So funktioniert auch deine Geschichte, nur dass sie nicht allein cremig und zuckerig ist, sondern durch die Mutter als tragische Antipode bittersüß.
Ich freue mich total, wenn es genau so ankommt, wie ich mir das überlegt habe. Danke!
Früher hätte er das bestimmt geglaubt.
Ein letzter Satz, der so vieles sagt: Vom Beginn am Ende der Welt, wo sogar ein Teil vom Himmel unter ihnen lag, hat eine Entwicklung stattgefunden. Die ersten Seifenblasen sind geplatzt, der erste Schritt aus der Kindheit heraus ist getan. Eine zarte Andeutung des "Was dann?" … Sehr gerne gelesen, bist klar unter meinen Favoriten.
Was soll ich sagen, linktofink? Dein Kommentar war tatsächlich ein wunderbares Weihnachtsgeschenk! Ich danke dir und wünsche dir eine entspannte Zeit zwischen den Jahren.

Liebe Grüße von Raindog


Hallo, russischer Bär @alexei,

ich habe mich sehr gefreut, von dir zu lesen. Schade, dass du in diesem Jahr selbst keine Zeit oder Lust hattest, selbst an der Challenge teilzunehmen.

Ich stürze mich einfach in den Text rein, ohne die anderen Kommentare gelesen zu haben
Das geht sowieso am Besten! Auf die Stellen, die du cool findest, gehe ich jetzt nicht nochmal extra ein, aber hat mich natürlich gefreut, dass du sie genannt hast! :)
Ich bin schon ewig nicht mehr in den verdammten Bergen gewesen!
Ich finde die Sehnsucht, die du hier vermittelst, ganz gut getroffen. Nur das Ausrufezeichen verwirrt mich. Ruft das dein Prot in die Berge? Schreit er oder sie gerade jemanden an?
Ja, das kann man genau an dieser Stelle wirklich noch nicht wissen, aber zum Glück hast du ja weitergelesen und dann wurde es auch schnell klar.
Mama sagt verfickt und verdammt zu ziemlich allem, sodass Max nie genau weiß, ob sie etwas toll oder doof findet.
Achso, jetzt ist das verständlich. War die Verwirrung mit dem ersten Satz beabsichtigt?
Direkt Verwirrung wollte ich zwar nicht stiften, aber etwas ungewöhnlich ist das sicher als Einstieg. Die Hoffnung war, dass es neugierig genug macht, um weiterzulesen … :D
Wie ein Kamelreiter kommt er sich vor.
Ich frage mich hier nur, ob ein Kind auf so einen Begriff wie Kamelreiter kommen würde. Vielleicht wenn man ihm viel vorließt. Man kümmert sich dem Anschein nach gut um ihn.
Du hast da recht, man kann sich fragen, woher Max Kamelreiter kennt. Das ist wohl auch ein kleines Problem in der Geschichte, dass Max‘ Gedanken manchmal als zu unkindlich rüberkommen. Seine Mutter kümmert sich natürlich gar nicht gut um ihn: Er wird häufig vor dem Fernseher geparkt und kennt daher aber eine ganze Menge Trickfilmfiguren etc. Dann besucht er auch den Kindergarten und kann dort aus Büchern, die vorgelesen werden, oder durchs Spielen überhaupt, alles Mögliche kennen.
Vorsichtig nimmt Max den ersten Schluck, man weiß ja nie; aber er merkt sofort, dass er in seinem ganzen Leben noch nichts Besseres getrunken hat. Wollmilch ist warm, süß und cremig, sie schmeckt ein bisschen nach Zimt, durchströmt den Hals, fließt langsam durch die Ringe im Bauch und die Beine hinunter bis in die Füße, wo sie aufgefangen wird und alles von innen aufheizt.
Ich werde das Gefühl nicht los, dass das Getränk etwas Alkoholisches ist.
Nee, nee. Das ist schon stinknormale Milch, die etwas aufgepppt wurde, aber Max fühlt sich in diesem Moment so geborgen und voller Hoffnung, dass ihm die Wirkung der “Wollmilch” vielleicht tatsächlich so vorkommt wie unsereinem, wenn wir Alkohol trinken.
W wie Wald, und davor das „V“, mit dem man Vogel und Vater schreiben kann. Und, wie er gerade gemerkt hat, auch Vollmilch, und eigentlich war das eh klar: Es gibt gar keine Wollmilch.
Aha, also ist Vollmilch blau
Ähm … Hä? :confused::lol: Wie meinst du das jetzt? Ich selbst habe es hier so gemeint, dass Max an dieser Stelle einmal mehr realisiert, dass das, was er sich erhofft hat, eben natürlich nicht eingetreten ist (Mama und Waldemar als glückliches Paar), und nun merkt er, dass sogar das, was er in seiner Erinnerung mit Geborgenheit verknüpft hat, eben Wollmilch, einfach erfunden war.
Dass die Mutter in der Psychiatrie gelandet ist, fand ich als Wendung super. Endlich bekommt sie die Hilfe, die sie braucht.
Ich denke auch. Die Geschichte ist zwar bitter, aber ein Funke Hoffnung ist dadurch vorhanden, dass es für Max und Mama irgendwann besser läuft.
Das war ja natürlich eine mutige Idee von dir, ständig mit jedem Absatz die Perspektive zu wechseln. Weil du aus der Sicht von zwei so unterschiedlichen Personen erzählst, ist deine KG noch übersichtlich. Trotzdem wirkt es auf mich achterbahnartig. Da stelle ich mir die Frage, wie gut dieses Hin und Her zur winterlichen Gebirgsatmosphäre passt, die ja eher ruhig und monoton ist.
Die beiden Perspektiven so in Bezug zur Landschaft zu sehen ist ein interessanter Gedanke, der mir selbst gar nicht gekommen war. Natürlich könnte ich mir da jetzt etwas zurechtlegen und sagen, es gibt dort Ups and Downs, Gipfel und Täler: Max und Mama ...
Aber zum Glück hat es ja auch so gut für dich funktioniert:
Aber dein stärkerer Fokus auf das Innenleben der Figuren war auch gut. Das Lesen hat Spaß gemacht.
Und wenn das geklappt hat, bin ich total froh und danke dir sehr für deinen Kommentar, Alexei.

Liebe Grüße und ein schönes Restjahr wünscht dir Raindog

 

Waren die Pogues immer dabei – is‘ ja schon wieder sooo lange her, dass ich‘n Stück mit euch gegangen bin.
Aber das kann man auch nächst‘ Jahr noch lesen und dann usw., selbst, wenn du in der Schule bist usw. Aber jetzt muss ich mal mit dem nassen Hund sprechen,

Max, lässte mich ma‘¿

Moin Raindog,

jetzt komm ich endlich mal zu Dir,

ist immer schon so‘ne Sache mit Änderungen – aber Du kennst‘s ja auch, wer sich nicht in Gefahr begibt, der kommt drin um. Und warum soll ich bis nächst‘ Jahr warten … Ist ja an sich nix Aufregendes und eher natürlich. Hier z. B., dacht‘ ich zuerst, warum wird denn nicht „abspreizen“ zum Patzizip

Wenn er seine Finger in den riesigen Handschuhen abspreizt sieht es aus, als hätte Waldolph ein Geweih.
Aber warum soll er die denn abgespreizt sehen? Also keines, aber – ein lausiges Komma fehlt „Wenn er seine Finger in den riesigen Handschuhen abspreizt, sieht es aus, als hätte Waldolph ein Geweih.“

Hier

Mindestens genauso schlecht, oder noch schlimmer, aber durchgezogen bis zum Schluss.
kannstu das Komma vorm „oder“ entnehmen. Gefahrlos!

Seine Stimme klingt schon wieder so[,] als wird er gleich heulen.
... und wir sitzen hier am Tisch[,] als wären wir die Heilige Familie höchstpersönlich, …

Tot ziens van

Het windje
toi toi toi!

 

Hallo!


Eine schöne Geschichte, deren Thema mich eigentlich nicht anspricht, es aber doch geschafft hat, gänzlich von mir gelesen zu werden. Sehr interessant finde ich die periodischen Sprünge der Erzählperspektive. Ich äußere mich ungern zum Inhalt, da mich das Thema und die Kulisse wie erwähnt eher weniger ansprechen. Dahingehend würde ich nur subjektive Banalitäten bemängeln wie etwa: Zu viel Beschreibung von Waldemar, insbesondere am Anfang des Textes; also gelobe ich mir an dieser Stelle einmal Verzicht und bedanke mich stattdessen für diese Geschichte.

Einige Stellen haben mir besonders gut gefallen, insbesondere:

Max schaut lieber weg. Aber dann doch wieder hin.
„Bleibst du bei uns?“, fragt Max; seine Stimme ist von alleine losgegangen, er war das gar nicht.
Das ist unglaublich authentisch und man hat sofort ein Bild vor Augen, mit hohem Wiedererkennungswert. Unglaublich, wie du dich in das Handeln und Denken eines Kindes hineinversetzen kannst.
Sein Lächeln sieht aus wie von jemandem, der Ja sagen möchte, aber dann blickt er nach unten, als wäre das Wort heruntergefallen
Auch diese Darstellung ist sehr authentisch und nachvollziehbar, ohne groß darüber nachdenken zu müssen, weiß man, was hier passiert.

Ein handfester Kritikpunkt konnte sich meines penetranten Blickes dann doch nicht erwehren:

Na, egal, Renntiere aber:
Rentiere heißen die Tiere, kommt von 'Ren'.
Gibt 2 Stellen in dem Text.

MfG Putrid Palace

 

Lieber @Friedrichard,

Waren die Pogues immer dabei
Die Pogues waren seit Anbeginn dabei, weil es auch einer meiner Gedanken war, die Stimmung dieses Songs ein wenig in der Geschichte wiederzugeben.
is‘ ja schon wieder sooo lange her, dass ich‘n Stück mit euch gegangen bin.
Kommt mir jetzt auch schon lange her vor ... Die Challenge ist wirklich ein Mammutprojekt! Und super, dass du jezt ein weiteres Stück mit uns gehst! :)
ist immer schon so‘ne Sache mit Änderungen – aber Du kennst‘s ja auch, wer sich nicht in Gefahr begibt, der kommt drin um.
Ich sach’s dir :rolleyes:, aber zum Glück kommst du ja noch rechtzeitig vorbei und rettest mich vorm kommalosen Verderben!
jetzt komm ich endlich mal zu Dir,
Also, endlich noch einmal, danke! :kuss: Und für die Kommas, die ich alle eingefügt habe. Mein Vorsatz fürs neue Jahr: Weniger auf den Bauch hören, einfach mal die Kommaregeln nachschlagen, faule Socke, ich!
toi toi toi!
Danke dir sehr, lieber Friedel, ich drücke dir ebenfalls die Daumen und wünsche dir einen wunderbaren Start ins neue Jahr.

Liebe Grüße von Raindog

Hallo @Putrid Palace,

ich habe mich sehr über deinen Kommentar gefreut, gerade, weil dich das Thema eigentlich nicht so interessiert hat.

Eine schöne Geschichte, deren Thema mich eigentlich nicht anspricht, es aber doch geschafft hat, gänzlich von mir gelesen zu werden.
Schön! Freut mich total! :)
Sehr interessant finde ich die periodischen Sprünge der Erzählperspektive.
Ich bin froh, wenn das geklappt hat, man muss sich als Leser ja schon erstmal orientieren, wer da was erzählt. Die Hoffnung war natürlich, dass das recht schnell gelingt.
Ich äußere mich ungern zum Inhalt, da mich das Thema und die Kulisse wie erwähnt eher weniger ansprechen. Dahingehend würde ich nur subjektive Banalitäten bemängeln wie etwa: Zu viel Beschreibung von Waldemar, insbesondere am Anfang des Textes;
Ich danke dir sehr, dass du trotz deiner eigentlichen Abneigung gegen Thema und Kulisse (btw: was ist so schlimm an den Bergen?) so einen positiven Leseeindruck hinterlässt. Und klar, sowohl Kritik als auch Lob sind ja immer subjektiv. Waldemar, den habe ich vielleicht etwas deutlicher beschrieben, um klarzumachen, was er für Max bedeuten könnte, wenn ...
also gelobe ich mir an dieser Stelle einmal Verzicht und bedanke mich stattdessen für diese Geschichte.
Wenn du auf weitere Kritik verzichtest, bin ich an dieser Stelle auch nicht wirklich böse und bedanke mich wiederum für den schönen Kommentar.
Unglaublich, wie du dich in das Handeln und Denken eines Kindes hineinversetzen kannst.
Danke! Manchmal wahrscheinlich sogar fast zu viel … ;)
Ein handfester Kritikpunkt konnte sich meines penetranten Blickes dann doch nicht erwehren:
Na, egal, Renntiere aber
Ssso, du warst jetzt das Zünglein an der Wage: Ich habe es wieder in Renntiere zurückgeändert (also genauso kursiv geschrieben im Text, jedenfalls beim ersten Mal). So hatte ich das ganz am Anfang, weil mir selbst ja schon klar ist, dass man das anders schreibt, aber Max stellt sich vor, die Tiere heißen so, weil sie besonders schnell rennen können. Das kleine Gedankenspiel wollte ich gerne unterbringen. Aber es wurde doch ziemlich oft als Schreibfehler angesehen.

Danke dir, Putrid Palace, für deinen Kommentar. Ich wünsche dir einen guten Start ins neue Jahr, lass es krachen!

Liebe Grüße von Raindog

 

Hallo,

ich bin brandneu hier im Forum und schreibe dir mein erstes Kommentar, weil mir deine tolle Geschichte sofort aufgefallen ist!

Schon allein wegen des grandiosen Anfangs! Ich finde super, wie du die Gedanken des Kindes in Worte gefasst hast. So denken Kinder, sie spinnen sich ihre ganz eigene Welt zurecht und in der mag eben das Wort "verfickt" etwas Gutes, bzw. etwas Neutrales sein. Dieser turbulente Beginn katapultiert einen sofort in die Geschichte und in den Kopf des Kleinen.

Du hast einen ganzen Haufen wunderschöner Bilder geschaffen, wie das mit den Baumringen und die Bedeutung der Wollmilch. Ich mag auch den einfachen, lakonischen Stil, der natürlich perfekt zu den Gedanken eines Kindes passt. Es schenkt dem eigentlich schweren Thema auch eine feine Leichtigkeit. Während des Lesens wünschte ich mir, die Mutter einfach verschwinden zu lassen, damit die beiden Jungs ihr friedliches Weihnachten für sich genießen können. Allerdings gefällt mir auch die kleine Wendung am Schluss, die neue moralische Fragen aufwirft. Darf ich die Mutter denn verachten, wenn sie doch selbst ein Opfer ist?

Mein einziger Kritikpunkt: Ich rätsle noch, ob ich die Geschichte nicht noch stärker gefunden hätte, wenn man die Gedanken der Mutter nicht hören kann, bzw. wenn sie über die Worte und Gedanken der anderen Beiden sichtbar werden. Ich freue mich immer, wenn man etwas zwischen den Zeilen entdecken kann und ich glaube, das es noch effektiver gewesen wäre, die Auswirkungen der Mutter im Verdeckten zu erzählen. So hätte man nach und nach während des Lesens aufdecken können, welches Problem die Mutter darstellt.

Alles in allem finde ich deine Kurzgeschichte großartig! Du erzählst sie sehr liebevoll und unheimlich kreativ, ich war wirklich beeindruckt von den sprachlichen Bildern und kleinen Details, die du dir ausgedacht hast!

Ich hoffe, meine Punkte wurden noch nicht allzu oft hier genannt, ich bin ja quasi spät dran mit dem kommentieren unter deiner Geschichte. :)

Danke und viele liebe Grüße!

 

Hi @PlaceboParadise,

herzlich willkommen bei den Wortkriegern! Ich fühle mich ziemlich geschmeichelt und freue mich, dass du deinen ersten Beitrag einer meiner Geschichten widmest. :)

ich bin brandneu hier im Forum und schreibe dir mein erstes Kommentar, weil mir deine tolle Geschichte sofort aufgefallen ist!
Vielen Dank, das freut mich riesig. Und ich finde es auch bemerkenswert, dass du erstmal kommentierst, bevor du selbst etwas hochlädst. Ich jedenfalls bin dann ja schonmal neugierig, was von dir demnächst kommt. ;)
Schon allein wegen des grandiosen Anfangs! Ich finde super, wie du die Gedanken des Kindes in Worte gefasst hast. So denken Kinder, sie spinnen sich ihre ganz eigene Welt zurecht und in der mag eben das Wort "verfickt" etwas Gutes, bzw. etwas Neutrales sein.
Ich freue mich sehr, wenn es so aufgeht, wie ich mir das im stillen Schreibstüblein so vorgestellt habe.
Dieser turbulente Beginn katapultiert einen sofort in die Geschichte und in den Kopf des Kleinen.
Das war es, was ich wollte. Schön, das bestätigt zu finden. :kuss:
Du hast einen ganzen Haufen wunderschöner Bilder geschaffen, wie das mit den Baumringen und die Bedeutung der Wollmilch. Ich mag auch den einfachen, lakonischen Stil, der natürlich perfekt zu den Gedanken eines Kindes passt.
Das freut mich logischerweise sehr. Einigen ist das ja zu viel Kinderkram, und ich bin selbst immer noch am Überlegen, was vielleicht rausfliegen kann davon – aber Kommentare wie deiner sind dann natürlich trotzdem Balsam auf die Seele. Dann weiß man eben, dass es auch genauso ankommen kann, wie von einem selbst erhofft.
Es schenkt dem eigentlich schweren Thema auch eine feine Leichtigkeit.
Danke! Das ist mir generell sehr wichtig. Themen, die eigentlich nicht ganz leicht sind, von einer etwas lockereren Seite zu zeigen. Dass man trotzdem Spaß hat beim Lesen und keine Depressionen bekommt davon.
Während des Lesens wünschte ich mir, die Mutter einfach verschwinden zu lassen, damit die beiden Jungs ihr friedliches Weihnachten für sich genießen können.
Interessant! Da bist du bisher der erste, der das so geäußert hat, aber ich kann das verstehen, ich weiß, wie du es meinst.
Allerdings gefällt mir auch die kleine Wendung am Schluss, die neue moralische Fragen aufwirft. Darf ich die Mutter denn verachten, wenn sie doch selbst ein Opfer ist?
Das ist es eben immer: Dass es nie wirklich Schwarz-Weiß ist. Sicher ist die Mutter nicht der größte Sympathieträger in der Geschichte, aber schön, wenn man sich trotzdem ein wenig in sie hineinversetzen kann.
Mein einziger Kritikpunkt
Nur einer? :bounce:
Ich rätsle noch, ob ich die Geschichte nicht noch stärker gefunden hätte, wenn man die Gedanken der Mutter nicht hören kann, bzw. wenn sie über die Worte und Gedanken der anderen Beiden sichtbar werden.
Da bist du wirklich der erste, der das in dieser Art überlegt hat. Bestimmt werde ich es jetzt nicht mehr ändern, weil ich dann nochmal von vorn anfangen müsste – aber ich kaue für mich auf diesem Gedanken herum:
Ich freue mich immer, wenn man etwas zwischen den Zeilen entdecken kann und ich glaube, das es noch effektiver gewesen wäre, die Auswirkungen der Mutter im Verdeckten zu erzählen. So hätte man nach und nach während des Lesens aufdecken können, welches Problem die Mutter darstellt.
Zwischen den Zeilen finde ich generell auch immer gut. Verstehe ich total, deinen Ansatz, das wäre auch eine geschickte Möglichkeit. Aber hier bekomme ich jetzt nicht mehr die Kurve: Morgen ist Deadline, und ich kann nicht mehr … :rolleyes: Als Überlegung für Künftiges nehme ich deinen Gedanken aber gerne mit.
Alles in allem finde ich deine Kurzgeschichte großartig! Du erzählst sie sehr liebevoll und unheimlich kreativ, ich war wirklich beeindruckt von den sprachlichen Bildern und kleinen Details, die du dir ausgedacht hast!
Ich genieße dein Lob und freue mich wirklich riesig, bei einem Neuwortkrieger so ins Schwarze getroffen zu haben.
Ich hoffe, meine Punkte wurden noch nicht allzu oft hier genannt, ich bin ja quasi spät dran mit dem kommentieren unter deiner Geschichte.
Und selbst wenn sie schon genannt worden wären, deine Punkte, dann würden sie nur etwas verstärkt bestätigen, das es wert wäre, verstärkt bestätigt zu werden – aber ich kann dir sagen, deine Gedanken zu der Geschichte bringen mir eine weitere, ganz neue Sichtweise, hilfreich, das Ganze einzuordnen. Und ich freue sowieso mich total über dein positives Feedback
Danke und viele liebe Grüße!
Ich habe zu danken, und ich habe gesehen, du hast ja inzwischen auch Nichtsdestotrotz kommentiert, cool! :)
Dort sehen wir uns natürlich in Bälde.

Ein nochmaliges herzliches Willkommen hier, liebe Grüße von Raindog

 

@Raindog

haha, danke dir. :) Freut mich sehr, dass dir mein Kommentar gefallen hat. Selbstverständlich will ich nicht, dass du deine Geschichte jetzt änderst, nur weil ich meine Gedanken dazu geäußert habe. Das ist ja nur meine Ansicht und ich bin mir ja nicht einmal selbst sicher, denn es war auch sehr interessant, die Gedanken der Mutter zu hören. Das gibt ein tolles Wechselspiel zwischen der positiven Sicht des Kindes und der negativen der Mutter. Wirklich eine tolle Kurzgeschichte, kann kaum erwarten, noch mehr von dir zu lesen. :)

Ich werde auch bald etwas hochladen, haha, ich habe mich bisher selten im kreativen Umfeld einer derartigen Kritik gestellt, daher bin ich etwas nervös. ;) Aber ich finde es super, das ihr hier so konstruktiv seid, ohne zu beleidigen. Nur konstruktive Kritik bringt einen weiter.

Ich freue mich, euch hier gefunden zu haben und bin gespannt auf noch viele weitere spannende Texte.

Tausend Dank für die Willkommensworte und viele Grüße,

PP

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey @Raindog

Ein sehr schöner Text, den ich gerne gelesen habe, der hat viele liebevolle Stellen drin, ist auch von der Struktur / Erzählperspektive spannend erzählt.

Besonders gefallen hat mir die Figur der Mutter, die ist gut austariert, viel Negatives aber auch genau genug Positives, dass sie als zerissener Charakter wahrgenommen wird und nicht als komplett abgelöscht. Sehr schön.

Einige Bedenken habe ich dennoch.

1. Die Erzählstimme von Max. Ich hab in den Kommentaren gelesen, dass das ab und zu erwähnt wurde, aber ich kann das ja nicht verschweigen, nur weil du es vielleicht nicht mehr hören magst. ;) Die Stimme ist mir zuweilen etwas zu erwachsen. Ein Beispiel:

Was arbeiten eigentlich die anderen Erwachsenen, die er kennt? Melanie, Simon, Patrick … Egal, nie passt das so gut zusammen wie bei Waldemar. Oder sie haben gar keinen Beruf, von dem er wüsste. Was man wohl wird, wenn man Max heißt? Ihm fällt überhaupt nichts dazu ein. Wenn es da gar nichts gibt? Das macht ihm ein bisschen Angst, aber vielleicht wissen es die dämlichen Vögel vom Arbeitsamt, wenn es so weit ist.

Das Fettmarkierte sind so Zusätze, die das Gesagte in Kontext stellen, logisch verknüpfen, relativieren, ich würde den Text mal daraufhin durchgehen, ob du hier nicht direkter, unmittelbarer erzählen willst.

2. Der Einfallsreichtum von Max. Das wurde ebenfalls bereits erwähnt, ist mir aber auch aufgefallen.

Vom Pol heißt das eigentlich richtig; Nordpol meint er sicher, er hat auch so eine dicke Jacke an, mit Kuschelfell an der Kapuze. Gibt es Kamele am Pol? Na, egal, Renntiere aber:

Über die Dichte der kleinen feinen Beobachtungen, Verwirrungen und Verwechslungen des Max kann man streiten, mir war es etwas zu viel. Vielleicht könntest du auch darauf schauen, dass du noch etwas mehr abwechselst. Hier hast du gleich zwei sprachliche Missverständnisse in einem kurzen Abschnitt. Vielleicht: sprachliches Missverständnis, witzige Detailbeobachtung, skurille Assoziation, dann erst wieder ein sprachliches Missverständnis.

3. Erklärende Anhängsel / Zusätze in den Mutter-Passagen

Und Waldemar alleine da oben mit seinen Riesenohren. Zum Schreien! Zum Herzerweichen ... Also bin einfach ich hoch und habe den Part übernommen.
Es ist anders mit ihm, besonders, ich weiß, sonst wäre ich jetzt nicht hier. Aber er nervt eben auch: Hast du mal überlegt, willst du nicht und bla und bla.

Das ist ja alles schon klar durch das, was und wie sie erzählt.

Was für eine absurde Idee überhaupt, hier hoch. Fuck!
Scheiß Kälte – wie eine verdammte Fußfessel an den Knöcheln! Im Bauch, in der Brust, im Kopf: Überall diese elende Kälte! Wird Zeit, was dagegen zu tun …
Vorhin, an diesem Aussichtsfelsen, als ich mir kurz vorgestellt habe, wie es wäre, zu springen ... Wie lange würde man fliegen?
Wenn Max nicht da wäre, wüsste ich es vielleicht.
„Ich brauche keinen verfickten
Tee, ich brauche Stoff!“

Diesen ganzen Abschnitt brauche ich glaub nicht wirklich. Die ganze Kälte-Sache wurde schon gesagt, gezeigt, da kommt nichts Neues. Und das Springen vom Felsen ist mir zu explizit, das ist schade, dass das da so auserklärt wird (auch wenn es ein Bild ist und keine eigentliche Erklärung). Der aufmerksame Leser hat doch die Ambivalenz längst mitbekommen.

4. Das Ende

Da hat glaub noch niemand was dazu gesagt. Also, das ist natürlich schon stimmig, inhaltlich. Aber für mich liest sich das angefügt, so im Sinne: Ich erzähl euch noch, was aus der Sache geworden ist. Vor allem das Irrenhaus hat mich ein wenig gestört, das finde ich nicht nötig, das ist, als würdest du noch eine Schublade anbieten, in die man die Mutter stecken kann, abschliessend.
Ich will nicht unbedingt ein offenes Ende, den letzten Abschnitt einfach wegzustreichen, ist vielleicht auch keine gute Idee. Ich glaube, was mich nicht so überzeugt, ist die Tatsache, dass sich das Ende nicht aus dem bisherigen Text ergibt, es ist keine Konsequenz des Geschehens. Es ist ein blosses Danach.

Aber das sind bloss ein paar Gedanken zu einem insgesamt sehr guten Text, wie ich finde. Bitte verzeih, dass ich vor allem meine Bedenken formuliert, nicht aber die Stärken differenziert herausgearbeitet habe.

Lieber Gruss
Peeperkorn

 

Hi Peeperkorn,

das ist ja schön, noch so ein nachträglicher Kommentar zur Challenge-Geschichte!

Ein sehr schöner Text, den ich gerne gelesen habe, der hat viele liebevolle Stellen drin, ist auch von der Struktur / Erzählperspektive spannend erzählt.
Danke, freut mich, dass dir das generell gefällt.
Besonders gefallen hat mir die Figur der Mutter, die ist gut austariert, viel Negatives aber auch genau genug Positives, dass sie als zerissener Charakter wahrgenommen wird und nicht als komplett abgelöscht. Sehr schön.
Und ich finde schön, dass du das so siehst. :)
Einige Bedenken habe ich dennoch.
War mir doch klar, dass ich nicht mit Lob allein davonkomme … :rolleyes:
1. Die Erzählstimme von Max. Ich hab in den Kommentaren gelesen, dass das ab und zu erwähnt wurde, aber ich kann das ja nicht verschweigen, nur weil du es vielleicht nicht mehr hören magst. Die Stimme ist mir zuweilen etwas zu erwachsen.
Das musste ich ja lachen, mit dem Nicht-mehr-hören-mögen, es sieht vielleicht so aus, dass ich das nicht hören will bzw. nicht darauf höre, denn es haben sich ja schon Viele ähnlich geäußert und ich habe da trotzdem nicht mehr viel dran getan - aber ich brauche, glaube ich, jetzt erstmal etwas Abstand zu der Geschichte, muss alles wirklich sacken lassen, um richtig was zu ändern. Ich weiß ja, dass du das jetzt auch so machst, ich habe nämlich sehr interessiert eine deiner letzten Antworten auf deine eigene Raupe gelesen: ;)
Aber ich hoffe, dass ich in Zukunft das Prozesshafte des Schreibens besser akzeptieren kann, eine höhere Bereitschaft zu langandauernden Überarbeitungen aufbringe und auch den Mut, nicht jede Geschichte unbedingt rund machen zu wollen, obwohl sie gar nicht dem entspricht, was ich eigentlich schreiben wollte.
So geht es mir jetzt hier auch, ich bin zwar immer noch zu kleinen Änderungen in der Lage, aber ansonsten muss ich da wirklich noch einmal mit einem richtigen Abstand herangehen.

Was arbeiten eigentlich die anderen Erwachsenen, die er kennt? Melanie, Simon, Patrick … Egal, nie passt das so gut zusammen wie bei Waldemar. Oder sie haben gar keinen Beruf, von dem er wüsste. Was man wohl wird, wenn man Max heißt? Ihm fällt überhaupt nichts dazu ein. Wenn es da gar nichts gibt? Das macht ihm ein bisschen Angst, aber vielleicht wissen es die dämlichen Vögel vom Arbeitsamt, wenn es so weit ist.
Das Fettmarkierte sind so Zusätze, die das Gesagte in Kontext stellen, logisch verknüpfen, relativieren, ich würde den Text mal daraufhin durchgehen, ob du hier nicht direkter, unmittelbarer erzählen willst.
Ich habe es mal probiert, zu ändern, das sieht jetzt so aus: Hm, und die anderen Erwachsenen, die er kennt – Melanie, Simon, Patrick – was arbeiten die dann? Haben die überhaupt einen Beruf? Nie passt das so gut zusammen wie bei Waldemar. Was man wohl wird, wenn man Max heißt? Ihm fällt überhaupt nichts dazu ein. Wenn es da gar nichts gibt? Das wäre blöd, aber vielleicht wissen es die dämlichen Vögel vom Arbeitsamt, wenn es so weit ist.
2. Der Einfallsreichtum von Max. Das wurde ebenfalls bereits erwähnt, ist mir aber auch aufgefallen.
Vom Pol heißt das eigentlich richtig; Nordpol meint er sicher, er hat auch so eine dicke Jacke an, mit Kuschelfell an der Kapuze. Gibt es Kamele am Pol? Na, egal, Renntiere aber
Über die Dichte der kleinen feinen Beobachtungen, Verwirrungen und Verwechslungen des Max kann man streiten, mir war es etwas zu viel. Vielleicht könntest du auch darauf schauen, dass du noch etwas mehr abwechselst. Hier hast du gleich zwei sprachliche Missverständnisse in einem kurzen Abschnitt. Vielleicht: sprachliches Missverständnis, witzige Detailbeobachtung, skurille Assoziation, dann erst wieder ein sprachliches Missverständnis.
Schaue ich mir auch noch einmal an, allerdings empfinde ich es gerade passend, dieses schnelle, unkontrollierte Hin und Her von Max‘ Gedanken.
3. Erklärende Anhängsel / Zusätze in den Mutter-Passagen
Und Waldemar alleine da oben mit seinen Riesenohren. Zum Schreien! Zum Herzerweichen ... Also bin einfach ich hoch und habe den Part übernommen.
Es ist anders mit ihm, besonders, ich weiß, sonst wäre ich jetzt nicht hier. Aber er nervt eben auch: Hast du mal überlegt, willst du nicht und bla und bla.
Das ist ja alles schon klar durch das, was und wie sie erzählt.
Da schaue ich auch nochmal in Ruhe drauf, besorge mir ein Feinskalpell und entferne eventuell die entsprechenden Stellen.
Was für eine absurde Idee überhaupt, hier hoch. Fuck!
Scheiß Kälte – wie eine verdammte Fußfessel an den Knöcheln! Im Bauch, in der Brust, im Kopf: Überall diese elende Kälte! Wird Zeit, was dagegen zu tun …
Vorhin, an diesem Aussichtsfelsen, als ich mir kurz vorgestellt habe, wie es wäre, zu springen ... Wie lange würde man fliegen?
Wenn Max nicht da wäre, wüsste ich es vielleicht.
„Ich brauche keinen verfickten
Tee, ich brauche Stoff!“
Diesen ganzen Abschnitt brauche ich glaub nicht wirklich. Die ganze Kälte-Sache wurde schon gesagt, gezeigt, da kommt nichts Neues. Und das Springen vom Felsen ist mir zu explizit, das ist schade, dass das da so auserklärt wird (auch wenn es ein Bild ist und keine eigentliche Erklärung). Der aufmerksame Leser hat doch die Ambivalenz längst mitbekommen.
Kann der Leser ohne den Absatz wirklich mitbekommen, dass sie über Suizid nachdenkt? Mit der Kälte-Sache hast du sicher recht, der Absatz war ursprünglich aus einer anderen Erzählperspektive geschrieben und hängt da jetzt noch so blöd unentschlossen herum … Aber, auch da brauche ich Abstand.
4. Das Ende
Da hat glaub noch niemand was dazu gesagt.
Ähm … Doch. Schon. :D
Also, das ist natürlich schon stimmig, inhaltlich. Aber für mich liest sich das angefügt, so im Sinne: Ich erzähl euch noch, was aus der Sache geworden ist. Vor allem das Irrenhaus hat mich ein wenig gestört, das finde ich nicht nötig, das ist, als würdest du noch eine Schublade anbieten, in die man die Mutter stecken kann, abschliessend.
Das Irrenhaus soll für verschiedene Möglichkeiten stehen, ich empfinde es eher als eine Andeutung, was passiert sein könnte, aber ich glaube, leider funktioniert das nicht so. Da muss ich wohl auch nochmal mit dem Skalpell ...
Ich will nicht unbedingt ein offenes Ende, den letzten Abschnitt einfach wegzustreichen, ist vielleicht auch keine gute Idee. Ich glaube, was mich nicht so überzeugt, ist die Tatsache, dass sich das Ende nicht aus dem bisherigen Text ergibt, es ist keine Konsequenz des Geschehens. Es ist ein blosses Danach.
Vielleicht stehe ich da irgendwie auf dem Schlauch, aber ich sehe es nicht als gänzlich blosses Danach: Wie Max, der inzwischen realisiert hat, dass seine Hoffnungen sich nicht erfüllt haben, nun auch noch die Verarsche mit der Wollmilch aufdeckt (die zwar gut gemeint war, aber das sieht er in dem Moment natürlich nicht) – da geht doch eine Entwicklung vonstatten. Naja. Eine kleine … :shy:
Aber das sind bloss ein paar Gedanken zu einem insgesamt sehr guten Text, wie ich finde. Bitte verzeih, dass ich vor allem meine Bedenken formuliert, nicht aber die Stärken differenziert herausgearbeitet habe.
Ich verzeihe dir alles, Peeperkorn: Das war ein wunderbarer, hilfreicher Kommentar, und Lob war doch auch genug dabei! Die Sachen, die du angesprochen hast, das sind ja die, woran es irgendwie noch hakt, und du hast mir ein paar Wege aufgezeigt, die ich gehen kann, um da noch was rumzureißen. Dafür danke ich dir sehr!
Ich wünsche dir noch einen schönen Abend. Und freue mich drauf, dich in Freiburg kennenzulernen! :anstoss:

Liebe Grüße von Raindog

 

Hi @Raindog,

ich bin zwar ziemlich spät dran, aber ich komme jetzt trotzdem einfach mal noch vorbei. Ich hab den Kommentar vor - gemessen Forengeschwindigkeiten - langer Zeit angefangen. Und ich weiß ehrlich gesagt gerade gar nicht, wie aktuell die liegen gebliebenen Teile noch sind. Ich lass die trotzdem so und füge schnell mal noch ein bisschen was an, damit das hier fertig wird.

Ich find die Geschichte gut: Thema, Verlauf und vor allem auch das Ende.
Die Kinderstimme erscheint mir im Ganzen gut getroffen, manchmal vielleicht ein bisschen zu erwachsen. Dagegen die Mama-Stimme ... da weiß ich nicht so genau. Ich bin mir nicht sicher, ob die Signalwörter, die sie verrucht oder kaputt erscheinen lassen sollen, nicht auch ein bisschen aufgesetzt wirken. Irgendwas erscheint mir jedenfalls im Hin und Her der beiden Stimmen nicht ganz passend (und das ist schon mal nicht das Hin und Her). Vielleicht liegt es sogar nur an dem Wörtchen "verdammt": Das klingt ja fast schon literarisch; zumindest klingt in meinen Ohren nicht so richtig alltäglich. Vor kurzem habe ich mal gehört, wie jemand ständig "beschissen" gesagt hat, so ganz ohne Bedeutung, nur als Füllwort, sinngemäß: "Kann ich mal noch so'n beschissenes Plätzchen haben? Die sind voll geil." Na, und im Vergleich finde ich, das hört sich kaputter an: die beschissenen Berge. Aber so ganz kaputt willst du die gute Mama vielleicht gar nicht sein lassen.

So oder so fänd ich es eine Überlegung wert, den ersten Satz zu streichen. Erschließt man sich den nicht fast schon aus dem Folgenden? Ein kleines bisschen müsste man vielleicht eingreifen, damit man drauf kommt, aber nicht viel. Und dieser erste Satz hängt als Mama-Satz so in der Luft, das wirkt ein kleines bisschen geflickschustert.

Sehr schön find ich das hier:
-- "Bei Max im Bauch sind wahrscheinlich fast fünf Ringe, aber zum Glück kann die niemand sehen."
- aber noch schöner ohne "zum Glück". Ja schon, man müsste Max aufsägen, um die Ringe sehen zu können, und das würde ihm nicht gefallen. Mir ist das trotzdem ein Gedanke zu viel.

Und das hier find ich auch sehr hübsch:
-- "Er kommt aus Pol, hat er gesagt. Vom Pol heißt das eigentlich richtig; Nordpol meint er sicher“
Und auch die Wortspielereien, die sich anschließen.

Der Erzählteil der Mama kommt da dann halt nicht ganz ran, finde ich. Wie sie das mit der Tussi usw. berichtet - ich weiß nicht, ich weiß nicht. Braucht’s die wirklich, die Tussi?
Und dann speziell so was:
— „Also bin einfach ich hoch und habe den Part übernommen.“
- da frag ich mich dann schon: Wem erzählt die das? Sich selbst? Wie ich dann hochgerannt bin - das ginge sicher eher, so wie du die Passage ja auch einleitest.

Hübsch auch die beiden verschiedenen Perspektiven, die du hintereinanderblendest, Mama und Max:
— „Eierrrlegende Wollmilchsau: Das klingt schön.“

Hier hätte ich allerdings mal einen Satz, den Max so eigentlich kaum so wohlgestaltet sagen können wird:
— „Fiepende Welpen, die süße Wollmilch aus den pelzigen Brüsten ihrer Mama nuckeln …“
- Stört mich aber gar nicht mal. Das die Kinderrede Fiktion ist, ist sowieso klar, da finde ich das sogar ganz passend, sich nicht davor zu scheuen, die Maske durchlässig zu halten.

Dass ich das Ende gut finde, hab ich ja schon gesagt: Nicht zu dick aufgetragen und nicht zu dünn, sozusagen.
Mach ich also mal Schluss, damit der Kommentar nicht wieder liegenbleibt.

Besten Gruß
erdbeerschorsch

 

Lieber @erdbeerschorsch,

ich bin zwar ziemlich spät dran, aber ich komme jetzt trotzdem einfach mal noch vorbei.
Aber immer gerne! Ich freue mich über deinen Besuch! :)

Und ich weiß ehrlich gesagt gerade gar nicht, wie aktuell die liegen gebliebenen Teile noch sind. Ich lass die trotzdem so und füge schnell mal noch ein bisschen was an,
Das machst du ganz richtig! Du bist mit deinem Kommentar auch noch aktuell. Die Geschichte habe ich zwar während der Challenge-Zeit immer wieder an mehreren Stellen geändert, doch momentan befindet sie sich im Winterschlaf. Ich will aber mit einigem Abstand nochmal rangehen, vielleicht fällt es mir dann auch leichter, überflüssige Darlings zu meucheln.
Ich find die Geschichte gut: Thema, Verlauf und vor allem auch das Ende.
Na, das freut mich! Richtig sehr! :bounce:
Die Kinderstimme erscheint mir im Ganzen gut getroffen, manchmal vielleicht ein bisschen zu erwachsen.
Ich weiß, das Erwachsenklingen wurde schon häufig genannt. Ich werde sehen, ob ich das noch besser auf die Reihe bekomme.
Dagegen die Mama-Stimme ... da weiß ich nicht so genau. Ich bin mir nicht sicher, ob die Signalwörter, die sie verrucht oder kaputt erscheinen lassen sollen, nicht auch ein bisschen aufgesetzt wirken.
Die Mama-Stimme wurde zwar meistens eher als gut getroffen empfunden, aber ich kann dir durchaus folgen. Ein wenig empfinde ich das nämlich inzwischen auch so:
Irgendwas erscheint mir jedenfalls im Hin und Her der beiden Stimmen nicht ganz passend ...Vielleicht liegt es sogar nur an dem Wörtchen "verdammt": Das klingt ja fast schon literarisch; zumindest klingt in meinen Ohren nicht so richtig alltäglich.
Ich war am Anfang, als ich die Geschichte geschrieben habe, sogar eher geneigt, statt „verdammt“ gleich „verfickt“ zu verwenden, genau mit der Intention, wie du es hier mit „beschissen“ beschreibst, aber dann habe ich mich nicht getraut … :shy:
Vor kurzem habe ich mal gehört, wie jemand ständig "beschissen" gesagt hat, so ganz ohne Bedeutung, nur als Füllwort, sinngemäß: "Kann ich mal noch so'n beschissenes Plätzchen haben? Die sind voll geil."
Na, und im Vergleich finde ich, das hört sich kaputter an: die beschissenen Berge. Aber so ganz kaputt willst du die gute Mama vielleicht gar nicht sein lassen.
Doch, doch, die soll schon kaputt sein. Ich werde das auf jeden Fall in meine Überarbeitungsliste mit aufnehmen.
So oder so fänd ich es eine Überlegung wert, den ersten Satz zu streichen. Erschließt man sich den nicht fast schon aus dem Folgenden? Ein kleines bisschen müsste man vielleicht eingreifen, damit man drauf kommt, aber nicht viel. Und dieser erste Satz hängt als Mama-Satz so in der Luft, das wirkt ein kleines bisschen geflickschustert.
Vielleicht wirkt es geflickschustert, aus dem einfachen Grund, weil es das auch ist.:lol: Also, nein, es war schon immer nur der ein Mama-Satz, aber danach ging es zunächst anders weiter. Ich glaube aber, ich werde es so lassen. Es erschließt sich natürlich erst nach ein paar Sätzen, wie das mit dem ersten Satz gedacht ist, aber ich will den Leser damit ja gleich in die unterschiedlichen Wahrnehmungen von Max eindringen lassen.
Sehr schön find ich das hier:
Bei Max im Bauch sind wahrscheinlich fast fünf Ringe, aber zum Glück kann die niemand sehen.
- aber noch schöner ohne "zum Glück". Ja schon, man müsste Max aufsägen, um die Ringe sehen zu können, und das würde ihm nicht gefallen. Mir ist das trotzdem ein Gedanke zu viel.
Schön, dass dir das gefällt. Der Glücksgedanke, nun, Max denkt das ja nicht langsam und chronologisch, das geht ja alles superschnell im Kopf, mehr als Empfindung oder wasweißich, und deshalb finde ich das nicht zu viel.
Und das hier find ich auch sehr hübsch:
-- "Er kommt aus Pol, hat er gesagt. Vom Pol heißt das eigentlich richtig; Nordpol meint er sicher“
Danke! :herz:
Der Erzählteil der Mama kommt da dann halt nicht ganz ran, finde ich.
Hm, den meisten geht es gerade andersrum, ich selbst finde natürlich beide unschlagbar :lol:, sonst hätte ich sie ja anders geschrieben, aber ich verstehe deine Einwände durchaus. An der Mutter habe ich allerdings auch viel gearbeitet, sie war zunächst keine reine Ich-Erzählerin, und es gibt wohl durchaus noch Stellen, an denen die Überarbeitung nicht so gelungen ist. Schaue ich auch noch drüber.
Wie sie das mit der Tussi usw. berichtet - ich weiß nicht, ich weiß nicht. Braucht’s die wirklich, die Tussi?
Diese Szene war in der Urfassung gar nicht drin, ich hatte aber während der Challenge den Eindruck bekommen, so etwas braucht es noch, um zu zeigen, wie die beiden ziemlich gegensätzlichen Personen zueinander gekommen sind.
Also bin einfach ich hoch und habe den Part übernommen.“
- da frag ich mich dann schon: Wem ezählt die das? Sich selbst? Wie ich dann hochgerannt bin - das ginge sicher eher, so wie du die Passage ja auch einleitest.
Da hast du vollkommen recht. Ich werde mich drum kümmern.
Hier hätte ich allerdings mal einen Satz, den Max so eigentlich kaum so wohlgestaltet sagen können wird:
— „Fiepende Welpen, die süße Wollmilch aus den pelzigen Brüsten ihrer Mama nuckeln …“
- Stört mich aber gar nicht mal. Das die Kinderrede Fiktion ist, ist sowieso klar, da finde ich das sogar ganz passend, sich nicht davor zu scheuen, die Maske durchlässig zu halten.
Ich weiß, der Satz, und auch andere Sprüche von Max werden manchmal als zu erwachsen oder wohlformuliert angesehen. Ich finde aber immer noch, es ist ja eher eine Zusammenfassung seiner Gedankenbilder, keine wörtliche Rede, und für mein Empfinden geht das dann schon. Sprechen lassen würde ich ihn so nicht. Aber, sehe ich das denn falsch: Man kann doch in einer Geschichte auch, z.B. Empfindungen eines Säuglings ausdrücken, z.B.: Es ist kalt und ich habe Hunger. Oder in Tiergeschichten … ?
Dass ich das Ende gut finde, hab ich ja schon gesagt: Nicht zu dick aufgetragen und nicht zu dünn, sozusagen.
Danke dir, dass du es nochmal gesagt hast! :)
Und danke dafür, dass du den längst begonnen Kommentar doch noch aus der Versenkung geholt hast, das freut mich sehr!

Liebe Grüße von Raindog

 

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