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Wut
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Wut
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Servus Isegrims,
vielen Dank dir schon mal fürs Lesen und Kommentieren! Und sorry für die Wartezeit, ich schaffe es gerade fast nur mit dem Handy hier her, ihr kriegt alle nen Kommentar zurück, sobald ich frei habe.
Ja, da bin ich bei dirIn irgendeinem Kommentar schreibst du, dass dich die Geschichte seit ein paar Wochen umtreibt. Das merkt man ihr an. Ich meine, die Kürze der Zeit von der Idee zur Veröffentlichung. Mir kommt’s unausgereift vor.
Hm ja, ich muss da noch mal drüber auf jeden Fall ... dich stört das Ende ja. Ich muss sagen, ich lese das glaube ich etwas anders als du, und deswegen finde ich es nicht ... wie soll ich sagen? "Reingeschoben" oder "eine zusätzliche, unorganische Idee". Also für mich ist das Ende einfach ein Ausdruck von Verwirrtheit, von, ja, Ansätzen eines Nervenzusammenbruchs oder Überforderung - dieses Gefühl habe ich versucht zu vermitteln, aber ist natürlich auch nur meine eigene Leseart und es darf natürlich nicht sein, dass ich das als Autor erklären müsste, das muss selbst herauslesbar sein. Ich mach mir mal Gedanken drüber - ist natürlich ein Darling von mir, aber wie heißts so schön: Kill your darlings!Einige wirklich gute Sprachbilder, Charaktere, die ich greifen kann, ein Konflikt. All das ist super, aber worauf es hinausläuft, was mich berühren soll, das bleibt merkwürdigerweise ein Rätsel. Da ist die Wut, da ist das Bruder-Bruder-Ding, der Konflikt mit dem Vater, der gar nicht richtig ausbricht und am Ende eine Wendung, die das Ganze möglicherweise zu einem Traum erklärt.
Ja, danke fürs Kompliment, aber ist eine Rohfassung, hast schon recht. Ich denke, ich bekomme das aber alles unter einem Hut, wenn ich noch ein wenig dran rumschraube. Das Fixieren fahre ich evtl auch so zu 15% runter, ich mag das im Prinzip, wenn es nicht zu viel ist, weil man durch Beobachtungen schon Atmosphäre aufbauen kann ... spielt ja viel Unterbewusstes mit rein, was man ansieht und wie man es ansieht, und so spürt/lernt man als Leser im besten Fall viel darüber, was im Prot vorgeht, wie es ihm geht. Nicht bewusst natürlich, aber man würde beim Lesen dann sagen: Was für eine stimmige Atmosphäre zur Geschichte!tilistisch wäre glaube ich weniger mehr. Du überziehst den Text, so wie ich ihn lese, mit irgendwo fixierten Blicken: Die Freundin (die ist ja eh mehr ein Objekt, bleibt nutzlos im Bett liegen), die Lichter draußen, die Laterne, den roten Knopf der Kaffeemaschine. Der Traum ist superschön, führt aber ins Nichts, ebenso wie die Ledersesselsymbolik (an der Stelle wieder so ein paar kafkaeske Bilder, wie man sie hier mittlerweile öfters liest.)
Aber he, zigga, trotzdem eine klasse Geschichte, an der du aber echt arbeiten solltest, dann kommt das mit der Wut auch besser rüber, das wirkt auf mich etwas zahm.
Nee!wer baut denn heute noch Seifenkisten? 50er/60-er Jahre?
Das verbuche ich jetzt mal unter Dialog-Freiheit, auffangen, wie die Menschen sprechen!heißt das nicht: Delfin-Show?
Also, Isegrims, danke dir nochmals, dir wirkt es zu zusammengewürfelt, die Wut, welche für dich das Elementare darstellt, geht dadurch unter, ist auch aus Erzähltechnischen Gründen nicht nachvollziehbar, ich schreibe mir das auf und beachte das beim Überarbeiten. Gute Ostern!
Hallo Chutney,
das war ein echt guter Kommentar! Danke dir auch dafür und ich hab was draus mitgenommen, und es freut mich natürlich, dass dir die Geschichte nicht aus dem Kopf gegangen ist - das ist es doch, wo wir als Autoren hin wollen.
Das mit dem Traum-Andeuten ist ein guter Punkt, eine gute Idee, die ich vllt echt umsetzen werde. Ja, ich finde auch, über körperliche Gewalt von Vätern gibt es echt shcon jede Menge, vllt auch, weil das so ein Thema der Generation ist, die jetzt 50/60/aufwärts ist, da war das ja noch gang und gäbe, als sie Kinder waren ... ich bin in den 90ern aufgewachsen, und in deutschen Familien gab es da schon den Konsens, dass Kinder prinzipiell ohne Gewalt erzogen werden sollen. Hab ich so kennengelernt, ich kann natürlich nicht von allen Familien sprechen, aber so ein Grundkonsens, den es vllt in anderen Generationen oder Ethnien nicht gibt. Das hab ich versucht mit einzubauen, weil, ich sage mal die "Aggressivität" von deutschen Vätern ja auch nicht vollkommen verschwinden kann, wenn sie nicht mehr schlagen, dann kanalysiert es sich eben auf anderen Wegen, meine Beobachtung zumindest.Ich finde es gut, dass der Vater keine körperlichen Mißhandlungen verübt. Darüber gibt es schon viel Literatur und ich finde es gerade spannend was für verheerende seelische Verletzungen es in einer sogenannten "normalen Familie" geben kann. Dieser Vater bringt seine Kinder in einen schweren inneren Konflikt, in dem die Wut eben gerade nicht sein darf, weil da Schuldgefühle sind und weil der Vater schwach erscheint und weil Kinder dazu neigen ihre Eltern zu schützen. Ich überlege sogar, ob es dem Text vielleicht gut tun würde, wenn von Wut gar nicht die Rede wäre. Die Annahme, dass die Wut es ist, die den Älteren krank macht, wäre für mich überzeugender, wenn die Wut noch erheblich verschleierter wäre. Wenn z.B. aggressive Aspekte dem Vater gegenüber in dem anfänglichen Traum angedeutet werden und der Kranke darüber erschrocken ist. Ich glaube, schon das wäre für den Leser klar genug und viele weitere Erklärungen würden sich erübrigen.
Ja stimmt, eigentlich müsste ich noch Gesellschaft drantaggen, hast recht. Ich finde es auch wichtig, den Vater odera llgemein Antagonisten nicht als Monster zu zeichnen, das wird schnell flach. Ich will in Prosa wirklich Figuren kennenlernen lassen, und ein Mensch ist nie nur Monster, sondern immer ambivalent - klingt jetzt wie aus einem Schreibratgeber, aber es ist so wahr, finde ich. Ja, hast klar recht, die Wut, das muss ich irgendwie fühlbarer machen, mehr verstrickende, überlagernde Gefühle sichtbar machen, ich werde auf jeden Fall noch mal ran gehen, danke für den Hinweis!Das ist so ein Beispiel, wo ich auch denke, du traust dem Leser zu wenig zu. Schon im ersten Satz ist klar, dass der Vater doch Anfälle hatte, dass es eine andere Seite gab. Das Fettgedruckte erscheint mir sehr doppelt gemoppelt.
Inhaltlich finde ich es wieder sehr gelungen, dass dieser Vater möglicherweise nicht so sehr in seine zerstörerischen Verhaltensweisen verfallen wäre, wenn das Geschäft besser gelaufen wäre. Was zwar nicht sein Verhalten gegenüber seiner Familie entschuldigt, aber ihn dennoch als einen Verzweifelten, Getriebenen zeigt. Ich finde es wichtig, dass du diesen Vater so differenziert darstellst, nicht nur als Arschloch. Dass seine Söhne ihn hassen und lieben. Der Ältere scheint völlig verstrickt in seinem Verhältnis zum Vater und das geht nur wenn es da viele, sich widersprechende Gefühle gibt.
Außerdem ist das der Teil wo dein Text dem Tag "Gesellschaft" gerecht wird. Wie die Bedingungen unter denen in dieser Gesellschaft Geld verdient oder nicht verdient wird, das Klima in den Familien bestimmt.
Werde ich tun. Ich dachte beim Schreiben übrigens auch an einen Alkoholiker. Ich hab das mal von einem Kumpel gehört, der so einen Vater hat, und an dessen Vater ich beim Schreiben gedacht habe. Der meinte auch, mal ist der Vater gut gelaunt und will Fußballspielen gehen, mal dreht er durch - und dass er manchmal das Gefühl hat, er hätte einen Alkivater, dass er denkt, da bräuchte es gar nicht diesen Stoff, diesen Rausch dazu, um das auszulösen, das sei einfach in den Vätern drin, diese abwechselnde Wut und Liebe, dass es da gar keinen Alkohol zu bräuchte, um so zu sein, und dass das viele einfach nicht verstehen würden.Ich würde "nie" durch "selten" ersetzen, sonst hätte die Situation, die du davor beschreibst ja nie stattgefunden. Schön, wie sich andeutet, was der Vater eigentlich für einen Traum hat. Er wirkt wie ein Alkoholiker, der immer wieder in seine Mechanismen fällt.
Ja, das muss ich alles ausbauen, du hast recht, da sind zu viele Lücken, wo man sich als Leser Szenen wünscht, und das sollte man vermeidenIch glaube ein Hinweis, warum der ältere Bruder so gebrochen ist, wäre gut. Meine Phantasie wäre, dass er in irgendeiner Weise nicht den Erwartungen entsprochen hat, die der Vater besonders an den Erstgeborenen hatte. Ich würde ihn nicht geistig behindert machen, aber dass er vielleicht schon von Geburt an irgendwelche Schwierigkeiten hatte, das würde schon passen. Auch das würde diese Tragik im Verhältnis zum Vater deutlich machen. Das müsste auch nicht endlos lang erklärt sein, vielleicht würde schon ein blöder Spitzname reichen, den sein Vater ihm als Kind gegeben hat.
Ja, ich werde entschlacken, das Tell ist irgendwie unsauber, zu erklärend, zu unszenisch, ich werde da nachbessern, dankeDiese erklärenden Stellen schwächen meiner Meinung nach den Text enorm.
Dazu hab ich auch keine Idee!Die Frauen in deinem Text, Mutter und Freundin, wirken schon fast komatös, irgendwie irritiert mich das, habe aber auch keine Idee dazu. Es geht ja auch hauptsächlich um das Verhältnis zwischen dem Vater und den Söhnen.
Vielen Dank dir, Chutney! Hab mich sehr gefreut, dass du etwas mit anfangen konntest und so viele gute Gedanken zu meiner Story hattest!Tja und dann gibt es ja noch die Frage über Krankheitssursachen, die du in deinem Text behandelst. Hat dieser innere Konflikt, die nicht ausgelebte Wut den Bruder so krank gemacht? War er vielleicht wirklich von Anfang an schon verletzbarer? Oder liegt es an noch ganz anderen Faktoren? Oder an allem zusammen? Aber das sind genau die Fragen, die sich sowohl die Kranken, als auch die Angehörigen stellen. Und dir ist da eine sensible Geschichte gelungen.
Hallo Achillus,
danke auch dir fürs Lesen und Kommentieren!
Das freut mich, dass sie dir insgesamt sehr gut gefällt! Ja, noch ein paar Baustellen, haben die anderen schon viel gesagt.Deine Geschichte gefällt mir insgesamt sehr gut. Dazu gäbe es eine Menge zu sagen, und Du hast ja schon viele wertvolle Hinweise erhalten. Ich möchte mich bei meinem Kommentar auf ein einziges Detail beschränken, das ein bisschen mit dem zu tun hat, was Maria schon angemerkt hat. Die Be-Wertung des Vaters.
Um es verkürzt vorneweg zu sagen: Ich finde, es ist geradezu eine Mode geworden, die eigenen Eltern zu beschuldigen, sie hätten einen in der Kindheit traumatisiert. Der Mann, den Du da beschreibst, sehe ich absolut nicht als das Monster, das eine lebenslange Wut rechtfertigt. Und dass Schwups von Folter spricht, kann ich nun überhaupt nicht nachvollziehen.
Ja, verstehe ich, ich werde da auf jeden Fall noch nachlegen, eindeutigere Szenen zeigen, damit man dabei ist.Mit all dem möchte ich sagen, dass es für mein Verständnis deutlich mehr braucht, um bei mir als Leser den Eindruck zu erwecken, dass hier eine Wut entsteht, die ich nicht ebenfalls als Ausdruck charakterlicher Schwäche betrachte, sondern als gerechtfertigte Reaktion auf ein erlittenes Unrecht.
Super! Da freue ich mich. Ich werde noch drüberarbeiten, demnächst, danke dir für deine Gedanken, sie sind immer viel wert.Trotz dieses Einwands gefällt mir die Story gut. Ich sehe, dass Du einen Konflikt erzeugst, weil der kranke Sohn sich im Grunde gegen etwas stellt, von dem er sich bislang einfach nicht getrennt hat. Er ist in einer Familie gefangen, die ihm kein inneres, gefühltes Zuhause gibt und er ist zu schwach, zu abhängig, um sich zu lösen. Das finde ich gut gemacht und sprachlich ist das Ganze auch wunderbar gestaltet. Freu mich auf Deine Nächste.
Gruß
zigga
Lieber zigga,
jetzt komm ich auch, aber keine Sorge, ich erzähl hoffentlich nicht noch mal dasselbe. Oder jedenfalls nicht nur.
Das ist eine wirklich supergute Geschichte, was die erste Hälfte angeht.
Mich hat besonders beeindruckt, wie er Bruder den Bruder durch das Märchen, wie alles hätte sein können, beruhigt. Ich fand das erstaunlich. Manchmal erlebt man ja in Filmen, dass einem eine Figur, die in einer schlimmen Situation gar nicht weint, sondern deren Kinn nur wackelt, weisaus mehr zu Herzen geht, als ein Tränenstrom. So ähnlich ging mir das auch hier. Das ist doch irre, wie sehr man aus den Wünschen der Menschen herauslesen kann, woran es ihnen gerade mangelt.
Ich wollte dir nur zwei Sachen dalassen, vielleicht kannst du was mit anfangen.
1. Bei deinem Beginn denkt man, der Bruder ruft nur selten an.
Durch sowas kriegt man den Eindruck:
Oder sowas:Er rief mich an, da war es mitten in der Nacht.
Solche Stellen lassen auf ein einmaliges oder seltenes Ereignis schließen. Dann später erfährt man, dass er den Bruder, seit er die Tumore hat und im Sessel sitzt, tagtäglich anruft. Das beißt sich also. Ich bin da aus der Gesch. rausgerissen worden, als ich das feststellte.An seiner Stimme erkannte ich sofort, dass etwas nicht stimmte.
2. Also fulminante erste Hälfte. Danach hatte auch ich den Eindruck, dass was auseinanderklafft. Aber ich glaube gar nicht mal, dass es am zu vielen Tellen liegt. Da bin ich deiner Meinung, in diversen Romane wird noch weitaus mehr getellt, und kein Schwein stört sich dran.
Ich glaube eher, dass die Figurenverhältnisse noch nicht stimmen.
Zu dem Verhältnis Bruder-Vater hat dir Chutney schon eine Menge geschrieben. Das empfand ich auch so ähnlich wie sie.
Hinzu kommt aber auch noch etwas anderes.
Du hast zwei Kernpunkte in deiner Geschichte. Einmal die Erkenntnis des Icherzählers, dass die Geschwulste des Bruders und sein Schicksal mit der Familiengeschichte und der besonderen Biographie des Bruders zu tun haben. Da ist amSich noch was zu tun (siehe Chutney).
Du hast aber noch einen anderen Kernpunkt. Das ist das Verhältnis der beiden Brüder zueinander.
Du schließt mit dieser Sequenz, die ich sehr, sehr schön geschrieben fand:
Ich fand, du gehst diesem eigenartigen Gefühl, das der Icherzähler seinem Bruder und sich selbst und der gesamten Situaton gegenüber hat, nicht genügend nach. Er fühlt sich selbst zur Idee werdend, substanzlos. Klar kann das die ständige Schlafunterbrechung sein, aber irgendwie kommts mir so vor, als schlummere dahinter eine ziemlich allgemeine Verstrickung. Mir scheint, nicht nur der Bruder hat eine Menge abgekriegt, auch der Icherzähler.desto mehr verschwammen auch all die Bilder in meinem Kopf: Der Ledersessel; die Goldbarren; die endlosen Monologe am Esstisch; – bis sie mir vorkamen, als hätten sie so nie existiert; als wären sie Teil eines großen Mosaiks, Bruchstücke unzähliger dieser kleinen Geschichten, die ich mir ständig ausdachte: Und als wäre auch ich bloß ein Teil einer solchen Geschichte, als wäre ich schon lange tot, und bloß die Idee eines anderen.
Paar Fragen:
Der Icherzähler setzt sich in der einen Szene dem Vater gegenüber durch. Trotzdem muss er so weit wie möglich vor der Familie flüchten? Warum denn? Wenn er so frei wäre, wie er glaubt, könnt er auch da bleiben. Vor wem flieht er denn? Vorm Vater? Oder auch vor dem Bruder und davor, immer den Beschützer spielen zu müssen?
An einer anderen Stelle erwähnst du, dass der Icherzähler glaubt, nicht genügend für seinen Bruder zu tun.
Also Schuldgefühle?Mit dem alten, blauen Ford meiner Freundin besuchten wir meinen Bruder so oft wie möglich, aber immer blieb dieses Gefühl, zu wenig zu tun, nicht da zu sein.
Das ist ja keine Selbstverständlichkeit, dass der Icherzähler sich so verantwortlich fühlt für seinen Bruder. Als Kind boxt er die Angreifer seines Bruders weg, später (in dem o.a. Zitat) hat er das Gef., nicht genügend für den Bruder zu tun. Und in der Erzählung selbst, lässt er sich nachtnächtlich anrufen. Wer tut sowas? Und wenn man es tut, wie wirkt sich das euf einen aus?
Ich mein, wer hält denn diese Anruferei auf Dauer so geduldig aus und lässt das mit sich machen? Ich will gar nicht bezweifeln, dass es das gibt, sondern nur sagen, dass man das in dieser Beharrlichkeit nur tut, wenn man glaubt, eine Verantwortlichkeit, eine Zuständigkeit dafür zu haben. Und aus diesen Überlegungen heraus, habe ich das Gefühl gekriegt, da hast du einen ziemlich komplexen, merkwürdigen familiären Schuldknoten am Wickel.
Und der Bruder scheint die Wut beider Brüder in sich aufgenommen zu haben mit den entsprechenden Folgen. Wie wirkt sich das denn auf den Icherzähler aus, wenn der andere den familiären Schaden übernommen hat. So ganz frei und ohne Schuldgefühl latscht man da bestimmt nicht durch die gegend. und wo Schuld lauert, lauert auch immer Wut und zeigt man die, folgt daraus wieder Schuld. Der Vater macht es ja nicht anders. In so einer Familie, in der Wut so sehr mit Schuld verknüpft ist, da ist es doch nicht leicht, dann keine Schuld, keine Wut zu spüren. Und das betrifft auch den Jüngeren.
Ich hab mich gefragt, wo denn die Wut des Icherzählers geblieben ist. Der muss die haben. Und zwar auch auf den Bruder. Und diese hmm naja, unterirdische Dimension lässt du halt draußen. Ich spür da aber trotzdem was innerhalb deiner Geschichte, nur dass es eben nicht auserzählt wird. Titel und die gesamte Erzählung legen das in Spuren nahe, dass da auch Wut dem Bruder gegenüber da ist. Nicht als offensichtlicher Ausbruch, sondern als so eine merkwürdig duldende Starre.
Also beim Lesen dieser zweiten Hälfte ging es mir (selbst wenn da die ein oder andere Behauptung rausgestrichen oder geshowt werden könnte) eher so, dass ich immer das Gefühl hatte, das geht viel zu glatt, das ist was nicht ausgelotet genug. Da fehlt einfach was, wenn ich mich in das gesamte Familienkonstrukt reinversetze.
Ich wollt das noch loswerden. Keine Ahnung, ob es dir irgendwas bringt, wenn nicht, vergiss es einfach.
Loswerden wollte ich aber auch noch, dass ich die Geschichte großartig fand. Den ersten Teil zumindest sowieso. Das ist der Zigga, wie ich ihn saugerne lese.
Und den zweiten Teil, ne, das weißt ja, schlecht fand ich den auch nicht. Nur geklafft hats halt. Den find ich noch nicht ganz so großartig.
Viele Grüße an dich
von Novak
Hallo Novak,
Mann, was für ein Kommentar! Eine Menge Input, vielen Dank dafür.
Das freut mich, dass das bei dir so geklappt hat. Super.Das ist eine wirklich supergute Geschichte, was die erste Hälfte angeht.
Mich hat besonders beeindruckt, wie er Bruder den Bruder durch das Märchen, wie alles hätte sein können, beruhigt. Ich fand das erstaunlich. Manchmal erlebt man ja in Filmen, dass einem eine Figur, die in einer schlimmen Situation gar nicht weint, sondern deren Kinn nur wackelt, weisaus mehr zu Herzen geht, als ein Tränenstrom. So ähnlich ging mir das auch hier. Das ist doch irre, wie sehr man aus den Wünschen der Menschen herauslesen kann, woran es ihnen gerade mangelt.
Da hast du allerdings recht. Da werde ich noch mal drüberbügeln.Solche Stellen lassen auf ein einmaliges oder seltenes Ereignis schließen. Dann später erfährt man, dass er den Bruder, seit er die Tumore hat und im Sessel sitzt, tagtäglich anruft. Das beißt sich also. Ich bin da aus der Gesch. rausgerissen worden, als ich das feststellte.
Also fulminante erste Hälfte. Danach hatte auch ich den Eindruck, dass was auseinanderklafft. Aber ich glaube gar nicht mal, dass es am zu vielen Tellen liegt. Da bin ich deiner Meinung, in diversen Romane wird noch weitaus mehr getellt, und kein Schwein stört sich dran.
Ich glaube eher, dass die Figurenverhältnisse noch nicht stimmen.
Zu dem Verhältnis Bruder-Vater hat dir Chutney schon eine Menge geschrieben. Das empfand ich auch so ähnlich wie sie.Hinzu kommt aber auch noch etwas anderes.
Du hast zwei Kernpunkte in deiner Geschichte. Einmal die Erkenntnis des Icherzählers, dass die Geschwulste des Bruders und sein Schicksal mit der Familiengeschichte und der besonderen Biographie des Bruders zu tun haben. Da ist amSich noch was zu tun (siehe Chutney).
Du hast aber noch einen anderen Kernpunkt. Das ist das Verhältnis der beiden Brüder zueinander.
Oook ... Ja, das stimmt schon, ich finde es auch noch unausgewogen, aber ich denke, ich könnte das hinkriegen, dass die verschiedenen Kernpunkte harmonisch miteinander wirkenAlso beim Lesen dieser zweiten Hälfte ging es mir (selbst wenn da die ein oder andere Behauptung rausgestrichen oder geshowt werden könnte) eher so, dass ich immer das Gefühl hatte, das geht viel zu glatt, das ist was nicht ausgelotet genug. Da fehlt einfach was, wenn ich mich in das gesamte Familienkonstrukt reinversetze.
Ich wollt das noch loswerden. Keine Ahnung, ob es dir irgendwas bringt, wenn nicht, vergiss es einfach.
Ja, ich denke auch, Verantwortlickeit. Auf jeden Fall wollte ich da einen komplexen familiären Knoten mitwirken lassen - Schuld des Ich-Erzählers, mhm, davon schreibst du später, schwierig, daran dachte ich beim Schreiben jetzt nicht ganz. Eher an ein Verantwortungsgefühl ggü. dem Bruder, das auch nach all den Jahren nicht geendet hat, und gerade durch das Zurückziehen des Bruders zu ihren Eltern neu aufflammt.Das ist ja keine Selbstverständlichkeit, dass der Icherzähler sich so verantwortlich fühlt für seinen Bruder. Als Kind boxt er die Angreifer seines Bruders weg, später (in dem o.a. Zitat) hat er das Gef., nicht genügend für den Bruder zu tun. Und in der Erzählung selbst, lässt er sich nachtnächtlich anrufen. Wer tut sowas? Und wenn man es tut, wie wirkt sich das euf einen aus?
Ich mein, wer hält denn diese Anruferei auf Dauer so geduldig aus und lässt das mit sich machen? Ich will gar nicht bezweifeln, dass es das gibt, sondern nur sagen, dass man das in dieser Beharrlichkeit nur tut, wenn man glaubt, eine Verantwortlichkeit, eine Zuständigkeit dafür zu haben. Und aus diesen Überlegungen heraus, habe ich das Gefühl gekriegt, da hast du einen ziemlich komplexen, merkwürdigen familiären Schuldknoten am Wickel.
Ich bin mir da nicht sicher. Finde ich gut, dass man das so lesen kann, ... also ich will das nicht totdeuten, aber ich hatte folgendes vor Augen: Der Icherzähler hat seinen Bruder ein Leben lang beschützt, vor den anderen Kindern usw., und jetzt ist dieser dem Vater "ausgeliefert", also, der Icherzähler ist so weit weggezogen, dass er außer ein paar Besuche im Monat dem Bruder nicht mehr zur Seite stehen kann, und das gibt ihm dieses Gefühl, vllt auch den Antrieb, Nacht für Nacht sich Zeit zu nehmen. Das war meine Konstellation, die ich vor Augen hatte. Evtl. zeige ich das noch deutlicher im Text, mals ehen.Mit dem alten, blauen Ford meiner Freundin besuchten wir meinen Bruder so oft wie möglich, aber immer blieb dieses Gefühl, zu wenig zu tun, nicht da zu sein.
Also Schuldgefühle?
Hm ja, dazu kann ich jetzt wenig sagen.Und der Bruder scheint die Wut beider Brüder in sich aufgenommen zu haben mit den entsprechenden Folgen. Wie wirkt sich das denn auf den Icherzähler aus, wenn der andere den familiären Schaden übernommen hat. So ganz frei und ohne Schuldgefühl latscht man da bestimmt nicht durch die gegend. und wo Schuld lauert, lauert auch immer Wut und zeigt man die, folgt daraus wieder Schuld. Der Vater macht es ja nicht anders. In so einer Familie, in der Wut so sehr mit Schuld verknüpft ist, da ist es doch nicht leicht, dann keine Schuld, keine Wut zu spüren. Und das betrifft auch den Jüngeren.
Ich hab mich gefragt, wo denn die Wut des Icherzählers geblieben ist. Der muss die haben. Und zwar auch auf den Bruder. Und diese hmm naja, unterirdische Dimension lässt du halt draußen. Ich spür da aber trotzdem was innerhalb deiner Geschichte, nur dass es eben nicht auserzählt wird. Titel und die gesamte Erzählung legen das in Spuren nahe, dass da auch Wut dem Bruder gegenüber da ist. Nicht als offensichtlicher Ausbruch, sondern als so eine merkwürdig duldende Starre.
Ja, ich werde mal weiter ausloten, und die Familienstory irgendwie umschreiben, damit sie funktioniert, zu 100%.Also beim Lesen dieser zweiten Hälfte ging es mir (selbst wenn da die ein oder andere Behauptung rausgestrichen oder geshowt werden könnte) eher so, dass ich immer das Gefühl hatte, das geht viel zu glatt, das ist was nicht ausgelotet genug. Da fehlt einfach was, wenn ich mich in das gesamte Familienkonstrukt reinversetze.
Ich wollt das noch loswerden. Keine Ahnung, ob es dir irgendwas bringt, wenn nicht, vergiss es einfach.
ACh, dankeLoswerden wollte ich aber auch noch, dass ich die Geschichte großartig fand. Den ersten Teil zumindest sowieso. Das ist der Zigga, wie ich ihn saugerne lese.
Und den zweiten Teil, ne, das weißt ja, schlecht fand ich den auch nicht. Nur geklafft hats halt. Den find ich noch nicht ganz so großartig.
Viele Grüße
zigga
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