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Zaubersee
Bei einem Spaziergang durch die Hügel und einer Wanderung durch den Wald kamen einige Menschen an einen kleinen See, der nie auf einer Karte verzeichnet sein würde. Bäume wuchsen am Rand des Sees, beschatteten das Wasser, hielten es kühl. Auf der sonnigen Seite lud ein kleiner Streifen Sand die Besucher zum Verweilen und Schwimmen gehen ein.
Kleine Wellen bewegten die Wasseröberfläche, selbst wenn überhaupt kein Wind blies. Kleinste ringförmige Wellchen konnte man sehen, als ob Steinchen fallen gelassen würden, aber nichts berührte das Wasser. Wanderer die Erfrischung brauchten von der Sommerhitze ließen Ihre Kleidung auf dem Sand und ganz nackt tauchten sie eifrig in das unbekannte Wasser.
Ein Liebespaar kam eines Tages zum See. Auf dem ganzen Weg durch den Wald hatten sie gestritten und sich angebrüllt und waren über einander immer wütender geworden. Erschöpft setzte sich jeder von ihnen auf einen großen Stein auf den gegenüberliegenden Seiten des Strandes. Keiner von beiden traute dem trüben Wasser, aber es war so furchtbar heiß, die Sonne brannte fast senkrecht auf die Lichtung. Zu müde, um in den dunkleren, kühleren Wald zurück zu gehen, watete jeder von ihnen in die Wellen, langsam und vorsichtig, den unsichtbaren Seegrund mit den Füßen ertastend. Das Wasser wurde tiefer. Eine Windbrise flüsterte in den Bäumen und ein Geräusch, wie von einem versteckten Wasserfall antwortete und wurde immer lauter.
Sie verloren sich aus den Augen. Die Umgebung schien sich zu ändern. Beide sahen zwei ältere Leute, die beieinander saßen und Händchen hielten. Mit Erstaunen und Schock fing das Liebespaar an zu begreifen, dass sie das in der Zukunft waren. Der gesunden logischen Welt beraubt, konnten sie nicht anders als ihr Leben rückwärts laufen zu sehen. Währenddessen trieben ihre noch atmenden Körper ohne ihre Aufmerksamkeit auf dem Wasser. Sie sahen sich bei dem See und dann in der Vergangenheit zu Zeiten, die lange vorbei waren. Ihnen wurde kälter. Irgendwann führte die Sicht in einen Tunnel mit einem hellen Licht weit hinten. Zitternd erreichte eine Seele das Tunnelende, aber trat nicht in das helle Licht ein. Ein Funke der Wärme in der kalten Brust murmelte inne zu halten, zu warten. Noch ein Geist kam durch den Tunnel und ein Echo der Sehnsucht machte, dass er anhielt. Das helle Licht rief und neckte sie, bat sie inständig die Grenze zu überschreiten. Hinter ihnen der Weg zur Oberfläche sah so voller Beschwernis aus. Die Seelen konnten sich noch nicht entscheiden, welchen Weg sie nehmen wollten.
Der Zaubersee atmete und erzählte die Geschichten von vielen Leben und niemand anderes als der See wußte jemals, wer seinem kalten Griff entkam und wer einfach zu lange zauderte.