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Zeit - Raffer

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08.11.2004
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Zeit - Raffer

Er muss verwechselt worden sein: ein dummer Irrtum. Minotaurus stolpert durch ein ihm vollkommen fremdes, fensterloses Haus. Es muss gigantisch sein. Er läuft schon seit Stunden durch Zimmer und endlose Flure ohne eine Außenwand zu erreichen. Manche der Räume sind so voller Plunder, dass er sich kaum durchquetschen kann und ständig mit Hörner und Fell an herausstehenden Spitzen und Ecken hängen bleibt. Andere sind gänzlich leer, dabei riesig; Minotaurus hört das Echo seines Atems.
Vermutlich hat er wieder getrunken und sich irgendwo herumgetrieben, anders kann er sich seinen Aufenthalt hier nicht erklären. Als er in dem dauernden Dämmerlicht der Deckenlampen aufwachte, war es kurz vor Mitternacht, jetzt zeigt ihm seine Uhr Fünf am morgen an. Noch drei Stunden und Minotaurus muss im Büro sein. Er schwitzt beim Gedanken an die Präsentation um zehn.
„So groß kann das gar nicht sein. Planen wir noch eine halbe Stunde für das Finden der Tür ein, dann ist es halb sechs. Taxi nach Hause, noch eine Stunde schlafen, dann schnell Duschen und Frühstücken. So erwische ich sogar noch den zehn-vor-Bus“, denkt er und tritt in den inzwischen dritten Windfang seines Irrgangs (er ist voller Schuhe).

Es ist zwölf Uhr mittags als Minotaurus mittlerweile völlig verzweifelt die letzte Tür erreicht. Ohne dass diese sich im Mindesten von den anderen unterscheidet, weiß er, dass sie es ist, durch die er das Haus verlassen kann. „Gleich bin ich draußen“, denkt er. Als er sich der Tür nähert, vibrieren die Wände ganz leicht. Beim Berühren des Türknaufs glaubt er sich verbrannt zu haben, verdrängt den Gedanken aber sofort und reißt die Tür auf.
Noch in diesem Moment kippt das Haus hinter ihm in eine flüssige Schwärze. Sie dringt ihm sofort in die Lungen und erstickt seinen Schrei noch im Ansatz.

 

Es muss riesig sein
Andere sind gänzlich leer, dabei riesig
Das zweimalige riesig würde ich vermeiden, und im zweiten Satz solltest Du die Attribute des Raumes tauschen, Du stellst es ja in Relation zum Vorsatz, in dem Du die Fülle des Raumes thematisierst.
Und die Doppelpunkte setzt Du ein wenig häufig ein, oft würde ein Semikolon oder ein einfacher Punkt reichen.

es kommt ihm vor, als laufe er schon Stunden durch Zimmer und endlose Flure
jetzt zeigt ihm seine Uhr Fünf am morgen an:
Empfinde ich als unlogisch, daß er einerseits kein Zeitgefühl hat und andererseits eine Uhr dabei. Entweder kann er Zeit messen, dann ist es eine Realität, daß er seit Stunden läuft, oder er hat keine Uhr.

denkt er und tritt in den inzwischen dritten Windfang seiner Reise (er ist voller Schuhe).
Reise finde ich als Wort etwas groß für seinen Aufenthalt. Den Satz selber jedoch in seiner Schlichtheit sehr imposant und gut.

So Monty,

Deine kleine surreale Geschichte gefällt mir, weil mir der Gedanke gefällt, einfach in einem Haus ohne Aussenwände zu sein, früher habe ich D&D gespielt, da gab es ein Abenteuer "Das Rätselabyrint des Minotaurus", daran habe ich beim lesen denken müssen.

Sprachlich wird sie wie ich finde der Idee noch nicht endgültig gerecht, gerade bei sehr surrealen, vielleicht sogar sehr metaphorisch-bildlichen Geschichten muss die Sprache konsequent sein, die Bilder konsequent. Das fehlt mir noch ein bisken in der Schreibe, z.B. nennst Du den Prot im ersten Absatz konsequent "Minotaurus" ohne Artikel, im zweiten Absatz ist es dann "der Minotaurus", solche Unebenheiten meine ich.

Grüße,
C. Seltsem

 

Hey C. Seltsam,

Vielen Dank für Deinen Kommentar und die Rechtschreibtipps. Mit der Uhr hattest Du natürlich recht, ich habe es berichtigt.

Freut mich, dass die Geschichte Dir gefällt. Ich fand es interessant einmal Minotaurus selbst in ein Labyrinth zu schicken.

Was genau meinst Du mit der "Konsequenten Schreibe"?

Viele Grüße,
Monty

 

guten tag herr schwarz

ehrlich gesagt musste ich deine geschichte paar mal lesen, um daraus schlau zu werden. beim ersten lesen dachte ich, es geht um einen fetten kerl(minotaurus), der zur arbeit muss und da alles was licht ins haus lässt, geschlossen hat um durchzuschlafen.:D und dann sucht er seine ganzen sachen in der dunkelheit. dann kam am ende die sache mit der lunge.
und ich dachte dass sein inneres ich langsam zu ersticken droht, weil er raucht. also, das minotaurus sein inneres ich ist und durch die lunge wanderte. und die einzelnen räume sind halt die lungenbläschen und die flure sind die aterien. das war wohl alles von dir metaphorisch gemeint und deshalb lasse ich das auch mit dem weitererzählen. meinen dritten gedanken willst du gar nicht wissen.
ob deine geschichte mir gefällt, kann ich nicht sagen. dazu muss ich einfach wissen, was du meinst. ich verstehe auch nicht warum du deinen prot minotaurus genannt hast. was ist so toll an einen typen mit stierkopf? was soll er darstellen?

cu J:baddevil:

 

Tagchen Monty,

erstmal wirkt sie jetzt schon runder in ihrer thematischen Sperrigkeit (die mir, nochmals betont, gut gefällt, ich muss nicht alles verstehen was mir gefällt).
Duie Konsequenz, nun, ich hab jetzt noch 2x gelesen und was ich nicht ideal finde - aber auch nicht _wirklich_ störend - ist der Part seiner Gedanken, aus dem Surrealen bringst Du damit etwas sehr Konkretes ein, Präsentation, Taxi, zehn-vor-Bus.
Doch das wirkt insgesamt icht mehr so uneben, also stelle ich das Kritteln hiermit ein :)

Grüße,
C. Seltsem

 

Bon soir!

Vielen Dank für eure Kommentare!

Jo, ich würde Deinen dritten Gedanken sehr gern erfahren. Indes glaube ich, dass es für einen Text, bzw. dafür, ob er einem gefällt oder nicht, zweitrangig ist, was der Autor sich dabei gedacht hat. Trotzdem finde ich Deine Interpretationen sehr anregend.

C., ich nutze den Kontrast zwischen dem surrealen Setting und der sehr realen (z.B. Job) Probleme die Minotaurus hat. Bei ausschließlich und offensichtlich absurden, surrealen Texten schaltet man (schalte ich) beim Lesen sehr schnell auf "Naja, soll halt surreal sein". Daher gebe ich meinen Surrealismen gerne einen "Anker" (z.B. Bus).


Sonnige Grüße,
Monty

 

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