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Zeitlöcher

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26.09.2002
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Zeitlöcher

Die Zeitlöcher

"Lena! Ja, träumst du denn?" Das Gesicht von Lenas Mutter erschien ziemlich verärgert im Türrahmen des Badezimmers. "Immer diese Trödelei! Vor zehn Minuten solltest du dir schon deine Zähne putzen!"
Lena schaute erschreckt auf die Uhr neben dem Spiegel. Tatsächlich, schon halb acht, wie war denn das nun wieder passiert!
"Das war eins dieser Zeitlöcher, Mama!", rief sie zurück ins Esszimmer und schmierte schnell einen hellblau leuchtenden Zahnpastastreifen auf ihre Zahnbürste.
"Zeitlöcher?! Dass ich nicht lache!" Lenas Mutter schnaubte ärgerlich. Sobald Lena sich auf den Schulweg machte, musste auch sie ins Büro und wenn Lena nicht rechtzeitig loskam, hieß das, dass auch sie zu spät kommen würde. Deshalb war sie auch morgens immer so ungeduldig.
"Nichts als Trödelei ist das!", schimpfte sie.

Lena zog sich schnell Hose und Pulli an. "Klar gibt es Zeitlöcher!", flüsterte sie dabei trotzig vor sich hin. Das wusste doch jedes Kind! Man machte etwas, dann fiel einem zum Beispiel etwas Tolles ein, was man gestern erlebt hatte, und schon war es eine Viertelstunde später!
Manchmal passierte das auch, wenn sie unterwegs war: Auf dem Weg zum Klavierunterricht letzte Woche hatte Lena an einem Zweig eine dicke grüne Raupe an einem wie aus Seide gesponnenen Faden hängen sehen. Dass aus Raupen Puppen werden und aus Puppen Schmetterlinge, lernten sie gerade in der Schule. Ohje, und während sie noch darüber nachdachte, welch ein schöner Falter bald aus dieser Raupe entstehen würde und ob er wohl blaue Flügel oder vielleicht ein Augen-Muster haben würde, schwupp, da war der Klavierunterricht in das Zeitloch gefallen. Das hatte wieder Ärger gegeben!

Lena fragte sich, ob das mit den Zeitlöchern wohl aufhören würde, wenn sie einmal erwachsen war. Oder ob sie sie dann auch so völlig vergessen würde wie ihre Mutter?

Vielleicht kamen die Zeitlöcher erst wieder, wenn man alt wurde? Lena sah ihren Opa oft ganz selbstvergessen, manchmal ganz leicht lächelnd, lange aus dem Fenster sehen, selbst dann, wenn die ganze Familie zu Besuch da war und alle sich so laut unterhielten, dass die Kaffeetassen klirrten.

Als sie jetzt darüber nachdachte, war sie plötzlich ganz sicher, dass Opa die Zeitlöcher auch kannte. Vielleicht hatte sie sie ja auch von ihm geerbt wie die braunen Augen?
Sie freute sich schon auf den nächsten Besuch beim Opa. Sie würde ihn an die Hand nehmen, sich mit ihm auf die Gartenbank setzen und ihn fragen ...

 

Hallo Susafee!
Hübsche, kleine Geschichte. Besonders der Schluss mit dem Opa gefällt mir!
Ohje? Schreibt man das so? Ich hätte es jetzt einfach Oje geschrieben (kann aber für nichts garantieren, Schweizer sind halt manchmal eigenartig :D)

Liebe Grüsse,
Marana

 

Hallo Susafee!

Kurze aber sehr schöne Geschichte.Gefällt mir gut, weil sie denke ich auch sehr kindgerecht geschrieben ist.Auch der Ausdruck "Zeitlöcher" spricht einen irgendwie an. das von mir dazu:-)

Grüße
Imke

 

Hallo Susafee,

schön, mal wieder was von Dir zu lesen. Tolle Idee, die Zeitlöcher! Hätte eigentlich mir als Physiker einfallen sollen ;-)

Einziger Kritikpunkt: Die Geschichte hätte ruhig länger sein können und noch mehr ausgeschmückt werden sollen.

Schöne Grüße
Roy

 

Hallo susafee,

eine schöne Idee - es gibt so einiges, was man in Zeitlöcher verbannen sollte...

„schwupp, da war der Klavierunterricht in das Zeitloch gefallen“ - das ist sehr schön ausgedrückt, auch die Befürchtung(?), als Erwachsener keine Zeitlöcher mehr zu kennen.

Alles Gute,

tschüß... Woltochinon


@Roy

Als Physiker mußt Du mit Wurmlöchern vorlieb nehmen... oder bilden die ein Zeitloch?

Tschüß... Woltochinon

 

Hallo Susafee,

ich lese gern solche Geschichten, in denen ich mich selbst wiederfinden kann. Bin nämlich auch ziemlich introvertiert und kenne die "Zeitlöcher" nur zu gut. Ist aber auch nichts Schlechtes dran, wenn man von der erhöhten Gefahr im Straßenverkehr mal absieht. Aber Susafee, es gibt leider auch jemanden, der Autoren wie dich hasst: mein Fehlerteufelchen, dass bei Deinen Geschichten mit den Fingern trommelt ;).

Aber, ohne hier eine pseudowissenschaftliche Diskussion lostreten zu wollen, es sind vielmehr die "schwarzen Löcher", die man mit den Zeitlöchern vergleichen können. Diese gefräßigen Monstren (:lol: Bei den Monsters => Bei den Schwarzlöchers :lol: ) vereinnahmen ALLES, auch die Zeit, da Du, gerätst Du da einmal rein, erst ein paar Zeitalter später wieder ausgespieen wirst. Alles in Allem ein höchst brisantes Subjekt.

FLoH.

 

Hallo Susafee!

Ich kann mich da floh voll und ganz anschließen: Auch mir hat Deine Geschichte sehr gut gefallen - und auch ich kenne solche Zeitlöcher. Auf einmal sind sie da und man verschwindet darin... ;)

Jetzt verstehe ich auch flohs Bemerkung wegen dem Fehlerteufel. :)

Nur eines möchte ich anmerken - ist aber nur ein Tip, kein "Fehler":

wenn die ganze Familie zu Besuch da war und alle sich so laut unterhielten, dass die Kaffeetassen klirrten.
- Die Kaffeetassen klirren nicht von der lauten Unterhaltung, sondern weil z.B. viele Leute gerade umrühren. Würde statt ", dass" "und" schreiben, dafür statt dem ersten "und" einen Beistrich (ein Komma).

Alles liebe,
Susi

 

Hallo ihr Lieben,
danke für eure netten Antworten!

Also, die Zeitlöcher habe ich auch immer noch ... mein letztes war vorige Woche und dauerte zwei Ampelphasen (nicht mal das Gehupe hat mich "geweckt" ....)

Dabei ist mir eingefallen, dass mir das als Kind ziemlich oft passiert ist (Spitzname "Träumerle", seufz!) und dann dachte ich mir, ich muss diesen Zeitlöchern doch mal dringend ein Denkmal setzen.
Vor allem denken Kinder oft, dass sie mit solchen "Eigenarten" allein auf der Welt und damit irgendwie unnormal sind, und das ist ein schreckliches Gefühl. Vielleicht sind manche beim Hören der Geschichte ein bisschen erleichtert (ich wäre es als Kind gewesen!), dass das nicht so ist!

Zum Fehlerteufel kann ich nur sagen, dass er und ich immer schon Todfeinde waren und er nur selten eine Schlacht gegen mich gewinnt ("Der Fehlerteufel" wäre doch auch schon wieder eine Geschichte wert ...) – aber nobody is pörfäkt natürlich.

@Susi: Dein Vorschlag macht natürlich Sinn, du hast Recht! Aber bei uns in der Familie sind alle (außer mir) wirklich so laut, dass die Gläser im Schrank wackeln (als Kind habe ich immer auf den Moment gewartet, dass irgendetwas vom Druck der Schallwellen umfällt, wenn meine Tante Hedwig anfing zu lachen), und deshalb lass ich das jetzt mal so, okay?

Bis bald
eure
Susafee!

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Susafee,

es macht so viel Spaß, Geschichten von Dir zu lesen, weil Deine Rechtschreibung und Deine Handhabung der Grammatik so wunderbar korrekt ist und Du auch noch immer wieder so entzückende Ideen hast!

Das Thema Zeit interessiert mich selbst sehr! (Ich habe gerade mit meiner Theatergruppe ein Theaterstück dazu gespielt, allerdings habe ich den Ausdruck "Zeitlöcher" nicht verwendet, aber was Lena mit der Raupe erlebt, das erlebt mein Tommi mit einer Spinne und mit den Ameisen....

Erstaunlich, wie die Ideen, die wir hier alle haben sich doch oft gleichen... :)

Roys Geschichte vom Schaukelthron geht ja auch in diese Richtung....:)

Also: Eine wunderbare, perfekt erzählte kleine Geschichte! Großes Lob! :thumbsup:

Übrigens beginne ich morgen mit meiner Theatergruppe damit, das Anspiel "Eine Kartoffelgeschichte" zu proben, das ja aus Deiner Geschichte entstanden ist. :bounce:

Liebe Grüße
Barbara

 

Oh, Barbara, das freut mich! Hoffentlich wird's ein Erfolg! Mail mal, wie's ankommt!
LieGrü von Susafee

 

Hallo Susafee!
Also an deinem Stil und an deiner Rechtschreibung kann man wirklich nicht meckern.
Eine interssante, lustige Geschichte, die wirklich ein bisschen länger sein könnte. Aber nungut.

Jaja, diese Zeitlöcher kenn ich auch zugut...
Ich überleg gerade, wie laut deine Verwandschaft reden muss, damit das Geschirr klirrt. Wenn wir bei meiner Oma sind müssen wir auch sehr laut reden und für mich ist es oft ein wenig unangenehm, dass so viele Leute so laut reden, aber das Geschirr klirrt dennoch nicht...

Also, ich freu mich auf weitere Geschichten von dir!

bye und tschö

 

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