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Zum Kotzen
Zum Kotzen
Das farbenreiche Licht des Fernsehers flimmert durch den Raum. Du sitzt vor der Glotze und trinkst Bier. Ohne mich.
Wunder...ich glaubte vor langer Zeit, es sei ein Wunder, dass ich dich treffen durfte. Ein Wunder welches mich so sehr entzückte, dass ich alles um mich herum vergaß.
Unsere Beziehung ist schon längst kein Wunder mehr. Du kamst, um mir den Kopf zu verdrehen, nun verdreht sich mir der Magen, wenn ich an unseren Scherbenhaufen denke.
Es gab Momente, als ich mich auf dich freute, wenn wir uns längere Zeit nicht gesehen haben. Nun ist es Gewohnheit.
Jeden Tag der selbe Scheiß.
Zum Kotzen.
Ich schau in die Nacht hinaus. Warte. Worauf? Hab’s vergessen. Was willst du? Warum schaust du mich so vorwurfsvoll an, wenn du einmal den Kopf vom Fernseher löst? Hast du’ne Ahnung wie sehr du mir mit diesen seltsamen Blicken auf den Geist gehst? Hast du’ne Ahnung, was in mir vorgeht oder regt sich in dir nur wieder dein beschissener Stolz?
Du schaust mich an, als würdest du mich durchschauen. Deine Augen heften sich mit Gewalt an mich. Eindringliche Blicke, denen ich zu entkommen versuche. Du glaubst, alles über mich zu wissen.
Nichts weißt du von dem, was ich mit meinem ausdrucklosen Gesicht in die Nacht hinaus werfe. Nichts.
Du erkennst mich nicht wieder. Das ewige Lachen ist verschwunden, wirst es wohl auch nicht mehr sehen. Ich weiß nicht mehr, wo ich es verloren habe...
Die kalte Nachtluft ist anziehender, als du es bist. Irgendwie befreiend, den Oberkörper so aus dem Fenster zu lehnen, dass man fast hinausfällt. Sechstes Stockwerk eines alten Plattenbaus...und ich hab eigentlich Höhenangst.
Ich versuche dich zu ignorieren, doch es will mir nicht gelingen. Obwohl ich es nicht möchte, achte ich viel zu sehr darauf, was du tust, wohin du schaust.
Werbung. Ausgerechnet jetzt. Wieder heften sich deine Augen an mich. Wartest darauf, dass ich etwas sage...Gequältes Schmunzeln. Du stehst auf.
Erinnerungen. Vor Wochen, Monaten saßen wir gemeinsam vor diesem Bildschirm, standen wir gemeinsam vor diesem Fenster...egal was. Heute widert es mich an. Eine sinnlose Zeit. Vergeudet. Für nichts. Nur Schweigen.
Wir sind am Ende.
Sex! Es wird wieder so enden. Wieder werden wir uns nicht anders zu helfen wissen. Eine Art Versöhnung? Nein. Eher ein hoffnungsloser Versuch beieinander zu sein. Und Warten. Warten darauf, dass es endlich vorbei ist. Ein leerer Blick an die Decke.
Ein Seufzer und alles ist vorbei. Du wirst dich wieder an mich drängen, deinen Arm um mich schlingen. Und es wird sich für einen Augenblick vertraut anfühlen. Doch diese Nähe ist nicht das, was ich will.
Es geht vorbei.
Wer bist du? Ich erkenn dich nicht wieder, du erkennst mich nicht wieder. Unsere Gesichter sind noch die gleichen, doch das reicht längst nicht mehr aus, um nicht alleine zu sein.
Es ist vorbei.
Kopflos schreite ich dir in dieser wertlosen Nacht entgegen. Fragende Augen. Schulde ich dir Antworten? Über mein schlechtes Gewissen? Oder über ihn? Sag du es mir! Willst du es überhaupt hören?
Ich wünschte es würde dich verletzen. Ich möchte sehen, wie es auch dir beschissen geht!
Er wollte mich küssen, hörst du? Er sagte, er liebt mich! Ich antwortete, er sei mein Freund, mein bester Freund. Ich log ihn an. Ich log für dich. Um dich nicht zu verletzten.
Verdammt.
Ja, ich bereue es, ihn nicht geküsst zu haben.
Weißt du, was ich mir in jenem Moment wünschte? Dass er es trotzdem tut! Dass er mich einfach küsst, ohne Erklärung. Ohne Grund. Dass er mich dir wegnimmt – dass er mich dir abnimmt. Vielleicht wollte ich auch mehr.
Schweigen...
„Gehen wir schlafen?“, fragst du und legst deine Hände auf meine Schultern. Ein kalter Schauer. Jedes einzelne Härchen auf meiner Haut sträubt sich. Vetraute Berührungen. Du schaust mich mit fragenden Augen an. Was erwartest du von mir?
Wir ziehen uns aus, als du dich von mir löst. Jeder für sich. Ich spüre deinen Blick auf meiner nackten Haut. Gleichgültig. Wie oft hast du mich wohl nackt gesehen? Scheißegal. Ich ahne was jetzt kommt. Du schmiegst dich an meinen Rücken, als wir bereits im Bett liegen.
Wärme.
Und Sehnsucht.
Tränen.
Doch es ist vergangen. Gewohnheit und Erinnerungen sind nicht das, was ich will.
Tu was du willst. Es ist die letzte Nacht.