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Verdreht

Challenge 1. Platz
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17.10.2001
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Verdreht

I

„Ist doch alles voll von Klischees. Hat’s doch alles schon mal gegeben. Lass dir von niemandem etwas anderes einreden, Baby! Es gibt unter dieser Sonne nichts Neues mehr.“

Ich höre zwar hin, aber kümmere mich eigentlich einen Scheißdreck um das, was er sagt. Alle paar Sekunden nicke ich, alle paar Minuten bestellt er mir einen neuen Drink. Die Hitze lässt mich schneller trinken, und mit jedem Schluck nehmen seine Gedanken an Schwärze zu. Eigentlich müsste er wissen, dass er keine Chance hat. Seine glänzende Stirn und die herausgewachsenen Strähnchen ekeln mich an. Vermutlich denkt er, er sähe aus wie Bela Lugosi, tatsächlich ähnelt er eher einem müden Clown.

„Fang gar nicht erst an, dir vorzumachen, wir wären originell! Vielleicht war’s der erste Typ, der ausschließlich schwarze Klamotten trug und sich die Nägel lackierte, aber...“

Ich drehe mich weg und betrachte die Tanzfläche. Keiner tanzt mehr. Oh, nicht, dass sie leer wäre. Genaugenommen ist sie voll von schmelzenden Körpern, alle beschäftigt mit windenden Bewegungen. Tausend kompostierende Körper, die Hitze produzieren. Ich nippe an meinem Drink. 151.

„Das macht doch alles keinen Sinn mehr. Wir könnten uns genauso gut alle umbringen. Oder besser noch: andere umbringen. Legen wir doch so viele um wie wir können, bevor uns einer umlegt. Es gibt verdammt noch mal zu viele Menschen.“

„Was?”

„Wir sollten Leute umlegen.“

„Oh.“

Pflaumenfarbener Lippenstift ziert den Rand meines Glases. Ich halte es vor mein Auge und schaue durch die verunstaltete Umgebung. Farbe und Licht amüsieren mich. Ich finde schnell etwas komisch.

„Hoffst du darauf, dass ich dich mit nach Hause nehme?” frage ich. „Erwartest du, dass ich mit dir ins Bett gehe?“

„Ähh...“

„Antworte erst gar nicht! Deine Hoffnungen sind von keinerlei Bedeutung. Worin liege auch der Sinn? Ist alles schon mal gemacht worden. Bye bye, Batboy.“ Davon mal abgesehen, habe ich gar kein Zuhause.

Er sitzt dümmlich da, als hätte ich ihn gerade zu Unrecht bestraft.

„Aber...“

„Bevor du gehst… würdest du mir noch einen Drink ausgeben?”

„Fick dich! Bezahl deine verdammten Drinks doch selber. Außerdem schuldest du mir zwanzig Mäuse.”

„Lauf jetzt, Jungchen. Zum Spielen ist es schon zu spät.“

Ich betrachte sein Gesicht, und die Wut, die sich darin anstaut. Er ist nahe dran, gewalttätig zu werden. Seine Lippen zittern, als würde er gleich weinen oder schreien. Zu weit gegangen, denke ich, als er seine Hand hebt. Mit zwei schnellen Schlucken leere ich mein Glas und drehe mich erneut weg. Er zischt irgendetwas, geht aber dann, ohne mich zu schlagen. War eigentlich vorauszusehen.

Ich winke die Bedienung hinter der Theke heran. „Noch einen Bacardi, ohne Eis.“ Sie wirft mir das erfahrene Lächeln einer Kellnerin zu, die weiß, wie man für Trinkgeld arbeitet. Ich beobachte sie, als sie sich wieder entfernt. Alt genug, um in einer Bar zu arbeiten, aber nicht alt genug, um legal in einer Bar zu trinken. Ein Limbo-Bimbo, denke ich. Versuche dann, mir eine solche Bemerkung zu vergeben. Muss am Alkohol liegen.

Der Rücken meiner Hand ist geprellt. Ich betrachte die Verfärbungen, während ich auf meinen Drink warte, überlege, wie das passiert ist. Ich muss nicht lange warten. Erinnere mich an ihr Lächeln, und gebe ein großzügiges Trinkgeld. Mit zurückgelegtem Kopf leere ich das Glas mit einem Zug.

„Noch einen, bitte.”

„Soll ich einen Doppelten draus machen?“ Sie denkt, sie wäre süß. Sie ist definitiv süß.

„Ja, das wäre nett.“

Eine Falte erscheint für einen Moment auf ihrer Stirn, aber sie kommentiert meine Bestellung nicht weiter. Einen Augenblick später habe ich bereits ein neues Glas. Ich weiß, sie würde gerne etwas sagen, wartet nur auf ein Anzeichen von Konversationswille meinerseits. Ich gebe ihr die Erlaubnis nicht.

II

Eine feuchte Hand windet sich zwischen meinen Beinen, eine Zunge zwingt sich in meinen Mund. Ich versuche, mich zu wehren, indem ich den Kopf zur Seite drehe, aber ermögliche meinem Angreifer damit nur, mein Ohrläppchen in seinen (ihren?) Mund zu saugen und zuzubeißen. Ich schreie, richte mich schnell auf und finde mich auf einer unbekannten Couch wieder. Bitte, bitte, sag, dass ich nicht mit dem Fledermaustypen nachhause gegangen bin. Gelegentlich habe ich nicht mal was gegen diese bleichgesichtigen Gothicgestalten, aber der war einfach nicht mein Typ. Mein Nacken ist ganz steif. Langsam frage ich mich, wo ich eigentlich bin. Verdammt, ich hasse Träume.

Meine Haut fühlt sich an, als wäre über Nacht eine weitere Schicht dazugekommen, und ich klebe an meinem Ledermantel wie nacktes Fleisch auf dem Kunstlederbezug eines Autositzes an einem heißen Sommertag. Anscheinend habe ich mich in der Nacht nicht ausgezogen, was, nehme ich mal an, gut so ist. Ich stehe von der Couch auf und sehe mich um. Ein unordentliches Apartment, und ich erkenne gleich, dass eine Frau hier lebt. Dafür gibt es immer bestimmte Anzeichen. Hauptsächlich die herumliegenden Zeitschriften auf dem Boden – Mademoiselle, Harper’s Bazaar, Soap Digest. Ein Stapel CDs trägt ebenfalls den unsichtbaren ‚weiblich’-Aufkleber – This Mortal Coil steckt dazwischen, und Mazzy Star.

“Ich hoffe, du fühlst dich besser.”

Ich drehe mich zu der Stimme um. Die Bedienung von gestern Nacht steht im Türrahmen ihres Schlafzimmers. Sie trägt einen kurzen Frotteebademantel, der nichts versteckt, und hat die vollen Lippen einer Latina, obwohl ihre Augen asiatisch aussehen. Ihre Unterlippe bettelt förmlich danach, leicht gebissen zu werden. Sinnlich.

„Hallo… ähm… tut mir leid… wie bin ich… ich hoffe, ich habe nicht…” Ich stottere noch so einiges, und sie lässt mich eine ganze Weile lang fortfahren. Mein Gesicht füllt sich mit Blut, und ich fühle mich fiebrig. Hauptsächlich vom Kater, aber sie hilft mir auch nicht gerade. Irgendwann bekomme ich dann doch meinen Namen heraus. Sie sagt mir, sie hieße Tess.

„Du kannst dich gerne waschen gehen. Das Wasser ist sehr heiß. Eine Dusche hilft mir am nächsten Morgen beinahe immer.“

Ich mache einen Schritt, und mein Mantel gibt ein saftiges, saugendes Geräusch von sich, als er sich von meiner Haut löst.

„An was von gestern abend erinnerst du dich?”

An mehr, als ich eigentlich möchte, denke ich, sage aber nichts.

„Erinnerst du dich daran, wie du mich geküsst hast?“

Ich sage immer noch nichts.

„Du meintest, du würdest mich lieben und wolltest, dass ich deine Frau werde.“

Ich warte darauf, dass sie lächelt, und als sie es tut, lache ich höflich mit, obwohl ich ihren Bericht eigentlich nicht besonders amüsant finde.

„Du hast meine Stirn geküsst und gemeint, dass du mich ewig lieben und beschützen würdest. Als ich dir erklären wollte, dass du betrunken warst, brachtest du mich zum Schweigen, indem du deine Lippen auf meine drücktest.“

Wieder lacht sie, ich allerdings nicht. Ich kann mich an nichts von alledem erinnern. Eigentlich hatte ich gestern abend alles vergessen wollen. Jetzt will ich mich so sehr erinnern. Hatte ich sie wirklich geküsst? Es sah nicht so aus, als hätte sie einen Grund zu lügen.

„Haben wir…?”

„Miteinander geschlafen? Welche Antwort würde dich mehr enttäuschen?”

„Ich glaube, ich würde jetzt gerne duschen.“

Sie deutet auf das Bad und meint, ich solle einfach eines der Handtücher benutzen. Lange stehe ich unter der Dusche, sie hatte tatsächlich Recht, das Wasser ist sehr heiß. Ich kann fühlen, wie es das Gift von meiner Haut wegreißt und Abschaum von meinem Körper spült. Allmählich werde ich wieder menschlich. Nichts macht mich so lebendig wie ein guter Kater.

Ich erwische mich dabei, mich selbst zu befriedigen, während Bilder des Latinamädchens in meinen Gedanken aufblitzen. Ich stelle mir vor, wie ich ihre Brüste streichle, eine Hand ab und zu zwischen ihre Beine gleiten lasse, während sie einem großen Kerl einen bläst. Ich frage mich, warum ich ihn der Fantasie zufüge, eigentlich ist er unnötig. Vielleicht, weil mir der Gedanke, alleine mit ihr zu schlafen, Unbehagen bereitet.

Mein Orgasmus ist höchstenfalls zweitklassig, allerdings bin ich auch nicht gerade in bester Verfassung. Schnell trockne ich mich ab. Ich habe keine anderen Klamotten als die, in denen ich geschlafen habe. Anstatt mich anzuziehen, wickle ich das Handtuch eng um meinen Körper. Es ist groß und verdeckt alles, das verdeckt werden muss.

„Gut getan?”

„Was meinst du damit?”

„Die Dusche. Fühlst du dich jetzt besser?“

„Ja, viel besser.”

„Du siehst aus wie ein Krebs. Tue dir keinen Zwang an.“

Sie sitzt mit überkreuzten Beinen auf einem Stuhl. Keine Unterwäsche, ich kann ein wenig von ihrem Schamhaar sehen. Es macht mich an, trotzdem sehe ich wieder weg.

„Was hörst du da?“, frage ich, als ich auf die Musik aufmerksam werde. „Die Swans“, sagt sie. Langsam und schwermütig, der Gesang in dieser tiefen Monotonie, die ich so sehr mag.

„Möchtest du etwas essen?”

„Dich“, kommt es mir beinahe über die Lippen, aber ich reiße mich zusammen, murmele stattdessen ein „egal“.

„Ich kann dir auch einen Drink machen“, sagt sie. Ob das eine Frage oder ein Witz war, weiß ich nicht.

„Nein. Nein, danke.”

Allein von dem Gedanken daran wird mir übel.

„Ich fände es gut, wenn du noch ein bisschen hier bleiben würdest.“

Ich weiß eh nicht, wohin ich gehen sollte, es kommt mir also entgegen, dass sie ihre Einladung verlängert.

„Danke, dass wäre sehr nett. Ich bin ziemlich müde, macht es dir etwas aus, wenn ich noch ein wenig schlafe? Ich nehme einfach wieder die Couch, die Musik stört mich nicht. Ich mag die Swans.“

„Quatsch, nimm mein Bett.“

Sie nimmt meine Hand und führt mich in ihr Schlafzimmer, und es überrascht mich nicht, als sie neben mir ins Bett schlüpft. Trotz des Drucks ihrer harten Brustwarzen zwischen meinen Schulterblättern schlafe ich sofort ein.

III

Als ich aufwache, bin ich hungrig und allein. Es ist dunkel, und ich brauche mehrere Minuten, bis ich den verdammten Wecker finde. Es ist neun Uhr abends. Ich habe den ganzen Tag geschlafen. Kann mich nur an wenige solcher Tage erinnern. Ich verspreche mir selbst, nie wieder so viel zu trinken. Ein Versprechen, von dem ich weiß, dass ich es nicht halten werde.

Mein Magen knurrt und lenkt meine Aufmerksamkeit auf etwas anderes. Okay, Essen. Ich greife nach dem Handtuch, dass ich heute morgen achtlos auf den Boden geworfen hatte. Es fühlt sich kalt gegen meine Haut an, und sein muffeliger Geruch ekelt mich an. Ich taste die Wand nach der Türklinke ab. Meine Koordination ist völlig den Bach runter.

Das Badezimmer, ein paar Pillen gegen die Kopfschmerzen. Das Wohnzimmer, meine Sachen sauber und zusammengefaltet über einer Stuhllehne. Die Küche, verwelkter Salat, vorbehandelter Truthahn und eingetrocknete Mayonnaise. Beinahe seltsam, dass ich nicht kotzen muss.

In ihrer Wohnung gibt es keinen Alkohol. Überrascht mich nicht.

Ich entschließe mich, in die Bar zu gehen, in der sie arbeitet, um zu gucken, ob sie dort ist. Sie hat nirgendwo eine Notiz hinterlassen. Es dauert eine Weile, bis ein Taxi auf mein Winken hin anhält.

Mehrere Kinder mit Umhängen, Hörnern und Masken tanzen um den Türsteher herum. Bis Halloween sind es noch ein paar Wochen. Der Typ erzählt mir was von einer Band und sechs Mäusen Eintritt, ich sehe ihn nur angewidert an und gehe an ihm vorbei. Er hält mich nicht auf. Tatsächlich spielt eine Band live auf der Bühne, als ich eintrete.

„Your parents too. Then you became the fear of you. Feeeaaarrr.” Ein vergängliches Cover des Originals. Es dauert einige Sekunden, bis ich in dem Sänger den Typen von gestern abend wiedererkenne. Ich lächele ihn an. „Fear“, singt er und zeigt mir den Finger. Hatte auch nichts anderes erwartet.

Ich kann Tess nirgendwo sehen und versuche, einen der Kellner anzusprechen, aber gebe auf, ohne zu erfahren, ob sie heute arbeitet. Die Musik ist viel zu laut.

„Ich liebe deine Haare“, ruft mit irgendein Ficker zu.

Langsam geht mir das Geld aus. Das Taxi hat eine Menge gekostet, und die letzte Nacht war um einiges teurer geworden, als ich geplant hatte. Ich weiß gar nicht, wieviel ich noch genau habe, nur ein kleines Bündel verknitterter Scheine in meiner Jackentasche, welches reichen muss, bis ich ein neues Apartment gefunden habe.

Die Band spielt jetzt einen Song, den ich nicht kenne. Der Sänger liegt auf dem Boden, das Mikrofon an seine Brust gepresst. Mit seinem Schwanz in der Hand fällt er in ein endloses Mantra voll „Suck me. Fuck me. Make me yours.“ Beeindruckt mich irgendwie.

Es wird nun doch Zeit für einen Drink. Doppelter Rum mit Coke. Ich frage mich, wie es kommt, dass Kellner immer verstehen, was man trinken will, aber nie etwas hören, wenn man ihnen eine Frage stellt.

„Suck me!”

Der erste Schluck schmeckt süß wie Sirup, als wäre keine Kohlensäure drin. Erst denke ich daran, einen neuen zu bestellen, dann trinke ich trotzdem weiter.

„Fuck me!“

Ich suche die Menge nach bekannten Gesichtern ab, betend, dass ich nur Leute sehe, die ich auch sehen will. Keiner meiner Freunde ist da.

„Make me yours!“

Mit einem Schrei und einem Orgasmus beendet der Sänger das Stück. Die Lichter gehen aus, und unter einer Welle von Applaus, die mich krank macht, verlässt die Band die Bühne.

“Schon lange hier?” Die Stimme gehört Tess.

„Zu lange. Arbeitest du heute?“

„Nein, wollte nur meinen Scheck abholen. Ich dachte, du würdest noch da sein, wenn ich nach Hause komme.“

„Tut mir Leid.“

Sie fordert mit einem Wink nach etwas zu trinken, und mir fällt auf, dass sie nicht bezahlt. Muss angenehm sein. Ich frage mich, was sie trinkt, sie hat nichts Bestimmtes bestellt. Der Kellner wusste bereits, was sie wollte. Ich entscheide mich, dass es geschmacklos wäre zu fragen, und der Gedanke verfliegt sich wieder.

Tess trägt ein einfaches weißes Hemd und blaue Jeans. Das Hemd ist vorne zusammengeknotet und entblößt ihren Bauchnabel, der oberste Knopf ist geöffnet. Sie sieht aus, als könnte sie in Sekunden bereit sein, und ich muss mir eingestehen, dass sie mich schon wieder anmacht. Dieses Mädchen ist so normal und gewöhnlich verglichen mit all den Punks und Vampiren, die diese Bar füllen – beinahe profan.

„Ich finde…” Ich will etwas sagen, aber die Band fängt wieder an, beginnt mit einer Wand aus unmöglichen Klängen. Wieder spielen sie ein Stück, dass ich nicht kenne.

„Lass und abhauen und zu Göttern werden. Ich mag deine Haare wirklich!“ Der gleiche Typ von vorhin. Joe Irgendwer Ficker. Seine Augen glänzen vor Drogen. Er beugt sein Gesicht vor, fast berühren sich unsere Nasen. „Ich liebe dich“, sagt er. Einer seiner Kumpel zieht ihn in die Menge zurück, ich bin froh, dass er wieder weg ist. Seine Haare waren voll mit Gel, ich glaube, ich konnte es riechen.

„Kanntest du den?”, fragt Tess.

„Nö.“

Mein Glas ist leer, ich kann mich nicht wirklich daran erinnern, es ausgetrunken zu haben. Ich bestelle einen weiteren Drink. Obwohl ich wohl bald pleite sein werde, gebe ich ein großzügiges Trinkgeld. Mache ich immer.

„Du solltest Make-up auflegen.”

„Komisch, dass du das sagst“, antworte ich. „Du trägst doch selbst keins.“

Sie schmollt, und wieder fallen mir ihre vollen Lippen auf. Ich wünschte, ich könnte mich daran erinnern, sie geküsst zu haben. Ich will das noch mal tun.

„Ich muss mal zur Toilette. Kommst du mit?“, fragt sie.

„Vergiss es.“

Ich sehe ihr nach, als sie durch die Menge schlendert. Ihr Hintern ist rund und widersetzt sich der Schwerkraft. Ihre Jeans umarmen sie fest, und ich bezweifle, dass irgendetwas in ihre Hosentaschen passen würde. Ein Mann rempelt mich an, und ich verliere sie aus den Augen.

“Das tut mir so Leid.”

„Schon okay. Spendieren sie mir einen Drink, und ich werde es wieder vergessen.“

Ich hasse es, Leute mit Vorurteilen zu beschreiben, aber dieser Typ lässt mir keine andere Wahl. Er sieht aus wie ein ehemaliger Diskovertreter – so alt wie mein Vater – einschließlich dem offenen Hemd, das sein Brusthaar freilegt. Fehlt nur noch das goldene Medallion. Ich sehe zu, wie er mit einem Hunderter bezahlt, den er aus einer Brieftasche pellt, die aussieht, als wäre sie aus solchen Scheinen gemacht worden. Welcher Idiot zeigt denn so offen sein Geld herum? Da ich ja auf einen neuen Drink warte, spüle ich den, den ich in der Hand halte, zügig runter.

“Wow, langsam Süße. Hab noch nie jemanden gesehen, der so durstig ist.“

Ich zeige keine Reaktion, als er sanft eine Haarsträhne aus meinem Gesicht schiebt. „Ich habe schon den ganzen Abend nach jemandem wie dir gesucht“, sagt er. „Würdest du dir gerne ein bisschen Geld verdienen?“

So sehr ich es hasse, Leute mit Vorurteilen zu beschreiben, hasse ich es noch mehr, wenn sie dann tatsächlich in all diese Klassifikationen passen. Die Schiene war ich bereits einmal gefahren, und es hatte lange gedauert, bis ich mich selbst wieder leiden konnte. Ich weiß genau, was er meint, aber habe keinerlei Ambition, diesen Weg noch einmal zu gehen.

„Bestimmt nicht. Danke für den Drink.”

„Bist du sicher? Würde auch schnell gehen.“ Er schreit, und es ist beinahe so heiß wie gestern nacht. Weniger Körper, aber nicht viel weniger Hitze. Ich schaue mich nach Tess um. Bedauerlicherweise kann ich sie nirgendwo sehen. Ich will so tun, als wäre ich mit ihr hier – als wären wir ein Paar, damit mich dieser Typ in Ruhe lässt.

„Wir müssen auch nirgendwo hingehen. Komme einfach mit mir auf Klo. Geht ganz schnell, das verspreche ich dir. Hundert? Vielleicht spendiere ich auch zwei Scheine, kommt drauf an, wozu du bereit bist.“ Ein Spuckfaden hängt aus seinem Mund. „Was meinst du? Geht ganz schnell.“

Dann sehe ich Tess. Sie ist auf der Tanzfläche, eng umschlungen von den Armen eines dieser in Schwarz gehüllten Skelette. Rasierter Schädel und Schatten unter den Augen, eines dieser Arschlöcher, die glauben, dass Gibson ein Gott und Cyberpunk das einzig Wahre sei. Ihre Lippen sind mit seinen verbunden, und, mit geschlossenen Augen, reibt sie ihr Becken an ihm.

„Ganz schnell, ich versprech’s.”

„Jetzt hau endlich ab.“

Unbeeindruckt schleicht der Schleimer davon, um woanders einen neuen Versuch zu starten, und ich bin wieder allein, starre Tess an. Verdammte Schlampe, kennt die keine Treue? Da wird mir klar, dass ich mich dämlich anstelle, dass ich keinen Grund habe, eifersüchtig zu sein. Ich kann keinen Besitzanspruch auf sie stellen. Außerdem stehe ich doch über solch dämlichen Gefühlen!

Auf der Bühne zieht der Sänger gerade seine Klamotten aus. Ein durchnässtes Shirt fliegt in die Menge. Mehrere Leute stolpern bei dem Versuch, ihm auszuweichen, was ich ironisch finde. Wieder ist mein Glas geleert, ohne dass ich es mitbekommen habe. Ich bestelle ein neues. Und noch eins. Und noch eins. Und die ganze Zeit beobachte ich, wie der Knochen Tess angrabscht, ihren Arsch und ihre Titten befummelt.

Das Stück hört gar nicht auf.

„Wer ist der Typ da, der mit Tess tanzt?“, rufe ich dem Kellner zu.

„Wer ist Tess?“, lautet seine Antwort, bevor er zum anderen Ende der Bar eilt.

Ich halte es einfach nicht mehr aus, entschließe mich zu gehen. Die Musik verfolgt mich, als ich aus der Bar herausstolpere. Eine dunkle Gasse begrüßt mich. Es kommt mir vor, als würde ich verbrennen. Aber die Nachtluft ist kalt, und mein Atem verdichtet sich in dicken Wolken. Der Wind versteift die Haut auf meiner Stirn, ich setze mich neben einer Mülltonne auf den Boden und übergebe mich.

SPIELEN VERBOTEN

Ich will weinen, aber ich weiß, ich wäre ein Narr, wenn ich tatsächlich weinen würde, und fühle mich doch so schon wie einer. Verdammt, was hatte ich denn erwartet? Mein Magen ist leer, ich stehe auf und gehe los, ohne ein bestimmtes Ziel vor Augen. Alles sieht so klar aus.

[ 17.05.2002, 14:10: Beitrag editiert von: Rabenschwarz ]

 

Hi San.
Wow! Geile Story, die du da geschrieben hast, hat mir außerordentlich gut gefallen! Ist mE das beste, was zu der Challenge hier bisher veröffentlicht wurde. Ich kriecher Leuten ja nicht gerne in den Arsch :D , aber mir bleibt nicht viel zum kritisieren.
Vor allen Dingen, der Rollentausch ist interessant: ganze Nacht in Bars rumhängen, saufen, Blackout nach One-Night-Stand, weitermachen am nächsten Tag und doch nach Liebe sehnend! Das passt eher zu nem völlig abgewrackten Super-Macho. Deswegen macht deine Story auch an, um mal das Thema aufzugreifen, da es sich in deinem Fall gerade nicht um einen Mann handelt. Ich weiß nicht, ob du das bewusst so benutzt hast, aber ist echt gut geworden.
In der Schule gäbs von mir nen glattes A. Also, hinsetzen und weitermachen! :D :D :D

Gruss, Gam.

 

Ok Sandra, auf deinen Wunsch also nochmal die Kritik, dieses Mal für alle sichtbar. Meine Befürwortung des Textes und die Beunderung des Schreibens sei an dieser Stelle noch einmal ausgedrückt. Der Text ist sowohl erotisch als auch provokant, passt insofern also gut in diesen Challenge.

“(...) Es gibt unter dieser Sonne nichts neues mehr.“
Neues

Tausend kompostierende Körper, die Hitze produzieren. Ich nippe an meinem Drink. 151.
Is mir etwas zu frei, aber vermutlich ansichts-und wissenssache

Oder besser noch, andere umbringen.
Oder besser noch: Andere umbringen

Er zischt irgendetwas, geht aber dann, ohne mich zu schlagen. War eigentlich vorauszusehen.

Ich winke die Bedienung hinter der Theke heran. „Noch einen Bacardi, ohne Eis.“ Sie wirft mir das erfahrene Lächeln einer Kellnerin zu, die weiß, wie man für Trinkgeld arbeitet.

An dieser Stelle ist ein Bruch, der die Haupthandlung einleitet. Ich würde ihn verstärken. Beim ersten Lesen schien mir die Bedienung nicht viel mehr als eine Statistin zu sein. Fraglich, ob das passt.

Eigentlich habe ich nicht mal was gegen diese bleichgesichtigen Gothicgestalten, (...)
Wirklich? Die Bilder, die du im Rahmen der Personenbeschreibung in der Bar verwendest haben jedoch ausnahmslos negative Konnotationen.

Ein unordentliches Apartment, und ich erkenne gleich, dass es einer Frau gehört – oder das zumindest eine Frau hier lebt.
Kannst du, denke ich, streichen. Nur letzterer Satzteil ist von Wichtigkeit.

Irgendwann bekomme ich dann doch meinen Namen heraus.
Ich würde „ihren“ verwenden. Das Possesive klingt ein wenig ungeschickt.

Sie sagt mir, sie heiße Tess.
hieße

Ich überrasche mich selbst damit, mich zu befriedigen, während Bilder des Latinomädchens in meinen Gedanken aufblitzen.
Würde eher schreiben: Ich erwische mich dabei, mich selbst zu befriedigen, (...)

Ich habe eh nichts, wo ich hingehen kann, es kommt mir also entgegen, dass sie ihre Einladung verlängert.
Eher: Ich weiß eh nicht, wohin ich gehen sollte, (...)

Trotz des Drucks ihrer harten Brustwarzen zwischen meinen Schulterblättern schlafe ich sofort ein.
Verwundert mich etwas, dass die Protagonistin das kalt lässt. Gibt es dafür eine bstimmte Begründung?

Dies ist ein Versprechen, von dem ich weiß, dass ich es nicht halten werde.
Passt irgendwie nicht in den bisherigen Stil hinein, der bisher oft elliptisch war. Einfacher geschrieben: „Ein Versprechen (...)“

Es verwundert mich, dass ich nicht kotzen muss.
(...)
In ihrer Wohnung gibt es keinen Alkohol. Überrascht mich nicht.
Wiederholung durch ähnliche Formulierung. Einfach irgendwie umschreiben.

Ich lächele in an.
„Ich liebe deine Haare“, ruft mit irgendein Ficker zu.
Hm...irgendwie unbedeutend. Ich würd den Kerl streichen oder – besser – durch einen anderen Einwurf ersetzen.

Ich frage mich, wie es kommt,das Kellner immer verstehen, was man trinken will, aber wenn man ihnen eine Frage stellt, hören sie nie was.
Ich frage mich, wie es kommt, dass Kellner immer verstehen, was man trinken will, aber nie etwas hören, wenn man ihnen eine Frage stellt.

„Suck me!”

Der erste Schluck schmeckt süß wie Sirup, als wäre keine Kohlensäure drin. Erst denke ich daran, einen neuen zu bestellen, dann trinke ich trotzdem weiter.

Genial.

Muss angenehm sein. Ich frage mich, was sie trinkt, sie hat nichts bestimmtes bestellt.
Bestimmtes

Dieses Mädchen ist so normal und gewöhnlich verglichen mit all den Punks und Vampiren, die diese Bar füllen – beinahe profan.
Diese Bezeichnung kommt fast unpersönlich rüber und passt nicht in die erotische Beschreibung dieses Absatzes, zerstört sie schon fast.

Ich hasse es, Leute mir Vorurteilen zu beschreiben, aber dieser Typ lässt mir keine andere Wahl.

(...)

Ich sehe zu, wie er mit einem Hunderter bezahlt, den er aus einer Brieftasche pellt, die aussieht, als wäre sie auch solchen Scheinen gemacht worden.

„Würdest du gerne ein bisschen Geld verdienen?“
Ich würde vom Klang her „dir“ einfügen.

Sosehr ich es hasse, Leute mit Vorurteilen zu beschreiben, hasse ich es noch mehr, wenn sie dann tatsächliche in all diese Klassifikationen passen.
Komme einfach mit mir auf Klo.
Ebenfalls vom Klang her: aufs

Rasierter Schädel und Schatten unter den Augen, einer dieser Arschlöcher, die glauben, (...)
eines dieser Arschlöcher

Wieder ist mein Glas gelehrt, ohne dass ich es mitbekommen habe.
Ich halte es einfach nicht mehr aus. Entschließe mich zu gehen.
Entsprechend deinem bisherigen Stil:

Ich halte es einfach nicht mehr aus, entschließe mich zu gehen.

Sodele, das war´s. Wünsche allerseits einen guten Challenge.

LG
Frederik

 

wow, geil!
und das sage ich jtz nich nur, weil ich letzte nacht auf einer Grufti-Party verbracht habe... :D

Ich wollte eigentlich eine Anmerkung schreiben, mit den paar Stellen, die mir aufgefallen sind. Aber dank Fred: nicht mehr nötig. Er war wirklich gründlich!

Du hast eine sehr stimmige Atmosphäre geschaffen. Deine Protagonistin sehr schön herausgearbeitet, und trotz all der "Szene" um sie rum, erfährt man über sie nicht mehr, als den Ledermantel ( und am 2. Tag kein Make-up ) :D jedenfalls, was das Optische betrifft.

Diese Gliederung in "Kapitel" finde ich gut. Das schafft Sinnabschnitte...

Was Freds Verwunderung über das Desinteresse der Protagonistin betrifft:
Ich kann mir denken, daß sie einfach zu fertig ist, um noch irgendwas zustandezubringen. Außerdem hat sie ja sicherlich nicht das Gefühl, daß ihr die Möglichkeit wegläuft.

Noch was zur Kellnerin: Alt genug um in Bars zu arbeiten: ist man wohl mit 16. Dann darf man aber nur bis Mitternacht, glaube ich. Und Trinken dann die harten Sachen ab 18. Da Deine Handlung SICHER nach Mitternacht spielt... also eigentlich nicht ganz korrekt. Aber das ist bloß nebensächlich... Die Aussage wird jedenfalls deutlich.

Lieben Gruß und dickes Lob,

Frauke

 

Jo, danke, Fred, viel Arbeit gespart.
"Fang gar nicht er an..." (erst), "leid tun" (Leid) und nach Imperativen ein ! fiel mir noch auf.
Gefällt außerordentlich. Einige der scheinbaren Widersprüche, die Fred ansprach, sehe ich eher wohl plaziert. Realität ist, was wir wahrnehmen, und was wir wahrnehmen, hängt von unserer momentanen Einstellung/Verfassung ab. Und die ist variabel. Die story ist sexy, vielleicht empfinde ich das nur so, weil sie mich an die wilden Nächte erinnert, als ich ein junger Stecher war und selten da aufwachte, wo ich eigentlich geplant hatte zu übernachten.
Habe den Sinn dieser challenge (anmachen) wohl falsch verstanden, chick, hehehe...
Habe auch ein ambivalentes Gefühl Tess betreffend. Sie ist m.E. zu wichtig oder zu unwichtig für die story. Nur so ein Gefühl. Kann mich da irren.

P.S.: Ach ja, Latina, nicht Latino, wenns ein Weib ist, chica.

[ 07.05.2002, 04:36: Beitrag editiert von: Alpha O'Droma ]

 

Hallo Rabenschwarz,

Vielleicht liegt es ja daran, dass ich schon so fürchterlich alt bin, meine Jugend nicht besonders wild war oder meine Phantasie einfach so begrenzt ist ... Aber ich mußte den Text wirklich mehrmals lesen, um ihn irgendwie zu verstehen.

ABER DANN: Zwar kann ich immer noch nichts mit der Atmosphäre anfangen, die mir so fern ist, wie Alfred Biolek das Windelnwechseln, aber Sprache, Stil und Handlung haben mich restlos überzeugt. Und nur damit wir uns nicht falsch verstehen: ich tauche gern in mir fremde Welten ab auch wenn Identifikation dadurch nicht unbedingt möglich ist ...

Das Thema "Anmachen" finde ich klasse herausgearbeitet und der Text ist wirklich stimmig. Für mich der Favorit!!

Werd mich jetzt gleich aufmachen andere Texte von Dir zu lesen.

LG
Kay

[ 07.05.2002, 09:51: Beitrag editiert von: Kay Nexion ]

 

Hi Rabenschwarz,

mit dieser Geschichte machst du der Jury aber keine Freude. Ein Anwärter auf bessere Plätze und somit potentieller Konfliktverursacher bei der Abstimmung. Aber die wollten es ja nicht besser. :)

Was an deiner Geschichte gut ist, was anmacht, haben schon einige gesagt, brauche ich jetzt nicht wiederholen, will es aber nochmal nachdrücklich bestätigen.
Was bisher noch von keinem kommentiert wurde, ist der Einschub: "Spielen verboten". Es drängt sich einiges in mir dazu, eine tiefere Bedeutung dahinter zu sehen, leider herrscht bedauerlicherweise Ebbe im steten Wogen meines Interpretationsozeans. Könnte man mir da weiterhelfen?

Gruß
querkopp

 

Danke für's Lesen und Kommentieren.

@Frederik,

hab's korrigiert, dabei noch ein paar blöde Fehler gefunden...bis spät in die Nacht schreiben bekommt meiner Rechtschreibung wohl nicht so gut...danke nochmal. ;)

@Frauke,

wegen des Alters der Kellnerin...Story spielt in einer am. Bar, Trinken ab 21, etc...making sense? :) (Sorry wegen eben, freu mich schon!)

@quer,

eine leise Ironie schwingt in der Zeile schon mit, aber extrem tiefe Bedeutung würde ich ihr nicht zutun...halt ne Spielerei.

Ich überlege immer noch, was ich mit Tess mache, mit ihrer Bedeutung im Text bin ich auch nicht wirklich zufrieden...aber die Story ist eh schon lang, würde ein leicht ausgebauter Charakter überhaupt interessieren?

San

 

hi!
das mit der US-Bar hätte ich mir bei Dir denken können! *blödfühl* aber darauf gibt es eigentlich keinen Hinweis... Namen sind in der Szene sicherlich auch nciht notwendig die Taufnamen, also ist da auch nicht viel zu machen. Aber abgesehen von der einen Stelle kann die KG überall spielen...

Was die Rolle von Tess betrifft: ich finde sie schon so komplex gennug. Sie komplett auszuarbeiten, würde die Perspektiven verschieben. Sie abzuschwächen, die Ausblicke verstecken.

Für mich charakterisiert sie sich schon sehr interessant: irgendwo zwischen naiv und abgebrüht... Du schiebst sie in eine sehr ambivalente Rolle. Allein einige Szenen machen das deutlich: sie lächelt ( für Trinkgeld, also irgendwie käuflich ) aber trotzdem muß sie dabei etwas kindlich und naiv wirken.
Sie nimmt die andere mit nach Hause, und koketiert dann mit ihrem Wissen über die letzte Nacht, ist aber trotzdem sehr brav und ruhig.
Dann gibt sie ihr Bett weg, und schlüpft mit rein... benimmt sich gleichzeitig irgendwie kindlich und trotzdem gibt sie Erotik und "Engagement" preis... sie ist unkompliziert und trotzdem undurchschaubar.
Man weiß bei ihr nicht so genau, welchem Bild sie tatsächlich entspricht und welchem sie entsprechen will.
Ein wenign das "Prinzip Lolita".
Den Gegensatz dazu bietet dann Deine Protagonistin. Sie will möglichst düster, erfahren und unnahbar wirken. Abgebrüht, "alt", nicht zu schocken. Hat alles schon mal gesehen und gemacht. Ist auf nichts und niemanden angewiesen.
und sucht doch nach ganz anderes, sucht Geborgenheit, Liebe, ein Zuhause, Freundlichkeit...

Schön herausgearbeitet. Laß es so!

Wegen eben: war schon klar. Mail bekommen? gut.

Bis Fr.,
Frauke

 

Naja, ich bin latent anderer Meinung. Entweder Tess ist ein echter Counterpart oder nur Teil des Erlebnisapparates der Protagonistin. Im ersten Falle würde ich sie noch ein Fötzchen stärker herausarbeiten, im zweiten klar machen, dass sie nur ein Aspekt der story ist. Das meinte ich in meiner Kritik.

 

Hi San!

Gefällt mir sehr gut! Kleinkram wurde schon aufgebröselt.
Du schaffst es, eine erotisch-elektrisierende Wirkung beim Leser zu erzielen. Kann mich den positiven Kritiken nur anschließen und werde die Geschichte jetzt zum vierten Mal lesen, damit sie noch ein bißchen besser wirken kann.

Was Tess betrifft, bin ich der Meinung, dass sie wichtig für die Geschichte ist und ihr Part weiter ausgebaut sein sollte. Der Text ist zwar - wenn man die Zeilenanzahl als Kriterium nehmen möchte - schon lang, aber durch Deinen Schreibstil leicht und mit Genuss zu lesen, so dass die "Länge" unwichtig ist. Tess' Charakter müsste auch nicht völlig erklärt werden, aber sie sollte etwas aus ihrem Schattendasein heraustreten. Ich überlege seit vorgestern, wie das am besten machbar wäre, kam aber noch zu keinem Ergebnis, ausserdem überlasse ich das doch besser den "richtigen" Schreibern. ;)

Liebe Grüße,
Sylvia

 

Das Imperium schlägt zurück!
Nach etlichen Tagen hab ich deine Story endlich gelesen. Deshalb können einige Anmerkungen bereits überholt sein.

-Irgendwo schreibst du "liege der Sinn". Meiner Ansicht nach ist besser: "läge der Sinn."
- Batboy? Wortspiel in Bezug auf Fledermaustypen?
- Die Aggresivität des ersten Kerl kommt mir zu schnell ( nachdem sie ihm sagt, dass nichts läuft ). Da keine Frau, weiß ich aber nicht, ob Typen nicht wirklich so reagieren.
- Tess erzählt: "Du hast meine Lippen auf deine gepresst.", das klang mir irgendwie gar nicht nach wörtlicher Rede, Dialog, sondern schnulzig...
- Und abermals irgendwo steht "geschlagen", du meinst aber ( hoffentlich ) "geschlafen"?
- Tut mir leid, direkt vom Bildschirm gelesen, da kein Papier, und die Stellen vergessen. Du schreibstbei der Beschreibung der geldbörse des Schleimers "auch Scheinen", dabei meinst du "aus Scheinen ( gemacht )"
- Tess wird beobachtet, beim Tanzen:
"und, mit geschlossenen Augen, " Da würd ich die komma weglassen.

So, du wirst jetzt wohl entweder lachen, da alles bereits verbessert, oder suchen müssen. Sorry.
ansonsten eine einfach gute Geschichte. Gratuliere. Wirklich wow. Mich ärgert zwar immer, wenn die Leute nicht sagen, warum sie Texte gut finden, aber in diesem Fall kann ichs nicht so richtig beschreiben. Versuchs mal:
die Hauptperson war mir sympathisch, Tess war hervorragend beschrieben ( Sabber ), wie überhaupt die verschiedenen Charaktere super herausgearbeitet worden sind. Und Stellen wie: "Nichts ist so belebend wie ein guter Kater" find ich ebenfalls toll.
So. Ich hör jetzt auf, dich weiter zu bewundern, komm mir trotz aller Berechtigung komisch dabei vor.
:thumbsup: :bounce: :queen:

 

Am Anfang statt "etwas anderes" "etwas Anderes" m.E. nach der NR groß. Und "Fick mich" ist ein Imperativ. Da gehört ein Ausrufungszeichen hinter.

"Fick mich!" (Wollte ich schon immer mal ungestraft hier posten) :rotfl:

Hehehe, ansonsten finde ich, die Story ist nach wie vor der Hammer. Die Änderungen sind gelungen.

 

@Alpha,

'Fick mich!' kommt im Text gar nicht vor...würde ich nie zu jmd. sagen :shy: d

Danke nochmal an Alle für das viele Feedback. Ich hatte vor Ablauf der Deadline keine Zeit, aber bin gerade dabei, an der Tess-Sache rumzubasteln. Werde den von arc angesprochenen Lolita-Effekt, den sie nicht nur auf die Protagonistin ausübt, ein wenig schärfer skizzieren. Wirkliche Persönlichkeit bekommt die Frau nicht verpasst, ist a) für die Story nicht wichtig und b) hat sich nicht wirklich eine. Ich denke, einige wenige prägnante Formulierungen reichen, will andererseits auch nicht, dass die 'Dame' zu sehr in die Klischeeecke (3xe? :sconf: ) abtrieft.

Thanks a bunch.
San

 

Hi San.

Deine geschichte erinnerte mich an selbst erlebtes in HH, so dicht und nah beschrieben, dass unweigerlich Bilder in mir auftauchten.
Deine Protagonistin gefiel mir, und auch Tess war sehr knackig geschildert.
Die Einteilung in drei Kapitel hielt ich erst für Parallelversionen ein und der selben Geschichte.
ich finde die Story absolut gelungen.

Lord :thumbsup: :thumbsup: :)

 

Gratuliere!

Das war die erste Geschichte, welche ich Satz für Satz zu Ende gelesen habe hier!

Ich finde Tess hat genau die Rolle bekommen wie sie es "verdiente" ... einen Augenblick im Leben einer Rastlosen - mehr hätte mE die Story nur belastet ... ein wirklich gelungener Balance-Akt und so unaufdringlich erotisch, das man Lust auf mehr (Text?) bekam.

BellaXela

 

Wertung 1:

Stil, Bilder

Der Stil ist nahezu perfekt, Emotionen und Eindrücke prasseln auf den Leser nieder und binden ihn somit an den Text, ohne in irgendeiner Weise zu langweilen. Der Text ist unkompliziert und leicht verständlich, was die Gesamtwirkung verstärkt. Die Autorin verwendet schöne, ausdrucksstarke Bilder, die die Athmosphäre formen und verstärken.

Idee, Innovation

Der Text ist sehr vielfältig. Die Idee dahinter ist zwar nicht neu, jedoch verläuft die Geschichte relativ unerwartet und überrascht an mehreren Stellen. Das macht die Geschichte interessant, spannend und lesenswert. Das Hinauslaufen auf eine Affäre mit der Barkeeperin kommt etwas unvermittelt und unscheinbar, es ist fraglich, ob dies stärker hätte betont werden müssen. Ich würde es zunächst negativ einordnen.

Umsetzung des Themas

Das Thema findet sich an mehreren Stellen wieder. Der Text enthält sowohl erotisch „anmachende“ Elemente, als auch provokante Passagen, wurde insofern optimal bearbeitet. Die zutreffenden Elemente sind Hauptbestandteil der Geschichte, zentraler Begriff und somit ideal umgesetzt.

Formale Gesichtspunkte

Rechtschreibung und Grammatik im Text sind nach Korrektur fehlerfrei, auch der Satzbau weist keine Fehler auf, ist im Gegenteil erfreulich gut zu lesen und treffend aufgebaut. Die Geschichte wurde eindeutig in drei große Absätze eingeteilt, was den Text leichter strukturieren lässt und die Geschichte eindeutiger und begreifbarer macht.

Wertung 2:

Dazu gibt’s nicht viel zu sagen. Eine Geschichte, die mich bereits nach den ersten paar Worten völlig überzeugt hat. ‚Gnadenlos geil‘ war mein erster Gedanke beim lesen und der letzte, als ich fertig war.
Schöne Bilder wurden erzeugt, ich hatte die Protagonistin förmlich vor Augen und konnte den Gestank der ätzenden Typen fast riechen.
Eine Geschichte, die das Thema perfekt getroffen hat und wirklich anmacht.
Der Stil -wie man es von der Autorin gewohnt ist- großartig.
Idee dazu zwar nicht wirklich neu, aber in Bezug auf das Thema wirklich innovativ., auch auf Grund der verschiedenen Aspekte. Kein plumper Sex, keine eindeutig beschriebenen Schambereiche. Durch Andeutungen und Gedanken erzeugte Erotik.

Wertung 3:

Stil, Bilder
Hervorragender Stil und passend eingesetzte Bilder vermitteln sowohl in der Bar als auch in Tess’ Wohnung die für die Handlung richtige und wichtige Atmosphäre.
Gefühle und Stimmungen der Protagonistin werden für den Leser erfahr- und miterlebbar.
Stil der Geschichte erreicht es, die erotische Anziehungskraft Tess’ ebenso wie die abstoßende Anmache der Typen in der Bar oder das Hingezogensein der Protagonistin zu der Kellnerin klar zu zeichnen.

Umsetzung des Themas
ME gelungenste Umsetzung des Themas „Texte, die anmachen“, da die Story zum einen erotisch „anmacht“, aber auch provoziert.
Die Geschichte ist sexy (wie Alpha es formulierte), ohne auch nur ansatzweise ins pornographische abzugleiten. Tess stand in ihrem kurzen Bademantel deutlich vor meinen Augen und ich konnte die unsicher-sehnsuchtsvollen Blicke der Protagonistin fast spüren.
Provokant bzw. zum Nachdenken anregend, sind die Gegensätze, in denen die Protagonistin lebt. Sie ist obdachlos, verbringt ihre Nächte in Bars, lässt sich von Männern aushalten und trinkt bis zur Bewusstlosigkeit, sehnt sich jedoch nach Liebe, Zuneigung und einem Leben, das nicht nur aus „Spielchen“ besteht.

Idee, Innovation
Gute und originelle Idee. Natürlich ist es nicht neu über lesbische Beziehungen und Gefühle zu schreiben, aber die äußeren Umstände sowie der Verlauf der Handlung und auch die Hintergründe, die man über die Protagonistin erfährt, sind mE innovativ und in dem Gesamtkonzept der Story originell zusammengefügt.

Formale Gesichtspunkte
Im Hinblick auf Grammatik, Rechtschreibung und Formales gibt es in der Geschichte nichts zu bemängeln. Tippfehler der ersten Fassung wurden editiert.

 

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