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- 01.02.2007
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Über alles
Die meerblaue Klinge berührt seine Haut. Nachdruck.
Ein Zentimeter. Eine Öffnung, neue Hoffnung. Ein Strich, kein Blut.
Am Flussdelta an seinem Unterarm, dem Tal der Venen, entsteht gerade eben ein neuer Fluss.
Schöner als alle anderen, weil er gerade geboren wird. Neugeborene sind immer schön.
Etwas Neues entsteht.
Alles Neue ist mit Hoffnung verbunden.
An Hoffnungen sind Armeen gescheitert.
Die meerblaue Klinge teilt seine Haut. Ziehen.
Zwei Zentimeter. Je länger, desto befriedigender. Eine Linie, ein Bluttropfen.
Das künstlich angelegte Flussbett liegt perfekt, inmitten zweier großer Geschwister.
Sie werden bald mit ihm spielen können. Werden sie ihn lieben?
Ein zweischneidiges Schwert.
Liebe besteht aus Hoffnung.
Hoffnung kann auch fanatisch sein.
Die meerblaue Klinge taucht ein in seiner Haut. Zittern.
Drei Zentimeter. Immer weiter, nur Mut. Ein Pfad, ein rotes Rinnsal.
So jung, und schon vor einer schweren Entscheidung, einer unmöglichen.
Alleine in der Mitte bleiben, niemals, aber auf welche Seite nun?
Orientierungslosigkeit.
Man weiß nicht, wohin, doch genau dort will man hin.
Links oder rechts, oder Wurzeln schlagen?