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Über Schein und Sein

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18.08.2001
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Über Schein und Sein

In einer kleinen unbekannten Stadt, auf einem kleinen unbekannten Planeten, auf einem kleinen unbedeutenden Stuhl, in einem kleinen unbedeutenden Raum, saß eines Tages Professor Dr. Grant, ein Spezialist für pädagogische Psychologie, der sich seit seinem Studium vor allem mit Problemen der Verhaltenspsychologie, Entwicklungspsychologie und der Bewußtseinspsychologie beschäftigte.
Dr. Grant war ein waschechter Meister auf seinem Gebiet, nicht zuletzt weil er dieses Gebiet liebte, in all ihrer Wahrheit, in all ihrer Unwahrheit, er liebte die Psychologie, die einzig wahre Geisteswissenschaft vom Menschen für den Menschen, die entschlüsselte Seele, die ihn Zeit seines Lebens so sehr faszinierte.
Insgesamt betrachtet war er schon ein recht seltsamer Psychologe, aber keiner wußte genau, warum dies so sein soll.
Neben der Psychologie war seine größte Leidenschaft die Kunst, er liebte die Kunst, denn diese war seiner Meinung wohl eine der echtesten Ausdrücke des menschlichen Geists für die Realität, für die einzige Realität, für alle Realität, die allumfassende Realität, eine unbedeutende Realität, die alles zugleich ist oder eben auch nicht.
Ob es nun die perspektivischen Gemälde von M.C. Escher waren, oder die herrlich unromantischen Klänge eines Arnold Schönbergs, in all diesen Werken steckte genauso viel Schönheit wie Wahrheit.
Sonderbares erlebte er Zeit seines Lebens schon viel. Waren es nun Scherze die er von Freunden hörte, oder sich selbst erzählte, oder ein Sturz von seinem Fahrrad, welches er zu seinem 10ten Geburtstag geschenkt bekommen hatte. Alles war sonderbar, alles war wunderbar, alles war seltsam bescheuert und schön zugleich.
Viele Menschen kamen zu ihm, weil sie in Konflikt standen mit ihrem eigenen Schädel, oder mit ihrem Unbewußten, oder mit beidem.
Sonderbare Menschen lernte er kennen, die alle in gewisser Weise ähnliche Probleme hatten, sie hatten ein Problem mit dem Inhalt ihres Kopfes. War es pathologisch oder psychologisch, manchmal kaum zu unterscheiden, manchmal sogar beides. Tja.
Aber das Sonderbarste, was Dr. Allan Grant passierte, passierte ganz unverhofft, vor etwa 2 Wochen.
Eines kleinen unbedeutenden Tages kam ein Patient zu ihm in die Praxis, der behauptete, unter Depressionen zu leiden, an sich ja nichts ungewöhnliches in der heutigen Zeit. Dieser Patient hieß Johann Sebastian Bach, war aber nach eigener Aussage keineswegs verwant mit dem bekannten Komponisten. Er war relativ klein, so um die 1.64m, hatte dunkles, lockiges Haar, trug eine kleine schwarze Brille, hatte ein Doppelkinn, sehr dicke Denkerfalten auf der Stirn und war scheinbar recht nervös.
Er fing an, über sein Leiden zu sprechen. Dies tat er aber nicht auf die normale Art und Weise, wie es sich für einen Klienten in einer Praxis gehört hätte. Nein, er fing an zu reden, als hätte er einen Aufsatz auswendig gelernt, er laberte wie ein Wasserfall, eben ein echter Bach:
„Wissen sie Dr. Grant, also eigentlich bin ich ein recht bodenständiger Mensch mit einem Sinn für Ästhetik und die Reinheit der Dinge. Aber manchmal gehen mir die Gedanken etwas durch. Tja, und so schaue ich gelegentlich fern und höre mir vor allem wissenschaftliche Sendungen an, ja, und als ich eines Abends alleine vor dem Fernseher saß, da kam diese Fernsehsendung. Sie müssen wissen, ich lebe alleine in einer kleinen Mietwohnung und,..., aber ich erzähle ihnen lieber einmal etwas von dieser Fersehsendung, ja, die Fernsehsendung, alles fing eigentlich mit dieser Fernsehsendung an. Thema war das menschliche Bewußtsein, was, wie sie ja eigentlich zugeben müßten, ein recht interessantes Thema ist. Ein gewisser Herr Professor Dr. Dr. Dr. Gerhard Hirn erzählte von seinen Forschungen am menschlichen Gehirn und seinen daraus resultierenden Erkenntnissen. Er ist ein Neurobiologe, der sich unter anderem auf die Hirnforschung spezialisiert hat, ein unglaublich begabter Mensch. Er erzählte einige interessante Dinge über Verstand und Wahrnehmung, und der uns umgebenden Welt und beruft sich dabei nicht mehr auf die mythologischen Erkenntnisse früherer Vorstellungen von einem getrennten Geist und einer davon getrennten Seele, sondern er beschreibt menschliches Bewußtsein aus einer modernen konstruktivistischen Betrachtungsweise des menschlichen Erkenntnisvermögens und beschreibt kurz gesagt das menschliche Bewußtsein als ein Resultat aus der gemeinsamen Interaktion von Millionen von Neuronenverbänden, die keinerlei Seele benötigen. Nun, das alleine ist ja nicht so schlimm, denn ich selbst glaube ohnehin nicht an die Seelentheorie. Aber er behauptete weiter, daß die Realität, die sich uns Menschen darbietet, nichts anderes als eine Interpretation des Gehirns von physikalischer Realität ist. Es ging in diesem Interview um das Fundament des Seins. Ist Realität überhaupt physikalisch, was ist Realität und in wie weit unterscheidet sich Realität von der Vorstellung von Realität in unserem Bewußtsein.
Er erzählte etwas von der verschwundenen Welt und des nicht vorhandenen Gehirns. Denn wenn alle Wahrnehmung im Gehirn stattfinden würde, dann müßte es zwei Welten geben,
zum einen die Welt der Gegenstände, die außerhalb unseres Gehirns existieren, zum anderen eine Welt der Wahrnehmung, eine Welt innerhalb unseres Gehirns. Dies entspricht aber paradoxer Weise nicht unserer Wahrnehmung, denn wir nehmen nur eine Welt war und nicht zwei. Außerdem nehmen wir die Gegenstände keineswegs in unserem Gehirn wahr, sondern die Gegenstände scheinen außerhalb zu existieren. Folglich stimmt entweder die Vermutung nicht, daß alle Wahrnehmung im Gehirn entsteht oder die Gegenstände da draußen sind nicht so, wie wir sie erleben.
Und selbst wenn die Erlebniswelt in unserem Gehirn stattfindet, dann müßte folgende Überlegung zutreffen... In unserer Welt kommen viele Dinge vor, unter anderem auch mein eigener Körper und auch andere Dinge, die meinen Körper umgeben. Gleichzeitig muß man Annehmen, daß die ganze Szene sich in meinem Gehirn abspielt, das sich in meinem Kopf befindet. Also befindet sich mein Gehirn in meinem Kopf, der sich zusammen mit meinem Körper in einem Raum befindet und dies alles wiederum befindet sich in meinem Gehirn. Wie kann aber das Gehirn Teil der Welt sein und sie gleichzeitig hervorbringen? Das alles ist total unlogisch und vollkommen verwirrend. Aber nicht nur das. Wenn es doch nur das gewesen wäre. Er beschrieb einige weitere Dinge, verrückte Dinge. Ich habe sehr genau zugehört.
Er erklärte es folgendermaßen: „Unser Gehirn verfügt über mehrere Sinnesorgane, die Signale unserer Umwelt aufnehmen können. Diese Signale werden über Nervenbahnen, sogenannte Neuronen ans Gehirn weitergeleitet. Diese Neuronen übertragen die Impulse über sogenannte Aktionspotentiale. Es gibt zwei mögliche Übertragungen, einmal ein Impuls, was im Vergleich mit dem binären Computer System als 1 anzusehen wäre, oder kein Signal, was als 0 zu betrachten wäre. Also, alle Informationen, die wir von der Umwelt erhalten sind keine echten Informationen in dem Sinne, daß wir wie ein Spiegel Informationen direkt aufnehmen, sondern es sind lediglich nur Nullen und Einsen, die unser Gehirn empfängt. Das Auge schickt genauso Nullen und Einsen an das Gehirn, wie das Ohr oder auch alle anderen Sinnesorgane. Unterschiede gibt es nur in einem Bereich und zwar am Ort des Gehirns, wo diese Signale empfangen werden. Der jeweilige Bereich ist für Interpretation eines entsprechenden Signals eines Sinnesorgans verantwortlich. So gibt es ein Sehzentrum, Hörzentrum und so weiter. Wenn man nun aber das Augensignal an das Hörzentrum schickt, hört man genau das, was man sonst mit dem Auge gesehen hätte, nur eben anders, da es ja nicht als Hörinformation gedacht war. Insgesamt bleibt festzuhalten, daß alle Sinneseindrücke, die empfangen werden, nur aus Nullen und Einsen besteht, und daß es darauf ankommt, wie das Gehirn diese Informationen interpretiert. Es ist alles genauso Ton, was vom Sehnerv zum Hörzentrum gelangt, wie alles Bild ist, was vom Ohr zum Sehzentrum gelangt. Es ist nur eine Frage der Interpretation des Gehirns der Signale. Letztendlich interpretiert das Gehirn die Signale so, wie es sie empfängt, aber es kann niemals wissen, ob überhaupt eine Interpretation die richtige darstellt, oder alle tatsächlich die richtige darstellen.
Daß alle Informationen, die es im Bewußtsein als Realität interpretiert, tatsächlich die Realität widerspiegeln, ist zu bezweifeln. Dafür gibt es mehrere Gründe. Da wäre zum einen das begrenzte Spektrum an Aufnahmefähigkeit der Sinne, was sich zum Beispiel im sichtbaren Spektrum des menschlichen Auges bemerkbar macht. Einige Farben kann es wahrnehmen, andere nicht. Aber nicht nur das, es gibt noch etwas viel fundamentaleres, was zu Zweifeln an der uns umgebenden Realität beiträgt. Es ist die grundlegende Frage, ob es zum Beispiel überhaupt Farben gibt. Farbe ist ja nichts anderes als eine bestimmte Wellenlänge des Lichtes. Da unser Auge aber Licht nicht als Welle wahrnehmen kann, sondern nur als Farbe, stellt sich die Frage, ob Licht wirklich eine Farbe hat? Oder zum Beispiel die räumliche Tiefe. Gibt es räumliche Tiefe? Oder ist die Vorstellung „Räumliche Tiefe“ nur die willkürliche oder unwillkürliche Interpretation einer universalen Idee, die zwar existiert, aber nicht in der Form, wie wir sie wahrnehmen. Oder ist räumliche Tiefe nur eine Illusion, da es ja nur ein Bild ist, daß in unserem Gehirn erzeugt wird. Dies geschieht ja durch die geistige Verbindung von zwei Einzelbildern, die zusammegerechnet werden und somit eine Vorstellung von Tiefe erzeugen.“
Der Mathematiker würde natürlich behaupten, daß er die 3te Dimension und mehr beweisen kann, dies geht aber auch nicht wirklich, denn seine Berechnungen beruhen ja auf der Vorstellung unseres Gehirns. Abstraktion ist eine Wahrheit, die nur für Gehirne menschlicher oder ähnlicher Bauweise gilt. Das heißt nicht, das Abstraktion falsch ist, aber sie ist auch nicht so allumfassend, wie Mathematiker gerne zu behaupten pflegen.
Ja, das bringt mich direkt zum Thema der außerirdischen Intelligenz. Wissen sie eigentlich, Dr. Grant, was das alles, was ich sagte für außerirdische Intelligenz bedeuten würde?
Wenn es andere Formen von Intelligenz da draußen gibt, dann könnten sie so ganz anders als wir sein, aber wirklich so ganz anders, so anders, daß wir niemals in Kontakt miteinander treten könnten, weil wir uns ja gar nicht wahrnehmen können, höchsten messen, wenn sie überhaupt eine realisierte Idee einer Messung in ihrer Realität hätten. Oh Gott das ist alles so verwirrend.
Wenn das alles so ist, dann wäre alle Wirklichkeit total verzerrt, vollkommen fernab jeglicher menschlicher Idee.
Es tun sich unglaubliche Vorstellungen auf. Wenn es keine räumliche Tiefe gibt, dann kann man davon ausgehen, daß wir alle in einer unendlich kleinen Umgebung leben. Damit wäre auch unser Universum unendlich klein, obwohl es uns unendlich groß erscheint. Lediglich unser Verstand interpretiert es als unendlich groß. Es wäre sogar nur unlogisch. Wenn man mal einmal davon absieht, daß es theoretisch unmöglich ist, in einer unendlich kleinen Sphäre zu leben, und wenn man davon ausgeht, daß unser Universum sich tatsächlich ausdehnt, es aber keine räumliche Tiefe gibt, das Universum also tatsächlich irgend etwas tut, was wir als Ausdehnung verstehen....
Alles, auch zum Beispiel die praktische Physik wäre total verzerrt, denn sie geht von einem 3 Dimensionen Raum aus. Dies wäre aber eine falsche Überlegung, denn die ganzen Berechnungen beruhen ja nur auf den Berechnungen, die das menschliche Gehirn anstellt, alles basiert doch nur auf der Interpretation von Physik in unserem Kopf. Wir stellen uns in unseren Köpfen eine dritte Raumdimension vor, weil wir es so wahrnehmen, aber sie muß ja gar nicht existieren, ja nur in unseren Köpfen, also wäre jegliche Form von Physik nur in der Vorstellung unserer Realität von Bedeutung. Es ist alles so verzerrt in meinem Kopf, ich kann nichts mehr tun, ohne darüber nachzudenken. Es bereitet mir große Angst, nicht erfahren zu können, was wirklich ist, und was nicht.
Es ist alles so düster, ich weiß einfach nicht mehr was ich glauben soll. Oder doch, eigentlich weiß ich eines gewiß. Nichts ist dunkel....
Ach wissen sie, seitdem ich mehr über mein Bewußtsein erfahren habe, plagen mich schreckliche, unverständliche Träume, Gedanken, alles ist verzerrt...
Alles ist Vergangenheit, wußten sie das. Jedes Eingangssignal ins Gehirn benötigt eine halbe Sekunde, um interpretiert zu werden. Doch diese halbe Sekunde wird vom Gehirn verdrängt, weil sonst auch unsere unmittelbare Realität verzerrt wäre. Alles ist heute so unklar, so schief, so wirr, bitte helfen sie mir Dr., ich kann nicht mehr ruhig schlafen, ich habe Angst.
Sie müssen mir helfen Dr. Grant, daß müssen sie einfach. Ich begreife es nicht, ich begreife nichts mehr, bitte helfen sie mir.“
Dr. Grant antwortete ihm mit ruhiger Stimme: „Wissen sie, selten habe ich einem Patienten so gespannt zugehört wie ihnen. Sie haben mich ja gar nicht zu Wort kommen lassen! Wie dem auch sei, also eines wurde auf jeden Fall sehr deutlich.
Sie haben diesem Professor Dr. Hirn ja unglaublich präzise zugehört, und es scheint sie ja wirklich ernsthaft beschäftigt zu haben. Es wundert schon ein wenig, wie sie sich in dieser Welt hineingesteigert haben. Sie sind doch laut meiner Akte ein durchaus intelligenter Mensch. Sie wissen wer sie sind, sie wissen wo sie sind. Sie sind zu mir gekommen, sie schauen mir gerade in die Augen, ich sehe Verzweiflung, aber ich kann sie beruhigen, ich kenne diesen Blick.
Und das mit der Fernsehsendung, also das ist ein ganz natürliches psychologisches Phänomen, was auftreten kann, wenn das, was man hört, in Widerstreit mit einer eingeprägten verdrängten Angst steht. Deshalb steigern sie sich so da rein. Das hat schon fast etwas neurotisches. Aber eben nur fast, wissen sie, mir ist auch schon mal etwas ähnliches passiert. Während meines Studiums, tzz, habe ich soviel über die eigene Psyche erfahren, daß ich zeitweilig in all meinem Wesen total verunsichert war. Ich wollte gar nichts mehr tun, obwohl ich alles tun wollte, nur nicht genau so sein, wie ich es im Buch gelesen hatte. Erst später war ich in der Lage, zu verstehen, daß die eine Erkentnis die andere nicht ausschließt, aber das ist jetzt eigentlich auch egal. Viel wichtiger noch ist etwas anderes...
Also, im Grunde sollten sie sich eine Frage stellen: „Wenn Realität nur eine Interpretation des Gehirns ist, besteht dann nicht auch die Möglichkeit, das es tatsächlich nicht „die Realität gibt“? Sie sagten ja selbst, daß sie Farben wahrnehmen, sind diese Farben nicht real. Es ist doch eigentlich vollkommen egal, ob es Farben gibt oder nicht, Interpretation schafft Realität.
Freuen sie sich doch darüber, daß sie eines der Lebewesen sind, die Farben wahrnehmen können. Im Prinzip haben sie ja recht. Wie es für einen farbenblinden Menschen, keine Farben gibt, wenn man ihm nichts davon erzählt, gibt es für uns auch keine echtere Wahrnehmung des Lichtspektrums. Aber ist das schlimm? Ich glaube nicht.
Natürlich, es gibt eine physikalische Welt und eine kognitive Welt. Die physikalische Welt ist das, was tatsächlich da ist, was auch immer, wo auch immer, wie auch immer, die kognitive Welt ist die Welt, die sie sich in ihrem Kopf zusammenbauen. Ist das nicht gerade das Wunder der Realität. Für uns Lebensformen gibt es so etwas wie Realität, für eine Nicht Lebensform gibt es keine Realität, obwohl wir für sie eine Realität wahrnehmen, wenn wir sie betrachten. Dabei ist es nicht ihre Realität, sondern unsere Realität. Ist es schlimm, verändert es uns in irgendeiner Weise? Nein.
Es sollte ihnen doch eigentlich vollkommen klar sein, daß es nicht die Realität gibt, sondern das alles subjektiv ist, selbst etwas angeblich fundamentales wie die Realität. Was ist groß, was ist klein, wer weiß das schon, ist das Universum unendlich groß, oder klein? Alles ist subjektiv, schnell ist langsam, und langsam ist schnell. Es ist kein häßliches Mysterium, sondern die Schönheit der Realität. Gerade dieser schöne Schleier macht alles so aufregend für uns Lebewesen. Für die einen ist der Schleier schwarz, für die anderen Weiß, für andere ist er etwas, das jenseits der Vorstellung von Farbe existiert, aber mit was auch immer man es belegen sollte, es ist und bleibt die selbe ursprünglich richtige Idee, die jenseits aller menschlicher stereotyper Vorstellung von schwarz und weiß liegt. Genau das, das ist die Schönheit, genau das ist die unglaubliche Schönheit der Realität...
Ein Vogel nimmt die Welt ganz anders war, als ein Mensch. All das, die Summe aller Wahrnehmung, und die Summe aller Nichtwahrnehmung sind real. Ein Atom, was sie nicht sehen können, ist genauso real, wie unsere Galaxie, die sie nicht sehen können. Wenn sie in einem Tunnel sind, ist dieser Tunnel genauso real, wie die Welt, die diesen Tunnel umgibt. Das was sie suchen, das was sie wollen, ist das Allwissen. Niemand kann alles wissen. Und das braucht auch keiner. Eine Frage der Relation. Und noch etwas zum Thema Schwarz. Wissen sie, dazu kann ich ihnen sogar etwas erzählen. Häufig wird schwarz als das angesehen, was für das absolute nichts steht, böse, geheimnisvoll, mystisch, und was weiß ich nicht noch so alles, was man mit Schwarz in Verbindung bringt. Dabei ist schwarz nichts anderes als die mangelnde Vorstellung vom Nichts. Nicht mehr und nicht weniger...
Ich kann sie beruhigen. Es kommt nicht darauf an, alles zu sehen, alles zu wissen. Das was ihnen Sorge bereitet ist ihre Angst. Sie wollen in ihrer Existenz Bestätigung, die sie ihr nun nicht mehr bieten wollen oder können. Lust will tiefe tiefe Ewigkeit.
Sie sollten sich eigentlich wirklich keine Sorgen machen. Die Welt, die sie sehen ist genauso real, wie die Welt, die sie nicht sehen. Genauso wie Wahrheit kennt Realität kein Gesicht. Haben sie etwa nichts von der Geschichte des ersten Menschen gehört?
Empört wackelte Johann Sebastian Bach auf seinem Stuhl umher und blickte an die Wand: Sie verstehen nicht, Dr. Grant, sie verstehen mich nicht. Wissen ist ein Fluch, der grausamste Fluch. Ich sehe nichts mehr, alles verschwimmt immer mehr. Verstehen sie doch. Stellen sie sich ein Bild von einer Blume vor, doch sehe ich diese Blume auf dem Tisch, vor mir, und sehe ich doch nur ein Bild an einer Wand vor mir, das Bild einer Blume. Und dieses Bild ist Zeitlos, denn ich sehe mich, wie ich das Bild einer Blume betrachte, daß an einer Wand hängt, dabei ist das Bild an der Wand eigentlich meine Realität, also nur ein Bild.
Verstehen sie doch, ich verliere mehr und mehr die Fähigkeiten, die mir sagen, wie ich meine Realität wahrnehme und vor allem Wahrnehmen soll, die alles ordnet, damit ich verstehe.
Zum Beispiel wenn ich sie anschaue, sehe ich sie zwar, aber ich höre sie nicht, sondern ich erahne sie nur. Sie sind dort, doch könnten sie eigentlich überall sein. Mein Gehirn weiß, daß sie dort sitzen und sieht sie genau deshalb, aber alles ist doch Vergangenheit, deshalb sehe ich sie, jetzt, wo ich die echte Gegenwart wahrnehme nicht mehr, da die Gegenwart die Zukunft der Vergangenheit ist. Ich weiß, daß dies verrückt klingen mag, aber es ist so, wie ich es ihnen sage.
Wenn sie etwas sagen, nehme ich es nicht mehr als Wort wahr, sondern als Schallwelle, es ist nichts anderes als eine strukturelle Verzerrung des Luftkontinuums. Ich kann sie nicht mehr hören, da sie ja gar nichts mehr sagen. Aber selbst jetzt, wo ich sie nicht mehr hören kann, kann ich alles sehen. Und selbst wenn ich sie höre, zeigen mir die Schallwellen etwas anderes, als die Schallwellen ins Ohr flüstern. Was ist es denn nun?
Ich sehe sie sprechen, aber sie sprechen ja gar nicht mehr. Warum sprechen sie nicht mehr mit mir, warum verwirbeln sie nur noch die Luft so. Warum sehe ich plötzlich das, was sie sagen, daß kann ich doch gar nicht verstehen, wenn ich es sehe, das habe ich doch nie so gelernt. Ich sehe nur noch Gefühle, dabei verstehe ich dies alles nicht. Helligkeit schmerzt, Dunkelheit ist angenehm, ist etwa Dunkelheit der Grundzustand? Also ist sehen ein Gefühl, aber was ist es für ein Gefühl? Ich sehe doch kein Gefühl? Es löst Gefühle aus, aber ich sehe etwas anderes? Was sehe ich? Es ist doch nur eine Illusion, es gibt keine Linien, es gibt keine Kreise. Dies alles sind nur Objekte der menschlichen Vorstellung, aber wenn ich sie sehe, sind sie für mich real, aber jetzt sehe ich sie nicht mehr, da ich keinen Raum mehr wahrnehme. Es gibt also keine Wellen, also auch keinen Schall, damit kein Bild und auch kein Ton. Ich verstehe es nicht. Ich versuche mich an etwas einfaches zu erinnern.
Was war Raum? Raum war etwas tiefes breites, oder schmales, es war alles eine Ausdehnung, natürlich eine Ausdehnung, ein Begriff der Räumlichkeit. Doch ist Raum nur 3 Linien, nicht mehr, nicht weniger, Raum ist 3 Linien, damit ich es verstehe, verstand, Raum ist aber auch 4 Linien, 1000 Linien, aber dann ist es für mich kein Raum mehr, da mein Verstand es nur als 3 Linien + 997 Linien wahrnimmt. Dabei gibt es weder 3 noch 1000 Linien, denn alle Linien zusammen sind nur 3 Raumlinien. Und das Schlimmste ist ja, wenn alle Räumlichkeit praktisch nur die Phantasie eines Menschen ist, dann ist es Zeit auch. Zeit, keine Zeit, alles ist total unlogisch. Was ist denn dann überhaupt noch was?
Was ist denn überhaupt noch Zeit, ohne Zeit, es gibt überhaupt keine Zeit, wenn wir sie nicht als Zeit wahrnehmen? Gerade war es doch noch da. Aber jetzt, wo ich noch nicht mal mehr eine Art jeglicher Räumlichkeit wahrnehme, kann ich noch nicht einmal mehr Zeit sehen oder hören oder riechen. Ich verstehe es nicht.
Es ist eine Bewegung. Aber kein Gefühl. Es ist die Bewegung einer Sache von einem Punkt zum anderen. All das ist Zeit, selbst wenn es der selbe Punkt ist. Unvorstellbar ohne Raum, absolut nicht unabhängig.
Dr. Grant, warum sitzen sie überhaupt nicht mehr dort, warum sitze ich eigentlich nicht dort, warum bin ich ich, und warum sind sie sie, bin ich überhaupt ich, was bin ich überhaupt, wo bin ich überhaupt? Ich war doch gerade noch bei ihnen im Büro, doch sehe ich nichts mehr. Alles verschwimmt, alles ist Widerspruch, alles ist unlogisch.
Was ist Widerspruch, was ist Wahrnehmung, was ist Wahnsinn?
Ich bin nicht mehr ich, sondern ich bin alles und gar nichts, doch verstehe ich es nicht, alles wird dunkel, oder hell, es ist eine Welle, ein Atom, oder etwas anderes, da es das einzige ist, was ich noch verstehe. Ich verstehe es einfach nicht.
Realität ist zerbrechlich!“
Dr. Grant sah, wie Johann Sebastian Bach immer schneller sprach, zuerst waren es noch Worte, dann nur noch Geräusche, zuletzt war es gar nichts mehr von beiden. Er sah, wie Johann Sebastian Bach vor ihm plötzlich anfing zu schweben, und dabei unaufhörlich und mit einem scheinbar immer höheren Tempo mit seinen Armen durch die Luft wedelte. Tatsächlich bekam Johann einen dicken roten Kopf, der langsam und langsam immer größer wurde.
Und plötzlich, mit einem dicken Karawum und viel Staub machte es Bumm, und Johann Sebastian Bach war mit einem Male verschwunden. Blitz und Donner hatten ihn erfaßt und keinen Hauch mehr von ihm übriggelassen.
Dr. Grant dachte zunächst, daß Johann sich wohl so sehr in seine Gedankenwelt hineingesteigert hatte, daß er zuletzt tatsächlich nur noch ein Geist war, gefangen in seinem eigenen Geist und er deshalb explodierte.
Doch dann kam ihm auch noch ein anderer Gedanke auf, ein Gedanke, der ihn weiter zum Denken anregte.
Er dachte, daß Johann Sebastian Bach vielleicht nur die Halluzination einer lebendig gewordenen Projektion seiner eigenen Gedankenwelt war. Immerhin wußte Bach sehr gut Bescheid über Dr. Grant, hatte sogar den Namen eines barocken Komponisten, und immerhin ist unglaubliches mit ihm passiert, was eigentlich nur mit einer Halluzination zu erklären wäre. Doch wenn er nur eine Projektion war, dann wäre diese verrückte Projektion nun gefangen in seinem eigenen Geist, so dachte er und fing an zu lachen.
Eines späteren Tages, vielleicht 2 Wochen später, in einer kleinen unbekannten Stadt, auf einem kleinen unbekannten Planeten, auf einem kleinen unbedeutenden Stuhl, in einem kleinen unbedeutenden Raum, saß Professor Dr. Bach, ein Spezialist für pädagogische Psychologie, der sich seit seinem Studium vor allem mit Problemen der Verhaltenspsychologie, Entwicklungs und der Bewußtseinspsychologie beschäftigte. Und als dieser eines Tages einmal einschlief, träumte er von einer Welt, in der er in einer unbekannten Stadt auf einem unbekannten Planeten auf einem Stuhl saß, in einem Raum, und er traf auf Dr. Allan Grant. Warum er auf ihn traf, warum er nicht selbst Dr. Grant ist oder war, oder vielleicht doch, all das findet nur in seinem Geiste eine Antwort, denn nur dort findet es Antwort, denn das ist der einzige Ort, der auch nach einer Antwort sucht und sich seine eigenen Antworten gibt.
Prof. Dr. Bach saß auf seinem Stuhl und träumte, träumte von einer Welt da draußen. Aber es war nichts großes, oder besonders kleines, es war eigentlich nichts wichtiges, aber auch nichts wirklich atmosphärisches. Es war einfach ein Wald.
Er träumte von einem typischen Wald, einem dunkeln Wald, wie es sich für einen düsteren Wald eben gehört, wenn er mysteriös wirken soll. Es war sein persönliches Nachtwanderlied:
„Es ging durch einen Wald, doch bemerkte ich erst spät, daß ich es war. Es war ein Gang, den ich zurücklegte, ein Pfad, doch war kein Spiegel in Sicht. So suchte ich ein System, doch fand ich nur das der Wissenschaft. Diese sprach geordnet zu mir, doch brachte sie nur Verwirrung in meinen Geist, denn sie sagte mir nur das, was ich mir selbst sagen konnte.
Welch Unsinn so dachte ich und lief weiter. Und endlich, als der Wald immer dunkler wurde, kam ein Wanderer auf mich zu, der mich wohl schon seit einiger Zeit verfolgte. Es war ein schwarzer Herr mit Konturen von etwa meinen eigenen, so in der Art. Er hatte kein Gesicht, doch kam er mir sehr bekannt vor. Erst spät bemerkte ich, daß es mein Bruder war, mein eigen Fleisch und Blut, mein eigener Schatten. Er fragte mich, was ich suchte und als ich es ihm erklärte, meinte er, ich sollte nicht meinen Schatten befragen, sondern den ersten Baum, ich würde in nicht übersehen können. Und tatsächlich, zumindest nach einiger zeit fand ich den ersten Baum, denn es war der größte, den ich sah. Logisch, daß der erste auch der größte sein muß, da er ja viel mehr Zeit zum wachsen hatte.
Ich fragte ihn, doch er antwortete nicht, da er nicht sprechen kann. Verdammte Natur, dachte ich und ging weiter und traf auf ein Baumhaus mit einer Tür.
Ich lachte und strahlte, denn ich sah eine Tür, die quietschte und knarrte, doch war sie samt und leise. Es war keine Tür in die Welt, sondern in meine Seele, sie war samtweich, sie streichelte mich, das ist die Unwahrheit der Gefühle, aber ich freute mich trotzdem. Und dort war es endlich.
Endlich fand ich den Spiegel, den ich wohl gesucht hatte, keine Ahnung.
Ja und so traf ich also auf mein Ebenbild, es atmete, denn es war jung, es atmete nicht mehr, denn es war tot. Ich erschrak, denn dies war der Spiegel, den ich zunächst nur in meinem Geiste fand. Es beginnt, es endet, es ist da und nicht da. Und als ich endlich spürte, daß es dort ist, war ich schon dort und nicht mehr hier, es gibt nunmal keine Gegenwart, denn diese ist unendlich klein. Das ist das Gefühl, ein reales Gefühl, den nur das Leben kannte und kennen wird, niemals aber kennt.
Oh welch verklärte Nacht in einem verklärtem Universum. Es schlägt und schlägt und schreit nach tiefer tiefer Ewigkeit, dabei ist es doch gar nicht, oder doch, aber wer weiß das schon. Ich bestimmt nicht“
Als er aufwachte, hielt er kurz inne... Nachtwanderlied? Was für ein Nachtwanderlied dachte er. Das kenne ich doch. Ist das nicht ein Lied komponiert und dirigiert von Friedrich Nietzsche?
Ja, doch, es ist ein Lied von Nietzsche, kenne ich doch, sagte sich Dr. Grant.
Er saß auf einem Stuhl, einem unbedeutenden Stuhl, warum war er unbedeutend. Immerhin saß schon einmal ein Mensch auf diesem Stuhl. Kein Mensch weiß, was unbedeutend ist. Einfach seltsam.
Dr. Grant stand auf. Er blickte um sich und wunderte sich über den seltsamen Ort, an dem er sich befand. Es war ein Arbeitszimmer, nein, es war ein Raum.
Als er einen Spiegel sah, erschrak er zutiefst, als er sich selbst betrachten konnte und einen Mann sah. Er dachte:
„Ich schaue auf ein Bild an einer Wand, es zeigt das Portrait eines Mannes, der das Bild eines Mannes anschaut, der das Bild eines Mannes anschaut.
Und ich schaue auf ein Bild an der Wand, es zeigt mir einen 3 Dimensionalen Raum, doch ist das Bild zweidimensional.
Ich glaube, es ist ein Bild an der Wand, das einen Mann zeigt, der sich das Portrait eines 3 Dimensionalen Raumes anschaut.
Ich schaue genau auf dieses Portrait und sehe, daß es kein Bild ist, sondern ein Raum vor mir.
Ich schaue sehr genau in diesen Raum, und erkenne, daß es ein Spiegel ist, in den ich blicke.
So zerschlage ich den Spiegel und schaue nach, aus welchem Material dieser Spiegel gemacht ist. Ich erkenne, daß dieser Spiegel gar kein Spiegel war, sondern nur das Bild eines Mannes, der in einem Raum sitzt, und einen Spiegel zerschlagen will, auf dem seine eigene Realität abgebildet ist.
Dieses Bild heißt „Die Ich Realität.“
Ich glaube, daß ich dieses Bild schon einmal gesehen habe.
Doch wer oder was ist es?
Wer oder was bin ich, wenn ich auf dem Bild zu sehen bin?
Johann Sebastian Bach öffnete seine Augen und blickte um sich. Er blickte um sich, er tastete, er fühlte, er hörte und fand sich inmitten eines Raumes wieder. Er stand auf, schaute um sich, erblickte ein Bild an der Wand, schaute es an, sah ein Bild eines Bildes, dachte darüber nach, ging dann aber nach draußen, zum Licht, zu den Farben, atmete die Luft und genoß das Leben. Er stand nun auf einer Wiese, eine prächtig duftende grüne Wiese, die angenehm warm die Wärme der Sonne auf ihn reflektierte.
Er fragte sich, ob seine Reise nur Einbildung war, oder ob er tatsächlich diesen Dr. Grant kennengelernt hatte. Auch fragte er sich, welches Wesen denn nun in wem gefangen war, ob er wach ist oder schläft, oder keines von beidem jemals erlebt hatte, eigentlich wußte er gar nichts.
Einige Zeit später, etwa 2 Zeiteinheiten.
Er schaute kurz in die leuchtende Sonne, schloß die Augen und ließ sich einfach auf den Boden zurück fallen. Auf dem Boden angelangt, spürte er einen leichten Schmerz, er schaute in den blauen Himmel und sah keinen Spiegel, kein Bild, sondern einen Himmel, einfach nur einen blauen Himmel. Dafür bedanke er sich bei Dr. Grant. Er schloß seine Augen, er öffnete seine Augen. Er fragte sich. Dann erinnerte er sich.
Der Himmel ist nur Himmel für den Menschen, aber der Himmel als solcher benötigt keine Existenz, denn er ist zeitlos.
Er schloß die Augen und verstand...
Erst jetzt verstand er, erst 2 Wochen später verstand er, warum er damals von einem kleinen, unbekannten Planeten sprach, von einer kleinen unbekannten Stadt, von einem kleinen unbedeutenden Raum, von einem kleinen unbedeutenden Stuhl. Nie existierte dieser Raum, nie existierte dieser Stuhl, nie existierte Dr. Grant, nie existierte Johann Sebastian Bach, ja noch nicht einmal er selbst. Alles war von Anfang an Gedanke, niemals aber eine Lüge, da dies kein Begriff der Realität ist...
Im Prinzip war alles nur ein Gedanke, der sich selbst erschuf, und sich selbst einen Sinn gab, denn ganz im Gegensatz zum Leben kennt Realität weder Anfang noch Ende. Leben träumt von Existenz, während Realität selbst ein Traum zu sein scheint. Ob man dies als Fluch bezeichnen darf, oder sollte, bleibt jedem Leben selbst überlassen.
Und so öffnete er ein letztes mal seine Augen, und so blickte er ein letztes mal nach links und auch nach rechts, und so endete alles.

 

Habe gerade Deine Geschichte gelesen und mir schwirrt schon so allerlei im Kopf herum.
Das ganze geht ziemlich Schopenhauerisch los, mit dem berühmten Gehirnparadox, also das unsere Welt eine Vorstellung des Gehirns ist, und das Gehirn zugleich Teil der vorgestellten Welt ist, was eben die Frage aufwirft, ob es das Gehirn dann überhaupt geben kann. Wenn sich Vorstellungen selbst vorstellen, wo ist dann die Realität?
Für Dr. Grant ist der Mensch immer noch das Maß aller Dinge, und er nimmt an, es gibt da wirklich eine reelle, physische Welt, von denen wir Teile, die eigentlich außerhalb unserer Wahrnehmung liegen, wissenschaftlich messbar mitkriegen können, z.B. Atome.
Für Bach bricht daraufhin die Welt, im wahrsten Sinne des Wortes, zusammen. Schopenhauer und Nietzsche würden sagen er durchbricht den Schleier der Maya, er wird also erleuchtet, woraufhin er nicht mehr existieren muss (so würden das die Buddhidten sagen).
Jetzt wird das ganze etwas konfuser. Es stellt sich also heraus, das alles nur eine Vorstellung von Bach war, die auch wieder nur eine Vorstellung von wieder einer Vorstellung einer Vorstellung (usw. usw.) sein könnte. Ich interpretier das wieder als Resultat des Gehirnparadoxes. Die platonische Welt der Konzepte ("Alles war von Anfang an Gedanke") als die Realität und die Vorstellungswelt als reines Abbild davon, wird ad absurdum geführt, weil sie dem Menschen eben auch nicht zu Erkentnissen hilft, und er immer noch in der unsicherheit (zerbrchlichkeit) der Realität gefangen ist. Für den Bach in Deiner Geschichte bleibt also nur der Weg der Erleuchtung, des eins werdens mit der Welt, und des verschwindens.
Ich finde sowas macht aber nur für Buddhisten Sinn, da sie ja an einen Zyklus der Wiedergeburten glauben.
Ansonsten ist es doch echt besser, wir leben nicht für die Wahrheit, sondern für den Menschen, was ja eigentlich die Grundaussage von Das Wesen der Dinge ist.

Ich hoffe Du wirst aus meiner Interpretation schlau. ;)

 

Hallo I3en!
Und wieder einmal eine intelligente und kompetente Kritik von Dir. Also ich persönlich halte unsere Realität, so wie sie sich uns darbietet für das Maß unserer Dinge, nicht aber das Maß aller Dinge. Wir können viele Dinge wahrnehmen, aber alles ist nur eine Interpretation unseres Geistes. Die Tatsache, daß dies nur eine Interpretation ist, reduziert unsere Wahrnehmung nicht. Für uns ist es wahr. Wir können uns auch gar nichts anderes Vorstellen und wir brauchen uns auch gar nichts anderes vorstellen, weil es außerhalb unserer Erlebniswelt keine Erlebniswelt für Menschen gibt.
Ich glaube die einzige Möglichkeit sich zu befreien, meiner Meinung nach, ist es, sich mit seiner Erlebniswelt zufriedenzugeben, wenn nicht, würde man nur Wahnsinnig werden.
Das ist das Problem der Charaktere bzw. des Charakters in meiner Geschichte. Er sucht Realität, findet aber nur die Erlebniswelt in der Erlebniswelt usw... in seinem Kopf. Wer, wo, was wie ist, ist völlig offen. Er verschwindet förmlich in seiner eigenen Phantasie, was er paradoxer Weise als Flucht aus menschlicher Realität interpretiert.

Er erzählte etwas von der verschwundenen Welt und des nicht vorhandenen Gehirns. Denn wenn alle Wahrnehmung im Gehirn stattfinden würde, dann müßte es zwei Welten geben,
zum einen die Welt der Gegenstände, die außerhalb unseres Gehirns existieren, zum anderen eine Welt der Wahrnehmung, eine Welt innerhalb unseres Gehirns. Dies entspricht aber paradoxer Weise nicht unserer Wahrnehmung, denn wir nehmen nur eine Welt wahr und nicht zwei. Außerdem nehmen wir die Gegenstände keineswegs in unserem Gehirn wahr, sondern die Gegenstände scheinen außerhalb zu existieren. Folglich stimmt entweder die Vermutung nicht, daß alle Wahrnehmung im Gehirn entsteht oder die Gegenstände da draußen sind nicht so, wie wir sie erleben.


Wie Du schon richtig bemerkt hast
„Ansonsten ist es doch echt besser, wir leben nicht für die Wahrheit, sondern für den Menschen, was ja eigentlich die Grundaussage von Das Wesen der Dinge ist.“
schneide ich auch hier eine ähnliche Thematik an. Nur wollte ich es diesmal nicht so übergeordnet darstellen wie in „Das Wesen der Dinge“, sondern ich wollte es menschlicher betrachten. Meine 3 Geschichten sollen sich auch in gewisser Weise ähneln. Beim Übermenschen war es zum Beispiel die fehlende „ganzheitliche Wahrnehmung der Realität“.

Und so wird es auch in meiner nächsten Geschichte die menschliche Gefühlswelt sein, die ich zu analysieren versuche. Damit werde ich aber wahrscheinlich vorerst als eine Art Quintologie das Thema "„Menschliches Erkenntnisvermögen“ abschließen.

Mal sehen,

Zarathustra alias Björn

PS: Im Endeffekt bin ich mir nicht sicher, ob ich Deine letzten Zeilen verstanden habe.

 

Vorab:
Ich bin ein relativ neutraler Betrachter von philosophischen Geschichten, da mir die Kompetenz fehlt diese Geschichte mit anderen anerkannten philosophischen Werken zu vergleichen.

Zum Thema:
Das Wesentliche soll also das "Sein" oder die Existenz sein. Es scheint auch einmal mehr eine rhetorische Geschichte dafür zu sein, dass auch die Wissenschaft Dinge akzeptieren muss, wie sie sind und nicht sein können.

Die Paradoxie, dass Erkenntnisse zur weitläufigen Unsicherheit führen passiert häufig bei Menschen. Dabei sollte man in so einem Falle beachten, dass auch die Erkentnisse selbst nicht sicher sind. Hier währe die Bezeichnung "Vermutung" angebrachter, denn es ist auch wieder eine Frage, wieviel man einer Theorie glauben schenkt. Zudem ist Vertrauen ein wichtiger Bestandteil einer Gesellschaft, dadurch soll nämlich Paranoia verhindert werden.

Er sah, wie Johann Sebastian Bach vor ihm plötzlich anfing zu schweben, und dabei unaufhörlich und mit einem scheinbar immer höheren Tempo mit seinen Armen durch die Luft wedelte. Tatsächlich bekam Johann einen dicken roten Kopf, der langsam und langsam immer größer wurde.
Und plötzlich, mit einem dicken Karawum und viel Staub machte es Bumm,...
An dieser Stelle wurde mir bewusst das diese Geschichte mal wieder ein vertracktes paradoxes Konstrukt wird. :D Übrigens ich denke mal wenn man merkt das man sich zusehr in ein Problem hineinsteigert sollte man wirklich eine Pause machen, entspannen und dann das ganze nochmal mit stoischer Ruhe betrachten. Wie Henry Jones schon sagte ...
Nach meiner Erfahrung wenn ich mich einfach hinsetze und nachdenke ... dann löst sich das Problem ganz von selbst.

Pers. Anmerkung:
Lernst du selbst "pädagogische Psychologie" im Studium, mich interessiert diese Richtung sehr. Naja so Philologie, Historik, Pädagogik, Theologie, Psychologie, Philosophie und Informatik. Wer weis ob ich das irgendwann mal studieren kann. Ist soetwas denn empfehlenswert?

Finde ich übrigens eine prima Sache wie du solche Themen in unterhaltende Geschichten packst. Das ist kreatives Lernen mit Spass oder was sagt der Pädagoge?

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Zaza: Für mich sind Autoren Denker und nicht Aus-Dem-Bauch-Heraus-Brabbelnde.
Unter einem Denker verstehe ich nicht jeden Denkenden.

 

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