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Abgenommen

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08.09.2005
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Abgenommen

Zögernd öffnete ich meinen Kleiderschrank. In der hintersten Ecke, ganz unten ruhte seit Wochen meine Stretch-Markenjeans, die mich schmerzlich daran erinnerte, dass ich in den Sommermonaten wieder ein paar Pfund an Gewicht zugelegt hatte. Das Eis, die Grillsteaks, Soßen und Weizenbiere, die man gewöhnlich an lauen, gemütlichen Abenden zu sich nimmt, hatten mich veranlasst, Leggings und Radlerhosen mit Gummizug zu tragen. Diese wuchsen mit und gaben mir das gute Gefühl, mich bei Tisch nicht zurückhalten zu müssen. Der Personenwaage hatte ich vorsorglich die Batterien entnommen, damit ich erst gar nicht in Versuchung kam, mein Gewicht zu kontrollieren. Abnehmen konnte man im Herbst immer noch.

Ausgerechnet heute waren zahlreiche Gewitter nieder gegangen und hatten die Luft merklich abgekühlt. Das Sommernachtsfest, zu dem mein Mann und ich eingeladen waren, fand im Freien statt und da ich nicht frieren wollte, blieb mir keine andere Wahl, als mich in meine Jeans zu zwängen. Seufzend nahm ich sie aus dem Schrank, faltete sie auseinander und hielt sie begutachtend in die Höhe. Zunächst zögerte ich einen Moment, dann nahm ich allen Mut zusammen und zog sie einfach an. Die Hosenbeine stellten erfahrungsgemäß kein größeres Problem dar, doch als es galt, den Reißverschluss zu schließen, holte ich tief Luft und zog den Bauch ein. Jetzt hieß es Farbe bekennen.
Wie vom Donner gerührt riss ich die Augen auf und blickte an mir herunter. Meine Lieblingsmarkenjeans passte wieder, nein, sie war sogar eine Nummer zu groß. Ich zog den Hosenbund vor wie in der Fernsehwerbung für Schlankheitsdrinks und drehte mich glückselig vor dem großen Spiegel hin und her. Ich fühlte mich gut und war Stolz, ich hatte es geschafft ein paar Pfund abzunehmen ohne mich dabei zu quälen. Mit Vorfreude auf die gegrillten Scampispieße, Steaks, die Gratins und Süßspeisen, die ich heute Abend ohne schlechten Gewissen zu mir nehmen konnte, sprang ich leichtfüßig durch die Wohnung. Ich griff zum Telefon auf dem Nachttisch, wollte noch schnell eine Freundin an meiner Freude teilhaben lassen und meine Mutter, die ohnehin immer lästerte, wenn sie mich bei Streifzügen durch die Boutiquen in der Umkleidekabine kritisch betrachtete.
Mein Mann hatte inzwischen das Zimmer betreten. Er stand vor seinem Kleiderschrank und schob die Bügel von rechts nach links. Schließlich kniete er nieder und kroch in das unterste Fach.
„Sag mal“, begann er, als sein Kopf wieder sichtbar wurde, „hast du eigentlich meine Stretch-Jeans gesehen?“
„Nein, die muss in deinem Schrank liegen“.
„Tut sie aber nicht, vielleicht ist sie im Wäschekorb“.
„Der ist leer, das weiß ich genau“.
Mein Mann verschwand erneut im Inneren seines Schrankes während ich begann, mich mit dem Telefon zu befassen.
„Hast du wirklich keine Idee, wo sie sein könnte“, fragte die verzweifelte Stimme aus der Tiefe des Kleiderschrankes.
„Nein, äh, Moment mal!“
Ich sah an mir herab. Der Hörer fiel mir aus der Hand, zurück auf die Gabel noch, bevor die Angerufene sich melden konnte.
Ich zog an meinem Hosenbund, einmal, zweimal...!
„Doch, ich glaube, ich weiß jetzt wo sich deine Jeans befindet!"

 

Hello Cosca,

willkommen hier!

Eine Geschichte aus dem täglichen Leben, für die Protagonistin sicher sehr, sehr frustrierend. ;-)
Leider ahnt man zu schnell die Pointe, schon in dem Moment, als der Mann seine Hose sucht - ab da ist die Geschichte eigentlich tot. Ich fürchte, dass aus dem Plot nicht so arg viel mehr herauszuholen ist, das Thema 'Hose verwechselt' ist nicht eben sehr ergiebig. Höchstens, wenn es die Hose seiner fetten Geliebten wäre. ;-)

Den gelegentlichen Wechsel zwischen 'man' und 'ich' finde ich unglücklich, ('...damit ich erst gar nicht in Versuchung kam, mein Gewicht zu kontrollieren. Abnehmen konnte man...').

'...Süßspeisen, die ich heute Abend ohne schlechten Gewissen...' - ohne schlechtes Gewissen.

Viele Grüße vom gox

 

Hi Cosca!

Die Geschichte ist nett und man gerät ein wenig ins Schmunzeln, weil es ja eine gute Alltagsgeschichte ist - jeder kennt es ja, auf einer Grillparty isst man gerne mal zu viel. ;)

Ich stimme gox zu, ich würde das Ende verändern, die Pointe sollte wirklich das Letzte sein!

Mfg

 

Hallo Cosca,

auch von mir herzlich willkommen!

Eine nette Alltagsepisode, die du erzählst, für mich aber eindeutig zu wenig, um eine Geschichte daraus zu machen. Auch stimme ich meinen Vorrednern zu, dass die Pointe völlig verpufft, da man bereits sehr früh ahnt, was Sache ist.

Ausbauen kann man den Plot wohl nicht, also würde ich vorschlagen, einfach das Ende umzuarbeiten, damit die Pointe besser zur Geltung kommt.
Dann hast du immerhin einen kleinen Happen für zwischendurch!

Freue mich, mehr von dir zu lesen,
liebe Grüße
Cassandra

 

Hallo Cosca,

mir hat die Geschichte, die du hier zum Einstand geliefert hast, recht gut gefallen.
Die Pointe habe ich auch ziemlich schnell erkannt.
Lassen wir mal das Inhaltliche weg, dann finde ich, dass die Geschichte recht flüssig geschrieben ist. Mich hat es z.B. nicht gestört, dass du manches Mal mit "ich" und dann wieder mit "man" weitergeschrieben hast. Ich wurde da erst durch die Bemerkung von gox aufmerksam.

Zusammenfassend hast du mE das Thema, das die Frauen beschäftigt, in eine lustige Story verpackt.

Viele Grüße
bambu

 

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