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Abschiedsbrief

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24.09.2000
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Abschiedsbrief

Liebe Nachwelt,

diesen Abschiedsbrief widme ich meiner Frau Maria und meiner kleinen Tochter Isabelle. Bitte seid nicht traurig ohne mich weiterleben zu müssen, seht es als Geschenk an. Ich bin es nicht wert von euch geliebt zu werden. Jedes Lächeln meiner kleinen Tochter und jeder Kuss meiner liebsten Frau sticht in meinem Herzen wie glühende Stecknadeln.
Ich mache meinem Leben ein Ende, da ich sicher bin, dass ihr ohne mich besser zurecht kommt. Maria, heirate noch einmal und schenke unserer Tochter einen neuen, besseren Vater als ich es je sein könnte. Ich weiß, du bist unzufrieden mit mir und es würde mir das Herz zerreißen dir sagen zu müssen, dass mir meine Stelle bei der Bank gekündigt wurde.
Aber das darfst du jetzt nicht falsch verstehen, du bist keineswegs Schuld an meinem Tod – ich bin es ganz allein... denn ich wie du wie kannst...

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Liebe Maria,

zuallererst möchte ich, dass du weißt, dass du keinerlei Schuld an meinem Tod trägst. Niemand trägt Schuld daran. Ich habe aus freien Stücken gewählt, denn ich möchte, dass ihr euch ein besseres Leben gönnt. Ein viel besseres Dasein als jenes, das ich euch je hätte bieten können.
Isabelle ist jetzt sechs Monate alt und so wunderschön. Jedes Mal wenn ich in ihre Augen sehe, sehe ich dich darin. Es macht mich so wahnsinnig stolz zu sehen, was für ein wunderbarer Mensch sie mal werden wird. Wenn ich etwas im Leben gut gemacht habe, dann ist sie es.
Doch das war’s dann auch schon. Obwohl du mir nie einen Grund gegeben hast, das zu denken, weiß ich, dass ich kein guter Ehemann bin und auch kein Vater sein kann. Ich bringe es nicht zu stande, meine Familie zu ernähren. Vielleicht magst du nun denken, dass ich ein schwacher Mann bin – wahrscheinlich hast du damit auch recht. Ich bin schwach, unfähig und dieser Abschiedsbrief ist der Beweis dafür, dass ich ein Taugenichts bin und dieser Selbstmord ist lediglich die Flucht vor meinen Pflichten. Vielleicht wird mich Isabelle als ihren schwachen Vater in Erinnerung behalten, den sie kaum kannte, aber ein feiges Arschloch war, das...

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Liebe Isabelle,

wenn du das liest, bin ich bereits Tod. Es ist weder die Schuld deiner Mutter (ich liebe dich Maria, und werde dich immer lieben) noch ist es die nackte Flucht vor meinen Pflichten. Zumindest nicht nur.
Vielleicht verstehst du es noch nicht und ich hoffe, dass du nie in die Situation kommen wirst, es nachvollziehen zu können, aber es ist wirklich besser für uns alle, wenn ich tot bin und euch von meiner Anwesenheit befreie. Ich habe in meinem Leben nie etwas erreicht und werde auch nie etwas erreichen. Ich bin einfacher Bankangestellter gewesen, es ist das einzige, das ich je gekonnt habe. Doch ich sterbe als Arbeitsloser. Ich wäre nun nicht mehr fähig, euch das zu bieten, was ich euch gerne bieten würde. Kein Geld, kein Ansehen, kein gar nichts. Vielleicht siehst du es ja ein. Ich hoffe es.
Soll ich dir was Witziges erzählen? Dies ist die dritte Version des Abschiedsbriefes. Ich möchte euch einfach sagen, wie viel ihr mir bedeutet, dass ihr keine Schuld an meinem Tod habt und es Gründe gibt für das, was ich tue. Aber es ist so unheimlich schwer für mich nur irgendetwas davon auszudrücken...
Deine Mutter hat mich gerade geschickt, die Einkaufsliste zu schreiben, während du gerade von ihr gebadet wirst. Ich höre dich im Bad lachen – es ist ein süßes Babyglucksen und es brennt in meinem Herzen es vielleicht das letzte Mal gehört zu haben. Aber glaub mir, es ist besser so. Bald wirst du fertig sein. Deine Mutter wird dich abtrocknen, frische Windeln anlegen und dich in den Kinderwagen legen. Dann wird sie nach mir sehen kommen, doch statt einer Einkaufsliste wird sie diesen Brief (Maria, du musst ihn ihr unbedingt lesen lassen – wirf ihn nicht weg!) und ein offenes Fenster vorfinden. Es wird heute kein leichter Tag für sie werden, all die Rettungswagen und die Fragen der Polizisten, die dummen Blicke der Nachbarn... vielleicht werdet ihr auch umziehen (Maria, ich denke echt, dass das das Beste für euch wäre). Aber zu guter Letzt wird euer Leben dadurch besser, glaube mir.
Ich bin neugierig, wer nun dein neuer Vater ist. Eigentlich gibt es nur zwei Kandidaten. Karl oder Tim. Karl ist ein guter Mann. Er arbeitet auch bei der Bank, er ist alleinstehend und ich weiß, dass ihn deine Mutter sympathisch findet (du weißt doch Maria, der den wir mal im Guns’n Roses getroffen haben!). Er arbeitet auch in der Bank – noch immer – und verdient mehr als ich. Er ist ehrgeizig und anständig. Er hatte nur einmal etwas mit der Polizei zu tun gehabt, als er seine damalige Freundin geschlagen hatte, aber da meinte er es sei eher Notwehr gewesen oder so... nun, vielleicht ist er doch nicht so gut geeignet. Dann wohl eher Tim. Er arbeitet zwar nicht in der Bank, ist aber trotzdem ganz nett. Und er hat noch nie irgendjemanden geschlagen, auch keine seiner Freundinnen, obwohl ich mich nicht daran erinnern könnte, dass er je eine gehabt hätte. Vielleicht steht er auch auf Männer... oder noch schlimmer, auf Kinder. Das könnte doch sein, oder? Oh Isabelle, ich hoffe, deine Mutter hat diesen Pädophilen nicht geheiratet und dir geschieht etwas. (Maria, halt dich ja fern von ihm!). Wie auch immer, es wird einen Vater für dich geben, der besser ist als ich es je sein könnte.
Wahrscheinlich...
Vielleicht kannst du es nicht so gut nachvollziehen, warum mein Tod besser für dich ist und keine reine Flucht eines feigen Komplexlers, der es nicht mal versucht hat, sein Leben und das seiner Familie auf die Reihe zu bringen. Ich gebe dir einen guten Grund nicht zu denken, dass dein Vater mit den Alltagsproblemen einfach nicht klar gekommen ist und so einfach seine Familie im Stich gelassen hat und einfach ein niederträchtiges Arschloch ist. Es ist einfach so, liebste Isabelle, ich... im Leben passieren eben einfach Dinge, die...

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2 l Milch
6 Eier
Halber Kilo Brot
Babynahrung
Gr. Packung Windeln
Bewerbungsbögen

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Peter H.!

Hm, also ich weiß nicht. Ich glaube, deine Geschichte würde eine gute, oder naja, eher mittelmäßige Satire abgeben. So kann ich das irgendwie nicht ernst nehmen. Da das Ganze nicht unter "Satire" steht, kann ich es auch nicht als solche betrachten, gut finden also schon gar nicht.
Dein Protagonist ist nicht gerade Sympathieträger. Du hast das eigentlich ziemlich "gut" getroffen, er ist ein richtiges Arschloch und die ganze Story trieft nur so vom Selbstmitleid. Ich weiß nicht ob du das beabsichtigt hast, wenn ja, dann ist dir das gelungen, mMn aber ein zweifelhaftes Kompliment.
Du hast das Ganze ziemlich clever verpackt, ich könnte dir jetzt eine Liste mit Ausdrucks- und Rechtschreibfehlern erstellen, darauf könntest du aber sagen, dass das so sein soll, weil dein Protagonist nicht nur selbstmitleidig und feige, sondern dumm noch dazu ist. Naja. Wenn diese Fehler allerdings nicht beabsichtigt waren, kann ich sie ja nachreichen, wenn das gewünscht ist.
Also, mir hat der Text nicht gefallen. Diese ewigen Wiederholungen haben genervt, im Prinzip wurde in jedem Brief das selbe erzählt, man hat immer darauf gehofft, jetzt mal zu erfahren, warum er sich genau umbringt (Kündigung ist ja wohl mal kein Grund!), aber da kam nix. Ständig dieses "ist besser so" blabla. Und mMn hat das Ganze auch nicht so den Ton eines Abschiedsbriefes getroffen. Ich hab zwar - zum Glück - noch keinen gelesen, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass da jemand an einigen Stellen so Witzeleien einfügt, wie "Maria, heirate den bloß nicht!". Das ist nicht authentisch.
Also du könntest jetzt sagen, dass das alles so gedacht war, dann lass es aber bitte nach "Satire" verschieben.

Liebe Grüße,
apfelstrudel

 

Hallo Apfelstruden, hallo Lea,

vielen lieben Dank fürs Kritiken schreiben. Ich schätze das sehr, schließlich lebt man ja als Auto davon.

@ Apfelstrudel
Ich denke, ich bin schon ziemlich eingerostet im Geschichtenschreiben (ich denke es waren mittlerweile 2 Jahre Pause - oder gar mehr?!) und jeder der sagt, er habe Rechtschreib- und Grammatikfehler absichtlich eingebaut, weil wasauchimmer, der ist einfach nur zu faul, sich eine bessere Ausrede zu suchen. Auch wenn der Protagonist noch so blöd ist, alle Fehler, die den Lesefluss des Lesern beeinflussen sollten weder unsabsichtlich noch - und schon gar nicht - absichtlich gemacht werden.

Am Anfang der Geschichte stand die Idee, dass ein Selbstmörder während des Schreibens des Abschiedsbriefes davon abkommt, Selbstmord zu verüben, einfach, weil im sein Geschreibe selbst zu unnachvollziehbar und blöd erscheint. Auch begeisterte mich die Idee, dass er dann einfach doch einen Einkaufszettel schreibt, was meiner Meinung nach gut ausdrückt, dass er ohne viel zu reflektieren sein Leben weiterlebt.

Stimmt schon, man hätte das noch ruhig ausbauen können und mehr Tiefgang schreiben können. Aber das war nicht meine Intention.

Sinn war allerdings schon, den Text lesbar zu machen, und da sollte ich wohl noch mal ansetzen. Danke auf jedenfall für die Kritik.

@ Lea
Irgendwie kapier ich deine Idee nicht, freue mich aber schon, deine Geschichte zu lesen.

LG Peter

 

Das ist Blödsinn. Ich kenne viele Bücher in denen Rechtschreibfehler beabsichtigt sind, ohne die es nicht halb so genial wäre.

 

Dann sind es aber meiner Meinung nach keine Rechtschreibfehler, sondern stilisische Elemente - die es hier in meiner Geschichte eindeutig nicht sind.

Und auch sollten sie den Lesefluss nicht stören, was auch hier nicht der Fall war.

Und zumeist ist es eine Ausrede - ich bleib dabei. ;)

Aber, da gibts sicher, unterschiedliche ansichtsachen.

LG Peter

 

Hallo Peter!

Also, mir hat Deine Geschichte insgesamt schon recht gut gefallen. Auch die Idee, von einem Selbstmörder zu erzählen, der am Ende gar keinen Selbstmord begeht, finde ich klasse. Dummerweise habe ich das beim Lesen aber gar nicht kapiert :lol: und erst verstanden, als ich Deine Antwort auf apfelstrudel gelesen habe. Ich glaube das liegt daran, dass an diesen Stellen

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ein nachvollziehbarer Übergang fehlt. Ich habe beim Lesen zwar verstanden (auch ohne Deinen Hinweis in der dritten Version), dass es sich um verschiedene Fassungen des Abschiedsbriefes handelt, aber das mit dem Einkaufszettel und Deine Absicht hierzu habe ich schlichtweg einfach nicht verstanden, da würde ich mich freuen, wenn Du im Text ein wenig deutlicher wirst. Nebenbei, wer hätte je gedacht, dass jemand mal ein Zitat bringen würde, welcher nur aus jeder Menge Strichen besteht :D?

Da die Rechtschreibfehler von Dir nicht beabsichtigt waren, nenne ich im Folgenden mal die, die mir auf Anhieb aufgefallen sind:

wenn du das liest, bin ich bereits Tod.

tot
Hmmm, ich bin mir sicher, noch mindestens einen weiteren beim Lesen gesehen zu haben, aber ich finde ihn nicht.
Na ja, ein paar andere Sachen hätte ich trotzdem noch:
denn ich wie du wie kannst...

Was bitte? Irgendwie scheint mir dieser Satz überhaupt keinen Sinn zu ergeben...
Deine Mutter hat mich gerade geschickt, die Einkaufsliste zu schreiben, während du gerade von ihr gebadet wirst.

Okay, aber ich glaube nicht, dass eine Mutter so dermaßen lange braucht, ihr Kind zu baden, dass der dazugehörige Vater genug Zeit hat, gleich drei Abschiedsbrief-Versionen zu schreiben, von denen die letzte sogar recht lang geraten ist. Oder sind die ersten beiden Versionen schon etwas älter? Wenn ja, nehme ich meine Bemerkung wieder zurück :).
Bald wirst du fertig sein.

Also, ich weiß, in der Hinsicht bin ich echt altmodisch und nach der neuen Rechtschreibung macht man es auch nicht mehr unbedingt, aber in einem Abschiedsbrief sollten du, dir, usw. groß geschrieben werden, finde ich (ist natürlich nur meine Meinung). Ich persönlich setze mich sogar über die Rechtschreibregeln diesbezüglich hinweg und schreibe Personalpronomen grundsätzlich groß, weil ich es irgendwie respektvoller finde.
Bewerbungsbögen

Ich schätze, hier hätte ich drauf kommen können, dass Dein Prot sich nicht umbringt ;).

Schöne Grüße
Friedesang

 

Am lustigsten finde ich, dass Du ein von Kritik lebendes Auto bist, Peter. Aber die Idee der Abschiedsbrief-Variationen gefällt mir auch. Allerdings würde es mich als Ehefrau oder Tochter zur Weißglut bringen, dass "das feige Arschloch" es sich herausnimmt, mir für mein weiteres Leben Ratschläge, zumal hinsichtlich der Männerwahl, zu geben.
Gruß,
pmaktiub

 

Hi Peter,

nee überzeugt mich nicht.

Evtl. bin ich auch ein bissl. übersättigt mit Selbstmorden. Ist das jetzt nur wegen Weihnachten oder habe ich einen Trend verpaßt? Thema des Monats?

Ich kann Deinen Prot. nicht ernst nehmen. Na gut er hat seinen Job verloren, aber er hängt an seiner Frau und an seiner Tochter und so ein Jammerlappen wie er zu sein scheint - er ist einfach nicht der Typ für Selbstmord aus der Wohnung vor allem mit Brief, denn weiter hinten beweist er ja, daß er weiter denkt.

Wenn Du sowas machen willst, daß er während dem Schreiben das Springen aufgibt, dann treib es auf die Spitze, gib ihm triftige Gründe und exakte Anweisungen und dann forme auch seinen Charakter (und den seiner Frau) entsprechend.
Du hast ja Ansätze drin, indem Du ihn planen und überlegen läßt, wie es für die beiden sein wird.
Aber zum kalkulierenden Selbstmörder paßt eher so ein Egomane, der alles durchgedacht hat.

Könnte dann so klingen, wie ich hier schon mal probiert habe.

Da ist dann auch Druck drin, man spürt, der will das geklärt haben und dann endlich springen, weil die sind ja nicht ewig im Bad.
Aber momentan dreht es sich im Kreis, weil er immer wieder zu lauschen scheint, was sich im Bad tut, dann herumjammert, daß er das verlassen muß und dann aber wieder betont, daß es nicht anders geht.
Wird ja dann auch langweilig.

Ist evtl. ja so gedacht, daß der Drive dann raus ist, weil sich mit seinen Briefchen so verzettelt hat, aber hier weiß ich nicht, ob das funktioniert.

Auf jedenfall, so denke, hoffe ich, ist es ja als Unterhaltung gemacht. D.h. Du willst den Selbstmord schon irgendwie persiflieren und da kann man ruhig ein bissl übertreiben.

Grüße
mac

 

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