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Acht Stationen und einmal umsteigen

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24.01.2009
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Acht Stationen und einmal umsteigen

Die Kneipe ist noch genau so staubig wie früher, findest du nicht? Nur den Typen hinterm Tresen, den haben sie ausgetauscht. Der sieht fresh aus. Ha, guck mal, unser Tisch, an dem wir immer gesessen haben, der ist frei. Komm, den nehmen wir.
Lass dich anschauen, gut siehst du aus. Wirklich. Der Pullover, der ist grässlich, aber sonst, du hast dich überhaupt nicht verändert. Was trinkst du? Bier. Okay, dann auch eins für mich. Wie früher was, wenn wir bei deinen Eltern in der Garage abhingen. Steht das olle Sofa noch drin? Nein? Schade. Na dann, Prost, auf die guten, alten Zeiten! Aber jetzt erzähl doch mal, wie geht es dir? Was machen die anderen aus der Clique? Hast du noch Kontakt zu irgendeinem? Oh, im Rollstuhl. Motorradunfall. Ja, das ist übel. Der hat doch Fußball gespielt, der war doch richtig gut. Na, kann er jetzt nicht mehr. Schade. Wirklich schade ist das. Und die Kleine, wie hieß die denn noch? Die, die immer so gewatschelt ist. Mila, genau, so hieß die. Mann, war die in dich verknallt. Und völlig umsonst. Hattest ja nur Augen für mich. Armes Entlein, mit der hättest du doch nie ...Nein! Das habe ich nicht zu ihr gesagt? Niemals! Hab ich doch? Daran kann ich mich nicht erinnern. Was du dir alles so merkst.
Mir? Mir geht es super. Hast du gewusst, dass man jetzt nur noch einmal umsteigen muss, wenn man mit dem Zug kommt? Und ehrlich jetzt, auf diesen Bahnhöfen kannste heutzutage alles kaufen. Sogar Schuhe. Stell dir mal vor, du trödelst durch die Läden und dann siehste ein paar Schuhe und die gefallen dir richtig gut, also gehste rein, um die anzuprobieren, die Verkäuferin muss erst mal deine Größe aus dem Lager holen und dann ist natürlich keines dieser Bänkchen zum Hinsetzen frei, und irgendwann hast du endlich den ersten Schuh am Fuß, guckst mal eben in den Spiegel und nebenbei auf die Uhr und stellst fest, dein Zug fährt in der nächsten Minute ab. Da rennste doch los, wie Aschenputtel - mit nur einem Schuh am Fuß. Ich? Nein, ich war in keinem Schuhladen. Habe ich nur so drüber nachgedacht. Ich lenke nicht ab. Drei Jahre seit meinem letzten Besuch? Nein, das kann nicht sein. Ich war doch ... Ach, ich hätte schwören können, das war letztes Jahr. Na, jetzt bin ich ja da.
Oh, du hast dich verlobt. Wer ist denn die Glückliche? Warte mal, du hast da einen Fussel an der Schulter, ich mach den eben mal weg. So, jetzt. Nein! Nicht dein Ernst! Du hast dich mit der Ente verlobt? Wie konnte denn das passieren? Jetzt sei doch nicht gleich beleidigt. Ich freue mich doch, wenn es dir gut geht. Dir geht es doch gut?
Ich? Nein. Es gab den einen oder anderen, aber entweder quetschte der Schuh oder er war so riesig, dass ich ihn verloren hab. Manchmal hat der Schuh auch mich verloren. Hab ich dir erzählt, dass mir gegenüber ein Pärchen wohnt, und wenn das am Vögeln ist, haben alle in der Nachbarschaft was davon? Also im Sommer, wenn die Fenster offen sind. Dann muss ich immer dran denken, wie du mir in der Garage den Mund zugehalten hast. Wir beide, auf diesem Sofa. Das waren noch Zeiten.
Ich habe dich doch nicht benutzt! Du hattest ja wohl auch deinen Spaß! Konntest doch gar nicht genug bekommen. So, ich muss jetzt dringend auf die Toilette.

Hat sie dir geschrieben, du sollst nach Hause kommen? Na, dann geh doch! Was mit mir ist? Nichts ist mit mir. Mit mir ist rein gar nichts. Ich habe nur gedacht, wir hätten ein wenig mehr Zeit. Wenn man sich drei Jahre nicht gesehen hat und wir waren doch ein verdammt gutes Team, schon immer, schon mit Scheiße in den Windeln. Mann, was bin ich seither alt geworden. Morgens im Spiegel, da möchte ich manchmal gar nicht mehr hineinschauen, so scheußlich finde ich mich.
Ach, wie lieb von dir, das zu sagen. Aber weißt du, du siehst mich gar nicht richtig, du siehst nur die Schminke. Die hält das Gesicht zusammen, darunter ist es ganz zerfranst. Lass uns was Richtiges trinken, auf deine Verlobung. Wie ist sie denn so? Ja, das klingt doch nett. Bestimmt wollt ihr Kinder. Schwanger schon. Achter Monat! Ja, da kann man jetzt auch nichts mehr ändern. Nein, nein, ich meine das nicht so. Du kennst mich doch. Du kennst mich doch besser als sonst irgendwer.
Das vögelnde Pärchen, was bei mir gegenüber wohnt, am Anfang hat mich das total amüsiert, heute frage ich mich, wie man so viel poppen kann? Die poppen, wie andere Leute Kaffee trinken.
Ja, du musst gehen, ich weiß, nur noch ein paar Minuten. Bitte. Erzähle mir was, irgendwas. Ich leg derweil meinen Kopf an deine Schulter. Du riechst gut. Wie früher. Jetzt bist du wieder so lieb. Weißt du, genau das ist dein Problem. Ganz sicher, dass es das Sofa nicht mehr gibt? Wir könnten hingehen und nachschauen. Gleich jetzt. Ah, du hast es selbst entsorgt, na dann wird es wohl stimmen. Hast du dabei an mich gedacht?

Ja, ich weiß, du hast deine Jacke ja schon an. Schnattchen ist bestimmt schon ganz sauer, wo sie doch so sehr schwanger ist.
Nein, du musst dir keine Sorgen machen, es ist alles okay. Mir geht es blendend. Doch, doch, das kannst du mir ruhig glauben. Ja, war schön, dich wiederzusehen. Sicher, ich pass auf mich auf. Versprochen. Und jetzt hau endlich ab und lass mich allein. Nein, ich werde mich nicht betrinken, und wenn doch, was geht es dich an?

 

Hey @Fliege,

dein Text macht Spaß! Finde ich innovativ, die Erzählweise, und man lernt die Protagonistin doch recht gut kennen, jedenfalls für so einen kurzen Text.
Auf mich wirkt die Geschichte gleichzeitig traurig und gar nicht traurig. Traurig, weil sie irgendwie einsam wirkt, weil ihre Sicht der Dinge scheinbar etwas verzerrt ist. Gleichzeitig hat sie so etwas Trotziges und Ehrliches, was sie vielleicht daran hindert, diese potenzielle Traurigkeit/Einsamkeit wahrzunehmen, oder erfolgreich verdrängen lässt.

Was an der Textform vielleicht etwas Unnatürlich wirken kann, ist die Tatsache, dass sie Dinge, die er sagt, wiederholen muss, damit der/die Lesende sie erfährt. Allerdings hat es mich nicht gestört, für mich hat es eher zur Charakterisierung der Prota beigetragen. Kurz musste ich mal an eine alte Komödiantin (nennt man das im Deutschen so?) denken, die früher in Norddeutschland (keine Ahnung ob sie woanders auch bekannt war) auf Bühnen aufgetreten ist, als one-woman-show, sozusagen: Marlene Jaschke. Ich glaube die hat so Selbstgespräche geführt, durch die man sie dann kennengelernt hat und ihre Eigenheiten. Fand ich ziemlich witzig damals.

Zwei Sachen sind mir aufgefallen:

Was mit mir ist? Nichts ist mir. Mit mir ist rein gar nichts.
Beim mittleren Satz fehlt was - ein "mit"?

so grässlich finde mich.
Da fehlt ein "ich".

Sonst schön geschrieben, ich mag die realistische Art, wie sie redet.
Hätte ich gerne noch mehr von gelesen!

Liebe Grüße,
rainsen

 

Hallo Fliege,

dein Text ist ungewöhnlich, doch ich habe ihn trotzdem gerne gelesen. War mal etwas anderes und darüber hinaus, sehr gut geschrieben. :)

Allerdings frage ich mich, worauf du in dieser Geschichte hinauswillst. Ist der Gesprächspartner deiner Protagonistin, ein Imaginärer Freund, den sie sich in ihrer Einsamkeit zusammen gesponnen hat? Oder Stellt sie sich vor, wie ein Gespräch mit einem Freund verlaufen würde, den sie lange nicht mehr gesehen hat?

Da du es als Monolog geschrieben hast, kann ich mir nicht vorstellen, dass es wirklich ein richtiges Gespräch darstellen soll.

VG

Schwinge

 
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Hallo @Fliege, sehr interessant geschrieben. Für mich klingt die Erzählung nach dem Mädchen, das früher jeder in der Klasse hatte. Hübsch und beliebt. Doch die Jahre gehen an keinem spurlos vorbei. Und dann kommt die Phase allein und verzweifelt.
L.G. Retep

 

Hey @Fliege,

ich brauchte eine Weile, um reinzukommen. Das lag daran, dass ich kein Bild gekriegt hab, wo sich die beiden befinden. Ich hatte ein Telefongespräch vor Augen, obwohl sie ihm Bier angeboten hat. Zumindest hab ich das erst so verstanden, kann aber auch sein, dass er sie zuerst gefragt hat und sie die Gegenfrage gestellt hat. Denn offenbar sind sie bei ihm, das schließe ich aus ihrem:"Jetzt bin ich ja da."
Es kann aber auch sein, dass sie Selbstgespräche führt, wegen der Einsamkeit, und sich das alles nur vorstellt.
Aber wie auch immer es ist, sie kommt nicht gut dabei weg. Ich ich ich. An seiner Stelle wäre ich auch möglichst schnell gegangen.

Für mich ist der Text eine Sozialstudie. Es gibt so viele Menschen, die sich mit ihrer Einsamkeit eingerichtet haben, das gar nicht so schlecht finden, dann nervt wenigstens keiner. Aber plötzlich fangen sie an, nach alten Jugendlieben zu googeln, erinnern sich daran, wie toll sie sich fanden, und natürlich waren immer die anderen Schuld, wenn ein Kontakt mal wieder im Sande verlief.

Ich stelle mir deine Protagonistin als Frau in den mittleren Jahren vor, die sich geistig nicht entwickelt hat, sich noch genauso pubertär über andere stellt wie mit fünfzehn, und viel was anderes interessiert sie nicht. Es kommt mir fast wie ein absurdes Theaterstück vor, wie sie erst ihren Kopf an seine Schulter lehnt und ihn zum Schluss dann rauswirft. Sie sehnt sich so nach Zärtlichkeit, tut aber absolut alles dafür, sie nicht zu bekommen. Stattdessen flüchten die Leute und sie fühlt sich im Stich gelassen. Arme Sau.

Das Umsteigen in immer andere Bahnen, in immer andere Richtungen, mit zwei verschiedenen Schuhen oder nur mit einem, war ein treffendes Bild für das Leben dieser Frau. Irgendwie richtungslos verschwindet sie anonym im Getümmel.
Das Bild finde ich wirklich Klasse, weil es für mich die Einsamkeit und Orientierungslosigkeit von Menschen in Großstädten perfekt wiederspiegelt.

Paar Kleinigkeiten:

Ich habe mich so auf den Abend gefreut. Lass dich anschauen, gut siehst du aus. Wirklich. Der Pullover, der ist grässlich, aber sonst, du hast dich überhaupt nicht verändert. Ist der selbstgestrickt? Na gut, kann ja jeder wie er will.
Hahaha. Super, wie sie erst mit freundlichen Floskeln um sich schmeißt, um ihm dann einen reinzuwürgen.


Der war doch richtig gut. Na, geht ja jetzt nicht mehr. Und die Kleine, wie hieß die denn noch? Die, die immer so gewatschelt ist. Platsch, platsch
Watt ne Trulla ...


Das hab ich zu ihr gesagt? Nein! Daran kann ich mich nicht erinnern. Echt? Was du dir alles so gemerkt hast.
Und verlogen noch dazu.


Hast du gewusst, dass man jetzt nur noch einmal umsteigen muss, um hierher zu kommen?
Die haut ja hochspannende Themen raus.


Warte mal, du hast da einen Fussel an der Schulter, ich mach den eben mal weg.
Das ist mir ein bisschen zu abgegriffen. Wurde schon so oft verwendet. Für mich passt das auch nicht zur Figur. Kann natürlich sein, dass sie neben chaotisch und narzisstisch auch noch abgrundtief spießig ist. Aber irgendwie kriege ich das nicht zusammen.


Ich freue mich doch, wenn es dir gut geht. Dir geht es doch gut?
Herrlich!

Es gab den einen oder anderen, aber entweder quetschte der Schuh oder er war so riesig, dass ich ihn verloren hab. Manchmal hat der Schuh auch mich verloren. Das Alleinsein? Das stört mich nicht, das macht mir nichts aus. Hab ich dir erzählt, das mir gegenüber ein Pärchen wohnt, und wenn das am Vögeln ist,
In dem Absatz steckt so viel. Ihre Oberflächlichkeit und wie sich selbst belügt. Und ja, ich erkenne mich selbst darin wieder, auch wenn ich mir sage: Nein, nein, nein, das ist nicht so.


Was erzählst du denn da? Wie, ich habe dich benutzt? Du hattest ja wohl auch deinen Spaß! Konntest doch gar nicht genug bekommen. Ach, ich weiß nicht, ich kann mich einfach an so Vieles nicht mehr erinnern. Ich muss mal pinkeln, Bier drückt immer so.
Aber zumindest kann ich von mir behaupten, dass ich zu der Scheiße stehe, die ich baue. Meistens jedenfalls.


Morgens im Spiegel, da möchte ich manchmal gar nicht mehr hinschauen, so scheußlich finde ich mich.
Fishing for compliments.


da kann man jetzt auch nichts mehr ändern.
Mannomann


Nein, du musst dir wirklich keine Sorgen um mich machen, es ist alles okay mit mir. Mir geht es blendend. Doch, doch, das kannst du mir ruhig glauben.
Manipulatives Miststück


Der Text wühlt mich auf, wie du merkst. Ich schwanke immer so zwischen Hass und Mitleid. Wenn es das ist, was du erreichen wolltest, hat es bei mir funktioniert.

Liebe Grüße nach Berlin. Ich hoffe, die Schuhe passen noch. Ist ja im Moment nicht so einfach, welche zu kaufen.

 

Guten Abend @Fliege,

da hast du wirklich einen interessanten Text geschrieben. Mir ging es erst auch ein bisschen wie @Chai, die Art und Weise des Dialogs hat mich direkt an ein Telefonat denken lassen. Allerdings finde ich jetzt, nachdem ich den Text gelesen habe, gerade das ziemlich mysteriös.

So, beim zweiten Lesen habe ich mir die entsprechenden Fragen und Antworten des Gegenüber vorgestellt. Lese so einen Text in dieser Form zum ersten Mal und einerseits fesselt mich das total und auf der anderen Seite lässt es mich doch etwas, hm was ist hier das richtige Wort, ungeduldig zurück. Ich habe das Gefühl, dass es keinen Raum gibt für die entsprechenden Fragen. Da steckt so eine Hast drin, das kommt bei mir an. Denke, dass das auch dein Ziel war? Für mich hat das richtig gut funktioniert, ich gehe jetzt einmal auf meinen subjektiven Leseeindruck in der Textarbeit ein:

Ist der selbstgestrickt? Na gut, kann ja jeder wie er will.
Musste mich zunächst auf diese Dialoge, wenn ich sie so nennen kann, einlassen. Ist auf jeden Fall etwas Neues und bin da auch gut reingekommen im Verlaufe des Textes. Beim zweiten Lesen, hat es dann diesen Ungeduldseffekt erzeugt. Ich hatte den Eindruck, dass sie die andere Seite gar nicht zu Wort kommen lässt.

Was du dir alles so gemerkt hast.
Ich bin etwas über die Platzierung von "so" gestolpert. Vom Gefühl her hätte ich gesagt: "Was du dir so alles gemerkt hast." Allerdings könnte es auch damit zu tun haben, dass deine Protagonistin einfach so spricht

Wie es mir geht? Super. Hast du gewusst, dass man jetzt nur noch einmal umsteigen muss, um hierher zu kommen?
Finde es sehr geschickt gemacht, dass sie bei der Frage nur oberflächlich antwortet und sofort das Thema wechselt. Drückt für mich ihre Einsamkeit aus und gleichzeitig auch die Unfähigkeit, wirklich über ihre Gefühle sprechen zu können.

Das Alleinsein? Das stört mich nicht, das macht mir nichts aus. Hab ich dir erzählt, das mir gegenüber ein Pärchen wohnt, und wenn das am Vögeln ist, haben alle in der Nachbarschaft was davon.
Auch hier lenkt sie schnell vom Alleinsein ab, bezieht sich lieber auf das Vögeln der Nachbarn. Das verstärkt den oben genannten Eindruck.

Ja, du musst gehen, ich weiß, nur noch ein paar Minuten. Bitte. Erzähle mir was, irgendwas. Und darf ich derweil meinen Kopf an deine Schulter legen?
Hier finde ich sie menschlich und obwohl sie auf mich so einen ungeduldigen Eindruck macht, kann ich mit ihr mitfühlen. Sie tut mir leid, ich stelle mir diese Einsamkeit vor und diesen Leidensdruck, der dafür sorgt, dass sie so viel spricht. Aber leider kann sie nicht über ihre Gefühle und Bedürfnisse sprechen und macht es so nur noch schlimmer, sodass ihr Gegenüber sie wohl schnell wieder verlassen will. Denn sie spricht wohl auf den ersten Blick nur über sich selbst und scheint viel zu unterbrechen.

Schnattchen ist bestimmt sauer auf mich, dich hier so lange festzuhalten, wo sie doch so sehr schwanger ist.
Hier ist mir die Formulierung noch einmal aufgefallen, das spricht dafür, dass es einfach zum Ton deiner Protagonistin gehört, dass sie Wörter etwas merkwürdig platziert (zumindest macht es diesen Eindruck auf mich als Leser). Ich bin beim zweiten Lesen auch nicht mehr über "doch so sehr schwanger ist" gestolpert.

Mir geht es blendend. Doch, doch, das kannst du mir ruhig glauben.
Das ist schon gut gemacht. Denn ich glaube es ihr als Leser nicht, was mich noch mehr auf ihre Einsamkeit aufmerksam macht.


Insgesamt finde ich das einen gelungenen Text, der mal ganz anders ist, als Texte, die ich sonst lese. Allerdings konnte ich die Wirkung beim zweiten Lesen deutlich mehr spüren und den Text auch noch mehr genießen. Musste mich am Anfang darauf einlassen, was sich für mich gelohnt hat. Vielen Dank für die Unterhaltung am Abend!


Beste Grüße
MRG

 
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Hola @Fliege,

der nette Titel hat mich angesprochen, und Geschichten aus dem Alltag müssen ja nicht unbedingt alltäglich sein. Nach dem ersten Überflug, der überhaupt keinen Spaß gemacht hat, beginne ich das aufmerksame Lesen, denn vielleicht schreibe ich sogar einen kleinen Komm dazu.
Das ganze Gerede mit dem bravourösen Start hab ich noch nie ernst genommen, denn nach den ersten Sätzen kommt ja noch was.
Hier sah das anders aus: Es blieb bei diesem Gelaber.
Was für eine Plaudertasche! Zum Davonlaufen. Aber das ist doch von Fliege!?
Okay, ich nehme mir vor, das zu vergessen und so zu tun, als ob ein neues Mitglied diesen Text eingestellt hätte.
Tjou, denn mal los:

Die, die immer so gewatschelt ist. Platsch, platsch.
Jessas. Darf man aber bei wörtlicher Rede nicht sagen! Die darf alles.
Liebes Neumitglied, trotzdem möchte der Leser etwas Gescheites lesen und keinen Schwachsinn. Schon gut, das gehört zur Zeichnung dieser Person:hmm:.
Allerdings gibt es Zeichner, die einen feineren Stift benutzen.

Und auf diesen Bahnhöfen kannste echt alles kaufen. Sogar Schuhe.
Plapper, plapper. Ja, lieber junger Autor, Du willst uns eine Sabbeltasche vorstellen. Wir haben das geschnallt, aber achte auf das rechte Maß. Könnte nervig werden.

Und es wird. Weil dieser Trick wie ein billiges Messer schnell stumpf wird. Um die wenigen Eigenarten der Schwätzerin aufzuzeigen, brauchte es viel weniger Text, weil sich deren Äußerungen im Kreise drehen: Einsamkeit, Unzufr ... etc pp. Im Westen nichts Neues.

Wenn Du einen, schlimmstenfalls zwei Abschnitte wörtlicher Rede (dieser Art) oder Dialog in einer Kurzgeschichte unterbringst, dann kommt Abwechslung in den Text – wenn aber der Leser das Gefühl bekommt, da läuft ein Tonband, das er nicht abstellen kann, dann wird er ärgerlich.
Zumal die Plaudernde von nichts, aber auch von gar nichts zu erzählen weiß, was ihr in den letzten drei Jahren zugestoßen ist und was erzählenswert wäre. Das würde der Leser schon gern erfahren.

Ich fand‘s langweilig, einer Person zuhören zu müssen (egal, ob im TV, Film oder Schriftform), die nicht imstande ist, etwas aus ihrem Leben zu machen. Die hätte einen Blumenladen aufmachen und damit auf die Schnauze fliegen können oderoderoder. So aber süffelt sie sich einen an und wird noch geschwätziger. Von mir gibt‘s dafür den gesenkten Daumen. Und dafür, dass es Dir gelungen ist, mich mit der Beschreibung dieser unbeschreiblichen Madame echt aufzuregen, einen erhobenen. Es ist ein Text, der an ein Neumitglied keine besonderen Anforderungen stellt, aber das Schriftstellerische kommt mit Fleiß und Übung :D .
Bleibt also in der Mitte.

Viele Grüße!
José

Man war die in dich verknallt, …
Man, was waren das ...
Mann, ...

 

Liebe @Fliege ,

gerne gelesen. So viel vorab. Das ist ein schneller Text, der auch als Flash-Fiction durchginge, aber vor allem schnell wegen der Perspektive, des Szenischen und des andauernden Dialogs. Finde das schön ausgewählt, von der Länge passt es und es hat Erinnerungswert. Das ist so eine Geschichte, wie ich sie vielleicht in einer KG-Sammlung von Miranda July finden würde. Um einen 'Effekt' herum gebaut (Effekt ist so ein Schimpfwort, aber viele von uns täten gut daran, Effekte zu beherrschen; ich hab eine positive Einstellung dazu – Effekthäscherei ist etwas anderes). Um zur Baustelle zu kommen: Ich finde, der Text verträgt noch einiges Lektorat. Vor allem die Figurenrede könnte authentischer klingen, kürzer. Und sonst gibt es wirklich auch einige Flüchtigkeiten. Dabei ist der Text ja eigentlich nicht allzu lang :p

Einfach nur Bier? Okay, dann trinke ich auch Bier.

Okay, dann trink ich auch eins.

Wie früher was, wenn wir bei euch in der Garage abhingen.

ist das 'was' hier ein Tippfehler oder ist es dieses fragende 'was'. Dann würde ich zwei Sätze machen (mit Komma?) und mit Fragezeichen. So passt das beim Lesen für mich nicht.

Wie früher, was? – wenn wir bei deinen Eltern in der Garage ... auf diesem schmuddeligen Sofa, weißt du noch?

statt 'was' ginge natürlich auch 'oder' als so ein Fragewort

Gibt es das olle Sofa noch? Nein? Schade.

Nicht? fänd ich, glaube ich besser. Ist grammatikalisch präziser, ohne aus dem Gesprächsflow zu treten.

Aber jetzt erzähle

hast du mehrmals drin. Dialekt? Würde jedenfalls das e weglassen --> erzähl

durch die Läden und dann siehste ein paar Schuhe

wenn ich das so vorlese, denke ich. Wenn ich 'siehste' sagen würde, würde ich auch 'ein' zu 'n' abkürzen.

... durch die Läden und dann siehste n paar Schuhe

Das passt nicht zu deinem Text, das gebe ich zu. Aber mir fehlt etwas in der Art, dass den Dialog echt macht, vielleicht zum Preis einer gewissen Sichtbarkeit (der Klassiker sind natürlich Abkürzungen mit Apostroph, so wie Jimmy das macht und Peeperkorn es hasst, oder zumindest eine Zeit lang hasste).

und wenn du einen Schuh am Fuß hat

hast

guckst auf die Uhr

"guckst du auf die Uhr", wenn der Satz so bleibt, wie er gerade ist.

Du hast dich mit der Ente verlobt? Wie konnte denn das passieren? Jetzt sei doch nicht gleich beleidigt.

haha, fand ich sehr gut. Aber ich finde, das könntest du noch etwas smoother machen.

Du hast dich mit der Ente ... ich meine ... Wie konnte das denn passieren? Ach, jetzt sei doch nicht gleich beleidigt.

Das Alleinsein? Das stört mich nicht, das macht mir nichts aus.

Könnte auf die zwei 'das' gut verzichten.

das mir gegenüber ein Pärchen wohnt, und wenn das am Vögeln ist,

klingt seltsam. Würde machen: ... und wenn die am Vögeln sind

Und was bin ich seither alt geworden

'seither'?? :hmm::shy::D weg damit, oder?

darunter ist es ganz zerfranst.

gefällt mir gut

Schwanger schon. Achter Monat! Ja, da kann man jetzt auch nichts mehr ändern.

:lol::lol: sehr gut.

aber dann ist Pumpe.

meint wohl: "dann ist vorbei". Kenne diesen Ausdruck aber überhaupt nicht und denke zuerst, ist das jetzt eine erfundene Redewendung und wenn ja, warum?

Und jetzt erzähle,

da ist es wieder hehe. Würde wieder 'erzähl' machen

aber du bist das genaue Gegenteil.

das "genaue Gegenteil" ist eine von diesen nur wenig sprachlogischen Floskeln. Würde das umschiffen.

Fazit: Von der Anlage finde ich das cool, das hat auf jeden Fall Potential. Ich finde es bei der Kürze auch erfrischend, dass ich deine Protagonisten (ähnlich wie Chai das beschreibt) mit ihren Fehlern erlebe, aber eben auch als eine emotional verletzliche Person, die wir ja irgendwo auch alle sind). Ein bisschen mehr 'Oralität' würde ich mir wünschen (an den Beispielen). Aber vielleicht habe ich auch einfach beim Lesen nicht den Ton getroffen. Es bleibt aber beim gern gelesen :-)

LG
Carlo

 

Hallo @Fliege,

ist ein sehr guter Text. Mich erinnert das an Alan Bennetts "Talking Heads." Vordergründig ist das nur Gerede, aber natürlich muss man zwischen den Zeilen lesen. Kann man nur, wenn man für eine solche Art der Literatur sensibilisiert ist, Anfänger werden da sicher ihre Schwierigkeiten bekommen.

Jeder kennt so einen Charakter. Jeder möchte auf keinen Fall so werden. Ist vielleicht auch eine tiefgehende Angst davor, nicht zu wissen, ob diese Person oder Teile davon nicht in einem drinnestecken und nach fünf Bier langsam rauskommen. So eine besoffene Ehrlichkeit. Verwirrt vor dem eigenen Leben stehen, und dann nie in der Gegenwart angekommen sein, immer ein wenig in der Vergangenheit noch leben. Ist auch der Sozialstruktur geschuldet, glaube ich, für mich ist das ein eher urbaner Text, das alles ist immer in Bewegung, und diese wahnsinnig schnell verrinnende Zeit, die ist in Städten eher spürbar, finde ich, da ist alles immer schnell vorbei. Deswegen passt auch der Titel so gut. Bei der Figur habe ich den Eindruck, die könnte morgen ganz anders sein, reflektierter, reservierter, aber hier, in diesen Momenten, platzt es aus einem heraus, das ist die Wahrheit, und da steckt alles drin: auch so ein wenig Hybris, und Unverständlichkeit, Gram, warum es im eigenen Leben nicht weitergegangen ist, warum alles irgendwann so geworden ist, wie es ist.

Aber!

Wie früher was, wenn wir bei euch in der Garage abhingen. Sternburger, was man in der Jugend so alles in sich reinschüttet.
Ist eine feine Linie, die Konstruktion nicht direkt einsehbar werden zu lassen. Hier höre ich den Autoren zu 100%. Das hat der Text gar nicht nötig, das würde ich mir noch mal ansehen. Sind einige von diesen Konstruktionen, die so ein wenig wie Wegweiser da im Text stehen, und das recht offensichtlich, deswegen fallen die auch auf.
Man war die in dich verknallt, aber mit so einem Entchen hättest du dich ja nie abgegeben.
Würde ich rauslassen und direkt den nächsten Satz beginnen.

Es gab den einen oder anderen, aber entweder quetschte der Schuh oder er war so riesig, dass ich ihn verloren hab. Manchmal hat der Schuh auch mich verloren. Das Alleinsein? Das stört mich nicht, das macht mir nichts aus.
Hier, das ist auch Holzhammer. Ich denke immer, die sehen sich drei Jahre nicht, ein recht verqueres Verhältnis wo niemand genau weiß, wie das ausgegangen ist, aber wahrscheinlich nicht gut, und dann reden die so, direkt nach dem die sich in der Bahn getroffen haben? Wäre das nicht tastender? Oder du drehst das um, und die Erzählerin wird so richtig garstig, zynisch, so kurz davor, unerträglich zu werden, anklagend und full of shit. Das könnte sich so durch den Text ziehen, eine solche Dynamik.

Was erzählst du denn da? Wie, ich habe dich benutzt?
Das ist mir auch zu konstruiert. Der Leser sollte das denken, du musst es als Autor implizieren. Sonst verrätst du auch ein wenig diesen Effekt, diesen einseitigen Monolog.


Und was bin ich seither alt geworden. Morgens im Spiegel, da möchte ich manchmal gar nicht mehr hinschauen, so scheußlich finde ich mich.
Ach, wie lieb von dir, das zu sagen.
Auch hier: Sie sagt das nicht selbst. Er sagt: Mann, du bist aber ganz schön grau geworden. Und sie so: Jaja, duu aber auch! Also, wie soll ich sagen: das widerspricht einer realistischen Dialogfolge, wie ich sie mir vorstelle.

Du kennst mich doch besser als irgendwer sonst. Soll ich dir mal sagen, dass ich nicht mal die Namen der Leute kenne, die bei mir im Haus wohnen. Vielleicht drei oder vier Namen, aber dann ist Pumpe.
Hier, das erzählt sie einfach so? Ich weiß, du hast das mit dem Bier schon so gedreht, dass die vielleicht etwas angetrunken ist und die Stimmung sowieso so redselig, dafür müsste die aber schon richtig brack sein, dann müsste das so ein Thekengespräch werden, aber das ist nicht dieser, nicht dein Text.

Und darf ich derweil meinen Kopf an deine Schulter legen? Ja, so ist schön. Und jetzt erzähle, ich unterbreche dich nicht, versprochen. Was du erzählen sollst? Ist doch egal, rede einfach. Nein, ich schlafe gewiss nicht ein. Du riechst gut. Wie früher. Es gibt ja Menschen, die riechen echt übel, aber du bist das genaue Gegenteil. Du bist schon wieder so lieb. Weißt du, genau das ist dein Problem. Du bist einfach viel zu lieb. Schon immer gewesen. Ganz sicher, dass es das Sofa nicht mehr gibt? Ah, selbst entsorgt, na dann wird es wohl stimmen. Hast du dabei an mich gedacht?
Der ganze Absatz. Das mit dem Kopf müsste sie einfach machen. Sie müsste dann sagen: Komm, stell dich nicht so an, ich hab doch nur meinen Kopf an deine Schulter gelegt! Du weißt ja sogar, wie ich nackt aussehe! Auch dass er zu lieb ist. Da müsste im Text mehr kommen, die haben ja eine gemeinsame Vergangenheit. Es müsste konkreter werden: Weißt du noch, wie ich damals so besoffen war nach deine Geburtstag und du mir die Haare hochgehalten hast beim Kotzen? Keine Ahnung, aber du weißt, was ich meine. Und bei dem Sofa verschenkst du Potential, denn da könntest du sie sagen lassen, Mensch, auf dem Sofa hast du mich so gevögelt, so hatte mich noch keiner gevögelt! Da ist ja so ein latenter Hass auf die schwangere Verlobte, da müsste sie ihm doch einen Stich ins Herz verpassen, oder? Es zumindest wollen, es versuchen.

Und jetzt hau endlich ab und lass mich allein. Nein, ich werde mich nicht betrinken, und wenn doch, was geht es dich an?
Da, am Ende, da kommt ihr echter Ton raus - das ist verbittert und auch ein wenig asozial, ich kann das richtig sehen, wie sie das sagt, wie sie das rauskotzt. Ich glaube, der Text würde davon profitieren, wenn du den Ton schön langsam eskalieren lässt, bis es eben nicht mehr geht, bis es zu so einem Ende kommen muss.

Prinzipiell: Text in einer solchen Form finde ich immer gut. Da wagst du etwas, da riskiert man was, absolut gut. Sind ein paar Sachen, Stellen, die mich rausgehauen haben, die ich oben angeführt habe und so gut es ging erklärt, warum sie mich stören, bzw aus dem Text gebracht haben. Sind meine 5 Cents, hoffe, du kannst damit irgendwas anfangen, wenn nicht, eben nicht, you know the game!

Gruss, Jimmy

 

Liebe @Fliege,

ich find das richtig geil, was du da gemacht hast. Oberflächlich betrachtet mag man im ersten Moment denken: "Meine Güte, was quatscht die da für dummes Zeug?" Aber eben nur oberflächlich betrachtet. Ich finde das echt schlau, was du da machst, weil da hinter so vielen Aussagen mehr steckt, als vielleicht auf den ersten Blick sichtbar.

Ein paar Beispiele:

Gibt es das olle Sofa noch? Nein? Schade.
Das hier ist so eine Stelle, die am Ende des Textes eine ganz andere Rolle spielt, denn dann weiß man, für was dieses Sofa steht. Und genau wie die Erzählerin wurde es aussortiert aus seinem Leben. Find ich gut komponiert!

Das Alleinsein? Das stört mich nicht, das macht mir nichts aus. Hab ich dir erzählt, das mir gegenüber ein Pärchen wohnt, und wenn das am Vögeln ist, haben alle in der Nachbarschaft was davon. Also im Sommer, wenn die Fenster offen sind. Da muss ich immer dran denken, wie du mir in der Garage den Mund zugehalten hast, wegen deiner Eltern.
Auch das finde ich stark. Erst das Geplänkel mit den Schuhen, die man an Bahnhöfen kaufen kann, dieses augenscheinliche Brabbeln, um die Situation zu überspielen oder evtl. eine gewisse Peinlichkeit. Hier muss ich mal sagen, dass du es generell im Text schaffst, dass ich da voll mitgehe. Ich bin im Gespräch drin, ich fühle mich unbehaglich, weil ich spüre, dass da so viel brodelt. Mag ich.
Das vögelnde Pärchen erwähnt sie ja nicht nur hier. Auch so ein schönes Beispiel, wie sie ja recht entspannt wirken will, hach ja, allein sein ist doch cool, aber man ganz genau spürt, dass dem nicht so ist. Das Pärchen steht dafür, was sie nicht hat. Anstatt das aber zuzugeben, zieht sie es eher ins Lächerliche und wirkt dadurch noch frustrierter.
Damit will ich nicht sagen, man sollte Menschen nicht glauben, wenn sie sagen, sie mögen das Alleinsein oder kommen gut klar. Das wird nämlich oft unterstellt und macht mich auch regelmäßig wütend. Aber speziell HIER glaube ich es der Erzählerin nicht. Sie springt zu oft umher und sagt Dinge, die durchscheinen lassen, dass da eine Bitterkeit in ihr liegt und eben keine Zufriedenheit über ihre Situation.

Was erzählst du denn da? Wie, ich habe dich benutzt? Du hattest ja wohl auch deinen Spaß! Konntest doch gar nicht genug bekommen. Ach, ich weiß nicht, ich kann mich einfach an so Vieles nicht mehr erinnern.
Auch interessant. Hier frage ich mich, ob mit ihr nicht ernsthaft was los ist ...

Ja, der zweite Absatz kippt dann. Der erste ist für mich so dieses "Schau her, wie gut es mir geht (ohne dich)!". Im zweiten wird es fast schon ein bisschen erbärmlich. Dieses Fishing for Compliments, das Jammern, die plötzliche Anhänglichkeit:

Ja, du musst gehen, ich weiß, nur noch ein paar Minuten. Bitte. Erzähle mir was, irgendwas.
Ach herrje, da wurde mir echt unbehaglich. Und das meine ich nicht mal so abwertend, wie es vielleicht klingt. Ich würde behaupten, fast jeder kennt diese Situation. Im Idealfall ist es eine kurze Down-Phase und man suhlt sich da kurz drin, schwelgt melancholisch in alten Erinnerungen und fängt sich dann wieder. Im schlechtestes Fall ist diese Unzufriedenheit, diese Bitterkeit zum Dauerzustand geworden.

Ich habe bei deiner Protagonistin aber irgendwie noch Hoffnung. Klar, sie ist gerade irgendwie am Arsch. Aber zwischendrin hat sie mich in ihrer abgefuckten Art auch echt zum Lachen gebracht, zum Beispiel hier:

Achter Monat! Ja, da kann man jetzt auch nichts mehr ändern.
oder hier:
Schnattchen ist bestimmt sauer auf mich, dich hier so lange festzuhalten, wo sie doch so sehr schwanger ist.
Das hat irgendwie stilistisch auch so eine herrliche Fliege-Note. Diese Art, wie sie spricht, wie sie Dinge andeutet. Da scheint Humor durch und der gibt mir für die Erzählerin Hoffnung, dass sie wieder rauskommt aus diesem Loch.

Es ist eventuell die Phase, in der alle um einen herum den klassischen Weg gehen (Beziehung, Ehe, Haus, Hund, Kinder) und man selbst Single ist und sich fragt: "Und nu?" Das kann einen schon kurzzeitig aus der Bahn werfen.

Also ja, hat mir echt gut gefallen, Liebe!
Rina Wu

 

Na gut, kann ja jederKOMMA wie er will. Lass uns hinsetzen.

ManKOMMA war die in dich verknallt, aber mit so einem Entchen hättest du dich ja nie abgegeben.

Wie Aschenputtel, mit nur einem Schuh.
Mal kein Komma - aber Atempause und Gedankenstrich
Oh, verlobt. Ich gratuliere. Wer ist denn die Glückliche? Warte mal, du hast da einen Fussel an der Schulter, ich mach den eben mal weg.
Nee, nich', du weißt doch, Schuppen, Ilse Bilse und Frau Mutter ... wäre ich Vogel, hätt ich Federn ...
Hab ich dir erzählt, das mir gegenüber ein Pärchen wohnt, und wenn das am Vögeln ist, haben alle in der Nachbarschaft was davon.
Du weißt doch - Gnade des tauben Ohres

Ich muss mal pinkeln, Bier drückt immer so.
Keine KOndition ...

Wenn man sich drei Jahre nicht gesehen hat und wir waren doch ein verdammt gutes Team, schon immer, schon mit Scheiße in den Windeln. Man, was waren das doch für Zeiten. Und was bin ich seither alt geworden.
Gib ma' nich' an - bis`doch noch nich` Risikogruppe ... Immer diese Eitelkeiten ...

Ach, wie lieb von dir, das zu sagen.

Das vögelnde Pärchen, am Anfang hat mich das total amüsiert, heute frage ich mich, wie man so viel poppen kann? Die poppen, wie andere Leute Kaffee trinken.
Heißt'et nich' Popmusic? Gestern Lady Gagga, schreibt die sich mit zwo oder drei g? Netz will ja schon fünf ...

Vollkommen nervig. Ja, du musst gehen, ich weiß, nur noch ein paar Minuten. Bitte. Erzähle mir was, irgendwas. Und darf ich derweil meinen Kopf an deine Schulter legen? Ja, so ist schön.
Pikst'et nich'? Hatte Glück, vor Nikolaus noch den Bart ab.
Muss doch pieksen und kratzen die Steppe im Gesicht ...

Du riechst gut. Wie früher. Es gibt ja Menschen, die riechen echt übel, aber du bist das genaue Gegenteil.
Ach - kein Wolf im Schafspelz. Bingo hat sich bis ins hohe Alter drin rumgewälzt ...

Du bist schon wieder so lieb.
Bin ich dat nich' immer?
Weißt du, genau das ist dein Problem. Du bist einfach viel zu lieb. Schon immer gewesen.
Wat meinze denn, wat Friedel heißt? Guck ma' beim vonne Vogelweide "unter den Linden" ...
Da siehze, wat'n oller Sack ich bin!

Ja, war schönKOMMA dich wiederzusehen.

gern gelesen,

selbst Gretchen lässt grüßen und Dante Friedchen sacht: Hat jeklappt!

 

Wow! Da sind aber ordentlich viele Kommentare schon zusammengekommen. Vielen, lieben Dank! Das haut mich glatt bisschen aus den Schuhen :) Na, dann mal los und ich muss gucken, wie weit ich komme, ansonsten wird heute Abend fortgesetzt.

Hey @Schwerhörig,

Du warst aber flott, was auch immer etwas beruhigend ist, wenn der erste Kommentar positiv ausfällt. Insofern habe ich

.... deine Geschichte hat mir sehr gut gefallen!!
sehr, sehr gern gelesen. Und was die Art und Weise zu Schreiben betrifft, so wie Du reinklotzt, Übung zahlt sich immer aus. Und seinen eignen Stil findet man irgendwo auf dem Weg zu ... wohin auch immer er führt ;)
Hab vielen Dank!

Hey @rainsen,

Und auch Du so schnell! Vielen Dank für deine Zeilen.

dein Text macht Spaß!
Freut zu hören.

Finde ich innovativ, die Erzählweise, und man lernt die Protagonistin doch recht gut kennen, jedenfalls für so einen kurzen Text.
Es war spannend für mich, das auszuprobieren und zu gucken, was so passiert. Beim Schreiben und dann natürlich beim Leser. Hatte gehofft, dass man der Prot sehr "nahe" kommt, und wenn es bei Dir funktioniert hat, ist super.

Auf mich wirkt die Geschichte gleichzeitig traurig und gar nicht traurig.
Finde ich einen guten Effekt.

Traurig, weil sie irgendwie einsam wirkt, weil ihre Sicht der Dinge scheinbar etwas verzerrt ist. Gleichzeitig hat sie so etwas Trotziges und Ehrliches, was sie vielleicht daran hindert, diese potenzielle Traurigkeit/Einsamkeit wahrzunehmen, oder erfolgreich verdrängen lässt.
Gefällt mir in der Lesart.

Was an der Textform vielleicht etwas Unnatürlich wirken kann, ist die Tatsache, dass sie Dinge, die er sagt, wiederholen muss, damit der/die Lesende sie erfährt. Allerdings hat es mich nicht gestört, für mich hat es eher zur Charakterisierung der Prota beigetragen.
Glück gehabt ;)

Frau Jascke kenne ich, und ich mochte die auch. Danke auch für die Fehlerlese. Oh Mann, ist auch immer bisschen peinlich.

Sonst schön geschrieben, ich mag die realistische Art, wie sie redet.
Hätte ich gerne noch mehr von gelesen!

Schätze, dass man Texte dieser Art nicht ewig ziehen kann, das man irgendwann einfach mit durch ist als Leser. Aber als positives Feddback nehme ich das gern mit. Klar, wäre ja blöd, wenn nicht.

Hey @Silberschwinge,

und auch Dir vielen Dank für deine Rückmeldung. Die Freude nahm gar kein Ende gestern.

dein Text ist ungewöhnlich, doch ich habe ihn trotzdem gerne gelesen. War mal etwas anderes und darüber hinaus, sehr gut geschrieben. :)
Danke für die Blumen, hat mich gefreut.

Ist der Gesprächspartner deiner Protagonistin, ein Imaginärer Freund, den sie sich in ihrer Einsamkeit zusammen gesponnen hat? Oder Stellt sie sich vor, wie ein Gespräch mit einem Freund verlaufen würde, den sie lange nicht mehr gesehen hat?
Da du es als Monolog geschrieben hast, kann ich mir nicht vorstellen, dass es wirklich ein richtiges Gespräch darstellen soll.
Ja, scheint nicht ganz so eindeutig rüberzukommen, wie ich mir das im Kopf gedacht hab. Nun überlege ich allerdings, ob ich es in dieser "Offenheit" belassen, denn irgendwie gefällt mir das auch. Für mich saßen die beiden in einer Kneipe und sein Dialoganteil wurde halt ausgeblendet, so dass man ganz an der Prot. klebt, alles nur aus ihrer Sicht wahrnimmt. In den anderen Kommentaren wird ja auch an ein Telefonat gedacht, was ich jetzt schwieriger finde, weil es einen dann an der Stelle, wo sie ihren Kopf an seine Schulter legt raushaut. Da muss ich auf jeden Fall nachbessern.

So, ich habe es gewusst, ich komme nicht wirklich weit, heute Abend habe ich mehr Ruhe. Bis dahin, vielen Dank an Euch alle!

Beste Grüße, Fliege

 

Hallo @Fliege !
Da steckt so viel in so wenig. Ganz schön gut.
Aber ich brauchte einen zweiten Anlauf um ihn wirklich zu schätzen. Ich hatte ihn gestern Abend nämlich schon gelesen. Da kam ich nach 10 Stunden von der Arbeit und war vollgepackt mit Sorgen und Nöten anderer.
Und dann kam dieser Text. Ich wollte jetzt nicht auch noch das ganze Leben dieser Frau um die Ohren geknallt bekommen. Und ich war genervt von ihr. Und ihrer emotionalen Bedürftigkeit.

Es hat also funktioniert. Du hast es in der Kürze und in dieser Erzählweise geschafft, mir einen sehr beiläufigen, tiefen Einblick in das Leben eines Menschen zu geben.
Heute (ich hab frei?!) hab ich die Geschichte nochmal in Ruhe gelesen.
Ich bin nicht mehr genervt von ihr. Oder nicht mehr so sehr. Und sie tut mir leid. Aber ich finde sie auch peinlich. Und anmaßend. Und plump. Und verzweifelt. Und sie kommt mir bekannt vor. Und ein bisschen mag ich sie auch. Auch wenn ich sie nicht besonders sympatisch finde. Ich denke jedenfalls über sie nach. Und wie das wohl gekommen ist, dass es jetzt so ist. Und ob es nochmal anders wird. Und was er heute von ihr denkt. Und was er heute wohl von mir denken würde. Und ob sie sich jetzt betrinkt. Aber was geht es mich an …

Der Text kann was. Und du?

 

Mahlzeit @Fliege,

ich bin etwas verwirrt.

Na, jetzt bin ich ja da.
Oh, verlobt. Ich gratuliere. Wer ist denn die Glückliche?
Hier ging ich davon aus, dass SIE IHN besucht.
Ja, ich weiß, du hast deine Jacke ja schon vor einer ganzen Weile angezogen. Schnattchen ist bestimmt sauer auf mich, dich hier so lange festzuhalten, wo sie doch so sehr schwanger ist.
Hier ist es aber wohl so, dass ER SIE nun wieder verlässt, weil die Besuchszeit vorbei ist.

Ansonsten sage ich mal, dass deine Protagonistin auf dem Weg in die soziale und sensorische Deprivation ist. Unfähig zu Empathie - auch für sich. Wenn Empathie, dann nur in gegenseitigen Abhängigkeitsformen, also zweckgebunden. Das kann nur im Alleinsein enden. Sie wird emotional implodieren.

Du nimmst den Dialog mit dem lyrischen Ich als Straßenkarte in die Isolation, um Leser*innen zu zeigen, was - in komprimierter Form - alles schief gelaufen ist seit der Jugendzeit (die Sozialisation, die Bindungsphasen fallen weg, aber wir können es uns vorstellen).

Normalo würde sagen: Finger weg, die saugt dich aus bis auf die leere Hülle.

In diesem Stadium sind Standardmenschen außen vor und Standardbeziehungen werden scheitern. Professionelle Hilfe ist erforderlich. Aber dazu braucht es Leidensdruck, kein Selbstmitleid.

Ein guter Beispieltext für den Weg in die Finsternis.

Griasle
Morphin

 
Zuletzt bearbeitet:

Moin @Fliege,

ich mag eigentlich keine Texte, die die Du-Ansprache benutzen (nee, eigentlich hasse ich die!), insofern bin ich beim ersten Lesen nicht ganz so leicht reingekommen wie es gewöhnlich sonst bei einem Fliege-Text ist. Wobei, dass direkt vorab: Ist halt wieder richtig gutgeschrieben. Und bei der zweiten Lektüre hat mich die Du-Ansprache gar nicht mehr gestört sondern sogar ... nee, dazu später mehr.

Zur Erzählerin ist schon eine Menge geschrieben worden, mit vielem stimme ich überein. Die wirkt verdammt einsam, ist manchmal extrem nervig und ichbezogen und scheint trotzdem eher irgendwie verloren als unsympathisch, was sie zu einem sehr ambivalenten Charakter macht. Ich finde die sehr glaubwürdig ausgearbeitet. Aber: Ehrlich gesagt, die hat mich gar nicht so extrem geflasht. Die ist stark gezeichnet, aber das erwartete ich bei dir eh. Insofern nur Bestätigung und keine Überraschung. Was du bitte nicht als negative Kritik verstehen sollst. Dient nur zum Verständnis, für den Teil, der jetzt folgt.

Denn was ich jedoch am allerallerallerstärksten an dem Text finde – und das hat mich wirklich berührt: Ich nehme dem Gegenüber ab, dass er eine elementare Geschichte mit der Erzählerin hat, dass er sich um sie sorgt, sie ihm (auch heute) nicht egal ist, sie eine große Rolle in seinem Leben gespielt hat – vielleicht in gewisser Weise immer noch spielt. Ich sprüre, wie schwierig diese Begegnung auch für ihn ist, verlobt, im aktuellen Lebensstadium nicht mehr wirklich verbunden mit der Erzählerin und dennoch ganz, ganz nah dran an ihr durch eine gemeinsame Geschichte. Das finde ich total faszinierend und ganz stark geschrieben, gerade, weil ich ja als Leser nichts von ihm höre, lese, sondern alles nur an den Sätzen und Reaktionen deiner Erzählerin mir herleiten kann. Und das gibt dem Text das gewisse Etwas, lässt ihn überhaupt nicht ins Banale abgleiten (was bei dem Thema schnell möglich gewesen wäre).

Kurz: Was wirklich erstaunlich für mich war, der nicht agierende Angesprochene hat mich mehr angesprochen als die Erzählerin. Das muss man erst einmal als Autorin erst einmal schaffen. Und das meine ich als totales Kompliment, weil es meine Leseerwartung total gesprengt hat.

Faszinierend.

Kurz noch was direkt zum Text: Das hat Jimmy schon angemerkt und ich stimme ihm zu:

Es gab den einen oder anderen, aber entweder quetschte der Schuh oder er war so riesig, dass ich ihn verloren hab. Manchmal hat der Schuh auch mich verloren. Das Alleinsein? Das stört mich nicht, das macht mir nichts aus.

Die Stelle haut mich ein bisschen raus. Ich finde die auch zu plakativ. Das braucht es für mich nicht.

Erst widerwillig, dann sehr gern gelesen

LG svg

 

Hi @Fliege

ich reihe mich mal unter die Flut der Leute, die den Text zurecht kommentieren.

Vor allem, weil ich ein paar Aspekte ansprechen möchte, die mir aufgefallen sind:
Die besondere Perspektive - eine Ich-Erzählerin, die von sich spricht, indem sie Gesprächsfetzen wiedergibt - schafft eine besondere Leseerfahrung, ermöglicht eine neue Sicht. Ich finde es mutig mit diesem Stilmittel zu experimentieren. Und wie das so ist mit stilistischen Experimenten (weiß ich aus eigener Erfahrung) fordert das die Leseerwartungen.

Du hast mMn nicht alles ausgereizt, was möglich wäre: ich könnte mir auch gut vorstellen, dass zwei Erzähler aufeinenanderprallen, unterschiedliche Aspekte der Beziehung zueinander sichtbar werden, neue Schichten entstehen.

Oder hier:

Also im Sommer, wenn die Fenster offen sind. Da muss ich immer dran denken, wie du mir in der Garage den Mund zugehalten hast, wegen deiner Eltern.
Was erzählst du denn da? Wie, ich habe dich benutzt? Du hattest ja wohl auch deinen Spaß! Konntest doch gar nicht genug bekommen. Ach, ich weiß nicht, ich kann mich einfach an so Vieles nicht mehr erinnern. Ich muss mal pinkeln, Bier drückt immer so.
die Andeutung ließe sich erweitern, ein Erinnerungsreigen könnte einsetzen, (der dann auch durch einen zweiten Erzähler ergänzt werden könnte, auch um die Unzuverlässigkeit zu zeigen). Ja, das ist eins Stelle, die man mutiger gestalten könnte.

Aber weißt du, du siehst mich gar nicht richtig, du siehst nur die Schminke. Die hält das Gesicht zusammen, darunter ist es ganz zerfranst.
tja, da verwischt die Perspektive, das kann nicht Teil des Gesprächs sein, könnte man rausnehmen oder verändern.

Überhaupt: Ich mag es (bekanntlich) wenn Fliege ausfliegt und sich außerhalb ihrer ureigenen Schreibgewohnheiten bewegt. Ein bemerkenswerter Text, ohne Frage!

Ich hoffe, du kannst was davon mitnehmen.

Liebe Grüße
Isegrims

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Retep,

und Willkommen bei den Wortkriegern! Fällt immer gleich positiv auf, wenn der erste Beitrag ein Kommentar ist und nicht die eigene Geschichte, weil es so selten auch vorkommt. Ich freue mich jedenfalls sehr und daher auch doppelt über deinen Besuch.

... sehr interessant geschrieben. Für mich klingt die Erzählung nach dem Mädchen, das früher jeder in der Klasse hatte. Hübsch und beliebt. Doch die Jahre gehen an keinem spurlos vorbei. Und dann kommt die Phase allein und verzweifelt.

Mit deiner Lesart kann ich ganz prima leben. Habe vielen Dank!


Liebe @Chai,

ich habe so herrlich gelacht gestern Abend (und auch ein bisschen gefeiert), als ich deinen Komm gelesen hab. Vielen, lieben Dank! Und damit auch gleich ans Werk!

ich brauchte eine Weile, um reinzukommen. Das lag daran, dass ich kein Bild gekriegt hab, wo sich die beiden befinden.
Ja, nicht nur Du allein und inzwischen habe ich mich auch entschieden, das deutlicher zu machen. Gleich noch heute Abend. Also, die treffen sich in ner Kneipe.

Aber wie auch immer es ist, sie kommt nicht gut dabei weg. Ich ich ich. An seiner Stelle wäre ich auch möglichst schnell gegangen.
Hehe

Für mich ist der Text eine Sozialstudie. Es gibt so viele Menschen, die sich mit ihrer Einsamkeit eingerichtet haben, das gar nicht so schlecht finden, dann nervt wenigstens keiner. Aber plötzlich fangen sie an, nach alten Jugendlieben zu googeln, erinnern sich daran, wie toll sie sich fanden, und natürlich waren immer die anderen Schuld, wenn ein Kontakt mal wieder im Sande verlief.
Ach, Sozialstudie ist so ein großes Wort, aber auf jeden Fall war die Einsamkeit und was sie mit einem macht mein Thema.

Ich stelle mir deine Protagonistin als Frau in den mittleren Jahren vor,
Hatte ich auch so im Kopf ...

die sich geistig nicht entwickelt hat, sich noch genauso pubertär über andere stellt wie mit fünfzehn, und viel was anderes interessiert sie nicht.
... wobei das schon ein hartes Urteil ist. Ich wollt eher in die zynische Richtung, als ins pubertäre. Aber ich kaufe, dass sie auch so auf die Leser wirken kann.

Sie sehnt sich so nach Zärtlichkeit, tut aber absolut alles dafür, sie nicht zu bekommen. Stattdessen flüchten die Leute und sie fühlt sich im Stich gelassen. Arme Sau.
Du sagst es.

Das Umsteigen in immer andere Bahnen, in immer andere Richtungen, mit zwei verschiedenen Schuhen oder nur mit einem, war ein treffendes Bild für das Leben dieser Frau. Irgendwie richtungslos verschwindet sie anonym im Getümmel.
Das Bild finde ich wirklich Klasse, weil es für mich die Einsamkeit und Orientierungslosigkeit von Menschen in Großstädten perfekt wiederspiegelt.
Darüber habe ich mich total gefreut. Ich mag das Bild nämlich auch.

Paar Kleinigkeiten:
Die habe ich geliebt! Jede einzelne! Danke für die Liste, auch wenn ich jetzt nicht auf jede Bemerkung eingehe.

Die haut ja hochspannende Themen raus.
:lol:

... Kann natürlich sein, dass sie neben chaotisch und narzisstisch auch noch abgrundtief spießig ist. Aber irgendwie kriege ich das nicht zusammen.
Ich wollt eigentlich nen Vorwand, um Körperkontakt herzustellen ...

Es gab den einen oder anderen, aber entweder quetschte der Schuh oder er war so riesig, dass ich ihn verloren hab. Manchmal hat der Schuh auch mich verloren. Das Alleinsein? Das stört mich nicht, das macht mir nichts aus. Hab ich dir erzählt, das mir gegenüber ein Pärchen wohnt, und wenn das am Vögeln ist,
In dem Absatz steckt so viel. Ihre Oberflächlichkeit und wie sich selbst belügt. Und ja, ich erkenne mich selbst darin wieder, auch wenn ich mir sage: Nein, nein, nein, das ist nicht so.
Auch wenn er in den Kommentaren umstritten ist, ich mag den auch. Aber vielleicht verschlanke ich das, mal gucken.

Fishing for compliments.
Absolut.

Der Text wühlt mich auf, wie du merkst. Ich schwanke immer so zwischen Hass und Mitleid. Wenn es das ist, was du erreichen wolltest, hat es bei mir funktioniert.
Freut mich total zu hören/lesen.

Ich hoffe, die Schuhe passen noch. Ist ja im Moment nicht so einfach, welche zu kaufen.
Hehe - aber ja, sie passen ganz vorzüglich. Wat bin ich froh!

Ja, nochmals Danke!


Hey @MRG,

auch an Dich vielen, lieben Dank! Es ist so unglaublich, wie viele Kommentare hier in so kurzer Zeit zusammengekommen sind. Ich bin echt platt.

Mir ging es erst auch ein bisschen wie @Chai, die Art und Weise des Dialogs hat mich direkt an ein Telefonat denken lassen. Allerdings finde ich jetzt, nachdem ich den Text gelesen habe, gerade das ziemlich mysteriös.
Ja, das geht sich nach hinten nicht aus. Ich schreibe das heute Abend noch um, so das deutlich wird, die beiden treffen sich in einer Kneipe.

So, beim zweiten Lesen habe ich mir die entsprechenden Fragen und Antworten des Gegenüber vorgestellt.
Und wenn man das macht, dann liest man so anders, langsamer - ich fand das auch einen spannenden Effekt, als ich den Text mir selbst laut vorgelesen habe.

Ich habe das Gefühl, dass es keinen Raum gibt für die entsprechenden Fragen. Da steckt so eine Hast drin, das kommt bei mir an. Denke, dass das auch dein Ziel war? Für mich hat das richtig gut funktioniert, ...
Nee, gar nicht mal als Absicht. Ich finde auch spannend zu lesen, wie es bei den Lesern ankommt, was es macht, wie er damit umgeht. Insofern ein spannendes Feedback für mich.

Beim zweiten Lesen, hat es dann diesen Ungeduldseffekt erzeugt. Ich hatte den Eindruck, dass sie die andere Seite gar nicht zu Wort kommen lässt.
Sagen ja viele: ... beim zweiten Lesen, und ich selbst habe auch angefangen, den Text wie normal zu lesen (obwohl ich ihn ja bestens kannte), um dann festzustellen, das funktioniert so nicht, dem Text muss man viel mehr Raum einräumen, als er augenscheinlich in Anspruch nehmen will. Und ja, sie ist schon sehr dominant in ihrem Wesen.

Ich bin etwas über die Platzierung von "so" gestolpert. Vom Gefühl her hätte ich gesagt: "Was du dir so alles gemerkt hast." Allerdings könnte es auch damit zu tun haben, dass deine Protagonistin einfach so spricht
Da habe ich gerade noch keine Meinung zu, ich nehme das erst mal mit und warte ab, ob sich da eine Meinung zu bilden will. Im Augenblick kann ich mit beiden Varianten total gut leben.

Finde es sehr geschickt gemacht, dass sie bei der Frage nur oberflächlich antwortet und sofort das Thema wechselt. Drückt für mich ihre Einsamkeit aus und gleichzeitig auch die Unfähigkeit, wirklich über ihre Gefühle sprechen zu können.
Schöne Lesart!

Hier finde ich sie menschlich und obwohl sie auf mich so einen ungeduldigen Eindruck macht, kann ich mit ihr mitfühlen. Sie tut mir leid, ich stelle mir diese Einsamkeit vor und diesen Leidensdruck, der dafür sorgt, dass sie so viel spricht. Aber leider kann sie nicht über ihre Gefühle und Bedürfnisse sprechen und macht es so nur noch schlimmer, sodass ihr Gegenüber sie wohl schnell wieder verlassen will. Denn sie spricht wohl auf den ersten Blick nur über sich selbst und scheint viel zu unterbrechen.
Ja, freut mich total, wenn sie in ihrem doch eher unsympathischen Verhalten ambivalent wahrgenommen wird. Diese Einsamkeit, die zerrt halt an ihr und die macht was mit ihr und wenn das rumkommt, dann bin ich echt zufrieden mit der Wirkung des Textes.

Denn ich glaube es ihr als Leser nicht, was mich noch mehr auf ihre Einsamkeit aufmerksam macht.
Ich glaube ihr auch kein Wort davon.

Insgesamt finde ich das einen gelungenen Text, der mal ganz anders ist, als Texte, die ich sonst lese. Allerdings konnte ich die Wirkung beim zweiten Lesen deutlich mehr spüren und den Text auch noch mehr genießen. Musste mich am Anfang darauf einlassen, was sich für mich gelohnt hat.
Ich habe zu danken, auch für die Zeit und den Willen, es ein zweites Mal zu versuchen. Ich kann total gut verstehen, dass der Text erstmal eigenartig auf einen wirkt und man eine Weile braucht, sich darin zurechtzufinden.


Hey @josefelipe,

und auch ein dickes Danke für deine Anmerkungen. Ich finde das rührend, dass Du einfach meinen Nick zugedeckt hast. Ehrlich jetzt.

Nach dem ersten Überflug, der überhaupt keinen Spaß gemacht hat, beginne ich das aufmerksame Lesen, ...
Und was scheinbar bei vielen funktioniert hat, blieb bei Dir aus. Ja, so kann es auch laufen. Aber ich staune, wie viele dem Text eine zweite Chance einräumen. Mir ist klar, dass das echt nur in der Comfortzone hier passiert, da draußen täte das die Mehrzahl der Leute nicht. Da beißt die Maus keinen Faden ab, dem ist einfach so und ich will mir das auch nicht schön reden.

Hier sah das anders aus: Es blieb bei diesem Gelaber.
Was für eine Plaudertasche! Zum Davonlaufen.
Tja, so kanns gehen und ich muss das kaufen. Wirst sicher auch nicht allein hier mit der Meinung sein, bin ich mir sicher. Gedacht war das von mir so allerdings nicht.

Aber das ist doch von Fliege!?
Okay, ich nehme mir vor, das zu vergessen und so zu tun, als ob ein neues Mitglied diesen Text eingestellt hätte.
Das fand ich echt hübsch.

Plapper, plapper. Ja, lieber junger Autor, Du willst uns eine Sabbeltasche vorstellen. Wir haben das geschnallt, aber achte auf das rechte Maß. Könnte nervig werden.
Na ja, eigentlich wollte ich eine Frau vorstellen, die sich selbst was vormacht oder anderen vorspielt. Und ja, sie redet dabei sehr viel. Aus Unsicherheit, aus Selbstschutz ... jedenfalls hoffte ich, man würde die Motivation dahinter erkennen. Hat bei dir nicht funktioniert, ich schlucke tapfer die bittere Pille.

Um die wenigen Eigenarten der Schwätzerin aufzuzeigen, brauchte es viel weniger Text, weil sich deren Äußerungen im Kreise drehen: Einsamkeit, Unzufr ... etc pp. Im Westen nichts Neues.
Oder Du hast sie ganz schnell durchschaut und fühlst dich gelangweilt von der Wiederholung, kann natürlich auch gut sein. Am Thema kann es nicht liegen, weil das war Dir ja auch schon eine Geschichte wert.

...– wenn aber der Leser das Gefühl bekommt, da läuft ein Tonband, das er nicht abstellen kann, dann wird er ärgerlich.
Du wurdest auf jeden Fall ärgerlich. Ich fand das sehr spannend beim Schreiben und war auch sehr auf die Reaktionen gespannt. Dass diese Art durchaus auf Ablehnung und Missfallen stoßen kann, dessen war ich mir durchaus bewusst. Also, als mögliche Reaktion. Kurz: Ich habe auch beides erwartet. Mann, ich bin schon wie diese Protagonistin - plauder, plauder.

Zumal die Plaudernde von nichts, aber auch von gar nichts zu erzählen weiß, was ihr in den letzten drei Jahren zugestoßen ist und was erzählenswert wäre. Das würde der Leser schon gern erfahren.
Na ja, ich finde, ist schon ein trauriges Leben, wenn man aus den letzten drei Jahren nichts zu erzählen weiß.

So aber süffelt sie sich einen an und wird noch geschwätziger. Von mir gibt‘s dafür den gesenkten Daumen. Und dafür, dass es Dir gelungen ist, mich mit der Beschreibung dieser unbeschreiblichen Madame echt aufzuregen, einen erhobenen.
Ich hoffe schwer, das Sodbrennen blieb Dir dieses Mal erspart. Aber das Dir die Lady so derart gegen den Strich ging, ja, den erhobenen Daumen nehme ich. Den gesenkten auch, keine Sorge.

Es ist ein Text, der ... keine besonderen Anforderungen stellt, aber das Schriftstellerische kommt mit Fleiß und Übung :D .
Da gibt es ja noch Hoffnung für mich :D

Man war die in dich verknallt, …
Man, was waren das ...
Mann, ...
Echt? Ich war mir so unsicher und habe mich dagegen entschieden. Ich google das mal aus.
Edit: Jetzt bin ich mir sicher, Du hast Recht :teach:

Liebe Grüße an Euch alle! Und :huldig::huldig::huldig:
Morgen Abend mache ich weiter, ich konnte ja echt nicht ahnen ... Jetzt würde ich nur gern noch an den Text selbst. Und ich bin mega in der Bringschuld. Kommt alles mit der Zeit.

Habt einen schönen Abend und einen feinen Freitag,
liebe Grüße, Fliege

 

Hey @Carlo Zwei,

Du hast ja auch eine ganze Menge zusammengetragen, dafür meinen Dank!

..., aber vor allem schnell wegen der Perspektive, des Szenischen und des andauernden Dialogs.
Ich finde diesen Effekt umso schräger, da man (zumindest ich) den Text nicht so flott weglesen kann.
Finde das schön ausgewählt, von der Länge passt es und es hat Erinnerungswert.
Freut zu hören.

Um zur Baustelle zu kommen: Ich finde, der Text verträgt noch einiges Lektorat. Vor allem die Figurenrede könnte authentischer klingen, kürzer. Und sonst gibt es wirklich auch einige Flüchtigkeiten. Dabei ist der Text ja eigentlich nicht allzu lang.
Ja, und wenn ich die Flüchtigkeiten dann hübsch in einer Liste hab, ist auch immer so :bonk: Aber ich habe es bisher noch nie geschafft, ... , ich bleibe am Ball und bis dahin ist so schön, dass es die Wortkrieger und ihre Listen gibt. Wobei ich die stilistischen Vorschläge auch als solche aufnehme und nicht alle übernehme.

Wie früher was, wenn wir bei euch in der Garage abhingen.
ist das 'was' hier ein Tippfehler oder ist es dieses fragende 'was'. Dann würde ich zwei Sätze machen (mit Komma?) und mit Fragezeichen. So passt das beim Lesen für mich nicht.

Für mich passt das gut, weil das was hier eigentlich nur so ein umgangssprachliches Füllsel ist, so als Verkürztes: Weißte noch. Und ja, genaugenommen ein Fragewort, das aber nicht wirklich nach was fragt, halt nur so rhetorisch belämmert da rumsteht und deshalb will ich dem durch ein Fragezeichen auch nicht irgendwie Gewicht zukommen lassen. Also, so ungefähr hab ich mir das gedacht.

Gibt es das olle Sofa noch? Nein? Schade.
Nicht? fänd ich, glaube ich besser. Ist grammatikalisch präziser, ohne aus dem Gesprächsflow zu treten.
Er sagt nein, sie wiederholt es schlicht. Ich finde das sehr authentisch für ein "echtes" Gespräch.

durch die Läden und dann siehste ein paar Schuhe
wenn ich das so vorlese, denke ich. Wenn ich 'siehste' sagen würde, würde ich auch 'ein' zu 'n' abkürzen.
... durch die Läden und dann siehste n paar Schuhe
dann siehste n paar Schuhe - was ich schwieriger zu lesen finde
Ich habe mich da noch nicht festgelegt, ob ich Buchstabenweglassung nun gut oder nicht gut finde. Ich nutze die sehr gern bei Dialekt. Sonst lass ich mich eher von meinem Gefühl leiten, ob oder ob nicht, und hier sehe ich eben eher einen Nachteil als einen Mehrgewinn. Sicher nicht das goldene Ei und auch inkonsequent, aber auch gerade nichts, was mir Bauchschmerzen macht.

guckst auf die Uhr
"guckst du auf die Uhr", wenn der Satz so bleibt, wie er gerade ist.
War eigentlich Absicht es wegzulassen. Da warte ich, ob sich noch mehr dran reiben, mein Herz hängt da nicht dran.


haha, fand ich sehr gut. Aber ich finde, das könntest du noch etwas smoother machen.

Du hast dich mit der Ente ... ich meine ... Wie konnte das denn passieren? Ach, jetzt sei doch nicht gleich beleidigt.

Würde aber auch ihren Sarkasmus bremsen und der ist ja ein wesentlicher Zug von ihr, als Konsequenz ihrer Situation.

Das Alleinsein? Das stört mich nicht, das macht mir nichts aus.
Ist eh ganz raus.

'seither'?? :hmm::shy::D weg damit, oder?
:D

aber dann ist Pumpe.
meint wohl: "dann ist vorbei". Kenne diesen Ausdruck aber überhaupt nicht und denke zuerst, ist das jetzt eine erfundene Redewendung und wenn ja, warum?
Ist nicht erfunden, gibt es. Vielleicht aus der Mode gekommen, vielleicht regional, keine Ahnung, aber ich sag das viel und häufig.

Danke auch für die zwischengestreuten - fand ich gut, sind mir doch die allerliebsten Listen :D

Ein bisschen mehr 'Oralität' würde ich mir wünschen (an den Beispielen). Aber vielleicht habe ich auch einfach beim Lesen nicht den Ton getroffen.
Da gehen wir an einigen Punkten ja doch auseinander mit unseren Empfindungen. Ich finde Vorschläge immer gut und prüfe die aus, aber ich finde Texte, die sprachlich so mega richtig sind, also, das wirkt immer so ... weiß nicht .... befremdlich auf mich. Eher nach Deutschunterricht als gelebter Sprache. Und damit mein ich jetzt nicht RS-Fehler oder so. Aber es gibt Bücher, die sind so durchlektoriert und da hat man das Gefühl, die hat ne KI von Duden geschrieben. Die haben was seltsam künstliches an sich. Ich kann das nicht beschreiben, man kann das hier auch mega missverstehen, aber ich mag, wenn Sprache ihre Eigenheiten hat. Okay, manchmal liege ich auch daneben und ist nur blöd, und da ist gut, wenn jemand den Finger drauf legt.

Auf jeden Fall Danke für deine Mühe. Und was ich gut fand und übernehmen werde, hab ich hier nicht weiter ausgeführt, hoffe, Du siehst es mir nach.


Hey @jimmysalaryman,

große Freude hier bei mir daheim und damit zuallererst auch ein fettes Danke an Dich.

ist ein sehr guter Text. Mich erinnert das an Alan Bennetts "Talking Heads." Vordergründig ist das nur Gerede, aber ...
Ich kenne den Text zwar nicht, aber wenn er mir mal begegnet, werde ich ihn lesen.

Jeder kennt so einen Charakter. Jeder möchte auf keinen Fall so werden. Ist vielleicht auch eine tiefgehende Angst davor, nicht zu wissen, ob diese Person oder Teile davon nicht in einem drinnestecken und nach fünf Bier langsam rauskommen. So eine besoffene Ehrlichkeit.
Bin da ganz bei Dir.

Ist auch der Sozialstruktur geschuldet, glaube ich, für mich ist das ein eher urbaner Text, das alles ist immer in Bewegung, und diese wahnsinnig schnell verrinnende Zeit, die ist in Städten eher spürbar, finde ich, da ist alles immer schnell vorbei. Deswegen passt auch der Titel so gut.
Hier auch.

... aber hier, in diesen Momenten, platzt es aus einem heraus, das ist die Wahrheit, und da steckt alles drin: auch so ein wenig Hybris, und Unverständlichkeit, Gram, warum es im eigenen Leben nicht weitergegangen ist, warum alles irgendwann so geworden ist, wie es ist.
Ja - ich glaub, dass ist der Situation geschuldet, an diesem Ort hängen gute Erinnerungen, der Typ bedeutet ihr was, war auch immer gut zu ihr + Alkohol und da lässt sie sich fallen. So jedenfalls meine Gedanken zum Setting.

Na, klar :D

Ist eine feine Linie, die Konstruktion nicht direkt einsehbar werden zu lassen. Hier höre ich den Autoren zu 100%. Das hat der Text gar nicht nötig, das würde ich mir noch mal ansehen. Sind einige von diesen Konstruktionen, die so ein wenig wie Wegweiser da im Text stehen, und das recht offensichtlich, deswegen fallen die auch auf.
Habe mir alle von dir aufgelisteten Stellen angesehen und nachgearbeitet. Sicher nicht so konsequent wie Du da vielleicht rangegangen wärst, aber immerhin zum Versuch der Schadensbegrenzung angesetzt. Manchens habe ich auch 1:1 umgesetzt.

Es gab den einen oder anderen, aber entweder quetschte der Schuh oder er war so riesig, dass ich ihn verloren hab. Manchmal hat der Schuh auch mich verloren. Das Alleinsein? Das stört mich nicht, das macht mir nichts aus.
Diese Schuhsache mag ich und ich traue solche Sätze meiner Prot. durchaus zu. Die Alleinsätze habe ich gestrichen, die kommen tatsächlich sehr Holzhammermäßig daher.

Und was bin ich seither alt geworden. Morgens im Spiegel, da möchte ich manchmal gar nicht mehr hinschauen, so scheußlich finde ich mich.
Ach, wie lieb von dir, das zu sagen.
Auch hier: Sie sagt das nicht selbst. Er sagt: Mann, du bist aber ganz schön grau geworden. Und sie so: Jaja, duu aber auch! Also, wie soll ich sagen: das widerspricht einer realistischen Dialogfolge, wie ich sie mir vorstelle.
Nee, das ist fishing for Compliment. Sie sagt, sie sieht Scheiße aus, er, nett wie er ist, sagt ihr - Nein, du siehst toll aus. Für mich geht sich das aus.

Der ganze Absatz. Das mit dem Kopf müsste sie einfach machen.
Macht sie jetzt.

Und bei dem Sofa verschenkst du Potential, denn da könntest du sie sagen lassen, Mensch, auf dem Sofa hast du mich so gevögelt, so hatte mich noch keiner gevögelt! Da ist ja so ein latenter Hass auf die schwangere Verlobte, da müsste sie ihm doch einen Stich ins Herz verpassen, oder? Es zumindest wollen, es versuchen.
Da geh ich mit Dir, aber da wollt mir gestern Abend nicht mehr so recht was zu einfallen. Mein Kopf war auch einfach zu irgendwann. Arbeite ich aber noch nach. Guter Punkt.

Da, am Ende, da kommt ihr echter Ton raus - das ist verbittert und auch ein wenig asozial, ich kann das richtig sehen, wie sie das sagt, wie sie das rauskotzt. Ich glaube, der Text würde davon profitieren, wenn du den Ton schön langsam eskalieren lässt, bis es eben nicht mehr geht, bis es zu so einem Ende kommen muss.
Ich mag aber auch das Schwankende an ihr, mal nett, mal garstig, weil sie da wie ein Fähnchen im Wind hängt, selbst nicht so recht weiß, was ihre Rolle ist oder gar, was sie eigentlich will. Sucht sie seine Zuneigung oder/und hasst sie ihn für die Verlobung? Sie fühlt sich von ihm verraten und gleichzeitig bei ihm geborgen, und dieses hin und her - das ist wie Gefühls-Ping-Pong. Ich verstehe aber den Punkt dahinter, ich muss das mal in Ruhe durchspielen.

Sind ein paar Sachen, Stellen, die mich rausgehauen haben, die ich oben angeführt habe und so gut es ging erklärt, warum sie mich stören, bzw aus dem Text gebracht haben.
Bin da oft mit Dir gegangen und habe versucht, mich zurückzunehmen. Die Sofasache nehme ich noch in Angriff und die Zuspitzung muss ich gucken, aber auf jeden habe ich deine 5 Cent gern eingesammelt.

Ich wollte eigentlich noch mehr Kommentare beantworten, aber ich habe bis hier mehr Zeit gebraucht, als gedacht. Ich bleib dran.

Liebe Grüße an Euch alle, Fliege

 

Liebe @Fliege,

ich habe mich jetzt durch keine einzige Kritik der anderen gekämpft, vielleicht tu ichs noch und wenn es mir erforderlich erscheint, folgt noch ein Nachspann, aber so bringe ich dir meinen Eindruck von diesem Zweipersonenstück unverbraucht zur Kenntnis:

Es hat Spaß gemacht, es zu lesen und zwar, weil in jedem Satz ein weiterer Untertext steht.
Das ist so ein typischer Frauentext, denn wir haben es echt drauf, etwas zu sagen und was anderes zu meinen.
Zum Beispiel all die sog. Testfragen, die wir stellen. Dahinter stehen Berge von Vorurteilen, die wir mit in das Gespräch bringen, die wir aber nicht äussern. Sondern etwas wird in eine Frage gekleidet und danach sich dann auf die fatale Antwort gestürzt.
Beispiele, die ich dir ja nicht bringen müsste, denn du bist so wie ich in der Lage, diese Fragen sofort zu übersetzen und obendrein ja noch die Autorin, aber es gibt ja auch noch andere Leser hier, die vielleicht grad die Stirn kraus ziehen.

Wer ist denn die Glückliche?
Heißt übersetzt: Was? Du hast dich gebunden? Damit komplett von mir abgewendet? Was auch immer das für eine Frau sein wird, sie ist nichts im Vergleich zu mir. Was für ein Fehler du gemacht hast.
Hab ich dir erzählt, das mir gegenüber ein Pärchen wohnt, und wenn das am Vögeln ist, haben alle in der Nachbarschaft was davon?
Heißt übersetzt: Wir damals, wir hatten es echt drauf, das war damals richtig guter Sex mit mir und wehe das vergisst du jemals in deinem Leben. So etwas bekommst du nie wieder, weil du ja nun eine andere hast und mit der kann es gar nicht so gut sein.
Hat sie dir geschrieben, du sollst nach Hause kommen?
Heißt übersetzt: Völlig klar, du hast dein Selbst aufgegeben, bist nur noch der schlaffe Pantoffelheld, widerlich wie unattraktiv du jetzt auf mich wirkst und merkst es noch nicht einmal.

Klar wird jede Frau ihre eigenen Untertexte da einfügen. Ich bin mir sicher, wenn wir dieses Spiel hier machten, dass praktisch jede etwas anderes hineinliest. Aber ich wollte damit auch nur aufzeigen, weshalb es mir so Spaß gebracht hat, diesen Text zu lesen. Eben, weil ich da ganze andere Geschichten drin erkenne.

Meine Interpretation ist übrigens die, dass sie sich nach drei Jahren nicht mit diesem Mann trifft, weil sie mal so allgemein wissen will, was er nun so macht, sondern es schwingt da dieses Wiederaufwärmen mit. Ich könnte mir vorstellen, dass er bei ihr auf einer inneren Liste derjenigen Expartner steht, die man sich nochmals anschauen will, ob einer drunter ist, den man nochmals aufwärmen kann.
Bis was Gutes vorbei kommt.
Ja, ich halte sie für grad einsam, aber nicht am Boden. Wäre sie am Boden, gäbe es das Date gar nicht erst.

Interessant auch die Einlulltaktik. Sie trinkt auch ! Bier. Obwohl man raushört, dass sie keines will bei diesem Date. Aber das würde ja dann das sog. Spiegeln verhindern. So auch die Frage nach dem Sofa. Die natürlich, die hätte ich auch als Beispiel wählen können, spiegeln soll, dass man ja damals darauf einiges veranstaltet hat.
Sie ist irgendwie ein offenes Buch für mich und dennoch weiß ich natürlich nicht, wie ihre Zukunft aussieht.

Gelungene zeitgeistige Geschichte. Die Umsetzung, so ohne wörtliche Redezeichen gefällt mir gut, weil es gar kein Problem darstellt, was sie sagt und was letztendlich seine Erwiderungen sind. Prima gemacht.

Textkram:

Wie früher was, wenn wir bei euch in der Garage abhingen.
würde vielleicht doch ein "es" dazwischen hängen hinter Wie.
Aber jetzt erzähle doch mal, wie geht es dir?
Hier würde ich das erzähle um das e kürzen.
Hab ich dir erzählt, das mir gegenüber ein Pärchen wohnt,
dass


Lieben Gruß

lakita

 

Hallo Fliege

Ich mochte deine Geschichte sehr, erzählt aus der Egoperspektive deiner Protagonistin. Immer noch auf der Suche, leidvoll neidisch und kein bisschen reifer.

Was trinkst du? Einfach nur Bier? Okay, dann trinke ich auch Bier.
Hier war mir sofort klar, sie treffen sich in einer Kneipe. Ein Wiedersehen nach x Jahren. Komisch, dass das andere anders interpretierten. Aber nun hast du es ja verdeutlicht.

Wie es mir geht? Super. Hast du gewusst, dass man jetzt nur noch einmal umsteigen muss, um hierher zu kommen?
Willkommen im Elfenbeinturm.

Warte mal, du hast da einen Fussel an der Schulter, ich mach den eben mal weg.
Hei, überlegs dir noch mal, ich würd gut für dich sorgen.

Es gab den einen oder anderen, aber entweder quetschte der Schuh oder er war so riesig, dass ich ihn verloren hab. Manchmal hat der Schuh auch mich verloren.
Ich verlier mich in Metaphern, denn dass meine Beziehungen allesamt Rohrkrepierer waren werd ich dir sicher nicht auf die Nase binden.

Ich habe nur gedacht, wir hätten ein wenig mehr Zeit.
Weshalb mal war ich schon wieder hier in dieser, unsrer Kneipe?
Die hält das Gesicht zusammen, darunter ist es ganz zerfranst.
Ha ha, lach doch mit. Ich red nur oberflächlich, weil tiefer schmerzt es einfach zu sehr.

Ganz sicher, dass es das Sofa nicht mehr gibt?
Ganz sicher, dass wir nicht noch einmal von vorn?

Schnattchen ist bestimmt schon ganz sauer, wo sie doch so sehr schwanger ist.
Frontalangriff – Aufgabe der Deckung. Bewirkt das Gegenteil und das ist ihr bewusst. Das Spiel ist aus, der Kampf, um die verpasste Chance erneut zu gewinnen verloren.

Nein, ich werde mich nicht betrinken, und wenn doch, was geht es dich an?

Distanz wird wiederhergestellt, Rückzug ins eigene verschissene Leben.

Jo, Fliege. Der Prinz hat sich für den Spatz in der Hand entschieden. Die Taube muss selber sehen, wie sie zurechtkommt.

Hast mich gut unterhalten, trotz klitzekleiner Abstriche für ein paar gekünstelte Autorinneneinschübe, die dramaturgisch halt bei dieser Art des Erzählstils unumgänglich sind.

Danke und Gruss,
dot

 

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