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Thema des Monats Alle Himmel sind ein Sandkorn

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01.06.2005
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Alle Himmel sind ein Sandkorn

Er träumte vom trüben, roten Licht.
Papa.

Gamma

Weiß!
Er erwachte mit einem Schock.
Da war zuviel Licht!
»Du bist in Sicherheit, Schöpfer«, sagte etwas.
Er hörte die Stimme mit seinen Ohren. Nicht in seinem Kopf.
Wo war er? Eben war er noch in einem Schiff gewesen, war ein Schiff gewesen ... ein Krieg, ein Kampf ...
Langsam nahm er nun mehr als nur das weiße Licht wahr: Er lag nackt auf einer Liege aus Wasser, die frei in einem hellen Raum schwebte. Um ihn herum kreisten metallische Kugeln, gingen zuweilen auf seinen Körper nieder, um ihn zu massieren, mit Wärme zu bestrahlen oder in seine Haut zu stechen. Eine dieser Kugeln sprach zu ihm.
»Du erwachst nun«, sagte sie.
»Wer seid ihr?«
»Wir sind - ich bin - die letzte Waffe. Ich wurde von euch erschaffen, um das Eothom auszulöschen.«
»Das Eothom ... ich habe dagegen gekämpft ...« Die Worte brachten die Erinnerung an den letzten Versuch einer Verteidigung zurück.

Beta

Die Kampfstation, ein Ring aus Plastbeton um einen äußeren Gasriesen, spie die Kampfschiffe aus wie Pollen.
Kugelförmig sprengten die Schiffe in den gasleuchtenden Raum der Ausdehnung. Jedes trug Neutrino-Waffen an Bord, fähig, eine örtlich stark begrenzte Gravitations-Singularität zu entfalten, die alle Materie im Umkreis zerriss.
Die fürchterlichste Waffe der Menschheit: Nadelstiche gegen das Eothom.
In seinem Schiff wurde Ardred selbst wieder zum Embryo. In seine schwarze Hülle aus Polycarbon eingeschlossen, verbanden ihn zwei Nabelschnüre mit dem Schiff, versorgten ihn mit Luft und Nahrung. Seine Kabine war eine schlichte Kugel ohne sichtbare Kontrollen, sanft rot beleuchtet und mit zähem Gel gefüllt, um die mörderischen Beschleunigungskräfte zu dämpfen.
Doch das Schlimmste, dachte er, was mir hier draußen zustoßen kann, ist, dass ich geboren werde. Mein erster Atemzug würde mein Ende bedeuten, statt die Welt in mich hineinzuziehen würde mein Inneres durch den Raum verteilt werden.
Den Schiffen vorauseilende Drohnen trafen als erste auf das Eothom. Klumpen weicher, zäher Materie schlugen auf den metallischen Hülsen auf und begannen sofort, sich von den Emissionen der Sonden zu ernähren. Innerhalb von Minuten verdoppelten sie ihre Masse, drangen in jede mikroskopische Ritze und fraßen jede verfügbare organische Verbindung. Die bioelektrischen Hirne der Roboter kreischten ihre Warnung an die Flotte, ehe sie verstummten.
Als das Signal Ardred erreichte, hörte er auf, im Schiff zu sein. Er wurde das Schiff. Für ihn existierten keine Augen mehr, die Sensoren des Schiffs waren seine Augen, zeigten ihm ein gespreiztes Spektrum. Tiefrote bis intensiv grüne Sterne schwammen in einem Raum voll dunkelblauer Röntgenstrahlung.
Er bewegte sich leicht, um sich an das Gefühl zu gewöhnen. Das Schiff - sein Körper - vollzog jede Bewegung verzögerungsfrei nach. Unglaublich schnell, zu langsam, um gegen das Eothom zu bestehen.
Schon prasselten die Fresser auf ihn ein, doch darauf war er vorbereitet. Ein simpler Plasmaausstoß erhitzte seine Hülle soweit, dass die zähe Materie verkohlte, ehe sie in seine Hülle eindringen konnte. Die Fresser waren erst der Anfang.
Als nächstes traf er auf einen Beuger. Der planetengroße Kubus schob ein Feld veränderter Naturgesetze vor sich her, meist wurde im Einflussbereich die Reibung herabgesetzt. Davor wiederum kroch Angst durch den Raum.
»Flotte«, rief er mit seiner Radiowellenstimme, »helft mir! Ein Beuger!«
»Wir helfen«, kam die Antwort von drei Seiten. Die Flotte hatte sich durch die Kugelformation bereits weit verstreut, er hatte großes Glück, dass drei Schiffe nah genug waren.
»Was ist das?«, drang ein Schrei durch das Vakuum, moduliertes Entsetzen auf einer Radiowelle.
Seine hochauflösenden Augen zeigten ihm ein viertes Schiff, bereits im Feld des Beugers. Panisch rief es, ohne eine Hoffnung auf Rettung.
Er wusste, was nun passierte: Jeder Bolzen, jede Schraube würde ihren Halt verlieren. Mehrere Tonnen Drehmoment pro Quadratzentimeter würden sich in einem Augenzwinkern entladen, und Maschinenteile als Hochgeschwindigkeits-Projektile in alle Richtungen schießen.
Schon geschah es. Ein winziger oranger Feuerball vor der grauen Masse des Beugers.
Ein Moment des Schweigens, nur das Knistern entfernter Schiffe war zu hören.
»Schlagen wir ihn mit seinen eigenen Waffen!«, sagte dann eines der Schiffe.
Er kannte die Piloten nicht, zu viele waren es, zu gering die Chance, jemand bekanntes zu treffen.
Sie streuten ihre Schnappfallen dem Beuger entgegen. Fraktal verbogene Materie, unglaublich dicht unter hoher Eigenspannung gepresst und nur von der eigenen Reibung gehalten. Im Beugerfeld würden sie aufplatzen, einen Hagel von Splittern im Bruchteil einer Sekunde auf einen signifikanten Anteil der Lichtgeschwindigkeit beschleunigen und die seltsam lose Masse des riesigen Dings durchschlagen; irgendetwas in seinem Inneren zerreißen, es töten.
Der Beuger starb. Nichts veränderte sich, doch das widernatürliche Feld erlosch, mit ihm Ardreds Angst.
Die Hauptmasse des Eothom schien unter ihnen vorbeizuschwimmen, weit unterhalb der Ekliptik. Ein Schwarm seltsamer Emissionen in allen Farben und Tönen des elektromagnetischen Spektrums.
Wieder flammte Furcht in ihm auf. Was hatte es vor?
Sie erreichten den äußersten Punkt der Kugelformation und begannen nun zurückzustürzen, dem Eothom hinterher, das ihnen wie eine Wolke vorauseilte. Uneinholbar.
Lange nach dem Durchzug des Schwarms seiner bizarren Maschinen - wenn es Maschinen waren - kehrten sie zur Kampfstation zurück. Die wenigen übrigen Schiffe fielen auf den Mittelpunkt zurück, hunderte von Funken, doch nur ein Bruchteil derer, die aufgebrochen waren.
Sie kamen zurück, aber es gab nichts, wohin sie gehen konnten: Keine Kampfstation, kein Gasriese. Nur vagabundierende Felder von Akausalität zeigten, dass das Eothom hier etwas gefressen, etwas verdaut, etwas verändert hatte. Das blieb stets, wenn das Eothom abzog: Verletzte Physik, entwurzelte Gravitationsfelder, wo es keine Materie mehr gab.
Stumm schrie er in seiner dunklen Kabine auf, zwei silbrige Blasen entrangen sich seiner gefluteten Lunge. Er ließ den Gedanken an ... die, die er verloren hatte, nicht zu.
Die verbliebenen Schiffe trafen sich in einem räumlichen Ballett am Ort der verschwundenen Kampfstation - verschwunden, ein Gebilde von der Masse hunderter Planeten! - einige kollidierten, verschmolzen zu orangen Feuerblüten.
Er kam davon, und er verfluchte sein Glück.
Als er in die Leere des interstellaren Raums davontrieb, kostete es ihn keine Überwindung die Lebenserhaltung zu deaktivieren.

Gamma

Das weiße Licht schmerzte etwas in seinen Augen, daher schloss er sie.
Hätten sie damals schon eine solche Waffe gehabt! Hätte das etwas geändert?
»Hast du es vernichtet? Wir haben dich geschaffen? Wir Menschen?«
»Ihr habt mich gebaut, als das Eothom die Galaxis fast ganz zerstört hatte. Dreißig Prozent aller Sonnen waren erloschen oder verschwunden, der Raum war durchsetzt von Akausalität. Ich sollte das Eothom besiegen. Ich hatte keinen Erfolg.« In der Stimme der Maschine - denn das musste es sein - schwang keine Emotion, doch Ardred stellte sich vor, dass die Waffe die Traurigkeit fühlte, die auch in ihm aufstieg.
»Warum nicht?«
»Das Eothom hat eine beträchtliche Ausdehnung in der Galaxis erreicht, daher kann ich das Eothom nicht töten, so wie es einem Krankheitserreger schwer fällt, einen gesunden Organismus zu töten.«
»All die Welten«, murmelte er.
Die Erinnerung überspülte ihn und machte ihn zu einem wimmernden Bündel.

Alpha

Erst sah er nichts als Dunkelheit, obwohl es eine trübe, rötliche Dunkelheit war. Dann kamen die Gefühle dazu: Da war Wärme und eine sanfte Berührung von Flüssigkeit rundum. Hören konnte er nichts, besser gesagt, hörte er mit dem ganzen Körper, ein allumfassendes Rauschen und darüber ein dunkles, langsames Pochen.
Ardred entspannte sich und versuchte, den Körper des Babys ganz zu spüren. Er suchte das vertraute Muster, ein seltsames Erkennen des werdenden Menschen: als schmecke man einen Klang. Erst als ihm dies gelang, kamen die Gedanken.
Warm. Was? Mit einem allumfassenden, freundlichen Erstaunen.
Hallo Körnchen, dachte er. Ich bin's, dein Papa.
Papa?
Irgendwo lag Ardreds Kopf auf den Bauch seiner Frau gebettet. Bunte Drähte umgaben seine Stirn wie eine Krone, rankten sich um Finas Leib in einem breiten Band. Eine einzelne Träne lief von seinem Auge die Rundung hinab, und er lächelte. Sein Geist war bei seinem Kind.
Nach einer Weile tastete er nach den Sensoren und streifte den Stirnreif ab.
Fina lächelte ihn an. »Konntest du es fühlen?«
Er nickte. »Unser Körnchen. Es weiß noch nichts von der Welt, aber es nimmt schon so viel wahr!«
Nun lachte sie. »Es ist längst kein Körnchen mehr! Im Gegenteil: Es drückt mich ganz schön. Du solltest lieber mein Sternchen sagen, eine superschwere Kugel scheint mir treffender.«
»Für mich bleibt es mein Körnchen.« Wieder strich er über ihren Bauch und erinnerte sich, wie es dort drinnen war.

Er hielt dieses Gefühl fest. Tief in seinem Inneren bewahrte er den Gedanken an sein Kind, verankerte seine geistige Gesundheit daran, als er sich von Fina verabschiedete, ihr ein letztes Mal über die Wange und den Bauch strich in dem Hangar. Stahlträger deren Querschnitt ein kleines Dorf aufnehmen könnten machten die Menschen zu Ameisen, während die Legionen der Ausdehnung den Kampfschiffen zustrebten. Jeder Träger trug hunderte von Schiffen wie eine Weinrebe Trauben, und der Hangar enthielt tausende der Träger. Die Ausdehnung war die größte bekannte Kolonie der Menschheit, doch sie ging fast in die Knie vor dem Ansturm des Eothom.
Sicherheitsleute zogen Fina freundlich aber bestimmt von ihm weg. Er hielt ihre Hand, solange es ging und stellte sich vor, dass zwischen ihren Fingerspitzen eine Verbindung verblieb, ein unsichtbares Energieband, das sie über den Abgrund des Raums verbinden würde, wenn er dort draußen in seinem Schiff wäre.
Als er seinen Anzug aktivierte, schloss dieser sich wie die Schale einer schwarzen Muschel und durchtrennte damit jedes denkbare Band. Einzig die Erinnerung an sein Kind blieb ihm.

Gamma

Er wusste hinterher nicht, wie lange er dort gelegen und geweint hatte, doch irgendwann hatten ihn die Kugeln wieder beruhigt.
»Bin ich der Letzte?«, fragte er.
»Ich weiß es nicht«, antwortete die Waffe, »doch du bist der Einzige, den ich finden konnte. Du warst in einem Schiff. Ich möchte deine Hilfe.«
»Wie kann ich dir helfen? Du wurdest erschaffen, das Eothom zu besiegen und konntest es nicht, obwohl du sicher besser dafür ausgerüstet warst als ich!«
»Weißt du, was das Eothom ist?«
»Niemand weiß es genau, aber es scheint eine Art Pflanze zu sein. Ein kollektiver Schwarm einfacher Organismen, ein bloßer Metabolismus, der sich Struktur einverleibt und verdaut. Mehr weiß ich nicht.«
Die Kugel hüpfte leicht auf und ab, die einzige Imitation eines Nickens, zu der sie fähig war. »Das stimmt. Wir sind uns heute sicher, dass es ein Wesen ist, aber es hat kein Bewusstsein. Es ist keine Kommunikation möglich, obwohl wir den zellulären Aufbau - wenn man das so nennen kann - verstehen. Alles Leben hat analoge Strukturen, sobald man den Schlüssel findet.
Wir versuchten, mit ihm zu reden, es zu verjagen, ihm Angst zu machen, doch wir hatten keinen Erfolg. Es ist in gewisser Weise die komplexeste Lebensform aller Zeiten, doch andererseits ist sein Geist simpler als der einer Spitzmaus.«
»Und wie soll ich es vertreiben?«
»Ich entwickelte einen Plan. In den Jahrtausenden, die du im Raum triebst« - Ardred schluckte, Jahrtausende! - »entwickelte die Menschheit die Fähigkeit, ihr Bewusstsein auf lebende Systeme vergleichbarer Komplexität zu übertragen. Ihr wurdet zu einem Volk der beseelten Ozeane, denkenden Korallenriffe, der weisen Städte und flüsternden Wälder. Der menschliche Geist trieb in Asteroidenfeldern durch den freien Raum, jeder Gedanke eine Lichtminute im Durchmesser.
Aber nie gelang es ihnen, einen Geist auf das größte Lebewesen zu übertragen. Ich brauchte Jahrhunderte, um die Technik weiterzuentwickeln.«
Trotz der angenehmen Wärme im weißen Raum wurde Ardred sehr kalt. »Du willst meinen Geist ... warum gehst du nicht selbst?«
»Ich kann nicht«, sagte die Waffe, und wieder war Ardred, als höre er Bedauern aus der ruhigen Stimme. »Ich bin nur ein Mechanismus. Sicher ein komplizierter Mechanismus, aber doch nicht mehr als eine große Taschenuhr. Ich habe keinen Willen, nur eine Programmierung; die Übertragung ist für Maschinen nie gelungen.«
Ardred nickte. »Ich verstehe.« Er schwieg kurz. »Willst du sofort eine Antwort?«
Die Kugel schwang hin und her. »Erst sollst du schlafen.«
Eine andere Kugel senkte sich auf seinen Arm, er spürte einen kurzen Stich.
Dann schlief er.

Er träumte vom trüben, roten Licht.
Papa.
Als er erwachte, wusste er, dass er nichts zu verlieren hatte.

Die Waffe bot ihm an, ihm das Verfahren der Übertragung zu erklären, doch er lehnte ab. Er verbrachte einen Tag des Nichtstuns in einer Simulation, die ihm die vergangenen Jahrtausende der Menschheit zeigen konnte, doch es wurde ihm langweilig. Daher bat er die Waffe, ihn wieder schlafen zu lassen, bis es so weit sei.

Omega

Als der Transfer begann, wurde er Schmerz, so wie er früher Schiff geworden war. Sein Körper löste sich auf und wurde über Lichtjahre gedehnt, bis etwas riss. Er stellte sich vor, dass es seine Menschlichkeit sei, doch er war immer noch er selbst, nur, dass er sich jetzt einer ganzen Galaxis bewusst war.
Er schwebte dort, und der Schmerz ließ langsam nach. Unter ihm drehte sich das ausgedünnte Rad der Heimat der Menschheit, ein dunkler Abglanz seiner früheren Helle. Sein Zeitempfinden musste viel langsamer geworden sein, wenn er die Bewegung der Sterne sehen konnte. Nun verstand er - langsam - was ein Hunger bedeutete, der nur mit Sternen zu stillen war.
Irgendwo in seinem Körper, der mehr als nur die drei großen Dimensionen des Raums umfasste, stach etwas. Er konzentrierte sich: Die Waffe. Ein mehrere Systeme umfassender Verband von Schiffen, jedes größer als ein brauner Zwerg. Hunderte von rotierenden Pulsaren als Energieversorgung.
Ein Insekt gegen ihn.
Mit einem Streicheln tilgte er die Waffe aus der Existenz, bettete sie nach den Äonen ihrer Existenz zum Schlaf.
Da war etwas.
Er fühlte hinaus und nahm die anderen Galaxien wahr. Sie gehörten zu ihm, waren sein Körper, ein Leib, den er noch immer nicht ganz ausfüllte.
Er dehnte sich wieder, diesmal langsamer. Es sollte ohne Schmerz geschehen.
Als er den gesamten lokalen Cluster umfasste, begriff er, dass er seine tatsächliche Ausdehnung erst zu einem Bruchteil erkundet hatte. Das Eothom musste ebenso alt wie das Universum selbst sein, anders war ein solches Wachstum nicht zu erklären.
Ardred lauschte in sich hinein, in das, was noch immer ein menschlicher Geist war. Er verstand, dass sein Denken nun über andere Bahnen lief, durch Quantenverschränkung und Tunnel in den kleinen sieben Dimensionen des Raums. Andernfalls wären seine Gedanken zur zähen Masse des Lichts erstarrt, unfähig, sich dem Ausmaß seiner selbst anzugleichen.
Jetzt wuchs er über den lokalen Cluster hinaus, vereinnahmte alle Cluster, die er in der Nähe finden konnte. Er bemühte sich, keine bewohnten Welten zu verdauen, das war das Schwierigste, denn das Universum quoll über vor Leben.
Eine unbestimmte Furcht vor seiner Größe stieg in ihm auf, die Angst, versehentlich etwas sehr Kleines und Zerbrechliches zu vernichten, ein Imperium, ein galaktisches Bewusstsein oder nur einen Einzeller auf irgendeiner fernen, namenlosen Welt.
Vorsichtig tastete er den vernichteten Sonnen hinterher, doch es gelang ihm nicht, herauszufinden, was mit ihnen geschah. Die Materie wurde weit verstreut, verschwand aus den großen Raumdimensionen und schien sich im Allerkleinsten zu falten. Darüberhinaus verlor sie sich.
Er wuchs.

Und dann, nach Zeiten, die ein Mensch sich nicht vorstellen kann, füllte er seinen Körper aus. Er sah das Universum so, wie es war, in seiner Gesamtheit. Die Hypercluster ordneten sich zu den großen, blasigen Sphären, deren Inneres absolut leer war.
Die kosmologische Konstante war eine Treppenstufe für ihn, ein flüchtiges Überschreiten; schon wurde das über alle Maßen Große zum unermesslich Kleinen. Hier lag die Struktur, das Rätsel, das die Menschheit nie ergründen konnte: Warum sich die Materie im Großen wie im Kleinen so seltsam ordnet.
Am Ende war es eins; alle waren dort.
Im Ultimo aller Maßstäbe fand er, was er gesucht hatte: unter vielen ein vertrautes Muster, als schmecke man einen Klang.
Was bist du?, kam der Gedanke.
Körnchen, dachte er, ich bin dein Papa.

 

Hi Proxi,

freut mich, zu Diensten zu sein. Immer gern! :)

Hi Lem,

ja, MB hat mir einige Hinweise gegeben, wo ich noch ergänzen muss. Ich glaube, die eine oder andere Überleitung muss noch hinein, nichts großes, nur etwas Kitt.

Danke Euch,
Naut

 

Naut, jetzt weiß ich warum mich die Story so verwirrt. *heureka*

Ich kann den Zusammenhang zu einer postapokalyptischen Welt nicht herstellen. Das is es.
Meine Vorstellung von Endzeit ist eine gaaaaaanz andere.
Naja, wirst eh bald sehen.

Puh, Gott sei Dank, ich hab schon an meinem Alkolkonsum gezweifelt, daß ich das nicht raffe.
Also Entwarnung! *meineKritikinSamtverpack*

LE

 

Bäh, und ich werde auseinandergenommen, wenn ich sowas unverständliches wie das hier poste :D

Ich wollte den Text schon früher lesen, jetzt zwingt Proxi mich dazu, weil ich seine Empfehlung überprüfen muss. Naja, sicher ist die Geschichte überdurchschnittlich, also sag ich nichts dagegen, und das Thema des Monats verlangte ja gerade nach genau solcher übertriebenen Space Opera.

Aber man kann bei diesem Text durchaus geteilter Meinung sein, finde ich.

Jedes trug Neutrino-Waffen an Bord, fähig, eine örtlich stark begrenzte Gravitations-Singularität zu entfalten, die alle Materie im Umkreis zerriss.
Das ist ja beinahe bei meinem Doh Dbar geklaut, jedenfalls vom Prinzip her: Ein paar physikalische Fachbegriffe neu zusammensetzen und dem Konstrukt eine ... erhebliche Wirkung zuschreiben ;)

Die Schlacht wirkt beliebig auf mich; neue Waffen scheint der Autor im Sekundentakt zu erfinden, wie er sie braucht (wie gesagt: passt zur TdM-Vorgabe, Spaß macht es mir aber nicht, weil der Tonfall insgesamt ernsthaft ist).

»Ich entwickelte einen Plan. In den Jahrtausenden, die du im Raum triebst« - Ardred schluckte, Jahrtausende! - »entwickelte die Menschheit die Fähigkeit, ihr Bewusstsein auf lebende Systeme vergleichbarer Komplexität zu übertragen. Ihr wurdet zu einem Volk der beseelten Ozeane, denkenden Korallenriffe, der weisen Städte und flüsternden Wälder. Der menschliche Geist trieb in Asteroidenfeldern durch den freien Raum, jeder Gedanke eine Lichtminute im Durchmesser.
Aber nie kamen sie auf den Gedanken, einen Geist auf das größte Lebewesen zu übertragen.«

Aua. Da ist die Phantasie mit Dir durchgegangen, Naut. Schlimmer noch: Seltsamerweise bin ich sofort auf die Idee gekommen, den Geist auf das Eothom zu übertragen. Aber Milliarden Menschen nicht. Widerspruch. Unplausibel. Konstruiert. q.e.d.

Am Ende schließt sich nach gigantomanischen Auswürfen immerhin der Vater-Kind-Kreislauf, aber der wirkt aufgesetzt, denn das Bild bleibt schief, denn was ist mit der Mutter, den Geschwistern, den Enkeln?

Ich will gar nicht weiter darauf herum reiten.

Nur eines: Ich habe eine gute Umsetzung des Monatsthemas gelesen. Aber keine besonders gute SF-Geschichte. Vielleicht ist es aber auch (gemeinerweise) ein Widerspruch in sich, eine übertriebene Space Opera zu schreiben, die gleichzeitig eine gute SF-Story ist. Mea culpa ;)

 

Zitat von LE:

Naut, jetzt weiß ich warum mich die Story so verwirrt. *heureka*

Ich kann den Zusammenhang zu einer postapokalyptischen Welt nicht herstellen. Das is es.
Meine Vorstellung von Endzeit ist eine gaaaaaanz andere.


:rotfl: :rotfl: :rotfl:

Guck mal auf das Monatsthema der Geschichte. ;)

 

"Jedes trug Neutrino-Waffen an Bord, fähig, eine örtlich stark begrenzte Gravitations-Singularität zu entfalten, die alle Materie im Umkreis zerriss."
Das ist ja beinahe bei meinem Doh Dbar geklaut, jedenfalls vom Prinzip her: Ein paar physikalische Fachbegriffe neu zusammensetzen und dem Konstrukt eine ... erhebliche Wirkung zuschreiben
Ich schreibe zwar erst seit einem Jahr, aber die Neutrino-Bombe habe ich mir schon 1985 ausgedacht. Blöderweise wollte das Patentamt meine mit Tuschkasten gemalten Konstruktionspläne nicht akzeptieren. :D
gigantomanischen Auswürfen
Ihr wolltet es so :rotfl:
was ist mit der Mutter, den Geschwistern, den Enkeln?
Ja, das ist eine der Lücken: Es gibt eine absolut plausible Erklärung dafür, allerdings habe ich die bei allem Ausgedehne über Hyper-Cluster vergessen. Ich kitte das bei Gelegenheit.
ein Widerspruch in sich, eine übertriebene Space Opera zu schreiben, die gleichzeitig eine gute SF-Story ist.
Tja, mein großes Vorbild ist da Greg Egan. So groß wie "Diaspora" ist mein Entwurf bei weitem nicht. *in den Staub werf*
Seltsamerweise bin ich sofort auf die Idee gekommen, den Geist auf das Eothom zu übertragen. Aber Milliarden Menschen nicht. Widerspruch. Unplausibel. Konstruiert. q.e.d.
Gib's zu, Du bist die Waffe ;) Na gut, kann ich akzeptieren, da fällt mir - zur Abwechslung - wirklich kein Gegenargument ein ... doch! Und zwar eines, das mit der Erklärung für das Baby zusammenhängt ... mal sehen.

Besten Dank für die Rückmeldung!
Naut

EDIT: @Lem: :rotfl:

 
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Jaja, lach mich nur aus.
Mir ist auch grade klar geworden, daß das dein Beitrag für FEBRUAR und nicht MÄRZ war.
So ich zu etwas Erheiterung beitragen konnte freu ich mich.
Das kommt von dieser schei... Laborarbeit.
Aber bevor ich mich irgendwelchen Ausreden hingebe...

Ich bin eben meiner Zeit immer etwas voraus *lobhudelundgestankverwedel* :D

EL LE

 

@L.E.: Und ich dachte schon, das sei ein implizit Zeitreisen verurteilender Meta-Witz gewesen, den ich nicht ganz verstanden habe :lol: :sealed:

 
Zuletzt bearbeitet:

ääähhhh, ja genau, jetzt wo du's sagst, das würde auch erklären, warum meine Rechnungen vom März schon gezahlt sind und aus dem Februar noch immer Mahnungen kommen :susp:

 

So, jetzt hab ich die Geschichte noch ein wenig gekittet. Ich hoffe, das kommt Euren Vorstellungen entgegen.

:) Naut

 

Hi NAut

Positives:

Oh ja, Proprox Empfehlung ist gerechtfertigt. Hats mir echt angetan dein Text (in der Fassung vom 16.03.). Ich geh mal davon aus, dass Dante dir die Umstellung des zeitlichen Ablaufs empfohlen hat? Jedenfalls war das gut so, lieferte einen wunderbar geheimnissvolen Einstieg, der zum Weiterlesen animierte.

Die Schlacht selbst war durchsetzt mit allerlei fantastischen neuen Waffen, die - auch wenn ich deren physikalische Basis nicht genau beurteilen kann - doch sehr interessant und lesenswert daherkamen.

Negatives:

Die Ausdehnung des Bewusstseins deines Prots auf das gesamte Universum hat mir auch recht gut gefallen, obwohl ich mich da sowohl an "2001" als auch an "Eins"(2.Buch) von Aplha O'Droma erinnert fühlte. Dieser Teil schien mir etwas zu ausgedehnt. Da könntest du noch kürzen.
Überhaupt war mir nicht ganz klar, warum er bei seinen Ausdehnungsversuchen auf die bewohnten Planeten achten muss. Gerät seine metaphysische Existenz da irgendwie in Konflikt mit physikalischen Strukturen, oder was?

Außerdem fehlte mir noch am Ende eine Lösung bezüglich des Eothom(richtig geschrieben?)-Problems. Oder hab ich das einfach nur überlesen?

Die letzeten zwei Kritikpunkte:

doch andererseits ist sein Geist simpler als der einer Spitzmaus.«
aber doch nicht mehr als eine große Taschenuhr
Mir fällt gerade nicht der richtige Begriff ein. Jedenfalls empfand ich diese beiden Vergleiche als unpassend aus dem Mund (Lautsprecher) einer Maschine, zumal Taschenuhr als auch Spitzmaus wohl zu diesem Zeitpunkt schon seit Jahrtausenden ausgestorben sein müsten.

mit freundlichen Grüßen
Hagen

 

Hallo Hagen,

Hagen schrieb:
Hats mir echt angetan dein Text (in der Fassung vom 16.03.). Ich geh mal davon aus, dass Dante dir die Umstellung des zeitlichen Ablaufs empfohlen hat? Jedenfalls war das gut so, lieferte einen wunderbar geheimnissvolen Einstieg, der zum Weiterlesen animierte.
Danke für das Lob. Der ursprüngliche Text war linear, was ich selbst etwas langweilig fand. Als Dante dann den Einstieg bemängelte, machte es "klick" und ich hatte die Idee, das ganze am "Gamma"-Part entlang aufzuziehen.

Negatives:
Klar, ohne geht's ja nicht ;)

Die Ausdehnung des Bewusstseins deines Prots auf das gesamte Universum hat mir auch recht gut gefallen, obwohl ich mich da sowohl an "2001" als auch an "Eins"(2.Buch) von Aplha O'Droma erinnert fühlte. Dieser Teil schien mir etwas zu ausgedehnt. Da könntest du noch kürzen.
Besser wäre es, ihn zu füllen. Mal sehen, jetzt geht der Text erstmal so raus ...
Überhaupt war mir nicht ganz klar, warum er bei seinen Ausdehnungsversuchen auf die bewohnten Planeten achten muss. Gerät seine metaphysische Existenz da irgendwie in Konflikt mit physikalischen Strukturen, oder was?

Außerdem fehlte mir noch am Ende eine Lösung bezüglich des Eothom(richtig geschrieben?)-Problems. Oder hab ich das einfach nur überlesen?

Überlesen nicht, vielleicht ist Dir nicht klar genug geworden, dass Ardred das Eothom ist. Was vorher wie ein Problem aussah, ist für ihn jetzt bestenfalls ein moralisches Dilemma, nämlich keine bewohnten Systeme zu vernichten.

Mir fällt gerade nicht der richtige Begriff ein. Jedenfalls empfand ich diese beiden Vergleiche als unpassend aus dem Mund (Lautsprecher) einer Maschine, zumal Taschenuhr als auch Spitzmaus wohl zu diesem Zeitpunkt schon seit Jahrtausenden ausgestorben sein müsten.
Die Taschenuhr stört mich auch, mir fiel nur noch keine passende Umgehung ein. Allerdings gibt es einen Bezug der beiden Begriffe untereinander: Die Taschenuhr ist der primitivste Vorfahr der Waffe, die Spitzmaus ist der primitivste (Säuger-)Vorfahr des Menschen. (Nur um meine Wortwahl zu erklären.)

Vielen Dank!
Naut

 

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