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Thema des Monats Alle Himmel sind ein Sandkorn

Seniors
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01.06.2005
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Alle Himmel sind ein Sandkorn

Er träumte vom trüben, roten Licht.
Papa.

Gamma

Weiß!
Er erwachte mit einem Schock.
Da war zuviel Licht!
»Du bist in Sicherheit, Schöpfer«, sagte etwas.
Er hörte die Stimme mit seinen Ohren. Nicht in seinem Kopf.
Wo war er? Eben war er noch in einem Schiff gewesen, war ein Schiff gewesen ... ein Krieg, ein Kampf ...
Langsam nahm er nun mehr als nur das weiße Licht wahr: Er lag nackt auf einer Liege aus Wasser, die frei in einem hellen Raum schwebte. Um ihn herum kreisten metallische Kugeln, gingen zuweilen auf seinen Körper nieder, um ihn zu massieren, mit Wärme zu bestrahlen oder in seine Haut zu stechen. Eine dieser Kugeln sprach zu ihm.
»Du erwachst nun«, sagte sie.
»Wer seid ihr?«
»Wir sind - ich bin - die letzte Waffe. Ich wurde von euch erschaffen, um das Eothom auszulöschen.«
»Das Eothom ... ich habe dagegen gekämpft ...« Die Worte brachten die Erinnerung an den letzten Versuch einer Verteidigung zurück.

Beta

Die Kampfstation, ein Ring aus Plastbeton um einen äußeren Gasriesen, spie die Kampfschiffe aus wie Pollen.
Kugelförmig sprengten die Schiffe in den gasleuchtenden Raum der Ausdehnung. Jedes trug Neutrino-Waffen an Bord, fähig, eine örtlich stark begrenzte Gravitations-Singularität zu entfalten, die alle Materie im Umkreis zerriss.
Die fürchterlichste Waffe der Menschheit: Nadelstiche gegen das Eothom.
In seinem Schiff wurde Ardred selbst wieder zum Embryo. In seine schwarze Hülle aus Polycarbon eingeschlossen, verbanden ihn zwei Nabelschnüre mit dem Schiff, versorgten ihn mit Luft und Nahrung. Seine Kabine war eine schlichte Kugel ohne sichtbare Kontrollen, sanft rot beleuchtet und mit zähem Gel gefüllt, um die mörderischen Beschleunigungskräfte zu dämpfen.
Doch das Schlimmste, dachte er, was mir hier draußen zustoßen kann, ist, dass ich geboren werde. Mein erster Atemzug würde mein Ende bedeuten, statt die Welt in mich hineinzuziehen würde mein Inneres durch den Raum verteilt werden.
Den Schiffen vorauseilende Drohnen trafen als erste auf das Eothom. Klumpen weicher, zäher Materie schlugen auf den metallischen Hülsen auf und begannen sofort, sich von den Emissionen der Sonden zu ernähren. Innerhalb von Minuten verdoppelten sie ihre Masse, drangen in jede mikroskopische Ritze und fraßen jede verfügbare organische Verbindung. Die bioelektrischen Hirne der Roboter kreischten ihre Warnung an die Flotte, ehe sie verstummten.
Als das Signal Ardred erreichte, hörte er auf, im Schiff zu sein. Er wurde das Schiff. Für ihn existierten keine Augen mehr, die Sensoren des Schiffs waren seine Augen, zeigten ihm ein gespreiztes Spektrum. Tiefrote bis intensiv grüne Sterne schwammen in einem Raum voll dunkelblauer Röntgenstrahlung.
Er bewegte sich leicht, um sich an das Gefühl zu gewöhnen. Das Schiff - sein Körper - vollzog jede Bewegung verzögerungsfrei nach. Unglaublich schnell, zu langsam, um gegen das Eothom zu bestehen.
Schon prasselten die Fresser auf ihn ein, doch darauf war er vorbereitet. Ein simpler Plasmaausstoß erhitzte seine Hülle soweit, dass die zähe Materie verkohlte, ehe sie in seine Hülle eindringen konnte. Die Fresser waren erst der Anfang.
Als nächstes traf er auf einen Beuger. Der planetengroße Kubus schob ein Feld veränderter Naturgesetze vor sich her, meist wurde im Einflussbereich die Reibung herabgesetzt. Davor wiederum kroch Angst durch den Raum.
»Flotte«, rief er mit seiner Radiowellenstimme, »helft mir! Ein Beuger!«
»Wir helfen«, kam die Antwort von drei Seiten. Die Flotte hatte sich durch die Kugelformation bereits weit verstreut, er hatte großes Glück, dass drei Schiffe nah genug waren.
»Was ist das?«, drang ein Schrei durch das Vakuum, moduliertes Entsetzen auf einer Radiowelle.
Seine hochauflösenden Augen zeigten ihm ein viertes Schiff, bereits im Feld des Beugers. Panisch rief es, ohne eine Hoffnung auf Rettung.
Er wusste, was nun passierte: Jeder Bolzen, jede Schraube würde ihren Halt verlieren. Mehrere Tonnen Drehmoment pro Quadratzentimeter würden sich in einem Augenzwinkern entladen, und Maschinenteile als Hochgeschwindigkeits-Projektile in alle Richtungen schießen.
Schon geschah es. Ein winziger oranger Feuerball vor der grauen Masse des Beugers.
Ein Moment des Schweigens, nur das Knistern entfernter Schiffe war zu hören.
»Schlagen wir ihn mit seinen eigenen Waffen!«, sagte dann eines der Schiffe.
Er kannte die Piloten nicht, zu viele waren es, zu gering die Chance, jemand bekanntes zu treffen.
Sie streuten ihre Schnappfallen dem Beuger entgegen. Fraktal verbogene Materie, unglaublich dicht unter hoher Eigenspannung gepresst und nur von der eigenen Reibung gehalten. Im Beugerfeld würden sie aufplatzen, einen Hagel von Splittern im Bruchteil einer Sekunde auf einen signifikanten Anteil der Lichtgeschwindigkeit beschleunigen und die seltsam lose Masse des riesigen Dings durchschlagen; irgendetwas in seinem Inneren zerreißen, es töten.
Der Beuger starb. Nichts veränderte sich, doch das widernatürliche Feld erlosch, mit ihm Ardreds Angst.
Die Hauptmasse des Eothom schien unter ihnen vorbeizuschwimmen, weit unterhalb der Ekliptik. Ein Schwarm seltsamer Emissionen in allen Farben und Tönen des elektromagnetischen Spektrums.
Wieder flammte Furcht in ihm auf. Was hatte es vor?
Sie erreichten den äußersten Punkt der Kugelformation und begannen nun zurückzustürzen, dem Eothom hinterher, das ihnen wie eine Wolke vorauseilte. Uneinholbar.
Lange nach dem Durchzug des Schwarms seiner bizarren Maschinen - wenn es Maschinen waren - kehrten sie zur Kampfstation zurück. Die wenigen übrigen Schiffe fielen auf den Mittelpunkt zurück, hunderte von Funken, doch nur ein Bruchteil derer, die aufgebrochen waren.
Sie kamen zurück, aber es gab nichts, wohin sie gehen konnten: Keine Kampfstation, kein Gasriese. Nur vagabundierende Felder von Akausalität zeigten, dass das Eothom hier etwas gefressen, etwas verdaut, etwas verändert hatte. Das blieb stets, wenn das Eothom abzog: Verletzte Physik, entwurzelte Gravitationsfelder, wo es keine Materie mehr gab.
Stumm schrie er in seiner dunklen Kabine auf, zwei silbrige Blasen entrangen sich seiner gefluteten Lunge. Er ließ den Gedanken an ... die, die er verloren hatte, nicht zu.
Die verbliebenen Schiffe trafen sich in einem räumlichen Ballett am Ort der verschwundenen Kampfstation - verschwunden, ein Gebilde von der Masse hunderter Planeten! - einige kollidierten, verschmolzen zu orangen Feuerblüten.
Er kam davon, und er verfluchte sein Glück.
Als er in die Leere des interstellaren Raums davontrieb, kostete es ihn keine Überwindung die Lebenserhaltung zu deaktivieren.

Gamma

Das weiße Licht schmerzte etwas in seinen Augen, daher schloss er sie.
Hätten sie damals schon eine solche Waffe gehabt! Hätte das etwas geändert?
»Hast du es vernichtet? Wir haben dich geschaffen? Wir Menschen?«
»Ihr habt mich gebaut, als das Eothom die Galaxis fast ganz zerstört hatte. Dreißig Prozent aller Sonnen waren erloschen oder verschwunden, der Raum war durchsetzt von Akausalität. Ich sollte das Eothom besiegen. Ich hatte keinen Erfolg.« In der Stimme der Maschine - denn das musste es sein - schwang keine Emotion, doch Ardred stellte sich vor, dass die Waffe die Traurigkeit fühlte, die auch in ihm aufstieg.
»Warum nicht?«
»Das Eothom hat eine beträchtliche Ausdehnung in der Galaxis erreicht, daher kann ich das Eothom nicht töten, so wie es einem Krankheitserreger schwer fällt, einen gesunden Organismus zu töten.«
»All die Welten«, murmelte er.
Die Erinnerung überspülte ihn und machte ihn zu einem wimmernden Bündel.

Alpha

Erst sah er nichts als Dunkelheit, obwohl es eine trübe, rötliche Dunkelheit war. Dann kamen die Gefühle dazu: Da war Wärme und eine sanfte Berührung von Flüssigkeit rundum. Hören konnte er nichts, besser gesagt, hörte er mit dem ganzen Körper, ein allumfassendes Rauschen und darüber ein dunkles, langsames Pochen.
Ardred entspannte sich und versuchte, den Körper des Babys ganz zu spüren. Er suchte das vertraute Muster, ein seltsames Erkennen des werdenden Menschen: als schmecke man einen Klang. Erst als ihm dies gelang, kamen die Gedanken.
Warm. Was? Mit einem allumfassenden, freundlichen Erstaunen.
Hallo Körnchen, dachte er. Ich bin's, dein Papa.
Papa?
Irgendwo lag Ardreds Kopf auf den Bauch seiner Frau gebettet. Bunte Drähte umgaben seine Stirn wie eine Krone, rankten sich um Finas Leib in einem breiten Band. Eine einzelne Träne lief von seinem Auge die Rundung hinab, und er lächelte. Sein Geist war bei seinem Kind.
Nach einer Weile tastete er nach den Sensoren und streifte den Stirnreif ab.
Fina lächelte ihn an. »Konntest du es fühlen?«
Er nickte. »Unser Körnchen. Es weiß noch nichts von der Welt, aber es nimmt schon so viel wahr!«
Nun lachte sie. »Es ist längst kein Körnchen mehr! Im Gegenteil: Es drückt mich ganz schön. Du solltest lieber mein Sternchen sagen, eine superschwere Kugel scheint mir treffender.«
»Für mich bleibt es mein Körnchen.« Wieder strich er über ihren Bauch und erinnerte sich, wie es dort drinnen war.

Er hielt dieses Gefühl fest. Tief in seinem Inneren bewahrte er den Gedanken an sein Kind, verankerte seine geistige Gesundheit daran, als er sich von Fina verabschiedete, ihr ein letztes Mal über die Wange und den Bauch strich in dem Hangar. Stahlträger deren Querschnitt ein kleines Dorf aufnehmen könnten machten die Menschen zu Ameisen, während die Legionen der Ausdehnung den Kampfschiffen zustrebten. Jeder Träger trug hunderte von Schiffen wie eine Weinrebe Trauben, und der Hangar enthielt tausende der Träger. Die Ausdehnung war die größte bekannte Kolonie der Menschheit, doch sie ging fast in die Knie vor dem Ansturm des Eothom.
Sicherheitsleute zogen Fina freundlich aber bestimmt von ihm weg. Er hielt ihre Hand, solange es ging und stellte sich vor, dass zwischen ihren Fingerspitzen eine Verbindung verblieb, ein unsichtbares Energieband, das sie über den Abgrund des Raums verbinden würde, wenn er dort draußen in seinem Schiff wäre.
Als er seinen Anzug aktivierte, schloss dieser sich wie die Schale einer schwarzen Muschel und durchtrennte damit jedes denkbare Band. Einzig die Erinnerung an sein Kind blieb ihm.

Gamma

Er wusste hinterher nicht, wie lange er dort gelegen und geweint hatte, doch irgendwann hatten ihn die Kugeln wieder beruhigt.
»Bin ich der Letzte?«, fragte er.
»Ich weiß es nicht«, antwortete die Waffe, »doch du bist der Einzige, den ich finden konnte. Du warst in einem Schiff. Ich möchte deine Hilfe.«
»Wie kann ich dir helfen? Du wurdest erschaffen, das Eothom zu besiegen und konntest es nicht, obwohl du sicher besser dafür ausgerüstet warst als ich!«
»Weißt du, was das Eothom ist?«
»Niemand weiß es genau, aber es scheint eine Art Pflanze zu sein. Ein kollektiver Schwarm einfacher Organismen, ein bloßer Metabolismus, der sich Struktur einverleibt und verdaut. Mehr weiß ich nicht.«
Die Kugel hüpfte leicht auf und ab, die einzige Imitation eines Nickens, zu der sie fähig war. »Das stimmt. Wir sind uns heute sicher, dass es ein Wesen ist, aber es hat kein Bewusstsein. Es ist keine Kommunikation möglich, obwohl wir den zellulären Aufbau - wenn man das so nennen kann - verstehen. Alles Leben hat analoge Strukturen, sobald man den Schlüssel findet.
Wir versuchten, mit ihm zu reden, es zu verjagen, ihm Angst zu machen, doch wir hatten keinen Erfolg. Es ist in gewisser Weise die komplexeste Lebensform aller Zeiten, doch andererseits ist sein Geist simpler als der einer Spitzmaus.«
»Und wie soll ich es vertreiben?«
»Ich entwickelte einen Plan. In den Jahrtausenden, die du im Raum triebst« - Ardred schluckte, Jahrtausende! - »entwickelte die Menschheit die Fähigkeit, ihr Bewusstsein auf lebende Systeme vergleichbarer Komplexität zu übertragen. Ihr wurdet zu einem Volk der beseelten Ozeane, denkenden Korallenriffe, der weisen Städte und flüsternden Wälder. Der menschliche Geist trieb in Asteroidenfeldern durch den freien Raum, jeder Gedanke eine Lichtminute im Durchmesser.
Aber nie gelang es ihnen, einen Geist auf das größte Lebewesen zu übertragen. Ich brauchte Jahrhunderte, um die Technik weiterzuentwickeln.«
Trotz der angenehmen Wärme im weißen Raum wurde Ardred sehr kalt. »Du willst meinen Geist ... warum gehst du nicht selbst?«
»Ich kann nicht«, sagte die Waffe, und wieder war Ardred, als höre er Bedauern aus der ruhigen Stimme. »Ich bin nur ein Mechanismus. Sicher ein komplizierter Mechanismus, aber doch nicht mehr als eine große Taschenuhr. Ich habe keinen Willen, nur eine Programmierung; die Übertragung ist für Maschinen nie gelungen.«
Ardred nickte. »Ich verstehe.« Er schwieg kurz. »Willst du sofort eine Antwort?«
Die Kugel schwang hin und her. »Erst sollst du schlafen.«
Eine andere Kugel senkte sich auf seinen Arm, er spürte einen kurzen Stich.
Dann schlief er.

Er träumte vom trüben, roten Licht.
Papa.
Als er erwachte, wusste er, dass er nichts zu verlieren hatte.

Die Waffe bot ihm an, ihm das Verfahren der Übertragung zu erklären, doch er lehnte ab. Er verbrachte einen Tag des Nichtstuns in einer Simulation, die ihm die vergangenen Jahrtausende der Menschheit zeigen konnte, doch es wurde ihm langweilig. Daher bat er die Waffe, ihn wieder schlafen zu lassen, bis es so weit sei.

Omega

Als der Transfer begann, wurde er Schmerz, so wie er früher Schiff geworden war. Sein Körper löste sich auf und wurde über Lichtjahre gedehnt, bis etwas riss. Er stellte sich vor, dass es seine Menschlichkeit sei, doch er war immer noch er selbst, nur, dass er sich jetzt einer ganzen Galaxis bewusst war.
Er schwebte dort, und der Schmerz ließ langsam nach. Unter ihm drehte sich das ausgedünnte Rad der Heimat der Menschheit, ein dunkler Abglanz seiner früheren Helle. Sein Zeitempfinden musste viel langsamer geworden sein, wenn er die Bewegung der Sterne sehen konnte. Nun verstand er - langsam - was ein Hunger bedeutete, der nur mit Sternen zu stillen war.
Irgendwo in seinem Körper, der mehr als nur die drei großen Dimensionen des Raums umfasste, stach etwas. Er konzentrierte sich: Die Waffe. Ein mehrere Systeme umfassender Verband von Schiffen, jedes größer als ein brauner Zwerg. Hunderte von rotierenden Pulsaren als Energieversorgung.
Ein Insekt gegen ihn.
Mit einem Streicheln tilgte er die Waffe aus der Existenz, bettete sie nach den Äonen ihrer Existenz zum Schlaf.
Da war etwas.
Er fühlte hinaus und nahm die anderen Galaxien wahr. Sie gehörten zu ihm, waren sein Körper, ein Leib, den er noch immer nicht ganz ausfüllte.
Er dehnte sich wieder, diesmal langsamer. Es sollte ohne Schmerz geschehen.
Als er den gesamten lokalen Cluster umfasste, begriff er, dass er seine tatsächliche Ausdehnung erst zu einem Bruchteil erkundet hatte. Das Eothom musste ebenso alt wie das Universum selbst sein, anders war ein solches Wachstum nicht zu erklären.
Ardred lauschte in sich hinein, in das, was noch immer ein menschlicher Geist war. Er verstand, dass sein Denken nun über andere Bahnen lief, durch Quantenverschränkung und Tunnel in den kleinen sieben Dimensionen des Raums. Andernfalls wären seine Gedanken zur zähen Masse des Lichts erstarrt, unfähig, sich dem Ausmaß seiner selbst anzugleichen.
Jetzt wuchs er über den lokalen Cluster hinaus, vereinnahmte alle Cluster, die er in der Nähe finden konnte. Er bemühte sich, keine bewohnten Welten zu verdauen, das war das Schwierigste, denn das Universum quoll über vor Leben.
Eine unbestimmte Furcht vor seiner Größe stieg in ihm auf, die Angst, versehentlich etwas sehr Kleines und Zerbrechliches zu vernichten, ein Imperium, ein galaktisches Bewusstsein oder nur einen Einzeller auf irgendeiner fernen, namenlosen Welt.
Vorsichtig tastete er den vernichteten Sonnen hinterher, doch es gelang ihm nicht, herauszufinden, was mit ihnen geschah. Die Materie wurde weit verstreut, verschwand aus den großen Raumdimensionen und schien sich im Allerkleinsten zu falten. Darüberhinaus verlor sie sich.
Er wuchs.

Und dann, nach Zeiten, die ein Mensch sich nicht vorstellen kann, füllte er seinen Körper aus. Er sah das Universum so, wie es war, in seiner Gesamtheit. Die Hypercluster ordneten sich zu den großen, blasigen Sphären, deren Inneres absolut leer war.
Die kosmologische Konstante war eine Treppenstufe für ihn, ein flüchtiges Überschreiten; schon wurde das über alle Maßen Große zum unermesslich Kleinen. Hier lag die Struktur, das Rätsel, das die Menschheit nie ergründen konnte: Warum sich die Materie im Großen wie im Kleinen so seltsam ordnet.
Am Ende war es eins; alle waren dort.
Im Ultimo aller Maßstäbe fand er, was er gesucht hatte: unter vielen ein vertrautes Muster, als schmecke man einen Klang.
Was bist du?, kam der Gedanke.
Körnchen, dachte er, ich bin dein Papa.

 

Oh, Ihr dachtet, ich lasse diesen Monat aus? Zu früh gefreut :D *irres Gelächter*

 

Hallo Naut!

schichte Kugel
schlichte

Kritik:

In der ersten Hälfte dachte ich: Boah, was für ein Kitsch! (Und das tue ich immer noch! :D) Aber wenn man die Geschichte ganz vor sich liegen hat, ergibt das doch ein ziemlich cooles Gesamtbild. Ein bisschen Schwulst raus: so Sachen wie: "Doch sie sollten kein Leben bringen" oder so; das ist SEHR BÖSE! :teach:

»All die Welten«, murmelte er, »wie Sandkörner ...«
Nicht so drauf rumreiten...

Die Erinnerung an sein Kind überspülte ihn und machte ihn zu einem wimmernden Bündel.
Körnchen, dachte er, wir sind uns so ähnlich. Doch das Schlimmste, was mir hier draußen zustoßen kann, ist, dass ich geboren werde.
Ja, weiß nicht. Diese ganzen Szenen erhalten von mir keinen emotionalen Blumentopf...ist mir viel zu k-i-t-s-c-h-i-g.

Fazit: Erste Hälfte lahm, zweite Hälfte interessant - Gesamtbild rund, wenn auch etwas überzogen dargestellt. :)

YO!

Dante

 

Hmm, danke. Ich habe ein bisschen den Hobel angesetzt und hoffe, dass es jetzt nicht mehr ganz so trieft (obwohl das - bis zu einem gewissen Grad - Absicht ist, soll ja Space Opera sein).

Am Spannungsbogen könnte ich noch was tun, das wären dann umfangreichere Sachen. Mal sehen ...

(Und für eine Nachtschicht ist es doch nicht schlecht, oder? ;) )

Besten Dank erstmal!
Naut

 

Hab mir mal meine Gedanken gemacht: Vielleicht sollte man den Aufbau asynchron - äh - aufbauen ;) :

1) Der Prot vage angedeutet als Eothom
2) Aufwachen des Prot
3) Kriegsszenen
4) Szene mit dem Kind
5) Erklärung der Funktionalität der Bewusstseinsübertragung
6) Schluss

So in etwa. :)

 
Zuletzt bearbeitet:

Das ist ja eine geradezu Uwe-Post'sche Konstruktion! ;)

Hmm, hast schon Recht. Der Grund, warum ich das nicht so gemacht habe, ist, dass ich direkt vorher eine sehr ähnliche Geschichte mit exakt diesem Aufbau geschrieben hatte. Ich steh gerade anscheinend auf dieses Transzendenz-Zeug und wollte mich wohl (unbewusst) nicht selbst plagiieren.

So, ich habe für März drei Stories auf dem Plan stehen. Wenn ich die einigermaßen in trockenen Tüchern habe, bau ich die hier vielleicht um.
Vielleicht lässt sich ja auch noch jemand anderes herab, sie zu lesen ...

EDIT: So, das ging doch ganz gut. Man muss nur eine Idee haben, ich hoffe, es gefällt!

Besten Dank,
Naut

 

Sollst sie ja nicht völlig zerstückeln, aber der Anfang zieht einfach nicht richtig; da hat man schon die Geschichte weggelegt, ehe man auf den eigentlichen Kick der Story trifft...

So, ich habe für März drei Stories auf dem Plan stehen.
Ich hab noch zwei auf dem Tisch, eine dritte ist fast fertig. (Aber vor allem hab ich meine Magister-Arbeit auf dem Tisch, die ich endlich mal SCHREIBEN(!) muss. ARGH! *Asche auf mein Haupt schütt*

 

Dante schrieb:
Sollst sie ja nicht völlig zerstückeln,
Zu spät :D Aber ich denke, so ist es wirklich besser. (Gibt's hier keine anderen Leser mehr? *beschwer*)

 

Neij, neij, neij Naug(h)t(y)boy
Das war mal ein gelinder Schuß in die Hose.

Es tut mir von Herzen weh solche Texte von dir zu lesen,
denn normalerweise kann ich immer etwas Inspiration rausholen. :heul:

Mal ganz abgesehen vom Kitsch, erinnert mich der Schluß sehr an
2001 - Odyssee im Weltraum. Das Aufsteigen in höhere Dimensionen.

Ich will auch nicht die "show don't tell"-Karte ziehen, nein, wirklich nicht.
Und wenn man mal aus dem Adjektivtümpel raus ist, freut man sich zumindest über die psychodelische Farbgebung.
Nicht zu tief inhalieren... :D

Es ist Fastenzeit. Dein Text würde sich sicher darüber freuen.
Komm schon, daß ist nicht dein Stil.
Aber ich bin fair und mach mir auch mal meine Gedanken.

ein trauriges Erbenkind *schnief*

 

Hi Lem,

hmm. Inhaltlich ist es von "2001" meilenweit entfernt, zumindest vom Buch: Dave wird ja vom Monolithen in eine Art Programm geladen. Das ist zwar dasselbe Thema (Transzendenz) aber doch von der Zielrichtung & Ausgestaltung was ganz anderes.

Der "Show don't tell"-Vorwurf wäre ungerechtfertigt, gut, dass Du ihn nicht aussprichst. Ich habe schon des öfteren darauf hingewiesen, dass "show don't tell" eine Phrase ist, die darauf hinweist, dass man Emotionen ausgestalten soll anstatt sie zu benennen. Das tue ich hier: Zeig mir eine Emotion, die nur benannt ist.

"Adjektivtümpel" werde ich überprüfen, halte ich aber für unwahrscheinlich.

Schließlich: Wenn Du es kitschig findest, ist das Dein gutes Recht. Das kann ich akzeptieren. Auch, dass Du den Text zu lang findest, vielleicht kann ich wirklich noch kürzen.

Danke also für's Lesen erstmal. Ich hoffe, Du nimmst es mir nicht übel, dass ich Deine Kritik teilweise nicht teilen kann - vielleicht gelingt es Dir noch, sie abgesehen von Geschmacksfragen zu untermauern. Würde mich freuen (oder auch nicht ;) )

Nicht traurig sein (ich schreib auch mal wieder was für Dich - kann ich ja nix für die Monatsthemen :D ),
Naut

 

Oh, das ist aber nett.
Nein, nicht böse sein.
Ich hab halt mit der Story nix anfangen können.
Stilistisch ist sie natürlich einwandfrei.
Wie immer. ;)

bg, LE

 

Hi Naut,

ich schließe mich Lems Erbe an: Der Text ist zu kryptisch. Meine Geduld mit Geschichten, die man erst decodieren muss, ist recht begrenzt.
Hab diese aber gerne überflogen - eingedenk dessen, dass Du Dir auch ein paar von meinen literarischen Launen zu Gemüte geführt hast.
Du hast doch nicht etwa den Erhrgeiz, ein David Lynch, oder (noch schlimmer) ein Hegel dieses Genres zu werden? Wo bleiben die großen Gefühle, die heldenhaften Schlachten, und die in irres Gelächter ausbrechenden Bösewichte? Duuuuu.... Intellektueller!

Lieben Gruß,

Fritz

 

Hi Fritz,

jetzt wird's seltsam ;)
Der Text ist ja deshalb etwas kryptischer, weil Dante den allzu braven Aufbau bemängelt hatte. (Den ich dann remixed habe.) Wenn Dich die Urversion interessiert, schicke ich sie Dir gern zu.
Aber danke für's überfliegen! :)

Grüße,
Naut

 

Hi Naut!

Na ja, bei ineinander verschachtelten Rückblenden bin ich immer ein wenig misstrauisch. Es hat immer so die Tendenz, den Leser zu verwirren. Ich war es vielleicht nur deshalb nicht, weil ich die alte Version gelesen habe.

Zumindest der Abschnitt mit Fina sollte vor dem mit der Raumschlacht kommen. Ich sehe jedenfalls nicht, warum du ihn hintenan gesetzt hast.

Die von dem guten Fritz bemängelte Intellektuellen-Schreibe ist meiner Ansicht nach eher ein Pluspunkt. Gewissermaßen hast du es ja verstanden, Action mit gehaltvoller Erzählung zu verbinden.
Ich finde es jedenfalls interessant, wie der Prot von seiner relativen Ameisen-Perspektive, in der er gegen eine feindliche Naturgewalt ums Überleben kämpft, zur Quasi-Gott-Perspektive gelangt, in der er die Ordnung des Universums endlich überblickt und erkennt, dass das Universum lediglich einen Transformationsprozess durchlaufen hat. Nur beim Schluss bin ich mir nicht so sicher, wie ich ihn verstehen soll:

Im Ultimo aller Maßstäbe fand er, was er gesucht hatte.

Was hat er denn gesucht?

Was bist du?, kam der Gedanke.
Körnchen, dachte er, ich bin dein Papa.

Ähhh ... was denn nun? Ich dachte, das Universum wäre völlig leer. Wird der Typ jetzt schizophren?
Es wäre natürlich ein interessanter Zirkelschluss, wenn dieses Universum eine neue Form von Leben hervorbrächte. Sofern du es deutlich herausstellst.

So wie ich das sehe, ist das eine verwandte Thematik zu "Sie spricht zu mir": Zwei Systeme ( diesmal von Naturgesetzen ), die miteinander konkurrieren und dadurch immer komplexer werden ( das Eothom zumindest ). Am Ende steht ein neues System, das die Konkurrenz beendet und die harmonische Ordnung wiederherstellt. Na ja, klingt weit hergeholt, aber die philosophischen Grundgedanken kommen mir irgendwie ähnlich vor *laberfasel*. :bla:
Jedenfalls eine wohltuende Abwechslung zu dem ganzen Space-Soap-Opera-Gewäsch, das den letzten Monat geprägt hat *räusper*. :rolleyes:

Was ich vielleicht ergänzen würde, wäre das, was alles passieren muss, bevor er sich auf das Eothom übertragen kann. Ich meine, er wird ja nicht von der Maschine direkt aus in das Ungetüm springen können. Wie stellen er und die Maschine es an, dass er den Transfer vollziehen kann ( jaja, da kommst du nicht drumrum. Jetzt ist deine Phantasie gefragt ;) )?

Außerdem ist mir nicht klar, wie der Prot glaubt, das Leben im Universum schonen zu können. Wenn er das Leben zwar spürt, die ganzen Hypercluster-Sphären aber am Ende völlig leer sind, dann muss er es doch zwischendurch mal ausgelöscht haben, oder nicht? Da muss noch ein psychologischer Wendepunkt rein, an dem er einsieht, dass er es nicht schafft, das Leben zu erhalten. Was geschieht dann mit ihm? Seine Mission wäre ja gescheitert. Oder denkt er nicht mehr an die Mission? Wenn ja, seit wann nicht mehr?

Du siehst, die Geschichte hat noch einige Lücken. Füllst du sie, wäre das Ding bestimmt eine Empfehlung wert. :thumbsup:

Einzelheiten:

Die Kampfstation, ein Ring aus Plastbeton um einen äußeren Gasriesen, spie die Kampfschiffe aus wie todbringenden Pollen.

am Ort der verschwundenen Kampfstation - verschwunden, ein Gebilde von der Masse tausender Planeten!

Wie, ein Ring um einen Gasriesen kann die Masse von Tausenden Planeten haben?
Und ich weiß nicht, wird tausender nicht groß geschrieben? Bin mir jetzt aber wirklich nicht sicher.

Kugelförmig sprengten die Schiffe in den gasleuchtenden Raum der Ausdehnung.

Die Schiffe sind kugelförmig? Und welche Ausdehnung?

Jedes trug Neutrino-Waffen an Bord, fähig, eine örtlich stark begrenzte Gravitations-Singularität zu entfalten, die alle Materie im Umkreis zerriss.

Ach, das können Neutrinos? Ich dachte, die würden durch Materie hindurchgehen, ohne sie zu beeinflussen? :dozey:

statt die Welt in mich hineinzuziehen, würde mein Inneres durch den Raum verteilt werden.

Sein Inneres kann ihn in die Welt hinausziehen?

Die Angst ist der größte Fresser.

Da habe ich gestutzt. Irgendwie passt der Satz da einfach nicht hin.

Jeder Bolzen, jede Schraube würde ihren Halt verlieren. Mehrere Tonnen Drehmoment pro Quadratzentimeter würden sich in einem Augenzwinkern entladen, und Maschinenteile als Hochgeschwindigkeits-Projektile in alle Richtungen schießen.
Schon geschah es. Ein winziger oranger Feuerball vor der grauen Masse des Beugers.

Also, wenn das Schiff auseinanderfällt, dann sollte es doch keinen Feuerball geben, oder? Ich meine, bei Star Wars erwartet man solche Effekthascherei, aber bei so einer Story?

Sie streuten die ihre Schnappfallen dem Beuger entgegen.

Weg damit. Außerdem: Dafür, dass diese Waffe direkt konstruiert wurde, um Beuger zu zerstören, brauchen die ziemlich lange, um auf diese Idee zu kommen.

Sie erreichten den äußersten Punkt der Kugelformation und begannen nun zurückzustürzen

Sie gingen nach Schema F vor, versuchten mit ihren Schiffen ein vorschriftsmäßiges Maß der Ausdehnung zu erreichen und haben dann gemerkt, dass das Eothom unter ihnen weggeflitzt ist? Wie ist das zu verstehen? Sie waren doch vor dem Eothom, oder?

Stumm schrie er in seiner dunklen Kabine auf, zwei silbrige Blasen entrangen sich seiner gefluteten Lunge.

Irgendwo hier müsste ein Gedankenblitz an Fina und das ungeborene Kind kommen.

kostete es ihn keine Überwindung, die Lebenserhaltung zu deaktivieren.

»Hast du es vernichtet? Wir haben dich geschaffen? Wir Menschen?«

Ein etwas herber Gedankensprung. Kann passieren, wenn man so viele Fragen auf einmal hat. Aber die erste Frage ist von so viel größerer Bedeutung, dass sie wohl für sich alleine stehen sollte. Egal wie verwirrt er ist.

Warm. Was? Mit einem allumfassenden, freundlichen Erstaunen.

Sind das die Gedanken des Ungeborenen? Wenn ja, ist es unmöglich, dass es Zustände versprachlicht, zu denen es keinen Unterschied kennt. Die Temperatur im Uterus schwankt doch nicht, oder?

Wieder strich er über ihren Bauch und erinnerte sich, wie es dort drin war.

Drinnen.

Stahlträger, deren Querschnitt ein kleines Dorf aufnehmen könnten, machten die Menschen zu Ameisen, während die Legionen der Ausdehnung den Kampfschiffen zustrebten.

Wenn die Ausdehnung eine Namensbezeichnung ist, sollte das Wort entsprechend gekennzeichnet werden.

»Bin ich der letzte?«, fragte er.

Letzte. Es wird ja nicht im selben Satz gesagt, wovon er der Letzte ist.

Ich habe keinen Willen, nur eine Programmierung; die Übertragung ist für Maschinen nie gelungen.«

Das wäre für die SF der Sechziger Jahre vielleicht noch gegangen, aber heute? Wir wissen, dass auch der Wille eine Folge einer Programmierung ist. Warum haben die Menschen nicht einfach einen Bioschaltkreis mit menschlichen Empfindungen geschaffen?
Da muss irgendwie eine andere Erklärung her.

Die Waffe bot ihm an, ihm den Mechanismus der Übertragung zu erklären, doch er lehnte ab.

Hier wird deutlich, dass du dich um die Darstellung des Übertragungsprozesses herumdrücken willst. Sie ist aber notwendig, denn beim nächsten Abschnitt habe ich anfangs nur Bahnhof verstanden, weil der Übergang zu plötzlich war.

Er fühlte hinaus und nahm die anderen Galaxien wahr. Sie gehörten zu ihm, waren sein Körper, ein Leib, den er noch immer nicht ganz ausfüllte.

Wenn ich das richtig verstehe, gibt er plötzlich, ohne darüber nachzudenken, seinen Expansionsinstinkten nach.
Das ist einer der interessantesten Aspekte der Geschichte: Eine instinktive, selbstverständliche Handlung, die verheerende Folgen für andere haben kann.

Das Eothom musste ebenso alt wie das Universum selbst sein, anders war ein solches Wachstum nicht zu erklären.

Hier bin ich nicht sicher, ob ich das richtig verstanden habe: Wächst nun sein Körper, oder kann sein Geist über den Körper hinauswachsen?

Er verstand, dass sein Denken nun über andere Bahnen lief, durch Quantenverschränkung und Tunnel in den kleinen sieben Dimensionen des Raums. Andernfalls wären seine Gedanken zur zähen Masse des Lichts erstarrt, unfähig, sich den Ausdehnungen seiner selbst anzugleichen.

Hier muss ich widersprechen. :klug:
Ich denke, wenn seine Gedanken sich mit Lichtgeschwindigkeit bewegten, würde sich nur sein Zeitgefühl verändern. Er würde in Äonen einen Gedanken fassen, und um ihn herum entständen und vergingen die Sterne in rasender Geschwindigkeit.

Jetzt wuchs er über den lokalen Cluster hinaus, vereinnahmte alle Cluster, die er in der Nähe finden konnte. Er bemühte sich, keine bewohnten Welten zu verdauen, das war das Schwierigste, denn das Universum quoll über vor Leben.

Das verstehe ich nicht ganz: Ich dachte, er vereinnahmt alles in seinen Körper, wie kann da etwas überleben?

versehentlich etwas sehr kleines und zerbrechliches zu vernichten,

Groß schreiben.

Ciao, Megabjörnie

 

Hallo Naut,

ich habe den Text jetzt etwas aufmerksamer gelesen, in dem Bestreben, die Dinge wenigstens ansatzweise zu verstehen, über die ich ein Urteil abgegeben habe. Die Geschichte ist interessant, und enthält einige schöne Gedanken.
Ich bin aber immer noch der Meinung, dass der Anfang zu nebulös ist.
Dass man nur leben kann, indem man andere(s) tötet, das geht nicht nur Deinem Eothom so. Viele Strukturen, Gesetze, Strömungen, vielleicht Lebensformen oder die Zeit selbst sind tödlich für uns, und irgendetwas wird die uns vertraute Welt früher oder später zur Strecke bringen. Vielleicht existiert in all dem doch etwas wie ein Sinn, und das Relative wirkt auf das Absolute zurück. Jetzt bin ich es, der kryptisch wird. ;)

Vor drei Jahren habe ich "Das Universum in der Nusschale" gelesen, und das meiste davon wieder vergessen. Ich bin also nicht gerade die höchste Autorität in Fragen der Theoretischen Physik und habe keine Ahnung, was das wohl sein könnte, was Menschen erzeugen können, um die Naturgesetze (etwa die Reibung) außer Kraft zu setzen. ;)

Als versierter Programmierer denkst Du sicher, dass die Naturgesetze und vielleicht sogar die Gesetze der Logik selbst eine Art Funktionen und Konstanten sind, an deren Programmierung man vielleicht ein wenig herumschrauben könnte, um sich gegen feindliche Programme mit der geistigen Kapazität einer Spitzmaus gewisse Vorteile zu verschaffen.

Der Text ist hochinteressant. Es wäre fast gemein, zu fragen, ob man auch ein schönes Stück Literatur draus machen kann.

Poetische Grüße,

Fritz

 

Na jetzt liest den Text ja doch noch jemand!

Danke erstmal Euch allen, dass Ihr Euch mit meinen bizarren Gedankensprüngen auseinandersetzt.

Der Reihe nach:

@Megabjörnie:

Zumindest der Abschnitt mit Fina sollte vor dem mit der Raumschlacht kommen. Ich sehe jedenfalls nicht, warum du ihn hintenan gesetzt hast.
Erzählerische Notwendigkeit ;) Die "Gamma"-Ebene ist ja die Begegnung von Ardred mit der Waffe. Anhand des Dialogs der beiden entspinnen sich die Rückblenden, und zwar thematisch vom universalen (Eothom) zum Speziellen (Körnchen). Möglicherweise könnte ich das vertauschen, lieber wäre mir aber, wenn ich das irgendwie so tricksen könnte, dass die Zeitlichkeit besser herauskommt (abgesehen von den Buchstaben).
Ähhh ... was denn nun?
Ich glaube, wenn ich es Dir erkläre, findest Du den Text doof. Daher erklär ich es Dir nicht :) (Deine Interpretationen sind nämlich ebenso interessant.)
Wie stellen er und die Maschine es an, dass er den Transfer vollziehen kann
Das Eothom hat eine ziemliche Ausdehnung in der Galaxis (und nicht nur hier, dass wissen Ardred & die Waffe aber nicht) erreicht, daher kann die Waffe das Eothom nicht töten, so wie es einem Krankheitserreger schwer fällt, einen gesunden Organismus zu töten. Was die Waffe aber kann ist, lokal die Struktur des Eothoms zu beeinflussen: Hier eine Schlacht, dort ein Kampf, verändern die Verknüpfungen der Eothom-Verbände derart, dass es lokal "programmiert" werden kann, und zwar mit der Gehirnstruktur von Ardred.
die ganzen Hypercluster-Sphären aber am Ende völlig leer sind
Das Innere ist leer: Die Galaxien-Cluster verteilen sich quasi auf der Oberfläche gewaltiger Blasen, deren Inneres absolut nix enthält. Keiner weiß genau, wieso. (Okay, wir wissen es jetzt ;) )
Du hast aber Recht, dass ich an einigen Stellen noch etwas füllen muss.
Wie, ein Ring um einen Gasriesen kann die Masse von Tausenden Planeten haben?
"Tausende" ist hier ein Zahlwort wie "zwei Planeten", daher klein. Zur Masse: Yep. Titan hat z.B. mehr Masse als Merkur und fast so viel wie der Mars. Wenn Du einen Ring vom Durchmesser des Titan um Jupiter legst, landest Du bei etlichen Erdenmassen. Wenn Du darauf bestehst, werde ich das aber gern nochmal durchrechnen.
Ach, das können Neutrinos? Ich dachte, die würden durch Materie hindurchgehen, ohne sie zu beeinflussen?
Klasse, ne? :) Die Neutrino-Bombe ist eine Erfindung von mir, die ich als Zehnjäriger gemacht habe. Später ging mir der von Dir erwähnte Widerspruch auf, daher habe ich mir gedacht, dass die Dinger so heißen, weil Unmengen von Neutrinos emittiert werden, quasi als Nebeneffekt. (Wenn ich mir ein Wirkprinzip vorstellen könnte, dass den Effekt erzeugt, würde ich soeben in Stockholm den Physik-Nobelpreis entgegen nehmen.)
statt die Welt in mich hineinzuziehen, würde mein Inneres durch den Raum verteilt werden.

Sein Inneres kann ihn in die Welt hinausziehen?

Nein, er zieht die Welt in sich hinein. Das ist zweideutig, aber grammatisch korrekt (und mir fällt keine bessere Formulierung ein.)
Die Angst ist der größte Fresser.

Da habe ich gestutzt. Irgendwie passt der Satz da einfach nicht hin.

Hmm. Mal sehen. (Habe auch kurz überlegt, ob das da noch passt.)
Also, wenn das Schiff auseinanderfällt, dann sollte es doch keinen Feuerball geben, oder?
Doch. Ein Motor z.B. steht unter immensem Eigendruck. Wenn die Reibung plötzlich wegfiele, würde er quasi verpuffen. Die meisten anderen technischen Systeme genauso: Alles, was verschraubt ist, enthält Massen von Energie, die ausreicht, eventuell vorhandene Brennstoffe zu entzünden.
Weg damit. Außerdem: Dafür, dass diese Waffe direkt konstruiert wurde, um Beuger zu zerstören, brauchen die ziemlich lange, um auf diese Idee zu kommen.
Ist schon weg. Außerdem: Machen sie doch sofort, oder? Ich meine, sie überlegen doch gar nicht: Er ruft die anderen drei und ab geht's.
Wie ist das zu verstehen? Sie waren doch vor dem Eothom, oder?
Denke 3D: Nach einger Zeit sind die Maschen einfach zu weit, außerdem gibt es zuviel Eothom.
Irgendwo hier müsste ein Gedankenblitz an Fina und das ungeborene Kind kommen.
War da, habe ich aber gestrichen, weil Dante das kitschig & den Leser unterfordernd fand. Mal sehen, vielleicht gibt es einen Mittelweg.
Sind das die Gedanken des Ungeborenen? Wenn ja, ist es unmöglich, dass es Zustände versprachlicht, zu denen es keinen Unterschied kennt. Die Temperatur im Uterus schwankt doch nicht, oder?
Ja & nein: es sind Gefühle des Kindes, die Ardred versprachlicht. Insofern kann er das (undifferenzierte) Gefühl des Kindes in Bezug zu seiner Lebenswelt setzen.
Wir wissen, dass auch der Wille eine Folge einer Programmierung ist.
Verzeihung, das ist Blödsinn. Auch heute weiß niemand, was die Folge wovon ist, es gibt nur Leute, die große Töne spucken, um so mehr Medienaufmerksamkeit zu bekommen. :) Die KI ist nach wie vor ein ungelöstes Problem.
Du hast Recht, dass sich der Wille wahrscheinlich als Nebeneffekt komplexer Beziehungen innerhalb eines Systems manifestieren kann, wie genau das geschieht, weiß niemand.
Hier wird deutlich, dass du dich um die Darstellung des Übertragungsprozesses herumdrücken willst. Sie ist aber notwendig, denn beim nächsten Abschnitt habe ich anfangs nur Bahnhof verstanden, weil der Übergang zu plötzlich war.
Will ich gar nicht, die Erklärung war nur zuviel des Bla, daher habe ich sie gestrichen.
Mit dem Übergang könntest Du Recht haben, muss ich mir mal ansehen.
Wächst nun sein Körper, oder kann sein Geist über den Körper hinauswachsen?
Weder noch: Sein Geist erobert nach und nach den bereits vorhandenen (und weiter als erwartet ausgedehnten) Körper des Eothom.
Ich denke, wenn seine Gedanken sich mit Lichtgeschwindigkeit bewegten, würde sich nur sein Zeitgefühl verändern. Er würde in Äonen einen Gedanken fassen, und um ihn herum entständen und vergingen die Sterne in rasender Geschwindigkeit.
Das läuft auf's selbe hinaus, zumindest meiner Meinung nach. Außerdem fand ich "zähe Masse des Lichts" einfach unwiderstehlich, auch wenn es physikalisch nicht ganz korrekt ist, weil Licht keine richtige Masse hat.

Puh, das war Arbeit. Ich will mir gar nicht vorstellen, wie lange Du für die Kritik gebraucht hast - 1000 Dank dafür, ich werde sie mir zwecks Überarbeitung nochmal zu Gemüte führen müssen (die Kleinigkeiten habe ich schon eingebaut).

@Fritz:
Schön, dass Du den Text jetzt in etwas anderem Licht siehst. Wie gesagt, mein Angebot, Dir die Urversion zu schicken steht, obwohl mir die Nichtlineare Erzählung hier wesentlich besser gefällt (allein wegen der Handlungsparallele).

Ich bin aber immer noch der Meinung, dass der Anfang zu nebulös ist.
damit könntest Du sogar Recht haben. Vielleicht ist hier etwas mehr Selbstreflexion von Ardred ("Wie war ich hierher gekommen?") angemessen.
Jetzt bin ich es, der kryptisch wird.
Gar nicht. Die Ähnlichkeit ("Selbstähnlichkeit") von Mikro- und Makrodimension ist durchaus ein Thema der Geschichte.
Es wäre fast gemein, zu fragen, ob man auch ein schönes Stück Literatur draus machen kann.
:) Das ist mir Lob genug.

@Monty:
Danke, dass Du die Geschichte gelesen hast, und schön, dass sie Dir so gut gefällt, dass Du spontan Deine (und auch meine) Lieblingsstellen zitierst. :)
Es ehrt mich, dass Du (der Du ja an Uwes Geschichte einiges zu verbessern wusstest) so wenig an dieser auszusetzen hast.

durchsteigen tu ich aber nicht
Ich auch nicht. SF ist (für mich) keine Wissenschaft, sondern eher wie ein Traum von Wissenschaft: Im Traum wirkt alles absolut glaubwüdig, auch wenn die Erklärungen oft vage & pseudo-logisch sind.
Der planetengroße Kubus schob ein Feld veränderter Naturgesetze vor sich her,
Das ist schlichtweg genial! Deine Idee?
Nicht ganz: In "Sternenflut" von David Brin gibt es "Realitätswaffen", die kurzzeitig Naturgesetze verändern. Das führt zuweilen z.B. zur spontanen Umwandlung von in Raumschiffen verbauten Stoffen, was fatal sein kann.
Derselbe Autor beschreibt in "Übungseffekt" einen Planeten, auf denen sich Gegenstände durch "Einüben" bestimmter Tätigkeiten verbessern, z.B. kann sich eine Faustkeil in ein High-Tech-Messer verwandeln, indem er immer wieder als Messer benutzt wird.
Das hat mich sicher hierzu inspiriert.
"Quantenphysik für Dummies"
"Kosmologie für Dummies"
Gibt's die wirklich? Muss ich mir zulegen!
Die ultimative Antwort auf die Aufgabenstellung!
Das hatte ich mir erhofft. Vielen Dank! :)

Beste Grüße & danke,
Naut

 

Ähhh ... was denn nun?

Ich glaube, wenn ich es Dir erkläre, findest Du den Text doof.


Ich fange gerade an, den Text doof zu finden. Erklärst du's mir? :D

Das Eothom hat eine ziemliche Ausdehnung in der Galaxis (und nicht nur hier, dass wissen Ardred & die Waffe aber nicht) erreicht, daher kann die Waffe das Eothom nicht töten, so wie es einem Krankheitserreger schwer fällt, einen gesunden Organismus zu töten. Was die Waffe aber kann ist, lokal die Struktur des Eothoms zu beeinflussen: Hier eine Schlacht, dort ein Kampf, verändern die Verknüpfungen der Eothom-Verbände derart, dass es lokal "programmiert" werden kann, und zwar mit der Gehirnstruktur von Ardred.

Mönsch, klar, warum bin ich nicht gleich darauf gekommen?! Logisch, anders könnte es nicht funktionieren. Was braucht die Geschichte da noch eine Erklärung? :rolleyes:

Das Innere ist leer: Die Galaxien-Cluster verteilen sich quasi auf der Oberfläche gewaltiger Blasen, deren Inneres absolut nix enthält.

Ach so, stimmt ja, ich hatte auch mal sowas gelesen. :idee: Aber irgendwie wirkt es missverständlich, keine Ahnung ...

Wenn Du einen Ring vom Durchmesser des Titan um Jupiter legst, landest Du bei etlichen Erdenmassen. Wenn Du darauf bestehst, werde ich das aber gern nochmal durchrechnen.

Ja, ich bestehe drauf. :D

Außerdem: Machen sie doch sofort, oder? Ich meine, sie überlegen doch gar nicht: Er ruft die anderen drei und ab geht's.

Es bezog sich eher darauf, dass jemand erst den taktischen Vorschlag gemacht hat. Über eine vorbereitete Bekämpfungsmethode muss man sich doch nicht absprechen, oder?

Wächst nun sein Körper, oder kann sein Geist über den Körper hinauswachsen?

Weder noch: Sein Geist erobert nach und nach den bereits vorhandenen (und weiter als erwartet ausgedehnten) Körper des Eothom.


Wahrscheinlich hatte ich beim Lesen eine andere Vorstellung vom Eothom als du: Ich stellte mir das Eothom als einen einheitlichen Körper vor, der zum Schluss immer weiter wächst. Deshalb auch meine Verwirrung bei einigen Beschreibungen. Wenn ich mir das Eothom als Ansammlung von miteinander in Verbindung stehenden Körpern vorstellen soll, dann sollte das schon eine Erwähnung im Text wert sein.

Und dann wäre da noch etwas: Das Eothom verdaut die Sternsysteme ja ziemlich schnell. Irgendwann müsste es folglich das ganze Universum verdaut haben und verhungern.

Puh, das war Arbeit. Ich will mir gar nicht vorstellen, wie lange Du für die Kritik gebraucht hast

Also, jetzt wo du's erwähnst - ich auch nicht. Wieso mach ich das eigentlich? :hmm:
Vielleicht, damit sich gewisse Autoren entsprechend revanchieren und mal einen intensiven Blick auf meine neueste Geschichte werfen? :D

 

GEEEEEIIIIIILLLLL!!!!!!!!!!!!!
Wo ist der verdammte Empfehlungsbutton? Ah, da.
Ab “Weiß” nur noch orgastischer Lesegeunß. Und endlich mal eine Allegorie die nicht allzu zuanpfahlwinkend daherkommt. Einziger Mangel: das nicht ich diese Story geschrieben habe (*g*)

 

Hi Naut,

also jetzt nach der Überarbeitung tu ich mir schon leichter.
Mir geht's jetzt wie dem Megabjörn.

Wahrscheinlich hatte ich beim Lesen eine andere Vorstellung vom Eothom als du: Ich stellte mir das Eothom als einen einheitlichen Körper vor, der zum Schluss immer weiter wächst. Deshalb auch meine Verwirrung bei einigen Beschreibungen. Wenn ich mir das Eothom als Ansammlung von miteinander in Verbindung stehenden Körpern vorstellen soll, dann sollte das schon eine Erwähnung im Text wert sein.
Genau da hat es mit meinem Verständnis auch gehapert. Die Vorstellung und Beschreibung des Eothoms ist zu diffus.
Naja, bin nur ein saudummer Mediziner und daher kein Maßstab :D

@MB:

Also, jetzt wo du's erwähnst - ich auch nicht. Wieso mach ich das eigentlich? :hmm:
Vielleicht, damit sich gewisse Autoren entsprechend revanchieren und mal einen intensiven Blick auf meine neueste Geschichte werfen? :D
Kannst haben, kein Problem, wo ist die Keule ;)

bg, LE

 

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