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Alles wie immer?

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07.02.2004
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Alles wie immer?

Alles wie immer?

Da saß ich also im Wohnzimmer meiner Eltern. Einträchtig mit Mutter und Vater zum heiligen Abend. Wir hatten gerade gut gegessen, waren rund und zufrieden. Der Weihnachtsbaum leuchtete anmutig ... von draußen herein. „Ja, Kind, weißt Du, draußen kann er jetzt nadeln, wie er will. Und so ist doch auch schön, oder?“, sagte meine Mutter. Ich finde, daß er ausgesperrt wirkt, aber diesen Kommentar verkneife ich mir. Wir hörten die Weihnachtskassette, die wir, seit dem ich denken kann, immer hören. So weit, war alles noch normal.
Dann ging es los mit dem Geschenke auspacken. Mittlerweile ist es ja so, daß Eltern erwachsenen Kindern keine wirklich unabgesprochenen Geschenke mehr machen. Ist auch okay, damit erspart man sich immerhin ein gequältes „schön“, bei Geschenken, die ... na ja, Ihr wisst schon.
Trotzdem gibt es meistens ein paar überraschende Kleinigkeiten. Und ich muß zugeben, daß ich mich damit auch prima eingerichtet habe. Schließlich streut man ja vor Weihnachten strategisch ausgeklügelt, die ein oder andere Bemerkung ein, was gerade eben in der Stadt erblickt hat und was ja „ach so praktisch wäre“, „das könnte ich wirklich gut gebrauchen“, etc. pp.
Zurück zur Bescherung: Drei Geschenke konnte ich leicht identifizieren, weil ich sie ja schließlich mitausgesucht hatte. Also hielt ich mich an die zwei kleineren Geschenke, die ich nicht einordnen konnte. Der Spannungsbogen steigt... und dann das: Ich packte hocherfreut ein Glas Dill-Senf-Sauce und ein Glas getrocknete Tomaten aus!?????
„Kind, das kann man doch immer gebrauchen, oder?“
„Na klar, Mama. Ist super.“
So viel zu Überraschungen. Die sind auch nicht mehr das, was sie mal waren.
Nach der Geschenkeauspackerei wiederholte sich die Kassette zum 4. Mal und meine Eltern beschlossen etwas anderes aufzulegen. Okay.
Aber verbringt man dann den Heiligabend bei seinen Eltern tatsächlich mit einer Right Said Fred-CD? Ja, so war´s. Heiligabend mit Right Said Fred!
Ich ließ mich voll und ganz auf ein nettes Gespräch ein, um die Musik aus meinen Ohren zu verbannen. Meine Mutter erzählte mit eine aufregende Bratwurst-auf-dem-Weihnachtsmarkt-Geschichte. „Stell Dir vor, diese dröge Wurst sollte doch tatsächlich 3, 50 € kosten! Und der Mann hatte noch die Dreistigkeit...“ Na, Ihr kennt das ja, wenn Mütter aufregende Geschichten erzählen. Und dann?
Dann berichtete meine Mutter von dem Besuch bei einem Steakhaus, den sie sich nach dem blöden Bratwursterlebnis gegönnt hatten. Dort hatten meine Eltern gegessen und wollten gerade gehen. Meine Mutter wollte sich ihren Mantel anziehen, stand wohl noch am Mantelständer („heillos überlastet, Kind“), der dabei in Zeitlupe, aber letztendlich mit aller Gewalt umkippte. Er traf zielsicher eine Kellnerin, die natürlich mit einem vollen Tablett bewaffnet war. („Kind, wie peinlich, kannst Du Dir das vorstellen? Alles auf dem Boden!“)
Ich fand die Geschichte eigentlich ganz lustig, durfte aber nicht lachen, denn meine Eltern hatten sich in Sekundenschnelle in die Haare bekommen. Meine Mutter behauptete steif und fest, sie hätte den Ständer gar nicht berührt („das hätte ich doch wohl gemerkt, der hat einfach nur so´n Übergewicht gehabt“), während mein Vater sagte, „er habe doch genau gesehen, daß meine Mutter das Ding umgerissen hat“!
Als Kind am Heiligabend achtete ich in der Situation peinlich genau darauf, keinerlei Position zu beziehen. Um die Situation zu retten, wollte ich mit einer kleinen Aktion ablenken. Also, stiefelte ich schnell in die Küche und machte mich daran, mit der super exklusiven Maschine meiner Eltern einen Kaffee zu kochen. Dieses Teufelswerk an Maschine arbeitet mit hochmoderner Elektronik, mahlt die Bohnen frisch und produziert im Normalfall wirklich leckeren Kaffee. Als ich das Wasser eingegossen und alles vorbereitet hatte, setzte ich per Knopfdruck alles in Gang und im Nu hatte ich eine größere Katastrophe ausgelöst, als die, die sich mittlerweile im Wohnzimmer vollzog. Das Wasser lief an allen Stellen aus der Maschine, wo es normalerweise nicht hingehörte und überflutete in diesem Teil der Küche den frisch gelegten Parkettboden. Zu allem Überfluss griff ich in Panik an die Maschine und zog alle nicht fest verankerten Teile, die ich finden konnte, heraus. Dabei warf ich den Kaffeesatzbehälter ungeschickterweise um, der sich neben dem Wasser prima auf dem Boden und dem Katzenfutter verteilte. Der Katzennapf steht unterhalb der Maschine auf dem Boden und sah nun ziemlich ungenießbar aus. Zu allem Unglück hatte sich die Katze natürlich in dem Moment entschlossen zu fressen, als ich mit der Kaffeekochaktion begonnen hatte. Die Katze wurde von dem hervorschießenden Wasser getroffen, quiekte beleidigt auf und stürmte in Panik aus der Küche ins Wohnzimmer, wo meine Eltern ihren Streit kurzfristig unterbrachen um zu sehen, was denn „zur Hölle!“ in der Küche los war. Ich stand vor der Bescherung, wie ein begossener Pudel und dann vollzog sich in nur einer Sekunde das Wunder der überraschenden Koalition der Eltern gegenüber dem verdorbenen Gör, das nur Chaos fabriziert. Mein Fluchtinstinkt war groß, aber meine Eltern einfach zu zweit....

Immerhin, wisst Ihr das ich noch lebe:)

 

Habs gelesen, wollte was zu schreiben geht nicht. Bion mir sicher, mehrere haben es gelesen, aber was soll man schreiben, die werden alle das gleiche Problem haben. Kuddelmuddel. Steakhouse ist natürlich teuer und toll und ... und die Art, wie heute geschenkt wird ...und eine Katze, deren Fell verbrannt wird und die Info, dass du das alles überlebt hast. Den Sinn zieht es daraus, dass es sich um Weihnachten handelt - sah extra nach, ob es nicht unter Humor steht. Das Komische daran, ich dachte die ganze Zeit, alles, was du erzählst, ist dir so auch widerfahren. Fürs Leben viel, für eine Geschichte wenig. Aber ich kann hierzu nichts sagen. Vielleicht nehme ich den Mut, dir solches zu schreiben, nur daher, da ich sehe, dass es dein erster Beitrag ist.

 

Huhu Smalltalker!
Die Geschichte ist mir tatsächlich genau so passiert. Ist mehr eine Anekdote, ich weiß. Andere Geschichten mit anderem Stil folgen eh in anderer Form, aber trotzdem danke für Kritik!
LG

 

Danke für Reaktion, und mit Vorfreude auf weitere Geschichten grüßt ganz lieb smally.

 

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