Was ist neu

Angélique

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01.09.2005
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Angélique

Karaffenparty. Unsichere Schritte, Übelkeit und Rachegedanken. Kim hatte nicht bei Thomas und ihrer Mutter schlafen wollen, aber der Haustürschlüssel hing noch immer an ihrem Bund. Als die anderen die nächste Runde bestellten, war sie gegangen.
Eigentlich hatte sie die Nacht bei Kristin verbringen wollen. Die hatte einen guten Job bei Tegtmeier und eine eigene Wohnung, keine Fünfer-WG mit Nachtspeicher wie Kim in Hamburg. Aber Kristin hatte weitertrinken wollen, deshalb schlich Kim nun ins Elternhaus wie früher, hatte Angst, Thomas könnte auf sie warten, um zu fragen, mit wem sie wo gewesen war und ob sie Hasch geraucht hatte.


„Du machst Abi mit eins irgendwas und siehst auch ein bisschen nach was aus“, hatte er früher oft zu ihr gesagt. „Bei Tegtmeier würdest du so einen Job kriegen.“ Bei so schnippste er immer mit den Fingern. „Aber nicht, wie du rumläufst.“
Als sie sich heimlich den Misfits-Schädel auf die Schulter tätowieren ließ und nach dem Duschen mal vergaß ihn zuzudecken, gab Thomas ihr einen Stoß mit der Handfläche gegen das Sonnengeflecht. Er war stolz auf seinen braunen Gürtel, fast schwarz also. Er machte Sowieso-Karate, es interessierte sie nicht. Sie wollte hyperventilieren und kotzen, aber beides ging nicht, weil der Stoß alles in ihr blockierte.
Hinterher entschuldigte Thomas sich, bestand aber auch darauf, sie nicht geschlagen zu haben. Ihre Mutter glaubte ihm. „Er wollte dich nur zur Rede stellen und hat dich dabei aus Versehen zu fest gehalten“, sagte sie. Sie strich sich über die eigene Schulter und sah dabei Kims an. „Das ist aber auch … ein hässliches Ding.“
Thomas hatte sie immer dann aus Versehen zu festgehalten, wenn sie allein waren. Ihre Mutter sagte immer, sie übertreibt. Kim liebte sie trotzdem, aber warum ihre Mutter Thomas liebte, wusste sie nicht.
Thomas liebte was kroch und krabbelte, biss und stach. Im Keller hatte er einen Raum mit Terrarien eingerichtet. Er nannte es seine Schatzkammer. Glaskästen an der Wand statt Kisten voller Gold. Als Kind hielt Kim es kaum aus, allein runter zu gehen, um ein Eis aus der Truhe zu holen. Sie verzichtete oft darauf, selbst wenn sie sich nach dem Essen eines nehmen durfte.
Thomas hatte die Schatzkammer ausgerechnet in dem Raum eingerichtet, der wie kein zweiter im Haus ihrem Vater gehört hatte. Als C-Jungendtrainer hatte er den „Kram“ darin aufbewahrt, die Netze, die Bälle, die Stollenschuhe für die Kinder, die erst mal ein Probetraining machen wollten. Nach dem Unfall hatte ihre Mutter alles zurück an den Verein gegeben.
Den Raum hatte Thomas sich einfach genommen. Das behauptete ihre Mutter immer. „Und ich dachte, letzten Endes ist es nur ein Raum, Papa hätte das nicht schlimm gefunden.“ Sie strich Kim über den Kopf. „Findest du nicht?“
Fand sie nicht.

Mit fünfzehn hatte sie in der Küche ein Glas Wasser aus der Leitung getrunken. Kleine Nadeln wanderten unten über ihre nackten Füße. Zuerst dachte sie, es wäre nur das Kribbeln, das sie sich manchmal einbildete, im Wissen darüber, was im Keller wohnte. Doch es hörte nicht auf.
Sie sah nach unten und schrie. Das Glas fiel ihr aus der Hand in die Spüle. Sie trat ins Nichts, einfach weit weg mit dem Ding. Durch die Luft flog ein Tausendfüßler, lang und dick wie ein Stück Darm. Er klatsche an den Kühlschrank, fiel zu Boden und suchte wild nach einer dunklen Ecke, in die er sich verkriechen konnte.
Thomas kam rein und fing den Ausreißer mit einer Grillzange. Kim schimpfte, er solle besser auf seine scheiß Viecher aufpassen, der scheiß Riesenwurm sei ihr über die Füße gekrabbelt. Thomas lachte.
„Du Arschloch!“, schrie Kim.
Danach hielt er sie sehr fest. Als sie auf dem Küchenboden lag und nach Luft schnappte, die Knie angezogen und die Arme darum geschlungen, trat er ihr in den Rücken. Dabei zerquetschte er aus Versehen den Tausenfüßler mit der Zange und fluchte den Rest des Tages, was für eine selbstsüchtige Kuh sie sei.
Später entschuldigte er sich. Ihre Mutter fragte, ob alles wieder okay sei. Kim nickte.
In ihrem Zimmer weinte sie in der Nacht, das Bild ihres Vaters an die Brust gepresst, sie auf seinen Schultern mit einem Eis in der Hand. Es war im Heide Park, hinter ihnen die große Holz-Achterbahn. Auf den Auslöser gedrückt hatte ihre Mutter, vier Monate, bevor Nieselregen bei null Grad auf der Kreisstraße gefror und ihr Vater vor einen Baum knallte. Kim wusste, er hatte schnell nach Hause gewollt, weil sie mit Magen-Darm im Bett lag. Er hatte sie trösten wollen. Sie hatte geweint am Telefon, denn sie hatte nichts mehr in sich gehabt und musste trotzdem noch kotzen. Hätte sie sich zusammengerissen, wäre er noch am Leben. Sie war eine selbstsüchtige Kuh, und zur Strafe hatte das Universum ihr Thomas geschickt.


Jetzt stand sie vor der Treppe nach unten. Von hier oben konnte sie die Tür zur Schatzkammer sehen. Ob Angélique noch lebte? Bis zu 20 Jahre alt könnte sie werden und eine Beinspannweite von 30 Zentimetern erreichen.


„Das ist so“, hatte Thomas ihr damals erklärt und die Hände so weit auseinandergehalten, das ein Fußball dazwischen Platz gehabt hätte. Kim war elf gewesen. Thomas lebte noch nicht lange bei ihnen. „Es sind Lebewesen“, hatte er gesagt. „Eigentlich ist sie doch richtig schön, oder?“
Er hatte sie Angélique genannt, „weil sie Französin ist“. Aus Französisch-Guyana. „Weißt du, wo das ist?“
In Frankreich, hatte Kim damals angenommen. Thomas wollte ihr Angélique in die Hand geben. „Danach fürchtest du dich nie wieder.“
Kim wollte nicht. Angélique war selbst noch klein, aber sie war schon größer als ihre Hand.
Auf ihrem Rücken verhakte Kim die Finger ineinander. Als Thomas einen Arm packte und mit immer mehr Kraft nach vorne zog, fing sie an zu weinen. Ihre Mutter hörte sie oben und fragte, was los sei.
„Alles gut!“, erwiderte Thomas. Er setzte Angélique behutsam zurück in ihren Glaskasten. Schnell verzog sie sich in den ausgehöhlten Ast darin.
Bitterkeit und Enttäuschung lagen in Thomas' Blick, als er sich wieder zum Kim umdrehte. „Dir ist nicht zu helfen“, sagte er.


Sie ging die Treppe hinunter, zum ersten Mal seit acht Jahren, seit sie ausgezogen war. Jeder Schritt auf jeder Stufe stellte das Rädchen an der Zeitmaschine ein kleines bisschen weiter zurück. Das Kribbeln auf der Haut war wieder da, lauter alte Freunde traf sie heute Nacht.


Wegen Französisch-Guyana nannte Thomas sie auch seine Grande Dame. Einmal träumte Kim davon, in dem hohlen Ast von ihren Kindern gefressen zu werden.
Im Holz spann Angélique ihren Kokon und legte ihre Brut darin ab. Thomas hatte ihrer Mutter davon vorgeschwärmt. „Die Eier müssen es dunkel und warm haben.“
Was schlüpfte, verkaufte er. Das brachte „ganz gut was nebenbei“. Jede neue Generation machte Thomas stolz, als wäre er selbst Vater geworden.
Er erzählte auch gern, wenn andere Sammler Angélique lobten. Zum Beispiel, weil sie groß und kräftig genug war, lebende Mäuse zu verschlingen, und zwar nicht nur die blinden Babys, die sich nicht wehren konnten. Mutter mochte nicht, wie Thomas über Angélique sprach. Kim sah es in ihren Augen.


Der Lichtschalter rechts. Kim drückte darauf.
„Oh Gott.“
Thomas hatte Schätze gesammelt wie ein gieriger Pirat. Kein Stück Wand lag mehr hinter den Terrarien frei. Die meisten Bewohner hatten sich in ihre Bauten zurückgezogen. Ein Tausendfüßler, noch länger und dicker als der, der ihr damals über den Fuß gekrabbelt war, tastete sein Gefängnis mit den Fühlern ab.
An der Wand direkt geradeaus, auf dem Regal in der Mitte, stand das Kronjuwel. Kim ging darauf zu und vergaß die kleinen Monster um sich herum. Es gab nur sie beide.
Angélique hatte sich in ihren Ast verkrochen. In der Ecke lag ein kleines Männchen auf dem Rücken, mit angezogenen Beinen. Ficken war gefährlich in Angéliques Welt. Thomas machte mit ihr also immer noch ganz gut was nebenbei.
„Groß sind wir beide geworden, du Schlampe.“
Ein Bein ragte aus dem Ast hervor. Angélique hatte die Höchstmarke erreicht. Vielleicht war sie sogar schon darüber hinaus.
Das Bein zuckte wie bei einem träumenden Hund. Kim erschrak.
„Er muss so stolz auf dich sein.“
Und es wird ihm das Herz brechen, wenn du weg bist. Weg wie ihr Vater. Morgens hier, abends Matsch.
Kim ballte die Hände zu Fäusten. Versuchte sich zu erinnern, wie oft Thomas sie aus Versehen festgehalten hatte. Im Festzelt war ihr die Idee gekommen, den ganzen scheiß Kasten in die Weser zu schmeißen. Hatte man Hexen nicht auch manchmal ersäuft?
Hass legte sich wie ein warmer Mantel um ihre kalte Angst. Sie nahm das Terrarium vom Regal. Fast hätte sie es fallen lassen. Das Bein zuckte wieder, so nah vor ihrem Gesicht.
„Bonjour“, sagte Kim. Nur ein Wort, aber sie hörte ihre Stimme zittern.

Der Kofferraumdeckel quietschte wie die Türen eines Hauses, das lange leer gestanden hatte.
„Scheiße.“
Sie hatte das Festival vergessen. Schlafsäcke verstopften den Corsa hinten, Paletten mit leeren Dosen Bier und Spirelli in Arrabbiata. Angélique musste auf den Beifahrersitz. Wenn sie schon nicht in den Kofferraum passte, wollte Kim sie wenigstens jederzeit sehen können.

Der Weg zur Weser führte über die Felder zwischen den Dörfern. Niemand kam ihr entgegen, niemand fuhr hinter ihr. Die Wahrscheinlichkeit, von der Polizei angehalten zu werden, lag bei fast null. Für Trinker einer der Vorteile des Landlebens.
Bis zur nächsten Straßenlaterne waren es ein paar Kilometer. Das Niemandsland hatte sie jetzt. Die zugewucherten Wiesen gehörten Füchsen, Hasen, gelegentlich einem Hund, wenn Herrchen Bock hatte, zum Spaziergang so weit rauszufahren.
Sie fragte sich, ob Angélique einen Hasen fressen könnte. Einen kleinen vielleicht. Trotzdem wäre es genauso ein Todesurteil gewesen wie die Weser, sie einfach hier rauszuschmeißen. Wenn der Fuchs sie nicht geholt hätte oder irgendein Wildschwein, dann in zwei Monaten der Herbst. Ihre Art brauchte 40 Grad bei 100 Prozent Luftfeuchtigkeit. Die Hölle würde ihr gefallen.
Kim stieß auf. Die Magensäure brannte und schmeckte nach Bacardi-Cola. Sie sah zur Decke des Wagens und lachte über den widerlichen Geschmack. Die Strecke war kurvig. Immer mal wieder steckte am Straßenrand ein Kreuz in der Erde.
Kim sah wieder geradeaus. „Oh!“
Sie riss das Lenkrad scharf nach rechts. Mit achtzig Sachen schoss der Wagen über den Rand einer steilen Böschung hinaus. Sie hatte dem Hasen ausweichen wollen, aber sie spürte, wie die linke Front des Corsa ihn noch erwischte.
Eine Sekunde der Schwerelosigkeit. Dann ging es mit der Motorhaube voraus nach unten. Der Aufprall stauchte das Auto zusammen. Kim spürte ihre Kniescheiben zerspringen. Bevor sie schreien konnte, knockte der Ruck nach vorne sie aus. So bekam sie nicht mehr mit, wie das Auto auf die Fahrertür fiel und ihr dabei die linke Schulter aus dem Gelenk riss.

Es wurde hell. Kurz glaubte sie, gerade aus einem Traum erwacht zu sein. Sie lag mit angewinkelten Beinen auf der Seite wie immer.
Aber warum stank das Bett nach Benzin? Sie machte die Augen auf. Ihre Kehle war trocken, der Gaumen klebrig. Mit der Zungenspitze fuhr sie ihre Zähne ab und bemerkte vorne zwei Lücken.
„Hilfe.“ Es war leise und klang komisch wegen der fehlenden Zähne.
Ihre Beine. Gott im Himmel, ihre Beine! Jemand schien ein glühendes Messer in ihren Nacken zu stecken, als sie runterblickte. Sie konnte ihre Waden nicht sehen. Der Unfall hatte den Fußraum zusammengedrückt wie eine Dose. Was sie sah, waren Glassplitter und ein hohler Ast, der neben ihrem Schoß auf der Fahrertür lag.
Ihr rechter Arm hatte den Aufprall heil überstanden. Kims zitternde Finger gingen zum Holz. Sie sah dabei zu, als gehörte die Hand jemand anderem. Was auch immer in ihr diese Hand lenkte, wollte Gewissheit haben. Das Bein ragte nicht mehr aus der Behausung hervor und die Glassplitter überall gehörten nicht nur zur Windschutzscheibe.
Sie drehte den Ast, sodass sie hineinsehen konnte. Nicht nur das. Sie konnte einfach hindurchsehen.
Kim riss den Kopf hoch und zur Seite. Ignorierte das Messer in ihrem Nacken und die überdehnten Sehnen in ihrem Hals. Der Beifahrersitz war leer, ebenso wie die Armaturen.
Wo war sie?
Der Körper hatte den Notstrom angeworfen. Sie holte ein paar Mal Luft, dann gelang ihr ein Schrei.
Alles still. Sie erinnerte sich an einen Zeitungsartikel, den ihre Mutter warnend vorgelesen hatte, einige Jahre, bevor Kim den Führerschein machte. Ein Mann hatte auf dieser Strecke einen ganz ähnlichen Unfall gehabt, die Böschung runter. Ein Lastwagenfahrer, der einen Stau umfahren wollte, hatte den Wagen zufällig entdeckt, weil er pinkeln musste. „Das war Glück“, hatte die Zeitung einen Polizisten zitiert. „Hier ist so wenig los und von der Straße aus sieht man das Auto nicht da unten in den Büschen liegen. Das hätte auch eine Woche dauern können, bis es einem auffällt.“
Eine Woche. Die Schmerzen und der Durst würden sie in ein paar Stunden töten. Eigentlich hoffte sie das sogar, denn alles tat so unfassbar weh.
Ihr Handy! Es hätte sonstwo liegen können, wo sie nicht drankam, aber da war es, im Fußraum des Beifahrersitzes. Auch der war eingedrückt, der Weg hinein glich einem zusammengestürzten Höhleneingang. Auf der Schwelle dieses Eingangs lag das Telefon.
Kim streckte die Hand danach aus. So ungefähr musste es sich anfühlen, wenn Parkinson oder irgendein anderer fieser Mist einem den Körper nahm. Eine selbstverständliche Bewegung war plötzlich ein Kraftakt, eine Herausforderung, ein Kampf gegen die eigenen, ungehorsamen Muskeln. Wie sehr sie sich auch unter Schmerzen reckte, eine letzte Lücke zwischen ihren Fingern und dem Telefon blieb. Diese Lücke hatte den Durchmesser eines Zwei-Euro-Stücks.
Auch der Gurt hielt sie zurück. Zuerst hatte sie mit ihrem ausgekugelten Arm versucht, ihn zu öffnen, aber in ihrer Schulter rieb dabei etwas aneinander, das es eigentlich nicht tun sollte. Sie versuchte es mit dem rechten Arm, das einzige an ihr, was noch halbwegs zu funktionieren schien. Die Halterung des Gurts klemmte. Sie war an den Sitz gefesselt.
„Hilfe.“
Elend und leise. Kim saugte Spucke aus den Mundwinkeln zusammen, bis sie eine kleine Pfütze zum Schlucken auf der Zunge hatte. Mit dem geölten Hals versuchte sie es noch einmal.
„Hilfe!“
Ein paar frühe Vögel antworteten. Es klang, als würden sie sich über sie lustig machen.

Aber jemand hatte sie gehört. Auf seine Art. Ihre Art. Hatte die Erschütterungen in der Luft wahrgenommen mit den Haaren an den Beinen.
Rechts von Kim bewegte sich etwas. In dieser neuen, auf den Kopf gestellten Welt: Über ihr. So weit es ging, also nicht sehr weit, drehte sie den Kopf. Eine Hand griff von hinten um den Beifahrersitz, als wäre jemand hinten im Auto. Drei Finger legten sich langsam auf den Stoff. Lange, dünne Finger. Haarige Finger. Braun und grau.
„Lass mich in Ruhe.“ Kim flüsterte. „Ich hab dir nichts getan.“
Haha! Du wolltest sie ersäufen und sie weiß es!
Langsam zog Angélique ihren gewaltigen Körper in Sicht. Kims Atem ging schneller. Die Grande Dame hatte einen Hinterleib so groß wie eine Ratte. Sie stellte die vorderen Beine auf. Sieh mich an.
„Verschwinde!“
Die Beine senkten sich wieder. Kim spürte den Blick auf sich. Acht Augen.
„Geh weg, hab ich gesagt!“
Angélique wanderte die Rückenlehne herab. Langsam, als wäre sie selbst benommen vom Sturz. In der Breite reichten ihre Beine fast von einem Ende der Lehne zum anderen. Kim hätte den Arm ausstrecken und sie berühren können. Lieber hätte sie sich die Hand mit einer Laubsäge abgeschnitten.
Ihr Atem war jetzt fast ein Hecheln. Das Herz raste im selben Rhythmus. Kim wartete auf einen Angriff, aber Angélique ruhte, als wüsste sie, dass sie Zeit hatten.
Kims Kreislauf kapitulierte vor der Panik. Schwarze Punkte vermehrten sich und verengten ihre Welt zu einem Tunnel. Es war schrecklich und schön zugleich, das Bewusstsein zu verlieren.

Als sie die Lider wieder öffnete, war es Tag. Sie wusste nicht, welcher. Ihre Beine fühlten sich an, als hätte sie einen Sprung aus dem fünften Stock überlebt. Sie streckte sich noch einmal nach dem Telefon. So weit weg. Als läge es auf einem anderen Kontinent.
Etwas bewegte sich draußen. Ein Berner Sennenhund stand im Gras und sah sie fragend an. Jemand pfiff. Der Hund drehte den Kopf nach rechts. Kim streckte die Hand nach ihm aus. Sie wollte etwas sagen, aber sie musste schlucken wegen ihres kratzenden Halses.
Wieder ein Pfeifen. Eine Stimme rief den Namen des Hundes, so weit weg, dass sie ihn nicht verstand. Der Hund sah wieder zu ihr, quittierte ihr Röcheln mit einem leisen, fragenden Bellen. Sorry, schien das zu bedeuten. Ich muss los. Kim sah ihm weinend hinterher.


Als Angélique noch klein gewesen war, hatte sie Babymäuse gefressen, zitterndes rosa Fleisch auf Thomas' Handflächen. Als eine davon sich umdrehte, erkannte Kim die eigenen Gesichtszüge in dem des Nagetieres.


Das war ein Traum oder eine Halluzination vom Durst. Die wache und reale Welt und die andere, die mit den Babymäusen, die aussahen wie sie, waren zunehmend schwerer voneinander zu unterscheiden. Es war hell und heiß und ab und zu hörte sie ein Auto oben auf der Straße. Eines hielt an und eine Tür wurde zugeschlagen. Jemand fragte, ob alles in Ordnung sei und sie war gerettet.

Doch dann machte sie die Augen auf.

Sie erwachte in einem Traum. Es war dunkel und ihr Mund war voll.
Du bist wach.
Die Ohnmacht hatte sie geholt, stundenlang. Das hier war kein Traum.
Sie bewegte die Zunge. Schwerfällig kreiste sie umher und rührte durch kleine Kugeln, die in etwas steckten, das sich wie Zuckerwatte anfühlte. So klebrig.
Kim biss zu. Die kleinen Kugeln platzten. Sie drehte den Kopf, damit der Saft ihr aus dem Mund lief und nicht den Hals hinab.
Warte!
Zumindest ein Teil war Wasser. Sie atmete zweimal tief durch die Nase ein und dann, auf drei, schluckte sie. Der Brechreiz schnürte ihr den Hals zu, aber es kam nur wenig. Vielleicht würde sie kotzen, wenn sie weggetreten war und dann daran ersticken.

Augen auf. Grünes Gras hinter der gesplitterten Windschutzscheibe. Sie konnte es sehen, also war es hell. Sie lebte. Und stöhnte.
Die Kopfschmerzen hatte sie zuerst noch ignoriert. Neben dem, was in ihren Knien und ihrer Schulter los war, fielen sie nicht weiter ins Gewicht. Jetzt fühlte es sich an, als würde ihr Gehirn da oben drin anschwellen. Es war wie ein Fernseher, den jemand jedes Mal, wenn sie aufwachte, ein bisschen lauter gedreht hatte.
Inzwischen musste sie die ersten Risse im Schädel haben, wie ein Damm kurz vor dem Bruch. Sie stellte sich vor, wie ihre Augen platzten und wie angenehm es wäre, wenn der Druck auf diese Weise entweichen könnte.
Ein Fauchen rechts von ihr. Angélique saß über dem Handschuhfach. Wieder stellte sie die Vorderbeine auf. Diesmal war es mehr als eine Drohung.
Was hast du getan?
Kim spuckte. Der Schleim in ihrem Mund war zu kleinen, harten Krümeln getrocknet.
„Fick dich.“ Sie hörte die Worte in ihrem Kopf, aber was aus ihrem Mund kam, klang ganz anders.
Die Haare! Sie hatte die Haare vergessen!

Thomas hatte es ihr erklärt damals, ihre Abscheu für Faszination gehalten. Wenn sie sauer ist, schießt sie mit ihren Haaren wie mit Pfeilen. Giftige Pfeile. Es fühlt sich an wie Pferdefliegen, aber schlimmer.
Einer der Pfeile traf sie ins Kinn, einer in die Wange und einer ins linke Auge. Jetzt fühlte es sich an, als würde es tatsächlich aufgehen wie ein Ballon, aber es wollte und wollte nicht platzen. Kim öffnete den Mund für das bisschen Schrei, zu dem sie noch fähig war.
Angélique fiel. Kim schrie und hob den Arm, aber ihr ausgezehrter Körper bewegte sich wie in Zeitlupe. Angéliques Hinterleib landete in ihrem Mund. Weil Kim versuchte, ihn noch rechtzeitig zu schließen, biss sie unwillentlich zu. Gleichzeitig bekam sie Angélique mit der rechten Hand zu fassen.
Die Zähne der Grand Dame bohrten sich in ihren Finger, wie mit Säbeln hackte sie darauf ein.
Keine Zähne, hatte Thomas ihr früher erklärt. Cheliceren nennt man die. Kannst du das sagen, Cheliceren?
Anstatt sich Angélique aus dem Gesicht zu reißen, biss Kim zurück. Der Instinkt, dem sie damit folgte, hatte leichtes Spiel bei der Übernahme ihres geschwollenen Hirns.
Angéliques drahtige Haare stachen in das wunde Fleisch ihrer Zahnlücken. Ihr Kiefer zermalmte, was er zu packen bekommen hatte. Die ergrauten Beine zappelten.

Irgendwann zuckte Angélique nur noch. Ihre Innereien legten sich warm auf Kims Zunge. Ein letztes Bein wollte nicht aufhören, nach ihr zu treten – Lass mich los! – aber schließlich bewegte sich auch das nicht mehr.
Willkommen zu Hause, dachte Kim.
Willkommen zu Hause.

Sie spuckte ihre Beute aus. Die Grande Dame fiel durch das gesplitterte Fenster ins Gras. Kim schrie. Nicht vor Schmerzen diesmal, nicht vor Angst. Es klang nicht menschlich, aber es klang gut.
Sie hätte jetzt sterben können.
Nein.
Sie wollte die Hand wieder nach dem Telefon ausstrecken. Es war ein halbherziger Versuch, die Enttäuschung bereits mit eingeplant. Dann zuckte eine Idee durch ihr Dammbruch-Hirn wie ein Stromstoß.
Kim packte Angélique am zerquetschten Unterleib. Als sie sie anhob, kreuzte ihr Blick das tote Starren von acht Augen. Kurz fürchtete sie, ein Funken Hass könnte das Leben in diesen Augen wieder entzünden. Doch nichts geschah. Kim spuckte Angélique blutig braunen Schmand ins Gesicht.

Es klappte. Die Grande Dame überbrückte das Stück, das gefehlt hatte. Kim wimmerte vor Erregung. Hoffnung. Langsam zog sie das Monster ihrer Kindheit wieder zu sich. Nichts. Das Telefon blieb, wo es war.
„Es muss gehen. Bitte.“
Beim zweiten Mal machten Angéliques Zähne – ihre gottverdammten Cheliceren! – leise tack, als sie an der Längsseite des Handys hängenbleiben. Kims Atem ging schneller. Ihr Arm zitterte.
„Wag es nicht“, herrschte sie ihn an. „Wag es ja nicht.“
Sie zog. Die winzigen Enterhaken, die sie nach dem Telefon geworfen hatte, hielten. Das Telefon rutschte aus dem Fußraum und fiel durch das kaputte Fenster ins Gras neben Kims Gesicht. Ihr Schreien ging in ein Lachen über, das Lachen in ein Weinen. Schließlich alles gleichzeitig.

Sie nahm das Handy und wählte den Notruf. Ihre Kehle war trocken und ihre Lippen geschwollen, ihr Mund eine Wunde. Irgendwann hatte die Frau am anderen Ende die notwendigen Worte trotzdem verstanden. Kreisstraße, Kurve, Böschung. Unfall.
„Bleiben Sie dran, sprechen Sie mit mir“, sagte die Frau.
Kim nickte. Gib ihr noch Handzeichen, du hohle Nuss.
Sie kamen, um sie zu holen, „aber es dauert einen Moment“, sagte die Frau. „Sie sind allein im Auto?“
Kim musste kurz darüber nachdenken. „Jetzt ja.“
„Ja?“
„Ja.“


Die Schulter würde noch eine Weile schmerzen, aber dann, irgendwann, wäre sie wie neu, sagte der Chirurg. Die Knie, leider, das war was anderes. Was ganz anderes. Kim hörte Stolz heraus, als er erklärte, er habe keinen ihrer Unterschenkel abnehmen müssen.
„Aber Sie werden Krücken brauchen. Möglicherweise für immer. Die Knie ...“ Es folgte ein Schwall medizinischer Fachbegriffe, und irgendwo zwischendrin sagte er „völlig zerstört“.
Scheiß auf die Knie. Scheiß auf das Auge, das nur noch hell und dunkel voneinander unterscheiden konnte. Kim lächelte, weil sie lebte.
Nein, nicht deshalb. Weil sie es nicht tat.
Ihre Hand ging zum Bauch. Ein kurzer Krampf.
„Alles in Ordnung?“, fragte der Chirurg.
„Ein bisschen Bauchschmerzen“, flüsterte Kim.
„Ich hole eine Schwester.“
„Nein, es geht schon.“
Blödsinn.
Es fühlte sich an, als würde ein Seeigel durch ihre Harnröhre kriechen.
„Aua, scheiße!“
Der Chirurg machte einen Satz von der Bettkante, auf der er gesessen hatte. „Was haben Sie denn?“
„Mein Bauch!“
Zwischen den Beinen wurde es warm, als pinkelte sie sich ein. Der Chirurg zog das Laken von ihr runter. Sie besudelte das Weiß ihres Krankenhaushemdes, doch der Fleck im Stoff über ihrer Vagina war nicht gelb, sondern rot.
„Was ist das?“ Kim griff ihr Hemd, aber der Chirurg hob die Hand.
„Warten Sie!“ Kim fühlte ihn, als er sie spreizte. Der Schreck in seinem Blick wechselte zur Neugier eines Forschers.
„Was?“, fragte Kim. Die Krämpfe ließen nach, als wäre sie auf dem Klo gewesen. „Was ist da?“
Die Netzfäden zogen sich an den Fingern des Chirurgen hinab. Vier haselnussgroße Eier lagen auf seiner Handfläche. Aus einem zappelte ein kleines Beinchen.


„Schatz?“
Mutter, Mutter, Mutter. Sie sah ihre Mutter, sie war selbst keine.
„Ich wollte dich nicht wecken. Alles in Ordnung?“
Kim rieb sich den Traum aus den Augen. „Nein.“
„Das wäre es dann erst mal.“ Das sagte der Chirurg, der ihr eben noch Geburtshilfe geleistet hatte. Er stand in der Tür. Draußen auf dem Flur huschte ein Pfleger vorbei. „Bei Fragen wissen Sie ja jetzt, wie Sie mich erreichen.“
Ihre Mutter bedankte sich.
„Hast du geträumt?“, fragte sie, als der Chirurg die Tür hinter sich geschlossen hatte. „Du hast ganz unruhig geatmet.“
Kim nickte.
„Vom Unfall?“, fragte ihre Mutter.
Sie nickte wieder.
„Du bist jetzt hier. Es sind nur Träume.“
Am Fußende des Bettes stand Thomas. Kim sah ihn nicht an.
„Hattest du getrunken?“, fragte er.
„Thomas, bitte.“ Ihre Mutter drehte sich zu ihm um. „Das ist doch jetzt nicht wichtig.“
Er zuckte die Schultern. „Ich meine ja nur. Wenn Sie Blut genommen haben, ist der Führerschein weg.“
„Du könntest dich auch einfach freuen, dass ich noch lebe“, sagte Kim.
„Tue ich ja.“
Kim wollte antworten, aber ihr Hals war rau. Sie nahm den Plastikbecher mit Pfefferminztee auf dem Nachttisch. Leer.
„Ich hole dir einen neuen“, sagte ihre Mutter und ging mit dem Becher nach draußen.
Thomas´ Hände krallten sich fester um das Bettgestell. Die Knöchel seiner Fäuste waren weiß.
„Was hast du gemacht?“
Wie im Auto schmierte Kim ihren Hals mit Spucke. Trotzdem war ihre Erwiderung kaum zu hören. „Was meinst du?“
„Tu bloß nicht so blöd. Was hast du mit ihr gemacht?“
„Ich weiß nicht, was du meinst.“
Er nickte. „Klar.“ Er schlug auf das Bettgestell. Auf dem Weg nach draußen stieß er fast mit ihrer Mutter zusammen. Tee schwappte über den Becherrand.
„Mist!“ Ihre Mutter zog ein Taschentuch aus der Hose. „Gehst du raus?“, fragte sie Thomas.
„Ich warte im Auto.“
„Ich bleibe aber noch hier.“
„Schön.“
Kim stützte sich auf die Ellbogen. Die linke Schulter war absolut nicht damit einverstanden.
„Thomas?“, sagte sie.
Er sah sie an.
„Sie war schwanger.“
Ihre Mutter sah zwischen ihnen beiden hin und her. „Bitte?“
Bevor Thomas ging, nahmen seine Augen einen glasigen Schimmer an.
Ihre Mutter setzte sich wieder ans Bett und gab ihr den Tee. „Was hast du gesagt?“
Kim ließ den Kopf wieder ins Kissen sinken. „Sie war schwanger“, sagte sie und sah kurz zur Decke. Dann nahm sie einen Schluck Tee. Lecker.
Arschloch.
Doch die Träume blieben und ihr Name blieb, wie Krücken, falsche Zähne und ein fast blindes Auge: Angélique.

 

Hallo Proof,

also das geht ja mal gar nicht, dass zu dieser irre spannenden Geschichte noch niemand einen Kommentar hinterlassen hat. Auch wenn die Story etwas länger ist, so ist es doch kein Grund, denn sie ist echt lesenswert. Zumindestens für mich. Aber das ist auch zugleich die Crux an der Sache, denn ausgerechnet ich bin überhaupt keine Stammleserin in Sachen Horror. Insoweit ist mein Eindruck in garantiert vielerlei Hinsicht recht dilettantisch und ich kann nur einfach für dich hoffen, dass sich noch wer in den nächsten Tagen findet, der auch wirklich Ahnung von diesem Genre hat.

Nun denn, solange gibt dann eben mich.

Bei dem Titel hast du mich erwischt, weil ich früher als Heranwachsende ein paar dieser Angelique-Bücher aus der Bücherhalle ausgeliehen hatte, sie verschlang, weil gerade diese Mischung aus Frauenschicksal, amouröse Verstrickungen und der Hof Ludwigs des IV. mich in den Bann schlugen und irgendwie passten, zumal ich damals alles andere als eine kritische bewusste Leserin war. Heute kann ich nur drüber lächeln und so war ich gespannt, was du jetzt daraus in Form einer Horrorgeschichte gemacht haben könntest. DAS war also der Grund für mein Anklicken und dann hast du mich mit dieser Geschichte in den Bann gezogen.

Ich gestehe, dass ich teils echte Probleme hatte, weiterzulesen, weil du da Stellen in deiner Geschichte hast, da gehen mir die Haare zu Berge und es kostete auch Überwindung, weil dieses Viech so irre eklig und furchteinflössend plastisch vor meinen Augen war.

Ich bin, dies vielleicht noch vorweg, keine Spinnenängstliche, aber ich liebe sie aber einer bestimmten Größe nicht in meiner Nähe und aber einer weniger bestimmten Größe nicht im Rücken. Und anfassen würde ich sie in diesem Leben auch nicht.

Vielleicht bin ich auf diese Weise sogar das richtige Leserpublikum für dich?

Zum Text:

Karaffenparty. Unsichere Schritte, Übelkeit und Rachegedanken. Kim hatte nicht bei Thomas und ihrer Mutter schlafen wollen, aber der Haustürschlüssel hing noch immer an ihrem Bund und als Christin und die anderen die nächste Runde bestellten, obwohl Mark sich draußen schon auf die Schuhe gepinkelt hatte, war sie gegangen.

Der Einstieg erscheint mir nicht optimal und zwar deswegen, weil ich eine ganze Weile gerätselt habe, wer Thomas ist. Ihr Bruder? Der Typ der Mutter, ein schlichter Mieter? Ich schlage dir daher mal wie folgt vor, zumal ich auch denke, der Rhythmus könnte noch systematischer sein:

„Karaffenparty. Unsichere Schritte. Übelkeit. Rachegedanken.
Kim hatte nicht bei ihrer Mutter schlafen wollen. Und ihrem widerlichen Macker Thomas. Aber der Haustürschlüssel hing noch immer an ihrem Bund. Und da hätte er auch ungenutzt bleiben können, wenn nicht Christin und die anderen die nächste Runde bestellt hätten.
Eigentlich hatte sie die Nacht bei Christin verbringen wollen. Die hatte eine eigene Wohnung, keine Fünfer-WG mit Nachtspeicher, wie Kim sie behauste. Aber Mark hatte sich draußen bereits auf die Schuhe gepinkelt und Christin wollte weitertrinken.
Deshalb schlich Kim ins Elternhaus. Wie früher. Die Angst, Thomas könnte auf sie warten, um zu fragen, mit wem sie wo gewesen war und ob sie Hasch geraucht hatte.“

Ich hoffe, es gefällt dir besser.

„Du machst Abi mit eins irgendwas und siehst auch ein bisschen aus“,
Fehlt da nicht ein Wort?


Er war stolz auf seinen roten Gürtel, fast schwarz also. Er machte Sowieso-Karate, es interessierte sie nicht. Sie wollte hyperventilieren und kotzen, aber beides ging nicht, weil der Stoß alles in ihr blockierte.

Ich kenne eigentlich keine Karaterichtung, in der es rote Gürtel gibt, die Anfänger haben vielleicht nach dem weißen und gelben einen orangefarbenen, aber keinen roten. Du willst doch eigentlich darauf hinweisen, dass er kurz vor dem Dan ist, um die Wuchtigkeit seiner Schläge zu untermauern, nicht wahr?
Gib ihm doch einfach einen braunen Gürtel, das ist auch schon was im Karate und es ist etwas stimmiger.

Hinterher entschuldigte Thomas sich, bestand aber auch darauf, sie nicht geschlagen zu haben. Ihre Mutter glaubte ihm. „Er wollte dich nur zur Rede stellen und hat dich dabei aus Versehen zu fest gehalten“, sagte sie. Sie strich sich über die eigene Schulter und sah dabei Kims an. „Das ist aber auch … ein hässliches Ding.“

An dieser Stelle muss ich auch nochmals in puncto Karate etwas ausführlicher werden. Bitte bemühe dich nochmals und recherchiere.
Ich kenne keine Karaterichtung, in der festgehalten wird. Ganz im Gegenteil!!
Da dieses Festhalten im Laufe der Geschichte weiterhin auftaucht, ist es mir besonders drum gelegen, dass du da korrekt bleibst.
Bei den einzelnen Karaterichtungen, wenn man es so bezeichnen kann, gibt es sog. Vollkontaktkarate, da wird unmittelbar auf den Körper mit Faustschlägen und Füßen eingewirkt und die ursprüngliche klassische Karateform tut dies nicht. Im Ernstfall ja, da wird zugeschlagen und getreten, also im eigenen wahrhaftigen Bedrohungsfall, aber beim Training wird immer einen Zentimeter vorher abgebremst, so dass der andere allenfalls einen Lufthauch spüren könnte, wenn er nicht so dicken Karateanzugsstoff trägt.

Wie wäre es denn, wenn Kim ihre Mutter darauf hinweist und protestiert, dass es kein Festhalten war, wie sie meint, sondern er voll zugeschlagen hat, obwohl es bei seiner Karateart verboten ist, das zu tun. Die Mutter könnte dann, weil sie den Mann ja in Schutz nimmt, sagen, dass er dann eben im Eifer das nicht im Griff gehabt habe. Also aus Festhalten sollte vielleicht „nicht im Griff haben“ werden. Ich hoffe, du verstehst mein Gemecker.


Thomas hatte sie immer dann aus Versehen zu festgehalten, wenn sie allein waren. Ihre Mutter dachte, sie übertreibt. Jedenfalls sagte sie das. Kim liebte sie trotzdem, aber warum ihre Mutter Thomas liebte, wusste sie nicht.

Thomas liebte was kroch und krabbelte, biss und stach. Im Keller hatte er einen Raum mit Terrarien eingerichtet. Er nannte es seine Schatzkammer. Glaskästen an der Wand als Schatzkisten. Als Kind hielt Kim es kaum aus, allein runter zu gehen, um ein Eis aus der Truhe zu holen. Sie verzichtete oft darauf, selbst wenn sie sich nach dem Essen eines nehmen durfte.

Super gut dargestellt, wie ich finde. Man bekommt durch deine wenigen Sätze bereits eine kleine Horrorvorstellung dieses Kellers.

Schatzkisten würde ich streichen. Wiederholung.

Thomas hatte die Schatzkammer ausgerechnet in dem Raum eingerichtet, der wie kein zweiter im Haus ihrem Vater gehört hatte. Als C-Jungendtrainer hatte er den „Kram“ darin aufbewahrt, die Netze, die Bälle, die Stollenschuhe für die Kinder, die erstmal ein Probetraining machen wollten.


Gefällt mir, wie du den Vater einfließen lässt und skizzierst, was für ein super Typ das gewesen sein muss, ohne auf die Mitleidsschiene zu rutschen.


Nach dem Unfall hatte ihre Mutter hatte alles zurück an den Verein gegeben.

Ein hatte zuviel im Text

Den Raum hatte Thomas sich einfach genommen. Das behauptete ihre Mutter immer. „Und ich kam nach Hause und er hatte sich einfach da eingerichtet. Und ich dachte, letzten Endes ist es nur ein Raum. Papa hätte das nicht schlimm gefunden.“ Sie strich Kim über den Kopf. „Findest du nicht?“
Fand sie nicht.

Mit fünfzehn hatte sie in der Küche ein Glas Wasser aus der Leitung getrunken. Kleine Nadeln wanderten unten über ihre nackten Füße. Zuerst dachte sie, es wäre nur das Kribbeln, das sie sich manchmal einbildete, im Wissen darüber, was im Keller wohnte. Doch es hörte nicht auf.
Sie sah nach unten und schrie. Das Glas fiel ihr aus der Hand in die Spüle.


Klasse!
Sie trat zu wie ein Torwart beim Abstoß, einfach weit weg mit dem Ding. Durch die Luft flog ein vietnamesischer Tausenfüßler, lang wie ein Strohhalm und dick wie ein Daumen. Er klatsche an den Kühlschrank, fiel zu Boden und suchte panisch nach einer dunklen Ecke, in die er sich verkriechen konnte.
Thomas kam rein und fing den Ausreißer mit einer Grillzange. Kim schimpfte, er solle besser auf seine scheiß Viecher aufpassen, der scheiß Riesenwurm sei ihr über die Füße gekrabbelt. Thomas lachte.
„Du Arschloch!“, schrie Kim.

Schöne Szene, nur der Vergeich mit dem Torwart passt nicht. Vielleicht Tritte wie wenn sie eine dicke Eispfütze zertreten will? Vielleicht hängt dieses Viech auch zunächst wie eine Klette an ihrem Fuß?

Danach hielt er sie sehr fest.

Da kennst du ja schon meine Bemerkungen dazu.


Als sie auf dem Küchenboden lag und nach Luft schnappte, die Knie angezogen und die Arme darum geschlungen, trat er ihr in den Rücken. Dabei zerquetschte er aus Versehen den Tausenfüßler mit der Zange und fluchte den Rest des Tages, was für eine dumme, selbstsüchtige Kuh sie sei und dass sie ja ausziehen solle, Punkt achtzehnter Geburtstag, „aber selbst arbeiten gehen, nicht von unserem Geld“.

Später entschuldigte er sich. Ihre Mutter fragte, ob alles wieder okay sei. Kim nickte.
In ihrem Zimmer weinte sie in der Nacht, das Bild ihres Vaters an die Brust gepresst, sie auf seinen Schultern mit einem Eis in der Hand. Es war im Heide Park, hinter ihnen die große Holz-Achterbahn. Auf den Auslöser gedrückt hatte ihre Mutter, vier Monate, bevor Nieselregen bei null Grad auf der Kreisstraße gefror und ihr Vater vor einen Baum knallte wie ein halb so alter Fahranfänger. Kim wusste, er hatte schnell nach Hause gewollt, weil sie mit Magen-Darm im Bett lag. Er hatte sie trösten wollen. Sie hatte geweint am Telefon, denn sie hatte nichts mehr in sich gehabt und musste trotzdem noch kotzen, dicke, saure Spucke. Hätte sie sich zusammengerissen, wäre er noch am Leben. Sie war eine selbstsüchtige Kuh, und zur Strafe hatte das Universum ihr Thomas geschickt.
Auch wieder super gut gezeichnet. Zwar einiges etwas sehr narrativ, aber wir sind hier bei einer Horrorgeschichte, da sind dies alles Befindlichkeiten der Prota, die zum eigentlichen Horrorszenario hin aufbereiten sollen. Insoweit ist es kein Vorwurf. Du skizzierst eine eigentlich mutige, aber dennoch angeknackste Tochter, die einsam mit sich ihre Sorgen rumschleppt. Gefällt mir gut.

Hier würde ich mehr Absatzplatz lassen, weil ja die nächste Szene beginnt.

Jetzt stand sie vor der Treppe nach unten. Von hier oben konnte sie die Tür zur Schatzkammer sehen. Ob Angélique noch lebte? Bis zu 20 Jahre alt konnte sie werden und eine Beinspannweite von 30 Zentimetern erreichen.


„Das ist so“, hatte Thomas ihr damals erklärt und die Hände so weit auseinandergehalten, das ein Fußball dazwischen Platz gehabt hätte. Kim war elf gewesen. Thomas lebte noch nicht lange bei ihnen. „Es sind Lebewesen“, hatte er gesagt. „Eigentlich ist sie doch richtig schön, oder?“
Er hatte sie Angélique genannt, „weil sie Französin ist“. Aus Französisch-Guyana. „Weißt du, wo das ist?“
In Frankreich, hatte Kim damals angenommen. Thomas wollte ihr Angélique in die Hand geben. „Danach fürchtest du dich nie wieder.“
Kim wollte nicht. Angélique war selbst noch klein, aber sie war schon größer als ihre Hand.
Auf dem Rücken verhakten sich Kims Finger ineinander. Als Thomas einen Arm packte und mit immer mehr Kraft nach vorne zog, fing sie an zu weinen. Ihre Mutter hörte sie oben und fragte, was los sei.
„Alles gut!“, erwiderte Thomas. Er setzte Angélique behutsam zurück in ihren Glaskasten. Schnell verzog sie sich in den ausgehöhlten Ast darin.
Bitterkeit und Enttäuschung lagen in Thomas' Blick, als er sich wieder zum Kim umdrehte. „Dir ist nicht zu helfen“, sagte er.

Ja, die beiden trennen Welten. Geschickt bei der Gelegenheit die Spinne ein wenig näher beschrieben, ohne dass es eine Beschreibung ist.


Sie ging die Treppe hinunter, zum ersten Mal seit acht Jahren, seit sie ausgezogen war. Jeder Schritt auf jeder Stufe stellte das Rädchen an der Zeitmaschine ein kleines bisschen weiter zurück. Das Kribbeln auf der Haut war wieder da, lauter alte Freunde traf sie heute Nacht.

Gut, es ist gewiss Neugierde, ob das Ding noch lebt, in ihr. Aber und dies schreibe ich auch für das, was noch folgt, mir fehlt jetzt ein bisschen schon der Hinweis auf ihren Groll, der auch aufkeimt. Sie übt ja Rache oder hat es vor. Die muss aber irgendwann auch für den Leser nachvollziehbar aufwachen.

Wegen Französisch-Guyana nannte Thomas sie auch seine Grande Dame. Einmal träumte Kim davon, in dem hohlen Ast von ihren Kindern gefressen zu werden.
Im Holz spann Angélique ihren Kokon und legte ihre Brut darin ab. Thomas hatte ihrer Mutter davon vorgeschwärmt. „Die Eier müssen es dunkel und warm haben.“
Was schlüpfte, verkaufte er. Das brachte „ganz gut was nebenbei“. Jede neue Generation machte Thomas stolz, als wäre er selbst Vater geworden.
Er erzählte auch gern, wenn andere Sammler Angélique lobten. Zum Beispiel, weil sie groß und kräftig genug war, lebende Mäuse zu verschlingen, und zwar nicht nur die blinden Babys, die sich nicht wehren konnten. Mutter mochte nicht, wie Thomas über Angélique sprach. Kim sah es in ihren Augen.
Boah, es ist zum Schütteln, du baust hier systematisch das Gruseln auf.
Der Lichtschalter rechts. Kim drückte darauf.
„Oh Gott.“
Thomas hatte Schätze gesammelt wie ein gieriger Pirat. Kein Stück Wand lag mehr hinter den Terrarien frei. Die meisten Bewohner hatten sich in ihre Bauten zurückgezogen. Ein Tausendfüßler, noch länger und dicker als der, der ihr damals über den Fuß gekrabbelt war, tastete die durchsichtige Wand seines Gefängnisses mit den Fühlern ab.

Gut Beobachtet, klar will der ausbrechen.
An der Wand direkt geradeaus, auf dem Reg
l in der Mitte, stand das Kronjuwel. Kim ging darauf zu und vergaß die kleinen Monster um sich herum. Es gab nur sie beide.
Angélique hatte sich in ihren Ast verkrochen. In der Ecke lag ein kleines Männchen auf dem Rücken, mit angezogenen Beinen. Ficken war gefährlich in Angéliques Welt. Thomas machte mit ihr also immer noch ganz gut was nebenbei.
„Groß sind wir beide geworden, du Schlampe.“
Ein Bein ragte aus dem Ast hervor. Angélique hatte die Höchstmarke erreicht. Vielleicht war sie sogar schon darüber hinaus.
Das Bein zuckte. Kim erschrak. Ob Angélique träumte?

Ob sie träumte? Das denkt sie jetzt? Denkt sie nicht eher, dass dies Viech wohl noch grässlicher anzusehen ist? Denkt sie nicht eher, dass es gut ist, dass sie nicht aus dem Glasbehälter rauskann? Mir wäre angst und bang, wenn ich befürchten müsste, die Spinne könnte auf mich zu krabbeln. Zwar ist Kim 8 Jahre nicht da gewesen, aber sollte sich nicht auch alsbald bei ihr ein Gefühl des Angewidertseins aufbauen? Sie ist mir im Moment zu cool.

„Er muss so stolz auf dich sein.“

Und es wird ihm das Herz brechen, wenn du weg bist. Weg wie ihr Vater. Morgens hier, abends Matsch.
Kim ballte die Hände zu Fäusten. Versuchte sich zu erinnern, wie oft Thomas sie aus Versehen festgehalten hatte. Sie hätte es auch hier und jetzt beenden können, aber trotz der Karaffen, die sie mitgeleert hatte, war ihre Angst zu groß für die rabiate Variante. Was, wenn sie daneben trat?


Zum einen ist da wieder dieses Festhalten von Thomas und dann finde ich das sehr ungenau vom Sachverhalt her. Die Spinne hat eine Beinspannweite von 30 cm, richtig? Würdest du sie anpacken und auf den Boden setzen, um sie zu zertreten? Einmal praktisch gedacht, auch wenn man sie vielleicht mit einer Zange anfasst oder Handschuhen, das Viech bleibt doch nicht still auf dem Boden hocken und wartet, bis es von einem Fuß oder Schuh zertrampelt wird. Die braucht doch keine drei
Sekunden mit ihren langen Beinen, um abzuhauen. Das würde ich also echt anders darstellen, so dass es realistischer rüberkommt. Was im übrigen auch noch mehr Horror entstehen lässt.


Stattdessen war ihr im Festzelt die Idee gekommen, den ganzen scheiß Kasten in die Weser zu schmeißen. So wären alle Spuren verwischt und überhaupt, es passte. Hatte man Hexen nicht auch manchmal ersäuft?

Sie nahm das Terrarium vom Regal. Fast hätte sie es fallen lassen. Das Bein zuckte wieder, so nah vor ihrem Gesicht, aber das Glas dazwischen machte es genau so besser wie die Gläser, die sie intus hatte.
„Bonjour“, sagte Kim.

Der Kofferraumdeckel quietschte wie die Türen eines Hauses, das lange leer gestanden hatte.
„Scheiße.“
Sie hatte das Festival vergessen. Hatte vergessen, danach auszuräumen. Schlafsäcke lagen hinten im Corsa, einer ihrer und zwei von Freunden. Paletten mit leeren Dosen, Bier und Spirelli in Arrabbiata, Luftmatratzen und ein alter Grill, für zehn Euro bei eBay-Kleinanzeigen geschossen. Angélique musste auf den Rücksitz.

Der Weg zur Weser führte über die Felder zwischen den Dörfern. Niemand kam ihr entgegen, niemand fuhr hinter ihr. Die Wahrscheinlichkeit, von der Polizei angehalten zu werden, lag bei fast null. Für Trinker einer der Vorteile des Landlebens.
„Vielleicht hast du auch Schwein und ich setze dich nur aus“, sagte Kim.


Bis zum letzten Satz gut nachvollziehbar, allerdings fehlt mir noch ein wenig mehr die Wut, die Lust auf Rache. Wieso sollte sie plötzlich mit diesem Ding Mitleid haben? Da würde ich an deiner Stelle brutal schwarz-weiß malen. Keine Zwischentöne.
Sie stellte die Scheinwerfer höher. Bis zur nächsten Straßenlaterne waren es ein paar Kilometer. Das Niemandsland hatte sie jetzt. Keine Häuser, keine Felder. Jedenfalls keine, auf denen tagsüber Trecker fuhren. Die zugewucherten Wiesen gehörten Füchsen, Hasen, gelegentlich einem Hund, wenn Herrchen Bock hatte, zum Spaziergang so weit rauszufahren.
Sie fragte sich, ob Angélique einen Hasen fressen könnte. Einen kleinen bestimmt. Trotzdem wäre es genauso ein Todesurteil gewesen wie die Weser, sie einfach hier rauszuschmeißen. Wenn der Fuchs sie nicht geholt hätte oder irgendein Wildschwein, dann in zwei Monaten der Herbst. Ihre Art brauchte 40 Grad bei 100 Prozent Luftfeuchtigkeit. Die Hölle würde ihr gefallen.
„So oder so, du stirbst“, sagte Kim. „Und ob du's glaubst oder nicht, irgendwie tut's mir leid.
Nee, das tut ihr nicht leid. Du legst sie hier zu brüchig an, sie malt sich lieber aus, wie Thomas leiden wird. Viech weg und die Einnahmen perdu. Und vermutlich kostet so eine Spinne in der Anschaffung eine kleine Summe oder?
Ach noch eine Frage, wieso stellt sie die Scheinwerfer höher?
Ich weiß, dass du nur ein Tier bist.“ Sie stieß auf. Die Magensäure brannte und schmeckte nach Bacardi-Cola. „Insekt, keine Ahnung. Aber das Leben ist so. Man stirbt. Passiert einfach. Frag meinen Papa.“
Sie sah zur Decke des Wagens und lachte über ihr Selbstgespräch. Es klang wie der Böse bei James Bond, der sich abschließend erklärt. Die Strecke war kurvig. Beliebt bei Motorradfahrern. Immer mal wieder steckte am Straßenrand ein Kreuz in der Erde.
„Auf jeden Fall ...“

Hier wirkt sie etwas arg betrunken. Muss sie aber nicht sein. Ich fände es gut, wenn sie etwas stimmiger auf mich wirken würde. Sie will gar nicht eigentlich zur Mutter, muss dann aber doch, weil sie nur dort schlafen kann, alles gut. Dort angekommen, kommen ihre schlechten Erinnerungen wieder hoch. All die schlechten Behandlungen, es reizt sie, nachzuschauen, ob das widerlichste Tier noch da ist. Und es brodelt weiter in ihr und weiter und der Rachegedanke nimmt Überhand.
Du brauchst keinen Alkohol, um einen Autounfall zu produzieren. Sie dreht sich einfach zu Angelique um, um mit ihr zu reden und schaut einen Tick zu lange auf das auf der Rückbank befindliche Terrarium, vielleicht ist die Spinne auch hervorgekrochen und stiert sie an, als wüsste sie, das ihr letztes Stündchen geschlagen hat, so was in der Art. Und dann muss nur noch der Hase auf der Fahrbahn stehen und die Sache gerät ausser Kontrolle.

Kim sah wieder geradeaus.

„Oh!“
Sie riss das Lenkrad scharf nach rechts. Mit achtzig Sachen schoss der Wagen über den Rand einer steilen Böschung hinaus. Sie hatte dem Hasen ausweichen wollen, aber sie spürte, wie die linke Front des Corsa ihn noch erwischte.
Eine Sekunde der Schwerelosigkeit. Dann ging es mit der Motorhaube voraus nach unten. Der Aufprall stauchte das Auto zusammen. Kim spürte ihre Kniescheiben zerbröseln wie Kekse, die jemand in der Hand zerdrückte. Bevor sie schreien konnte, knockte der Ruck nach vorne sie aus. So bekam sie nicht mehr mit, wie das Auto auf die Fahrertür fiel und ihr dabei die linke Schulter aus dem Gelenk stieß.

Sie erwachte in einer Welt aus Schmerzen, Durst und den ersten Sonnenstrahlen. Es wurde hell. Kurz glaubte sie, gerade aus einem Traum erwacht zu sein. Immerhin lag sie mit angewinkelten Beinen auf der Seite, als hätte sie geschlafen.
Aber warum stank das Bett nach Benzin? Sie machte die Augen auf. Ihre Kehle war trocken, der Gaumen klebrig. Mit der Zungenspitze fuhr sie ihre Zähne ab und bemerkte vorne zwei Lücken.
„Hilfe.“ Es war leise und klang komisch wegen der fehlenden Zähne.
Ihre Beine. Gott im Himmel, ihre Beine! Jemand schien ein glühendes Messer in ihren Nacken zu stecken, als sie runterblickte. Sie konnte ihre Waden nicht sehen. Der Unfall hatte den Fußraum zusammengedrückt wie eine Bierdose. Was sie sah, waren Glassplitter und ein hohler Ast, der neben ihrem Schoß auf der Fahrertür lag.
Ihr rechter Arm hatte den Aufprall heil überstanden. Kims zitternde Finger gingen zum Holz. Sie sah dabei zu, als gehörte die Hand jemand anderem. Was auch immer in ihr diese Hand lenkte, wollte Gewissheit haben. Das Bein ragte nicht mehr aus der Behausung hervor und die Glassplitter überall gehörten nicht nur zur Windschutzscheibe.
Sie drehte den Ast, sodass sie hineinsehen konnte. Nicht nur das. Sie konnte einfach hindurchsehen.
Kim riss den Kopf hoch und zur Seite. Schiss auf das Messer in ihrem Nacken und die überdehnten Sehnen in ihrem Hals. Der Beifahrersitz war leer, ebenso wie die Armaturen.

Sie hat sie auf die Rückbank gesetzt. Nicht auf den Beifahrersitz. Das müsstest du noch harmonisieren. Das eine ginge ja genauso gut wie das andere.
Der Körper hatte den Notstrom angeworfen. Sie holte ein paar Mal Luft, dann gelang ihr ein Schrei.
Alles still. Sie erinnerte sich an einen Zeitungsartikel, den ihre Mutter warnend vorgelesen hatte, einige Jahre, bevor Kim den Führerschein machte. Ein Mann hatte auf dieser Strecke einen ganz ähnlichen Unfall gehabt, die Böschung runter. Ein Lastwagenfahrer, der einen Stau umfahren wollte, hatte den Wagen zufällig entdeckt, weil er pinkeln musste. „Das war Glück“, hatte die Zeitung einen Polizisten zitiert. „Hier ist so wenig los und von der Straße aus sieht man das Auto nicht da unten in den Büschen liegen. Das hätte auch eine Woche dauern können, bis es einem auffällt.“
Hier würde ich unterbrechen und Kims Gefühle hierzu einflechten. Sonst wirkt es viel zu kompakt wie ein Abarbeiten des erforderlichen Sachverhalts.
Eine Woche. Die Schmerzen und der Durst würden sie in ein paar Stunden töten. Eigentlich hoffte sie das sogar, denn alles tat so unfassbar weh. Vielleicht war Angélique rausgeschleudert worden, krabbelte da draußen durchs Gras, ihr haariger Leib so fremd in diesem Land, wie etwas von einem anderen Planeten.
Ach komm, sie denkt doch jetzt nicht daran, dass die arme Spinne mit ihrem haarigen Leibe so fremd in diesem Land ist.
Sie fragt sich schlicht, wo sie ist. Abgehauen? Verletzt? Verkrochen im Auto?

Natürlich war der Unfall aus der Zeitung passiert, als Handys noch klobige Wichtigtuer-Untensilien waren und längst nicht in jeder Jackentasche steckten.

Der Satz ist völlig überflüssig. Leser sind meist keine dummen Leute.


Ihr Handy! Kim hatte es wie immer auf den Beifahrersitz gelegt, weil es in der Hose so drückte. Es hätte sonstwo liegen können, wo sie nicht drankam, aber da war es, im Fußraum des Beifahrersitzes. Auch der war eingedrückt, der Weg hinein glich einem zusammengestürzten Höhleneingang. Auf der Schwelle dieses Eingangs lag das Telefon.
Kim streckte die Hand danach aus. So ungefähr musste es sich anfühlen, wenn Parkinson oder irgendein anderer fieser Mist einem den Körper nahmen. Eine selbstverständliche Bewegung war plötzlich ein Kraftakt, eine Herausforderung, ein Kampf gegen die eigenen, ungehorsamen Muskeln. Wie sehr sie sich auch unter Schmerzen reckte, eine letzte Lücke zwischen ihren Fingern und dem Telefon blieb. Diese Lücke hatte den Durchmesser eines Zwei-Euro-Stücks.
Gute Darstellung.
Auch der Gurt hielt sie zurück. Zuerst hatte sie mit ihrem ausgekugelten Arm versucht, ihn zu öffnen, aber in ihrer Schulter rieb dabei etwas aneinander, das es eigentlich nicht tun sollte. Sie versuchte es mit dem rechten Arm, das einzige an ihr, was noch halbwegs zu funktionieren schien. Die Halterung des Gurts klemmte. Sie war an den Sitz gefesselt.
„Hilfe.“
Elend und leise. Kim saugte Spucke aus den Mundwinkeln zusammen, bis sie eine kleine Pfütze zum Schlucken auf der Zunge hatte. Mit dem geölten Hals versuchte sie es noch einmal.
„Hilfe!“
Ein paar frühe Vögel antworteten. Es klang, als würden sie sich über sie lustig machen.
Prima Zwangslage.
Und nun muss ein Absatz folgen, es passiert doch etwas Neues.

Aber jemand hatte sie gehört. Auf seine Art. Ihre Art. Hatte die Erschütterungen in der Luft wahrgenommen mit den Haaren an den Beinen.
Rechts von Kim bewegte sich etwas. In dieser neuen, auf den Kopf gestellten Welt: Über ihr. So weit es ging, also nicht sehr weit, drehte sie den Kopf. Eine Hand griff von hinten um den Beifahrersitz, als wäre jemand hinten im Auto. Drei Finger legten sich langsam auf den Stoff. Lange, dünne Finger. Haarige Finger. Braun und grau.
„Lass mich bloß in Ruhe.“ Kim flüsterte. „Ich hab dir nichts getan.“

Würde sie nicht sofort erstmal ihre Finger da wegziehen? Bloß nicht berühren.
Haha! Du wolltest sie ersäufen und sie weiß es!
Langsam zog Angélique ihren gewaltigen Körper in Sicht. Kims Atem ging schneller. Die Grande Dame hatte einen Hinterleib so groß wie eine Ratte. Sie stellte die vorderen Beine auf. Sieh mich an.
„Verschwinde!“
Die Beine senkten sich wieder wie ein Vorhang. Kim spürte den Blick auf sich. Acht Augen.
„Geh weg, hab ich gesagt!“
Schock, Angst, Schmerz. Was auch immer es war, die Ohnmacht holte sie noch einmal ein.

Als sie die Lider wieder öffnete, war es Tag.


Da hast du dich echt um die Horrorszene herum gemogelt. Verschenkest du da nicht an dieser Stelle etwas Potential? Riesenspinne, Kim hilflos eingeklemmt? Möchte der Leser hier nicht mehr Thrill? Sie kann ja immer noch in Ohnmacht fallen. Meiner Meinung nach fällt sie hier zu schnell und zwar, weil der Autor der Grund ist.
Sie wusste nicht, welcher. Ihr Körper war rohes Hackfleisch.
Du hast bisher immer gute, naja fast immer gute Vergleiche gefunden, hier schluderst du zu sehr. Niemand kann nachvollziehen, wie man sich ffühlt, wenn man Hackfleisch ist. Finde da bitte was zielgenaueres.

Sie streckte sich noch einmal nach dem Telefon. So weit weg. Als läge es auf einem anderen Kontinent.
Etwas bewegte sich draußen. Ein Berner Sennenhund stand im Gras und sah sie fragend an. Jemand pfiff. Der Hund drehte den Kopf nach rechts. Kim streckte die Hand nach ihm aus. Sie wollte etwas sagen, aber sie musste schlucken wegen ihres kratzenden Halses.
Wieder ein Pfeifen. Eine Stimme rief den Namen des Hundes, so weit weg, dass sie ihn nicht verstand. Der Hund sah wieder zu ihr, quittierte ihr Röcheln mit einem leisen, fragenden Bellen. Sorry, schien das zu bedeuten. Ich muss los. Kim sah ihm weinend hinterher.

Sehr gelungene Szene.

Als die Augen wieder trocken waren, blickte sie nach rechts. Angélique war verschwunden. Wenigstens das.
Och nö, und dann fiel ihr noch ein, dass da ja noch eine Bedrohung im Auto war und sie hatte endlich Zeit auch danach Ausschau zuhalten. Aber so ist es doch gar nicht. Diese Szene, eventuell gerettet zu werden, die lenkt gehörig davon ab, dass man unter einer Dauerbedrohung ist, aber sofort !!! nachdem man begriffen hat, dass es nicht klappen wird mit der Hilfe, kommt wieder die Panik auf. Bei dir klingt mir das zu behäbig.
Als Angélique noch ein klein gewesen war, hatte sie Babymäuse gefressen, zitterndes rosa Fleisch auf Thomas' Handflächen. Als eine davon sich umdrehte, erkannte Kim die eigenen Gesichtszüge in dem des Nagetieres.

Das war ein Traum oder eine Halluzination vom Durst. Die wache und reale Welt und die andere, die mit den Babymäusen, die aussahen wie sie, waren zunehmend schwerer voneinander zu unterscheiden. Es war hell und heiß und ab und zu hörte sie ein Auto oben auf der Straße. Eines hielt an und eine Tür wurde zugeschlagen. Jemand fragte, ob alles in Ordnung sei und sie war gerettet.

Doch dann machte sie die Augen auf.

Sie erwachte in einem Traum. Es war dunkel und ihr Mund war voll.
Du bist wach.
Die Ohnmacht hatte sie geholt, stundenlang. Das hier war kein Traum. Aber was war das in ihrem Mund?
Sie bewegte die Zunge. Schwerfällig kreiste sie umher und rührte durch kleine Kugeln, die in etwas steckten, das sich wie Zuckerwatte anfühlte. So klebrig.

Das ist so eklig, aber leider gut.

Wie fett sie war!
Worauf bitte bezieht sich das? Kann da Kims Gedankengängen nicht folgen.
Kim biss zu. Die kleinen Kugeln platzten. Sie drehte den Kopf, damit der Saft ihr aus dem Mund lief und nicht den Hals hinab.
Warte!
Zumindest ein Teil war Wasser. Sie atmete zweimal tief durch die Nase ein und dann, auf drei, schluckte sie. Der Brechreiz schnürte ihr den Hals zu, aber es kam nur wenig. Vielleicht würde sie kotzen, wenn sie weggetreten war und dann daran ersticken wie ein Rockstar.

Augen auf. Grünes Gras hinter der gesplitterten Windschutzscheibe. Sie konnte es sehen, also war es hell. Kein Startod. Sie lebte. Weil sie lieber tot gewesen wäre, stöhnte sie.
Die Kopfschmerzen hatte sie zuerst noch ignoriert. Neben dem, was in ihren Knien und ihrer Schulter los war, fielen sie nicht weiter ins Gewicht. Jetzt fühlte es sich an, als würde ihr Gehirn da oben drin anschwellen. Es war wie ein Fernseher, den jemand jedes Mal, wenn sie aufwachte, ein bisschen lauter gedreht hatte.


Gute Beschreibung des gesamten Zustandes.
Inzwischen musste sie die ersten Risse im Schädel haben, wie ein Damm kurz vor dem Bruch. Sie stellte sich vor, wie ihre Augen platzten und wie angenehm es wäre, wenn der Druck auf diese Weise entweichen könnte.
Ein Fauchen rechts von ihr. Angélique saß über dem Handschuhfach. Wieder stellte sie die Vorderbeine auf. Diesmal war es mehr als eine Drohung.
Was hast du getan?
Kim spuckte. Der Schleim in ihrem Mund war zu kleinen, harten Krümeln getrocknet.
„Was hast du gedacht?“ Sie hörte die Worte in ihrem Kopf, aber was aus ihrem Mund kam, klang ganz anders.
Echt jetzt? Kim hat keine Furcht mehr vor Angelique? Weil die Schmerzen sie schon fern von gut und böse empfinden lassen? Weil sie bereits den Verstand verloren hat und schlicht verwirrt ist? Da fehlt mir der leichte Übergang. Kann ja sein, dass ihr alles mittlerweile egal geworden ist. Aber wäre ihr dann nicht auch ihr Verhalten gegenüber der Spinne egal? Ich lese aber nun folgendes:
„Sie sind alle tot.“ Kim grinste. Hätte sie ihr Gesicht gesehen mit den Zahnlücken im blutverkrusteten Mund, das verschwitzte Haar an der Stirn und den Wangen klebend - sie war jetzt auch ein Monster.
„War das dein letzter Wurf?“, fragte sie. „Immerhin bist du verdammt alt, du hässliche Schlampe.“
Die Haare! Sie hatte die Haare vergessen!
Nee, hier funktioniert es nicht. Es fehlt entweder eine gewisse Hinleitung zu genau diesem Verhalten oder aber du müsstest die gesamte Szene ganz anders anlegen.

Thomas hatte es ihr erklärt damals, ihre Abscheu für Faszination gehalten. Wenn sie sauer ist, schießt sie mit ihren Haaren wie mit Pfeilen. Giftige Pfeile. Es fühlt sich an wie Pferdefliegen, aber schlimmer.
Einer der Pfeile traf sie ins Kinn, einer in die Wange und einer ins linke Auge. Jetzt fühlte es sich an, als würde es tatsächlich aufgehen wie ein Ballon, aber es wollte und wollte nicht platzen. Kim öffnete den Mund für das bisschen Schrei, zu dem sie noch fähig war.
Angélique, rasend vor Hass, sprang. Kim schrie und hob den Arm, aber ihr ausgezerrter Körper bewegte sich wie in Zeitlupe. Angéliques Hinterleib landete in ihrem Mund. Weil Kim versuchte, ihn noch rechtzeitig zu schließen, biss sie unwillentlich zu. Gleichzeitig bekam sie Angélique mit der rechten Hand zu fassen.
Die Zähne der Grand Dame bohrten sich in ihren Finger, wie mit Säbeln hackte sie darauf ein.
Keine Zähne, hatte Thomas ihr früher erklärt. Cheliceren nennt man die. Kannst du das sagen, Cheliceren?
Hier nimmt die Handlung echt viel Fahrt auf und wird irre spannend. Der Einschub mit Thomas dozierenden Worten ist gar nicht mal schlecht, weil du das Ende herauszögerst und den Leser in Bann hältst. Nicht schlecht taktisch.
Anstatt sich Angélique aus dem Gesicht zu reißen, biss Kim zurück. Der Instinkt, dem sie damit folgte, hatte leichtes Spiel bei der Übernahme ihres geschwollenen Hirns.
Angéliques drahtige Haare stachen in das wunde Fleisch, wo Kim die Zähne rausgebrochen waren. Kim grunzte wie ein Schwein im Schlachthof, aber sie war kein Opfertier, nicht mehr. Ihr Kiefer zermalmte, was er zu packen bekommen hatte. Sie schüttelte Angélique wie ein Wolf seine Beute. Panisch zappelten die ergrauten Beine. Panisch und unter Schmerzen.

Ein Szene zum Schütteln, widerlich, also widerlich als Lob gemeint.

Gott, hoffentlich konnte sie Schmerzen spüren.

Denkt Kim wirklich jetzt sowas? Das halte ich für zu weit hergeholt. Sie denkt doch eigentlich im Moment nur im Vernichtungsmodus. Das Tier muss gekillt werden, ich oder Angelique sozusagen. Mehr nicht. Da fängt man doch nicht in so einer Situation noch an, sich Gedanken über das Wohl und Wehe des Tieres zu machen. Später vielleicht, aber jetzt geht es darum, zu vernichten.

Irgendwann zuckte Angélique nur noch. Ihre Innereien legten sich warm auf Kims Zunge. Ein letztes Bein wollte nicht aufhören, nach ihr zu treten – Lass mich los! – aber schließlich bewegte sich auch das nicht mehr.
Willkommen zu Hause, dachte Kim.
Willkommen zu Hause.

Sie spuckte ihre Beute aus. Die Grande Dame fiel durch das gesplitterte Fenster ins Gras. Kim schrie. Nicht vor Schmerzen diesmal, nicht vor Angst. Es klang nicht menschlich, aber es klang gut.

Und der Leser, also ich ringt damit, kotzen zu müssen, weil das so irre eklig ist, dass man es kaum lesen kann.Nein, das mein ich positiv. Aber bitte glaube mir, ich werde trotz meines Lobs nicht zur Horrorfanfraktion überlaufen.
Sie hätte jetzt sterben können. Kim schloss die Augen. Was ich zu tun hatte, habe ich getan. Aber dann: Einen Scheiß hast du.

Ja, aber nicht:
Du hast besoffen eine unfassbar dumme Idee gehabt und willst deswegen nicht sterben. Also reiß dich zusammen.
Ich glaube, so denkt sie nicht. Sie könnte jetzt sterben, ja, aber sie stirbt nicht, lebt einfach weiter und atmet und ist selbst jetzt dazu zu matt, um sich dagegen aufzulehnen. So in etwa würde ich es anlegen. Tut mir leid, dass ich nicht mit dem Verhalten Kims mitgehen mag, wie du es darstellst.
Sie wollte die Hand wieder nach dem Telefon ausstrecken. Es war ein halbherziger Versuch, die Enttäuschung bereits mit eingeplant. Dann zuckte eine Idee durch ihr Dammbruch-Hirn wie ein Stromstoß.
Kim packte Angélique am zerquetschten Unterleib. Als sie sie anhob, kreuzte ihr Blick das tote Starren von acht Augen. Kurz fürchtete sie, ein Funken Hass könnte das Leben in diesen Augen wieder entzünden. Doch nichts geschah. Kim spuckte Angélique blutig braunen Schmand ins Gesicht.

Es klappte. Die Grande Dame überbrückte den Zentimeter, der gefehlt hatte. Kim wimmerte vor Erregung. Hoffnung. Langsam zog sie das Monster ihrer Kindheit wieder zu sich. Nichts. Das Telefon blieb, wo es war.
„Es muss gehen. Bitte.“
Beim zweiten Mal machten Angéliques Zähne – ihre gottverdammten Cheliceren! – leise tack, als sie an der Längsseite des Handys hängenbleiben. Kims Atem ging schneller. Ihr Arm zitterte.
„Wag es nicht“, herrschte sie ihn an. „Wag es ja nicht.“
Sie zog. Die winzigen Enterhaken, die sie nach dem Telefon geworfen hatte, hielten. Das Telefon rutschte aus dem Fußraum und fiel durch das kaputte Fenster ins Gras neben Kims Gesicht. Ihr Schreien ging in ein Lachen über, das Lachen in ein Weinen. Schließlich alles gleichzeitig.

Sie nahm das Handy und wählte den Notruf. Ihre Kehle war trocken und ihre Lippen geschwollen, ihr Mund eine Wunde. Irgendwann hatte die Frau am anderen Ende die notwendigen Worte trotzdem verstanden. Kreisstraße, Kurve, Böschung. Unfall.
„Bleiben Sie dran, sprechen Sie mit mir“, sagte die Frau.

Bis hierhin ein wenig konstruiert, aber ich schätze, dass es so möglich sein könnte, an das Handy zu gelangen.

Kim nickte. Gib ihr noch Handzeichen, du hohle Nuss.

Du bringst immer wieder Reaktionen Kims, die ich nicht so bei ihr angelegt sehe. Wozu jetzt diese Wut, Häme? Braucht es doch gar nicht für die Geschichte.

Sie kamen, um sie zu holen, „aber es dauert einen Moment“, sagte die Frau. „Sie sind allein im Auto?“
Kim musste kurz darüber nachdenken. „Jetzt ja.“
„Ja?“
„Ja.“


Die Schulter würde noch eine Weile schmerzen, aber dann, irgendwann, wäre sie wie neu, sagte der Chirurg. Die Knie, leider, das war was anderes. Was ganz anderes. Kim hörte Stolz heraus, als er erklärte, er habe keinen ihrer Unterschenkel abnehmen müssen.
„Aber sie werden Krücken brauchen. Möglicherweise immer. Die Knie ...“ Es folgte ein Schwall medizinischer Fachbegriffe, und irgendwo zwischendrin sagte er „völlig zerstört“.
Scheiß auf die Knie. Scheiß auf das Auge, das nur noch hell und dunkel voneinander unterscheiden konnte. Kim lächelte, weil sie lebte.


Nein, nicht deshalb. Weil sie es nicht tat.
Ich glaube mittlerweile kennst du schon mein Gemecker. Nein, ich glaube nicht, dass Kimm jetzt so etwas denkt. Sie ist einfach schlicht am Leben und das zählt für sie und sonst nichts.
Ihre Hand ging zum Bauch. Ein kurzer Krampf.
„Alles in Ordnung?“, fragte der Chirurg.
„Ein bisschen Bauchschmerzen“, flüsterte Kim.
„Ich hole eine Schwester.“
„Nein, es geht schon.“
Blödsinn.
Es fühlte sich an, als würde ein Seeigel durch ihre Harnröhre kriechen.
„Aua, scheiße!“
Der Chirurg machte einen Satz von der Bettkante, auf der er gesessen hatte. „Was haben Sie denn?“
„Mein Bauch!“
Zwischen den Beinen wurde es warm, als pinkelte sie sich ein. Der Chirurg zog das Laken von ihr runter. Sie besudelte das Weiß ihres Krankenhaushemdes, doch der Fleck im Stoff über ihrer Vagina war nicht gelb, sondern rot.
„Was ist das?“ Kim griff ihr Hemd, aber der Chirurg hob die Hand.
„Warten Sie!“
Bis hierhin, aber dieser Satz hier ist meiner Meinung nach nur unnötiges Beiwerk:
Er zog mit links das Hemd an und griff ihr mit rechts zwischen die Beine.
Ich würde ihn streichen.

Kim fühlte ihn, als er sie spreizte. Der Schreck in seinem Blick wechselte zur Neugier eines Forschers und schließlich zu einem verwirrten, kopfschüttelnden Was um alles in der Welt?

„Was?“, fragte Kim. Die Krämpfe ließen nach, als wäre sie auf dem Klo gewesen. „Was ist da?“
Am Ende nochmals Spannung aufzubauen, alle Achtung!
Wie Pizzakäse zogen sich die Netzfäden an den Fingern des Chirurgen hinab. Vier haselnussgroße Eier lagen auf seiner Handfläche. Aus einem zappelte ein kleines Beinchen.
Boah, da denkt man, man ist mit diesen widerlichen Bildern durch, Spinne ist aus und gut ist und dann erschreckst du einen damit. Irre.Das ist kaum auszuhalten.
„Schatz?“

Mutter, Mutter, Mutter. Sie sah ihre Mutter, sie war selbst keine.
Der Satz Mutter, Mutter wirkt deplatziert. Es reicht doch auch, wenn es gleich mit : „Ich wollte dich nicht wecken...“ weitergeht.
„Ich wollte dich nicht wecken. Alles in Ordnung?“

Kim rieb sich den Traum aus den Augen. „Nein.“
„Das wäre es dann erstmal.“ Das sagte der Chirurg, der ihr eben noch Geburtshilfe geleistet hatte. Er stand in der Tür. Draußen auf dem Flur huschte ein Pfleger vorbei. „Bei Fragen wissen Sie ja jetzt, wie Sie mich erreichen.“
Ihre Mutter bedankte sich.
„Hast du geträumt?“, fragte sie, als der Chirurg die Tür hinter sich geschlossen hatte. „Du hast ganz unruhig geatmet.“
Kim nickte.
„Vom Unfall?“, fragte ihre Mutter.
Sie nickte wieder.
„Du bist jetzt hier. Es sind nur Träume.“
Am Fußende des Bettes stand Thomas. Kim sah ihn nicht an.
„Hattest du getrunken?“, fragte er.
„Thomas, bitte.“ Ihre Mutter drehte sich zu ihm um. „Das ist doch jetzt nicht wichtig.“
Er zuckte die Schultern. „Ich meine ja nur. Wenn Sie Blut genommen haben, ist der Führerschein weg.“
„Du könntest dich auch einfach freuen, dass ich noch lebe“, sagte Kim.
„Tue ich ja.“
Kim wollte antworten, aber ihr Hals war rau. Sie nahm den Plastikbecher mit Pfefferminztee auf dem Nachttisch. Leer.
„Ich hole dir einen neuen“, sagte ihre Mutter und ging mit dem Becher nach draußen,


Klasse, wie du die Spannung hältst, aber diesen Satzteil würde ich streichen:
wo es Tee und Kaffee gab, in Thermoskannen auf einem Tisch neben der Tür zum Schwesternzimmer.


Thomas´ Hände krallten sich fester um das Bettgestell. Die Knöchel seiner Fäuste waren weiß.
„Was hast du gemacht?“
Wie im Auto schmierte Kim ihren Hals mit Spucke. Trotzdem war ihre Erwiderung kaum zu hören. „Was meinst du?“
„Tu bloß nicht so blöd. Was hast du mit ihr gemacht?“
„Ich weiß nicht, was du meinst.“
Er nickte. „Klar.“ Er schlug auf das Bettgestell. Auf dem Weg nach draußen stieß er fast mit ihrer Mutter zusammen. Tee schwappte über den Becherrand.
„Mist!“ Ihre Mutter zog ein Taschentuch aus der Hose. „Gehst du raus?“, fragte sie Thomas.
„Ich warte im Auto.“
„Ich bleibe aber noch hier.“
„Schön.“
Kim stützte sich auf die Ellbogen. Die linke Schulter war absolut nicht damit einverstanden.
„Thomas?“, sagte sie.
Er sah sie an.
„Sie war schwanger.“
Ihre Mutter sah zwischen ihnen beiden hin und her. „Bitte?“
Bevor Thomas ging, nahmen seine Augen einen glasigen Schimmer an.
Ihre Mutter setzte sich wieder ans Bett und gab ihr den Tee. „Was hast du gesagt?“
Kim ließ den Kopf wieder ins Kissen sinken. „Sie war schwanger“, sagte sie und sah kurz zur Decke. Dann nahm sie einen
Schluck

Tee. Lecker.
Arschloch.
Doch die Träume blieben, und ihr Name blieb, wie Krücken, falsche Zähne und ein fast blindes Auge: Angélique.
Den letzten Satz würde ich prägnanter schreiben:
„Doch die Albträume blieben, wie die Krücken blieben, die falschen Zähne und ein halbblindes Auge. Und es blieb der Name: Angelique.“


Ich hoffe, du konntest mit meinen Bemerkungen etwas anfangen.

Bitte entschuldige, mein Durcheinander mit mal dem richtig Zitiertem und mal dem fehlenden Marker dazu. Ich beherrsche meine neue Technik zu Hause noch nicht so perfekt. Kann aber nur besser werden mit mir.

Lieben Gruß

lakita

 

Lieber Proof, nur ein erster, kurzer Leseeindruck: Für dieses Ding brauchst du einen Beipackzettel. Wenn Sie diese Geschichte zu sich nehmen, haben Sie mit folgenden Nebenwirkungen zu rechnen: Herzrasen, Zusammenziehen der Augen, Bauchziehen, Lückenlesen, weil man unbedingt weiter will, Speichelfluss und Frösteln bis hin zu Kälteschauern und hastigem Verkriechen unter einer Decke, genauso schnell aber wieder rausrasen, weil da könnt ja ...
Also da hast du echt ein Ding hingelegt. Superspannend, ekelhaft und oberwiderlich, trotzdem nachvollziehbar, auch wenn ich nicht weiß, ob das alles echt so sein könnte, aber das war mir beim Lesen so wurscht, und darauf kommt es ja an, und dazu eine Protagonistin, mit der man mitfiebert. Genau das, was man sich wünscht, wenn man Horror mag.
Ich komm nachher noch mal wieder, die eine oder andere Anmerkung habe ich vielleicht auch. Aber erst mal ganz großes Lob, ich hab schon lang nicht mehr bei einer Horrorgeschichte so mitgefiebert.
Meine Lieblingsstelle ist die, wenn Angelique die Babymäuse frisst, ich finde sie leider nur grad nicht. Aber was heißt meine Lieblingsstelle, das klingt nach einer, dabei gibts so viele ... Richtig großes Kino.
Bis demnächst
Novak

 
Zuletzt bearbeitet:

Also was großartig Konstruktives will und kann ich dir zu der Story gar nicht sagen, Proof. Dazu fühle ich mich als quasi Genrefremdling einfach nicht berufen. Aber zumindest will ich dir sagen, wie ungemein spannend, packend und mehr und mehr nackenhaarsträubend ich sie fand. Umso mehr, weil der Horror hier sich nicht auf irgendwelchem paranormalen Hokuspokus gründet, sondern gewissermaßen streng naturwissenschaftlichen Gesetzen folgt: (Immerhin ist „Fressen und/oder gefressen werden“ ja ein allseits anerkanntes biologisches Prinzip.) Wirklich beeindruckend fand ich, wie es dir gelingt, immer wenn ich glaubte, grauslicher kann’s nimmer werden, die Grusel/Horror/Ekel-Schraube noch einmal ein bisschen anzuziehen. Und dann noch ein bisschen mehr. Aaarrgh!

Dass ich die Story – wenn auch fingernägelkauend – überhaupt zu Ende lesen konnte, hast du übrigens der Wahl deiner Hauptdarstellerin zu verdanken. (Und damit meine ich jetzt nicht die arme Kim.)
Zu Spinnen nämlich habe ich, wie zu jeder Art von Gliederfüßern und im Grunde zu allem, was da so kriecht und kreucht, ein ausgesprochen entspanntes Verhältnis. Die finde ich vorwiegend schön und interessant. Mit einer allereinzigen Ausnahme:

Durch die Luft flog ein vietnamesischer Tausenfüßler, lang wie ein Strohhalm und dick wie ein Daumen.
Hätte sich herausgestellt, dass es nicht die Spinne ist, die Kim bei ihrer Unglücksfahrt begleitet, sondern der … das … öhm … dieses Ding, wäre ich mit Sicherheit ausgestiegen. Hundertpro und auf der Stelle. Mit meinen Zähnen die Weichteile einer Riesenspinne zu zerfleischen kann ich mir unter Aufbietung aller meiner Phantasie gerade so noch vorstellen – ist vermutlich nicht viel schlimmer, als es bei einem Goldhamster zu tun – aber einen Taus… so ein … öhm … Ding im Mund zu haben … nein, da schaltet mein Hirn einfach ab. Davon könnte ich nicht einmal lesen. Geht!Gar!Nicht! Selbst als mein Sohn mir vor Jahren seine Bachelorarbeit (mit dem poetischen Titel: „The morphotypes of millipedes (Diplopoda): Diversity and ecological adaptations“) zum Korrekturlesen gab, konnte das an meiner Abscheu vor diesen Viechern nichts ändern. Da konnte er für die Arbeit noch so faszinierende, wunderhübsche Aufnahmen mit dem Elektronenrastermikroskop machen. Nö, Tausendfüßler geht gar nicht!

Ganz großes Kompliment, Proof, für diese Geschichte. Und du wirst mir sicher nachsehen, dass ich mich mit stilistischem, orthografischem usw. Kleinkram nicht abgeben konnte, dazu habe ich einfach zu atemlos gelesen.


offshore

 

Hallo @Proof

Sehr schöner Text! Am Anfang hat mir die falsche Spur mit Thomas gut gefallen! Ich hatte schon den Kopf eingezogen, weil ich mir ausgemalt habe, dass es jetzt Donald Ray Pollock-mäßig weitergeht. Das hat bei mir auf jeden Fall die Grundstimmung gut gesetzt.
Dann die große Überraschung ein wunderbar ekliges Natural-Horror-Szenario mit ein wenig Body-Horror gewürzt. Sehr fein!

Karaffenparty
Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob ich das richtig verstehe. Ist das so was wie Eimer saufen? Oder bekommt man eine Karaffe zum Nachschenken auf den Tisch gestellt?
Ich hab das noch nie gehört.

Sonnengeflecht
Das musste ich googeln und kam mir danach reichlich doof vor. Aber wieso nicht einfach "auf die Brust"?

Nach dem Unfall hatte ihre Mutter hatte alles zurück an den Verein gegeben.
Nur eine Kleinigkeit, ein "hatte" zu viel.

Angéliques drahtige Haare stachen in das wunde Fleisch, wo Kim die Zähne rausgebrochen waren.
Die Formulierung mit dem "wo" finde ich etwas ungelenk. Der Nebensatz nimmt auch etwas das Tempo. Mir würde so was in der Richtung einfallen: "Angéliques drahtige Haare stachen in das wunde Fleisch ihrer/von Kims Zahnlücken."

doch der Fleck im Stoff über ihrer Vagina war nicht gelb, sondern rot.
Wie alles ist das natürlich eine rein subjektive Meinung. Irgendwie reißt mich die konkrete Nennung von Geschlechtsorganen immer aus dem Lesefluss. Ich finde Andeutungen oder Umschreibungen besser.

Wenn ich hier nach gehe:

Zumindest ein Teil war Wasser. Sie atmete zweimal tief durch die Nase ein und dann, auf drei, schluckte sie. Der Brechreiz schnürte ihr den Hals zu, aber es kam nur wenig. Vielleicht würde sie kotzen, wenn sie weggetreten war und dann daran ersticken wie ein Rockstar.
Scheint sie die Eier zu schlucken, also müssten sie anal nicht vaginal enden. Hat die Spinne zwei Nester angelegt? Oder träumt sie das mit der Spinnengeburt nur?

Der finale Kampf bereitet mir etwas Kopfzerbrechen. Die Spinne hasst? Die Spinne landet mit ihrem Unterleib, der so groß wie eine Ratte ist, in ihrem Mund?
Wäre es nicht glaubhafter, die Spinne einfach Spinne sein zu lassen? Warum sie angreift, ist absolut egal, Hass, Mutterinstinkte oder Spinnen-Depression ...
Die Spinne greift an, mit allem, was sie hat und Kim wehrt sich mit allem, was sie hat und bekommt den Unterleib zwischen die Zähne.
Das stößt mir auch bei vielen Filmen des Genres auf: Die ganzen Weißen Haie und Anakondas, die auf einmal aus menschlichen Motiven heraus agieren.
Ich finde, der Reiz bei Natural-Horror sollte darin bestehen, dass Menschen von etwas bedroht werden, das sie gerade nicht auf ihre emotionale Ebene holen können.

Ich hoffe, ich konnte verständlich machen, was ich meine.

Grüße
The Dead Frog

 

Wow,

@lakita, @Novak, @ernst offshore, @The Dead Frog:

Vielen Dank für das teils krass ausführliche Feedback! Der eine oder andere kennt's vielleicht schon, ich brauche manchmal ein paar Tage, aber ich werde auch krass ausführlich antworten! Bitte um etwas Geduld!

 

Hallo @Proof, normalerweise lese oder schaue ich nicht gerne Horror, schon gar nicht wenn Mega Spinnen darin vorkommen!
Da ich einfach mal was neues probieren wollte, habe ich deine Geschichte gelesen. Und Wow, war das ein Alptraum:eek:!!! Alles was ich nicht lesen wollte war drin ;).
Aber so gut geschrieben, dass ich bis zum Ende fasziniert weiter gelesen habe. Das ist ein ganz großes Kompliment an dich!

Herzliche Grüße,
Schwerhörig

 

Hi @Proof

Habe deine Geschichte letzten Montag oder so mit Interesse gelesen.

Die für mich beiden hässlichsten Stellen (positiv gemeint, ist ja Horror) sind mir definitiv in Erinnerung geblieben: Die Stelle, wo Angélique die Eier in den Mund der Prota legt - brrr - und dann noch die Stelle gegen Schluss, wo sie meint, sie pinkelt sich ein, aber dann die Eier gebiert. Du hast das m.M.n. sehr eindringlich beschrieben und ich habe mich wirklich geekelt beim Lesen dieser Textstellen. Also von daher, Kompliment: Toll gemacht!

Finde die Geschichte bzw. den Plot gut aufgebaut und es blieb eigentlich immer spannend, auch wenn ich teilweise fand, das man hier oder da etwas rauskürzen und die Pace erhöhen könnte.

Ein paar Details:

Die hatte einen guten Job bei Tegtmeier und eine eigene Wohnung, keine Fünfer-WG mit Nachtspeicher, wie Kim sie in Hamburg behauste.
Finde das Wort behausen zu altmodisch im Kontext der restlichen Sprache.

„Du machst Abi mit eins irgendwas und siehst auch ein bisschen aus“, hatte er früher oft zu ihr gesagt.
Da fehlt ein Wort.

Er machte Sowieso-Karate, es interessierte sie nicht.
Was ist Sowieso-Karate? Oder verstehe ich da grad was nicht ...

Hinterher entschuldigte Thomas sich, bestand aber auch darauf, sie nicht geschlagen zu haben.

Ihre Mutter glaubte ihm. „Er wollte dich nur zur Rede stellen und hat dich dabei aus Versehen zu fest gehalten“, sagte sie.
Zu fest gehalten? Klingt irgendwie seltsam in meinen Ohren. Kommt nachher auch nochmal vor.

Er nannte es seine Schatzkammer. Glaskästen an der Wand als Schatzkisten.
Wortwiederholung Schatz.

Nach dem Unfall hatte ihre Mutter hatte alles zurück an den Verein gegeben.

„Findest du nicht?“
Fand sie nicht.
Fände hier besser: Nein, fand sie nicht.

Durch die Luft flog ein vietnamesischer Tausenfüßler, lang wie ein Strohhalm und dick wie ein Daumen.
Tausendfüßler

Kim schimpfte, er solle besser auf seine scheiß Viecher aufpassen, der scheiß Riesenwurm sei ihr über die Füße gekrabbelt.
Mehr eine Frage, als eine Feststellung: Ist das die korrekte Schreibform, wenn man irgendwo Scheiß vorne dranstellt? Ich bin bisher immer davon ausgegangen, dass man das zusammenschreibt, also: Scheiß-Viecher und Scheiß-Riesenwurm, oder gleich aneinander wie Scheißviecher und Scheißriesenwurm ... Vielleicht auch Geschmackssache?

Dabei zerquetschte er aus Versehen den Tausenfüßler
Tausendfüßler

Es war im Heide Park, hinter ihnen die große Holz-Achterbahn. Auf den Auslöser gedrückt hatte ihre Mutter, vier Monate, bevor Nieselregen bei null Grad auf der Kreisstraße gefror und ihr Vater vor einen Baum knallte wie ein halb so alter Fahranfänger.
Den Vergleich schnalle ich nicht ganz bzw. finde ihn unpassend.

Das Kribbeln auf der Haut war wieder da, lauter alte Freunde traf sie heute Nacht.
Zweiter Satzteil wirkt etwas ungelenk, vielleicht: [...] , heute Nacht traf sie lauter alte Freunde.

Ein Tausendfüßler, noch länger und dicker als der, der ihr damals über den Fuß gekrabbelt war, tastete die durchsichtige Wand seines Gefängnisses mit den Fühlern ab.
An der Wand direkt geradeaus, auf dem Regal in der Mitte, stand das Kronjuwel.
Wortwiederholung.

Das Bein zuckte wieder, so nah vor ihrem Gesicht, aber das Glas dazwischen machte es genau so besser wie die Gläser, die sie intus hatte.
Die unterstrichene Stelle verstehe ich nicht.

Die Wahrscheinlichkeit, von der Polizei angehalten zu werden, lag bei fast null.
[...] , lag fast bei null.

Kim spürte ihre Kniescheiben zerbröseln wie Kekse, die jemand in der Hand zerdrückte.
Ich finde, den zweiten Satztteil braucht es nicht unbedingt und Du könntest ihn streichen.

Bevor sie schreien konnte, knockte der Ruck nach vorne sie aus.
Bin ich beim ersten Lesen drüber gestolpert. Ich würde den Satz vielleicht umstellen, um ihn etwas besser lesbar zu machen: Der Ruck nach vorne knockte sie aus, bevor sie schreien konnte.

Sie erwachte in einer Welt aus Schmerzen, Durst und den ersten Sonnenstrahlen. Es wurde hell. Kurz glaubte sie, gerade aus einem Traum erwacht zu sein.
Wortwiederholung.

Schiss auf das Messer in ihrem Nacken und die überdehnten Sehnen in ihrem Hals.
Auch bei diesem Satz stockte ich kurz, habe ihn wörtlich gelesen (also das sie wirklich scheißt) :lol:

Vielleicht war Angélique rausgeschleudert worden, krabbelte da draußen durchs Gras, ihr haariger Leib so fremd in diesem Land, wie etwas von einem anderen Planeten.
Ich glaube nicht, dass sie in ihrer Situation solche Gedankengänge verfolgt, oder?

So ungefähr musste es sich anfühlen, wenn Parkinson oder irgendein anderer fieser Mist einem den Körper nahmen.

Die Beine senkten sich wieder wie ein Vorhang.
Finde den Vergleich mit dem Vorhang nicht ganz passend. Ein Vorhang schliesst sich meist von den Seiten und nicht von oben nach unten. Ausserdem hat eine Spinne nicht so viele Beine, dass sie komplett "zumachen" kann, oder?

Ihr Körper war rohes Hackfleisch.
Möchtest Du hier ausdrücken wie sie sich fühlt und das ihr alles weh tut? Denn so wie das geschrieben ist, bekomme ich eher ein Bild vom Zustand ihres Leibes, so als hätte man sie durch einen Fleischwolf gedreht und die Haut ist aufgeplatzt, die Knochen zersplittert und das Fleisch verdreht.

Als Angélique noch ein klein gewesen war, hatte sie Babymäuse gefressen, zitterndes rosa Fleisch auf Thomas' Handflächen.

Vielleicht würde sie kotzen, wenn sie weggetreten war und dann daran ersticken wie ein Rockstar.
Überlegt sie sich ernsthaft, ob sie ersticken könnte wie ein Rockstar? Finde, das passt an dieser Stelle irgendwie nicht richtig rein.

Es war wie ein Fernseher, den jemand jedes Mal, wenn sie aufwachte, ein bisschen lauter gedreht hatte.
Holpert etwas und ich bin kurz hängengeblieben. Komma umstellen könnte schon helfen: Es war wie ein Fernseher, den jemand, jedes Mal wenn sie aufwachte, ein bisschen lauter gedreht hatte.

Angélique, rasend vor Hass, sprang.
Kann eine Spinne Hass empfinden? Tiere sind m.M.n. klar auch zu Emotionen fähig, aber eine hassende Spinne klingt in meinen Ohren doch etwas seltsam bzw. weit hergeholt. Die handelt doch eher nach ihrem Instinkt als nach irgendeiner Gefühlsregung.

Angéliques Hinterleib landete in ihrem Mund.
Springt die Spinne rückwärts in ihren Mund? Verstehe die Stelle nicht ganz.

Kim grunzte wie ein Schwein im Schlachthof, aber sie war kein Opfertier, nicht mehr.
Das Schwein im Schlachthof. Etwas klischeebehaftet. Vielleicht findest Du einen weniger abgegriffenen Vergleich.

Panisch zappelten die ergrauten Beine. Panisch und unter Schmerzen.
Auch hier wieder: Ist es tatsächlich die Panik der Spinne, welche die Beine zappeln lässt oder ist es viel mehr einfach der Versuch, sich aus dem Kiefergriff zu befreien?

Kurz fürchtete sie, ein Funken Hass könnte das Leben in diesen Augen wieder entzünden.
Auch hier wieder der Hass.

Beim zweiten Mal machten Angéliques Zähne – ihre gottverdammten Cheliceren! – leise tack, als sie an der Längsseite des Handys hängenbleiben.
hängenblieben

„Wag es nicht“, herrschte sie ihn an. „Wag es ja nicht.“
Wen genau herrscht sie hier an? Ihren zitternden Arm? Hier stolperte ich, weil mir nicht sofort klar war, wenn sie denn nun anherrscht.

„Aber sie werden Krücken brauchen. Möglicherweise für immer. Die Knie ...“
Fände den Satz besser mit einem "für".

Es fühlte sich an, als würde ein Seeigel durch ihre Harnröhre kriechen.
Ein sehr treffender Vergleich, wie ich finde, kann man sich gut vorstellen. Autsch!

Wie Pizzakäse zogen sich die Netzfäden an den Fingern des Chirurgen hinab. Vier haselnussgroße Eier lagen auf seiner Handfläche. Aus einem zappelte ein kleines Beinchen.
Eine meiner Lieblingsstellen. Sauber!

„Ich hole dir einen neuen“, sagte ihre Mutter und ging mit dem Becher nach draußen, wo es Tee und Kaffee gab, in Thermoskannen auf einem Tisch neben der Tür zum Schwesternzimmer.
Wo der Tee genau herkommt, braucht der Leser m.M.n. nicht unbedingt zu wissen, könntest Du also rausstreichen.

Dann nahm sie einen Schlcuk Tee.
Schluck

Doch die Träume blieben, und ihr Name blieb, sowie die Krücken, die falschen Zähne und ein fast blindes Auge: Angélique.
Den Satz würde ich um die fetten Buchstaben ergänzen.

Interessante Horrorstory, gerne gelesen! Von der Idee her ist das natürlich nix wirklich Neues im Horrorgebiet, muss es aber auch nicht, denn dafür ist die Geschichte gut umgesetzt, so dass ich mich angenehm unterhalten gefühlt habe.

Arachnophobische Grüsse,
DM

 
Zuletzt bearbeitet:

Moin,

@lakita:

Insoweit ist mein Eindruck in garantiert vielerlei Hinsicht recht dilettantisch
Das finde ich sogar gut, ich will ja für Publikum schreiben, auch aber nicht nur für eine Handvoll Freaks.

paar dieser Angelique-Bücher aus der Bücherhalle ausgeliehen
Noch nie von gehört, ist wohl ein Jungen-und-Mädchen-Ding. Der Zenobit Angélique ist einer der wenigen Lichtblicke im ansonsten leider etwas in die Hose gegangenen Hellraiser IV. Ich liebe diesen Namen und wollte immer mal was damit machen. Der klingt so ... aber gut, für deutsche Ohren klingt auf Französisch auch die Gebrauchsanleitung für'n Toaster wie Küssen im Mondlicht am Ufer der Seine.

Ich gestehe, dass ich teils echte Probleme hatte, weiterzulesen, weil du da Stellen in deiner Geschichte hast, da gehen mir die Haare zu Berge und es kostete auch Überwindung, weil dieses Viech so irre eklig und furchteinflössend plastisch vor meinen Augen war.
Sorry, das war keine Absicht. Nein, vielen Dank!

Und ihrem widerlichen Macker Thomas.
Das ist mir zu dick und du nimmst doch Kims Perspektive ein. "Widerlicher Macker" sagst du über einen Typen, den deine Bekannte zum gemeinsamen Essen angeschleppt hat. Den du eigentlich nicht kennst. Für die Stieftochter steckt nach Jahren des Zusammenlebens der "widerliche Macker" in diesem Namen drin, die braucht das nicht extra für sich auszuformulieren.

So ähnlich hatte ich das schon unter anderen Geschichten. Ich kenne und mag das auch von den Sachen, die ich selbst lese so, dass erst Absätze oder teilweise Kapitel später hundertprozentig klar wird: Ach so, er ist ihr alter Klavierlehrer. Das ist doch auch ein ganz gängiges Instrument zur Spannungserzeugung, dass man Figuren kennenlernt und sich dann erst im Verlauf der Story klärt, wie die eigentlich zueinander stehen.

Fehlt da nicht ein Wort?
Das ist so slangy, aber ich mach mal "nach etwas" dazu.

dass er kurz vor dem Dan ist, um die Wuchtigkeit seiner Schläge zu untermauern, nicht wahr?
Jo. Hab mal Taekwondo gemacht, da war in meiner Schule rot vor schwarz. Bei einigen gibt's wohl auch braun, im Karate aber nach einem ersten Blick auf die Google-Suchergebnisse nur braun. Änder ich.

Ich kenne keine Karaterichtung, in der festgehalten wird.
Das ist ein Missverständnis. Gemeint ist an dieser Stelle kein Karate-Move, sondern dieses typische Herunterspielen bei häuslicher Gewalt. Er hat nur geschubst. Das sollte eine ganz leichte Backpfeife sein. Er hat dich nur festgehalten und dabei ein bisschen zu fest zugepackt. Bei der Straßenprügelei ja auch, wenn sie vor Gericht geht: Ja, ich hab mit der Faust zugeschlagen, aber ich wollte eigentlich nur auf der Brust treffen.

Ich würd's ändern oder deutlicher machen, aber irgendwie, wenn man das so liest, geht man ja quasi davon aus, dass die Mutter ganz selbstverständlich akzeptiert, dass ihr Freund seine Karatetechniken an der Tochter ausprobiert. Natürlich tut sie das nicht. Wenn noch mehr da durcheinander kämen, würde ich tendenziell das Karate-Ding eher komplett rausnehmen.

Gefällt mir, wie du den Vater einfließen lässt und skizzierst, was für ein super Typ das gewesen sein muss, ohne auf die Mitleidsschiene zu rutschen.
Cheers! Das hier ist natürlich keine nuancierte Charakterstudie, die Rollen sind recht klar verteilt. Aber funzen muss es ja trotzdem.

Schöne Szene, nur der Vergeich mit dem Torwart passt nicht.
Ich wollt mit den Bildern beim Fußball bleiben, wegen des Vaters. Und eine Eispfütze zertreten ist von oben nach unten, ich meine wirklich wie einen Fußball-Tritt. Ist glaube ich auch der wahrscheinlichere Reflex in diesem Moment. Stell dir dich selbst als Kim in dieser Szene vor. Wohin trittst du?

Vielleicht hängt dieses Viech auch zunächst wie eine Klette an ihrem Fuß?
Die sind übelst aggressiv, entweder der erste Tritt sitzt oder er krallt sich fest und beißt zu. Da hat @ernstoffshore schon recht, der eignet sich mindestens genauso gut als Monster, wenn nicht besser weil unverbrauchter. Ich hab mich für die klassischere Spinne entschieden, auch weil's cooler klingt - "und der Wind in ihren Träumen flüsterte für immer seinen Namen: Njong Bok Teng Njot Bao" -, aber ich habe da schon auch drüber nachgedacht. Schätze, so hat er seinen Weg an sogar zwei Stellen dieser Geschichte gefunden.

Zwar einiges etwas sehr narrativ, aber wir sind hier bei einer Horrorgeschichte, da sind dies alles Befindlichkeiten der Prota, die zum eigentlichen Horrorszenario hin aufbereiten sollen.
Ja, stimmt. Ich brauchte gut Vorgeschichte, aber der deutliche Schwerpunkt sollte natürlich auf der Auto-Situation liegen. Zwischenzeitlich hatte ich überlegt, es ganz stark zu vereinfachen, kein oder nur eine ganz simples Vorgeschehen. Sie fährt die Spinne zu ihrem kleinen Bruder, der so Krabbler sammelt, mehr nicht. Aber so hat das mehr Gewicht, denke ich. Und narrativ an sich ist ja nicht das Problem, das Verhältnis zum Szenischen muss stimmen.

Sie übt ja Rache oder hat es vor. Die muss aber irgendwann auch für den Leser nachvollziehbar aufwachen.
Meinst du früher oder umfangreicher? Ich denke, es wird recht klar, dass es der Spinne an den Kragen gehen soll, weil sie Thomas so viel bedeutet, also meinst du früher? Ansonsten könnte ich mir noch vorstellen, dass Thomas ihr mal was kaputtgemacht hat, das Lieblingskuscheltier oder so. Weil er sauer ist. Ihr vorhält, sie hänge ihr Herz lieber an ein totes Stück Stoff als ein lebendes Wesen. Und der Vater ist auch tot. Was 'ne Metaphorik. Ist mir aber tatsächlich erst beim Schreiben aufgefallen.

Sie ist mir im Moment zu cool.
Ich dachte an Zucken im Traum wie ein Hund. Ich gehe da nochmal ran.

Das würde ich also echt anders darstellen, so dass es realistischer rüberkommt.
Kurioserweise war genau das meine Absicht. Ich hatte das Gefühl, erklären zu müssen: Warum der Aufwand? Durch die Nacht fahren mit dem Opfer, das Ertränken. Warum nicht kurzer Prozess? Zum einen kam ich dann auf Saufen, verminderte Zurechnungsfähigkeit, Intellekt ade, Emotionen außer Kontrolle. Aber darüber hinaus hast du recht: Ein Viech von den Maßen auf den Boden setzen und "einfach" drauftreten? Wer kommt denn darauf? Änder ich.

Wieso sollte sie plötzlich mit diesem Ding Mitleid haben? Da würde ich an deiner Stelle brutal schwarz-weiß malen. Keine Zwischentöne.
Kim ist die Heldin. Ich glaube, ich wollte ihr was Heldenhaftes geben an der Stelle. Was Weises. Vielleicht wollte ich auch die Spinnenliebhaber besänftigen. Ich guck mal, wie es ohne wirkt.

Du legst sie hier zu brüchig an,
Eigentlich wollte ich sie klug machen. Reflektierend. Dass ihr das bewusst ist, dass sie Böses mit Bösem vergilt. Ich wollte auch, dass man sie mag, nicht, dass man später denkt: Jo, selbst schuld, die Triene. Andererseits könnte sie so wohl genauso auf den Gedanken kommen, dass auch Thomas nur ein Mensch ist. Und irgendwie widerspricht's ja auch der These vom entfesselnden Alk. Ich mach's mal etwas ... hasserfüllter.

dass die arme Spinne mit ihrem haarigen Leibe so fremd in diesem Land ist.
Ich dachte eigentlich an das Alien.

Der Satz ist völlig überflüssig. Leser sind meist keine dummen Leute.
Einer der ganz großen Stolpersteine in Horrorstorys, aber auch Krimis und Thrillern, die nach 2000 spielen. Warum rufen sie nicht einfach die Polizei? Find's immer faszinierend, wie da rum bugsiert wird. Funkloch, am Eingang mussten alle das Handy abgeben. Wenn einem gar nichts anderes einfällt: Spielt 1990. Ist tatsächlich so eine Last-Minute-Änderung, ich so: Ach scheiße! Hab richtig angefangen zu rechnen, hab auf die Zeit seit Kims Auszug nochmal zwei Jahre draufgehauen und in einer früheren Version fand dieses Gespräch mit der Mutter statt, während Kim gerade den Führerschein macht. Zu viele Gedanken an der falschen Stelle, meinst du? Hätte ich nichts gegen, würde die Story in diesen Momenten etwas unkomplizierter machen.

Würde sie nicht sofort erstmal ihre Finger da wegziehen? Bloß nicht berühren
Ich meine die Spinnenbeine, dass die sich von hinten um den Sitz legen wie Finger.

Meiner Meinung nach fällt sie hier zu schnell und zwar, weil der Autor der Grund ist.
Ich verlängere das mal.

Finde da bitte was zielgenaueres.
Ischgucke.

Bei dir klingt mir das zu behäbig.
Ich versuche mal, es ein bisschen auszuwalzen.

Worauf bitte bezieht sich das?
Schwangerschaft. Gebe aber zu, ist auch so auf den letzten Drücker noch hinzugefügt. Vielleicht etwas zu überstürzt und dadurch unklar.

Gute Beschreibung des gesamten Zustandes.
Danke. Das war für mich so die größte Herausforderung, dieses Gefühl eines Martyriums, das ja nicht dadurch entsteht, dass man in jedem zweiten Satz ihre Schmerzen beschreibt. Wo erwähnt man sie und wo ist dieser "Wir wissen's jetzt"-Punkt, das war echt Erzähl-Abitur. Hab da ziemlich dran gewerkelt und war bis zum Schluss unsicher.

Es fehlt entweder eine gewisse Hinleitung zu genau diesem Verhalten oder aber du müsstest die gesamte Szene ganz anders anlegen.
Ich sehe mir das nochmal an. Das war so als Showdown gedacht, wie das Final Girl im Slasherfilm, das sich schließlich dagegen entscheidet, nur Opfer zu sein. Womöglich hab ich's übertrieben und bin vom Horror in den Western gerutscht. Zieh, du Schlampe.

Der Einschub mit Thomas dozierenden Worten ist gar nicht mal schlecht, weil du das Ende herauszögerst und den Leser in Bann hältst. Nicht schlecht taktisch.
Lucky Punch. Aber cool, wenn das so funktioniert.

Ein Szene zum Schütteln, widerlich, also widerlich als Lob gemeint.
Ich wollte eine Geschichte, die bis zum Ende immer noch einen draufsetzt. Hab im Sommer diese Story bei Reddit gelesen, die Schlagzeilen gemacht hat, weil Netflix sie gekauft hat. Fand die echt klasse, aber der große Downer war für mich, dass der verstörendste Part in der Mitte kommt und danach nichts mehr passiert, was da nochmal rankommt.

Das halte ich für zu weit hergeholt. Sie denkt doch eigentlich im Moment nur im Vernichtungsmodus.
Sehr guter Punkt.

Und der Leser, also ich ringt damit, kotzen zu müssen,
Das ist lieb von dir!

Sie könnte jetzt sterben, ja, aber sie stirbt nicht, lebt einfach weiter und atmet und ist selbst jetzt dazu zu matt, um sich dagegen aufzulehnen.
Ihre Gedanken sind eventuell zu ... abstrakt. Vernünftig. Logisch und nachvollziehbar. Ironischerweise wollte ich den angeworfenen Überlebensinstinkt in diese Sätze packen.

Bis hierhin ein wenig konstruiert, aber ich schätze, dass es so möglich sein könnte, an das Handy zu gelangen.
Auch so eine Sache, mit der ich lange gehadert habe. Die Position des Handys. Konstruiert hört kein Autor gern, aber es ist natürlich das richtige Wort. Schlussendlich schien es mir befriedigender, als dass einfach jemand vorbeischlendert. Ich könnte den Hund nochmal einbauen, der diesmal darauf besteht, dass Herrchen oder Frauchen zu ihm kommen. Hat was von Lassie, wäre aber rund. Oder einen Lkw-Fahrer, der gerade ausgepackt hat und dann: Was ist das? Und natürlich die ganz fiese Variante: Die Geschichte heißt Angélique, und Angéliques Geschichte ist an dieser Stelle zu Ende.

Wozu jetzt diese Wut, Häme?
Eigentlich schimpft sie da mit sich selbst, aber ein Muss ist das sicherlich nicht.

Ich würde ihn streichen.
Manchmal neige ich zu Übererklärung.

Boah, da denkt man, man ist mit diesen widerlichen Bildern durch, Spinne ist aus und gut ist und dann erschreckst du einen damit. Irre.
Danke!

Es reicht doch auch, wenn es gleich mit : „Ich wollte dich nicht wecken...“ weitergeht.
Ich wollte so auf diese zwei, drei Sekunden Verwirrung beim Aufwachen hinaus.

aber diesen Satzteil würde ich streichen:
Kam mir auch komisch vor. Nettes Detail, aber wen interessiert's an dieser Stelle.

Hammer, richtiges Lektorat. Vielen Dank!


@Novak:

Also da hast du echt ein Ding hingelegt.
Ich danke dir vielmals! Nicht böse sein, wenn ich nicht so umfassend antworte, ich find's immer ein bisschen schräg, zu ausufernd Lob zu zitieren und dann womöglich noch drunterzuschreiben: Sehr richtig. Deine Worte bedeuten mir auf jeden Fall viel!


@ernst offshore:

Dazu fühle ich mich als quasi Genrefremdling einfach nicht berufen.
Weiß dein Avatar, was du hier schreibst?

Umso mehr, weil der Horror hier sich nicht auf irgendwelchem paranormalen Hokuspokus gründet
Ich stehe auf Hokuspokus, aber wenn ich so die Leserschaft vergrößere, umso besser.

Wirklich beeindruckend fand ich, wie es dir gelingt, immer wenn ich glaubte, grauslicher kann’s nimmer werden, die Grusel/Horror/Ekel-Schraube noch einmal ein bisschen anzuziehen.
s.o. Vielen Dank!

Hätte sich herausgestellt, dass es nicht die Spinne ist, die Kim bei ihrer Unglücksfahrt begleitet, sondern der … das … öhm … dieses Ding, wäre ich mit Sicherheit ausgestiegen.
Der kommt zur Wiedervorlage. Dein Sohn soll sich bereithalten, ich habe Fragen.

ist vermutlich nicht viel schlimmer, als es bei einem Goldhamster zu tun
Du ... auch das stellst dir so vor, willst du sagen. Ich meine. Weint gerade irgendwo ein Kind?

Ganz großes Kompliment, Proof, für diese Geschichte.
Vielen Dank!


@The Dead Frog:

Willkommen im Forum!

mit ein wenig Body-Horror gewürzt.
Endlich sagt's mal einer. Die Geburt ist natürlich hochgradig inspiriert von Geena Davis' Alptraum-Niederkunft in Die Fliege.

Oder bekommt man eine Karaffe zum Nachschenken auf den Tisch gestellt?
Beim Konzert ein Bier zu viel, das passiert mir auch, oder mit einem Kumpel festquatschen und irgendwann den Geburtstagssekt von vor zwei Jahren köpfen, weil alles andere weggeschluckt ist, das mag mal so sein, aber diese vorsätzlichen Massenbesäufnisse sind nie meine Welt gewesen. Wenn du mich zu mich zu Karneval in Köln sieht oder zum Oktoberfest in München, lauf, denn dann sind die Körperfresser da. Ich kenne halt nur den Begriff und so, wie ich es verstehe: Du bekommst eine Karaffe mit Mische, Rum-Cola zum Beispiel, und wenn du die Gläser, die du da rausbekommst, einzeln kaufst, würdest du deutlich mehr zahlen. Abschuss zum halben Preis.

Aber wieso nicht einfach "auf die Brust"?
Wer mal einen auf den Solar Plexus bekommen hat, weiß, dass ein Schlag "auf die Brust" da nicht im geringsten drankommt. Ich kannte das deutsche Wort bis zu dieser Geschichte auch nicht und dachte mir, es ist eine ganz nette, eigene Note.

Irgendwie reißt mich die konkrete Nennung von Geschlechtsorganen immer aus dem Lesefluss.
Entspann dich! :)

Oder träumt sie das mit der Spinnengeburt nur?
Klar! Sonst wäre es doch ein bisschen bizarr, wie normal danach alles weitergeht.

Wäre es nicht glaubhafter, die Spinne einfach Spinne sein zu lassen? Warum sie angreift, ist absolut egal,
Ich vermenschliche sie an der Stelle schon und mache sie zur "Bösen", klar. "Sharks don't hold grudges" fällt mir da ein, aus Jaws 2. Dass angedeutet wird, eine Hai-Dynastie führe quasi einen persönlichen Rachefeldzug gegen Chief Brody wird immer so als Argument für den Niveau-Abfall nach dem Original gebraucht und da ist ja auch was dran. Aber irgendwie tickt meine Geschichte anders. Die Beziehung zwischen Kim und Angélique ist von Beginn an sehr persönlich und sei es auch nur in Kims Kopf. Wir sind ja in Kims Kopf. Ich will aber mal versuchen, es ein bisschen differenzierter zu machen.

Die ganzen Weißen Haie und Anakondas, die auf einmal aus menschlichen Motiven heraus agieren.
Gerade sage ich noch ...

Vielen Dank für deine Kritik!


@AWM:

Auch dir sorry, wenn ich nicht so viel zurückschreibe, das sind ja alles so kurze Anmerkungen und Verbesserungen, die auch mehr oder weniger nachvollziehen kann und dann einfach einarbeite. Auf jeden Fall auch dir vielen Dank!


@Schwerhörig:

Mann, hast du ein warmes Wesen. In Kombination mit dem Profilbild könntest du auch nur "Talentfreie Schmierenkomödie" drunterschreiben und ich würde mich bedanken. Freut mich, wenn's dir gefallen hat, vielen Dank und pass auf dich auf!


@DissoziativesMedium:

Danke schon mal, aber das ist jetzt zu frisch, ich liefer nach. Gilt auch für Änderungen.

 
Zuletzt bearbeitet:

Guten Morgen @Proof,
am frühen Sonntagmorgen und dann sowas, habe noch nicht gefrühstückt und der Hinterleib von Angélique habe ich noch im Mund. Klasse geschrieben, Spannung pur, Thomas, ja, Ar...* hoch drei. Wortwiederholungen oder evtl. unnötiges Ausschmücken kenne ich selbst, aber wenn man im Schreibwahn ist merkt man es halt nicht immer.
So, werde jetzt erst einmal mit meinen Mann frühstücken. Wünsche Dir einen schönen Sonntag.
Liebe Grüße
Adele

 

So. Änderungen drin. Hoffe ich. Absturz beim Abspeichern. Der Versuch, nicht wahnsinnig zu werden. Auf Zurück, Copy/Paste, Auslagern in ein OO-Dokument, neu hochfahren und reinkopieren. Es sollte jetzt eigentlich passen.


@DissoziativesMedium:

Finde das Wort behausen zu altmodisch im Kontext der restlichen Sprache.
Stimmt. Ich wollte eigentlich hausen sagen, aber dadurch wurde der Satz total kompliziert: wie Kim in Hamburg in einer hauste

Was ist Sowieso-Karate?
Karate ist nicht gleich Karate, es gibt Sub-Stile. Thomas wird dir seinen sofort nennen können, Kim interessiert das nicht. Vielleicht setzte ich an der Stelle zu viel als bekannt voraus.

Zu fest gehalten?
Dazu oben schon.

Scheiß-Viecher
Das heißt für mich Viecher, die scheißen. Viecher, die scheiße sind, also Adjektiv, sind scheiß Viecher. Germanisten anwesend?

Den Vergleich schnalle ich nicht ganz bzw. finde ihn unpassend.
Ich wollte sagen ein Unfall, wie er einem erfahrenen Autofahrer eigentlich nicht passiert. Aber brauche ich vielleicht auch nicht.

Die unterstrichene Stelle verstehe ich nicht.
Beides dämpft die Angst. Hab's trotzdem geändert. Das sind immer so Gitarrensoli. Wie ich das kann! Hält aber nur den Song auf.

Kann eine Spinne Hass empfinden? Tiere sind m.M.n. klar auch zu Emotionen fähig,
s. o. Ist raus. Sollte. s. o.

Springt die Spinne rückwärts in ihren Mund?
Eigentlich fällt sie eher, das ist kein bewusster Akt, kein Sprung Kopf voraus wie vom Zehner. In einer früheren Version ist sie gestolpert und gestürzt, das war aber so menschlich, dass es ins Absurde ging.

Wen genau herrscht sie hier an? Ihren zitternden Arm?
Jupp.

Von der Idee her ist das natürlich nix wirklich Neues im Horrorgebiet
Natürlich habe ich mich inspirieren lassen von all den anderen Horrorgeschichten über Leute, die im Auto ein Terrarium mit Vogelspinne transportieren, und dann haben sie einen Unfall und sind nicht nur im Wrack eingeklemmt, sondern hilflos mit der jetzt freien Spinne eingesperrt, aber machen wir das nicht alle?

Einiges hat sich mit den Vorrednern überschnitten, ich bin da jetzt nicht immer nochmal drauf eingegangen. Vielen Dank auf jeden Fall für die Hinweise speziell bei den Wortwiederholungen!


@Adele Seher:

Klasse geschrieben, Spannung pur,
Danke dir!

Viele Grüße
JC

 

Hey Proof,

schöne Horror-Story. Hat Spaß gemacht. Fand gut, dass du an keiner Stelle explizit sagst, dass das ihr Ziehvater ist, aber es sich trotzdem vermittelt. Show dont tell. Dann hast du gute Details drin und zeichnest die wichtigsten Figuren scharf. Dramaturgisch fand ich die Sache mit dem Sennenhund genial. Man wünscht sich wirklich, dass sie gefunden wird.

Ein gutes Betthupferl ?️, das nicht nur Horror bedient, sondern auch psychologisch funktioniert, nach vorne geht und spannenden Plot liefert. Weiter so.

Viele Grüße
Carlo

 

Danke, @Carlo Zwei! Viele meiner Lieblingshorrorstorys bedienen nicht "nur" Horror (psychologisch stimmt das wahrscheinlich sogar nie), insofern ist das ein cooles Kompliment. Das ist kein Muss, einfach Axt in' Kopf und fertig kann auch Spaß machen und manchmal nervt es ja sogar, wenn mit der Charakterisierung zu dick aufgetragen wird; wenn du sagst, du hast da was mit Werwolf, wollen die meisten den eben auch vorrangig in Action sehen. Ich bin stets bemüht und freu mich, dass es dir gefallen hat!

 

Hallo @Proof,

sehr spannende Horror-Geschichte - mein Kompliment. Obwohl der Text recht lang war, bin ich leidend bis zum Ende drangeblieben. Und ja: eklig, grausig, bäh. Genau richtig.

Mir gefällt deine Art zu schreiben, z. B. hier:

Kim hörte Stolz heraus, als er erklärte, er habe keinen ihrer Unterschenkel abnehmen müssen.
Beim zweiten Mal machten Angéliques Zähne – ihre gottverdammten Cheliceren! – leise tack, als sie an der Längsseite des Handys hängenbleiben.
Das konnte ich mir richtig gut vorstellen.

Auch die Wahl des Namens "Angélique" für ein vielleicht nicht ganz engelhaftes Wesen finde ich sehr gelungen. Ich freue mich auf die nächste Story von dir.

LG
Marlene

 

Hey @Proof,

ich schreibe Dir jetzt einen Kommentar, den die Welt nicht braucht, da aber Lob immer gut ist und sich toll anfühlt eben doch.
Ich bin ja nun kein Freund des Horrors und das weißt Du auch, aber die Sache mit der Spannung hast Du echt drauf. Und da in deinen Geschichten auch immer viel Alltagshorror (zumindestens in denen, die ich gelesen hab) drin steckt, finde ich dann doch Zugang zu deinen Texten. Also, in der eigentlichen Horrorszene im Auto war ich raus, auch die Geburt des Nachwuchses ging an mir vorbei, aber als die Mutter dann Tee holen ging und deine Prot. mit diesem Arsch von Thomas allein im Krankenzimmer blieb, bin ich wieder eingestiegen. Aber Du warst gnädig zu mir, dein Fokus lag an anderer Stelle und daran tust Du gut für die Freunde des Genres.
Ja, feiner Text, der zurecht begeistert und fesselt und gelobt wird. Das wollt ich Dir dann doch da lassen. Kannst das eben. Und das ich unterwegs nicht komplett ausgestiegen bin, ist wohl das größte Kompliment, das ein Horrorveganer wie ich Dir machen kann.

Empfehlung finde ich sehr verdient!
Beste Grüße, Fliege

 

Hallo @Proof

Deine Geschichte habe ich jetzt zweimal gelesen und ich finde sie supertoll geschrieben. Ich bin kein Fan von Riesenspinnen. Mit deiner hatte ich fast Mitleid.
Mir haben deine Vergleiche sehr gut gefallen wie zum Beispiel:

Hass legte sich wie ein warmer Mantel um ihre kalte Angst.
Finde ich so toll.
Der Kofferraumdeckel quietschte wie die Türen eines Hauses, das lange leer gestanden hatte.
Klasse Vergleich.
Kim spürte ihre Kniescheiben zerbröseln wie Kekse.
Wahnsinn deine Fantasie.
So ungefähr musste es sich anfühlen, wenn Parkinson oder irgendein anderer fieser Mist einem den Körper nahm.
Und dann noch soviel Mitgefühl.

Ich bin zuerst zurück geschreckt wegen der Länge und dann konnte es mir nicht lang genug sein.
Vielen Dank für die tolle Geschichte
Lieber Gruß CoK

 

Meine Fresse!
Proof, das ist wirklich ganz starker Toback.
Was hab ich mich beim Lesen geekelt und gewunden, mitgefiebert und mich gefreut.
Von Anfang bis Ende eine ausgesprochen geniale Reise. Allein schon deshalb, weil ich keine Minute wusste, wie es weitergehen würde. Alles war möglich und keine Wendung hat mich enttäuscht. Sehr gut geschrieben, sehr starke Ideen. Ich glaube, das Fieseste war für mich der Hund. So kurz vor der Errettung und doch eine Ewigkeit entfernt.
Die Empfehlung ist absolut verdient. Kleinkram habe ich keinen gefunden, habe aber auch nicht nach gesucht, konnte ich gar nicht, war ganz Leser und nicht Autor.

grüßlichst
weltenläufer

 

Moin,

@Michelangela:

Ich freue mich auf die nächste Story von dir.
Danke und schön, dass dir diese gefallen hat!


@Fliege:

ich schreibe Dir jetzt einen Kommentar, den die Welt nicht braucht,
Facebook sagt Kommentare, die die Welt nicht braucht, gibt's gar nicht.

Ja, feiner Text, der zurecht begeistert und fesselt und gelobt wird.
Ich dank dir, gerade als Nicht-Horror-Leser!


@CoK:

Deine Geschichte habe ich jetzt zweimal gelesen und ich finde sie supertoll geschrieben. Ich bin kein Fan von Riesenspinnen.
Jetzt bist du einer! Vielen Dank dir!


@weltenläufer:

Die Empfehlung ist absolut verdient. Kleinkram habe ich keinen gefunden, habe aber auch nicht nach gesucht, konnte ich gar nicht, war ganz Leser und nicht Autor.
Vielen Dank für dieses coole Kompliment!


Euch allen schönes Wochenende
JC

 

Ich lass mal meine standardmäßige Einleitung über Historik und Horror weg (kennstu ja schon auswendig und kannst sie vllt. schon rückwärts vortragen, aber hier musst’ ich dann doch mal wieder vorbeischauen, was die liebe @lakita uns da – zu Recht, ums vorwegzunehmen - (an)empfohlen hat - und um einen Vorgeschmack auf die künftige Weltküche zugeben, sollte man zuerst mit dem Heuschreck und gegrillter Grille beginnen und daheim nach dem Mehlwurm suchen, die heimische Küche zu bereichern und wer im Wort „Tafelinsekten“ schluckt, der sehe sich den Begriff an, in dem ja schon die hülsenfruchtige „Linse“ drinnensteckt.

Wa lakota,

also vorweg herzlichen Glückwunsch zur Empfehlung!, selbst wenn ich noch ein bissken Staubwischen werde,

lieber Proof,

wie gleich hier

Als sie sich heimlich den Misfits-Schädel auf die Schulter tätowieren ließ und nach dem Duschen mal vergaß, ihn zuzudecken, gab Thomas ihr einen Stoß mit der Handfläche gegen das Sonnengeflecht.
Komma weg, es zerschlägt das komplexe Prädikat „zuzudecken vergessen“

und wir können es gleich hier

Thomas liebteKOMMA was kroch und krabbelte, biss und stach.
in Verwahrung nehmen

Als C-Jungendtrainer hatte er den „Kram“ darin aufbewahrt, die Netze, die Bälle, die Stollenschuhe für die Kinder, die erstmal ein Probetraining machen wollten.

„Das wäre es dann erstmal.“
„erst mal“ auseinander, weil ein verkürztes „erst einmal“

Dabei zerquetschte er aus Versehen den Tausenfüßler mit der Zange und fluchte den Rest des Tages, was für eine dumme, selbstsüchtige Kuh sie sei und dass sie ja ausziehen solle, Punkt achtzehnter Geburtstag, „aber selbst arbeiten gehen, nicht von unserem Geld“.
Warum der mir eigenwillige erscheinende Abschluss der letztlich doch buchstäblich zitierten wörtlichen Rede.
Gibt’s da eine Regel – ich muss so fragen, weil der Fall nochmals vorkommt, wie etwa hier
Er hatte sie Angélique genannt, „weil sie Französin ist“.
Ich meine, ansonsten sollte der abschließende Punkt vorm auslaufenden Gänsefüßchen stehen ...
und manchmal scheint mir vor einem abschließenden Punkt mehr als eine bloße Aussage zu stehen
„Es muss gehen. Bitte.“
...
„Wag es nicht“, herrschte sie ihn an. „Wag es ja nicht.“
und
- was der Frage recht ist
„Ja?“
...
„Ja.“
l...
Blödsinn[!]

ist dem Ausruf billig ...

Gern gelesen vom

Friedel

 
Zuletzt bearbeitet:

Moin @Proof,

verdammt ecklig, deine Geschichte! Ecklig gut ;)

Ficken war gefährlich in Angéliques Welt.
Bin über das "Ficken" kurz gestolpert. Passt für mich nicht so ganz in die bisherige Sprache. Andererseits benutzt die Prot ja später auch ähnliche Sprache, passt dann also wieder. "Sex" hätte es aber auch getan.

In der Breite reichten ihre Beine fast von einem Ende der Lehne zum anderen. Kim hätte den Arm ausstrecken und sie berühren können. Lieber hätte sie sich die Hand mit einer Laubsäge abgeschnitten.
Du beschreibst mehrmals ihre Größe, wie auch hier. Ich finde es super, denn es funktioniert jedes Mal wieder - es ist sogar fast notwendig, damit man sich immer wieder bewusst wird, wie verdammt groß dieses Teil ist. Eine sehr schöne Stelle!

Ein Berner Sennenhund stand im Gras und sah sie fragend an.
Du kostest die Situation richtig aus, sehr gut!

Als Angélique noch ein klein gewesen war,
Da stimmt was nicht...

Schwerfällig kreiste sie umher und rührte durch kleine Kugeln, die in etwas steckten, das sich wie Zuckerwatte anfühlte. So klebrig.
Hart!

Zumindest ein Teil war Wasser. Sie atmete zweimal tief durch die Nase ein und dann, auf drei, schluckte sie.
:D

„Aber sie werden Krücken brauchen.
Sie groß.

Die Grande Dame überbrückte das Stück, das gefehlt hatte.
Sehr cool, dass sie ihr nun am Ende noch das Leben rettet!

Weil sie es nicht tat.
Ihre Hand ging zum Bauch. Ein kurzer Krampf.
Ich weiß sofort, was los ist ;) Finde es gut, dass es ein Traum ist, obwohl ich es dir auch in der Wirklichkeit abgenommen hätte.

„Thomas?“, sagte sie.
Er sah sie an.
„Sie war schwanger.“
Hehe, ganz schön fies! Aber gut, dass sie hart bleibt, trotz der Situation.

Ein schönes Ende.
Gefällt mir, wie du graduell die Spannung aufbaust, die Grundlage dafür vorbereitest, dass sie eines Tages spontan Rache nimmt. Das wirkt natürlich und ist nachvollziehbar.
Hat Spaß gemacht!

Gruß, rainsen

 

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