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Archäologie

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Professor Rem I. Niszenz hatte sein Frühstück gerade beendet, als sein Assistent völlig ausser Atem ins Zelt gestürmt kam: “Wir haben es gefunden! Wir haben es tatsächlich gefunden!”
Der Professor sprang auf: “Wo?”
“Dig 44, die letzte Probebohrung.”
“Fahren sie mich hin!”

Stumm rasten sie durch die Wüste. Rem war aufgeregt. 4 Jahre hatte er gegraben – erfolglos. Seine Sponsoren wollten ihm bereits die Gelder streichen und jetzt das! Die wissenschafliche Fachwelt hatte seine kühnen Theorien nie richtig ernst genommen. Er würde es ihnen zeigen! Dann sah er Dig 44, Bohrung 9. Ein Haufen Arbeiter stand herum und diskutierte aufgebracht den Fund. Ehrfürchtig machten sie Platz, als sie Rem bemerkten. Der Vorarbeiter trat vor: “Professor Niszenz, meinen Glückwunsch!”
Rem dankte dem Mann, doch gleichzeitig kam ein Gefühl der Bitterkeit in ihm hoch, denn an der Reaktion der Arbeiter erkannte er, dass selbst sie nie ernsthaft an einen Erfolg geglaubt hatten. Aber das war jetzt unwichtig. Er bestieg den Fahrkorb. Auf ein Nicken wurde die Seilwinde in Betrieb gesetzt und er glitt hinab in die Dunkelheit. In 39 Metern Tiefe erhellte sich die Szenerie. Einige seiner Leute waren so enthusiastisch am graben, dass sie seine Ankunft nicht bemerkten. Das, was sie freizulegen im Begriff waren, übertraf seine kühnsten Hoffnungen: Ein metallisches Objekt, das senkrecht in die Höhe ragte. Es war perfekt. Eindeutig nicht natürlichen Ursprungs. Wer dieses Ding gebaut hatte, musste vor etwa 70 Millionen Jahren gelebt haben. Genau wie er es immer prognostiziert hatte. Überall auf der Welt hatte man dieselben Ascheablagerungen gefunden, die auf eine exzessive vulkanische Aktivität dieser Periode hindeuteten. Fossilien legten nahe, dass eine furchtbare Katastrophe die Erde heimgesucht hatte, die wahrscheinlich durch tektonische Aktivität oder einen gewaltigen Meteoriteneinschlag ausgelöst worden war. Die meisten Spezies hatten dies nicht überlebt. Seine Theorie einer frühen Hochzivilisation, welche durch diese Katastrophe ausgelöscht worden war, basierte anfangs nur auf alten Legenden. Rem konnte sich nicht mehr erinnern, wann seine Vermutung sich in Überzeugung und seine Überzeugung sich in Besessenheit verwandelt hatte. Doch es hatte sich gelohnt.

Sie gruben den ganzen Tag. Das Objekt bestand aus Stahl und sah wie eine riesige Antenne aus. Am späten Abend ließ ein metallenes “Plonk” sie aufhorchen. Einer der Arbeiter war auf etwas Hartes gestoßen. Schnell legten sie den Bereich frei – vorsichtig, mit kleinen Schäufelchen und schließlich mit einem Pinsel. Rem bestaunte die zwar rostige, jedoch vollkommen ebene Metallfläche des Objekts. Was mochte das sein? Er klopfte mit einem Spaten dagegen. “Plongg” Es war eindeutig hohl. Der Professor zitterte vor Erregung. Welche Geheimnisse barg dieser Hohlraum. War es eine Schatzkammer? Ein Tempel? Ein antikes Königsgrab? Seine Instrumente zeigten eine erhöhte Radioaktivität an. Handelte es sich gar um ein Raumschiff?

Was immer es auch war, er würde es ergründen. Plötzlich kam ihm eine Idee. Radioaktivität! Alle Fossilien dieser Epoche basierten auf labilen Aminosäurenketten, deren Konfiguration verriet, dass die wenigsten Lebewesen vor 70 Millionen Jahren immun gegen Gamma-Strahlung gewesen sein konnten. Das große Paradoxon der allgemein anerkannten Evolutionstheorie. Vielleicht lag hier die Lösung...

Seine Fühler vibrierten vor lauter Tatendrang und sein Stachelschwanz wedelte vorfreudig erregt: “Los, Leute, legt die ganze Fläche frei und holt mir ein Schweißgerät!

Es dauerte fast ein Jahr, bis sie den Eiffelturm ausgegraben hatten.

 

Hi!

He, endlich hast du mal ein paar alte Stories hier reingestellt.
Die hier mag ich besonders. Gut, sie ist nicht so superoriginell, aber sie ist verdammt gut geschrieben. Typischer Alpha-Stil halt, und das hebt eine Geschichte schon über den Durchschnitt hier. :)

 

Nette Geschichte, Alpha, ganz ehrlich! Ich habe nur ein großes Problem damit, welches mich mal wieder ungeheuer unbeliebt machen wird:
Tief Luft hol
Also: Viele deiner Geschichten sind zwar für sich genommen sehr originell, aber, so fies das jetzt klingen mag, oft ahnt man die "Pointe" der Geschichte bereits im vorhinein, weil man sie bereits erwartet.

Bei der hier vorliegenden Geschichten ist es extrem: Mir war sofort nach dem Fund klar, dass es sich um eine andere Zivilisation nach der menschlichen handeln muss (wohl Kakerlaken-Wesen, weil ja die Atomkriege überleben sollen), und das nicht deshalb, weil ich so ungeheuer intelligent bin, sondern, weil man es bei deinen Geschichten beinahe schon erwartet.
Und die Überraschung ist dann natürlich nicht mehr allzu groß...

Verstehst du, was ich meine? Man kann es mit Wendungen und "überraschenden Schlussgags" zu gut meinen und übertreiben.

Übrigens:

dass die wenigsten Lebewesen vor 70 Millionen Jahren immun gegen Gamma-Strahlung gewesen sein konnten.

Radioaktivität kommt auch in der "freien Natur" vor - deshalb sind alle Lebewesen bis zu einem gewissen Grad hin gegen Strahlung "immun".


PS: Bei deiner Geschichte könnte es sich um einen Nachfolger meiner Geschichte Exodus handeln. ;)

 

Sehr geehrte geistliche Kollegen.

He, endlich hast du mal ein paar alte Stories hier reingestellt. [..] Typischer Alpha-Stil halt, und das hebt eine Geschichte schon über den Durchschnitt hier.
Damit bestätigst du also auch deinen Glauben an die gute alte Bibel und an Gott, um nicht der Versuchung der zweifelnden Wissenschaft zu verfallen. :D
Ben, soll das ein Witz sein?

Man kann es mit Wendungen und "überraschenden Schlussgags" zu gut meinen und übertreiben.
Rainers Wort in Gottes Ohren. Nach ein paar solcher Geschichten verfliegt der Zauber irgendwie.

Nun zum vermeintlich Philosophischen: Für mich wirkt diese Geschichte eher Sience Fiction artig, so ist eine Äquivalenz zwischen gegenwärtiger und zukünftiger Archäologie erkennbar. Wird den Menschen ein ähnliches Schicksal ereilen wie den Dinosauriern?

Eins fällt mir jedoch schwer zu glauben.

Seine Fühler vibrierten vor lauter Tatendrang und sein Stachelschwanz wedelte vorfreudig erregt: “Los, Leute, legt die ganze Fläche frei und holt mir ein Schweißgerät!
Wir Menschen haben zwei Augen, zwei Arme, zwei Beine, etc. und nur dadurch konnten wir schliesslich zu dem werden, als das wir uns bezeichnen. In der SiFi mag dies eine mögliche Fiktion sein, aber in der Philosophie wirkt das missverständlich. Das mit dem "Schweissgerät" ist sicherlich stilistisch gut gemeint, aber wirkt schon etwas überzogen schräg.

Was ist das also? Wolltest du Darwin eins auswischen, oder was?

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Für mich sind Autoren Denker, die ihre Erkentnisse in eine unterhaltende Geschichte verwandeln. - prodesse et delectare

 

Damit bestätigst du also auch deinen Glauben an die gute alte Bibel und an Gott, um nicht der Versuchung der zweifelnden Wissenschaft zu verfallen.

Was?
Etwas weniger kryptisch bitte.

 

@Ben: Das Ganze bezog sich auf deinen ersten Beitrag.

Die hier mag ich besonders. Gut, sie ist nicht so superoriginell, aber sie ist verdammt gut geschrieben. Typischer Alpha-Stil halt, und das hebt eine Geschichte schon über den Durchschnitt hier.
Das klingt für mich einfach zu pauschal als Kritik. Ist nicht böse gemeint und dein Lob ist sicherlich berechtigt. Mich interessiert hier aber zum Bleistift, was du denn als so besonders gut an dieser Geschichte emfindest. Ist vielleicht auch hilfreich für Leute, die noch nicht zu so einem guten Stil gefunden haben. Diese feinen Besonderheiten fallen einigen vielleicht gar nicht auf.
Oder ist das ein Geheimnis zwischen euch?

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Oh nein, das Foto ist weg... Fudschi-Film machts möglich.

 

Ihr habt natürlich völig Recht. Die Pointe ist Asbach, hatte nur mal so'n flash, und hab sie einfach geschrieben. Sehe sowas mehr als Fingerübung, muss mir diese Kritik dann aber natürlich auch an die Backe heften.

Mea maxima culpa.

 

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