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Astronaut

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21.04.2004
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Astronaut

So viele Zelte wie Sterne am Himmel, von Feuerzeugen hell und innen von Kerzen erleuchtet, den Gaskochern, auf denen Pfannen oder lässig offene Konserven stehen: Ravioli, Chili con Carne oder gleich der Partytopf – alles Schutzhüllen aus leichten, geometrischen Formen: Dreiecke, Quadrate gegen die nächtliche Kälte; hier ein Polyeder oder ein Schlauchsystem wie eine gefräßige Raupe, da steht der zerbrechliche Adler aus Goldfolie mit leichten Streben und einem Computer von der Leistung eines Taschenrechners, und trotzdem im Mondstaub gelandet.

Alle Wärme strahlt ins All ab.

Jetzt, nach zwölf, ist es leiser geworden, weniger CD-Player und Ghettoblaster, die noch Metal oder Grunge rausplärren – endlich keine grelle Kraterlandschaft, auf denen die Ameisenkolonie errichtet wurde für zwei endlos lange Festivaltage auf einem toten Flugplatz, der nur aus Gras und grauem Dreck besteht.

Ich will nicht hier sein.

Der Thorsten hat mich überredet, meine Nase aus den Büchern zu ziehen, aber ich mag keine Menschenmassen, und ich mag die Musik nicht, lieber die Beatles: Yellow Submarine in der stillen Tiefe des Meeres.

Doch ich stelle mich der Aufgabe, als Commander, und öffne die blaue Luke, um ins DIXI-Klo zu steigen: auch eine Rettungskapsel, schön warm hier, aber … dieser Geruch; verdammt, ich brauche einen verspiegelten Helm mit eigener Sauerstoffzufuhr! Oder ein Bier, das ich zwar nicht vertrage; muss mir trotzdem Mut antrinken – ein kleiner Schritt für die Menschheit, aber ein großes Geschäft.

Thorsten, schläfrige Stimme vom Alkohol, fordert, dass ich meine verdreckten Dr. Martens ausziehe, bevor ich mich in die Koje legen darf, weil ich sonst zu viel Sand oder Ameisen oder Viren für eine Zombieapokalypse oder einen Alien-Parasiten reintrage, der mir später aus dem Brustkorb bricht.

Will ich aber nicht.

Diese Schuhe sind magnetisch, meine Moonboots, sonst verliere ich den Halt. Also penne ich vorne im Campingstuhl … und habe im Leben noch nie so gefroren, trotz Pulli, zwei T-Shirts und dem Regencape aus durchsichtigem Plastik, unter dem sich mein Schweiß sammelt wie Tau unter der geodätischen Kuppel eines Habitats. Ich lese zu viel Abenteuer aus fernen Welten, am Ende der Galaxis!

»Ist das nicht zu kalt?«, ruft Marie aus dem Nachbarszelt. Sie und ihre Freundin haben uns geholfen, die Heringe mit Steinen in den Boden zu hauen. Beide hübsche, fremde Wesen.

»Geht schon, danke.«

Morgens wieder die schräge Convention aus Bordoffizieren und Aliens, die sich fröhlich betrinken und farbenfroh feiern, während ich einen kostenlosen Kaffee am Werbestand trinke. Ich fröstle immer noch.

Bin ich anders?

Die erste Band rockt, nackt im Sonnenlicht: Man sieht die Poren hinter der Schminke. An der Bühne riecht der Staub nach Kakao, wie aus dieser gelben Dose bei meiner Mutter in der Küche mit den Prilblumen … Meine Schwester hat im März unser Elternhaus verkauft.

Dann dreht sich die Himmelsscheibe, es wird Nachmittag und Abend, und Scheinwerfer sprühen ihre Farben in die Dämmerung. Gleich spielt die Hauptband auf.

Mann, ich friere schon wieder, meine Außenhülle hat ein Leck; vielleicht liegt eine goldene Rettungsdecke im Verbandskasten im Kofferraum des Audis? Oder ich könnte –

»Hi.« Plötzlich steht Marie vor mir, wie runtergebeamt – ein Mädchen, oh Gott, diese seltsame, schöne Spezies.

»Öfters hier?«, antworte ich; finde mich dämlich. Aber sie lacht.

Es gibt kein Wasser auf dem Mond, kein Leben auf dem Mars, nach dem wir so verzweifelt suchen in den Weiten des Kosmos … versteinerte Mikroben auf einem lächerlichen Felsen. Mehr nicht. Nur Kälte und die Entropie.

Aber ihre Hand ist warm, während sie mich führt; diesmal bin ich nicht allein, nicht Michael Collins in der Umlaufbahn …

Sie küsst mich. Warum? »Wer bist du?«, frage ich.

»Komm.«

Wir liegen im Sand … Hinter uns der nächste Bierstand mit seiner meeresgrünen Leuchtreklame, und das Gegröle der vielen Betrunkenen. Das ist jetzt egal. Sie hat die Faust unter mein T-Shirt geschoben, ich fühle sie. Mein Herz klopft.

»Willst du?«, fragt sie mich.

»Ja.«

Neben mir im Cockpit: Marie packt den Steuerknüppel und navigiert uns durch drei Dimensionen: Hoch und Runter, Rollen, Gieren, bevor wir langsam abdriften. Ihre Zunge gleitet über meine: seltsam kühler Fisch; jetzt ein Strand, an dem die Wellen saugen; ein Körnchen oder zwei, vier, acht, lose aufs Schachbrett gestreut und wieder verdoppelt … Alles Sterne. Unendlich.

Nemo gibt den Befehl, und die Nautilus taucht auf. Wir sind Arm in Arm kurz eingeschlafen, ich löse mich aus den Tentakeln.

»Hm?«, fragt sie lächelnd.

»Nichts.«

Später bauen wir die Zelte ab, frühstücken Toast, mit Käse, Salami, und tauschen Telefonnummern aus, die wir nie anrufen werden … Wir werfen die Schlafsäcke und silbern beschichtete Isomatten zurück in den Kofferraum, steigen ins Auto und fahren erst Landstraße, dann Autobahn mit stolzem Tempo!

Apollo 11 hatte drei Beschleunigungsphasen, die letzte Raketenstufe katapultierte drei Menschen mit 39400 km/h zum Mond.

Ich bin verliebt.

Ich war verliebt und werde sie immer lieben.

Zeit: die vierte Dimension, aber vielleicht doch nur ein Brennpunkt, ein Schwarzes Loch, in dem sich das Weltall verdichtet wie bei 2001 nach diesem surrealen Drogentrip, dahinter: ein Raum als Krankenzimmer, ein Bett mit klinisch grünem Laken und einer Marmorbüste. Immerhin Sauerstoff, so viel ich will.

Meine Kerntemperatur beträgt 39,7 Grad.

Das Gewicht ihrer Faust auf meiner Brust habe ich zeitlebens vermisst – die Schwerkraft einer Katze, die auf mir schlafend der Kälte des Alls trotzt.

Ich atme ein, atme aus …

Lichter in der Nacht.

FIN.

 

Hallo Dante,

wurde ja schon alles ziemlich ausführlich beleuchtet und beschrieben - ich hab deine Story gerne gelesen - mal etwas mehr abgespaced als andere und auch entsprechend mit Wortfetzen versetzt, die oft erst bei zweimaligem Lesen einen Sinn oder roten Faden erkennen lassen. Mir war auch nicht ganz klar - wie schon in anderen Kommentaren beschrieben - wie eine Marie ausgerechnet einen offensichtlich Nichtanwesendseinwollenden abschleppt; da gibt´s tausende Eddies und Cornells, nach denen die Mädchen ... ja, ich war selbst Besucher und sogar auch Musiker in diesen Zeiten und mir sind die Zustände bekannt - schön waren deine mitunter poetischen Sternschnuppen - und, auch hier wie meine Vorgänger - vermisse ich seine weitere Annäherung an Marie ... und die Szene mit dem Steuerknüppel hätte nach meinem Geschmack etwas mehr Weltraumluft vertragen. Wo spiegeln sich die Sterne in ihren Augen, wie roch der Schweiß aus der Nacht zuvor ... die kleinen Steuerdüsen, die den Flug der Kapsel bei 28.000 km/h ans Mutterschiff dirigieren, bis der Kontakt zustande kommt und die beiden Teile verbindet, die Schleusen sich öffnen ... ihr Atem sich vermengt ... ja, da wäre noch Potenzial gewesen, daher kam mir die Story ein bisschen "unfertig" vor und ein bisschen zu schnell abgesetzt - bei ihrer Landung hatte sie sich eine der vielen Landeklappen verbogen.
Grüße - Detlev

 

Hallo @Dante

und hinein ins Vergnügen.

So viele Zelte wie Sterne am Himmel, von Feuerzeugen hell und innen von Kerzen erleuchtet, den Gaskochern, auf denen Pfannen oder lässig offene Konserven stehen: Ravioli, Chili con Carne oder gleich der Partytopf – alles Schutzhüllen aus leichten, geometrischen Formen: Dreiecke, Quadrate gegen die nächtliche Kälte; hier ein Polyeder oder ein Schlauchsystem wie eine gefräßige Raupe, da steht der zerbrechliche Adler aus Goldfolie mit leichten Streben und einem Computer von der Leistung eines Taschenrechners, und trotzdem im Mondstaub gelandet.

Hui, die Challenge für den kompliziertesten Texteinstieg würdest du gewinnen. Mich törnt es eher schon ab, wenn ich den ersten Satz gleich drei oder vier Mal lesen muss, um ihn zu verstehen. 'Von Feuerzeugen hell' z.B kann ich nicht zuordnen, sind die in den Zelten oder außerhalb?

ein kleiner Schritt für die Menschheit, aber ein großes Geschäft.

:lol:

Es gibt kein Wasser auf dem Mond, kein Leben auf dem Mars, nach dem wir so verzweifelt suchen in den Weiten des Kosmos … versteinerte Mikroben auf einem lächerlichen Felsen. Mehr nicht. Nur Kälte und die Entropie.

Das berührt mich .. irgendwie.

Neben mir im Cockpit: Marie packt den Steuerknüppel und navigiert uns durch drei Dimensionen: Hoch und Runter, Rollen, Gieren, bevor wir langsam abdriften. Ihre Zunge gleitet über meine: seltsam kühler Fisch; jetzt ein Strand, an dem die Wellen saugen; ein Körnchen oder zwei, vier, acht, lose aufs Schachbrett gestreut und wieder verdoppelt … Alles Sterne. Unendlich.

Sprachlich finde ich das kreativ, aber erotisch finde ich es nicht.

Ich bin verliebt. Ich war verliebt und werde sie immer lieben.

Das ging mir zu schnell.

Das Gewicht ihrer Faust auf meiner Brust habe ich zeitlebens vermisst – die Schwerkraft einer Katze, die auf mir schlafend der Kälte des Alls trotzt. Ich atme ein, atme aus … Lichter in der Nacht.

Auch das berührt mich.

Dein kreatives Spiel mit der Weltraumthematik gefällt mir gut, aber die Beziehung zwischen Marie und dem Ich-Erzähler fällt dagegen stark ab. Das ist doch eher ein Quickie+One-Night-Stand, warum ist er so verliebt danach? Da wäre noch ein Dialog gut, irgendeine Form der Kommunikation zwischen den Liebenden.

LG,

HL

 

Guten Morgen! *an kaffeetasse schlürf*

Dann wollen wir mal:

Daher ist mir die Verortung schwer gefallen, manchmal dachte ich, wir sind auf der Erde, dann dachte ich wir sind möglicherweise doch auf dem Mond bzw. im Kosmos unterwegs.
Ach, das finde ich gar nicht dramatisch; es ist ja eine Synthese aus Außen-Realität und subjektiver Innenansicht von ihm. :)
Meiner Erfahrung nach sind Leute, die bei Festivals introvertiert, nerdy und dann auch noch nüchtern sind, Teil der Outgroup.
Ist er ja!
Auf der anderen Seite haben wir ein attraktives Mädel, das sehr selbstbewusst, extravertiert und notgeil ist.
ER findet sie attraktiv und geheimnisvoll - und zwar als Bestandteil der Gruppe "Frauen". Das heißt ja noch lange nicht, dass sie jetzt die schönste Prinzessin im Lande ist. Außerdem, wie gesagt: hat sie vielleicht einfach ein wenig Nähe gebraucht ...
Also keep on trucking.
:D Danke dir.
Schöner Satz. Was eine Verschwendung mit der Wärme, nicht wahr?
Total!
Ahle? Ich kenne nur Zeltheringe. Oder meinst du die gar nicht?
Wie komme ich denn auf Ahle? *koppkratz* Heringe passt auch viel besser, ich ändere das gleich ...
Wie gesagt, ich finde den Satz gut, wäre mir lieb gewesen, es hätten noch mehr solch unvermittelte Dinge wo im Text gestanden.
Ja, ist ein Bruch im Gefüge; aber hier schimmert halt doch etwas wie ein Trauma durch; etwas, das er zwar emotionslos registriert, aber ihn dann wohl doch nicht ganz kaltlässt ...
Ahle, hä? Ich kenn die nur als Werkzeug und das, was du meinst, als Heringe.
Ja ja ja ... ändere ich! :D
Ich denke, für eine Liebesgeschichte fehlt etwas Fleisch an den Knochen und vor allem Strecke.
Mir geht es - wie beschrieben - mehr um die spontane Annäherung von zwei warmen Menschen in der eisiger Kälte des Alls. Weder der Sex - sofern es den überhaupt gegeben hat, denn es gibt auch noch andere - äh - "Spielarten der Liebe" :D, die auf die Beschreibung passen würden ... noch die mögliche (spätere) Lovestory interessieren mich: Es bleibt ein Sehnen bei ihm zurück, das vielleicht gar nicht so viel mit der Person "Marie" zu tun hat ...
und die Szene mit dem Steuerknüppel hätte nach meinem Geschmack etwas mehr Weltraumluft vertragen.
Siehe oben.
'Von Feuerzeugen hell' z.B kann ich nicht zuordnen, sind die in den Zelten oder außerhalb?
Beides! :D Es gibt Vorzelte, in denen man auch gut sitzen, kochen und/oder rauchen kann, z.B. wenn es gerade regnet ... :)

Danke für eure vielen Anmerkungen. *herzchen*

Der Dante

 

Hallo Herr Lehrer,

das ist mir ins Auge gesprungen.

Dein kreatives Spiel mit der Weltraumthematik gefällt mir gut, aber die Beziehung zwischen Marie und dem Ich-Erzähler fällt dagegen stark ab. Das ist doch eher ein Quickie+One-Night-Stand, warum ist er so verliebt danach? Da wäre noch ein Dialog gut, irgendeine Form der Kommunikation zwischen den Liebenden.
Ich kann mich gut an meine Jugend erinnern, auch wenn sie sehr lange her ist. Da ging es mir auch so. Auf einem Fest mit einem Mädchen gefummelt und danach Monate lang verliebt, nach ihr gesehnt und mich dennoch nicht getraut, heraus zu finden, wie sie fühlt. 600 Km waren damals aber auch sehr weit. :lol:

Insofern fand ich das durchaus überzeugend.

Liebe Grüße
Gerald

 

Hey @Dante

ich habe die Geschichte schon kurz nach Veröffentlichung gelesen und ich habe sie sehr gemocht. Ja, wirklich. Und da ich gerade auf Arbeit bin und nicht soo viel Zeit, ich aber auch eigentlich nix zu sagen habe, wird das hier recht kurz. Aber zu hören, hat mir gefallen, ist besser als es nicht zu hören. Und jetzt lese ich noch mal schnell drüber, vielleicht finde ich ja doch noch was :D

Ich will nicht hier sein.
Der Satz steht so schön inmitten des Mondkraters und ich hatte da echt Mitgefühl. Ich mein, ich kenne den Typen null bisher und trotzdem tat er mir leid. Ein Satz. Und normalerweise, wäre dies der erste Satz einer Figur - gleich mal in die Jammerlappenschublade legen, aber hier eben nicht. Gut gemacht!

Doch ich stelle mich der Aufgabe, als Commander, und öffne die blaue Luke, um ins DIXI-Klo zu steigen: auch eine Rettungskapsel, ...
Nice!

Beide hübsche, fremde Wesen.
Hehe. Ja, so ein Nerdalltag ist auch nicht so einfach.

Aber ihre Hand ist warm, während sie mich führt; diesmal bin ich nicht allein, nicht Michael Collins in der Umlaufbahn …
Wie schön für ihn! Ach, diese Maries sind so tolle Frauen!

Neben mir im Cockpit: Marie packt den Steuerknüppel und navigiert uns durch drei Dimensionen: Hoch und Runter, Rollen, Gieren, bevor wir langsam abdriften. Ihre Zunge gleitet über meine: seltsam kühler Fisch; jetzt ein Strand, an dem die Wellen saugen; ein Körnchen oder zwei, vier, acht, lose aufs Schachbrett gestreut und wieder verdoppelt … Alles Sterne. Unendlich.
Und schon ist es wieder vorbei. Na ja. Immerhin. Kurz war mal warm.


Ich bin verliebt.

Ich war verliebt und werde sie immer lieben.

Ja, das ist das tragische. Immer dieses Verlieben, weil man den Sternen nahe war, weil man nicht zu denen gehört, die sich öfter da oben rumtreiben. Das ist aber auch hart, hier darfst mal kosten wie lecker, aber essen tun es dann immer die anderen. Und jetzt zu wissen, wie gut es schmeckt, macht es eigentlich auch nicht einfacher. Ach tragisch ist das ...

Also ich mag die kleine Storyline im Weltraum, das Abheben und die Landung, dieses Ausgesetzsein davor und danach. Auf die Kürze kann der Text für mich ne ganze Menge.

Beste Grüße, Fliege

 

Hey Fliege!

Danke für die Blümchen. <3 Schön, dass du meinen Text magst. :)

Liebe Grüße.

Dante

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Dante ,

du warst ja flott mit dem Posten - war das ein Schnellschuss? Sorry, der Text funktioniert imA nicht, und zwar weder als KG generell noch als Erotik-Geschichte.

Formal: Im Text sind sehr viele überflüssige Zeilenumbrüche und doppelte Absätze, die sollten besser raus. Gerade, wenn da so einzelne Sätze einsam zwischen den regulär formatierten Textblöcken stehen, wirkt das, als sollte ihnen künstlich Bedeutung gegeben werden, wo sie es aus sich selbst heraus nicht leisten. Es wirkt daher auch sehr teeniehaft (die machen das jedenfalls am häufigsten so).

Für mich rechtfertigt der Prota oder der Plot auch keinen SF-Bezug. Es gibt ein finnisches Booklet zum Phantastikschreiben, und eine Autorin sagt: 'Wenn man einen nichtssagenden Plot hat, wird der nicht dadurch spannender, dass alles mit einem Zauberer erzählt wird, der auf einem Berg in Mittelerde steht.' Und so wirken die Astronauten/Mond-etc. Teile hier auf mich.

So viele Zelte wie Sterne am Himmel, von Feuerzeugen hell und innen von Kerzen erleuchtet, den Gaskochern, auf denen Pfannen oder lässig offene Konserven stehen:
Unpräzise Formulierungen:
Also wie; von außen sind die Zelte durch Feuerzeuge erleuchtet und von innen durch Kerzen & Gaskocher? Aber oben sind die Sterne. Alles bissl Wackelkamera, oder?
lässig impliziert ein 'sich geben Wollen', das geht ja nicht mit Konserven (außer, du verpasst denen ein AI-Innenleben). Jemand kann die nur lässig draufgestellt haben, finde ich insgesamt eine ziemlich übertriebene Aussage.
Im Journalismus gibt es einen guten Tipp: In Aufzählungen möglichst nicht bestimmte, unbestimmte und keine Artikel mixen.
Ravioli, Chili con Carne oder gleich der Partytopf
Kein kursiv, oder sonst auch Ravioli bzw. alle drei, das ist ja auch der Name eines Gerichts.
Dreiecke, Quadrate gegen die nächtliche Kälte
:susp:
Alle Wärme strahlt ins All ab.
Was macht der Satz da so allein auf weiter Flur? ;-) Was soll diese Feststellung hier? (Im Sinne von: Das hat für den Prota keinen Belang, weil seine Wärme erst mal in die unmittelbare Umgebung abstrahlt - und das würde er als Nerd doch genau wissen.)
Jetzt, nach zwölf, ist es leiser geworden,
Naja, 'Jetzt' ist auch so'ne Verortungs-Krücke. Kann funktionieren, aber nicht mit einer Vergangenheitsform, weil das doch Kuddelmuddel gibt. Inzwischen ist es still geworden / Jetzt, nach Mitternacht, ist es leise, ... irgendwie so eher.
Jetzt, nach zwölf, ist es leiser geworden, weniger CD-Player und Ghettoblaster, die noch Metal oder Grunge rausplärren – endlich keine grelle Kraterlandschaft, auf denen die Ameisenkolonie errichtet wurde für zwei endlos lange Festivaltage auf einem toten Flugplatz, der nur aus Gras und grauem Dreck besteht.
Präzision: Die Player/Boomboxes stehen da ja immer noch, sind nur ausgeschaltet? Oder die Besitzer sind gegangen, dann klingt es aber nicht so, als wären die weggetragen worden, sondern von selbst gelaufen.
Noch würde ich streichen, weil das eine eigenartige Reihe ergibt: jetzt, noch, endlich ... Lieber für eine konkrete Angabe entscheiden, statt drei Mal ansetzen.
Grelle Kraterlandschaft und Folgendes finde ich zu Pathos-besetzt und kippt imA ins Alberne. Das hängt auch mit dem Kontext / Setting zusammen, und der ansonsten flapsig-nachlässigen Erzählstimme.
Ich will nicht hier sein.
That makes us two ...
Der Thorsten hat mich überredet, meine Nase aus den Büchern zu ziehen, aber ich mag keine Menschenmassen, und ich mag die Musik nicht, lieber die Beatles: Yellow Submarine in der stillen Tiefe des Meeres.
Thorsten. Sonst klingt das nach Hessischem Dialekt: Der Thorsten, wo ein neues Fahrrad hat.

keine - nicht - lieber ist auch keine optimale Reihung, das lässt zudem die Ellipse schräg aussehen, nämlich, als sollte ein zweites nicht wegfallen. Das aber ergäbe keinen Sinn, also ein Stolpersatz.
Insgesamt wünschte ich mir eine klarere Blickführung und präzisere Bilder / Assoziationen. Vieles wirkt auch mich wie spontane Reihung, die nicht weiter editiert / scharfgestellt wurde.

Doch ich stelle mich der Aufgabe, als Commander, und öffne die blaue Luke, um ins DIXI-Klo zu steigen: auch eine Rettungskapsel, schön warm hier, aber … dieser Geruch; verdammt, ich brauche einen verspiegelten Helm mit eigener Sauerstoffzufuhr! Oder ein Bier, das ich zwar nicht vertrage; muss mir trotzdem Mut antrinken – ein kleiner Schritt für die Menschheit, aber ein großes Geschäft.
Okay, das ist mir zu platt. Andere mögen das selbstverständlich ganz anders sehen.
(Keine Kommata um Commander: Umgestellt wäre es Ich stelle mich als Commander der Aufgabe und öffne ..)
Morgens wieder die schräge Convention aus Bordoffizieren und Aliens, die sich fröhlich betrinken und farbenfroh feiern, während ich einen kostenlosen Kaffee am Werbestand trinke. Ich fröstle immer noch.
Was ich oben meinte: Ob das Aliens sind oder spiessige Versicherungsvertreter macht keinen Unterschied, das wirkt, als hättest du die SF-Sachen nur da drin, damit die Szene nach irgendwas klingt. Aber vermutlich ist das irgendwie ironisch, was anderseits imA nicht zum nöligen Icherzähler passt, der sich aus allem rauszieht, in der Vergangenheit lebt und mit nichts richtig agiert.
No shit, Sherlock! :D
Das gehört nicht auf Ebene der Geschichte, das ist die Ebene des Autors (wie der Titel, der ja auch kein Teil der Geschichte ist), besser kicken.
Ich weiss, die Amis verlangen, dass bei eingesandten Geschichten ein End druntersteht, ich gehe aber davon aus, dass die nur zu oft mit unvollständigen Anhängen zu tun hatten.

Sorry, Dante, ich lese da zu sehr einen Schnellschuss raus, das ist für mich kein Lesevergnügen.

Herzlichst,
Katla

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey @Katla

Es gibt ein finnisches Booklet zum Phantastikschreiben, und eine Autorin sagt: 'Wenn man einen nichtssagenden Plot hat, wird der nicht dadurch spannender, dass alles mit einem Zauberer erzählt wird, der auf einem Berg in Mittelerde steht.'
Ich befürchte, wir haben völlig verschiedene Sichtweisen auf DAS SCHREIBEN ™ ... Meiner Meinung nach ist die Kunst, die Profanität des Lebens ™ so zu durchbrechen, dass die Worte transzendieren und mehr sind als die Summe ihrer Teile. Angehängt drei Beispiele, die das Motiv "Hände" haben:
Ich war begabt. Ich bin begabt. Manchmal seh ich meine Hände an und sage mir: Aus dir hätte ein großer Pianist oder so was werden können.
Aber was hab ich mit meinen Händen gemacht? Mich am Sack gekratzt, Schecks ausgestellt, Schnürsenkel gebunden, Klosettspülungen betätigt, usw. Ich habe mit meinen Händen nichts angefangen. Und mit meinem Kopf auch nicht. Da saß ich nun im Regen.
Mir wurde bewußt, daß ich der einzige Kunde an dieser recht geheimnisvollen Stätte war, in der ich mich fischartig wie in einem bläulichgrünen Aquarium umherbewegte. Ich spürte, wie seltsame Gedanken in den Köpfen der schmachtenden Damen aufkamen, die mich von Ladentisch zu Ladentisch, vom Felsenriff zum Meerespflanzengestrüpp geleiteten, und die Gürtel und Armreifen, die ich aussuchte, schienen aus Nixenhänden in durchsichtiges Wasser zu gleiten.
Schließlich kaufte ich einen eleganten Handkoffer, ließ all meine Einkäufe hineinpacken und begab mich, sehr befriedigt von diesem Tag, zum nächsten Hotel.
Die Flecken bedeckten beide Seiten seines Gesichts, und an seinen Händen hatte das Hantieren mit schweren Fischen an der Leine tiefe Spuren hinterlassen. Aber keine dieser Narben war frisch. Sie waren so alt wie Erosionen in einer fischlosen Wüste. Alles an ihm war alt, nur die Augen nicht, und die hatten dieselbe Farbe wie das Meer und waren heiter und unbesiegt.

Es geht also nicht um strikt akkurate Beschreibungen, schön, dass die Presse-Mitteilung stimmt, sondern um Poesie. Wie in dieser Geschichte ... :)

Dante

 

Hallo @Dante ,

Es geht also nicht um strikt akkurate Beschreibungen, schön, dass die Presse-Mitteilung stimmt, sondern um Poesie.
Von Pressemitteilungen war nicht die Rede - schiefe Bilder und nachlässige Konstruktionen ergeben aber eben auch keine Poesie.

Three cheers, Katla

 
Zuletzt bearbeitet:

schiefe Bilder und nachlässige Konstruktionen ergeben aber eben auch keine Poesie.

Okay, @Katla, dann bocken wir den ersten Abschnitt einmal auf:

So viele Zelte wie Sterne am Himmel
Lyrischer Einstieg; ich höre da auch ein loses Reimschema raus:

So viele Zelte wie Sterne am Himmel
∪ – ∪ – ∪ – ∪ – ∪ – ∪

(auch wenn mich Hölderlin dafür steinigen würde … ;))

, von Feuerzeugen hell
Und das läuft dann weiter bis zum „hell“ als erster, strahlender Leuchtturm: Hell! Hell ist es in der Nacht. Und nicht: „erhellt“ oder „Wenn sich einer der Festivalbesucher draußen eine Zigarette ansteckt oder einen Campingkocher anzündet, strahlt der Schein der Flamme auf den bunten Stoff der Zelte ab und lässt sie passiv leuchten wie die Sonne den Mond.“ Oder so was …

und innen von Kerzen erleuchtet
… ist das Bild einer Teelicht-Laterne, die zum Himmel aufsteigt … Dürfen auch gerne Taschenlampen sein, aber wir wollen es ja romantisch. ;)

, den Gaskochern, auf denen Pfannen oder lässig offene Konserven stehen:
Müsste eigentlich „oder den“ heißen, habe ich aber geschliffen. Gaskocher statt Campingkocher, weil kürzer; außerdem steigt Gas mitunter eben auf und hat hier vielleicht so einen Luftschiff-Charakter, um es über-zu-interpretieren … :D

, auf denen Pfannen oder lässig offene Konserven stehen:

Lässig wie „lässig offener Hosenschlitz“. Die Konserve ist nicht lässig, sie ist lässig offen(!), weil es eben cool ist, die direkt auf den Kocher zu stellen anstatt dafür einen Topf zu benutzen (vorher die Banderole abmachen! ;)).

Ravioli, Chili con Carne oder gleich der Partytopf
Ravioli habe ich nachgerüstet^^. Chili con Carne habe ich kursiv gesetzt, um die Einheit der drei Einzel-Worte zu einem Begriff zu klammern. Oder gleich der Partytopf! Party also: Hier wird im großen Stil gefeiert!

– alles Schutzhüllen aus leichten, geometrischen Formen:
Dann also der Halbgeviertstrich, um den Bezug zu den Zelten herzustellen, nach den Einschüben: So viele Zelte, alles Schutzhüllen …
aus leichten, geometrischen Formen: Dreiecke, Quadrate
Schutzhüllen, die aus geometrischen Formen bestehen oder zusammengesetzt sind .. Habe ich aber auch geschliffen. Moderne Zelte sind eben mitunter Vielecke: innen ein Stützkorsett wie ein Diamant. Aus Dreiecken oder Quadraten sind übrigens auch 3D-Modelle aufgebaut, wenn sie sauber sind …

gegen die nächtliche Kälte;
So. Und hier beginnt das Haupttheme zu spielen … Darum geht es: Die nächtliche Kälte, die Lichter in der Nacht: Denn alle Wärme strahlt ins All ab! Ganz im lovecraftschen Sinne … der gähnende Abgrund!
hier ein Polyeder
Polyeder ist bezogen auf die geometrischen Formen von oben: ein vielkantiger Kristall.

oder ein Schlauchsystem wie eine gefräßige Raupe
Leitet schon das Shuttle-Raumfahrt-Thema ein: Schlauchsysteme, die Komponenten einer Raumstation miteinander verbinden, dazu ein lyrisches Bild: eine gefräßige Raupe Nimmersatt; kann man als Streben der Menschheit nach maßloser Expansion über-interpretieren, mir hat einfach das Bild gefallen, weil manche Zelte eher raupenartig lang sind …

, da steht der zerbrechliche Adler aus Goldfolie mit leichten Streben und einem Computer von der Leistung eines Taschenrechners, und trotzdem im Mondstaub gelandet.
The Eagle has landed! Glaube, da muss ich nicht viele Worte drüber verlieren, in vorigen Kommentaren wurde das schon korrekt herausgearbeitet. Diese läppische Goldfolie als Schutz, die der Protagonist später noch aus dem Verbandskasten holen will …

Das war der erste Abschnitt. Einmal lässig hingerotzt. "Nachlässig" ist hier nichts, ich habe jedes Wort mind. 3 x umgedreht. Es geht eben nicht immer nur um die Befolgung von Regeln, man muss das Ding ™ ans Laufen kriegen ...

Dante

P.S.:

Es wirkt daher auch sehr teeniehaft (die machen das jedenfalls am häufigsten so).
Diese Absätze kommen aus MS Word und sind nicht bewusst gesetzt. Ich bin/war einfach zu faul, um den Text zu bereinigen ... Außerdem können die Worte – gerade bei Kurztexten wie diesen – so besser nachklingen, sonst hätte ich schon aufgeräumt. ;) Aber Danke für das "teeniehafte"! :-*

 

Hallo Dante,

ich habe deine Geschichte sehr gerne gelesen und mich an manchen Stellen richtig gut humorvoll unterhalten gefühlt, obwohl es der Protagonist sicher anders sehen würde, der Arme. Ich konnte auch über nichts stolpern, weil der Text so fluffig ist. Etwas komisch komme ich mir jetzt schon vor, wenn ich nicht mehr dazu schreibe, aber für mich gibt es grade nichts dazu zu sagen, außer dass ich ihn mag und nichts zu ändern hätte, weil ich auch zu wenig in der Art des Schreibens bewandert bin, wie du es praktizierst.

Nur eine Sache ist mir aufgefallen, die definitiv falsch ist :
Die Mutter hatte keine Prilsterne, sondern Prilblumen auf den Fliesen kleben.
:D

Liebe Grüße
bernadette

 

Hallo @Dante,

da komme ich mal auf einen Gegenbesuch. Dein Protagonist ist von der passiven menschenscheuen Sorte, er holt sich den Glanz seiner Phantasiewelt, um die Realität zu ertragen, wird zum Commander, der sich der Aufgabe stellt, wirkt sehr einsam, muss sich schützen, zieht nicht einmal die Schuhe aus, das hat schon was Autistisches. Die Marie nimmt ihn sich und er bleibt sich insofern treu, dass ihm auch beim Sex am Strand die Weltraumbilder Halt geben, so lese ich das.
Ich fand die Verbindung der beiden Themen, Festival/Weltraum, seine spezielle Weltsicht, sehr unterhaltsam zu lesen, es hat etwas sehr Verspieltes und eigentlich gelingt ihm dieser Wechsel ja auch sehr geschmeidig, er legt diese Schablone über die Welt, taucht aber ab und zu auf, um konkrete Entscheidungen zu treffen.
Das Ende ist traurig, denn, wenn das die Liebe seines Lebens war, dann kann da ja nicht mehr viel gekommen sein. Das hat auch etwas Statisches, so als ob dein Protagonist sich nie weiterentwickeln konnte.

Ich lese zu viel Abenteuer aus fernen Welten, am Ende der Galaxis!
Mag schon sein. ;)
Neben mir im Cockpit: Marie packt den Steuerknüppel und navigiert uns durch drei Dimensionen
Den Steuerknüppel finde ich zu platt als Bild. Das passt nicht zum Rest für mich. Ich würde das Fette weglassen.

hier ein Polyeder oder ein Schlauchsystem wie eine gefräßige Raupe, da steht der zerbrechliche Adler aus
das mag ich sprachlich sehr.
weil ich sonst zu viel Sand oder Ameisen oder Viren für eine Zombieapokalypse oder einen Alien-Parasiten reintrage, der mir später aus dem Brustkorb bricht.
Schöne Steigerung :D, wie die Phantasie da immer weiter mit ihm durchgeht. Aber auch hier seine Passivität, er weicht zurück, schläft draußen.
Meine Schwester hat im März unser Elternhaus verkauft.
Rund, das Bild. Seine Schwester ist die Lebenspraktische.
Das Gewicht ihrer Faust auf meiner Brust habe ich zeitlebens vermisst – die Schwerkraft einer Katze, die auf mir schlafend der Kälte des Alls trotzt.
Wunderschön.

Hat ein bisschen etwas von einem Gedicht, ich habe das gerne gelesen.

Liebe Grüße von Chutney

 

Hey @Chutney!

Den Steuerknüppel finde ich zu platt als Bild. Das passt nicht zum Rest für mich. Ich würde das Fette weglassen.
Aaach ... Ist eben so nen Nerd-Kalauer. Das tut nicht weh. ;)
Rund, das Bild. Seine Schwester ist die Lebenspraktische.
Ja, genau. Er bleibt da lieber passiv: Die macht das schon! :)

Danke fürs Besuchen. :-*

Dante

 

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