Aufregung beim Tannenbaumschmuck
Aufregung beim Tannenbaumschmuck Aufregung beim Tannenbaumschmuck
Es war die Zeit kurz vor Weihnachten. Die Menschen waren eifrig damit beschäftigt diesen Heiligen Abend besonders schön zu begehen. Darum schauten sie eilig und mit verkniffenem Gesicht nach den passenden Geschenken, um ihren lieben Mitmenschen eine Freude zu machen. Das Essen mußte sorgfältig vorbereitet werden. Aus den Häusern drangen süße Düfte von Bratäpfeln, Plätzchen und gebratenen Gänsen. Auf den Weihnachtsmärkten gab es neben Nüssen und Orangen auch die eine oder andere Kleinigkeit, um seinen Tannenbaum richtig erstrahlen zu lassen.
Auch die Familie Krause schaute noch einmal nach Christbaumkugeln, denn im vergangenen Jahr waren einige Kugeln zerbrochen. Die Katze war von dem glitzernden Tannenbaumschmuck so fasziniert, daß sie mit den Pfoten diese Bälle vom Baum holte und mit ihnen durch das Wohnzimmer jagte.
In diesem Jahr sollte der Weihnachtsbaum ausschließlich mit roten Schleifen, rotem Lametta und roten Kugeln geschmückt werden. Herr Krause holte aus dem Keller den Karton mit dem Christbaumschmuck und stellte ihn in das Wohnzimmer, damit er am heiligen Abend den Baum behängen konnte, der schon auf dem Balkon stand.
In der Nacht vor dem Heiligabend geschahen seltsame Dinge in diesem Karton. Zuerst begannen die kleinen Tannenbaumkugeln zu kichern, dann reckte und streckte sich das Lametta vom Vorjahr, um wieder schön glatt und glänzend zu werden. Die Tannenbaumkugeln unterhielten sich, wer wohl von ihnen dieses Jahr aufgehängt würde und an welcher Stelle. Jede von ihnen hoffte, so hoch wie nur möglich an die Spitze zu kommen, damit sie ihre gesamte Schönheit zeigen konnte. Eine von den großen Kugeln, die nur an den starken, dicken Stern hängen konnte, welche unten am Baum waren, berichtete von ihrer Todesangst, als sie sah, wie die Katze auf sie zu kam. Zum Glück interessierte sich das Tier dann aber mehr für das Lametta um sie herum. Alle Teile in dem Karton legten eine Schweigeminute für die Opfer des letzten Jahres ein.
Anschließend war der Platz am Weihnachtsbaum wieder das große Gesprächsthema. "Ich werde wieder an erster Stelle stehen und zwar ganz oben." Prahlte die Tannenbaumspitze. Eine Kette aus Lametta meinte: "Gib nicht so an, ich werde den ganzen Baum umwickeln." "Wir bringen den Baum erst zum Leuchten", sagte die Lichterkette. Plötzlich hörte man einen Angstschrei aus der Kette. "Ich kann nichts sehen!" Alle schauten auf eine verzweifelte Lampe in der Lichterkette. "Da ist wohl eine Birne durchgebrannt", beruhigte die Lichterkette die Lampe. "Das wird schnell behoben werden, damit alle hell erstrahlen können."
Einige Kugeln, die weiße Wintermotive auf gespritzt hatten, drehten sich in ihrem Kästchen, damit sie besonders glänzten. Die Unterhaltungen und gegenseitigen Sticheleien waren verstummt, als ein Strohengel, dessen Halme mit einem goldenen Faden verknüpft war, sprach: "Warum seit ihr bei so einem bevorstehenden Fest so garstig zueinander? Es ist das Fest des Friedens und der Liebe. Wir alle haben doch die gleiche Aufgabe. Einmal im Jahr einen Tannenbaum zu verschönern für die Heilige Nacht. Es geht nicht ohne den einzelnen, doch das Ziel ist das wichtigste. Darum sind wir hier. Gebt alle euer bestes, aber ohne den anderen schlecht zu machen."
Am nächsten Abend waren alle fröhlich und ließen den Baum besonders schön erscheinen. Alle Probleme waren in dieser Nacht vergessen.
