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Aus dem Leben eines Koteletts

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19.02.2006
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Aus dem Leben eines Koteletts

Ich bin weder wirklich tot noch richtig lebendig, doch es scheint mir, als wäre ich dem Tod wesentlich näher als dem Leben. Mein Herz schlägt zwar, aber keine Seele bewohnt diesen gezüchteten Körper. Das Herz pumpt Blut durch meine Venen, doch ich bin nicht fähig etwas anderes zu empfinden, als den immer gleichen Zustand der grauen Leere.
Ich bin dazu verdammt, als willenloser Beobachter in diesem aufgedunsenen Leib gefangen zu sein und zu warten, bis ich abgeholt werde.
Hätte ich die Wahl, so würde mein Herz auf der Stelle aufhören, zu schlagen. Ich würde alles dafür geben, diesem Dahinvegetieren ein Ende zu setzen - aber ich habe nichts zu geben, denn ich besitze nichts. Und ich verkörpere nicht mehr Wert als den, den ich auf die Waage bringe.
Obwohl das Futter vergiftet ist und grausam schmeckt, fresse ich es mit Hingabe, denn Fressen ist das Einzige, zu dem ich überhaupt fähig bin.
Fressen scheint meine Bestimmung zu sein, denn nur, wer anständig frisst, der wird geholt. Und so fresse ich also mit den zahllosen anderen um die Wette, die wie ich in den Käfigen liegen. Ich fresse mit ihnen so lange es hell ist, und es ist hier eindeutig länger hell als dunkel. Selbst wenn es dunkel ist, fresse ich manchmal weiter, denn diese Leere in mir dehnt sich immer mehr aus. Trotzdem ich weiß, dass ich sie nie zu stillen vermag, so kann ich ihr doch nur entkommen, indem ich weiter fresse.
Ich kann mich in meiner Box nicht mehr bewegen, überhaupt kann ich mich nicht erinnern, je gelaufen zu sein. Und selbst wenn ich jetzt Gelegenheit dazu erhielte, so könnte ich sie nicht mehr wahrnehmen, da mich meine Beine schon lange nicht mehr tragen.
Aber das brauchen sie auch nicht, denn ich komme auch so ans Futter. Und wenn ich nur tapfer genug weiter fresse, so werden sie mich schon bald holen kommen.
Das ist gewiss. Sie kommen jeden holen, der anständig frisst. Ich weiß nicht, wohin sie meine Leidensgenossen bringen, denn niemand, den sie geholt haben, ist je zurückgekehrt. Aber ich weiß, dass es ein besserer Ort als dieser sein muss. Dieses Wissen ist unumstößlich, jeder Ort kann nur besser sein als dieser hier. Das gibt mir stets die Kraft weiter zu fressen, wenn mich jene Leere zu verschlingen droht.
Als sie mich holen kommen, quietsche ich vergnügt. Sie packen mich weitaus gröber, als es nötig gewesen wäre, doch ich wehre mich nicht. Ich wehre mich auch dann noch nicht, als sie mich unsanft durch einen langen Flur schleifen. Seltsame Gerüche beißen in meinen Rüssel, entfesseln grässliche Bilder.
Zum ersten Mal in meinem Leben wird die gähnende Leere in mir mit etwas Anderem als Futter gefüllt.
Angst macht sich in mir breit. Eine unbestimmte Angst, welche die über die Jahre angefressene Zuversicht ins Wanken bringt.
Als ich mich endlich aufbäume, ist es zu spät. Sie halten mich gekonnt in einem Griff, der besagt, dass sie nur auf meine Widerwehr gewartet hatten. Mein plumper fetter Leib, mit Muskeln, die sich nie entfalten konnten, hat den routinierten Händen nichts entgegenzusetzen.
In einer kalten Halle, in der der Gestank mir beinahe die Gesinnung nimmt, reißt man mich plötzlich empor. Ehe ich einen Schrei ausstoßen kann, baumle ich auch schon kopfüber in einer Schlinge, die mein hinteres linkes Bein abschnürt.
Mein panisches Grunzen erstickt in blutigem Röcheln, als mir plötzlich die Kehle aufgerissen wird. Ein langes Messer durchstößt meinen Hals und legt die Gurgel frei.
Ein roter Vorhang schießt an meinen Augen vorüber, nässt mein Gesicht mit falschem Leben. Ein Schmerz, der so grauenhaft ist, dass er meine Wahrnehmung zu verglühen droht, lässt meine Augen trüb werden.
Ich wehre mich nicht länger, ich sehe dem Ausfließen meines Blutes mit Ungeduld entgegen.
Denn ich weiß, dass hinter dem roten Vorhang der bessere Ort auf mich wartet.

* * * * *

„Wie magst du deins, Willy?“, rief der Dicke aus den Rauchschwaden in das fröhliche Gelärme der Gartenparty.
„Schön blutig muss es sein!“, rief Willy zum Grillmeister zurück. „Blutig ist es am Besten!“

 

weiß nicht so recht, ob diese Rubrik die richtige für meine Kg ist.
Dachte schon daran, sie in Alltag zu posten, das würde den provozierenden Charakter vielleicht etwas deutlicher unterstreichen... :D

Mahlzeit
weltenläufer

 

Hallo Weltenläufer,

das wäre so ungefähr eine Geschichte, wie ich sie schreiben würde : ) Bevor ich aber anfange, inhaltliche Korrekturen vorzuschlagen, frage ich lieber, wieviel Einblick Du in Schweinemast und Schlachthöfe hast?

Grüße, Marioula

 

Hallo Marioula,
habe deinem Profil entnommen, dass du Tierärztin bist - deswegen wäre das eine Geschichte, wie du sie ungefähr schreiben würdest?
Kann dem kommentar nicht so recht entnehmen, wie das gemeint sein soll. Smiley heißt vermutlich, dass sir gefällt *hoff*? :D

Aber zu deiner Frage - habe mich in meiner Greenpeace-Phase etwas mehr mit dem Thema auseinandergesetzt, ansonsten bin ich kein Insider dieses Milieus.
Wirst jetzt vermutlich sagen: Das merkt man, aber ich will dir deine Kritik nicht vorab wegnehmen. ;)
Interessiert mich brennend, was du zu sagen hast...

grüßlichst
weltenläufer

 

Vorschläge

Hallo Weltenläufer,

"das merkt man" hätte ich nie gesagt, aber ich habe geldverdien-mäßig mit Nutztieren zu tun und somit Einblick in den Alltag in Schweineställen. Leider muß ich sagen, daß Du mit vielen Dingen nicht so falsch liegst! Und der Smiley war ernst gemeint! Ich finde Deine Geschichte insgesamt gut - vor allem denke ich, daß man Menschen am besten dazu bringen kann, über das Wohl von Tieren nachzudenken, wenn man sie vermenschlicht. Zumindest merke ich bei meinen Kunden, daß ich sie am besten zu etwas bewegen kann, wenn ich frage "wie würden Sie sich denn in dieser Situation fühlen". naja

Zu den Vorschlägen:

"Ich bin weder wirklich Tod noch richtig lebendig, doch es scheint mir, als wäre ich dem Tod wesentlich näher als dem Leben.
- weder wirklich tot

Mein Herz schlägt zwar, aber keine Seele bewohnt diesen gezüchteten Körper. naja, ob Tiere eine Seele haben, ist Diskussionssache - zur Provokation auf jeden Fall gut

Das Herz pumpt Blut durch meine Venen, doch ich bin nicht fähig etwas anderes zu empfinden, als den immer gleichen Zustand der grauen Leere.
oh, wenn der Tierarzt kommt, ist zumindest Panik angesagt - und wenn es Futter gibt, ist die Aufregung groß, aber das nur nebenbei : )

Ich bin dazu verdammt, als willenloser Beobachter in diesem aufgedunsenen Leib gefangen zu sein und zu warten, bis ich abgeholt werde.
aufgedunsen klingt nach aufgebläht - vielleicht was in der Richtung, daß der Körper auf Muskeln gezüchtet ist

Hätte ich die Wahl, so würde mein Herz auf der Stelle aufhören, zu schlagen. Ich würde alles dafür geben, diesem Dahinvegetieren ein Ende zu setzen - aber ich habe nichts zu geben, denn ich besitze nichts. Und ich verkörpere nicht mehr Wert als den, den ich auf die Waage bringe. Ja, leider meistens

Obwohl das Futter vergiftet ist und grausam schmeckt, fresse ich es mit einer Hingabe, die nur dadurch erklärbar wird, weil Fressen das Einzige ist, zu dem ich überhaupt fähig bin.
vielleicht: fresse ich es mit Hingabe, denn Fressen ist das Einzige, zu dem ich überhaupt fähig bin

Fressen scheint meine Bestimmung zu sein, denn nur wer anständig frisst, der wird geholt.
Und so fresse ich also mit den zahllosen anderen um die Wette, die wie ich in den Käfigen liegen.
den zahllosen Anderen - bin mir nicht ganz sicher, ob Anderen groß oder klein geschrieben wird. Die Schweine in Mastställen wohnen in Buchten, meistens ca. 8 in einer Bucht/ vielleicht "die wie ich in betongrauen Zellen wohnen"

Ich fresse mit ihnen so lange wie es hell ist, und es ist hier weit länger hell als es dunkel ist.
Auch recht fies - in Mastställen wird nicht viel Licht angeschaltet, denn wenn es hell ist, sind die Schweine aktiver, und da sie sehr intelligente Tiere sind, kriegen sie bald eine Krise - dann fangen sie an, sich gegenseitig zu beißen, anzunagen, zu bekriegen. Also wird der Stall eher dunkel gehalten, damit die Tiere träger sind und nicht viel Energie verbrennen

Selbst wenn es dunkel ist, fresse ich manchmal weiter, denn diese Leere in mir dehnt sich immer mehr aus. Trotzdem ich weiß, dass ich sie nie zu stillen vermag, so kann ich ihr doch nur entkommen, indem ich weiter fresse.
Ich kann mich in meiner Box nicht mehr bewegen, überhaupt kann ich mich nicht erinnern, je gelaufen zu sein.
laufen können sie schon, immer im Kreis auf engstem Raume - aber viel kann man das nicht nennen

Und selbst wenn ich jetzt Gelegenheit dazu erhielte, so könnte ich sie nicht mehr wahrnehmen, da mich meine Beine schon lange nicht mehr tragen.
Aber das brauchen sie auch nicht, denn ich komme auch so ans Futter. Und wenn ich nur tapfer genug weiter fresse, so werden sie mich schon bald holen kommen.
Das ist gewiss. Sie kommen jeden holen, der anständig frisst. Ich weiß nicht, wohin sie meine Leidensgenossen bringen, denn niemand, den sie geholt haben, ist je zurückgekehrt. Aber ich weiß, dass es ein besserer Ort als dieser sein muss.
Dieses Wissen ist unumstößlich, jeder Ort kann nur besser sein als dieser hier. Das gibt mir stets die Kraft weiter zu fressen, wenn mich jene Leere zu verschlingen droht.
Als sie mich holen kommen, quietsche ich vergnügt. Sie packen mich weitaus gröber, als es nötig gewesen wäre, doch ich wehre mich nicht. Ich wehre mich auch dann noch nicht, als sie mich unsanft durch einen langen Flur schleifen.
eher treiben als schleifen

Seltsame Gerüche beißen in meinen Rüssel, entfesseln grässliche Bilder.
Zum ersten Mal in meinem Leben wird die gähnende Leere in mir mit etwas Anderem als Futter gefüllt.
Angst macht sich in mir breit. Eine unbestimmte Angst, welche die über die Jahre angefressene Zuversicht ins Wanken bringt.
leider werden Mastschweine gerade mal 6 Monate alt - mit 110-120 kg geht es ab in die Wurst

Als ich mich endlich aufbäume, ist es zu spät. Sie halten mich gekonnt in einem Griff, der besagt, dass sie nur auf meine Widerwehr gewartet hatten. Mein plumper fetter Leib, mit Muskeln, die sich nie entfalten konnten, hat den routinierten Händen nichts entgegenzusetzen.
In einer kalten Halle, in der der Gestank mir beinahe die Gesinnung nimmt, reißt man mich plötzlich empor. Ehe ich einen Schrei ausstoßen kann, baumle ich auch schon kopfüber in einer Schlinge, die mein hinteres linkes Bein abschnürt.
bis das Schwein am Haken hängt, sollte es zum Glück betäubt sein - aus eigener Erfahrung klappt das zwar nicht immer, aber meistens. Zuerst werden die Tiere betäubt, meistens Elektroschock oder Gas, dann aufgehängt und abgestochen oder umgekehrt. Tja, und wenn der Mensch mit der Elektrozange einen schlechten Tag hat, haben die Schweine nichts zu lachen!

Mein panisches Grunzen erstickt in blutigem Gurgeln, als mir plötzlich die Kehle aufgerissen wird. Ein langes Messer durchstößt meinen Hals und legt die Gurgel frei.
Ein roter Vorhang schießt an meinen Augen vorüber, nässt mein Gesicht mit falschem Leben. Ein Schmerz, der so grauenhaft ist, dass er meine Wahrnehmung zu verglühen droht, lässt meine Augen trüb werden.
Ich wehre mich nicht länger, ich sehe dem Ausfließen meines Blutes mit Ungeduld entgegen.
Denn ich weiß, dass hinter dem roten Vorhang der bessere Ort auf mich wartet.

Da ich keine literarische Heldin bin, sollten Dir zum Stil andere KGler Tips geben - aber vielleicht konnte ich Dir ja ein wenig helfen. Die Idee finde ich sehr gut! Wer kauft schon Schinken und macht sich Gedanken, wie der Schinken entstanden ist!

Viel Spaß beim weiteren Schreiben...

Heike

 

hallo weltenläufer,

hat mir ganz gut gefallen, deine Geschichte aus der sicht eines lebenden kotlettlieferanten!
regt natürlich zum gemüseessen an.
eine sache hat mich als koch etwas stutzig gemacht, schmälert aber nicht die aussage und den unterhaltungswert deiner geschichte:
du scheinst hier aus der sicht eines schweines zu schreiben und schweinekotelettes werden in der regel nicht blutig gegessen.
aber schlimm ist das wie gesagt nicht, vielleicht ist der willy ja ein ganz harter bursche.

beste grüße
krilliam Bolderson

 

Mahlzeit marioula,

vielen Dank für deine ausführlichen Kommentare. Es scheint mir, dass du die Geschichte genau so aufgenommen hast, wie ich das beabsichtigt habe. Das freut mich natürlich ungemein, auch wenn das Thema ein sehr trauriges ist...

Zu einigen einzelnen Stellen:
- ich habe gehört es ist wesentlicher länger hell dort, damit die Schweine mehr fressen, aber deine Erklärung ergibt auch Sinn. Vielleicht gibt es beide Varianten?
- habe gehört und gesehen, dass die Schweine einzeln liegen, und zwar in einem solch kleinen Käfig, dass sie sich darin überhaupt nicht bewegen können. Vielleicht am anfang noch, aber wenn sie dann etwas wachsen, ist es aus...
- und das mit dem Betäuben... Ich weiß zwar, dass die Tiere vorher betäubt werden sollen, aber da gibt es wohl mehr Skandal-Meldungen alr andersrum...
- das mit der Seele passt wohl eher in einen philosophischen Thread, dewegen lassen wir das lieber an dieser Stelle. ;)

Ansonsten auch danke für die rausgesuchten Korrektur-Vorschläge, werde sie gleich ausbessern

catch the rainbow
weltenläufer

 

Vielen Dank auch an Krilliam,

und das mit dem Kotelett, äh, :hmm: hüstel... immer diese tollpatschigen Vegetarier. :Pfeif:
Aber du hast ja eine gute Erklärung geliefert - der Willy ist ein ganz Harter! :D

gemüseessende Grüße
weltenläufer

 

Hallo weltenläufer,

eigentlich kanni ch zu deiner Geschichte nicht viel sagen, außer dass sie gut ist, das traurige Leben eines Schweines gut beschreibt, wenn auch nicht ohne großen Überraschungseffekt, aber manchmal ist es auch besser, Tatsachen zu schildern, in deinem Falle aus der Sicht eines Schweines.

Allerdings hätte ich sie in die Kategorie Gesellschaft eingeordnet, beschreibt ja schließlich das Denken in unserer Gesellschaft bzw. kritisiert den Umgang mit Tieren.

Viele liebe Grüße,
Sebastian

 

Hallo weltenläufer,

mir hat Deine Geschichte gut gefallen. Leider denken die Menschen viel zu wenig über das Schicksal und Leiden ihres "Mittagsessen" nach, dass ja - ebenso wie wir - lebendig aus Fleisch und Blut ist und auch Gefühle hat.

Gruß Chrisstories

 

Hallo weltenläufer,

ich habe deine Geschichte jetzt schon mehrmals gelesen. Und irgendwie ist es komisch, denn einerseits gibt es nichts daran auszusetzen, andererseits spüre ich, dass sie bei mir nicht zündet und dass sie mit beim Lesen zwar bekannt vorkommt, mir aber nicht im Kopf bleibt.
Ein Gedanke dazu ist, dass du vielleicht etwas zu litaneienhaft das Leid des Schweins herunterbetest und vielleicht etwas zu sehr auf Betroffenheit setzt.
Das Bild, das am meisten bei mir hängen bleibt, ist die Hoffnung des Schweins auf das, was passiert, wenn es abgeholt wird, eben auch, weil ich als Leser weiß, dass sich die Hoffnung nicht erfüllen wird. Da hat die Geschichte einen starken Moment.
Ein von dir sicherlich nicht beabsichtigter Gedanke, der mir beim Lesen kam, ist die Analogie zu essgestörten Menschen, die oft auch durch ihr Essverhalten eine Leere in sich füllen wollen.
Ich habe mal überlegt, wie die Geschichte wohl auf mich wirken würde, wenn du sie als Satire geschrieben hättest, in der das Schwein dieses "bequeme" Leben bejubelt und uns auf diese Weise die realen Zustände deutlich macht.
Diese Form ist mE deshalb schwierig, weil Jammern in gewisser Weise in Volkssport ist. Wir stumpfen ab, die Bereitschaft, zuzuhören und zu unterscheiden, lässt nach.
Natürlich ist dies ein sehr persönlicher Eindruck von jemandem, der schon (zu?) viel gelesen hat, also keine wirklich konstruktive Kritik. Aber vielleicht hilft dir ja auch dieses Feedback.
Einige Nörgeldetails:

Ich würde alles dafür geben, diesem Dahinvegetieren ein Ende zu setzen - aber ich habe nichts zu geben, denn ich besitze nichts.
nach dem Bindestrich ist ein Leerzeichen zu viel.
Fressen scheint meine Bestimmung zu sein, denn nur wer anständig frisst, der wird geholt.
so albern es aussieht, aber nach nur muss mE auch noch ein Komma gesetzt werden.
Ich fresse mit ihnen so lange wie es hell ist
ebenfalls zwischen lange und wie. Hier würde ich vorschlagen, das "wie" einfach zu streichen.
und es ist hier weit länger hell als es dunkel ist.
Hier ist es etwas kompliziert. Es ist einerseits ein Vergleich, also kein Komma, andererseits machst du aber einen im Grunde überflüssigen Nebensatz daraus, der nach dem Komma verlangt. Ich würde vorschlagen: es ist hier eindeutig länger hell als dunkel - damit gehst du dem Problem aus dem Weg.

Lieben Gruß, sim

 

@Sebastian & Chrisstories

vielen Dank fürs Lesen und mögen. Gut-finden ist in diesem Kontext vielleicht ein zu gewagtes Wort.;) Schön das meine Gedanken so angekommen sind, wie sie ausgesendet wurden, danke fürs Kommentieren...

@sim

Aber vielleicht hilft dir ja auch dieses Feedback
klar hilft mir das, vielen Dank dafür. ich denke, so lange es sich um eine Auseinandersetzung der Kg handelt, hilft das immer weiter.
(Außerdem kann ich in meiner geblendeten Art auch ein Lob aus deinem Kommentar ableiten :D )

Die Idee mit der Satire ist auf jeden Fall eine reizvolle... Verbuche ich mal zaghaft unter Projekt für die ungewisse Zukunft.

Und das Jammern sich in gewisser Weise zum Volkssport kultiviert hat - da gebe ich dir vollkommen recht. Ich kann das nicht mehr hören - und rutsche doch auch selbst immer wieder viel zu schnell in diese Mühle... Aber vielleicht ist es deswegen gerade gut, dass das Schwein ebenfalls Jammert, einerseits trifft es den Zeitgeist ;) und zum anderen zeigt es auch ein bisschen die Lächerlichkeit des Gejammers der Menschen auf.
Will damit meinen: Das Schwein hat wirklich Grund zum Jammern, während wir die meiste Zeit doch relativ grundlos im Selbstmitleid schwelgen (Wir also nur auf die Tür gucken, die sich gerade geschlossen hat und dabei nicht mitbekommen, dass sich eine andere geöffnet hat).

Wenn ich mal wieder im Weltschmerz zu ertrinken drohe, begegnet mir zumeist jemand, der einwesentlich heftigeres Päckchen als ich zu schleppen hat. Und das hilft mir eigentlich immer meine eigenen Sorgen aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Im Angsicht des Leids anderer relativieren sie sich sozusagen...

Naja, ist vielleicht ein bisschen philosophisch, kam einfach so aus mir rausgesprudelt.

Also, danke fürs Kommentieren und Fehler raussuchen, mache mich gleich ans ausbessern!

grüßlichst
weltenläufer

 

Hey Weltenläufer,

vieles wurde schon gesagt, daher nur ein paar kurze Anmerkungen:

* Krilliam hat das blutige Kotelett schon bemängelt, das war mir auch aufgefallen. Du solltest vielleicht (kurz) klarmachen, dass der Typ einfach verdreht ist, dass er ein Schweinekotelett halb-roh isst.

* Ich hatte irgendwie in Erinnerung, dass Schweine durch Bolzenschuss getötet werden, mag mich aber irren (zumal dann ja schon Heike protestiert hätte). Vielleicht gibt es mehrere Methoden?

* Mir ging es ähnlich wie sim, ich denke, bei mir lag es daran, dass mir das Schwein einfach zu intelligent, zu abgeklärt vorkam. Mehr Naivität ließe mich zumindest mehr mitfühlen.

Ansonsten gut!

Ich hoffe, Du kannst mit diesen Anmerkungen etwas anfangen.

Grüße,
Naut

 

Auch dem Naut eine Dankeschön für seine Kritik :)

Tja, das mit dem blutigen Kotelett... Ist das beim Lesen ein richtiger Stolperstein, oder fällt es einfach nur nebenbei auf?
Wenn Ersteres, möchte ich es natürlich schon ändern. Aber den Willy mal eben kurz als abgedreht zu beschreiben- gar nicht so einfach.
Ideen?

Und das mit dem Bolzenschuss - Soweit ich das recherchiert habe, passiert das bei Schweinen nicht. Kann ja sein, dass ichs falsch verstanden habe, aber das Fleisch verliert wohl an Qualität, wenn die Schwiene nicht lebendig ausbluten... :sad:

Danke noch mal
grüßlichst
weltenläufer

 

Hallo weltenläufer,

einerseits ist diese Blickwinkelumkehr recht interessant, aber insgesamt hat der Text für mich zu wenig Geschichte, vielleicht hatte ich auch deshalb beim Lesen eher eine Distanz empfunden, obwohl das Leid der Kreatur schon deutlich dargestellt ist. Ich weiß nicht so recht, worauf der Text hinauslaufen soll, wahrscheinlich ist man von der „Farm der Tiere“
zu verwöhnt.

„Hätte ich die Wahl, so würde mein Herz auf der Stelle aufhören, zu schlagen. Ich würde alles dafür geben“

Gut finde ich diesen Aspekt der Flucht in die Hoffnung, ausgehend von der obigen Hoffnungslosigkeit:

„Und wenn ich nur tapfer genug weiter fresse … … … Aber ich weiß, dass es ein besserer Ort als dieser sein muss“

Na, wenn die Geschichte mir schon nicht so richtig entgegen kommt, kann ich wenigstens das mit dem Schlachten klären: Rinder - Bolzenschuss. Schweine - Elektrobetäubung, dann ausbluten.

Noch eine Kleinigkeit:

„Mein panisches Grunzen erstickt in blutigem Gurgeln, als mir plötzlich die Kehle aufgerissen wird. Ein langes Messer durchstößt meinen Hals und legt die Gurgel frei.“

- Kehlkopf, Luftröhre werden nicht freigelegt, „Gurgeln“ – „Gurgel“, diese Dopplung lässt sich sicher vermeiden.

L G,

tschüß Woltochinon

 

hi Woltochinon

vielen Dank für deine Kritik.
Das die Kg für dich irgendwie auf Distanz bleibt - obwohl du das Leid der Kreatur gut beschrieben findest... Das Erste, was mir bei diesen Zeilen durch den Kopf ging war, dass man oft eine Distanzierungsebene anvisiert, wenn es um unangenehme Dinge geht; Dinge, die einem vielleicht gar ein schlechtes Gewissen machen könnten, wenn man sie näher an sich heran ließe.
Will damit weder sagen, dass du (oder sonstwer) ein schlechtes Gewissen haben solltest, noch, dass irgendwas überhaupt davon auf dich speziell zutrifft.
Wollte es aber dennoch festhalten, weil ich weiß, dass sich viele Menschen gerade von diesem Thema (unmenschliche Tierhaltung) unangenhem berührt fühlen, wenn man sie darauf stößt.
Naja, wie auch immer, deinen Erläuterungen zum Töten der Tiere kann ich beipflichten (mit der kleinen Klammer, dass Schweine zwar vorher betäubt werden müssen, aber es manchmal eben doch nicht werden)

Und die Doppel - Gurgel habe ich verbessert.
Danke für deine Aufmerksamkeit

grüßlichst
weltenläufer

 

Hallo Weltenläufer,

"dass man oft eine Distanzierungsebene anvisiert, wenn es um unangenehme Dinge geht; Dinge, die einem vielleicht gar ein schlechtes Gewissen machen könnten, wenn man sie näher an sich heran ließe.
Will damit weder sagen, dass du (oder sonstwer) ein schlechtes Gewissen haben solltest, noch, dass irgendwas überhaupt davon auf dich speziell zutrifft."

Ja, das stimmt, habe es auch so verstanden. Ist schon interessant, wer weiß, was alles beim Lesen bewußt und ohne nachzudenken eine Rolle spielt.

LG,

tschüß Woltochinon

 
Zuletzt bearbeitet:

hallo weltenrenner

mich als vegetarier hast du hiermit natürlich sofort erreicht, keine Frage.

die idee ist sicherlich nicht neu, ich erinnere mich an ähnliches. aber das macht hichts, denn du hast es schön beschrieben.

Ein roter Vorhang schießt an meinen Augen vorüber,
bei so was mach ich luftsprünge. das ist was für woltos metaphernempfehlungstread.

was ich sehr schade finde, und auch denke, dass du da dringend abhilfe schaffen solltest, ist der titel. warum verrätzt du es schon. wenn man alles gelesen hat, ist klar, um was es geht. so hast du mir ein stück spaß an der geschichte im voraus genommen.

beste grüße

 

Hi weltenläufer!

Hm, stimmt, auch wenn ich das Lesen dieser Geschichte nicht mit "Spaß" assoziieren würde, hat Aris nicht Unrecht. Vielleicht sollte der Leser erst mal im Unklaren gelassen werden, um was genau es geht.

Des weiteren ... nun ja, wenn "blutiges Steak" halbroh bedeutet, dann ist Willy wohl wirklich einer von den ganz Harten. Allerdings nimmt das dem Leser auch die Möglichkeit, sich unwillkürlich mit Willy zu identifizieren. Stellst du Willy als Normalo dar, taucht in meinem Kopf eher der Gedanke auf: "Das könnte auch ich sein". Vielleicht könntest du seine Bestellung "blutig" in "ein bisschen rot" verwandeln, mit der Begründung, dass dann noch "mehr Lebenskraft drin ist". So etwas in der Richtung.

mit etwas Anderem als Futter gefüllt.

Schreibt man, glaube ich, klein.

In einer kalten Halle, in der der Gestank mir beinahe die Gesinnung nimmt,

Interessanterweise ist das bisher niemandem aufgefallen - du wirst doch wohl den Unterschied zwischen Gesinnung und Besinnung kennen? :D

Ein roter Vorhang schießt an meinen Augen vorüber, nässt mein Gesicht mit falschem Leben.

Der erste Teil des Satzes geht gerade noch so durch, obwohl ich mich frage, ob ein Tier, dem gerade die Gurgel durchgeschnitten wurde ( oder ein Mensch ), den Blick so weit nach unten richten würde. Und da du für diesen Satz schon in höchsten Tönen gelobt worden bist, nehme ich mal an, dass du es nicht über dich bringst, das zu ändern. :D
Den zweiten Teil jedoch halte ich für hochgradig unlogisch: Das Blut müsste ja an der unteren Seite der Schnauze entlangfließen, nicht da, wo die Sinnesorgane, also das "Gesicht", liegen. Das mit dem "falschen Leben" ist ein wenig bemüht, fast als hättest du es darauf angelegt, an dieser Stelle eine besonders schöne Formulierung zu bringen. Ist vielleicht auch Geschmackssache.

„Blutig ist es am Besten!“

Das schreibt man klein. Du schreibst "es" ja auch nicht groß, auch wenn es für ein Substantiv steht. ;)

Insgesamt ein stilistisch gelungener, inhaltlich etwas moralkeulenhafter Text, dessen Thematik aber trotzdem sehr wichtig ist.
Die emotionale Nachwirkung ist, wie sim schon sagte, nicht sehr stark. Das könnte daran liegen, dass die Vermenschlichung zu weit geht und nicht mehr "glaubwürdig" die realen Empfindungen eines Schweins nachfühlt. Oder eben an den von sim genannten Gründen.
Eine in dieser Hinsicht gute Möglichkeit, das Thema darzustellen, wäre vielleicht eine Art von Bewusstseinsstrom mit grammatisch unvollständigen Stakkatosätzen. Das wäre allerdings eine völlig andere Geschichte. ;)

Ciao, Megabjörnie

 

@wol:

Ja, das stimmt, habe es auch so verstanden. Ist schon interessant, wer weiß, was alles beim Lesen bewußt und ohne nachzudenken eine Rolle spielt.

wenn man diese unbewussten Vorgänge bewusst miterlebte, würde man wahrscheinlich vollkommen gaga werden :silly:
interessant ist es aber alle Male...

@Aris
Schön hier im Forum Gleichgesinnte zu finden ;) Am Anfang dachte ich schon die mangelnde Resonanz würde mit dem Thema zusammenhängen, aber plötzlich erfreut sich die kleine Kg neuer Beliebtheit. Das freut mich natürlich, also danke auch dir fürs lesen,kommentieren und gut finden.
Und das mitdem Titel... hmm... Also eigentlich habe ich den Titel aus drei Gründen gewählt.
Zum einen wollte ich damit natürlich provozieren, also der Ware (dem Luxusgut Fleisch) eine Geschichte geben, oder zumindest die Gedanken aufdecken, die man gerne beim Genießen desselben ausspart (das die Idee nicht neu ist, weiß ich natürlich auch ;) )
zum anderen wollte ich mit diesem Anfang einen Kreis schließen, da sich das Ende auch auf das Kotelett bezieht
und zum dritten noch verstärkend darauf hinweisen, dass es sich bei dem Schwein um kein wirkliches Lebewesen handelt (in dem Sinne, dass es kein Recht auf Leben besitzt) - sondern lediglich um ein Kotelett!

Außerdem, so dachte ich zumindest, wäre die Intention der Geschichte sowieso gleich klar. ALso habe ich erst gar nicht daran gedacht, den Plot aus dem Titel zu verbannen.

@megabjörnie

das meiste deiner Punkte habe ich schon im posting für Aris kommentiert
zu der Stelle mit dem blutigen Kotelett... okay, okay, werde in einer ruhigen Minute rüberbügeln. Die Fehler merze ich gleich aus, danke fürs raussuchen...

Zitat:
Ein roter Vorhang schießt an meinen Augen vorüber, nässt mein Gesicht mit falschem Leben.

hast es richtig erfasst, kann ich jetzt natürlich nicht mehr ändern :D
und das der zweite Teil unlogisch ist will ich nicht so recht glauben. Wenn man jemand kopfüber aufknüpft und ihm dann die Kehle aufschlitzt spritzt es wohl durch den doppelten Druck enorm. Glaube kaum, dass das Gesicht da verschont bleibt...
(und an dem falschen Leben hänge ich sehr, sorry. Ist für mich noch mal ne wichtige Verdeutlichung des unwirklichen Daseins, welches das Schwein führt...)

Auf jeden Fall auch einen dicken Dank an dich!

grüßlichst
weltenläufer

 

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