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Ausgespielt

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12.08.2004
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Ausgespielt

Thom war eine verdammte Fuckmachine. Er bekam jede, die er wollte.
Als unser Kapitän hatte er auch die volle Auswahl. Nach jedem Spiel warteten einige vor der Kabine. Er war auch immer der erste unter der Dusche. Während wir mit unseren Badelatschen aus der Dusche rausklapperten, stand er schon vorm Spiegel und legte sich die Haare. Kurz darauf verließ er mit einem lässigen "Salute" die Kabine. Draußen wartete schon der gackernde Hühnerhaufen. Bevor die Tür zuklappte, hörten wir noch wie er sich eine aussuchte: “Na Süße, was machen wir denn heute…“
Am nächsten Tag gruppierten wir uns auf dem Schulhof um Thom herum und hingen an seinen Lippen, während er erzählte, wie er´s ihnen besorgt hatte. Da waren Namen dabei, von denen ich es niemals geglaubt hätte. Zum Beispiel Cora. Die war zwei Stufen über uns und hatte eigentlich einen Freund. Trotzdem hatte Thom sie auf der Matte gehabt. Und wie. Er sagte, dass sein Nachbar ihm am nächsten Morgen mit ner Klage gedroht hätte, wenn das noch mal vorkommen würde.
Bei mir hatte es noch nicht geklappt. Einmal war ich mit Rita kurz davor gewesen. Die war auf ner Party so dicht, dass es kein Problem war, sie mit zu mir zu nehmen. Meine Alten waren an dem Wochenende zum Glück wieder auf einem ihrer Philatelistentreffen. Also hatte ich sturmfrei und war entschlossen, diese Chance zu nutzen. Während wir die drei Stockwerke zu unserer Wohnung hochstiegen, lallte Rita irgendwas von lila Nashörnern auf dem Mond. Scheinbar hatte sie sich nicht nur an den Cocktails übernommen. Ich legte sie auf mein Bett und rannte ins Bad, um mir die Zähne zu putzen. Als ich wiederkam, schnarchte sie bereits und kuschelte mit meinem Eisbären. Ich zog mich aus und legte mich neben sie. Ihre Klamotten stanken nach Rauch. Ich begann ihre Bluse aufzuknöpfen, aber in der Mitte hörte ich auf. Ich konnte es nicht. Nicht so. Ich stellte mir vor, wie wir´s am nächsten Morgen machten und schlief darüber ein.
Das Erwachen war der absolute Reinfall. Ich hörte einen krassen Schrei und schreckte hoch. Rita stand in der Mitte des Zimmers, mit dem Eisbären im Arm und starrte auf meine Morgenlatte.
„Was hast du perverser Wichser mit mir gemacht?“, keifte sie.
Geistesgegenwärtig schnappte ich meine Decke und bedeckte das Wichtigste. „Nichts“, murmelte ich. „Du bist gleich eingeschlafen.“
Doch sie glaubte mir nicht und machte ein Riesentheater, während sie ihre Schuhe suchte. Das volle Programm.
„Ich schwör´ Dir. Wenn ich irgendwelche Schleimspuren an meinen Sachen finde, dann hetz´ ich Dir die Bullen an den Hals. Mit DNA-Analyse. Ihr Typen seid doch alle gleich.“
Ich versuchte sie wieder runterzukriegen, vor allem, weil die Wände bei uns ziemlich dünn waren. Gottseidank fand sie irgendwann ihren zweiten Schuh und fort war sie. Ich schwor mir, dass ich es nie mehr auf diese Weise probieren wollte.
Auf dem Schulhof fragten mich alle, was nun mit Rita gewesen wäre. Scheinbar hatten sie gesehen, wie ich mit ihr losgezogen war. Naja ich hab´s dann ein wenig ausgeschmückt. Aus meiner Sicht war das nur fair, denn immerhin hatte ich Rita davor bewahrt, von irgendeinem anderen mitgenommen zu werden und dann hätte sie´s noch schlimmer treffen können. Außerdem war´s ziemlich unwahrscheinlich, dass Rita es weitererzählte und auf die Verschwiegenheit der Jungs konnte ich mich verlassen.
Und so wurde ich neben Thom zum Experten in der Runde, wenn es um die Mädels ging. Ich spürte auch, wie ich in Thoms Augen aufgestiegen war. Er nahm mich ab und zu beiseite, legte mir den Arm um die Schultern und boxte mich in die Seite. Das machte mich ziemlich stolz. Immerhin war er der Kapitän unserer Schulmannschaft. Einmal fragte ich ihn, wie er das mache, mit den Mädels.
Er blickte mich eine Weile an, als sei er mit den Gedanken ganz wo anders. Dann fasst er mich ganz fest ins Auge und sagte:“ Du willst es also wissen, he?“
„Naja“, murmelte ich. „Mir ist eine aufgefallen und ich will´s nicht vermasseln.“
„Wie heißt sie?“
Ich druckste herum, aber er starrte mich so intensiv an, dass ich es ihm sagte.
„Anna.“
Er pfiff durch die Zähne und ich verfluchte mich, dass ich den richtigen Namen verraten hatte. Ich hätte irgendjemanden nehmen können, das hätte keinen Unterschied gemacht.
„Okay Viktor“, sagte er und legte mir die Hand auf´s Knie. „Was bekomme ich von dir dafür?“
„Keine Ahnung“, stotterte ich. Er hatte mich bei meinem richtigen Namen genannt. Das war merkwürdig. Außerdem, was sollte ich Thom schon anbieten können? Aber er half mir.
„Ich will alle Details“, sagte er.
Ich grinste. „Na klar, Thom. Fotos, Videomitschnitte, wird alles geliefert. Ich mach´ euch die ganz große Show. “
Er blieb ernst. „Nicht auf dem Schulhof“, sagte er. „Meine Bedingung ist, dass du mir´s erst mal allein erzählst und die anderen draußen lässt.“
„Okay Thom, du bist der Käpt´n.“
Das war der Deal und dann erklärte er mir´s.
„Paß auf: Das wichtigste bei den Weibern ist, dass du ihnen zuhörst. Halt´s Maul, solange es geht. Und wenn sie noch so einen Mist erzählen von ihren Freundinnen, Pferden oder Brad Bitt. Völlig egal. Du musst ernst blicken und es muß dir wichtig sein. Dann erzählen sie dir irgendwann von den Dingen, die ihnen richtig wichtig sind und das muß dich dann auch interessieren. Hier musst du Experte sein. Auf das stehen die. Kapiert?“
„Klar“, sagte ich. Aber mir war das noch nicht richtig klar. Wie sollte ich merken, was ihnen wichtig war, wenn ich gar nicht an sie ran kam. Er hatte ja Übung und die volle Auswahl. Ich nahm mir vor, ihn nach einigen Themen zu fragen, doch dazu kam ich nicht mehr.
Es war mal wieder Samstagabend und die Party war so lau, wie schon lange nicht. Luke hat die falsche Festplatte mitgebracht und die Musik war grottenschlecht. Ich lungerte auf dem Sofa rum, als sie sich neben mich setzte.
„Hi“, sagte sie.
Ich verschluckte mich an meinem Whiskey-Cola. „Anna. Was machst du denn hier?“
„Mich langweilen, wie du“, sagte sie. „Was trinkst´n da?“
„Whiskey-Cola.“
„Lecker, darf ich mal probieren?“
Und so kamen wir ins Gespräch. Als erstes fragte sie, wie meine Eltern auf meinen Namen gekommen wären. Ich hatte mir darüber noch nie Gedanken gemacht, aber erinnerte mich an Thoms Ratschlag. Also erzählte ich was von einem russischen Revolutionsführer, den die Sowjets in Sibirien umgebracht hatten. Das fand sie spannend. Und dann erzählte sie, dass sie nächstes Jahr ein Auslandsjahr nehmen würde - in Russland. Ich kramte meine Erinnerungen an eine Reise nach Moskau zusammen. Erzählte von Lenin und den ganzen Tamtam, den sie da auf dem roten Platz veranstalteten. So richtig viel hatte ich ansonsten von Moskau nicht mitbekommen, denn meine Eltern waren die ganze Zeit auf diesem Briefmarkensymposium gewesen. Zum Glück waren wir aber auch noch in so einer Ikonenausstellung von der ich erzählen konnte. Ich kombinierte die dürftigen Erlebnisse mit Dingen unseres letzten Griechenlandtrips und sie wich mir den ganzen Abend nicht mehr von der Seite. Einmal kam sogar Thom, um sie zum Tanzen aufzufordern, aber sie ließ ihn astrein abblitzen. Thom drehte ab, nicht ohne mir zuzuzwinkern.
Es endete damit, dass Anna auf die Uhr sah und einen Schreck bekam, weil sie schon lange zu Hause sein musste. Sie sprang hoch und fort war sie. Ich stürzte den Rest meines Glases runter und fühlte mich elend. Irgendwie einsam. Doch plötzlich stand sie vor mir und hielt mir einen Zettel unter die Nase. Ihre Handynummer! Dann umarmte sie mich und gab mir einen Kuß auf die Wange.
„Bis bald Viktor“, haucht sie mit russischem Akzent und verschwand endgültig.
Die Party war für mich verwaist.
Ich hockte mich in die Ecke, wartete eine halbe Stunde und schrieb ihr dann eine SMS, in der ich ihr eine gute Nacht und angenehme Träume wünschte. Es kam keine Antwort.
Die nächsten Tage ging´s mir nicht gut. Ich bekam keine Antwort. Vielleicht war die SMS nicht angekommen? Ich versuchte auf dem Schulhof Blickkontakt herzustellen, aber irgendwie schien ich Luft für sie zu sein. Thom nahm mich zur Seite und wollte wissen, was läuft. Ich sagte, es sei alles noch nichts spruchreif und als er mehr wissen wollte, klingelte es zum Glück zur Stunde. Die weiteren Tage hielt ich mich auch von Thom fern, weil ich nicht als Versager dastehen wollte.
Dann kam der nächste Samstag. Meine Alten waren wieder mal unterwegs, um irgendwelche Briefmarken zu tauschen und ich lud die Jungs ein. Wir wollten uns ein paar Videos reinziehen. Thom brachte einen Kasten Bier und Luke noch zwei Wodkaflaschen. Als erstes wollten wir uns „The Ring“ noch mal antun. Allerdings war abgemacht, daß wir uns die wichtigen Stellen in Zeitlupe reinziehen. Irgendwann stand Heiner aber auf und begann die Sachen parallel zur Zeitlupe nachzuspielen. Plötzlich kam Stimmung auf. Wir rollten uns herum und röchelten in Zeitlupe. Wir waren so drin, dass ich mein Handy nicht bemerkte. Ich hatte es auf den Tisch gelegt, um mich besser am Boden wälzen zu können.
Auf einmal sagte Thom:“ Hey, hier ist schon die zweite SMS angekommen von…“, er tippte auf dem Handy rum, „Annaschatz.“
Wie der Blitz war ich oben, aber er war schneller.
„Warum antwortest du nicht – Fragezeichen, Fragezeichen, Fragezeichen“, las er vor.
„Gib´s her!“, sagte ich.
Aber er war scheinbar schon so zu, dass er nicht mehr ganz durchblickte.
„Da läuft doch was, Du hältst dich nicht an unsere Abmachung.“
„Überhaupt nichts läuft“, sagte ich wütend und entriss ihm das Handy. Die andern starrten uns an.
„Was geht ab?“, fragte Luke blinzelnd.
„Unser swinging Vic fickt die holde Anna“, brüllte Thom und machte eindeutige Gesten mit der Hüfte. Ich merkte, wie ich rot anlief.
„Echt?“, Luke vergaß den Film und blickte mich ehrfurchtsvoll an. Auch Rob vergaß die Zeitlupe. Alle Augen richteten sich auf mich. Ich merkte, wir mir der Wodka in die Birne schoß.
„Ach kommt schon, so wild isses nicht“, wehrte ich locker ab.
Aber irgendwie fand ich es genial, sogar Thom auszustechen. Das war noch nie dagewesen. Und plötzlich sagte Rob.
„Lad´ sie doch ein. Wenn sie herkommt, dann glaub ich´s.“
„Quatsch, die kommt nicht her“, rief Thom. „Wollen wir wetten?“
„Einen Fuffi, dass sie nicht kommt.“, Rob langte sich an die Gesäßtasche und zog das Portemonnaie raus. Seine Eltern arbeiteten beide bei einer Versicherung und schwammen nur so im Geld.
„Ich setze nen Zwanziger“, ließ sich Sven vernehmen.
Nach und nach knallten sie die Scheine auf einen Haufen. Als letzter legte Thom auch noch einen Fünfziger drauf.
„Okay Vic“, sagt er grinsend, „hier liegen 430 Eier. Machen wir 100:1 Kein Risiko für dich.“
Ich stand da und wußte nicht, was ich machen sollte. Das war die ultimative Chance. Alle schauten mich an. Plötzlich vibrierte das Handy in meiner Hand. Eine neue SMS war angekommen. Ich grinste.
„Alles klar, unter einer Bedingung“, sagte ich. „Wenn sie kommt, sagt keiner ein Wort. Ich red´ mit ihr an der Tür.“
Sie nickten und Luke sagte:“ Du hast genau eine SMS. Kein Anruf. Bis 1 Uhr. Vic, du stehst unter Beobachtung.“
„Kein Problem“, sagte ich cool, aber das Herz schlug mir bis zum Hals.
Nachdem sie sich wieder dem Film zuwandten, schaute ich, was sie geschrieben hatte:“ bist du da??? können wir reden? will mich entschuldigen. vd anna.“
Hieß „vd“ vielleicht „vermisse Dich“?
Ich überlegte kurz und dann schrieb ich: „hi bin da. eltern nicht. arbeite an referat über kaukasus. hilfst du mir? vda dein Vic“ und drückte auf Senden. Hinter mir tauchte Thom auf.
„Was schreibst du?“
„Ist das relevant?“, fragte ich und klappte das Handy zu.
Thom hatte abgegessen. Ich hatte gewonnen. Ich war mir sicher.
Dann wurde es später. Inzwischen hatten wir „Blairwitch“ reingelegt und das Bier ging zur Neige. Die Uhr ging auf halb eins zu. Rob bemerkte, wie ich nervöser wurde.
„Na Vic, versetzt dich dein Schatz?“, lachte er.
„Halt´s Maul“, knurrte ich.
Inzwischen war ich mir nicht mehr so sicher, dass sie kam. Wieso auch? Wir hatten uns einmal unterhalten und dann hatte sie mich gemieden. Wieso sollte gerade jetzt kommen? Andererseits wollte sie irgendwas mit mir besprechen. Aber war es auch so wichtig, dass sie mitten in der Nacht vorbeikam? Immerhin konnte sie auch einfach anrufen und irgendwann mal kommen. Aber sie vermisste mich doch.
Dann klingelte es unten. Alle erstarrten. Ich erschrak kurz, dann durchflutete mich ein wahnsinniges Glücksgefühl.
„Jackpot!“, rief ich.
Luke wollte schon zur Tür, aber ich hielt ihn zurück. „Denkt an die Abmachung. Ihr rührt euch nicht von der Stelle. Ich rede allein mit ihr.“
„Und welche Beweise haben wir?“, fragte Rob.
„Ihr könnt an der Tür lauschen“, sagte ich und ging raus. Kaum hatte ich die Tür zum Wohnzimmer zugemacht, begann mein Herz wie wild zu klopfen. Sie war wirklich gekommen. Das war, was zählte. Alles andere war jetzt egal. Doch sofort machte sich Panik breit. Was, wenn sie die Jungs hier bemerkte. Ich musste sie zum Umkehren bewegen, bevor irgendwas passierte. Ich beschloss ihr entgegenzugehen. Als ich jedoch die Wohnungstür öffnete, klingelte es an der Tür. Ich hatte das Gefühl, das ganze Haus sei eine einzige Klingel, es bimmelte und hallte ewig nach. Scheinbar war sie genauso erschrocken, wie ich. Für einen Moment standen wir uns gegenüber und schauten uns an. Keiner sagte etwas.
„Hi“, flüsterte ich und blickte an ihr vorbei zur Tür unserer Nachbarn.
„Guten Morgen“, sagte sie. „Tut mir leid, dass es so spät geworden ist, aber meine Eltern wollten mich nicht weglassen. Ich musste warten, bis sie schlafen.“
„Krass“, murmelte ich und betrachtete sie. Sie hatte sich definitiv hergerichtet. Sie hatte so eine Strähne im Gesicht und trug unter der Jacke ein Kleid, das für die Jahreszeit zu kühl war.
„Alles klar?“, fragte sie. „Du siehst irgendwie sonderbar aus und es riecht so nach Alkohol.“
„Ach das ist das Reinigungsmittel hier“, sagte ich schnell.
„Aha“, sagte sie. „Willst du mich nicht reinlassen?“
„Nein äh doch“ sagte ich.
Ich hörte, wie die Nachbarn gegenüber vor dem Spion Stellung bezogen. Zum Glück ging das Licht im Hausflur aus.
„Komm´ rein“, ich zog sie in den Korridor und machte die Wohnungstür zu.
Was nun? Im Korridor stand das wunderbarste Geschöpf der ganzen Welt und im Wohnzimmer lauerte ein Duzend besoffener Fußballspieler. Ich setzte alles auf eine Karte.
„Soll ich dir mein Zimmer zeigen?“, fragte ich und schob sie durch den Korridor in mein Zimmer.
„Bist du schon fertig mit dem Vortrag?“, fragte sie.
„Was?“
„Dein Referat über den Kaukasus.“
„Äh ja. Der Rohbau steht. Ich brauch noch was über die Handelsbeziehungen zwischen Irkutsk und Kasachstan“, murmelte ich und bugsierte sie an den Schreibtisch.
Nachdem ich die Tür zu meinem Zimmer geschlossen hatte, wurde mir etwas wohler.
„Ist irgendwas? Ich höre Stimmen“, sagte sie, entdeckte dann aber einen Fotoband aus Tallinn, den mir meine Eltern mal geschenkt hatten. „Oh kann ich den mal anschauen?“
„Klar“, sagte ich. „Habe gerade Fußball geschaut, ich geh schnell ausmachen und bin gleich wieder da.“
Ich huschte nach draußen und holte den Staubsauger aus der Ecke.
„Oh hier sieht´s aber aus. Ich mach´ auch noch ein wenig Ordnung“, sagte ich von außen durch die Tür und machte an. Schnell schlüpfte ich ins Bad und entschied mich statt der Zahnbürste für das Mundspray. Dann hatte ich noch was zu erledigen.
Als ich ins Wohnzimmer kam, stolperte ich über Luke, der scheinbar ganz unten gelegen hatte.
„Jackpo…”, wollte Rob jubeln, aber ich hielt ihm die Hand vor den Mund.
„Okay Leute“, flüsterte ich. „Nehmt die Kohle und verballert sie im „Ahoi“. Trinkt einen auf mich.“
Einige wollten irgendwas sagen, aber die meisten nickten begeistert. Nacheinander stiegen sie über den Staubsauger und machten das Victory-Zeichen. Als letztes kam Thom. Er war komplett zu. Er packte mich am Arm und murmelte irgendwas Undeutliches. Irgendwie bekam ich ihn aber nach draußen. Und schloß die Tür! Geschafft! Ich konnte es noch gar nicht glauben, ich hatte sie für mich allein. Schnell machte ich den Staubsauger aus und öffnete behutsam die Tür zu meinem Zimmer. Sie stand direkt vor mir und ich bekam einen Riesenschreck.
„Was machst du da?“ fragte sie. „Hast du mich eingeschlossen?“
„Nein ... Doch. Ich wollte nicht, dass das Chaos siehst“, sagte ich wahrheitsgemäß. „Wie ist das Fotoalbum?“
Sie ging nicht drauf ein, sondern schaute mich aufmerksam an. Dann sagte sie:“ Setz dich bitte ich, du machst mich nervös mit deiner Hektik.“
Ich setzte mich auf´s Bett und nahm instinktiv den Eisbären auf den Schoß.
„Okay“, sagte sie. „Normalerweise wäre ich nicht gekommen. Wer kommt schon mitten in der Nacht. Aber ich ha...“
„Ich habe dich auch vermisst“, sagte ich schnell.
Sie blickte überrascht auf, dann wurde Ihr Blick ganz weich.
„Hör zu“, sagte sie. „Ich will mich zuallererst entschuldigen. Es ist so, dass ich dich... Also es ist so, dass mir jemand erzählt hat, was mit Rita passiert ist.“
Ich bekam einen halben Herzinfarkt. Aber sie redete weiter, wobei sie auf die riesige Karte über meinem Bett starrte.
„Ich war sehr verletzt und... wütend. Nach einer Weile wurde mir aber klar wie blöd das alles war. Immerhin kannst Du in Deiner... Freizeit machen, was du willst. Naja und zuallerletzt fragte ich Rita.“
Ich wurde rot.
„Tja. Rita. Erst war sie schrecklich verlegen und rückte nicht raus. Aber dann erzählt sie mir... was sie von der Geschichte wusste. Tja und dann kam ich mir richtig mies vor. Ich meine, eigentlich hatte ich ja kein Recht...verstehst du? Und darum wollte ich mich entschuldigen, ich finde es großartig, wie du dich verhalten hast, das würde nicht jedem passieren, weißt du.“
Dann kam sie herüber und gab mir einen langen Kuß. Ich schmeckte ihre weichen Lippen und schaute auf ihre geschlossenen Augen. Ich verstand gar nix mehr.
„Aber wenn du Rita erst fragen musstest, wer hat dir denn überhaupt davon erzählt?“
„Das war ich“, kam es von der Tür.
Wir drehten uns synchron um und sahen Thom in der Tür stehen. In der Linken hielt er eine Wodkaflasche, in der Rechten meinen Wohnungsschlüssel, er musste ihn beim Rausgehen mitgenommen haben. Er hatte nur noch seine Unterhose an.
Anna sprang auf. Ihr Blick flog von Thom zu mir und wieder zurück.
„Was soll das?“ flüsterte sie.
Ich stürzte mich auf Thom und wollte ihn aus dem Zimmer bugsieren. „Was machst Du hier?“ stieß ich hervor.
Aber er umklammerte mich und hielt sich am Türrahmen fest. „Wir hatten eine Abmachung, Viktor“, lallte er. „Es war abgesprochen.“
Er rammt mir die Faust mit dem Schlüssel zwischen die Rippen. Ich ging japsend zu Boden und spürte einen stechenden Schmerz in der rechten Seite. Ich wollte Luft holen, aber ich bekam keine. Von unten sah ich, wie Anna entgeistert auf Thom starrte.
„Hast du ...habt ihr...“ stammelte sie.
„Er gehört mir“, murmelte Thom und setzte sich auf mich drauf, genau auf die schmerzende Stelle. Mir wurde schwindlig, ich wollte schreien, aber ich bekam keinen Ton raus.
„Viktor, sag´ doch was“, schluchzte sie.
Aber an meiner Stelle sprach Thom:“ Kannst du dir´s nicht denken, kleine schlaue Anna. Was meinst du, warum bei Rita nichts passiert ist, hä? “ Er lachte. „Na kommst du drauf, Süße?“ Dabei drückte er mir weiter die Luft ab.
Ich versuchte mich zu wehren, aber er war der Stärkere. Er war der Kapitän. Einen Augenblick herrschte Stille. Dann hörte ich ein Schluchzen und merkte wie Anna über uns drüberstieg. Ich wollte sie festhalten, aber sie riss sich los und kurz Zeit später fiel die Wohnungstür ins Schloß. Thoms Griff lockerte sich. Ich holte rasselnd Luft. Mit einem Ruck bäumte ich mich auf und warf ihn ab. Wortlos ging ich auf ihn los. Eine Weile rangen wir schweigend. Er wehrte sich nicht. In meiner Verzweiflung versuchte ich ihn zu würgen. Tränen sprangen mir in die Augen. Ich versuchte diesen ganzen beschissenen Abend abzureagieren. Ich hob ihn hoch und warf ihn herum, ich verdrehte seine Arme und rollte ihn auf den Rücken. Er ließ es geschehen. Ich rollte mich auf ihn, ich wollte ihm in die Augen sehen. Dann kam er. Mit einem kurzen Keuchen. Voll auf mein T-Shirt. Wie der Blitz sprang ich auf.
Er lag vor mir und blickte mich an. Sein Ding ragte aus der Hose. In seinem Blick lag etwas Flehendes. Voller Ekel wandte ich mich ab und brachte nur zwei Worte heraus.
„Hau ab!“
Ich ging ins Bad und schloß mich ein.
Er sagte nichts. Ich hörte, wie er seine Sachen aufhob und kurze Zeit später die Wohnung verließ. Ich kam aus dem Bad, fand den Wohnungsschlüssel und schloß zweimal ab. Ich duschte eine Stunde lang heiß.

Ich meldete mich zwei Wochen krank. Meine Eltern glaubten mir. Ich sah blaß aus und wachte nachts schreiend auf. Als ich wieder in die Schule kam, schien alles wie früher. Thom versammelte die Clique um sich und erzählte von seinen Frauengeschichten. Einmal kam Rob und wollte wissen, was zwischen mir und Anna gelaufen ist, aber sofort packte ihn Thom am Schlafittchen:“ Das geht Dich gar nix an.“ zischte er und zerrte ihn weg. Mich blickte er nicht einmal an dabei.
Ich meldete mich beim Fußball ab. Anna ging mir aus dem Weg und später nach Russland. Von da bekam ich einen Brief. Sie schrieb mir, ihre Recherchen hätten ergeben, dass es keinen Revolutionsführer mit Viktor im Vornamen gegeben hat, der auf meine Beschreibung gepasst hätte. Ansonsten nur belangloses Zeug über Lenin, den roten Platz und die Schule, in die sie ging. Der Brief schloss ab mit:
Wenn Du mir einen Gefallen tun willst, schick mir doch bitte das Foto auf Seite 45 in Deinem Fotoband. (vd) vielen dank Anna
Als ich den Fotoband auf Seite 45 öffnete, flog mir ein kleiner gelber Zettel entgegen. Darauf stand in Annas klarer Handschrift: Irkutsk und kasaCHstan LIEgen neBEen Dem kaukasIsCHen gebirgsland.
Ich habe sie nie wieder gesehen.

 

Hallo Macsoja,

ich bin etwas unschlüssig mit deiner Geschichte. Auf der einen Seite gefällt sie mir wirklich gut. Du hast den Jugen, meiner Meinung nach, authentisch beschrieben, den Gruppenzwang, die Bewunderung für Thom etc. sehr gut rübergebracht.
Anfangs tat ich mir mit dem Stil etwas schwer. Du ahmst den Plauderton von Victor nach, aber das war am Anfang nicht wirklich flüssig für mich. Später gefiel mir das besser, als hättest du dich selbst besser an diesen Stil gewöhnt.

Insgesamt hatte ich den Eindruck, dass du sehr viele Klischees bemühst. Es gibt sie wohl an jeder Schule, Leute wie Thom, Wetten über Mädchen und so weiter, zumindest habe ich das schon in vielen Filmen gesehen.
Victor macht dann eine Wandlung durch. Anfangs wollte er wohl einfach nur cool sein, während er später wirklich etwas für Anna empfindet.

Thoms "Übergriff" fand ich etwas verwirrend. Beim zweiten Lesen war alles klar, aber zunächst fiel es mir schwer die Geschehnisse nachzuvollziehen. Könnte allerdings auch einfach nur an mir liegen. Am Besten wartest du ab, was die anderen Kritiker dazu sagen.

Was ich wirklich schön fand, war das Ende. :)

LG
Bella

 

Hi macsoja,

eine Jungen-Jugendgeschichte, die ich gerne las. Bella schließe ich mich insofern an, dass sie mir besser gefiel, je länger ich las. Ein paar Szenen oder Tatsachen, die für mich unstimmig erscheinen, möchte ich zitieren:

Thom war eine verdammte Fuckmachine.
Ola, ein knalliger Einstieg. Nur - das Bild, das du folgend von Thom lieferst, wird dem nicht gerecht. Unter einer Fuckmachine
stelle ich mir eine Art Mann vor, der ohne Rücksicht auf Verluste die Mädels auf den Rücken knallt und durchbumst. So ist Thom aber nicht.
Vielleicht bin ich mit meinen knapp 40 aber auch schon zu alt, um die Jugendsprache richtig zu interpretieren :hmm:
Mir würde sowas wie: Thom bekam einfach jede auf die Matraze / Thom musste nur mit dem Finger schnippen ... besser gefallen.
Aber vielleicht will das der Mann im Autor einfach so haben: Den Neid gleich vorausgeschickt.

Er kam einfach an, bei den Mädels.
Ich kann mir nicht vorstellen, wieso du diese ungeschickte Satzstellung gewählt hast. Er rollt nicht.

Am nächsten Tag gruppierten wir uns auf dem Schulhof um Thom herum und hingen an seinen Lippen, während er erzählte, wie er´s ihnen besorgt hatte. Da waren Namen dabei, von denen ich es niemals geglaubt hätte. Zum Beispiel Cora. Die war zwei Stufen über uns und hatte eigentlich einen Freund. Trotzdem hatte Thom sie auf der Matte gehabt. Und wie. Er sagte, dass sein Nachbar ihm am nächsten Morgen mit ner Klage gedroht hätte, wenn das noch mal vorkommen würde.
Soll einer erzählen, es gäbe keinen blonden Männer, wenn mann solche Geschichten ohne Skepsis in sich aufsaugt :D.


Also hatte ich sturmfrei und war entschlossen diese Chance zu nutzen.
entschlossen, diese

Während wir die drei Stockwerke zu unserer Wohnung hochstiegen, lallte Rita irgendwas von lila Nashörnern auf dem Mond. Scheinbar hatte sie sich nicht nur an den Cocktails übernommen.

Ich legte sie auf mein Bett und rannte ins Bad, um mir die Zähne zu putzen.
NEIN! Wieso soll der sich denn in diesem Moment die Zähne putzen?
1. Wegen schlechtem Atem kann es wohl nicht sein, denn sie merkt ja sowieso nix mehr :D
2. Gleich einschlafen will er ja auch nicht.
Lass ihn lieber im Schlafzimmer seiner Eltern Präser suchen gehen.
Ihre Klamotten stanken nach Rauch. Ich begann ihre Bluse aufzuknöpfen, aber in der Mitte hörte ich auf. Ich konnte es nicht. Nicht so. Ich stellte mir vor, wie wir´s am nächsten Morgen machten und schlief darüber ein.
Schön
Geistesgegenwärtig schnappte ich mir meine Decke und bedeckte mich.
ein bisschen viel mir/mich

„Ich schwör´ Dir. Wenn ich irgendwelche Spermaspuren an meinen Sachen finde, dann hetz´ ich Dir die Bullen an den Hals. Ihr Typen seid doch alle gleich.“
Na, das finde ich nicht so authentisch. Also entweder hat er mit ihr geschlafen, dann dürfte sie ja nicht nur an ihren Sachen Sperma suchen; wenn er sich nur einen runtergeholt hat, haben die Bullen doch nichts zu tun.
Ob sie nicht doch eher Wichse statt Sperma sagt?

Ich versuchte sie wieder runterzukriegen, vor allem, weil die Wände bei uns ziemlich dünn waren.
:D - die Erektion oder das Mädel ?
Gottseidank fand sie irgendwann ihren zweiten Schuh und fort war sie, nicht ohne mir noch mal mit ihrem Anwalt zu drohen.
Das ist eine Szene (wie auch nachher noch einen andere), in der ich fast den Schwenk zur Satire, zumindest in die humorige Ecke entdecke. Ich denke aber, dass es eigentlich nicht eine Intention ist und dadurch verliert die Geschichte an Glaubwürdigkeit.


Auf dem Schulhof fragten mich alle, was nun mit Rita gewesen wäre. Scheinbar hatten sie gesehen, wie ich mit ihr losgezogen war. Naja ich hab´s dann ein wenig ausgeschmückt. Aus meiner Sicht war das nur fair, denn immerhin hatte ich Rita davor bewahrt, von irgendeinem anderen mitgenommen zu werden und dann hätte sie´s noch schlimmer treffen können. Außerdem war´s ziemlich unwahrscheinlich, dass Rita es weitererzählte und auf die Verschwiegenheit der Jungs konnte ich mich verlassen.
So, an diesem Punkt müsste dann ein AHA kommen, was Thom und seine scheinbaren Erlebnisse betrifft. Ansonsten hätte in einer der ersten Szenen, in denen Thom prahlt, ein Stück Skepsis mitschwingen müssen.

Er blieb ernst. „Nicht auf dem Schulhof“, sagte er. „Meine Bedingung ist, dass Du mir´s erst mal allein erzählst und die anderen draußen lässt.“
du mir's / kommt nochmal - du immer klein

„Okay Thom Du bist der Käpt´n.“

...Thom, du bist...


Das war der Deal und dann erklärte er mir´s.
„Paß auf. Das wichtigste bei den Weibern ist, dass Du ihnen zuhörst. Halt´s Maul, solange es geht. Und wenn sie noch so einen Mist erzählen von ihren Freundinnen, Pferden oder Brad Bitt.
Paß auf: Das ...

Kappiert?“
ist das zweite p Absicht?

Die Party war so lau, wie lange nicht mehr. Luke hat die falsche Festplatte mitgebracht und die Musik war grottenschlecht. Ich lungerte auf dem Sofa rum, als sie sich neben mich setzte.
Hallo? Wo kommt denn auf einmal die Party her? Also wenn schon mittenrein, dann wenigstens ein Absatz!

Zum Glück waren wir aber auch noch in so einer Ikonenausstellung von der ich erzählen konnte. Ich kombinierte die dürftigen Erlebnisse mit Dingen unseres letzten Griechenlandtrips und sie wich mir den ganzen Abend nicht mehr von der Seite.
Schön

„Bis bald Viktor“, haucht sie mit russischem Akzent und verschwand entgültig.

Bis bald, Viktor....endgültig

Dann kam der anschließende Samstag.
anschließend kannst du streichen


Auf einmal sagte Thom:“ Hey hier ist schon die zweite SMS angekommen von…“, er tippte auf dem Handy rum, „Annaschatz.“
Hey, hier ist

„Überhaupt nichts läuft“, sagte ich wütend und entwand ihm das Handy. Die andern starrten uns an.
wie wärs mit: Riss ihm das Handy aus der Hand?

Ich stand da, wie bescheuert. Alle schauten mich an. Ich hielt das Handy in der Hand und plötzlich vibrierte es.
Ich stand wie bescheuert da. Aber davon abgesehen ist das auch nicht so doll...
Ich huschte nach draußen und holte den Staubsauger aus der Ecke.
Da ist wieder dieses Abdriften ins witzig-lächerliche, was meiner Meinung nach der Geschichte nicht guttut. Das macht doch kein Typ, dass er nachts um 1°° saugt, während sie im Zimmer sitzt...:shy:
Aber er umklammerte mich und hielt sich am Türrahmen fest. „Wir hatten eine Abmachung Viktor“, lallte er. „Es war abgesprochen.“
Abmachung, Viktor


Er war der Kapitän. Einen Augenblick herrschte Stille. Dann hörte ich ein Schluchzen und merkte ich wie Anna über uns drüberstieg. Ich wollte sie festhalten, aber sie riss sich los und kurz Zeit später fiel die Wohnungstür ins Schloß.
Schluchzen und merkte, wie (ich weg) Anna


Wenn Du mir einen Gefallen tun willst, schick mir doch bitte das Foto auf Seite 45 in Deinem Fotoband. (vd) vielen dank Anna
Als ich den Fotoband auf Seite 45 öffnete, flog mir ein kleiner gelber Zettel entgegen. Darauf stand in Annas klarer Handschrift: Irkutsk und kasaCHstan LIEgen neBEen Dem kaukasIsCHen gebirgsland.
Ich habe sie nie wieder gesehen.

Was will Anna damit zeigen? Ich habe dich geliebt, aber du willst mich nicht?
Das ist für Viktor ein beschissenes Ende, da der fehlende Kontakt ja auf dem Mißverständnis der vermeintlichen Schwulen aufgebaut hat.
Wieso unternimmt Viktor dann keinen weiteren Versuch, an sie ranzukommen,wenn er doch weiß, dass sie ihn mochte/mag?
Das fände ich schöner als Schluß. Vielleicht eine Info, dass er im Somer einen Flug gebucht hat. Was bei dem Besuch rauskommt, bleibt das Geheimnis des Autors :).

Lieber Gruß
bernadette

 

@bella + bernadette
Merci Euch beiden für die Mühe. Um das Textzeug habe ich mich erstmal gekümmert, ein Zusatzdank hierfür :kuss:

Ansonsten würde ich mich zu den anderen Dingen noch nicht äußern wollen und lieber noch ein paar Meinungen hören. Allerdings setze ich mir einen Termin bis spätestens 18.3., oggay?

beste grüsse
mac

 

Hi mac,

schön mal wieder was (neues) von dir zu lesen.:)

eine tragische Geschichte, in der ich doch einigemale grinsen musste.
Du schilderst einen Lebensabschnitt von noch jungen Menschen.
So war es schon vor tausend Jahren und so wird es auch noch in tausend Jahren sein.
Thom, der angebliche Macher. Victor, der unbeholfene, ängstliche, noch ohne Selbstbewusstsein.
Eigentlich eine vohersehbare Story. Doch hat mich der schwule Thom am Ende überrascht.
Das Victor letztendlich Anna verloren hat, finde ich eine gute Lösung deiner KG.
Ich glaube,dass die Erfahrung, die dein Prot gemacht hat, ein Riesenschub für sein Selbstbewusstsein gewesen ist.
Ist schon bemerkenswert, was das Leben uns so alles lehrt.:shy:

Dann hörte ich ein Schluchzen und merkte wie Anna über uns drüberstieg ...
Ab hier hast du im folgenden Kapitel, zu viele -Danns- drin.

hat mir gefallen:)

lieben Gruß, coleratio

 

Hallo mac
Deine Geschichte hat einen ernsten Hintergrund, Jugendliche die dabei sind ihre Sexualität zu finden, wirken genauso, wie du sie beschreibst. Ich hatte sogar Mitleid mit Thom, weil er seine Homosexualität verheimlicht hat. Nicht ohne Grund, denn die Reaktion Viktors wird er wahrscheinlich befürchtet haben.

LG, Goldene Dame

 

Merci an coleration, Goldene Dame und Nachtschatten für die weiteren Kommentare.
Habe an einigen Textstellen rumgefummelt.

Zu den inhaltlichen Sachen von Nachtschatten:
- Rob ist tatsächlich nur eine kleine Figur, aber wenn der Erzähler=Prot. diese Sache betont, dann charakterisiert es vor allem ihn und wenn es Dir aufgefallen ist, dann evtl. anderen Lesern auch und das ist gut so

- nix würde ich drinlassen, so redet er eben - ich glaube Regeln gibt´s da keine

- tja und Anna - naja, es ist so, daß es aus der Sicht von Viktor geschrieben ist und vielleicht weiß er es auch nicht. Irgendwie kann er es ja selber gar nicht fassen und vielleicht ist es eine Spielerei von Anna, die an jenem Abend einfach was loswerden wollte, was sie am nächsten Morgen schon nicht mehr so sieht. Früher war man da auch schnell mit den Worten Liebe und ewig.

Ich bin mir selber nicht ganz sicher, was sie für ihn empfindet, ich glaube ihr war erst mal wichtig, daß er mit ihr auf einer Wellenlänge zu sein scheint und eben nicht ist wie die anderen, darum ist ihr auch diese Entschuldigung wichtig.

Eine viel interessantere Frage wäre, warum sie ihn nach der langen Zeit an den Zettel erinnert hat. Auch hier finde ich es nicht so wichtig, die genaue Motivation auszupendeln.
Vielleicht hat sie mal wieder an ihn gedacht, vielleicht ist ihr Tallin wieder eingefallen und damit das Buch. Vielleicht will sie ihm im Nachgang noch sagen: "Ich habe dich wirklich gerngehabt, aber Du hast es vermasselt"

Da mir eher Viktor am Herzen liegt, will ich es nicht spezieller machen und mich auf irgendwas festlegen.

Zur Entstehung und überhaupt Daseinsberechtigung der Geschichte, später noch mal was.

grüsse
mac

 

hi mac,

lange nix von Dir gelesen. Hat mir gut gefallen. Die Charaktere kommen mE glaubwürdig rüber. Viktor ist Dir besonders gut gelungen. Hin und hergerissen von der Gruppe, seinen Gefühlen, der Bewunderung für Thom ... Thom ... hm.

Ich hatte sogar Mitleid mit Thom, weil er seine Homosexualität verheimlicht hat. Nicht ohne Grund, denn die Reaktion Viktors wird er wahrscheinlich befürchtet haben.
das hier kann ich nicht ganz teilen. Die Reaktion Viktors fällt ja in einer Extremsituation, in der sich Wut, Schmerz austoben - sie hätte ganz anders ausfallen können, in einer anderen Situation. Die Angst sich zu outen, ist nicht ganz unverständlich. Fußballkapitän zum Zeigen der Männlichkeit, da gehört Macho-sein irgendwie dazu? Thom hat sich selbst in der Situation noch lange nicht angenommen. Eigentlich ist er der interessanteste Charakter der Geschichte... dafür kommt er irgendwie fast zu kurz. Hm. Stilistisch hats mir sehr gefallen. Direkter Einstieg, flüssige und authentische Sprache.

liebe Grüße
Anne

 

Hi Anne,

merci für die Blumen. Und ja, möglicherweise könnte dieses Jahr verstärkt wieder was passieren.

Diese Geschichte gäbe es allerdings nicht ohne den Text von kon-flict
Aus meiner Sicht hatte die dort dargestellte Situation etwas sehr Dramatisches, was ich allerdings in keinster Weise genutzt sah.
Für mich ist diese Konstellation ein glatter Verrat und zwar an der Person, die zu so später Stunde vorbeikommt, ganz egal wodurch es motiviert wird.
Diese Person hat gewissen Wünsche, Erwartungen, Gefühle, die der Einladende (der ja in irgendeiner Beziehung zu seinem Gast steht) zumindestens erahnen sollte. Und ich wollte ergründen, was dies für ein Mensch sein könnte, der seinen Gast bewußt in solch eine Situation bringt. Der bloße Fokus auf dem Handy war mir dafür zu wenig, obwohl versucht habe, dieses SMS-Mißverständnis mit einzuarbeiten.

Wie man sieht, habe ich es nicht geschafft, Anna mit der Horde angetrunkener Jugendlicher zu konfrontieren. Irgendwie paßte es dann doch nicht zu der Figur von Viktor.
Stellvertretend für die Horde, habe ich dann Thom genommen, der Anna und auch Viktor auf andere Weise brüskiert. Auf dieses Ende habe ich dann auch sehr früh angefangen hinzuarbeiten.

Anfangs habe ich jedoch wirklich versucht, einen Charakter zu beschreiben, der tatsächlich in Erwägung zieht, einen anderen Menschen, den er gern hat, auf diese Weise bloßzustellen. Dabei war nicht die eigentliche Konfrontation entscheidend, sondern allein die theoretische Möglichkeit, es zuzulassen. Wichtig war hierzu auch das Umfeld und die Gedankenwelt der Figur. Ich gebe zu, es ist mir ein wenig aus dem Ruder gelaufen. Während meiner Vorbereitung auf den entscheidenden Abend hat sich darum auch sehr schnell eine andere Konstellation ergeben, die mindestens genauso spannend war. Das war eben jener Thom, der am Anfang das Vorbild von Viktor ist und am Ende in dessen Augen so tief abstürzt.

Insofern ist es also ein Text, der ursprünglich anders geplant war und mich diesbezüglich nicht ganz zufriedenstellt (ich kann mir also eigentlich nicht vorstellen, daß jemand das so durchzieht). Allerdings erschien mir das Ergebnis durchaus interessant, ob nun alltäglich, typisch oder vielleicht doch eher spezifisch, das können andere entscheiden. Und möglicherweise ist es ja auch für Euch interessant, zu wissen, wie es zusammenhängt und es dazu kam.

merci also für Interesse und die Anregungen
mac

 

Zitat:
Ich hatte sogar Mitleid mit Thom, weil er seine Homosexualität verheimlicht hat. Nicht ohne Grund, denn die Reaktion Viktors wird er wahrscheinlich befürchtet haben.

das hier kann ich nicht ganz teilen. Die Reaktion Viktors fällt ja in einer Extremsituation, in der sich Wut, Schmerz austoben - sie hätte ganz anders ausfallen können, in einer anderen Situation


Mein Mitleid bezog sich darauf, dass jugendliche Homosexuelle sich vor einem Outing in der Regel fürchten, weil sie die Verachtung Gleichaltriger auch in einer normalen Sitation befürchten. Warum sonst hätte Thom die Show mit den Mädchen abziehen sollen, wenn nicht aus Selbstverleugnung in einer schwierigen Phase der sexuellen Orientierung.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Mac.
Eine wirklich flüssig erzählte Jugendgeschichte über die sexuelle Entwicklung Jugendlicher. Auch wenn ich mich bisweilen sehr an Klischees aus American Pie usw. erinnert fühlte gelingt es dir doch in der Gesamtbetrachtung eine glaubwürdige, neue Geschichte zu erzählen die mitreißt und in Atem hält.

Philatilistentreffen
Ich bin mir nicht sicher, aber hießen die nicht Philatelisten?
Ansonsten hat mich der Einstieg in deine sonst sehr überzeugende Geschichte ein wenig enttäuscht.
Fuckmachine
(btw. wenn würde ich ihn sexmachin, nach dem Song von James Brown, nennen. Klingt runder und vertrauter als fuckmachin.)
scheint so gar nicht zu dem Standart Wortschatz von Viktor zu gehören, man bekommt im Laufe der Erzählung fast das Gefühl, er würgt ein wenig an dem Wort... ohh... Moment, vergiss es, ich glaube eine Intention; auf jeden Fall schlüssige Begründung gefunden zu haben...Viktor erzählt das Ganze ja in der Rückblende.
Die Pointe mit dem vd wird mir nur aus dem Vergleich mit "HDL" ersichtlich und ich würde sie weglassen, da sie nur unnötig zu einem Vergleich anregt (halt zwei ganz unterschiedliche Themen) und keine tiefere Bedeutung in der Geschichte hat.
Lass mich aber gerne genauer aufklären.
Man liest sich

Nice

 

Hi macsoja,

ich habe diese stimmungsvolle Geschichte jetzt mehrere Male gelesen. Ich kann mir gut vorstellen, dass es eskalieren kann, wenn man seine Gefühle immer für eine Maske unterdrückt. Es werden sich viele unerfüllte Sehnsüchte in Thom aufgestaut haben, während er von seinen Heldentaten prahlte.
Da kann eine Rangelei, selbst eine so ernste, schon mal als Sublimierung dienen und zum Samenerguss führen. Und da kann man als Junge, auch, wenn es nicht in Ordnung ist, auch schon mal über die Grenzen und Bedürfnisse des anderen hinwegsehen. Es ist plausibel.
Ist es Resignation oder Größe von Viktor, das wahre Geschehen nicht klarzustellen. Vielleicht würde ihm einfach keiner glauben?

Auch, wenn du mit der Geschichte nicht zufrieden bist, ich finde sie sehr gelungen.

Lieben Gruß, sim

 

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