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Bäumchen, wechsel dich

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10.09.2005
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Bäumchen, wechsel dich

Das war der letzte Koffer, den sie in der Hand hielt und mit dem sie in der Tür stand.
„Na dann, tschüss!“, sagte sie. „Tschüss!“, konnte ich nur herausbringen. „Also ... damit ist jetzt ... auch ... nicht unsere Freundschaft kaputt, oder?“, fragte sie mit ihrer süßen Stimme, die ich vermissen würde.
„Nein ... schon ... wegen Nouka. Wir sind schließlich ihre Mütter.“
„Ja, das sind wir!“, meinte sie zustimmend.
„Warum bleibst du dann nicht hier?“ Nouka stand im Türrahmen ihres Zimmers, aus dem seit drei Stunden nichts mehr zu hören gewesen war. Jane stellte ihren Koffer zögernd ab und ging langsam auf Nouka zu um sich vor ihr niederzuknien. Während sie Nouka erklärte, dass sie sich neu verliebt hatte und deshalb auszog, schaute ich mir ihren wunderschön geschwungenen Rücken an, den ich vor ein paar Wochen noch jede Nacht gestreichelt und geküsst hatte. Die Erinnerungen zerbrachen mir wieder das Herz. Ich lief in unser früher gemeinsames Schlafzimmer, schmiss mich aufs Bett und war für die nächsten zwei Stunden nicht ansprechbar. Ihr Duft war noch in der Bettwäsche, in die ich jetzt reinweinte. Rosenduschgel! Sehr teuer! Ihr Körper war braun gebrannt gewesen und ihre gelockten Haare waren rot gefärbt. Sie war so dürr gewesen, dass ich sie immer sehr behutsam berührt habe, wie dünn gespannte Seide. Viele Nächte habe ich damals wach gelegen und sie beim Schlafen beobachtet. Jetzt war sie weg und ein Ekelpaket von Schleimbolzen schnarchte neben ihr ohne sie eines Blickes zu würdigen, während sie so süß schlief.
Nouka kam herein mit einem Tee und war auf ihre Weise auch gefühlsmäßig am Boden. Ich hatte meine Liebe verloren, sie eine ihrer beiden Mütter. Sie kuschelte sich an mich und wir redeten über unsere Erinnerung als Familie, die es jetzt nicht mehr gab. Ich erzählte ihr sogar wie wir damals zusammengekommen waren.
Wie ich damals von meinem Exfreund und seiner Freundin zu meinem Geburtstag in die Disco geschleppt worden war. Wie ich dort in sie reingetanzt bin und wie eine große Liebe daraus wurde. Schon bei unserem ersten Treffen war ich im dritten Monat schwanger. Jane und ich entschieden uns bei der Geburt Nouka zwei Mütter zu geben. Nouka wollte unsere gesammelten Erinnerungen aufschreiben um mit Janes Auszug besser fertig zu werden.
„Woher hast du das denn?“, fragte ich sie überrascht.
„Man kann mit allen Problemen fertig werden, wenn man sie aufschreibt. Das hat Jane mal gesagt.“ Jane, natürlich. Sie hat viele Tipps gegeben, ob sie nützlich waren oder nicht.
Monate später ging es auf Weihnachten zu und es ging Nouka und mir besser. Jane hatte sich nicht gemeldet. War ja klar!
Morgens als Nouka gerade zur Schule gegangen war, klingelte unsere schrille Türglocke. Ich schlurfte in Boxershorts und schlaberigem T-Shirt barfuss zur Tür um sie zu öffnen. Wahrscheinlich der neue Nachbar, der gestern eingezogen war. Ich hatte ihn noch nicht kennengelernt. Hoffentlich kann ich ihn abwimmeln, dachte ich mir nur, da ich gerade arbeitete. Doch als die Tür offen stand, war ich anderer Meinung, vergaß die Arbeit sofort und musste grinsen. Dies hatte ich seit dem Auszug Janes nicht mehr getan, obwohl ich Weltmeisterin darin war. Er grinste nur frech zurück. Hmmm, auch nicht schlecht. Scheint wohl Vize-Weltmeister zu sein, dachte ich mir.
„Hi!“, sagte er cool. So ein schönes Hi hatte ich lang nicht mehr gehört und es rief sofort die große Liebe für ihn wieder auf, die mich schon während der Schulzeit nicht mehr losließ. Wie ging das denn? Eben trauerte ich noch Jane hinterher und jetzt bin ich mit einem schiefen Grinsen und einem süßen Hi wieder frisch entflammt.
„Hi“, quetschte ich aus mir raus. Es klang so dämlich, dass ich mich am liebsten in den Hintern gebissen hätte wie ein Teenager, was ich dann aber doch lies, da ich zu sehr in Gedanken war. Sein Rasierwasserduft überwältigte mich. Es war ein angenehmer Duft. Sehr ungewöhnlich, da die meisten Rasierwasserdüfte doch so aufdringlich rochen. Er schien Geschmack zu haben und er trug noch immer Baggies, wie es damals Mode war. Er sah als erwachsener Mann etwas lächerlich darin aus, aber er hatte schon damals lächerlich ausgesehen und das stand ihm, fand ich.
Wir wussten beide nicht, was wir sagen sollten und guckten in der Gegend herum. An meinem Klingelschild blieb sein Blick verdutzt hängen.
„Ist Nouka deine Freundin?“, fragte er unwohl. Er wusste von damals, dass ich bi war. „Nein, sie ist meine Tochter. Sie ist 9.“, antwortete ich grinsend, doch er guckte noch unwohler. Er schien zu denken, ich hätte einen Freund. Bei dem Gedanken musste ich lachen und erklärte: „Nouka war sozusagen ein Unfall mit wunderschönen Folgen.“ Er atmete erleichtert auf. „Ähm, ja sorry wegen meiner dummen Fragen. Ich wollte mich auch nur als neuer Nachbar vorstellen. Wir sehen uns ja dann!“, und er wandte sich schon ab. Ich durfte ihn jetzt nicht einfach so davon ziehen lassen – ich benahm mich wie ein Teenager und drehte innerlich durch. Ich musste etwas sagen ...
„Wenn du Hilfe brauchst, Nouka und ich helfen gerne.“, hörte ich mich sagen. Er wandte sich um.
„Ja danke, ich werde es mir merken. ... äh ... Wenn ihr mir beim Einrichten helfen könntet, das können Frauen doch so gut ... so ... heute Nachmittag? So was kann ich nämlich wirklich nicht und ich möchte ja, dass meine Wohnung gut aussieht.“
„Klar! Ciao!“, konnte ich noch rausdrücken, wofür ich seinen unwiderstehlichen Blick bekam. Er konnte ihn noch sehr gut!
Wieder in der Wohnung schaltete ich den CD-Player an und tanzte zu einer CD, die ich seit Janes Auszug nicht mehr gehört hatte, barfuss durch die Wohnung und um den Weihnachtsbaum. Was wohl Nouka dazu sagen würde, wenn sie aus der Schule kommt?

 

Zu dieser Geschichte: Ich hab sie vor etwa 3 Jahren geschrieben mit 13. Ich wollte erst mal meine alten Geschichten veröffentlichen und mal gucken was die Leute dazu meinen. Ich hab seit längerem nicht mehr geschrieben, also geschrieben schon nur lösche ich eine ganze Geschichte schnell, weil mir meine Geschichten nie gut gefallen. Eine Freundin von mir wollte zeitweise meine Geschichten lesen, deshalb habe ich noch einige und hab sie heute veröffentlicht, also 2 davon: Bäumchen wechsel dich und was der Schnee so alles bedeckt.....warum ich sie veröffentliche? Weil ich keinen Angst mehr vor Kritik habe und manchmal Leute die Sachen, die man selber scheußlich findet, weil sie von einem selber sind, gut finden. Das baut auf und ich würde gerne wieder schreiben, vielleicht etwas ernsthafter als das von damals.

 

Hallo Eleonora,

und herzlich willkommen bei uns.
Diese Geschichte empfinde ich in dieser Rubrik falsch platziert. Deine Protagonistin ist ja schon erwachsen hat eine siebenjährige Tochter. Da würde ich eher Alltag oder Sonstige vorschlagen.
Angenehm finde ich, dass die Bisexualität so selbstverständlich ist. Und die Verlegenheit beim Anblick des ehemaligen Klassenkameraden als neuen Nachbarn hast du gut rübergebracht.

Wie als ich das Baby bekam, das ich schon bei unserem ersten Treffen drei Monate in mir trug, wir uns dazu entschieden Nouka zwei Mütter zu geben.
extrem umständlich
vergaß die arbeit sofort und musste grinsen
die Arbeit
Sehr ungewöhnlich, da die meisten Rasierwasserdüfte doch so aufdringlich rochen, doch dieser war angenehm.
brauchst du nicht
Ich durfte ihn jetzt nicht einfach so davon ziehen lassen –oh ich benamh mich wie ein Teenager und drehte durch etwas sagen zu müssen-....
- Leerzeichen vor "oh"
- benahm
- müssen ... (kein Bindestrich, kein vierter Punkt
- auch der Satz ist etwas umständlich
......äh.....Wenn ihr mir beim einrichten helfen könntet,
immer nur drei Punkte als Auslassungszeichen, Leerzeichen davor und danach
so gut...so... heute Nachmittag
dito
und ich möchte ja das meine Wohnung gut aussieht
ja, dass

Lieben Gruß, sim

 

hallo Eleonora!

ja, ich finde auch, dass das hier wesentlich besser nach Alltag z.b. passen würde. Wenn Du nix dagegen hast, verschieb ich es?

Ich kann mich inhaltlich eigentlich nur sim anschließen, er hat genau das gesagt, was ich ausdrücken möchte. Der Titel hat mir gut gefallen. Und der schöne Schluss ebenfalls. :)

schöne Grüße
Anne

 

Okay, verschiebt es Alltag, obwohl ich dachte, dass man die Bisexualität auch der Jugend etwas näher bringen könnte, aber vielleicht mache ich das lieber mit jugendlicheren Beispielen. Danke für den Willkommensgruß und für die Kritik, hab alles noch mal überarbeitet :thumbsup:
Danke :)
Eure Seite gefällt mir sehr gut, echt klasse!

 

Hey du!

Also, schön ist die geschichte auf jeden Fall... (ohne happy end wäre sie noch viel schöner!). Vielleicht solltest du weglassen, das du beim schreiben erst 13 warst. Wenn du eine ehrliche kritik willst, meine ich. Kann jetzt auch nichts schlechtes darüber sagen, weil ich sowas mit 13 nie hinbekommen hätte. (Und wahrscheinlich jetzt auch noch nicht hinbekomme :)).
Aber einen Kritikpunkt hab ich schon. (leider weiß ich nicht, wie das zitierne geht, kenn die seite ja auch erst fast 1,5 Jahre!)

"Sehr teuer!"

Da mit dem parfum... stört mich. Meinen Lesefluss. Sehr teuer heißt doch nicht sehr gut. Und der kurze satz passt nicht rein, finde ich...

naja, lg, Jägerin

 

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