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Belle Lettriste
Rote Teppiche, deren Schwere der des Geruches von Wissen in nichts nachsteht. Jener Geruch, den man nur in Bibliotheken und auf www.encyclopaedia-britannica.com findet, machte ihr immer wieder bewusst, dass sie zu spät geboren worden war.
Von Schwindel befallen, ob der Tatsache, dass nicht alle, von Genies gezimmerten Türen in prachtvolle Morriszimmer, sich ihr öffnen werden, sucht sie Halt an einer Glastrennwand zum Studierzimmer C33. Ihr Blick gleitet vorbei an einer Pflanze, der die intelligente Luft genausowenig gut tut, um schließlich an der hohen Decke hängen zu bleiben, die mit ihren Hunderten von Lichtern wie Des Esseintes' Schildkröte glänzt.
Der Gedanke an gekochtes Fleisch lässt ihren Körper zusammensacken und gegen das marmorne Podest, das den bronzenen Kopf Schillers trägt, fallen. Goethes Kollege trägt es mit Fassung und versucht Blickkontakt mit ihr aufzunehmen.
Die Erdanziehungskraft hilft, die Distanz zwischen Schiller und Schüler zu verringern. Mit einem dumpfen Geräusch, gefolgt von einem Knacken liegen Dichterkopf und ihr Kopf dichter beisammen und starren golden und weiss mit wissenden Augen zur Schildkröte.
[Beitrag editiert von: Ben Jockisch am 11.12.2001 um 22:58]