Was ist neu

Bockwurst und Mohnkuchen

Empfehlung
Mitglied
Beitritt
10.09.2016
Beiträge
901
Zuletzt bearbeitet:

Bockwurst und Mohnkuchen

»Eber hat ‘ne Überraschung«, verkündete Hauke. »Kriegst du nächste Woche.«
Zwei Jahre war Hauke schon hier. Ich mochte die Arbeit mit ihm. Wir hatten so unseren Rhythmus.
»Was willst du später mal machen?«, fragte er.
»Weiß nicht. Architekt.«
Hauke hob die Brauen und nickte.
»Gieß mal ordentlich«, sagte er. »Ist heiß gewesen die letzten Tage.«
Ich holte noch zehn Liter, tauchte die Hände ins Brunnenwasser. Nicht trinken, selbst wenn’s aus der Leitung kommt, hatte Hauke gesagt. Alles vom Gruftmoder verseucht.
Ich goss das Grab bis an den Schieferrand, ging zum nächsten. Eine Pflegestelle. Ich bückte mich, pflückte die verkapselten Knospen der Eisbegonien. Nicht alle blühten. Die meisten waren Blindgänger.
Ein Trauermarsch bog um die Ecke, verschwand hinter der Abteilung.
»Gleich Mittag!«, rief Hauke. »Mach fertig, ich geh zum Bäcker, Bockwurst holen und Mohnkuchen.«
Ich nickte, fühlte das Grummeln im Magen. Bockwurst und Mohnkuchen, was anderes aßen wir hier nicht. Zum Glück mochte ich beides. Mit Kaffee und Milch spülten wir den Matsch aus Zucker und Wurst hinunter. Diese Minuten des Tages waren die schönsten überhaupt.
Am Mittagstisch empfingen uns die anderen Arbeiter. Eber aß im Büro, hieß es. Manchmal fragte ich mich, ob er überhaupt existierte. Immer wenn ich ihn treffen sollte, vertrat ihn irgendwer. Mir fiel die Überraschung ein, die Hauke mir versprochen hatte. Was sollte Eber von mir wollen? Mein Sommer endete in weniger als drei Wochen.
»Gehst gleich mit mir«, nuschelte Guido, die rechte Hand des Ebers, und knabberte weiter an seinem Wurstzipfel.
Ich schmatzte in seine Richtung, zum Zeichen, dass ich verstanden hatte.
Hauke warf mir einen mitleidigen Blick zu. Er wusste, wie sehr Guido und ich uns leiden konnten.

Wenn ich zu langsam lief, rief Guido ›Gärtnerschritt!‹, womit er meinte, dass ich zu langsam lief. Seine Welt war eindeutig – es gab nichts zu erklären. Guido war fünfzig, Dienstältester und wusste sozusagen alles. Er ging voran, machte mir den Gärtnerschritt vor und ich rannte mit der Schubkarre hinterher; darin lagen Handschuhe und Motorsäge. Wir bogen zweimal ab und erreichten Abteilung achtzehn. Ich schnaufte.
»Den«, sagte Guido und wies auf eine schmale Tanne, die über einer Doppelstelle wuchs.
»Ich weiß nicht, wie das geht«, sagte ich.
Guido verdrehte die Augen. Er nahm die Motorsäge, schmiss sie an, machte sie aus.
»Jetzt du.«
Ich tat mich schwer, das Ding überhaupt anzuheben. Ich zog am Seil. Nichts.
»Entriegeln«, stöhnte Guido.
Endlich sprang sie an.
»Hopp! Schneid ‘nen Keil in den Stamm. Nicht zu tief.«
Ich lief übers Beet, wuchtete die Säge auf den Grabstein.
»Langsam!«, rief Guido.
Ich entriegelte die Säge. Etwas klemmte. Je mehr ich das Seil zog, desto weniger bewegte es sich.
»Stopp, halt!«, brüllte Guido und kam in zwei Gärtnerschritten auf mich zu. Er riss mir die Motorsäge aus den Händen. »So wird das hier nichts.«
Ich nickte, stellte mich an den Rand. Gern hätte ich ihm auch mal was an den Kopf geworfen, aber er machte ja nie etwas falsch. Still sah ich zu, wie er einen Keil in die Tanne schnitt, sie mit einer lockeren Handbewegung umstupste. Nicht ein Grab berührten die Zweige.
»Was hältst du davon, Reicherts Gruft zu reinigen?«, fragte Guido.
Ich verstand die Aufforderung und nickte.
Nachdem wir den Baum zugeschnitten hatten, brachten wir das Fragment auf den Kompost. Guido begleitete mich zur Zweiundvierzigsten. Staunend betrachtete ich den Eingang zur Gruft: zwei Säulen hielten ein Dach aus glattem Stein, eine Treppe führte ins Dunkel hinab. Guido schnippte mit den Fingern, bis ich ihn ansah.
»Ich geh bei Lörschers Rasenmähen. Übrigens ist das hier keine Strafarbeit. Du kannst das mit dem Rasenmähen bloß nicht.«
Ich schaute einsichtig. Natürlich wusste ich, dass Guido so wenig Lust auf Totenmief hatte wie ich auf Guido und das Rasenmähen zu den angenehmsten Tätigkeiten der Friedhofsarbeit zählte.
»Ich hol dich in zwei Stunden. Bis dahin hast du die Stele geschrubbt und die Fugen ausgekratzt.«
»Geht klar«, sagte ich.
Guido drückte mir Besen, Kehrblech und Beitel in die Hand und verschwand hinter einem Denkmal.
Ich seufzte, trat zwischen den Säulen hindurch. Mit einer Taschenlampe leuchtete ich mir den Weg hinab. Das Licht fiel auf die Stele, die am Ende des schmalen Raums mittig aufgestellt war. Ich las die Inschrift, auch das Lateinische, obwohl ich davon nichts verstand. Die Kälte hier unten war jedenfalls angenehm. Große Spinnen gab es kaum. Ich legte die Taschenlampe auf den Boden und machte mich an die Arbeit.
Bald hatte ich Stele und Bodenplatten gebürstet und ging mit dem Beitel daran, das Moos aus den Fugen zu schaben. Wie ein Bauer, der sein Feld pflügt, dachte ich. Ich versuchte mir auszumalen, wie viel die Erben der Reicherts wohl jährlich blechten, damit die Gebeine ihrer Ahnen es hier unten gemütlich hatten.
Kaum war ich in Gedanken versunken, stand Guido wieder am Eingang. Er machte einen zufriedenen Eindruck.
»Gut«, sagte er.
Ich nickte, war mir nicht sicher, ob er es auch so meinte.
»Hast dir ‘ne Belohnung verdient. Kriegst du morgen.«
Ich bedankte mich vorsichtshalber unverbindlich.

Der Tag hatte mich geschafft. Es war an der Zeit, nach Hause zu fahren. Nicht müde, verbraucht fühlte ich mich. Den Abend lang schaute ich Serien, aß aufgewärmte Tomatensuppe.
Im Bett schließlich richtete ich die Augen in die Dunkelheit. Zwei Überraschungen. Zwei Wochen, bis meine Arbeit auf dem Friedhof endete und ich mir überlegen musste, was ich mit meiner Zukunft anfing.

*​

Den nächsten Morgen begann ich mit Kaffee und der Erinnerung an einen Mann, der mich im Traum nach Laugengebäck gefragt hatte. Mit dem Fahrrad fuhr ich durch Nebel, Innenstadt und Tunnel, bis ich pünktlich um sieben den Friedhof erreichte. Die Floristen räumten bereits Blumen, Grableuchten und Gestecke in die Auslage. Im Umkleideraum traf ich Hauke, der einen geknickten Eindruck machte.
»Darfst heute nochmal mit Guido«, sagte er.
»Schon gut.«
»Hab gehört, dass du in die Gruft musstest. Hattest hoffentlich ‘ne gute Taschenlampe.«
Hauke knuffte mir gegen die Schulter.
»Nächste Woche ist es so weit …«
»Wofür?«
»Für die Überraschung.«
In diesem Moment kam Guido in die Umkleide. Ich nickte Hauke zu, zog mir die grüne Latzhose an.

Guido schien bester Laune zu sein; keine Anspielung auf meine Langsamkeit, kein ›Gärtnerschritt‹.
Wir gingen ins Lager, wo er mir zwei längliche Röhren in die Hände drückte.
»Auf den Hänger damit und noch ‘nen Schlauch«, sagte er.
Als wir die Sachen aufgeladen hatten, fuhren wir die Abteilungen entlang. Nebel waberte über den Schotterwegen, hing wie Watte in den Koniferen.
»Bist du aufgeregt?«, fragte er.
Er riss das Lenkrad herum, bog in die Achtzehnte ein. Einige Meter vor dem Familiengrab und abgesägten Tannenstumpf kam der Wagen zum Stehen.
»Um die Zeit ist niemand hier«, flüsterte er.
Ich nickte, als würde ich verstehen, worauf er hinauswollte.
Wir sprangen aus dem Wagen und Guido fügte die Röhren zu einer Stange zusammen.
»Eine lebendige Tradition der Friedhofsarbeit … Mein Geschenk, weil du bald gehst.«
Er drückte mir das Ende der Röhre in die Hand, schraubte ein Schlauchventil darauf, dann wischte er sich die Hände an der Hose ab. »Das ist die Schlämmstange, die musst du ins Grab stechen.«
Ich hielt die Schlämmstange fest, schaute zu Guido, zum Grab.
»Das ist wichtig«, erklärte er. »Der Sarg verrottet, da unten bilden sich Lufthöhlen. Stell dir vor, du machst das Grab deiner Oma und zum Dank rutschst du rein.«
»Meine Oma lebt noch«, sagte ich.
»Ist nur ein Beispiel … Jetzt mach.«
»Und wo genau?«, fragte ich.
»Mittig … Ich stell Wasser ein.«
Widerwillig richtete ich die Stange auf die Mitte des Grabes, stach einige Zentimeter tief.
»Wasser läuft«, rief Guido und kam zurück. »Jetzt aber los, der Sarg liegt auf zwei fuffzig.«
Ich hielt die Stange in der Hand.
»Mach endlich!«
Ich zögerte. Durfte man das eigentlich?
In Guidos Gesicht mischten sich Wut und Enttäuschung. Er riss mir die Stange aus der Hand. Schwarzer Schlamm bildete sich auf der Oberfläche. Guido schob die Stange tief in die Erde, bis er auf etwas Hartes stieß. Mit einem Ruck durchbohrte er das Hindernis. Bläschen stiegen auf, zerplatzten.
»Deine Eltern sind Architekten, hat Hauke gesagt.«
Ich nickte.
Guido schüttelte den Kopf.

Die anderen waren fast fertig, als ich zum Mittagessen kam. Hauke nagte an seinem Würstchen, würdigte mich keines Blickes. Auf meinem Teller lag eine Brezel. Sonst nichts. War das die Strafe?
»Du gehst mit Hauke«, sagte Guido und erhob sich vom Tisch.
Hauke sah mich verstohlen an. Klar war seine Ignoranz Fassade. Trotzdem war ich sauer. Nach und nach entfernten sich alle, bis Hauke und ich allein waren.

»Ich verrat dir was«, sagte Hauke verschwörerisch.
Mit den Laubbläsern unter unseren Armen liefen wir Richtung Südeingang.
»Es geht um Eber … Er will dich überzeugen bei uns zu bleiben.«
»Hast du mir die Brezel auf den Teller gelegt?«, fragte ich.
Hauke schüttelte den Kopf.
»Er will, dass du bei einer Nachtaktion mithilfst … Was meinst du?«
Ich nickte und bereute es auf der Stelle.

*​

Die folgenden Tage kamen mir eigenartig gelöst vor. Immer war ich mit Hauke unterwegs. Zum Mittag gab es wieder Bockwurst und Mohnkuchen und ich bekam das Gefühl, den Segen des Friedhofs wiederzuerlangen. Wir pflückten Knospen, gossen, zuppelten Laub aus den Lieschen. Je näher das Ende meiner Friedhofszeit rückte, desto unruhiger erwartete ich Haukes Zeichen für die Nachtaktion. Wenigstens einmal wollte ich Eber begegnen.
In der Nacht vorm letzten Tag ging ich spät ins Bett. Ich hatte die Augen schon geschlossen, als mein Handy vibrierte; eine Nachricht von Hauke.
›Gegenüber Reicherts Gruft in 15 Minuten‹
Ich legte das Handy beiseite, zog meine Arbeitskluft an, schwang mich aufs Rad.

Die Nacht war klar, die Straßen leer. Ich fuhr durch den Tunnel, beim Bäcker vorbei zum Friedhof. Das Rad machte ich am Zaun fest, öffnete die Pforte am Eingangstor mit einem Trick, den Hauke mir gezeigt hatte. Orientierungslos streifte ich die dunklen Wege entlang, bis ich das Licht der Baustrahler entdeckte. Gegenüber von Reicherts Gruft vor einem Grab stand Hauke. Er unterhielt sich mit einem bärtigen Hünen; es gab ihn also wirklich.
»Da is er«, brummte Eber.
»Hey«, begrüßte mich Hauke.
Ich zog den Mundwinkel hoch.
»Hast du ihm alles erklärt?«
»Nee«, sagte Hauke.
Eber nickte mir zu.
»Wir kennen uns zwar nicht, aber du scheinst dich gut zu machen.«
Hauke grinste wie ein Mohnkuchenpferd.
»Selbst Guido meint, dass du was drauf hast, und wenn der das sagt, kannst du hier praktisch anfangen.«
Eine unangenehme Zeit lang schwiegen wir.
»Jetzt lernst du eine der lebendigsten Traditionen der Friedhofsarbeit kennen.«
»So lebendig wie das Einschlämmen?«, fragte ich. Keine Ahnung, woher ich das Selbstbewusstsein nahm.
»Lebendiger.«
Hauke nickte bekräftigend.
»Wir nennen es Auskoffern.«
»… und Umbetten«, ergänzte Hauke.
»Richtig. Erst auskoffern, dann umbetten.«
Ich starrte die beiden an.
»Warum?«

Nachdem Hauke mir Kaffee aus einer Thermoskanne eingeschenkt hatte, erklärte Eber mir alles über Totenruhe, begrenzte Liegezeiten und die Notwendigkeit, seine Rechnungen beim Friedhof zu begleichen.
»Wieso nicht am Tag?«, wollte ich wissen.
»Würdest du sehen wollen, wie jemand deine Großmutter ausbuddelt?«, fragte Eber.
»Meine Großmutter lebt.«
»Nur ein Beispiel …« Er drückte mir einen Spaten in die Hand. »Fangt an, Jungs! Ich geh nochmal rein.«
Eber nickte uns zu, dann verschmolz sein massiger Körper mit der Dunkelheit.
»Der ist nett«, sagte ich.

Hauke erklärte mir, was wir zu tun hatten. Als Eber mit der Thermoskanne, einer schwarzen Mülltonne und einem Vorschlaghammer zurückkam, hatten wir bereits einige Spaten Erde ausgehoben. Wenn das Grab ein Koffer war, drangen wir allmählich zu seinem Inhalt vor. Zuerst meinte ich, ein helles Stück Holz gefunden zu haben. Ich betrachtete es im Baustrahlerlicht.
»Tu das weg«, sagte Hauke und wies auf die Mülltonne.

Wir gruben mehr und mehr Schädel- und Knochenstücke aus. Zusehends fiel es mir schwer, aus dem Grab zu steigen.
»Fertig machen«, sagte Eber irgendwann.
»Und das Umbetten?«, fragte ich.
Eber schaute Richtung Tonne.
»Machen wir nicht, gibt ja nicht mehr viel … Hauke, holst du mal den Wagen?«
Mit dem Zeigefinger deutete er mir herzukommen. Ich trat näher, staunte. Eber hatte einen Strahler auf den gelockerten Grabstein gerichtet: Theo Gramlich.
»So heiße ich nicht«, sagte ich, als wäre der Grabstein für mich bestimmt.
»Aber der Vorname passt«, erwiderte Eber und legte mir seine Pranke auf die Schulter. »Ist dein letzter Job. Danach will ich ‘ne Entscheidung von dir.« Damit drückte er mir den Vorschlaghammer in die Hände.
»Ich …«
Eber lachte. »Hast du mal versucht einen Grabstein anzuheben?«
»Aber wir haben Hauke …«
Eber schüttelte den Kopf.
Ich konnte nicht sagen, ob es das Baumfällen, Einschlämmen oder Auskoffern war, das mich von der Notwendigkeit der Tat überzeugte. Vielleicht wollte ich einfach nur wissen, wie es sich anfühlte, einen Grabstein zu zertrümmern, auf dem mein eigener Name stand. Mir schien, ich war Teil einer Totengräber-Clique geworden. Zwei Monate Schwarzarbeit hatten mich dazu gemacht.
Ich holte aus, schleuderte den Hammerkopf gegen meinen eingravierten Namen. Eine Turmglocke beim zwölften Schlag konnte nicht mehr vibrieren als mein Körper jetzt. Es durchdrang mich, machte mich wach und klar. Der Name zeigte keinen Kratzer. Wieder wuchtete ich mich und das Eisen auf die Buchstaben. Ich biss die Zähne zusammen; der nächste Glockenschlag ertönte. Ich hielt den Hammer fest umklammert, holte aus zu einem letzten Schlag, der den geballten Zorn meiner jungen Jahre enthalten sollte. Der Stein knackte und sprang unterm Echo der Glocke in vier gleichmäßige Stücke. Mein Name war in der Mitte zerbrochen.
»Bleibst du?«, fragte Eber.

 

@jimmysalaryman,

Danke, dass du dir den Text angeschaut hast. Finde es beeindruckend, wie krass du aufs Kürzen drängst. Ich dachte schon, ich hätte mich knapp gefasst, jetzt komme ich mir wie ne Labertasche vor. Dein Blick auf den Text hat mir geholfen, werde ihn nochmal runterstutzen.

Dann einfach nichts schreiben. Nächster Satz.

ist raus.

Fünf Sätze, drei Namen: Eber, Hauke, Isa. Schwierig, das alles zu prozessieren.

macht auch Sinn. Auch der Vorschlag, wann Isa das erste Mal auftauchen sollte. Eigentlich perfekt. Bastle da erstmal ein wenig offline rum. Mal sehen.

Schwielig klingt nach Selbstbetrachtung. Kann weg. Er arbeitet. Schwielige Hände sind die Norm. Außer er hat vorher noch nie körperlich gearbeitet. Dann muss mir das aber gezeigt werden. Seltsame Mücken. Warum seltsam? Ist das wichtig? Eher nicht, oder?

Gerade nach deiner Argumentation müsste es schon zu ihm passen. Aber ich hätte mehr zeigen können, aus was für einem Holz er ist, stimmt. Die seltsamen Mücken überarbeite ich nochmal. Kriebelmücken sehen halt bisschen anders aus. Schaue ich mir nochmal an.

Klingt unschön und ungelenk. Lieber einfacher. Ich pflückte die Knopsen der Eisbegonien. Gebeugter Rücken ist klar, er macht ja keinen Handstand.

glaube, dass mit den »verkapselten Knospen« ist Geschmacksfrage. Aber du hast insofern recht, als ich im nächsten Satz ohnehin sage, dass manche blühen und andere nicht. Durch »verkapselt« ist aber gleich angedeutet, dass es um die verschlossen gebliebenen Knospen geht.

Hier würde ich Isa das erste Mal erwähnen.

kann ich mir sehr gut vorstellen. Teste ich aus.

Ich würde mir trotzdem mehr Verschlankung wünschen, die Dialoge sind immer noch sehr voll, und das an den falschen Stellen.

das hat mich echt umgehauen, im Positiven. Ein unangenehmes Gefühl von Kreisliga beschleicht mich. Würde das gerne umsetzen. Hab das auch schon an vielen Stellen (offline) probiert. Geht auch. Ich fand auch den Hinweis nützlich, dass der Prot verhaltener sein sollte. Ärgert mich, dass ich offenbar nicht genug Bewusstsein hab, um neben dem Dialog auch das nonverbale Verhalten ausreichend zu bedenken.

Nach: Tu das weg würde ich rausgehen. Du erklärst es dann im nächsten Satz sowieso. Das ist ein gutes Exemplar, ein gutes Beispiel, und das zieht sich durch den gesamten Text. Dein Protagonist ist, bezogen auf die Welt, die Umstände, in denen er sch bewegt, viel zu redefreudig. Er müsste stiller, verhaltener sein, abwartender, in einer angespannten Neugierde verharrend. Die Konstruktion steht, würde ich sagen, aber da könntest du noch nachlegen.

jap, sehe ich ein. Ich denke, dass die Entschlackung der Dialoge einen Rattenschwanz an Kollateralschaden nach sich zieht – jedenfalls nicht so, mal eben.

Diese Konstruktion hinter der Konstruktion sollte wenn, dann nur vage erahnbar sein.

kann mir gut vorstellen, dass das den Text kraftvoller und konzentrierter macht. Geht in dem Fall an die Substanz.

Nochmal vielen Dank für deine Beratung, Jimmy. Wirklich wertvoll, hat mich zum Nachdenken gebracht.

Beste Grüße!
Carlo

 

Hallo @Carlo Zwei,
ich habe die Geschichte genossen, weil ich durch deinen ruhigen Ton gleich im Setting war. Dazu die witzigen Charaktere und über die Friedhofsarbeit hab ich auch noch was gelernt.
Das mit Isa ist irgendwie kniffelig. Einerseits finde ich den Gedanken schön, dass er da seine Ex zu Grabe trägt. Andererseits müsste das für mich klarer sein, dass die Liebe langsam verblasst, aber er träumt ja immer noch von Schweden. Wären ihm mehr und mehr negative Seiten zu Isa eingefallen, hätte es für mich gepasst, aber so wie es grad ist, hätte es Isa für mich auch nicht gebraucht. Dafür bleibt sie zu blass, im Gegensatz zu deinem Prot würde sie mir nicht fehlen, wenn sie weg wäre. Die Geschichte funktioniert für mich auch ohne sie.

Wieder spukte mir Isa durch den Kopf. Ständig sah ich ihr Gesicht zwischen Hecken, Bäumen und Gräbern schweben.
Gerade am Anfang baut das bei mir so eine Erwartung auf, dass Isa eine große Rolle in der Geschichte spielt, aber dann ist sie nur eine Erinnerung.

Seine Welt war eindeutig – es gab nichts zu erklären.
So isset.

Guido verdrehte die Augen. Er nahm die Motorsäge, schmiss sie an, machte sie aus.
»Jetzt du.«
:lol:

Ich biss die Zähne zusammen; es machte mich wütend.
»Stop, halt!«, brüllte Guido und kam in zwei Gärtnerschritten auf mich zu. Er riss mir die Motorsäge aus den Händen. »Wenn du heulen willst, geh nach Hause.«
Das Leben kann schon echt Scheiße sein. :D

»Stell dir vor, du machst das Grab deiner Oma frisch und zum Dank rutschst du rein.«
»Meine Oma lebt noch«, sagte ich.
Fand ich auch klasse, diesen running gag mit der Oma.

Bockwurst und Mohnkuchen und ich bekam das Gefühl, den Segen des Friedhofs wiederzuerlangen.
Schön!

Und das Beste zum Schluss:

Vielleicht wollte ich einfach nur wissen, wie es sich anfühlte, einen Grabstein zu zertrümmern, auf dem mein eigener Name stand.
Genau! Klingt sehr viel interessanter als der Schweden-Urlaub mit Isa.

Gerne gelesen von Chai.

 

Liebe @Chai

vielen Dank, dass du die Geschichte gelesen und kommentiert hast. Die Antwort kommt mit Verzögerung, Urlaub :gelb:
Freut mich, dass du mit dem Text etwas anfangen konntest. Jimmy hatte das mit Isa auch schon moniert. Vielleicht sollte ich mal dazu sagen, dass die Geschichte an eine ältere anknüpft, in der es auch um das Verhältnis von Isa und Theo geht. Das soll aber keine Entschuldigung sein. Der Text steht für sich und es ist ein ganz loser, willkürlicher Bezug. Die Geschichte würde sicher noch gewinnen, wenn ich die Sache mit Isa rausbügle. Doch Überarbeitungen derart verschlingen (bei mir) Tage. Es dauert wohl mindestens noch ein bisschen bis zu einer Überarbeitung, vielleicht auch etwas länger..
Danke jedenfalls, dass du mir ein paar Stellen herausgepickt hast und überhaupt fürs Vorbeischauen!!

Liebe Grüße
Carlo

 

Hallo Carlo, ein paar Gedanken zu Deinem Text und zwar einerseits in einer Betrachtung als Einzelwerk und andererseits hinsichtlich seiner Stilistik als Muster für weitere Geschichten.

Zunächst fällt mir auf, dass da ganz schön viele Namen auftauchen, die ich als Leser zunächst nicht mit Figuren in Verbindung bringen kann. Es ist klar, wer Hauke ist, aber dann geht’s weiter mit Isa, Guido, André und Eber. Das könnte man ein wenig organischer arrangieren.

Einige Formulierungen wirken unpräzise oder floskelhaft auf mich:

An den Steinrändern brüteten seltsame Mücken.

Korrigiere mich, wenn ich falsch liege. Eier, Larven und Puppen der Stechmücke finden sich in stehenden Gewässern. Mücken brüten nicht. Und wenn Du »seltsam« schreibst, solltest Du auch sagen, was an denen so seltsam ist.

Ein Trauermarsch bog um die Ecke, verschwand hinter der Abteilung.

Abteilung? Ist das schweizerisch oder österreichisch für Zaun? Kommt mir nicht bekannt vor, in dem Zusammenhang.

Seine Welt war eindeutig …

Eine eindeutige Welt. Hm. Klingt unpräzise, ich glaube sogar, dass das Wort falsch ist, in diesem Zusammenhang. Ich vermute, dass sich »eindeutig« stets auf Aussagen, Befunde, Analysen usw. bezieht, nicht aber auf Objekte oder Objektzusammenhänge. Ein Tisch z.B. kann nicht eindeutig sein. Wenn wir sagen »Das ist eindeutig ein Tisch«, dann bezieht sich das »eindeutig« auf die Feststellung, dass es ein Tisch ist, nicht auf den Tisch. Eindeutigkeit ist kein Objektmerkmal, schätze ich.

und wusste sozusagen alles

Sozusagen kann weg, sollte weg.

Wenn Du noch mal mit Luchsaugen über den Text gehst, findest Du noch mehrere Stellen, die nicht ganz sitzen. Da kannst Du ein wenig ausdünnen. Das ist deshalb wichtig, weil der Text ja auch gerade mit Wort- und Formulierungswitz (Gärtnerschritt/ Ich schmatzte in seine Richtung, zum Zeichen, dass ich verstanden hatte.) überzeugen möchte.

Was die Konstruktion betrifft, könnte man das Ganze ein wenig straffen. Welche Rolle spielt Isa für die Geschichte? Klar, der Ich-Erzähler arbeitet auf dem Friedhof, weil er Geld braucht, um ein Wohnmobil zu kaufen, um Isa zu beeindrucken, um vielleicht mit ihr nach/ durch Schweden zu cruisen. Macht zwar Sinn, überfrachtet die Geschichte aber mit einem Nebenplot, den es einerseits nicht braucht, der andererseits aber den Fokus verschwimmen lässt. Denn im Grunde geht es doch nur um die merkwürdigen Vorgänge auf dem Friedhof.

Inhaltliches und Stilistik

Vor ein paar Wochen habe ich einen Bericht über Beschwerden gesehen, dass in Israel (Jerusalem) Gräber (samt Gebeine) verschwinden und die Angehörigen dann erpresst werden: Wenn Ihr Euren Onkel zurückhaben wollt, dann müsst Ihr zahlen …

In Israel herrscht wegen der Begräbnissitten krasser Platzmangel auf Friedhöfen, da ist so ein schmutziges Geschäft mit Toten denkbar.

In Deiner Geschichte wird eine kriminelle Handlung beschrieben, die ganz besonders stark Fragen des sittlichen Verhaltens berührt. Es ist eine Sache, einen Schal im Kaufhaus zu klauen - ein Grab zu schänden und einen Leichnam in den Müll zu werfen, ist eine andere. Das Ganze wird in amüsantem Plauderton mit Sinn für Ironie und Doppeldeutigkeit ausgebreitet.

Das ist schon gut gemacht. Haben Dir viele andere Kommentatoren geschrieben. Stichwort: Schwarzer Humor. Und für die eine oder andere Geschichte könnte ich mich dafür durchaus erwärmen. Als grundsätzliche Stilistik oder als Herangehensweise an das Erzählen von Geschichten wäre es nicht mein Weg, denn ich glaube, dass man dabei nicht so viel lernen kann, wie bei anderen Methoden.

Die postmoderne Welt ist eine Comedy-Welt. Die größten Umsätze in der TV-Branche werden mit Comedy-Shows gemacht. Wir lachen für unser Leben gern. Ironie, Satire, Komödie – egal, Hauptsache, es ist so richtig lustig. In all dem Gelächter, Gefeixe und Geschmunzel verbirgt sich aber auch eine erschreckende geistige Armut. Das Rezept, die Dinge nicht so ernst zu nehmen, statt dessen zu lachen, mag erst einmal sympathisch klingen, aber in der Dosis, die wir uns heute verabreichen, ist das Ganze ein übles Anästhetikum. Wer lacht, distanziert sich. Das mag erleichtern und wird deshalb immer Fans finden, aber ich glaube, es ist wichtig, stets auch die Schattenseite der Spaßkultur zu sehen.

Trotz dieser Kritik hat mir Dein Text gut gefallen. Ich lache ja auch gern. Und ich fand den Text witzig. Ob Du aus dieser Art zu schreiben nun Deine Generalmarschroute machen willst, ist ja eine Frage, die nicht sofort geklärt werden muss.

Freue mich auf Deine nächste.

Gruß Achillus

 

@jimmysalaryman , @JGardener , @Chai
Die Story liegt jetzt schon ein bisschen. Hier der Nachtrag. Ihr drei habt alle die Nebenhandlung mit "Isa" angezweifelt. Es hat ein bisschen gedauert, aber ich hab das ganze nochmal etwas umgeschrieben, der Nebenplot ist raus, wie auch die Geschichte mit den Mücken. Es gab auch Kritik daran, dass so viele Figuren gleich zu Anfang eingeführt wurden. Neben Isa habe ich noch André rausgekickt. Es läuft jetzt am Anfang über Hauke und den Ich-Erzähler. Dann kommt die Guido-Episode und zum Schluss die Begegnung mit Eber. Auch an den Dialogen (betrifft vor allem Chai und Jimmy) habe ich geschraubt. Ich hab die Kritik an der Geschwätzigkeit des Prots nochmal aufgenommen. Er hat jetzt auf jeden Fall weniger zu plaudern, beobachtet mehr, äußert sich eher gestisch.
Wenn ihr, was dazu sagt, freu ich mich, ansonsten wisst ihr jetzt einfach, dass euer Feedback eine Umsetzung bekommen hat. Danke dafür! Gruß Carlo


----

Jetzt zu dir @Achillus

vielen Dank für deinen umfangreichen und wertvollen Kommentar. Vieles, was du schreibst, ähnelt den Anmerkungen von Jimmy. Danke, dass du da auf viele Punkte nochmal eingegangen bist. Tatsächlich war ich zu dem Zeitpunkt bereits recht intensiv mit der Überarbeitung beschäftigt. Dein Kommentar hat aber auch nochmal einiges davon angestoßen.

Zunächst fällt mir auf, dass da ganz schön viele Namen auftauchen, die ich als Leser zunächst nicht mit Figuren in Verbindung bringen kann.

zum Beispiel das hier: Ich hab die Erfahrung gemacht, dass ich bei anderen Geschichten von mir mit sowas immer ganz gut wegkomme. Da gab es manchmal sogar den absoluten Overkill an (unnötiger) Exposition, die fast schon als Stilmittel durchging. Die Story hier ist aber aus etwas anderem Holz und da erreicht mich das, was du schreibst. Danke dafür.

Einige Formulierungen wirken unpräzise oder floskelhaft auf mich:

gehört zu den Dingen, die ich am wenigsten gerne höre, 'Floskel' :lol: gleich neben ‘Klischee‘ und ‘Kitsch‘. Tatsächlich ist es manchmal so, dass nur ganz wenige Leser da etwas monieren und das mehr am unterschiedlichen Sprachverständnis liegt. Da nutze ich die Flapsigkeiten der Umgangssprache eben so, dass sie aufhorchen lassen. Aber wenn ich merke, dass ich Leser vergraule, auf deren Meinung ich zähle, dann ändere ich was. Ich weiß nicht wie viel von dem Floskelhaften nach der Überarbeitung noch übrig ist. Aber ich freue mich immer sehr, wenn da jemand genau wird und es mir, wenn nötig, mit dem Elektroshocker vermittelt.

Korrigiere mich, wenn ich falsch liege. Eier, Larven und Puppen der Stechmücke finden sich in stehenden Gewässern. Mücken brüten nicht. Und wenn Du »seltsam« schreibst, solltest Du auch sagen, was an denen so seltsam ist.

So weit ich es nachgelesen habe, spricht man auch bei Stechmücken von 'Brut' und 'brüten'. Wenn man brüten jetzt etymologisch vom 'brühen' / erwärmen her nimmt (etymologisches Lexikon), hast du schon recht. Da erwärmt kein Insekt aktiv seine Brut. Als 'Brut' werden hingegen auch allgemein aus Eiern geschlüpfte Tiere bezeichnet. Etymologisch nicht ganz sauber, da gebe ich dir recht. Dieser Subplot ist übrigens ebenfalls der Überarbeitung zum Opfer gefallen. Das ist die einzige Änderung, bei der ich mir noch nicht so ganz sicher bin, weil das ja auch ein interessantes Detail ist, das mit den Gruftwasser verseuchten Kriebelmücken :teach:

Abteilung? Ist das schweizerisch oder österreichisch für Zaun? Kommt mir nicht bekannt vor, in dem Zusammenhang.

Eigentlich nicht. Nach meiner Recherche ist das eine Bezeichnung für die verschiedenen Abschnitte eines großen Friedhofs. Zur Orientierung quasi. Deswegen auch mit Nummern versehen.

Seine Welt war eindeutig …

Eine eindeutige Welt. Hm. Klingt unpräzise, ich glaube sogar, dass das Wort falsch ist

Ich vermute, dass sich »eindeutig« stets auf Aussagen, Befunde, Analysen usw. bezieht, nicht aber auf Objekte oder Objektzusammenhänge.

Ich weiß, was du meinst. Da scheint für dich die Grenze überschritten, bei mir fängt da aber in diesem Fall leider der Spaß an. Ich finde es witzig, weil in der Formulierung "Seine Welt war eindeutig" gerade der Vorwurf drinsteckt, dass da in keinster Weise differenziert wird. Schon gar nicht über den Unterschied von Aussagen und Objektzusammenhängen. Ist für ihn alles völlig klar.

und wusste sozusagen alles

Sozusagen kann weg, sollte weg.


auch hier, fürchte ich, würde mit dem "sozusagen" der ironische Beiklang der Äußerungen verloren gehen oder verschwimmen. Ich als Leser wäre mir wahrscheinlich nicht mehr sicher, ob der Junge wirklich denkt, dass Guido "alles" kann oder, ob er das eben ironisch meint.

Welche Rolle spielt Isa für die Geschichte?
überfrachtet die Geschichte aber mit einem Nebenplot
Denn im Grunde geht es doch nur um die merkwürdigen Vorgänge auf dem Friedhof.

Isa ist raus. Ich wollte mit ihr im Grunde eine ältere Story von mir weiterschreiben. Da ging es auch um Theo und Isa. Aber das war irgendwie nicht so die pralle Idee. Ich erhoffe mir natürlich, dass das den Kern der Geschichte jetzt noch besser herausschält.

Dass es um die Vorgänge auf dem Friedhof geht, und dass das ausreicht, meinte auch Jimmy. Vielleicht hab ich nicht richtig einschätzen können, ob das interessant genug ist oder nicht. In jedem Fall war mir danach, den Konflikt über verschiedene Schienen fahren zu lassen (Isa, das Geld, Architektur/Zukunft, Unsicherheit, Mückenstich). Das ist jetzt auf jeden Fall viel reduzierter.

dass in Israel (Jerusalem) Gräber (samt Gebeine) verschwinden

Oha, das ist echt krass.

Es ist eine Sache, einen Schal im Kaufhaus zu klauen

Also ... nach meiner Recherche ist das, was hier geschildert wird, nicht kriminell, sondern Usus bzw. Grauzone. Es herrscht ja latenter Platzmangel auf den Friedhofen, gerade in großen Städten. Jedes Grab hat ne Liegezeit von 20-30 Jahren. Danach wird es umgebettet. Scheinbar wird das sogar mit Baggern gemacht. Teilweise liegen die Toten zu zwanzigst über- bzw. untereinander. Also schön is datt allemal nich.

ich glaube, dass man dabei nicht so viel lernen kann, wie bei anderen Methoden

auch wenn das sehr nach Grundsatzdiskussion und auch etwas prinzipienmäßig klingt, stimme ich dir zu. Ich denke (jetzt mal so pauschalisierend), dass die Tragödie mehr Würde hat als die Komödie. Obwohl ich sagen muss, dass ich da auf nem Update von vor Christus bin ... Ich meine, Aristoteles hätte geschrieben, die Komödie handle von schlechten, die Tragödie von guten Menschen. Hat mir eigentlich immer eingeleuchtet. Auch wenn die Tragödien-Geschichten hier im Forum selten von guten Menschen handeln, ehämm :Pfeif:

Die postmoderne Welt ist eine Comedy-Welt. Die größten Umsätze in der TV-Branche werden mit Comedy-Shows gemacht. Wir lachen für unser Leben gern. Ironie, Satire, Komödie – egal, Hauptsache, es ist so richtig lustig. In all dem Gelächter, Gefeixe und Geschmunzel verbirgt sich aber auch eine erschreckende geistige Armut. Das Rezept, die Dinge nicht so ernst zu nehmen,

Ja, da bin ich auch bei dir. Ich musste zwangsläufig an eines jener Bücher denken, die ich lange im Regal stehen hatte, aber nie über die ersten 50 Seiten hinaus gelesen habe. Kommst du drauf? Genau. David Foster Wallace - Unendlicher Spaß. Irgendwann einmal. Seinen Erzählband, Kurze Interviews mit fiesen Männern, habe ich allerdings sehr gern gelesen. Einfach nur krasse Sprachbilder.
Also du merkst, ich bin gar nicht so witzig, wie ich rüberkomme.

Trotz dieser Kritik hat mir Dein Text gut gefallen. Ich lache ja auch gern.

Ich hatte mir schon kurz Sorgen gemacht :lol: Spaß beiseite. Danke für die umfangreiche und vielschichtige Kritik.

Deine Generalmarschroute

Das Wort hat einigermaßen lange in meinem Kopf herumgespukt. Nee, Generalmarschroute sowieso nicht. Aber hin und wieder bin ich schon fürs dezent Makabere zu haben.

Freue mich auf Deine nächste.

Danke, Achillus. Vielleicht schaffe ichs ja auch noch die Tage zu einer Erweiterung meines Kommentars unter Roth.

Bis bald.
Viele Grüße
Carlo

 

Hallo @Carlo Zwei,
natürlich weiß ich jetzt nicht mehr genau, was du alles verändert hast, aber ohne Isa gefällt es mir besser. :)
Du könntest evtl. noch näher auf den inneren Konflikt des Protas eingehen, den er mit seinen Eltern hat, aber der Text funktioniert auch so für mich. Gerade der Humor gefällt mir sehr, weil du nicht versuchst, witzig zu sein, sondern die Komik sich in den Beschreibungen des Alltäglichen entfaltet. Anders als
Achillus finde ich, du könntest den schwarzen Humor sogar noch mehr auf die Spitze treiben an der einen oder anderen Stelle. Ich habe die Diskussion hier verfolgt und bin da grundsätzlich anderer Meinung, was Humor in Texten angeht.
Es ist es kein neuzeitliches Phänomen, dass ernste Themen auf die Schippe genommen werden. Das haben auch Shakespeare, Irving, Mark Twain und viele andere getan. Ich habe aber den Eindruck, dass Humor in Deutschland überwiegend mit Seichtheit und mangelnder Tiefe gleichgesetzt wird, und da habe ich mich gefragt, warum das so ist. Mit Schenkelklopfern hab ich's auch nicht so, aber gerade beim schwarzen Humor geht es ja nicht darum, das Ganze tatsächlich lustig zu finden, weil wir in einer grenzenlosen Spaßgesellschaft leben und es so schlimm ja gar nicht ist, im Gegenteil. Satirische Elemente machen ja gerade durch ihre Überzeichnung auf die tiefe Tragik aufmerksam, die hinter den Dingen steckt. Darin liegt mMn eine hohe Kunst. Ionesco und Dürrenmatt gingen sogar soweit zu behaupten, dass dem Komischen mehr Tragik anhafte als dem Tragischen, da das Komische ausweglos sei. Sie sahen die Welt nicht als geordnet, sondern als ein chaotisches undurchschaubares Labyrinth und deshalb absurd, weil der Mensch einen Sinn braucht, um glücklich zu sein. Darin liegt eine tiefe Tragik. Und schwarzer Humor tut weh - man lacht, obwohl man es eigentlich nicht sollte. Da passt wohl der Spruch: Humor ist, wenn man trotzdem lacht. :D

Was ich also eigentlich sagen will: Mir gefällt dein Stil und deine Sichtweise auf diese Welt in deiner Geschichte. Das hat natürlich auch mit persönlichem Geschmack zu tun, aber mich berühren tragisch-komische Texte oft mehr als toternste.

Sonntägliche Grüße von Chai

 

Hallo,

ist jetzt ein ganz anderer Text. Da ist richtig Zug drin, richtig Drive. Das Entschlacken hat dem Text wirklich gut getan. Das ist auch ein ganz anderer Ausblick jetzt, alle Figuren wirken, haben Kontrast, das ist viel, viel besser, als in der ersten Version. Weiter so!

Gruss, Jimmy

 

Hey @Chai

danke für die Rückmeldung!

Du könntest evtl. noch näher auf den inneren Konflikt des Protas eingehen, den er mit seinen Eltern hat

Da hatte ich überlegt, vielleicht die Eltern ganz rauszunehmen. Das Architekten-Ding kommt jetzt nur an zwei Stellen vor. Erstens: Prot erzählt Hauke, dass er Architekt werden will; Zweitens: Guido erzählt, dass Hauke ihm gesagt hat, die Eltern vom Prot sind Architekten.
Könnte Guido ja auch einfach sagen: Hauke hat erzählt, du willst Architekt werden. Da muss ich nochmal überlegen. Finde es so jetzt auch nicht so verkehrt, weil man überhaupt noch etwas von diesem Bezug zu den Eltern spürt. Aber vielleicht würde das Detail die Story auch weiter verschlanken.

den schwarzen Humor sogar noch mehr auf die Spitze treiben

Haha. Ja, vielleicht. Kanns mir gerade nicht so gut vorstellen bzw. muss an 'In China essen sie Hunde' und Lasse Spang Olsen oder Kaurismäki oder diesen 'Adams Äpfel' oder ‘Brügge sehen und sterben‘ denken. Mag das alles sehr gerne, aber ob ich wirklich so der Typ für diesen straighten, schwarzen Humor bin? Da kommen ja auch gerne Mal härtere Kaliber auf den Tisch. Ich denk mal drüber nach :lol:

dass Humor in Deutschland überwiegend mit Seichtheit und mangelnder Tiefe gleichgesetzt wird

Ja, das sehe ich auch so. Ich will jetzt keine Lanze für humorvolle Prosa brechen. Mal ist das bei mir mehr mal weniger (eher weniger, denke ich). Aber von der Tendenz würde ich dem jetzt mal zustimmen.

Ionesco und Dürrenmatt gingen sogar soweit zu behaupten, dass dem Komischen mehr Tragik anhafte als dem Tragischen, da das Komische ausweglos sei.

Das ist interessant. Die Frage nur, was sie mit ausweglos gemeint haben. Ausweglos, weil hinterm Humor nichts mehr ist, womit man den Schmerz noch erträglicher machen könnte? Ich denke, dass ist auf seine paradoxe Weise schon ganz richtig.

Was ich also eigentlich sagen will: Mir gefällt dein Stil und deine Sichtweise auf diese Welt in deiner Geschichte.

Das ist schön :gelb: Danke

Cool, dass du nochmal vorbeigeschaut hast. Bis bald!

-----

Hey @jimmysalaryman

Danke für dein kurzes Statement. Hat mich sehr motiviert. Ich bin erstaunt, dass das einfach so geklappt hat: Der Tipp mit der zurückhaltenden Erzählstimme war gut und ohne den Nebenplot fühlt sich die Story für mich auch übersichtlicher an. Danke nochmal für die guten Anregungen!

Gruß

 

Hey @Carlo Zwei nochmal,

Ionesco und Dürrenmatt gingen sogar soweit zu behaupten, dass dem Komischen mehr Tragik anhafte als dem Tragischen, da das Komische ausweglos sei.

Das ist interessant. Die Frage nur, was sie mit ausweglos gemeint haben. Ausweglos, weil hinterm Humor nichts mehr ist, womit man den Schmerz noch erträglicher machen könnte?
Ausweglos, weil der Mensch immer nach Sinn sucht, obwohl es keinen gibt. :)

Gruß, Chai

 

Hallo @Carlo Zwei,

hat wirklich noch gewonnen, deine Geschichte. Auf dem Friedhof, hinter den Kulissen, das bietet spannende Details, ernste und skurrile. Irgendwie erfasst mich beim Lesen so eine Rührung für die Lebenden und die Toten. Irre Idee, dass Theo am Ende einen Grabstein zerschlägt, auf dem sein Name steht.

Ich bückte mich, pflückte die verkapselten Knospen der Eisbegonien. Nicht alle blühten.
Ja, die Eisbegonien, die einzigen Blüten, die von den Karnickeln verschont werden.

Manchmal fragte ich mich, ob er überhaupt wirklich existierte.
evtl. "wirklich" streichen?

Ich schmatzte in seine Richtung, zum Zeichen, dass ich verstanden hatte.
Toll!

Guido war fünfzig, Dienstältester und wusste sozusagen alles.
"Sozusagen" entbehrlich?

Er ging voran, machte mir den Gärtnerschritt vor und ich rannte mit der Schubkarre hinterher; darin lagen Handschuhe und Motorsäge. Wir bogen zweimal ab und erreichten Abteilung achtzehn. Ich schnaufte.
Die ganze Szene steht mir so lebendig vor Augen!


»Stop, halt!«, brüllte Guido und kam in zwei Gärtnerschritten auf mich zu.
:lol:

»Was hälst du davon, Reicherts Gruft zu reinigen?«, fragte Guido.
hältst

Es war an der Zeit, nach Hause zu fahren. Nicht müde, verbraucht fühlte ich mich. Den Abend lang schaute ich Serien, aß aufgewärmte Tomatensuppe.
Schön reduziert die "private Seite". Der Friedhof nimmt soviel Raum ein, das ist gut.

»Meine Oma lebt noch«, sagte ich.
schöner "running gag", er muss seine Oma ja echt verteidigen.

»Da is er«, brummte Eber.
»Hey«, begrüßte mich Hauke.
Evtl. andersherum? Eber hat ihn ja noch nie gesehen, auch wenn es um diese Zeit wohl kein anderer sein wird.

»Der ist nett«, sagte ich.
Süß.

Vielleicht wollte ich einfach nur wissen, wie es sich anfühlte, einen Grabstein zu zertrümmern, auf dem mein eigener Name stand.
Wunderbar!

"Mensch, bedenke dein Ende ..." Mit etwas Humor und gesundem Handwerkerpragmatismus geht das einfach leichter. Gefällt mir sehr gut, deine Geschichte!

Liebe Grüße von Chutney

 

Moin, Carlo,

hab mir mal – aus reiner Neugier oder doch halt, weil man sich in meinem Alter schon mal Gedanken darüber macht acht oder neun Jahre vorm statistisch zu erwartenden endgültigen Abgang und weil ich in der Amtssprache - nur das Beispiel der „Wechsellichtanlage“ für die schlichte (Verkehrs-) Ampel sei genannt - schöne Wortschöpfungen finde, auch mal „amtliches“ zu den städtischen Friedhöfen vor und am Ort und mache mir nun Gedanken, ob ich allein sein will und schweigen – was ich eigentlich am besten und fehlerfrei kann - oder die Geselligkeit der Urnengemeinschaftsgräber pflegen will, wird ja wohl keiner mehr einem die Ohren abschwätzen können. Und ja, keine Frage, Deine Geschichte gefällt mir (auch schon die alte Fassung – besuchte ich Dich sonst freiwillig auf der Arbeitsstelle?)

Aber jede Änderung birgt gefahren – und seien es nur Flusen, wie hier, die wir mal eben auflesen wollen

Ich tat mich schwer[,] das Ding überhaupt anzuheben. Ich zog am Seil. Nichts.
»Entriegeln«, stöhnte Guido.
Klingt nach Imperativ!, selbst wenn Guido stöhnt, hier sogar brüllt
»Stop, halt!«, brüllte Guido .
aber Imperativ vom Verb „stoppen“, also besser „stopp!“

Nicht ein Grab berührten die Zweige.
»Was häl[t]st du davon, Reicherts Gruft zu reinigen?«, fragte Guido.

»Nächste Woche ist es so[...]weit …«
„soweit“ nur als Konjunktion zusammen, soweit idz weiß. Als unbestimmte Zeit/Ortsangabe auseinander.Mein Tipp, im Zweifel auseinander, die Konjunktion wird selten genutzt

»Auf den Hänger damit, und noch ‘nen Schlauch«, sagte er.
Warum das Komma, wenn die Konjunktion "und" doch ihren Job schon erfüllt?

Gern gelesen vom

Fiedel

 

Ausweglos, weil der Mensch immer nach Sinn sucht, obwohl es keinen gibt. :)

ah, okay, versteh. Hmm, ob die wohl recht hatten? :lol:

LG


-----

Liebe @Chutney ,

vielen Dank für deinen Kommentar :gelb: und die hilfreichen Anmerkungen. Freu mich, dass dir die Geschichte gefallen hat.

Irgendwie erfasst mich beim Lesen so eine Rührung für die Lebenden und die Toten.

Das ist schön :)

Irre Idee, dass Theo am Ende einen Grabstein zerschlägt, auf dem sein Name steht.

Danke. Das ist ja irgendwie auch ein Spiegelmoment und für ihn beginnt da etwas Neues.

evtl. "wirklich" streichen?

klingt gut.

"Sozusagen" entbehrlich?

Das meinte Achillus auch. Schaue es mir gleich nochmal an. Wird dann wahrscheinlich rausfliegen.

Schön reduziert die "private Seite". Der Friedhof nimmt soviel Raum ein, das ist gut.

Cool, dass das für dich gepasst hat. Ja, da bleibt nicht viel mehr übrig vom Tag als ein bisschen abschalten. Regular Business.

"Mensch, bedenke dein Ende ..." Mit etwas Humor und gesundem Handwerkerpragmatismus geht das einfach leichter.

Das hast du recht. Manche Leute sagen, es sei immer gleich schwer zu sterben. Böse Gleichmacherei :lol:

Vielen Dank, Chutney, für deinen schönen Kommentar und bis bald!
Carlo

-------


@Friedrichard

Lieber Friedl,

schön, dass du nochmal vorbeigeschaut hast.

acht oder neun Jahre vorm statistisch zu erwartenden endgültigen Abgang

Ja, ‘statistisch‘ :p

wird ja wohl keiner mehr einem die Ohren abschwätzen können

:lol: heikle Frage. Die meisten Friedhöfe, die ich kenne, sind ausgesprochen ruhig (bis auf die Laubbläser).

Klingt nach Imperativ!, selbst wenn Guido stöhnt, hier sogar brüllt

Das hast du nicht unrecht. Dennoch ist mir der Imperativ hier zu viel. Es gibt doch diese Leute, die ständig in Befehlsform sprechen und das in ganz ruhigem Ton (Möchtest du jetzt bitte mal herkommen, Leonard). So was meine ich.

aber Imperativ vom Verb „stoppen“, also besser „stopp!“

super! Wo wir wieder bei den Verkehrsschildern wären.

»Was häl[t]st du davon, Reicherts Gruft zu reinigen?«, fragte Guido.

Danke!

Warum das Komma, wenn die Konjunktion "und" doch ihren Job schon erfüllt?

Hach, du weißt ja, dass ich solche Korrekturen mag. Und es nimmt kein Ende ...

Vielen Dank Dir und bis bald!

 
Zuletzt bearbeitet:

Moin Carlo,

das ist ein guter Text. Besonders gefallen hat mir die Authentizität des Sujets - wie sie dort den Friedhof pflegen, diese Drainage in die Gräber stechen, damit die Luftlöcher nicht einstürzen ... das klingt alles sehr authentisch für mich und dort sind auch viele Dinge, die ich einfach glaube, aber von denen ich noch nie etwas gehört habe (wie bspw. die Drainage bei den Gräbern - das ist wirklich eine makabere/starke Szene, weil man mitfühlen kann, wie pietätlos sich das anfühlen muss, so etwas Heiliges wie eine Leiche einfach zu durchstechen und mit Wasser aufzufüllen.)

Auch die Figuren kommen mir sehr authentisch vor. Diese Mischung aus netten Arbeitern und Arbeitern, die einfach ein Problem damit haben, wenn jemand aus einer vermeintlich "besseren" Schicht kommt als sie, die Quälereien, ich konnte mich gut in das Setting fallen lassen.

Auch den Plot finde ich sehr gut. Einerseits wirkt er natürlich und organisch, andererseits ist schon eine gewisse Steigerung der Dramatik vorhanden.

Lediglich am Einstieg könntest du meiner Meinung nach noch etwas feilen. Wenn man nicht im Vorhinein weiß, um was es grob geht, ist der Einstieg doch sehr holprig und als Leser weiß man nicht so recht, wo man sich denn nun mit Hauke und dem Prot befindet:

»Eber hat ‘ne Überraschung«, verkündete Hauke. »Kriegst du nächste Woche.«
Zwei Jahre war Hauke schon hier. Ich mochte die Arbeit mit ihm. Wir hatten so unseren Rhythmus.
»Was willst du später mal machen?«, fragte er.
»Weiß nicht. Architekt.«
Hauke hob die Brauen und nickte.
»Gieß mal ordentlich«, sagte er. »Ist heiß gewesen die letzten Tage.«
Ich holte noch zehn Liter, tauchte die Hände ins Brunnenwasser. Nicht trinken, selbst wenn’s aus der Leitung kommt, hatte Hauke gesagt. Alles vom Gruftmoder verseucht.
Ich goss das Grab bis an den Schieferrand, ging zum nächsten. Eine Pflegestelle. Ich bückte mich, pflückte die verkapselten Knospen der Eisbegonien. Nicht alle blühten. Die meisten waren Blindgänger.
Ein Trauermarsch bog um die Ecke, verschwand hinter der Abteilung.

Man kann darauf kommen (und man kommt während des Textes definitiv darauf), dass es sich um einen Friedhof handelt, aber für meinen Geschmack könnte das schon relativ direkt zum Text klar verortet werden. Zum Beispie: Zwei Jahre war Hauke schon hier. Ich mochte die Arbeit mit ihm. Wir hatten so unseren Rhythmus. Der Friedhof blühte um diese Jahreszeit.

Nur als Beispiel.

Noch eine Anregung/Feinschliff:

Ich hielt den Hammer fest umklammert, holte aus zu einem letzten Schlag, der den geballten Zorn meiner jungen Jahre enthalten sollte. Der Stein knackte und sprang unterm Echo der Glocke in vier gleichmäßige Stücke. Mein Name war in der Mitte zerbrochen.
Ich finde, das ist eine - wenn nicht die - zentrale Stelle im Text. Alles, worauf der Plot und die Figurenentwicklung hinläuft. Nach meinem Gefühl. Und ich glaube, du könntest noch ein wenig mehr herausholen, wenn du diesen Zorn detaillierter benennen/zeigen würdest. Es wird ja nicht allzu viel von der Backstory des Prots und seinen inneren Konflikten offenbart, aber man hat ein Gefühl. Also, ich finde das Behaupten "der den geballten Zorn meiner jungen Jahre enthalten sollte" weniger stark, als wenn du direkte Bilder zeigen würdest; nicht mehr als die Zeichenanzahl, die du jetzt in dem Halbsatz dafür aufgebracht hast, aber konkreter. Weswegen ist er so zornig? Weil alle auf ihm herumtrampeln? Weil die Männer ihn wie ein Kind behandeln, nur dann zu ihm halten, wenn sie Laune dazu haben? Weil die Männer/Menschen keinen Respekt vor ihm haben? Meine Anregung wäre: Ich hielt den Hammer fest umklammert, holte aus zu einem letzten Schlag; ich hörte Guido neben mir atmen, sah Ebers fleischiges Gesicht neben mir stehen. Wer war ich? Was wollte ich vom Leben? Der Stein knackte und sprang ...

Ist jetzt nur meine Interpretation, du kennst deine Figur besser, entschuldige auch, wenn ich jetzt in deinem Text rumgeschrieben habe, aber ich wollte dir zeigen, wie ich es meine, Carlo, weil ich denke, dass du an der Stellschraube noch etwas herausholen könntest.

Coole Story! & congratulations :)

Best Grüße
zigga

 

Hallo @Carlo Zwei,

herzlichen Glückwunsch zur Empfehlung. :)

Deine Sprache gefällt mir. Klar und schnörkellos. Das kann man wirklich gut lesen.

Was mich stört ist der Inhalt. Ziemlich lange beschreibst du die Arbeit eines Friedhofgärtners. Anfangs noch relativ gesittet, dann wird’s langsam illegal. Mir ist das zu langweilig. Mir wird auch nicht klar, warum er bereit ist, dieser Friedhofsclique beizutreten.

Mir schien, ich war Teil einer Totengräber-Clique geworden. Zwei Monate Schwarzarbeit hatten mich dazu gemacht.
Das verstehe ich nicht. Was soll dann dieses Gerede, von wegen Architekt werden? Ist das so abwegig?
Wieso arbeitet er schwarz? Einfach weils mehr Geld bringt? Weil er nichts anderes bekommt?

Mir kommt Theo ziemlich leer vor. Man setzt ihm Bockwurst und Kuchen vor, er findet es lecker. Man sagt ihm „Zertrümmer einen Grabstein“, er macht es.
Findet er das gut? Wehrt er sich dagegen? Wie steht er dazu? Ich sehe das alles nicht.

Für mich bräuchte es früher einen Haken, der mich reinzieht. Und dann muss es doch auch um etwas gehen. Was passiert, wenn Theo der Clique nicht betritt? Er verliert den Job – aber was bedeutet das für ihn?

So jetzt hab ich mal wieder ein stinkendes Häufchen auf die Blumenwiese gesetzt. Aber vielleicht kannst du ja trotzdem etwas mit meinen Gedanken anfangen.

Liebe Grüße,
Nichtgeburtstagskind

 

Moin Carlo,

Hallo @zigga freue mich sehr, dass du die Geschichte gelesen und kommentiert hast. Man sieht dich hier (derzeit?) nur selten und ich glaube, oft sind wir uns bislang nicht begegnet. Es klingt an, ist mir aufgefallen, dass einige Foristen dich hier ziemlich feiern. Ich mag deine Geschichten jedenfalls auch, weiß aber nicht, ob ich schon mal kommentiert habe.

Authentizität des Sujets

Das nehme ich an. Ich bin bei der Geschichte von einer Sammlung von Ideen und Recherchiertem ausgegangen, habe parallel den Plot gebaut und erst zum Schluss die Figuren. Lang habe ich es beim Schreiben umgekehrt gemacht und ich glaube weiterhin, dass sich beides erlaubt.

Drainage

Ein gutes Wort dafür. Ist ja auch so etwas, auch wenn 'Einschlämmen' tatsächlich gebraucht wird. Das ist nicht illegal, wird aber wohl nicht an die große Glocke gehängt. Einer muss es tun.

Auch die Figuren kommen mir sehr authentisch vor. Diese Mischung aus netten Arbeitern und Arbeitern, die einfach ein Problem damit haben, wenn jemand aus einer vermeintlich "besseren" Schicht kommt

Freut mich, dass das bei dir angekommen ist. Habe selbst mal Ausbildungserfahrungen als Tischler gesammelt und ähnliche Momente gehabt.

am Einstieg könntest du meiner Meinung nach noch etwas feilen

Da brauch ich nicht lange überlegen, das sehe ich auch so. Vielleicht aus etwas anderen Gründen als du.

sehr holprig und als Leser weiß man nicht so recht

das zumindest sehen wir ähnlich. Ich denke, der Einstieg muss nicht zu viel verraten, er sollte ansprechend geschrieben sein und neugierig machen (ein weiteres Thema das ich gerne mal in einem eigenen Thread besprechen würde: Anfänge gestalten). Hier geht es direkt mit dem 'Geheimnis' los. Ich finde das jetzt nicht komplett verkehrt, aber ein wenig mit der Tür ins Haus. Nicht sehr elegant.

wo man sich denn nun mit Hauke und dem Prot befindet

aus dem Grund würde ich es deshalb nicht unbedingt umschreiben, eben weil ich denke, dass hat Zeit für den zweiten Absatz.

Der Friedhof blühte um diese Jahreszeit.

trotzdem ein sehr schönes Bild und auch sprachlich passend

das ist eine - wenn nicht die - zentrale Stelle im Text [bezieht sich auf: ' ... der den geballten Zorn meiner jungen Jahre enthalten sollte']

danke für diesen Hinweis. Damit könntest du richtig liegen.

diesen Zorn detaillierter benennen/zeigen
das Behaupten "der den geballten Zorn meiner jungen Jahre enthalten sollte" weniger stark, als wenn du direkte Bilder zeigen würdest

das unterschreibe ich sofort. Der Schluss sollte kraftvoll sein. Deinen Rat nehme ich mir deshalb zu Herzen und gehe nochmal ran.

nicht mehr als die Zeichenanzahl, die du jetzt in dem Halbsatz dafür aufgebracht hast, aber konkreter.

klingt nach einem brauchbaren Vorschlag.

Weswegen ist er so zornig?

Das ist eine wichtige Frage, die mir zeigt, dass der ausbaufähige Schluss auch mit der Motivation Eikes zusammenhängt. Für mich ist es wie du später auch vorgeschlagen hast: er weiß nicht, wo er eigentlich im Leben steht, er hat das Gefühl seinen Platz nicht eingenommen zu haben; versprechen an Leben und Zukunft haben sich bislang nicht bewahrheitet oder decken sich nicht mit seinen noch jugendlichen Erwartungen oder was davon übrig ist.

ich hörte Guido neben mir atmen, sah Ebers fleischiges Gesicht neben mir stehen

das gefällt mir gut. Es ist eigentlich nur eine äußerliche Beschreibung, aber der Kontext hilft nach. Da wird der Blick mit der Realität konfrontiert, die fleischig ist und sich verbraucht.

Wer war ich? Was wollte ich vom Leben?

So deutlich würde ich wahrscheinlich nicht werden, aber vom Sinngehalt nehme ich das.

entschuldige auch, wenn ich

nichts entschuldigen. Vielen Dank für deine Anmerkungen. Haben wir weitergeholfen.

congratulations

Und danke dafür ;)

LG
Carlo

 

Hi NGK,

Aber vielleicht kannst du ja trotzdem etwas mit meinen Gedanken anfangen

Diesmal leider nicht so wirklich :-/

Was mich stört ist der Inhalt

Was ist das für ne Aussage? :lol:
muss ich erstmal verdauen. Das ist mir ein bisschen zu allgemein. Wenn du „den Inhalt“ nicht so pauschal für störend und langweilig erklärt hättest, wäre da für mich vielleicht noch die Möglichkeit gewesen, strukturell drauf einzugehen - so fällt es mir etwas schwierig.

dann wird’s langsam illegal

Das ‚Einschlämmen‘ und ‚Auskoffern‘ sind keine illegalen Tätigkeiten, auch wenn sie moralisch fragwürdig sind; Methoden, die nicht in aller Öffentlichkeit praktiziert werden.

Mir ist das zu langweilig

Ach so

Wieso arbeitet er schwarz? Einfach weils mehr Geld bringt?

Das ist ein kleiner Job und eine eingeschworene Gemeinschaft. Er ist jung und hat einen Job gesucht und er wurde eben nie nach Lohnsteuerkarte etc. gefragt. Ein Haufen Jobs, in Cafés, Kneipen, auf dem Bau und übrigem Handwerk werden nicht versteuert. Klar ist das illegal, aber ich verstehe nicht, wieso das ein Problem für diese Story ist.

Findet er das gut? Wehrt er sich dagegen? Wie steht er dazu?

zuerst lehnt er es ab (gibt die Schlämmstange zurück). Er ist dort neu und voraussichtlich nicht für immer. Im Laufe seiner Friedhofszeit wächst er in die Gemeinschaft.

bräuchte es früher einen Haken

hm, vielleicht hat dich das Setting einfach nicht mitgenommen.

Was passiert, wenn Theo der Clique nicht betritt

Die Frage ist interessant. Aber ist das meine Geschichte?

Mache für heute mal Feierabend.

LG
Carlo

 

Hallo @Carlo Zwei,

tut mir leid. Ich bin wohl etwas eingerostet im Kommentare schreiben und konnte nicht rüberbringen was mich stört.

Ich versuchs noch mal.

. Wenn du „den Inhalt“ nicht so pauschal für störend und langweilig erklärt hättest, wäre da für mich vielleicht noch die Möglichkeit gewesen, strukturell drauf einzugehen - so fällt es mir etwas schwierig.
1. Problem: Ich persönlich finde das Setting nicht so absonderlich, dass mich alleine eine Beschreibung der Arbeitstätigkeiten in die Geschichte zieht. Wäre Theo kein Friedhofsgärtner sondern Gebäudereiniger oder Lagerarbeiter, würdest du dann auch seine Arbeit so genau beschreiben? Vielleicht, aber nicht nur.
Ich finde, du erzeugst dadurch Atmosphäre. Ich will gar nicht sagen, dass diese Beschreibungen weg sollen, aber alleine sind sie mir zu wenig.

2. Problem: Theo ist mir zu blass. Ich kann da nicht mitfiebern, weil mir zum einem seine Haltung nicht ganz klar ist (sein Widerwille ist nur sehr gering, und es wird nicht deutlich WARUM er sich etwas sträubt). Was ist er für ein Mensch?
Zum anderen ist mir nicht klar, was auf dem Spiel steht. Dann sagt er eben nein und sucht sich nen anderen Job. So what.

Klar ist das illegal, aber ich verstehe nicht, wieso das ein Problem für diese Story ist.
Ich hab damit kein Problem. Ich sehe nur den Kontext nicht, den Hintergrund, der dazu führt, und der gleichzeitig auch klarer macht, was dieser Job für ihn bedeutet.

Die Frage ist interessant. Aber ist das meine Geschichte?
Was ist denn deine Geschichte? Das soll nicht böse klingen. Wenn du die Geschichte in einem Satz beschreiben würdest, worum geht es?
Vielleicht: Junger Mann, der nicht weiß, was die Zukunft bringt, findet endlich Anschluss in seinem Job und erhält dadurch bessere Chancen auf eine langfristige Anstellung.

hm, vielleicht hat dich das Setting einfach nicht mitgenommen
Wahrscheinlich ist es wieder mein "Alltags"-Problem. Ich sehe dieses Setting und erwarte Ghule aus den Gräbern springen zu sehen oder wenigstens ein paar übernatürliche Erscheinungen. :p Nee, mir ist schon klar dass du sowas nicht schreibst und ich habe versucht meinen Kommentar danach auszurichten. Ist ja schließlich deine Geschichte und nicht meine ...

So, keine Ahnung, ob ich jetzt irgendwie besser rüberbringen konnte, was mich stört.

Schlaf gut und liebe Grüße,
NGK

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey NGK,

hatte dir ja schon in der Mail geschrieben, dass ich mit diesem zweiten Kommentar gut was anfangen kann, danke dafür. Ich glaube, ich verstehe jetzt besser, was du meinst.
Du monierst, dass dir die Backstory fehlt und damit die Dringlichkeit bei Theo – warum genau dieser Job? Das dürfte in der alten Version klarer gewesen sein und insofern ist es gut, dass du das ansprichst. Dort gab es zwei weitere Konflikte, die jetzt kaum oder gar nicht mehr da sind: Erstens die Perspektive darauf, in die Fußstapfen der Eltern zu treten, der Wunsch etwas anderes zu machen. Zweitens Theos Liebeskummer. Theo trauerte da im Nebenplot seiner Verflossenen nach. Er braucht das Geld, weil er sie zu einem Roadtrip einladen will; er weiß, dass er so vielleicht noch eine Chance bei ihr hat. Für einige hat das gut funktioniert. Die Mehrheit hätte auch ohne den Liebesplot auskommen können. Ich habe ihn rausgenommen und bin immer noch sehr zufrieden damit.

Ich glaube nicht, dass es hier eine krasse Vorgeschichte braucht. Viel wichtiger finde ich den Punkt, was steht eigentlich auf dem Spiel? Da gebe ich dir recht. In der alten Version kamen immer mal wieder Einschübe: Er braucht das Geld; er will hier nicht in Schande gehen. Da werde ich mir nochmal Gedanken machen. Ich bin sicher, da lässt sich was machen.

aber alleine sind sie mir zu wenig [Edit: bezieht sich auf die Beschreibungen der Kulisse]

Ja, das verstehe ich. Wenn es etwas (Größeres) gäbe, dass auf dem Spiel steht, wäre da mehr zum Mitfiebern.

WARUM er sich etwas sträubt

Das finde ich im Text eigentlich deutlich genug. Es ist offensichtlich ekelig und moralisch fragwürdig. Andererseits ist das sein Job und er hat sich darauf eingelassen. Wenn er jetzt große Angst vor Morbidem hätte, wäre er sicher nicht auf die Idee gekommen, auf einem Friedhof auszuhelfen.

Dann sagt er eben nein und sucht sich nen anderen Job

Das ist allerdings ein wichtiger Punkt. Danke dafür! Ich glaube, dass ich da mit der Geldschiene gar nicht schlecht fahre. Nur das er das Geld eben nicht für den Trip mit seiner Verflossenen braucht, sondern um seine erste Wohnung zu finanzieren, weil er von seinen Eltern keinen Cent sieht, bevor er nicht einen Plan gefasst hat. Ja, das gefällt mir.

Ich sehe nur den Kontext nicht, den Hintergrund, der dazu führt, und der gleichzeitig auch klarer macht, was dieser Job für ihn bedeutet.

Das könnte dann vielleicht auch dieser Kontext sein ..

Wenn du die Geschichte in einem Satz beschreiben würdest, worum geht es?

Junger Typ wird mit Fragen an seine Selbstständigkeit und wirtschaftliche Existenz konfrontiert; befindet sich am Übergang zum Berufseinstieg.


Danke, dass du mir noch diesen zweiten Kommentar geschrieben hast. Gerade die Sache – was steht eigentlich auf dem Spiel? – könnte eine nützliche Anregung sein.
Ich weiß noch nicht, wann ich zur nächsten Überarbeitung kommen. Aber ich lass es dich wissen.

Liebe Grüße, vielen Dank und eine schöne Woche!
Carlo

 

Hey @Manlio ,

vielen Dank für deinen Kommentar. Habe dich bislang hauptsächlich in Kommentaren unter anderen Geschichten gelesen und freue mich sehr, dass du dir auch Zeit für meinen Text genommen hast. Gute Anregungen, die ich (fast) alle ausprobieren werde. Wie du eventuell gelesen hast, ist die Geschichte schon mehrfach filetiert worden; zum Glück hat sich bislang alles immer wieder gut zusammensetzen lassen. Deine Anregungen könnten in die nächste, größere Überarbeitung einfließen :)

Dieser Hauke bleibt aus meiner Sicht leider etwas blass

Aber ist das schlimm? Er ist ein Nebencharakter. Naja, vielleicht reicht es ja schon, wenn noch ein kleines, äußerliches Merkmal hinzukommt. Das hatte schon Kellerkind im zweiten Kommentar zu dieser Geschichte gefordert. Bislang habe ich Bearbeitungen dahingehend leider immer wieder verworfen.

Es wäre natürlich viel verlangt, den ganzen Hauke rauszuschmeißen ...

naja, "Isa" und ein gewisser "André" sind auch schon rausgeflogen. Einer mehr oder weniger ... :lol:
Rausschmeißen werde ich ihn eher nicht, aber vielleicht fällt mir dazu ja noch etwas ein.

Nicht schlimm, aber aus diesem Satz hätte ich geschlossen, die arbeiten schon ziemlich lange miteinander.

Da hast du recht. Ich mag den Satz, weil er so knackig das Verhältnis der beiden und eine gewisse Erfahrung in der Zusammenarbeit mit anderen ausdrückt. Aber recht hast du. Vielleicht kriege ich das noch irgendwie rausdividiert.

Übrigens verliert die Stelle nichts, wenn du die beiden Sätze streichst.

Das werde ich mir auch nochmal ganz genau anschauen. Danke für den Anstoß.

wenn Eber auch am Schluss nicht auftaucht, weil er wieder "verhindert" ist.

Ja, von der Idee auf jeden Fall witzig, aber der Handlung gegenüber wäre das schon unverhältnismäßig. Außerdem tut ein bisschen 'Auflösung' bei einem offenen Ende doch auch ganz gut ...

über diesen Satz bin ich mir nicht sicher. [Edit: bezieht sich auf "der den geballten Zorn meiner jungen Jahre enthalten sollte"]

Ja, das hat auch Zigga angesprochen. Hier könnte einfach noch klarer sein, worauf er denn eigentlich so zornig ist, bzw. könnte der Höhepunkt noch ein wenig gedehnter sein.

Ich bin ja meist sehr kritisch, aber die Empfehlung hast du dir verdient.

Das freut mich sehr. Vielen Dank für das Kompliment :gelb:

Viele Grüße, bis bald und Danke nochmal für deine wertvollen Hinweise.
Carlo

 

Hallo @Carlo Zwei

in vielerlei Hinsicht kann ich meinen Vorrednern zustimmen. Das ist dicht erzählt, realistisch, authentisch, der Stil passt durchweg. Man lernt etwas über die Friedhofsarbeit und die sachliche, nüchterne Art, wie du beschreibst, macht die Faszination aus.

Wenn ich etwas monieren müsste, dann die Pointe zum Schluss, die für mich keine ist. Den Grabstein mit dem eigenen Namen zertrümmern, der Glockenschlag zur Nacht, das ist doch etwas konstruiert, wie ich finde. Außerdem hatte ich ein spannenderes Finale erwartet, irgendeine Wahrheit über Eber oder so. Durch den Schluss wird die Geschichte für mich insgesamt dann wieder etwas belanglos, sie plätschert so dahin und ich frage mich am Ende, was das jetzt sollte außer den wenig angenehmen Alltag der Friedhofsarbeit (wenn auch gekonnt) darzustellen.

LG,

HL

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom