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C-Kader-Orientierungslauf-Deutschland; Jugend-EM

Maj

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29.08.2007
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C-Kader-Orientierungslauf-Deutschland; Jugend-EM

Ich bin jetzt schon seit zwei Jahren im C-Kader, habe mir den Arsch dafür aufgerissen und super viel trainiert: montags Schwimmen, dienstags laufen, mittwochs und donnerstags Schulsport, freitags noch mal schwimmen und am Wochenende war ich entweder zum Lehrgang, auf Landes- und Bundeswettkämpfen oder habe Karten aufgenommen und Laufen trainiert. Ich hatte also überhaupt keine Zeit mehr, für meinen, so wie so schon relativ kleinen, Freundeskreis. Meine Freunde haben das natürlich überhaupt nicht verstanden und haben sich von mir abgewandt. Mir hat das Training zu Anfang richtig Spaß gemacht und ich hab immer gehofft, dass ich im Kader mal Anerkennung dafür bekomme. Aber wie gesagt, jetzt bin ich schon seit zwei Jahren dabei und war noch nie, wirklich noch nie, auf irgendwelchen internationalen Wettkämpfen mit. Da bin ich auch noch die Einzige, selbst die, die jünger sind als ich, waren schon mal irgendwo mit. Dabei lauf ich auch nicht schlechter als manche anderen. Nein, vermutlich liegt es daran, dass ich die Einzige mit Geburtsjahrgang 1993 bin und sie also für meinen Jahrgang keine Staffel zusammen kriegen. Ich hab so das Gefühl, dass sie nicht unbedingt die besten mitnehmen, sondern nur die, die den passenden Jahrgang haben, um uns bei der Staffel zu nützen.
Besonders Daniela macht sich deswegen bei jeder Gelegenheit über mich lustig. Zum Beispiel: „Eih, Leute, guckt mal, ich wette, Amber darf schon wieder nicht mit. Du Arme, aber mach dir nichts draus, du würdest uns so wie so nur blamieren, du bist einfach zu schlecht.“ Ja ja, Daniela hat gut reden, ihr schmieren auch immer alle Leute Honig ums Maul, seit sie einmal einen zweiten Platz von 50 belegt hat. Na ja, davon waren vier unbelegte Vakantplätze, zwei sind nicht angetreten, eine hat aufgegeben und ein paar weitere Fehlstempel, außerdem in der Kategorie D12. (Aber, das muss man ja nicht erzählen, wenn man den zweiten Platz hatte und Daniela Anders heißt). Sie hetzt immer alle gegen mich auf, keine Ahnung, was sie denen so erzählt, aber seit dem sie das macht, mag mich auf im Kader keiner mehr. Ich weiß gar nicht, wie oft ich schon überlegt habe, den ganzen Kram zu schmeißen, aber ich tu es dann doch nie.
In diesem Jahr ist vom 12.-14.04. Jugend-Europa-Meisterschaft in Ungarn. Europa-Meisterschaft! Zu so was wollte ich schon immer mal mit, seit ich in den D-Kader gekommen bin. Aber, bei der Besprechung, wer dieses Mal mitkommen soll, wurde ich schon wieder nicht genannt. Typisch. Kaum kam ich nach der Besprechung auf unser Zimmer, empfingen mich die anderen schon mit ihren hämischen, gemeinen Sprüchen. Schlimmer als sonst. Ich hätte heulen mögen! Das hab ich mich aber erst getraut, als ich wieder zu Hause war, damit sie sich nicht auch noch darüber lustig machen konnten.
Jetzt ist gut, habe ich beschlossen, du trainierst nicht mehr und fährst auch zu keinen Lehrgängen mehr. Daran hab ich mich dann auch gehalten, ich habe eine ganze Woche lang schön jeden Nachmittag die Füße hochgelegt und hab viel gelesen. Dann, am Sonntag, eine Woche nach dem letzen Lehrgang, hat unser Trainer, Kai, mich angerufen. Seine Ersatzläuferin für D16, Holly Steffen, habe sich den Knöchel gebrochen und könne nicht mit zur EM, aber er brauche noch eine Ersatzläuferin, ob ich nicht Lust hätte, mitzufahren. Juhu, endlich darf ich mal irgendwo mit! Wenn auch nur als Ersatzläuferin, so haben fast alle mal angefangen, aber ich darf mit! Schwup, weg mit den guten Vorsätzen, von wegen aufhören... Klar, ich hab gesagt, dass ich wohl mitfahren würde.
Es war ein wenig schwierig, in der Schule eine Beurlaubung für die paar Tage durch zu kriegen, aber irgendwie haben meine Eltern und ich es doch geschafft und ich konnte mit. Daniela und die anderen haben ganz schön doof geguckt, als ich am Abfahrtsort aufgetaucht bin. Schließlich war das so nicht geplant gewesen. Wenigstens haben mich die meisten in Ruhe gelassen. An dem Tag ist nichts Wichtiges passiert, der Wettkampf begann erst am nächsten Tag.
Für den 13. waren die Einzelläufe angesetzt, und ich glaube, ich hab die alle ziemlich verblüfft, ich bin nämlich 7. geworden und hatte nur 6, 52 Minuten länger gebraucht, als die Erste. So erstaunt hab ich Kai noch nie gucken sehen und er und die anderen Trainer habe sogar überlegt, ob sie die Staffelzusammensetzung nicht noch mal ändern sollten und statt Nele mich mitlaufen zulassen. Das konnten sie aber doch nicht machen, weil ausgerechnet ihr super Sternchen, Daniela Anders, sich im Wald den Fuß verstaucht hatte, ihre Strecke abgebrochen hat und am nächsten Tag bei der Staffel also nicht mitlaufen konnte. Dafür durfte ich dann mitlaufen, deswegen war ich ja überhaupt mitgefahren. – Ätsche, Bätsche, das kommt davon, dass du mich zu viel geärgert hast!
Nele ist am nächsten Tag Start gelaufen, ist aber irgendwie nicht mit dem Maßstab zurecht gekommen oder hat sonst was für Fehler gemacht, so dass Sarah, die als zweite laufen sollte, die letzte Zweitläuferin war, die in den Wald durfte. Sarah hat auch länger gebraucht als sonst, so dass ich Notstart machen musste. Ich stand jetzt ziemlich unter Druck, ich wusste, wenn ich jetzt auch so laufen würde, wie Nele und Sarah, würden Daniela und die anderen wieder sagen, dass es nur an mir gelegen habe. Das wollte ich auf keinen Fall, denn jetzt waren Einige endlich mal nett zu mir gewesen und ich wollte nicht, dass sich das wieder änderte. Ich bin gerannt, so schnell wie noch nie, hab aber trotzdem immer schön auf die Karte und den Kompass geguckt, Postennummern sorgfältig verglichen und mich nicht von anderen irritieren lassen. Man stelle sich vor, ich hab unsere 3 und eine paar zerquetschte Kilometer in nicht mal 28 Minuten geschafft. Ich wusste selber gar nicht, dass ich so gut sein konnte, wenn ich nur wollte.
Dieses Mal gab es keine Schnellwertung, man musste bis zur Siegerehrung warten, die am Sätenachmittag stattfinden sollte, um zu erfahren, wer welchen Platz gemacht hatte. Bis dahin war noch Zeit, so dass wir uns wenigstens umziehen konnten, duschen konnten wir nicht, weil die in dem Stadion, wo Start, Ziel und Siegerehrung war, von uns nicht benutzt werden durften und die Zeit nicht reichte, um zur Jugendherberge zu fahren. Man kann sich gar nicht vorstellen, wie ein paar Tausend verschwitzte Kinder und Jugendliche riechen. Igitt!
Dann fing endlich die Siegerehrung an. Zuerst wurden die Urkunden zum Einzellauf vom Tag vorher verteilt, eine Urkunde bekamen immer nur die ersten sechs aus einer Kategorie, ich war einen Platz zu schlecht, sonst hätte ich auch eine bekommen, Mensch, hab ich mich geärgert, trotzdem habe ich mich mit den anderen über deren Urkunden gefreut und wir haben unsere Sprüche gerufen: „Oh-ne Deutschland, wär’ hier gar nichts los!“ Dann ging es zur Staffel. Hier bekamen nur die ersten drei Urkunden, aber die Plätze 6 bis 4 wurden auch vorgelesen. Wir standen da, wie auf glühenden Kohlen und haben darauf gewertet, dass jemand von uns vorgelesen wird. Bei DH12 keiner, bei D14 auch nicht, in der H14 hatten wir einen 6. Platz und dann D16. 6. Platzt: Schweiz, 5. Platz: Belgien, 4. Platz: Norwegen, 3. Platz: Deutschland!!!!! Damit hatte keiner gerechnet. Nicht nachdem Nele so katastrophal gelaufen war und ich Notstart hatte machen müssen. Ich war so weg, ich hab nicht mal mehr mitgekriegt, wer den 2. und den 1. Platz gemacht hatte. Außerdem, wir waren die beste deutsche Staffel! Von Irgendwo rief einer: „Das war super, das war elegant! Das war super...“ Nele und Sarah fielen mit um den Hals: „Danke Amber! Ohne deine Weltrekordleistung hätten wir das nie geschafft! Du warst echt super toll. Besser geht gar nicht.“ Auch die Anderen haben uns beglückwünscht und beinahe hätten wir nicht mitgekriegt, dass jetzt die Länderwertung vorgelesen wurde und die Pokale verteilt. Deutschland war, nach Jahrzehnten endlich mal wieder unter den Top 5! Zusammen mit Belgien, Schweden, Finnland und Norwegen. Wer im Einzelnen welchen Platz hatte, wussten wir noch nicht. Es wurde lang und breit vorgelesen, wer dem Land wie viel Punkte eingebracht hatte. Und dann das große Wunder: Belgien und wir hatten gleich viele Punkte, aber Staffel D16 wurde noch vorgelesen. Weil Nele, Sarah und ich insgesamt 2 Minuten schneller gewesen waren als die Belgier, hatte Belgien den fünften und Deutschland den vierten Platz!!!!! Es hatte nur an uns gelegen! Das hat auch der Rest der Mannschaft eingesehen. Wir haben uns so gefreut. Da ich die Kleinste von uns dreien bin und unseren Platz eigentlich erst raus gehauen hatte, haben sie mich mit alle Mann hochgehoben. Das war so eine tolle Stimmung im Stadion und meine Mannschaft war mir dankbar, dass ich dachte, ich würde das alles nur träumen. Hab ich aber nicht. Ich bin wirklich Schuld daran, dass wir den vierten Platz bei den Europameisterschaften gemacht haben!
Hinterher haben sie sich bei mir entschuldigt, dafür, dass sie vorher immer so gemein zu mir gewesen waren und ich das eigentlich gar nicht verdient hätte. Ich gehöre jetzt wirklich dazu!
Und wir sind vierte!!!

 

Hallo Maj,

für dein Alter hast du schon einen extrem guten Schreibstil. Leider liest sich deine Geschichte aber noch zu sehr wie der Aufsatz "Mein schönstes Ferienerlebnis."
Das Ende ist ein wenig dolle Friede, Freude, Eierkuchen und da du mehr erzählst als wirklich im Geschehen drin zu sein, ist es sehr berichtartig.
Vlt. schreibst du die Geschichte im Präsenz und bringst mehr Dialoge mit rein.
Dein Talent erkennt man aber auf jeden Fall, also lass dich nicht einschüchtern!

LG
pina colada

 

Danke!
Für Dialoge bin ich absolut unbegabt, finde ich, dass macht die Geschichten hinterher nur noch halbsogut (sagt auch die Verwandtschaft).
Du hast recht, das war ein Aufsatz, aber nicht zum Thema "schönstes Ferienerlebniss", sondern schreiben eine Geschichte zu einem Bild (zusehen: ein Stadion voll verschwitzter Kinder und Jugendlicher und ein Mädchen wird hochgehoben, alle am jubeln).
Eben hab ich überlegt, ob man die Geschichte nicht besser unter Kinder schieben sollte, was meint ihr?

 

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