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Chanukka 5778

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12.04.2007
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Chanukka 5778

Chanukka 5778

oder

Wei[h]nnacht 2017

"It all sounds the same!", schallt's aus dem Publikum ...
"It's all one song", antwortete von der Bühne Neil Young.
vgl. https://en.wikiquote.org/wiki/Talk:Neil_Young

"Die Welt liebt ihren Kot und Stank,
Hält viel von schnöden Dingen,
Und also geht sie auch den Gang,
Den ihre Väter gingen"


»Mama, ich habe dich so lieb; wenn du einmal stirbst, lasse
ich dich ausstopfen und stelle dich hier im Zimmer auf, damit
ich dich immer, immer sehen kann.«
O. v. Bismarck, Reichskanzler,
zitiert durch S. Freud, Traumdeuter​


Alle sind sie heute beschäftigt -

die einen auf der Maloche und die andern bereiten das Lichterfest vor, dass der letzte Fußgänger trotz Unwetterwarnung den Enkel bei der Hand nimmt und spazieren geht. Nächstes Jahr wird Ulli zur Höheren Schule wechseln und da kann es nicht schaden, von der Welt und allem, was darinnen ist, ein bisschen zu erfahren und sei es aus dem Leben des Opa Friedel, wie der die Dinge mit seinem beschränkten Verstand sieht.

"Sind wir's nicht wert, so sieh doch an
Die, so kein Unrecht je getan,
Die kleinen Kinderlein:
Soll'n sie denn in der Wiegen noch
Mit tragen solches schweres Joch?"​

Ich mochte gerade auf die Realschule gekommen sein und weil mein Papa - dein Uropa Fritz - selbst am Sabbat und auch schon mal am Sonntag arbeiten musste, um unsere Mischpoke am Kacken zu halten, nahm mein Großvater, mein Opa Fritz - der Vater deines Uropas, dein Ur-Uropa ...

... Nee, nur zwei Ur, weißte. -
Die sind aber alle lange schon tot.
Gestorben im letzten Jahrhundert und der Ur-Ur-Uropa, der mit den drei Ur, weißte, wurde schon unterm Eisernen Kanzler im vor-vorigen Jahrhundert geboren ...

... Nee, Bismarck war kein Ironman, schon gar kein Spider- oder Superman. Erst recht keine Mutti im Kanzleramt und noch weniger ein Mufti. -

Der bastelte Deutschland aus ein paar größeren, vielen kleinen und noch mehr kleinsten Ländern zusammen, manchmal auch mit Blut und Eisen - daher die Bezeichnung Eiserner Kanzler -, aber der war immer abwägend wie ein Schachspieler.

Wie ein guter Schachspieler!

Vorher gab's keinen Deutschen, nur jede Menge Leute, die Deutsch - oder was sich wie Deutsch anhörte - sprachen, musste dazu wissen.

Aber es ging uns allen gut unter diesem Kanzler. Der war koscher, selbst wenn er mal mauschelte. Auf keinen Fall aber schleimte er.
Dachten einfach alle, bis der Eiserne Kanzler nicht mehr war. -

Schmeckt der Kaugummi überhaupt noch? ...

... Ja gut, kannste ganz gut und kurz retten: Kaugummi auf die Zunge und ab an die frische Luft mit der Zunge und dem Kaugummi. Da darfste mal dem Opahausen die Zunge zeigen, ohne dass Opahausen seine als Antwort rausholt oder auch nur mit dem Kopf wackelt oder Grimassen schneidet. -

Schmeckt wieder? ...

... Von gebrauchten Dingen soll man eh nicht allzu viel erwarten wie überhaupt von Erwartungen - können alle nur enttäuschen.

Moshe Dajan -

das war der Held meiner Schulzeit - hat da nix von gehalten, zu warten, und in sechs Tagen gefährlichen, aber übermächtigen Nachbarn den Hammer gezeigt, als sie seinen Leuten drohten. Allein, weil er deren Erwartungen nicht erfüllen wollte oder einfach nur keine Geduld hatte, bis dass die über seine Leute herfielen. Im fernen, winzigen Israel.

Aber hast schon recht, kann nicht schaden, den eigenen Kopf zu benutzen, statt Anweisungen, Befehlen und der öffentlichen Meinung blind und taub zu folgen.

Einen klugen Ullifurz haben wir - ehrlich!

Wo war ich?
Ach so:
Dein Ur-Uropa Fritz nahm mich gelegentlich nachmittags, wenn die Hausarbeiten getan waren, an die Hand und so gingen wir zwei spazieren, wie wir beide es gerade tun.

Einmal erzählte er von der Zeit, als er so alt war wie du.

Damals wuchsen noch keine Zebrastreifen und Ampeln hingen da nur über Kreuzungen großer Straßen. Es fuhren auch nur wenige Autos und die meisten Wagen wie auch die Straßenbahn wurden manchmal, da, wo noch kein Strom floss, von Pferden gezogen und auf dem Land gab es auch noch Ochsengespanne wie anderthalb Jahrtausend zuvor bei der Völkerwanderung. Aber in der Stadt wurden Pferde bevorzugt, weil ein Pferdeapfel als Dünger und gelegentlich als Hundefutter taugt und auch als Brennstoff, was bei Kuhfladen eher eine ekelhafte Angelegenheit ist wie auch Schafscheiße, die nur Bingo und Belgia Spaß macht, wenn sie sich drin wälzen können, um zum Wolf im Schafspelz zu werden.

In Berlin saß damals ein Schisser von Kaiser auf seinem Thrönchen und löste so wenig Probleme wie Mutti und Papa oder Opahausen und Oma Ele. Nur, -

wenn wir mal mit der buckligen Verwandtschaft Bohei hatten, gab's vielleicht mal einen Satz heißer Ohren, aber keinen Schlamassel mit aller Welt wie bei diesem Schisser. Als dieser Kaiser den Eisernen Kanzler aus dem Amt rausschmiss, war's mit dem Massel vorbei und der Schlamassel begann.
Das war in dem Jahr, als er, dein Ur-Uropa Fritz, geboren wurde.
Der Kaiser liebte Schmoo und machte doch nur Schmonzes. Die Schmonzette dieses Schmocks endete in einem Krieg, der mit Unterbrechungen insgesamt dreißig Jahre dauern sollte und wenn man so will, immer noch, also mehr als hundert Jahre schon, und Völkerwanderungen auslöste wie seit anderthalb Jahrtausend nicht mehr.

Glaub nur nicht alles, was die Leute so von früher erzählen.

Nix war besser unter dem Kaiser oder schlechter als heute. Nur, das ganz, ganz Gute und das ganz, ganz böse Schlechte wird schneller rumgetragen mit der Stillen Post und heute schneller denn je.
Und schon gar nicht war es sicherer auf den Straßen und nicht etwa wegen der wenigen Autos.
Als ich zehn war und mein Großvater Fritz mich die ersten Male auf seinen Spaziergängen mitnahm, um von der Welt und allem, was darinnen ist, ein bisschen zu erzählen - und sei es aus dem eigenen Leben, wie er die Dinge mit seinem beschränkten Verstand sehe - erzählte er mir an einem Scheißtag fast so wie heute, aber kurz vor dem Lichterfest, wie viel Massel wir damals gehabt hatten.

"Lass auch einmal nach so viel Leid
Uns wieder scheinen unsre Freud,
Des Friedens Angesicht,
Das mancher Mensch noch nie einmal
Geschaut in diesem Jammertal."​

Als ich noch jung war, gingen dein Papa und ich am Sabbat in feiner Kluft spazieren, ähnlich wie wir beide heute, als einer aus der Kirche daherkommt und mit einer heftigen Bewegung mir und dem Papa die Kippot von den Köpfen reißt, in den Dreck wirft und darauf herumtritt mit den Worten:

Scheißjud, runter vom Bürgersteig, der gehört dem fleißigen teutschen Bürger und jedem ordentlichen Christenmensch!

Und - was habt ihr getan?, frug ich.

Er, Opa, sei vom Bürgersteig gegangen, habe beide Kippot aufgehoben, etwas ausgeklopft und eingesteckt, war die gelassene Antwort meines Opas Fritz - was mir nicht sonderlich heldenhaft erschien - bis ich ein schlimmes Erlebnis hatte, das sogar mir Bammel bereitete.

Deine Mama war da noch im Kindergarten und ich arbeitete in einem Krankenhaus. Als ich an einem Scheißtag wie heute nicht mit dem Fahrrad nach Hause fahren konnte, nahm ich den Bus, auf dessen Rückbank ausgelassen laute, junge Leute saßen, die ihren Spaß hatten und wohl am Kanal angeln wollten - trotz Regens und Windes - bis ein Gastarbeiter, wahrscheinlich ein Türke, vorne beim Fahrer in den Bus stieg, um einen Fahrschein zu lösen.

Da wurde besonders laut gefragt, dass es auch der Busfahrer und jeder Fahrgast hören musste,

was unterscheid't den Muselman
vom Jud', der nich' mehr schachern kann?

Schlagartig wurd' es still im Bus,
bis einer unter großem Gelächter der anderen von hinten losplatzte,

die einen haben noch vor sich, was
die andern schon hinter sich haben...

Und schon grüßte die Gruppe Petri heil!, hob den rechten Arm und tönte Petri dank! zurück.

"Erbarm dich, o barmherzig's Herz,
So vieler Seufzer, die der Schmerz
Uns aus dem Herzen zwingt!

Du bist ja Gott und nicht ein Stein:
Wie kannst du denn so harte sein!"​


Meschugge, allemal, wie auch vorige Tage und am Freitag vor einer Woche - ausgerechnet am Tag der Aussprache der Araber - öffentlich Feuer zu legen oder legen zu lassen am Schild Davids durch Pelischtim und Rassisten, so wenig eine ausgekochte Tat wie deren Anlass, durch spießige Philister und goßkotzige Grölfratzen von dem Getrampel Amerikas bis Sultan Abdülhamid Erdogan, vom Tempelberg bis Schamass - alle wenig betucht mit Verstand und ohn' Vernunft!

Aber gestern ging ein erster Höhepunkt durch die Welt, als in einem Video ein Schmock mit feuchter Aussprache sein Gift verspritzte und uns alle zurück nach Palästina wünscht oder den Tod, denn was er einem von uns sagt, meint er für alle: In zehn Jahren lebste nicht mehr!, dass wir zu Chanukka kein abzockendes Dreidel mehr drehn und nicht öffentlich feiern. Gut und ruhig zu essen, hat noch niemand geschadet hinter eigenen vier Wänden, verborgen dem scheelen Blick des Neides und der Bosheit.

Nur Gast auf Erden sind wir von sehr bescheidenem Verstand,
der Mutter Sprache soll uns werden zu Himmel, Erd' und Vaterland!​

Und schweigend greif ich in meine Jackentasche, hol hervor zwo Kippot und geb die eine dem Ullifurz, die andere Kippa setz ich auf den angestammten Platz des eigenen Kopfes und sag dem Enkel: Nimm sie, bewahr sie gut auf und wenn dir einmal danach ist, trag das Erbe deiner Vorfahren.

Niemand wird mir meine abnehmen, wenn ich es nicht will. Es ist nicht gut kuschen und sich verstecken oder selbst zu werden wie die auf Aas lauernden Geier. Vielleicht wird man mich als letzten Fußgänger dereinst ausstopfen, in die Vitrine verbannen und im Museum ausstellen nahe bei der Lampe mit dem Schirm aus Menschenhaut. Auffällig genug ist er schon, der aufrechte Gang, nicht aufs Handy zu starren und zu buckeln. Es hat siebentausend Generationen gebraucht, den aufrechten Gang zu lernen und eine Generation, ihn wieder aufzugeben. Den drei Affen gesellt sich der vierte zu, der ohne den kleinen Ratgeber nichts mehr tun kann. Gebe dich einfältig wie die Taube, aber klug wie die Schlange, wie einer aus Nazareth so rät.
Hilf dir selbst, so hilft dir Gott!

"Was wird bloß aus unseren Träumen
In diesem zerrissenen Land
Die Wunden wollen nicht zugehn
Unter dem Dreckverband
Und was wird mit unseren Freunden
Und was noch aus dir, aus mir -
Ich möchte am liebsten weg sein
Und bleibe am liebsten hier
..."​

 

Die Verse stammen alle von Paul Gerhardt, die vier ersten Verse aus dem 49. Psalm Davids und drei Strophen aus "Schutz Gottes in bisherigen gefährlichen Kriegszeiten", Strophen 14 - 16

Die letzten Verse sind frei nach dem 119. Psalm und Gerhardts "Ich bin ein Gast auf Erden"

Das Freud/Bismarck Zitat stammt aus der "Traumdeutung", worin sich auch neben den aktuellen Ereignissen zu Berlin die zentrale Anregung „Ich mochte zehn oder zwölf Jahre gewesen sein, als mein Vater begann, mich auf seine Spaziergänge mitzunehmen und mir in Gesprächen seine Ansichten über die Dinge dieser Welt zu eröffnen. So erzählte er mir einmal, um mir zu zeigen, in wie viel bessere Zeiten ich gekommen sei als er: Als ich ein junger Mensch war, bin ich in deinem Geburtsort am Samstag in der Straße spazierengegangen, schön gekleidet, mit einer neuen Pelzmütze auf dem Kopf. Da kommt ein Christ daher, haut mit einem Schlag die Mütze in den Kot und ruft dabei: Jud, herunter vom Trottoir! »Und was hast du getan?« Ich bin auf den Fahrweg gegangen und habe die Mütze aufgehoben, war die gelassene Antwort. Das schien mir nicht heldenhaft von dem großen starken Mann, der mich Kleinen an der Hand führte“,stammt.

Dazu braucht niemand die Fischer Studienausgabe (Bd. 2) zu besorgen, sie finden sich beide unter http://gutenberg.spiegel.de/buch/die-traumdeutung-907/5
Anpassung an die neuere dt. Rechtschreibung durch mich

Die letzten Verse stammen aus Wolf Biermanns "Und als wir ans Ufer kamen"

 

Toll, Friedel, so schnell, das gibts doch gar nicht. War das gestern Abend, dass man diese üblen Beschimpfungen hören musste? Und wahrscheinlich ists ohnehin kein Einzelfall. Und von den Beschimpfungen gegen Muslime will ich erst gar nicht anfangen.

Jedenfalls gestern Abend erst und schon hast du eine Geschichte draus gemacht. Schön ist sie. Dieses Opa-Enkel-Dingens, aber eben auch deine feine hintergründige Sicht auf die Aufreger der Welt.

Manchmal ist Aktualität richtig und wichtig in einer Geschichte. Und wie passend zum Gegenwind. Ich wollte nur, die anderen stünden im Gegenwind.

Niemand wird mir meine abnehmen, wenn ich es nicht will. Es ist nicht gut kuschen und sich verstecken oder selbst zu werden wie die auf Aas lauernden Geier. Vielleicht wird man mich als letzten Fußgänger dereinst ausstopfen, in die Vitrine verbannen und im Museum ausstellen nahe bei der Lampe mit dem Schirm aus Menschenhaut. Auffällig genug ist er schon, der aufrechte Gang, nicht aufs Handy zu starren und zu buckeln. Es hat siebentausend Generationen gebraucht, den aufrechten Gang zu lernen und eine Generation, ihn wieder aufzugeben.
Ja, traurig, und leider so wahr. Auch die abschließenden Biermannverse passen ... ich möchte am liebsten weg sein und bliebe am liebsten hier. So ist es wohl geworden.

Lieber Friedel, was für eine passende Gegenwindgeschichte.

 
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Lieber Friedel, was für eine passende Gegenwindgeschichte.

Ja, ganz so schnell ging's dann doch nicht,

liebe Novak,

denn Notizen lagen schon seit Anfang der Woche vor - nicht zu verschweigen, einiges schon seit meinem Mosse Roman des Sigmund Freud - die eigentlich nur auf die Formatierung lauerten und wie heute - Webmaster sei's gedankt - die Leiste wieder alles anzeigte, war die mühselige eigenhändige Formatieren abgehakt (obwohl es auch so gegangen wäre, wenn auch mühselig). Aber durch die kleine Misere konnte das Aktuellste mit eingearbeitete werden. Also halb so wild.

Wusste übrigens gar nicht, dass Du zu Zweideutigkeiten neigst

Manchmal ist Aktualität richtig und wichtig in einer Geschichte. Und wie passend zum Gegenwind. Ich wollte nur, die anderen stünden im Gegenwind.

Ürigens ist die Biografie Biermanns viel aufregender als die kleine Geschichte über 150 Jahre deutscher Geschichte. Er ist halb Jud, halb Goy (Nichtjude) und er lebt das Wort des Mannes aus Nazareth, sieht Liebe als utopischen Ort und kann besser Gitarre und sonsziges spielen als ich - und das ist gut so!, denn er kann auch besser singen als ich. Das kann selbst Dylan.

Tschüss, danke und schöne Tage jenseits des Lichterfestes vom

Friedel

 

Lieber Friedrichard,

ich habe gestern bei arte einen Film zum Channukka - Fest gesehen und weiß jetzt, dass ich mich mit deinem Text nicht zwischen Tür und Angel beschäftigen kann. Aber wie Bas möchte ich dir für (mindestens) drei Sachen danken.

Erstens für deine unermüdliche Bereitschaft, den Texten hier im Forum Schliff zu verpassen, und

zweitens dafür, dass du uns von Zeit zu Zeit einen Text bescherst, der einzigartig im Umgang mit den "Regeln" der Erzählkunst ist, und

drittens uns an die Quellen unseres Denkens führst mit oft überraschenden und deshalb erhellenden Erkenntnissen und Einsichten (mich jedenfalls. Nein, ich setze kein Smiley!)

Also werde ich nach Weihnachten meinen Kommentar zum Text liefern.


Die alles Gute, schöne Spaziergänge und erheiternde Zwiegespräche nach dem Spruch: Kindermund tut Wahrheit kund.

Herzlichst

wieselmaus

 

Ach Friedrichard,

wat gehste mir nahe und etliche Bilder, geschaffen durch dich, und Verse ploppen auf in meinem Kopp und ich habe nichts zu sagen und viel, wie Bas und wieselmaus empfinde ich wohl ähnlich. Dankbarkeit trifft es am ehesten und

'Einmal, am Rande des Hains.
stehn wir beisammen
und sind festlich, wie Flammen
fühlen: Alles ist Eins.'

(aus: Rilke; Alles ist eins)

Und daran erinnert mich dein Spaziergang mit Ullifurz, der wiederum daran erinnert, wie leicht alles im Grunde sein könnte, wenn es gewisse Herren und Damen und überhaupt all das ganze Geraffel nicht geben würde.

Dein Text ist klar und schön und ich folge den beiden sehr gerne, gehe an ihrer Seite und lausche heimlich und hingebungsvoll, denn ist schon eine Kunst, lass es mich ruhig so nennen, sich auf das Niveau eines Kindes zu begeben und ihm das Weltgeschehen zu erklären. Und somit mir.

Und weil mir so feierlich zumute ist, wünsche ich mir, du mögest uns hier allen noch ewiglange gewogen bleiben und immer einen großen Bogen um Alsheim/Alzheim machen, auch zu Fuß und mim Rad, weil da kann es nicht schön sein.

Herzlicher Gruß, Kanji

 

Hallo Friedel,

ich wünschte, ich hätte einen Opa gehabt, der mir auf diese oder ähnliche Weise die Welt erklärt hätte. Dieser Austausch zwischen den Generationen, das beschäftigt mich in Deiner Story am meisten. Wie können die Erfahrungen der Alten in das Bewusstsein der Jungen transportiert werden? Ich glaube, das ist in unserer Zeit ein großes Thema, ein großes Problem.

Ich werde Deine Geschichte sicher noch mal lesen, vielen Dank dafür.

Gruß Achillus

 

Hallo Kanji und wieselmaus, Achillus und Bas,

schön, dass ihr hierher gefunden habt!

Wie schon bei "Gretchen" fällt es mir schwer, die richtigen Worte zu finden, obwohl ich gerne so viel sagen würde.
Aber Du sagst doch genug, lieber Bas und was Du sagst, lässt mich in Milch und Honig baden, es ist ja auch was gänzlich anderes als ein Bad in der Menge. Vor der Masse mit ihrer Schwarmintelligenz graut mich, aber gegen Normen hab ich an sich nix, sie sind notwendig und es macht vor allem Spaß, sie auszutesten oder gar auf den Kopf zu stellen. Und solange der Einheitsbrei sättigt, ist er doch in Ordnung.
Ich hege den Verdacht, dass nicht jeder hier sich mit deiner Geschichte auseinandersetzen wird, dafür ist es zu speziell, zumindest auf den ersten Blick. Im Grunde ist es sehr simpel. Und schön, so schön, dass es bei denen, die dann doch darin eintauchen, einen sehr bleibenden Eindruck hinterlassen wird.
ist eine knappe, aber treffende Analyse.

Massentauglichkeit wäre mir ohnehin verdächtig.

Oh Gott, beste wieselmaus auf Erden, Du bringst mich in Verlegenheit, wie schon barnhelm diese Woche. Da bin ich gespannt wie ein Flitzebogen auf den kommenden Komm.

Hallo Kanji,

das ist ein schöne Anmerkung

Und daran erinnert mich dein Spaziergang mit Ullifurz, der wiederum daran erinnert, wie leicht alles im Grunde sein könnte, wenn es gewisse Herren und Damen und überhaupt all das ganze Geraffel nicht geben würde.
und erst recht
Dein Text ist klar und schön und ich folge den beiden sehr gerne, gehe an ihrer Seite und lausche heimlich und hingebungsvoll, denn ist schon eine Kunst, lass es mich ruhig so nennen, sich auf das Niveau eines Kindes zu begeben und ihm das Weltgeschehen zu erklären. Und somit mir
...
Und weil mir so feierlich zumute ist, wünsche ich mir, du mögest uns hier allen noch ewiglange gewogen bleiben und immer einen großen Bogen um Alsheim/Alzheim machen, auch zu Fuß und mim Rad, weil da kann es nicht schön sein..

Soll so sein!

Hallo Achillus -

seh ich es richtig, dass Du das erste Mal bei mir vorbeischaust? Es freut mich sehr!

ich wünschte, ich hätte einen Opa gehabt, der mir auf diese oder ähnliche Weise die Welt erklärt hätte. Dieser Austausch zwischen den Generationen, das beschäftigt mich in Deiner Story am meisten. Wie können die Erfahrungen der Alten in das Bewusstsein der Jungen transportiert werden? Ich glaube, das ist in unserer Zeit ein großes Thema, ein großes Problem.
Ich fürchte, dass die neuen Medien auch erzieherische Normen verändern werden und es nicht dabei bleibt, den Umgang mit ihnen zu lehren und zu lernen.

Ihr müsst mir nicht danken, denn ich hab zu danken!

Euch vieren schöne Tage zwischen den Jahren!

Friedel

 

Friedrichard

Da muss jemand wie ich mehrmals hingucken, bis sie die Wein-Nacht dann endlich in der Überschrift entdeckt hat,

lieber Friedel,

und das findet sich ja dann in deinem traurigen Textlein, alles kehrt wieder im Leben, Dummheit und Intoleranz sterben niemals aus, aber erst einmal beginnen wir mit der fröhlichen Flusenle-, äh, hätt ich ein paar Fragen in aller Bescheidenheit:

anderthalbjahrtausend [...] anderthalb Jahrtausend

Gibt es einen Grund, das mal so, mal so zu schreiben?

verborgen dem schälen Blick des Neides

Heißt es nicht ‚scheeler Blick‘?

die andere Kippa setzt ich auf den angestammten Platz des eigenen Kopfes und sag dem Enkel:. Nimm sie, bewahr sie gut auf

Drei Punkte ums Eck sind allemal sicherer als ein Doppelpunkt allein?

Gebe dich einfältig wie die Taube, aber klug wie die Schlange, wie einer aus Nazareth so rät.

Lautet der Imperativ von ‚geben‘ nicht ‚gib‘?

So, dein Text berührt mich sehr, Friedel, da ist dir eine feine Komposition gelungen zu einem ernsten Thema. Danke dafür.
Alle Versuche, inhaltlich meine zwo Cent dazuzugeben, habe ich wieder gelöscht, weil es Plattitüden waren. Schön auch, dass du Paul Gerhardt zitierst, den mag ich. Und dich hätt ich gerne als Geschichtslehrer gehabt ...

Ich wünsche dir einen schönen Jahresausklang, bis bald!
Anne

 
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So, dein Text berührt mich sehr, Friedel, da ist dir eine feine Komposition gelungen zu einem ernsten Thema. Danke dafür.
Alle Versuche, inhaltlich meine zwo Cent dazuzugeben, habe ich wieder gelöscht, weil es Plattitüden waren. Schön auch, dass du Paul Gerhardt zitierst, den mag ich. Und dich hätt ich gerne als Geschichtslehrer gehabt ...

Hallo und guten Abend, liebe Anne49,

wir sollten eine Fa. Flusen & Sonstiges hierorts eröffnen. Bis auf eine Stelle werden alle beim nächsten Tageslicht korrigiert. Allein bei der neutestamentarischen Stelle muss ich noch überlegen, ob ich da den Imperativ einsetze oder den offeneren Konjunktiv belasse. Denn sonst wäre ja die Öffnung zur Zukunft hin.

Was den Wunsch nach Geschichtslehrer betrifft, erzähl ich immer wieder gern, dass der Klassenlehrer auf der Realschule meinen Ältern das Lehramt für mich angeraten hatte - Deutsch und - Geschichte. Aber 1966 wollte der Rabauke nicht sich mit ähnlichen Rabauken rumschlagen wollen - so blieb der Wunsch, in Grafik und Kunst zu machen, was den Ältern als brotlose Kunst erschien, dass zuvor ein Brotberuf erlernt werden sollten. Es wurden zwo und über den zwoten Bildungsweg ... naja, eher Soziologie als dann der tatsächliche Abschluss in Wirtschaftswissenschaften.

Auch ich wünsch dir einen schönen 2. Weihnachtstag und einen guten Rutsch!

Friedel

 
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Lieber Friedel

"It's all one song"

Symptomatisch für deinen Text, ich steige mit einem Lachen in die Geschichte, dann merke ich auf einmal, was der Satz bedeutet und er zum Ausdruck bringt, was mich mehr denn je beschäftigt: Ob wir Menschen dazu verdammt sind, auf der immer selben Entwicklungsstufe zu verharren, alles Schreckliche zu wiederholen und zu wiederholen. Es gibt Zahlen, die hoffen lassen: die Welt sei friedlicher und besser geworden, insgesamt, aus der Distanz betrachtet, so heisst es, und doch erscheint alles brüchig und auf der Kippe.

Schlagartig wurd' es still im Bus,

Unaufällig versteckt in dieser eindringlichen Szene, hat mich der Satz erwischt und mich angesprochen im wörtlichen Sinn.

Auch wenn mir der Text an einigen wenigen Stellen zu verspielt war (Mutti - Mufti / Schlamassel - Schisser - Massel - Schlamassel), so als wären dir die Pferde durchgegangen, habe ich ihn über weite Strecken gleichzeitig mit Vergnügen und einem Kloss im Hals gelesen. Auch ich bedanke mich daher für diesen nachdenklich machenden Text.

Lieber Gruss
Peeperkorn

 

Friedrichard,

lieber Friedel,

wie wichtig ist es doch, den Kindern nicht nur Smartphones zu schenken, sondern auch Zeit, mit ihnen über (Familien)-Geschichte zu reden. Ich hatte das Glück, auf solchen Spaziergängen meinen Vater zu seiner Zeit als Soldat und Spätheimkehrer aus Russland zu befragen. Er hat meistens ehrlich geantwortet, manches beschönigt und einiges bereut. Da war ich besser dran als mancher Gleichaltrige. Es war eben auch die „bleierne Zeit“. Immerhin wurde an meiner Schule die NS-Zeit behandelt. Es gab da schon einige mutige Lehrer ...

Heute versuche ich, durch meine Geschichten einige Erinnerungen festzuhalten. Spaziergänge wie du mit dem Ulli unternehme ich mit Anna, elf Jahre. Die ist empfänglich für solche Gespräche, stellt auch kluge Fragen.
Wenn ich zurückblicke, sehe ich derzeit eine Spirale, alles kommt wieder, nur auf einem technisch höheren Level. Wenn wir doch was dazulernen würden!

Dein Text beschäftigt mich sehr, ich bin gerührt, wie du schmerzende Wahrheiten lächelnd präsentierst, so dass ein Kind sie nehmen kann. Das wünsche ich mir auch.

Herzliche Grüße
wieselmaus

 
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Hallo wieselmaus,

grüß Dich, Peeperkorn,

ich hoff, ihre seid gut durch die Tage gekommen.

Wir haben noch einen kleinen Gastrabauken von drei Jahren über Nacht (nicht das erste Mal, also nix so Neues, aber immer noch aufregend genug für den kleinen Balg, über 80 km weg von der Mama, der aber derzeit mit Oma Ele unterwegs ist, dass Opahausen schon mal wieder ins WeltWeitegeWerbe schauen kann).

Schön, dass Du

mit einem Lachen in die Geschichte
einsteigen kontest, lieber Peeperkorn.

Das der einen und dem andern schon mal das Lachen im Halse stecken bleibt, kann bei mir geschehen (absehbar demnächst in Kakophonie, wenn die Gerichtsverfahren zur Loveparade Duisburg etwas tiefer gediehen sind besonders hinsichtlich der Verjährungsfristen und natürlich der Beklagten in deren vollen Doppeldeutigkeit). Und über unsere Nähe zum Totentanz wissen wir ja, das Karl Kraus recht hat: Wir sind immer noch die alten Troglodyten, wenn auch auf technologische höherem Niveau. Zu der Anmerkung

Es gibt Zahlen, die hoffen lassen: die Welt sei friedlicher und besser geworden, insgesamt, aus der Distanz betrachtet, so heisst es, und doch erscheint alles brüchig und auf der Kippe
sei noch hinzugefügt, dass das BKA soeben festgestellt hat, dass die Zahl der Einbrüche zurückgegangen seien (eine andere Meldung über Nordrheinwestfalen speziell, meint, die "osteuropäischen" Diebesbanden wären weitergezogen ... Also wie weiland Clint Eastwood und Leif Ericson in der Fernsehserie "Cowboys", wenn es da hieß, nachdem die Prärie abgegrast war, "wir ziehen weiter!"). Gewaltsame Ausbrüche sind da weniger erfasst und werden - wie im Kongo seit mehr als 30 Jahren (seltene Erden als Anlass , ethnische Probleme als Vorwand).

Liebe wieselmaus,

ja, die bleierne Zeit kenn ich auch. Mein alter Herr , kleiner als Napoleon, gab immer den Unteroffizier, war wegen "Niere" aus Stalingrad rechtzeitig ausgeflogen worden und in frz. Gefangenschaft geraten und nach Kriegsende wieder in Opahausen. Erst in den 1960ern sprach er über den Krieg - als er seine alten Kameraden mal wieder besuchen wollte und die ganze Familie in den Urlaub dorthin mitnahm. Da hatte sich der Bücherwurm schon in die Weltgeschichte reingefressen - angeregt durch Mythen, Märchen, Heldensagen, Winnetou und Tecumseh und Käpt'n Hornblower usw.

Dein Text beschäftigt mich sehr, ich bin gerührt, wie du schmerzende Wahrheiten lächelnd präsentierst, so dass ein Kind sie nehmen kann. Das wünsche ich mir auch.
Mit einem bissken Selbstironie und auch vor Albernheiten nicht zu scheuen wird's was, bin ich von überzeugt!

Ich dank euch beiden fürs Lesen und Kommentieren!

Bis bald

Friedel -
der noch einen guten Jahreswechsel und erst recht dahinter eine gute Zeit wünscht!

 

Hallo Friedl ,

Gestorben im letzten Jahrhundert und der Ur-Ur-Uropa, der mit den drei Ur, weißte, wurde schon unterm Eisernen Kanzler im vor-vorigen Jahrhundert geboren ...
Was??

Vorher gab's keinen Deutschen, nur jede Menge Leute, die Deutsch - oder was sich wie Deutsch anhörte - sprachen,
Aww, voll schön.

Moshe Dajan -

das war der Held meiner Schulzeit

Schön.

nd in sechs Tagen gefährlichen, aber übermächtigen Nachbarn
die beiden Adjektive lenken, finde ich, nur ab.

Pferdeapfel als Dünger und gelegentlich als Hundefutter taugt
wie kommst du auf sowas? :lol:

Bewegung mir und dem Papa die Kippot von den Köpfen reißt, in den Dreck wirft und darauf herumtritt mit den Worten:

Scheißjud, runter vom Bürgersteig, der gehört dem fleißigen teutschen Bürger und jedem ordentlichen Christenmensch!

Erinnert mich an die Pariser Vororte.

die einen haben noch vor sich, was
die andern schon hinter sich haben...

Und schon grüßte die Gruppe Petri heil!

Oha

Es hat siebentausend Generationen gebraucht, den aufrechten Gang zu lernen und eine Generation, ihn wieder aufzugeben.
Aww, die Stelle ist voll schön

Aaaalso Friedl,
ich weiß nicht, was ich wirklich an der Geschichte zu kritisieren habe. Mir hat sie sehr gefallen, sowohl thematisch als auch sprachlich.

LG,
alexei

 

Wer von Carl Orff das „Ludus de nato Infante mirificus“ kennt, wird von deiner Weinnacht nicht überrascht sein. Das H ist verlorengegangen. Die Erkenntnis der Hexen, die die Geburt von Christus verhindern wollten, ist, dass sie gar nichts selbst tun müssen, denn: „Die Menschenleit, die, die bringn, wanns sein muß, an jedn ans Kreiz.“
Und am Schluss erscheint im Hintergrund die Mutter mit dem toten Jesus auf dem Schoß,
so mischt ein Bayer,
lieber Friedel,
das Licht mit dem Dunkel
Wie du es getan hast mit
Wei[h]nnacht 2017

Sind denn die Großväter die Rettung?
Das Verhältnis von Eltern - Kindern ist grundsäzlich von dem zu den Großeltern zu unterscheiden. Der Vater hat die Alltagsautorität, die sich im Kleinkram erschöpft. Der Opa hat die Feiertagsautorität für das Wesentliche. Die Enkel anerkennen dies gerne. Denn bald ist der Opa weg. Opa ist etwas Besonderes.
Rettung wohl nicht, es gibt nichts zu retten, aber Aufklärung schon.

Alle sind sie heute beschäftigt –
Alle sind nicht nur heute, sondern dauernd beschäftigt. Nicht umsonst hieß die Tätigkeit früher mal rat race., Hamsterradbetreiber. Immer im Kreis herum, während der Opa gehen kann, Schritt vor Schritt, geradlinig.
Opa Friedel, wie der die Dinge mit seinem beschränkten Verstand sieht.
Natürlich dürfen wir ätleren Herren noch mit dem Versatnd kokettieren.
Dass Bismarck ein großväterliches Über-Ich bilden sollte, erscheint mir fremd
Der bastelte Deutschland aus ein paar größeren, vielen kleinen und noch mehr kleinsten Ländern zusammen, manchmal auch mit Blut und Eisen - daher die Bezeichnung Eiserner Kanzler -, aber der war immer abwägend wie ein Schachspieler.

Wie ein guter Schachspieler!

Vorher gab's keinen Deutschen, nur jede Menge Leute, die Deutsch - oder was sich wie Deutsch anhörte - sprachen, musste dazu wissen.

Aber es ging uns allen gut unter diesem Kanzler. Der war koscher, selbst wenn er mal mauschelte. Auf keinen Fall aber schleimte er.
Dachten einfach alle, bis der Eiserne Kanzler nicht mehr war. -

Scheint dir Bismarck ein Über-Deutscher zu sein?
Ich habe etwas gegen Über.
Meine Skepsis gilt auch Bismarck
Sehr geschickt und interessant ist die Gestaltung des Dialogs von Opa, Enkel, Vorfahren und Geschichte. Und nun die Frage: Was kann man aus Geschichte lernen?
1. Sie wiederholt sich nie.
2. Sie ist nicht vorhersehbar und nicht berechenbar.
3. Es geht immer etwas schief.
4. Wer meint, spielen zu können, irrt sich, er verliert.
5. Wir sehen etwas und können es nicht entschlüsseln, weil uns Informationen fehlen.
„Bringt man die gängigen kulturkritischen Phrasen auf eine, so kommt heraus, das Unbehagen an der Kultur sei behrrscht von einer Enttäuschung, für die niemand angeben kann, welche Erwartungen es waren, die enttäuscht worden sind.“ (Blumenberg: Die Lesbarkeit der Welt; 1. Satz)
Die Antwort, besser, eine Antwort ist dein Bericht über den Spaziergang.
Nur:
Wir gehen halt einfach zu wenig spazieren.
Sich gehend die Welt erklären, bringt die Welt zwar nicht in eine Ordnung, aber …
Einen guten Rutsch wünscht
Der fröhliche Wihelm

 

"Der Nierrheiner weiß nichts, kann aber alles erklären."
Hanns Dieter Hüsch​

Gestorben im letzten Jahrhundert und der Ur-Ur-Uropa, der mit den drei Ur, weißte, wurde schon unterm Eisernen Kanzler im vor-vorigen Jahrhundert geboren ...
Was??

Hallo alexei,

die Frage - verstärkt durch die Fragezeichen - lässt Erstaunen ahnen, doch die Rechnung ist pupseinfach, die Generation wie üblich mit 30 Jahren berechnet (was - wie der Zufall manchmal so spielt) im Schnitt hinhaut: aktuellster Spaziergang Ende 2017, Opahausen/Friedel * 1950, Uropa/Vater Opahausens * 1920,~ Ur-Uropa * 1890, der Opa mit drei Ur vorweg ¿*1860, da noch verteilt vom Niederrhein bis Memelland, alles im Königreich Preußen (dieser ostpreußische Familienzweig 1929 in die zusammenwachsende Metropole Ruhrgebiet, Hufschmiede werden auch im Bergbau gebraucht ..., wo sie spätestens 1949 auf den eingeborenen Familienteil stoßen). So einfach ist Familiengeschichte.

... in sechs Tagen gefährlichen, aber übermächtigen Nachbarn
die beiden Adjektive lenken, finde ich, nur ab.
sind aber notwendig in einer feindlichen Umgebung, denn das Gelobte Land war als israelischer Staat ein künstliches Produkt, wie üblich mit dem Lineal gezogen und begrenzt umschloss es zwo Ethnien, die sich buchstäblich noch nie riechen konnten ... im Libanon und in Palästina treffen zudem die Interessen Irans und der Saudi aufeinander ...
1966 f. war das unwesentlich anders, aber Ägypten köchelte mit nebst Syrien und Jordanien usw. usf.

Schon 1917/18 hatten die Siegermächte ihre Interessengebiete per Lineal aufgezeichenet. Immerhin gebaren die vorhergehenden Ereignisse ein unterschätztes Buch der Weltliteratur, "die sieben Säulen der Weisheit" von Thomas Edward Lawrence, eben dem "Lawrence of Arabia". Sollte man gelesen haben.

Pferdeapfel als Dünger und gelegentlich als Hundefutter taugt
wie kommst du auf sowas?
eigene Erfahrung.
In der Nachkriegszeit wurden Pferdeäpfel eingesammelt.
Wenn Du Hunde hältst, ergötzen die sich gelegentlich daran, nie ist die Verdauung so gut, dass nicht noch nahrhaftes zu finden wäre. Gilt besonders fürs ekelhafeste des Ekelhaften: Menschlicher Dünnpfiff, in die Büsche gesetzt von Joggern.

Aaaalso Friedl,
ich weiß nicht, was ich wirklich an der Geschichte zu kritisieren habe. Mir hat sie sehr gefallen, sowohl thematisch als auch sprachlich.

so soll es auch sein,

lieber alexei!

Wer von Carl Orff das „Ludus de nato Infante mirificus“ kennt, wird von deiner Weinnacht nicht überrascht sein. Das H ist verlorengegangen. Die Erkenntnis der Hexen, die die Geburt von Christus verhindern wollten, ist, dass sie gar nichts selbst tun müssen, denn: „Die Menschenleit, die, die bringn, wanns sein muß, an jedn ans Kreiz.“
Und am Schluss erscheint im Hintergrund die Mutter mit dem toten Jesus auf dem Schoß,
so mischt ein Bayer,
lieber Friedel,
das Licht mit dem Dunkel
Wie du es getan hast mit
Wei[h]nnacht 2017

oh Mann, lieber Wilhelm Berliner,

da bringstu mich in Verlegenheit, nach früheren Vergleichen von anderen mit Sebastian Brant (Kakophonie) bis James Joyce (Ikarus) zu anderen meiner eher bescheidenen Werkchen - nun Carl Orff, und das einem, der mit der Gnade des tauben Ohres versehen ist ...

Sind denn die Großväter die Rettung?
Das Verhältnis von Eltern - Kindern ist grundsäzlich von dem zu den Großeltern zu unterscheiden. Der Vater hat die Alltagsautorität, die sich im Kleinkram erschöpft. Der Opa hat die Feiertagsautorität für das Wesentliche. Die Enkel anerkennen dies gerne. Denn bald ist der Opa weg. Opa ist etwas Besonderes.

Wie wahr!, aber
..., während der Opa gehen kann, Schritt vor Schritt, geradlinig.
doch nicht einem, der alles andere als geradlinig schreibt und gerne Haken schlägt - wie's Kaninchen und das Leben selbst, dass die Geradlinigkeit sich darauf beschränkt, zu dem zu stehen, was er tut.

Scheint dir Bismarck ein Über-Deutscher zu sein?
Ich habe etwas gegen Über.
Meine Skepsis gilt auch Bismarck
Mit Recht und aus gutem Grund genug, Sebastian Haffners Schriften zu Bismarck und Hitler neu zu lesen ... Nicht umsonst bringt und führt eines seiner Werke beide Namen zusammen ...

Wir gehen halt einfach zu wenig spazieren.
Sich gehend die Welt erklären, bringt die Welt zwar nicht in eine Ordnung, aber …
Ich änder da mal den ollen Kleist um: Der Gedanke entwickelt sich im Gehen, unterm SpazierGang. Und war da nicht in der Entspannungs-Politik Willi Brandts Wald-Spaziergänge mit Breschnew ein befeuerndes Element?

Dank euch beiden,

dear alexei und

lieber Wilhelm

fürs Lesen und Kommentieren und - natürlich - einen guten Gezeitenwechsel!

 

Lieber Friedrichard,

ich muss einfach noch weiter im Thread stöbern. Beste Unterhaltung, wenngleich ich etwas betrübt bin, dass dein Freund Wilhelm Berliner die fundamentale Bedeutung der Großmütter nicht so recht gewürdigt hat. Denn was nützt die vertikale Gradlinigkeit, wenn der Mensch nicht geerdet ist? Wo landet er da?
Eben! Nach einem Höhenflug kracht er auf den Boden. Ikarus lässt grüßen.

Ich wünsche dir ein schönes Feuerwerk, lautlos. Ich jedenfalls nehme die Hörgeräte raus.

Gruß wieselmaus

 

Natürlich hastu recht,

liebe wieselmaus,

und ich hoffe, dass der Haussegen im Hause Berliner noch gerade hängt. Selbstverständlich sind immer beide GroßÄltern und GroßÄlternTeile gemeint. Und Opahausen hätte nicht so schnell antworten können, wenn nicht Oma ...ele mit dem Dreijährigen Rabauken ins Städtchen GEFAHRen wäre. Schade, sie werden wohl nicht Ernst Jankowskis A Walk In The Black Forrest hören.

Bedankt und bis bald

Friedel

 

Moin Friedrichard,

nein, konstruktive Sätze kann ich hier wirklich noch nicht schreiben. Das erste Lesen Deines Textes brachte ein erschrecktes Augen aufreißen, das zweite ein Kopfschütteln und Grummeln im Bauch. Aber, nicht Deine wirklich schöne Geschichte hatte Schuld, sondern eindeutig mein Unvermögen, diese zu verstehen.

Doch ich bin sehr geduldig und nach einer großen Runde Google (eigentlich hätte ich ja im Sinne der Geschichte eher ein Meyers Lexikon bemühen sollen) und noch drei Runden Lesen, finde ich es nun Toll. Was für ein guter Opa, was für ein passender Enkel dazu (es gibt nicht nur solche).

Anstatt der Quellenangaben hätte mein geschichtlich eingerostetes Hirn wohl eher einen Zeitstrahl gebraucht. Jüdisches Hintergrundwissen scheint bei mir gegen Null zu tendieren und die Löcher einer etwas selektiven Ost-Bildung in geschichtlicher Hinsicht müssen dringender gefüllt werden, als mir bewusst war.
Ich danke daher sehr für dieses unerwartete Bildungslesen
Beste Wünsche für den baldigen Jahreswechsel
witch

 

Mein lieber Friedrichard,

wie schön, eine Geschichte von dir zu lesen!

Mir geht es so, wie immer, wenn ich einen Text von dir lese: Ich verstehe nicht alles, manches erahne ich nur, greife danach, aber kriege es nicht ganz zu fassen – anderes sehe ich ganz klar. Manchmal, wenn Freunde mir erzählen, dass sie ein inniges Verhältnis zu ihrer Oma oder ihrem Opa haben, dann wünsche ich mir kurz, ich hätte das auch gehabt. Also, in einer Zeit, in der man anfängt, die wirklich interessanten Fragen zu stellen. Ich habe nur zu einem Opa ein gutes Verhältnis, wir waren sehr dicke, als ich noch klein war, aber seit wir an andere Ende von Deutschland gezogen sind, wurde das immer weniger. Ich frage mich schon manchmal, was er alles zu erzählen hätte. Aber die paar Male, die ich ihn noch sehe, die sind eher verhalten, da ist zu viel Abstand zwischen uns, da kommt es nicht wirklich zu einem Austausch. Ja, lange Rede ... Das ging mir auf jeden Fall durch den Kopf. Wie wertvoll es sein kann, wenn die Generationen eng verbandelt sind.

Es hat siebentausend Generationen gebraucht, den aufrechten Gang zu lernen und eine Generation, ihn wieder aufzugeben. Den drei Affen gesellt sich der vierte zu, der ohne den kleinen Ratgeber nichts mehr tun kann.
Oh man ... Ja, leider ist das so furchtbar wahr. Da sind viele dieser kleinen feinen Sätze, die es genau auf den Punkt treffen.

Ich bleibe, wie immer, ein wenig ratlos, nachdenklich und verwundert zurück. Aber das mag ich ganz gern.

Liebe Grüße
RinaWu

 

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