Damenunterwäsche
Mit 15 gab es unter uns Jungens so etwas wie Zauberworte: „Halterlose“, „Satinhöschen“, „Korsagen“ waren nur einige davon.
Die Phantasie schlug Flutwellen, fand man einige der vorbezeichneten Mysterien in einem Katalog. Unglaublich was Frauen doch unter ihren normalen Klamotten tragen. Sehr geheimnisvoll, sehr erregend und – leider – sehr unbekannt. Als höchste Verheißung, primäres Lebensziel und reflexartige Ergussgefahr galt wohl das Entkleiden einer solchen Katalogschönheit mit den abgebildeten Kostbarkeiten feinster Unterbekleidung. Wie edel war doch eine solche Frau. Wie anmutig, provozierend...es war unfaßbar. Einmal zwischen Zeigefinger und Daumen die Verschlüsse eines Strumpfhalters schnipsen lassen. Nur einmal im Leben die Handfläche über den kühlen Stoff eines dunkelblauen gut gefüllten Satin- Bhs streichen lassen um ihn gleich darauf langsam zu öffnen, bis die bis dahin verborgenen Brüste mich anspringen wie ein Hund sein Herrchen.
Nach den ersten ernüchternden Fummeleien wußte ich, daß nicht jede Frau derartig wunderbare Dinge direkt auf der Haut trägt.
Vor der 2. Fummelei ahnte ich, daß auch Sie ein Baumwolltop über ihren zugegeben optisch sehr wohlgeformten Brüsten haben wird. Tags darauf zickte sie allerdings, als ich mit der Hand unter ihren Maiglöckchen – BH wollte.
Die Anmut ließ zu wünschen übrig, provozierend war Sie schon gar nicht, höchstens provokant zickig und Maiglöckchenoberteile hatte ich im Katalog auch noch nicht gesehen.
Ich fühlte mich betrogen.
Heute weiß ich, daß die Masse der Damenunterbekleidung aus leicht verfärbten, ausgewaschenen, und meist etwas verbeulten Höschen und Oberteilen besteht, die gerade auf der Heizung zum Trocknen hängen. Sie hängen trostlos daher, lassen die Köpfe hängen, als schämten sie sich meines Blickes.
Letzte Woche kam eine dieser praktisch orientierten Mitdreißiger Mütter zu mir ins Büro, wir sprachen über Einkaufsschnäppchen und sie erzählte mir, daß Sie ihre Unterwäsche immer bei Aldi kauft. Prost!
Ich stelle mir derweil vor, wie ich Sie entblättere und den „Albrecht-Schriftzug“ in blau orange rot unter Ihrer Jeans zum Vorschein bringe. Doppelprost.
Selbst die weiblichen Exemplare, die man am Anfang einer Beziehung noch in durchaus passablen Unterteilen antraf, mutierten nach einigen Jahren zu „Schwarz-Weiß-Objekten“.
Schwarzer BH – Weißes Höschen. Das eine Baumwolle, das Andere Satin, aus den Restbeständen der ersten aufregenden Nächte.
Geheimnisvoll finde ich Frauen bis auf einige überraschende Marotten schon lange nicht mehr. Sind Sie nicht nette Kerle wie Du und ich? Zugegeben, Sie beschweren sich manchmal wenn man Sie mit einem durchaus nett gemeinten Schlag auf die Schulter begrüßt aber haben Sie es sich nicht redlich verdient?
Haben Sie uns nicht am 1. Abend schon gepredigt das wir ihre Seele entdecken sollen?
Na bitte.
Haben wir nicht entdeckt, das man mit unseren Frauen im Grunde doch alles machen kann, was man mit seinem besten Kumpel immer tat?
Ins Kino und in die Kneipe gehen, Video glotzen und Computer zocken. Bierchen hier und Currywurst mit Pommes dort. Schließlich wollen Sie ja auch alles mitmachen und überall mitreden können, weil man Sie ja sonst „auf ihre weibliche Rolle reduziert“.
Siehste.
Das ham se nu von.
Nehmen wir unsere Frauen doch so, wie sie es immer wollten:
Gar nicht.
Fing mit 16 schon so an und so endet das auch.