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Das erste Mal ins Klo

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26.03.2006
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Das erste Mal ins Klo

Premierenprämie

Premierenprämie


Seit einigen Wochen ist Jonny so gut wie trocken, aber fürs große Geschäft kommt er zu mir gelaufen und verlangt nach einer Windel: "Mama, ich Kacke machen..." Das passiert bis zu dreimal am Tag, und so ist trotz guter Fortschritte der Windelkonsum derselbe geblieben wie vorher. Der Unterschied ist lediglich, dass Jonny jede Windel höchstens fünf Minuten trägt, eben, bis das Geschäft hineingedrückt ist. Irgendwie ärgert mich das. Die häufigen Gänge zum Drogeriemarkt, den lästigen Transport der Windelpakete und das Geld, was man dafür ausgibt, das alles würde ich mir endlich gerne sparen. Deshalb ist Jonny seit langem versprochen, dass er ein großes Geschenk bekommen soll, wenn er das erste Mal ins Klo gemacht hat, und zwar nicht nur "gepieschert". Es ist kein Problem für ihn, auf die Klobrille zu klettern, und jedesmal wenn er Wasser gelassen hat, sagt er triumphierend: "Ich reingefallen nicht, Mama!" Nein, mein Schatz - aber du könntest doch mal etwas hineinfallen lassen! "Ich Eschenk ich ins Lo ekackt, Mama?" Ja, Jonny, das weißt du doch, ich hab´s dir doch versprochen. Ein großes Geschenk. Was wünschst du dir denn? "Ein doßes Tutata, Mama!" Also gut. Ein großes Feuerwehrauto.

Vor ein paar Tagen ist es endlich passiert. Jonny musste fast jede Stunde ein mittelgroßes Geschäft machen, immer so, dass die Windel ein kleines bisschen verschmutzt wurde und ich sie wegwerfen musste. Bestimmt fünfmal. Gegen Abend kletterte er auf die Toilette, strullte hinein, und danach - huch! - machte es "pffft" und "plumps". Premiere! Jonny war total überrascht: "Ich ins Lo ekackt, ich ins Lo ekackt! Ich Eschenk auspacken!"
Da ging mir auf, dass ich schon gar nicht mehr damit gerechnet hatte. Ich hatte gar kein Geschenk! Oh je! Ich sagte Jonny schnell, ich müsse das Geschenk natürlich erst besorgen. Morgen, morgen, da gehe ich los und kaufe dir dein großes Feuerwehrauto! Jonny sah mich ernst und erwartungsvoll an: "Morgen Mama Eschenk aufen. Morgen." Seine Augen leuchteten, ich nahm ihn in den Arm und gratulierte ihm - und mir - zum großen Ereignis.

Am nächsten Tag brachte ich die Kinder in den Kindergarten und gönnte mir als erstes ein kinderfreies, eisiges Bad in der unbeheizten Wakenitz. Während ich zwischen den Holzstegen meine Bahnen zog, plante ich meine route durch die Stadt. Spielwaren gab es in verschiedenen Kaufhäusern, die ich in einer gewissen Reihenfolge besuchen würde. Die richtig schönen Läden mit dem handgefertigten Holzspielzeug kamen wegen der hohen Preise nicht in Frage.
Mir war so klapperkalt, dass ich nach kurzem Überlegen beschloss, mir ausnahmsweise für 50 Cent eine Marke für sechs Minuten Warmwasser unter der Dusche zu leisten - so als kleine Entschädigung für die Unterkühlung. Allerdings war mir danach noch genauso kalt. Das legte sich während meiner nun folgenden Geschäfte-Odyssee.

Bei Klappenburg gab es kein Feuerwehrauto; es ging herrlich schnell, das festzustellen.
Nächste Station: Wollwert. Ein vielfältiges Angebot! Mir fiel allerdings auf, dass um so mehr technische Raffinessen enthalten waren, je preisgünstiger das Feuerwehrauto war: Fernbedienung, Blaulicht, Sirene mit verschiedenen Heultönen, Lautsprecher und Mikrofon, damit das Kind richtige Durchsagen machen konnte - alles Mögliche, was nur mit Batterie funktionierte, scheußliche Geräusche von sich gab und schnell kaputt gehen würde. Herrliche Aussichten: "Mama, Batterie alle is! Neue Batterie wir aufen, Mama!" Ganz oben im Regal gab es aber das ganz robust wirkende Feuerwehrauto der bekannten Marke Spielbeweg, das zwar blinken, aber nicht heulen konnte. Ich untersuchte den Karton genau und fand alles sehr ansprechend - bis auf den Preis: 49 Euro und 90Cent. Für ein Feuerwehrauto! Und nicht einmal zum Geburtstag, sondern einfach so zwischendurch - für "das erste Mal ins Klo"!
Nein, das war einfach zu viel des Guten. Ich würde wohl eher nervtötende Geräusche in Kauf nehmen müssen und großes Gemecker, wenn die Batterie zu Ende ginge.
So zog ich weiter zu K-Stadt, wo ich beinahe ein Löschfahrzeug zum Selber-Zusammenschrauben gekauft hätte (für 17 Euro, was immerhin 34 Mark gewesen wären, da spürt man erst richtig, wie viel das ist!), wenn ich nicht im letzten Moment gesehen hätte, dass die Leiter nicht ausziehbar war und nicht einmal Sprossen hatte. Sie war im Grunde nur eine dicke Plastikstange. Wie sollten denn da die Feuerwehrmänner hochkommen? Wer denkt sich denn sowas aus? Ich sah Jonnys vorwurfsvolles Gesicht schon lebhaft vor mir: "Männer tapptapp nicht machen, Mama!" Das Auto war ungültig. Keine müden Cent wert.
Schließlich ging ich zu Zuckermann, einem edlen großen Spielwarengeschäft in der Kaiserpassage. Seit einer guten halben Stunde war ich jetzt unterwegs, in einer Viertelstunde wollte ich das Ergebnis in der Tasche haben, mehr Zeit sollte nicht für dieses Vorhaben draufgehen. Zu Hause wartete ein Wäscheberg auf mich, der Staub quoll mir listig von überallher entgegen, der Herd gähnte mich an: "Koch was, koch was!" und im Hinterkopf nagte die fast unmöglich erscheinende Idee, mich für ein halbes Stündchen mit der Geige zurückzuziehen, die allerdings von einer scharfen Stimme in meinem Inneren "Du denkst immer nur an dich!" bereits gedeckelt wurde.
Ich sah neben all den komplizierten, batteriebetriebenen billigen Fabrikaten hier mein favorisiertes Spielbeweg-Modell wieder. Es überzeugte mich absolut. Die vielen Kleinteile, die dazugehörten, würde ich erst einmal irgendwo verwahren, bis Klein-Jonny groß genug wäre, um sie anzuwenden. Stabil, groß und einfach, das gefiel mir. Die Leiter hatte selbstverständlich vernünftige Sprossen. Preis: 67 Euro und 90 Cent. Konnte das wahr sein?
Die Viertelstunde neigte sich ihrem Ende zu. Im Nu war ich wieder bei Wollwert, wo ich ohne Zögern den Karton für neunundvierzigneunzig aus dem Regal zerrte, bezahlen ging und nach Hause fuhr, hoch zufrieden, achtzehn Euro gespart zu haben.

Welch eine Prämie: Ein Neunundvierzigneunzig-Feuerwehrauto für "das erste Mal ins Klo" - aber fünfzig Cent für eine Warmdusche nicht ausgeben wollen! So verhält es sich also mit mütterlichen Verhältnismäßigkeiten!
Tröstlich ist der Gedanke, dass ich das Geld schon in acht Wochen wieder erwirtschaftet haben werde, weil Jonny jetzt ja keine Windeln mehr braucht. Jedenfalls nicht tagsüber.
Und ich werde hundertmal warm duschen. Jawohl!

 

Hallo pmaktiub,

entweder hat man diese Scheiße selber schon durchgemacht und mag das nicht mehr hören oder lesen oder man hat (noch) keine Kinder, dann ist das auch nicht so irre interessant. Für mich ist dieses Thema wirklich nicht lesenswert - sorry - und beim vierten Absatz wird klar, dass es in irgendeine Oddysee ausarten wird.

Vielleicht würde mir das ganze überspitzter besser gefallen und dann in Satire - vielleicht bin ich einfach etwas genervt von Eltern (das hat aber jetzt nichts mit dir zu tun), die über jeden Pubs von ihrem Kind erzählen.

Wenn ich mit dir in der Situation (gleichaltrige Kinder) gewesen wäre, hätte ich dir wahrscheinlich auf die Schulter geklopft, so aber ist die Geschichte für mich nicht reizvoll. Sorry.

Lieber Gruß
bernadette

 
Zuletzt bearbeitet:

Na danke! Gehört die Geschichte nun in die Rubrik Alltag oder gibt es noch eine Rubrik Scheiße? Und seit wann schreibt man Pups mit b? Deine Antwort macht mich etwas bissig, das tut mir Leid. Ich wünsche Dir viele Kinder oder Enkelchen, damit Du auch jemanden hast, dessen Pupse Du interessant findest.
Spaß beiseite:
Ich empfinde das, was Eltern "durchmachen", nicht als Scheiße. Kinderhaben ist anstrengend, ja. Aber Elternsein gehört zum Leben dazu wie Kranksein, Karrieremachen, Fußballspielen, Romantik, Sexualität und Religion. Mich interessiert auch nicht alles! Warum musst Du eine Geschichte, die Du per se uninteressant findest, überhaupt zu Ende lesen (hat Dir etwa mein Stil gefallen??) und dann auf so destruktive Art herabwürdigen?
Da nützt auch kein halbherziges "Sorry". Selbst auf liebe Grüße verzichte ich von Herzen gerne.

pmaktiub

P.S. Es war übrigens meine erste "Elterngeschichte" und es geht mir v.a. um Verhältnismäßigkeiten beim Geldausgeben.

 

Hi pmaktiub,

ich kann deine Reaktion voll und ganz verstehen.

oder gibt es noch eine Rubrik Scheiße?
aber es geht nun mal um dieses Thema in deiner Geschichte. Ich hätte es auch in-die-Windel-mach-Zeit nennen können, das wäre sicher diplomatischer gewesen und hätte dich nicht so getroffen. Also entschuldige ich mich für diesen richtigen, aber unpassenden Ausdruck.

Ich wünsche Dir viele Kinder

ich habe zwei :) und deswegen wahrscheinlich meine Reaktion
Ich empfinde das, was Eltern "durchmachen", nicht als Scheiße.
Das habe ich auch nicht behauptet, das ist deine Interpretation
Kinderhaben ist anstrengend, ja. Aber Elternsein gehört zum Leben dazu wie Kranksein, Karrieremachen, Fußballspielen, Romantik, Sexualität und Religion.
Gebe ich dir Recht.

Mich interessiert auch nicht alles! Warum musst Du eine Geschichte, die Du per se uninteressant findest, überhaupt zu Ende lesen (hat Dir etwa mein Stil gefallen??) und dann auf so destruktive Art herabwürdigen?

Wenn du etwas ins Netz stellst, musst du mit allen Arten von Kritiken rechnen. Leider hast du ein Thema gewählt, auf das ich allergisch reagiere, weil es so viele Eltern gibt, die, wenn sie Nachwuchs haben, leider auch jahrelang nichts mehr anderes im Hirn haben und das die ganze Welt wissen lassen.

Mit meiner Kritik kritisiere ich das Thema des Textes und sage nicht gleichzeitig, dass du als Autorin auch so ein Elternteil bist. Aber ich nehme mir das Recht heraus, zu schreiben, was ich über die Geschichte denke.

Wenn ich dich verletzt habe, ist das blöd, weil das Forum ja zur Freude und nicht zum Ankeifen da ist.

Du schreibst flüssig und kurzweilig. Mich haben wahrscheinlich die wörtlichen Reden des Kindes so auf den Dampfer gebracht, weil das eben massiv in die Richtung: Stell dir vor, was mein Kleiner... , aber klar, der Kleine kann ja nur so reden, aber so entstand der Eindruck für mich.

Vielleicht können andere mehr mit dem Text anfangen.

bernadette

 

Liebe Bernadette,
ich fühle mich ganz ausgesöhnt.
Dass ich außer Nachwuchs nichts mehr im Hirn habe, kann ich nicht behaupten. Aber vielleicht kommt ja der Tag, an dem ich meine Geschichte mit ähnlicher Allergie lese wie Du. Das ist mir jetzt egal!
Vielleicht schreibe ich dann über Themen wie "Ab wann ist frau eigentlich ein Mann?" (Habe gestern Deine Geschichte gelesen, um mal zu gucken, was Dich denn so beschäftigt... hihi)
Aber dafür muss ich wohl erst 40 werden, allzu lange ist das auch nicht mehr.
Echte Grüße!
pmaktiub

 

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